Bremser oder ökonomisches Gewissen? Die Rolle von Controllern im Mittelstand


Hausarbeit, 2015

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

TABELLENVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. PROBLEMSTELLUNG

2. BEGRIFFSBESTIMMUNG
2.1. MITTELSTAND (DEFINITION UND BESONDERE CHARAKTERISTIKA)
2.2. CONTROLLER-ROLLEN NACH WEBER (2008) & WEBER/SCHÄFER (2014)

3. STATE OF THE ART
3.1. FORSCHUNGSÜBERBLICK ÜBER AUFGABEN VON CONTROLLERN IMMITTELSTAND
3.2. ZUORDNUNG DER FORSCHUNGSERGEBNISSE ZU DEN CONTROLLERROLLEN

4. KRITISCHE WÜRDIGUNG

LITERATURVERZEICHNIS

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Controller-Rollen nach Weber (2008) bzw. Weber /Schäfer (2014)

Tabelle 2: Überblick über die verwendeten Studien

Tabelle 3: Einsatzintensität von Controlling-Instrumenten nach Kosmider (1993)

Tabelle 4: Einsatzintensität von Controlling-Instrumente nach Legenhausen (1998)

Tabelle 5: Einsatzintensität von Controlling-Instrumente nach Ossadnik/van Lengerich/Barklage (2003)

Tabelle 6: Einsatzintensität von Controlling-Instrumente Holland-Letz (2008)

Tabelle 7: Träger von Controlling-Aufgaben nach Kosmider (1993)

Tabelle 8: Verbreitung der Controllern zugewiesenen Rollen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Problemstellung

Mittelständische Unternehmen bilden eine wichtige Säule der deutschen Wirtschaft. In Abhängigkeit von der gewählten Mittelstandsdefinition und dem Erhebungsjahr geht die Literatur davon aus, dass circa 99 % der deutschen Unternehmen mittelständisch sind.1 Obgleich es sehr erfolgreiche mittelständische Unternehmen mit einem nur gering aus- geprägten Controlling gibt, ergab eine Untersuchung der Euler Hermes Kreditversiche- rung, dass 79 % der Insolvenzverwalter fehlendes Controlling als häufigste Insolvenzu- rsache ansehen.2 Trotz der Bedeutung des Controllings ist die Rolle der Controller in solchen Unternehmen wenig untersucht.3 Studien zu Controller-Rollen sind zwar vor- handen, aber sie differenzieren noch nicht nach Unternehmensgrößen.4 Erkenntnisse für Großunternehmen können allerdings nicht problemlos auf den Mittelstand übertra- gen werden.5 Viel mehr liegt es nahe, dass der Mittelstand eigene Charakteristika auf- weist, welche sich auch auf die Ausgestaltung der Controller-Rollen auswirken.

Diese Arbeit soll daher der Frage nachgehen, wie in mittelständischen Unternehmen die Rolle der Controller ausgestaltet ist. Der Aufbau der Arbeit soll im Folgenden kurz erläutert werden. In Kapitel 2. sollen zunächst die theoretischen Grundlagen gelegt werden. Hierfür wird in Kapitel 2.1. der Mittelstandsbegriff definiert. Ferner soll auf die Besonderheiten mittelständischer Unternehmen eingegangen werden, um deutlich zu machen, warum Ergebnisse für nicht-mittelständische Unternehmen nicht ohne Weite- res übertragbar sind. Schließlich soll in Kapitel 2.2. erläutert werden, was unter Control- ler-Rollen zu verstehen ist. Hierfür werden die Controller-Rollen nach Weber (2008) bzw. Weber/Schäffer (2014) die konzeptionelle Grundlage bilden. In Kapitel 3.1. soll im Anschluss ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand gegeben werden, welcher in 3.2. den Controller-Rollen zugeordnet werden soll. In Kapitel 4 soll eine kritische Würdigung erfolgen. Insbesondere soll die Frage beantwortet werden, wie gut die Con- troller-Rollen nach Weber geeignet sind, um die Rollenbilder in mittelständischen Un- ternehmen abzubilden. Auch sollen Unterschiede zu der Rollenverteilung in nicht- mittelständischen Unternehmen aufgezeigt werden.

2. Begriffsbestimmung

2.1. Mittelstand (Definition und besondere Charakteristika)

Der Mittelstand bezeichnet ein deutsches Phänomen. Der Begriff selbst wird auch in der internationalen Forschung nicht übersetzt.6 Es scheint allerdings nicht eindeutig zu sein, was unter Mittelstand verstanden werden darf und was nicht. Vielmehr gibt es zahlreiche qualitative und quantitative Definitionsansätze. Oftmals erfolgt eine synony- me Verwendung mit ähnlichen, aber nicht deckungsgleichen Begriffen wie den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) oder Familienunternehmen.7 Dies ist problematisch, da auch den Studien zur Thematik Begriffsdefinitionen zugrunde liegen, welche sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden. Um einen einheitlichen konzeptionellen Rahmen für diese Arbeit festzulegen, soll im Folgenden eine Definition anhand in der Literatur häufig genannter Kriterien erarbeitet werden.

Einer der Hauptunterschiede zwischen den vorherrschenden Definitionen von Mittel- stand und KMU ist, dass letztere oftmals rein über quantitative Größen wie die Anzahl der Mitarbeiter (MA), den Umsatz oder die Bilanzsumme abgegrenzt werden.8 Dem Mit- telstandsbegriff hingegen liegen je nach Definition entweder rein qualitative oder eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Kriterien zu Grunde.9 Eine rein qualitative Mittelstandsdefinition findet sich beim Institut für Mittelstandsfor- schung (IfM). Die Abgrenzung mittelständischer Unternehmen von nicht- mittelständischen erfolgt hierbei über das „Kriterium der Einheit von Eigentum und Lei- tung“.10 Problematisch an der IfM-Definition des Begriffes Mittelstand ist ihre teils mit Schwierigkeiten verbundene Operationalisierbarkeit.11 Aus diesem Grunde wird in der Mittelstandsforschung oftmals auf KMU als Proxy für Mittelstand abgezielt.12 Auch in machen Arbeiten des Forschungsüberblicks wird eine rein quantitative Mittelstandsdefi- nition verwendet und es kommt auch hier teilweise zu einer synonymem Verwendung der Begriffe Mittelstand und KMU.13 Würde dieser Arbeit eine rein qualitative Definition zu Grunde gelegt werden, würde dies einen erheblichen Teil der Forschung zur Thema- tik ausschließen. Aus diesem Grunde soll im Folgenden Mittelstand primär über rein quantitative Kriterien definiert werden, obwohl damit in Kauf genommen wird, dass die Begriffe Mittelstand und KMU nicht so deutlich voneinander abgrenzt werden, wie dies theoretisch möglich wäre. Auch wird die Kontextbezogenheit von quantitativen Abgren- zungskriterien in dieser Definition außer Acht gelassen.14 Doch auch bei einer rein quantitativen Betrachtung herrscht in der Literatur keine Einigkeit darüber, welche Un- ternehmen als KMU gelten. Mögliche Ansätze finden sich in den Abgrenzungen des IfM, der Europäischen Kommission und des Deloitte Mittelstandinstituts. Das IfM ver- steht unter KMU Unternehmen mit bis zu 500 MA und einem Jahresumsatz von maxi- mal 50 Mio EUR.15 Die EU-Kommission definiert KMU als unabhängige Unternehmen mit maximal 250 MA und weniger als 50 Mio EUR Umsatz oder einer Bilanzsumme, welche 43 Mio EUR nicht überschreiten darf.16 Der Mittelstandsbegriff des Deloitte Mit- telstandsinstituts umfasst sowohl qualitative als auch quantitative Kriterien.17 Mittelstän- dische Unternehmen sind hierbei Unternehmen, welche durch den Eigentümer oder die Familie geführt werden, unabhängig von weiteren quantitativen Kriterien, oder mana- gergeführte Unternehmen mit bis zu 3000 MA und 600 Mio EUR Umsatz.18 Die Bandbreite der Unternehmen, welche unter die jeweiligen Definitionen fallen wür- den, variiert erheblich, so dass es nötig ist, eine Arbeitsdefinition festzulegen. In dieser Arbeit sollen daher deutsche Unternehmen mit bis zu 500 MA als Mittelstand definiert werden. Weitere quantitative Kriterien wie der Umsatz oder die Bilanzsumme werden nicht in der Arbeitsdefinition berücksichtigt. Dies ist nötig, da häufig zitierte Arbeiten zur Thematik, insbesondere die Studien von Ossadnik/Barklage/van Lengerich (2002), Kosmider (1993) und Legenhausen (1998), die MA-Anzahl als einziges quantitatives Abgrenzungskriterium heranziehen und keine einheitlichen qualitativen Kriterien ver- wenden.

Ferner soll nun noch kurz darauf eingegangen werden, welche Besonderheiten KMU aufweisen, die es problematisch machen, Forschungsergebnisse für Großunternehmen auf diese zu übertragen. Stichpunktartig seien hier zu nennen:

- Stärkere Beschränkung verschiedener Ressourcen wie Kapital oder Personal19
- MA weisen tendenziell eine geringere Spezialisierung auf20
- Kaum Abteilungsbildung21
- Funktionshäufungen22
- Geringeres betriebswirtschaftliches Know-How23
- Entscheidungstreffung häufig mittels Intuition24
- Kaum ausgebautes und formalisiertes Informationswesen25
- Patriarchalische Führung26

Aus diesem Grunde ist es eine naheliegende Vermutung, dass die besonderen Strukturen von KMU auch einen Einfluss auf die Ausgestaltung des Controllings solcher Unternehmen haben. So kommt Lohr (2012) zu dem Schluss, dass insbesondere KostenNutzen-Abwägungen, unzureichend zur Verfügung stehende Software-Lösungen oder die Wahl der Entscheidungsträger, ihre Entscheidungen basierend auf Erfahrungen zu treffen, den Einsatz des Controllings im deutschen Mittelstand prägen.27 Inwiefern dies der Fall ist, soll im Folgenden untersucht werden.

2.2. Controller-Rollen nach Weber (2008) & Weber/Schäfer (2014)

Schon für die Begriffe Controlling beziehungsweise Controller herrschen in der Literatur keine einheitlichen Definitionen.28 Aus diesem Grunde sind auch die Rollen des Controllers nicht eindeutig festgelegt, da der „Bezugspunkt der Rollenbilder (...) das Aufgabenspektrum der Controller ist“ und dieses in der Praxis sehr breit gefächert ist.29 In der Literatur finden sich daher Sets von häufig vertretenen Rollenbildern.30 In dieser Arbeit sollen die Rollen nach Weber (2008) bzw. nach Weber/Schäfer (2014) den konzeptionellen Rahmen bilden.31 Alternative Rollenbilder finden sich unter anderem bei Zünd oder Sathe.32 Ein tabellarischer Überblick über die Rollenbilder findet sich in Tabelle 1, welche im Anschluss kurz erläutert werden sollen.33

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Controller-Rollen nach Weber (2008) bzw. Weber /Schäfer (2014)34

Der Erbsenzähler weist Gemeinsamkeiten mit Buchhaltern auf.35 Seine primäre Funkti- on ist die des Zahlenlieferanten.36 Seine Tätigkeiten umfassen die Informationsversor- gung des Managements, insbesondere die monetäre Bewertungen in der Planung, die Budgetierung und die Berichterstattung über Abweichungen. Der Bremser übernimmt eine „Korrektur- bzw. Filterrolle gegenüber dem Management“ im Planungsprozess.37 Die Rolle des Kontrolleurs/Wadenbeißers ist eng an die Kontrollaufgabe des Controllers geknüpft.38

[...]


1 Vgl. Witt/Witt (1996), S. 1 & Picot (2008), S. 4.

2 Vgl. Flacke (2007), S. 276 & Lohr (2012), S. 35.

3 Vgl. Becker/Staffel/Ulrich (2009), S. 6.

4 U. a. bei Weber (2008), S. 8-10.

5 Vgl. Rieg/Gruber/Reißig-Thust (2013), S. 63.

6 Vgl. Simon (1993), S. 115 & Audretsch/Elston (1997), S. 97.

7 Vgl. Hiebl (2015), S. 360, Becker/Staffel/Ulrich (2011), S. 283, Becker/Ulrich (2009), S. 308, Picot (2008), S. 4, Zimmermann (2001), S. 24.

8 Vgl. Hiebl (2015), S. 360.

9 Vgl. ebd.

10 IfM (o.J.).

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. ebd.

13 U.a. bei Berens/Püthe/Siemes (2005) oder Becker/Ulrich/Staffel (2011).

14 Vgl. beispielweise Hiebl (2015), S. 361, zur Kontextbezogenheit des Abgrenzungskriteriums Umsatz.

15 Vgl. Holland-Letz (2008), S. 14.

16 Vgl. Holland-Letz (2008), S. 14 & Feldbauer-Durstmüller/Mühlböck (2009), S. 58.

17 Vgl. Becker/Staffel/Ulrich (2008), S. 20.

18 Vgl. ebd.

19 Vgl. Rieg/Gruber/Reißig-Thust (2013), S. 64, Hiebl/López (2015), S. 3 & Urigshardt/Jacobs/Letmathe (2008), S. 7.

20 Vgl. Rieg/Gruber/Reißig-Thust (2013), S. 64.

21 Vgl. Pfohl (2006), S.18.

22 Vgl. ebd.

23 Vgl. Winter (2008), S. 78.

24 Vgl. Pfohl (2006), S. 18.

25 Vgl. ebd.

26 Vgl. ebd.

27 Vgl. Lohr (2012), S. 50.

28 Vgl. Weber (2008), S. 4, Weber/Schäffer (2014), S. 20 & Zimmermann (2001), S. 10.

29 Weber (2008), S. 4.

30 Vgl. Weber/Schäffer (2014), S. 469.

31 Vgl. Weber (2008), S. 5-7 & Weber/Schäffer (2014), S. 15-17.

32 Vgl. Schreiber (2010), S. 37.

33 Vgl. Weber/Schäffer (2014), S. 17.

34 Tabelle eigene Darstellung in Anlehnung an Weber (2008), S. 5-7 & Weber/Schäffer (2014), S. 17.

35 Vgl. Weber/Schäffer (2014), S. 15.

36 Vgl. Weber (2008), S. 11.

37 Weber/Schäffer (2014), S. 16.

38 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Bremser oder ökonomisches Gewissen? Die Rolle von Controllern im Mittelstand
Hochschule
Universität Siegen  (Management Accounting and Control)
Veranstaltung
Master-Seminar Controlling im Mittelstand
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
27
Katalognummer
V313655
ISBN (eBook)
9783668126237
ISBN (Buch)
9783668126244
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bremser, gewissen, rolle, controllern, mittelstand
Arbeit zitieren
Christine Weigel (Autor:in), 2015, Bremser oder ökonomisches Gewissen? Die Rolle von Controllern im Mittelstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313655

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