Die Universität Wittenberg. Gründungsphase und bauliche Ausstattung


Hausarbeit, 1990

26 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung … 1

2 Die Gründung der Universität Wittenberg … 2
2.1 Vorgeschichte und Anlaß … 2
2.2 Die Wahl des Standortes Wittenberg … 3
2.3 Kurfürst Friedrich der Weise und seine Kulturpolitik … 4
2.4 Die Privilegierung durch den König … 4
2.4.1 Der politische Kontext … 4
2.4.2 Der Stiftsbrief vom 6. Juli 1302 … 5
2.5 Die Eröffnung … 6
2.6 Die Bestätigung durch die Kirche … 7

3 Die bauliche Ausstattung … 9
3.1 Die Schloßkirche Allerheiligen … 10
3.2 Das Fridericianum … 11
3.2.1 Das Alte Collegium … 11
3.2.2 Das Neue Collegium … 12
3.3 Das Collegium Juridicium … 12
3.4 Die Bursen … 13
3.5 Das Lutherhaus … 13
3.6 Das Melanchthonhaus … 14

4 Schlußbemerkung … 15

5 Anmerkungen … 16

6 Anhang: Abbildungen … 18

7 Verzeichnis der benutztenQuellenundDarstellungen … 23
7.1 Quellen … 23
7.2 Darstellungen … 23

1. Einleitung

Wenn heute von der Universität Wittenberg die Rede ist, denkt man zuerst an die Reformation und an den wohl berühmtesten Lehrer dieser Hochschule:Martin Luther. Die Universität Wittenberg wurde jedoch keineswegs der Reformation wegen oder gar durch Luther selbst gegründet. Als Luther 1508 erstmals nach Wittenberg kam, bestand die Universität bereits seit sechs Jahren.

Gegründet worden war sie im Jahre 1502 durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (1486-1525) aus dem Hause Wettin. Die entscheidende Initiative war also vom Landesherrn ausgegangen. Der Kurfürst finanzierte seine Universität teilweise aus eigener Tasche und behielt sich so eine unmittelbare Einflußmöglichkeit vor. Die neugegründete Hochschule stand von Anfang an dem Humanismus offen. Zu dieser Zeit war allerdings noch nicht abzusehen, daß hier eine Bewegung ihren Anfang nehmen würde, die die gesamte christliche Welt verändern sollte.

Die vorliegende Arbeit befaßt sich zunächst mit der eigentlichen Gründungsphase der Wittenberger Universität, der "Leucorea". Dabei sollen die historisch-politischen Hintergründe beleuchtet werden, die den Anstoß zur Einrichtung einer Hochschule gegeben haben. Im Mittelpunkt steht die Person des Gründers: Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Ein interessanter Punkt ist die Privilegierung: im Falle Wittenberg erfolgte erstmals die Privilegierung durch den König vor der Bestätigung durch den Papst. - Auf die Anfänge des Lehrbetriebes im allgemeinen sowie auf die Einflüsse von Humanismus und Reformation im besonderen kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, um den vorgegebenen Rahmen nicht zu sprengen.

Zur Geschichte der Universität Wittenberg gibt es umfangreiche Sekundärliteratur, die aber nur wenig neue Forschungsergebnisse bringt. Maßgeblich ist immer noch die Universitätsgeschichte von Walter Friedensburg[1] aus dem Jahre 1917. Lediglich zur Biographie Friedrichs des Weisen liegt mit der Leipziger Dissertation von Bernd Stephan[2] eine umfassende neuere Darstellung vor.

Der zweite Teil meiner Untersuchung beschäftigt sich mit der baulichen Ausstattung der Leucorea im 16. Jahrhundert. Einige der Universitätsbauten sind ja bis heute erhalten, wenngleich in stark verändertem Zustand. Die Baulichkeiten haben das Interesse der historischen Forschung weniger stark geweckt. Die Darstellungen zur Universitätsgeschichte behandeln die Gebäude zumeist nur marginal, und ihre Angaben zu Baudaten o.ä. sind spärlich und wenig zuverlässig. Daher stütze ich mich im wesentlichen auf das Inventar der Wittenberger Denkmale[3], auf die Urkunden sowie auf zeitgenössische bildliche Quellen.

2. Die Gründung der Universität Wittenberg

2.1 Vorgeschichte und Anlaß

Friedrich der Weise gründete die Universität Wittenberg als die akademische Bildungsstätte des Kurfürstentums Sachsen, da in seinem Territorium keine Hochschule vorhanden war. Zwar hatte in Sachsen bereits vorher eine solche bestanden: die 1409 durch Markgraf Friedrich von Meißen gegründete Universität Leipzig. Aber die Wettiner Lande waren 1485 geteilt worden. Nach dem Tode Markgraf Friedrichs des Sanftmütigen (1464) hatten dessen Söhne, Ernst und Albrecht, die Regierungsgeschäfte vorerst gemeinsam geführt. Infolge von Auseinandersetzungen hatten sie sich jedoch 1485 entschlossen, das Land zu teilen. Der Ältere, Ernst, behielt die Kurwürde[4]. Die Stadt Leipzig mit ihrer Universität wurde aber dem albertinischen Landesteil zugeschlagen. "Die Teilung (konnte) der Macht und dem Ansehen des Hauses Wettin natürlich nur nachteilig sein; auch legte sie den Grund zu fast ununterbrochenen Streitigkeiten zwischen den beiden Linien."[5] Im August 1486 starb Kurfürst Ernst. Seine beiden Söhne, Kurfürst Friedrich III. und Herzog Johann, übernahmen gemeinsam die Regierung.

Das Kurfürstentum Sachsen besaß also seit 1485 keine eigene Universität mehr - ein erhebliches Manko für einen Territorialstaat. Eine eigene Hochschule war für einen Landesherrn, für einen Kurfürsten besonders, zunächst ein Prestigeobjekt: "Landesherren konnten Universitäten gründen, sie mußten es bis zu einem gewissen Grade aber auch. Zum eigenen Land gehörte eine solche Einrichtung, mit der man etwas für den Glauben der Untertanen, für das allgemeine Wohl und für die Sicherheit der eigenen Herrschaft tat."[6] Mehr noch war eine Universität aber eine finanzielle und praktisch-politische Notwendigkeit. Für den Aufbau einer Verwaltungsorganisation wurden Beamte und Juristen gebraucht, die mit den Gegebenheiten des Landes vertraut waren. Desgleichen schien es sinnvoll, auch die Kleriker im Lande selbst auszubilden. "Zum einen diente diese Universität der Heranbildung qualifizierten Nachwuchses für alle Bereiche territorialstaatlicher Tätigkeit und des öffentlichen Lebens, zum anderen stellte sie eine Institution dar, die auch für den Fürsten beratend tätig wurde, vor allem in Rechtsfragen ..."[7] Studenten an fremden Hochschulen ausbilden zu lassen, war unpraktisch und brachte zudem Geld außer Landes. Auswärtige Fachleute heranzuziehen, belastete ebenso den Staatshaushalt. Zudem wäre man so von ausländischen Institutionen abhängig geworden.

Einen zusätzlichen und nicht unwichtigen Anreiz zur Errichtung einer eigenen Universität stellte für Friedrich die Konkurrenz zu seinen Verwandten, den Albertinern, dar. Insbesondere seit dem Regierungsantritt Herzog Georgs 1300 gab es immer wieder Spannungen. In Leipzig blickte man mit Sorge auf die nahegelegene Neugründung, die klar als Konkurrenz verstanden wurde.[8] Immerhin hatte Leipzig einen seiner Professoren, den Theologen und Mediziner Martin Polich von Mellerstadt, an Wittenberg verloren: ein Gelehrtenstreit hatte ihn bewogen, Leipzig zu verlassen. Schließlich begründen Friedrich und Johann in der Eröffnungsankündigung ihre Hochschulgründung unter anderem mit dem "unfleiß und mangel guter und gelerter meister"[9], wie STEPHAN meint, "mit Blickrichtung Leipzig"[10].

2.2 Die Wahl des Standortes Wittenberg

Als Standort der neuen Universität wählte der Fürst Wittenberg, seine Haupt- und Residenzstadt, mit der die Kurwürde verknüpft war. Friedrich bemühte sich schon bald nach seinem Regierungsantritt, dem ziemlich reizlosen und heruntergekommenen Städtchen ein repräsentativeres Gesicht zu verleihen. So ließ er das Schloß mit der Schloßkirche sowie eine neue Elbbrücke erbauen. Die Einrichtung der Hochschule brachte der Stadt dann einen raschen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Wittenberg wurde bald zum geistigen Zentrum Kursachsens. Dadurch daß die Universität "gewissermaßen im Herzen des kursächsischen Territorialstaates" eingerichtet wurde, "wurde sie gleichsam zum Symbol landesherrlicher Macht und Souveränität, zumal sie mit ihren Gelehrten und ihrer Lehrautorität auch eine repräsentative Funktion erfüllte, die dem Kurfürsten, der ja auf Prestigezuwachs und Bewahrung seines Ansehens erpicht war, sehr gelegen kam."[11]

2.3Friedrich der Weise und seine Kulturpolitik

Die Entstehung der Wittenberger Universität ist letztlich nur der Initiative eines einzelnen Mannes zu verdanken: des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. Den Beinamen "der Weise" erhielt er wegen seiner umfangreichen Förderung der Künste und Wissenschaften, vor allem des Humanismus. Er schützte Luther, als dieser den Zorn der römischen Kirche auf sich gezogen hatte, und ermöglichte so den Durchbruch der reformatorischen Lehre. Zeitlebens zog er namhafte Künstler, Kunsthandwerker und Gelehrte an seinen Hof[12]. Dennoch war er weniger Mäzen als praktisch denkender Landesherr. "Ein Fürst, der Kunstwerke bestellte und kaufte, zeigte damit seinen Reichtum und unterstrich seine Bedeutung."[13]

In einer Zeit, in der die höfische Kultur des späten Mittelalters noch als Lebensideal galt, stand die Absicht zu repräsentieren im Vordergrund. Und gerade der Herrscher eines relativ kleinen Territoriums, wie Kursachsen es nun einmal war, mußte seinen Fürstenkollegengegenübersein Gesicht wahren. Dies kommt am stärksten bei Friedrichs Baumaßnahmen zum Ausdruck. Mit dem Bau des Schlosses und der Schloßkirche wurde in Wittenberg "eine Repräsentationsresidenz geschaffen ..., wie sie andere Fürsten auch besaßen."[14]

2.4 Die Privilegierung durch den König

2.4.1 Der politische Kontext

Am 6.Juli 1502 stellte Maximilian I. in Ulm das Gründungsprivileg für die Wittenberger Universität aus. Dieses Datum muß in seinem historisch-politischen Zusammenhang gesehen werden. Dazu ist ein Blick auf Friedrichs Verhältnis zu Maximilian vonnöten.

Die Ausstellung des Stiftsbriefes fällt in eine Phase, als sich das Verhältnis zwischen dem König und dem sächsischen Kurfürsten zunehmend verschlechterte. Zunächst hatte zwischen beiden ein fast freundschaftliches Einvernehmen geherrscht. Friedrich hatte sich sehr um eine Pflege der gegenseitigen Beziehungen bemüht, nicht zuletzt aufgrund des hohen Ansehens, das sein Vetter, Herzog Albrecht, bei Hofe genoß, und er hatte politische Aufgaben bei Hofe übernommen.[15] Dann jedoch änderte Maximilian seine Politik. Friedrichs Aktivitäten waren zunichte. Hierdurch und wohl auch durch den Bruch eines Eheversprechens[16] wiederholt brüskiert zog Friedrich sich 1488 vom königlichen Hof zurück und widmete sich fortan verstärkt seinem eigenen Machtbereich.

In dieser Zeit formierte sich unter den Reichsfürsten unter der Führung von Bertold von Mainz eine Opposition gegen die Machtstellung des Königs. Bertolds Reichsreformplan sah eine Stärkung der Befugnisse der Stände vor. Friedrich schloß sich dem Oppositionslager an. Anfang Juli 1502 trafen sich die Kurfürsten in Gelnhausen, um über ihr weiteres Vorgehen zu beschließen.

KLEIN stellt fest: "Genau in die Zeit des Gelnhausener Tages fällt das berühmte Olmer Diplom König Maximilians I. vom 6.Juli 1502, mit dem er seine Zustimmung zu der von Kurfürst Friedrich geplanten Errichtung einer Universität zu Wittenberg im Kurland Sachsen erteilte." Zwar seien die Motive des Königs, gerade auf dem Höhepunkt des Konfliktes dieses Privileg auszustellen, nicht geklärt, aber schon der Zeitpunkt lasse einen Zusammenhang vermuten: "War es etwa das Ziel des Königs, den sächsischen Kurfürsten wieder an sich zu ziehen und einen Keil in die Front der konspirierenden Fürsten zu treiben?"[17] Die Vermutung liegt durchaus nahe, zumal Friedrich nicht der einzige war, dem der König in diesen Tagen besondere Vergünstigungen gewährte. Jedenfalls verlief die kurfürstliche Opposition in den Folgejahren weitgehend im Sande.

[…]


[1] Friedensburg, W.: Geschichte der Universität Wittenberg. Halle 1917

[2] Stephan, B.: Beiträge zu einer Biographie Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, des Weisen (1463-1525). Theol. Diss. Leipzig 1979

[3] Die Denkmale der Lutherstadt Wittenberg. Bearb. v. F. Bellmann, M.-L. Harksen u. R. Werner. Weimar 1979

[4] Daher gehörte Wittenberg als die Kurstadt zum ernestinischen Landesteil.

[5] Friedensburg S.3

[6] Ellwein, Th.: Die deutsche Universität: vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Königstein/Ts. 1985. S.43

[7] Stephan, Beiträge, S.190

[8] So fand in Leipzig unmittelbar nach der Wittenberger Eröffnung eine Universitätsreform statt. Stephan, Beiträge, S.194

[9] Urkundenbuch der Universität Wittenberg. Bearb. v. W. Friedensburg. 2 Bde. 0.0. 1926-1927. (Abgekürzt: UBUW). Nr.2

[10] Stephan, Beiträge, S.193

[11] ebenda, S.192

[12] So kam Lucas Cranach nach Wittenberg. Im Auftrag Friedrichs arbeiteten u.a. Dürer und Riemenschneider.

[13] Stephan, B.: Kulturpolitische Maßnahmen Friedrichs III.,des Weisen, von Sachsen. - In: Luther-Jahrbuch 49 (1982). S.64

[14] ebenda, S.64f.

[15] U.a. stand er an der Sptize des Reichshofrats, und er übernahm die Vermittlungen zwischen Habsburg und Valois.Klein, Th.: Politik und Verfassung von der Leipziger Teilung bis zur Teilung des ernestinischen Staates (1485-1572). In: Patze, H. und Schlesinger, W.: Geschichte Thüringens, Bd.3: Das Zeitalter des Humanismus und der Reformation (= Mitteldt. Forschungen 48/III). Köln 1967. S.188f.

[16] "Er (der König) werde dem sächsischen Kurfürsten einem ausgezeichneten Manne, seine tochter zur Ehe geben, - er sie nicht nach Schottland, Polen oder England verheirate!" so Maximilian 1498 an den spanischen Gesandten. – Klein S.189

[17] Klein S.192

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Universität Wittenberg. Gründungsphase und bauliche Ausstattung
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Fachbereich Geschichte - Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte)
Veranstaltung
Studenten und Universitäten zu Beginn der Neuzeit
Note
1
Autor
Jahr
1990
Seiten
26
Katalognummer
V313277
ISBN (eBook)
9783668124257
ISBN (Buch)
9783668124264
Dateigröße
4946 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wittenberg, Universitätsgeschichte, Leucorea, Friedrich der Weise, Luther, Melanchthon, Kursachsen, Universitätsgründung, Schloss Wittenberg, Reformationszeit, Schlosskirche Wittenberg, Lutherhaus
Arbeit zitieren
Kathrin Ellwardt (Autor:in), 1990, Die Universität Wittenberg. Gründungsphase und bauliche Ausstattung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313277

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