Die Dichotomie von Geist und Natur in "Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse


Hausarbeit, 2007

13 Seiten

Natascha Schneider (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kompositionsstruktur

3. Die Gegensätze Natur und Geist
3.1 Narziß
3.2 Goldmund
3.3 „Einheit durch Zweiheit“ - Das Verhältnis von Narziß und Goldmund

4. Die Überwindung der Gegensätze in der Kunst

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In meiner Hausarbeit zu Hermann Hesses Erzählung Narziß und Goldmund, welche im Jahre 1930 erschien, möchte ich die Thematik der Dichotomie von Geist und Natur näher analysieren. Bei den Protagonisten dieses Werks handelt es sich um zwei einander gegensätzliche Charaktere. Während Narziß den „Geistesmensch“ verkörpert, stellt Goldmund den „Sinnenmensch“ dar. Trotz ihrer Gegensätzlichkeit schließen die beiden Freundschaft und jeder sucht auf seine Weise nach der Vollkommenheit.

In meinen Ausführungen soll vor allem geklärt werden, welche Bedeutung die Kunst für Goldmund hat und ob die Gegensätze in der Kunst überwunden werden können. Dieser Thematik will ich mich nähern, indem zunächst die Kompositionsstruktur im Hinblick auf die äußere und innere Entwicklung der Handlung erläutert wird. Im Anschluss daran soll hervorgehoben werden, worin die Gegensätzlichkeit der Charaktere liegt und welche Bedeutung die Freundschaft für die Beiden im Einzelnen hat. Davon verspreche ich mir einen leichteren Zugang bei der Untersuchung der Kunstthematik.

2. Kompositionsstruktur

Hermann Hesses Erzählung ist aufgebaut in zwei Handlungsebenen. Zum einen setzt sich die Handlungsebene des Werks aus der äußeren Entwicklung Goldmunds und zum anderen aus seiner inneren Entwicklung zusammen. Während die äußere Entwicklung einen groben Überblick über die Stationen in Goldmunds Leben gibt, zeigt die innere Handlung Einblicke in seine seelische Entwicklung. Jedes Erlebnis einer äußeren Handlung, prägt Goldmunds innere Entwicklung entscheidend. Demzufolge sind die beiden Handlungen eng miteinander verknüpft. Die Entwicklungen lassen sich in jeweils drei Stufen unterteilen.

Die äußere Handlung ist unterteilt in drei Stufen. Die erste Stufe besteht aus der Jugendzeit von Goldmund im Kloster. Damit verbunden ist auch die Abhängigkeit sowie die Loslösung von Narziß. In der zweiten Stufe lebt Goldmund in Freiheit als Wanderer und in der dritten Stufe kehrt er zu Narziß ins Kloster zurück.

In der Anfangszeit im Kloster besteht Goldmunds Wunsch darin, ein guter Schüler zu sein mit dem Ziel ins Noviziat aufgenommen zu werden. Er verkennt zunächst seine eigentliche Natur und bereitet sich deshalb auf das Mönchsleben vor.1 Durch die freundschaftliche Verbindung zwischen den beiden, gelingt es Narziß in einem Gespräch Goldmund zu sich selbst zu erwecken und ihm den Weg seines Schicksals zu weisen. Somit wird Goldmund bewusst, dass das Klosterleben nicht seine Bestimmung ist. Deshalb verlässt er das Kloster und beginnt seine Wanderschaft. „Jetzt war er sehend und war kein Kind und Schüler mehr.“2 Während der Wanderschaft kann er sich ganz seinen Sinnen hingeben. Auf der Suche nach Vollkommenheit unterbricht Goldmund für einige Zeit seine Wanderschaft und arbeitet als Künstler. Er hofft seine Erfüllung in der Kunst zu finden, mit der er versucht seine inneren Gegensätze zu versöhnen. Vom Ruf der Urmutter getrieben, setzt er seine Wanderschaft fort. „Als er dies dachte, hatte Goldmund plötzlich ein Gesicht. Es war nur ein Augenblick, ein zuckendes Aufblitzen: er sah das Gesicht der Urmutter, über den Abgrund des Lebens geneigt, mit einem verlorenen Lächeln schön und grausig blicken, sah es lächeln zu den Geburten, zu den Toden, zu den Blumen, zu den raschelnden Herbstblättern, lächeln zur Kunst, lächeln zur Verwesung.“3 Nach weiteren Jahren der Wanderschaft, kehrt er gemeinsam mit Narziß ins Kloster zurück. Dort denkt Goldmund über seinen Lebensstil nach, und stirbt letzten Endes glücklich, weil er seines Glaubens nach mit der „Mutter“ vereint wird, die ihn im Tod zu sich nimmt.

Es wird ein Handlungskreislauf deutlich. Dieser Handlungskreislauf beschreibt zwar „wesentlich das Schicksal Goldmunds“. Jedoch nimmt die Handlung von Narziß seinen Ausgang und kehrt am Ende wieder zu Narziß zurück.4 Dort schließt sich der äußere sowie der innere Handlungskreis und verdeutlicht Goldmunds Entwicklung. „Am Beginn des Romans ist Narziß der Überlegene.“5 Narziß nimmt die Rolle des „Sehenden“ ein. Er erkennt, dass Goldmunds Bestimmung nicht in der göttlichen Annäherung an das Vollkommene liegt. Deshalb zeigt Narziß Goldmund seinen richtigen Weg der Berufung. Dieser Weg führt weg vom Kloster, woraufhin Goldmund sein Leben in der Wanderschaft fortsetzt. Durch die Erlebnisse der Wanderschaft, geprägt durch die Visionen des Mutterbildes, „bringt Goldmund am Ende die Weisheit der Lebenserfahrung und die Apotheose der Kunst in das karge Leben des Freundes und stellt durch diese dankbar entgegengenommenen Gaben das Gleichgewicht wieder her.“6

Wie die Handlungsstruktur zeigt, zielt die Komposition eher auf die Darstellung von Goldmund ab. Er ist in jeder Szene präsent.7 Im Werk werden zwar beide Positionen (Narziß sowie Goldmund) narratologisch relativierend, kontrastiert dargestellt,8 jedoch ist Narzißens Wirken immer in Hinblick auf Goldmund zu betrachten. Während Goldmund eine eigenständige Entwicklung im gesamten Romanverlauf durchlebt, ist Narziß nur der Auslöser dieses Geschehens.

3. Die Gegensätze Natur und Geist

Bereits im Titel von Hermann Hesses Werk „Narziß und Goldmund“ wird deutlich, dass es sich bei den Figuren um Polaritäten handeln muss. Jedoch ist das Wirken der Figuren stets voneinander beeinflusst. Deshalb bilden Narziß und Goldmund eine „Einheit durch Zweiheit“. In den folgenden Ausführungen soll zunächst aufgezeigt werden, weshalb die Figuren Polaritäten verkörpern. Im Anschluss daran wird beleuchtet, worin die „Einheit“ der Protagonisten liegt.

[...]


1 vgl. Schwarz, E. (1994): Narziß und Goldmund. In: Hermann Hesse Romane. Interpretationen. Stuttgart, S. 115

2 Hesse, H. (2007): Narziß und Goldmund. Frankfurt am Main, S. 82

3 Hesse, H. (2007): Narziß und Goldmund. Frankfurt am Main, S. 175f

4 vgl. Drewermann, E. (1995): Das Individuelle gegen das Normierte verteidigen. Zwei Aufsätze zu Hermann Hesse. Frankfurt am Main, S. 59

5 Schwarz, E. (1994): Narziß und Goldmund. In: Hermann Hesse Romane. Interpretationen. Stuttgart, S. 128

6 Schwarz, E. (1994): Narziß und Goldmund. In: Hermann Hesse Romane. Interpretationen. Stuttgart, S. 128

7 vgl. Schwarz, E. (1994): Narziß und Goldmund. In: Hermann Hesse Romane. Interpretationen. Stuttgart, S. 129

8 vgl. Singh, S. (2006): Hermann Hesse. Stuttgart, S. 196

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Dichotomie von Geist und Natur in "Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Hermann Hesse
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V312505
ISBN (eBook)
9783668117952
ISBN (Buch)
9783668117969
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hermann Hesse, Narziß und Goldmund
Arbeit zitieren
Natascha Schneider (Autor:in), 2007, Die Dichotomie von Geist und Natur in "Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312505

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