Sportverletzungen und Sportschäden im Volleyball. Ursachen und Verletzungsprophylaxe


Bachelorarbeit, 2015

106 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II. Abbildungsverzeichnis

III. Tabellenverzeichnis

IV. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung
2.1. Belastung / Überlastung
2.2. Sportverletzung
2.3. Sportschaden
2.4. Bagatellschaden

3. Sportspiel Volleyball
3.1. Spielidee
3.2. Belastungsstruktur
3.3. Volleyballspezifische Belastungen

4. Sportverletzungen und Sportschäden im Allgemeinen
4.1. Sportverletzungen
4.1.1. Prellung
4.1.2. Zerrung (Kontusion)
4.1.3. Muskel(faser)riss
4.1.4. Verstauchung (Distorsion)
4.1.5. Verrenkung (Luxation)
4.1.6. Knochenbruch (Fraktur)
4.2. Sportschäden
4.2.1. Sehnenreizung (Tendinitis)
4.2.2. Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis)
4.2.3. Stressfraktur
4.3. Bagatellschäden
4.3.1. Muskelkater
4.3.2. Muskelkrampf

5. Volleyballtypische Verletzungen
5.1. Wirbelsäule
5.2. Obere Extremitäten
5.2.1. Schulter
5.2.2. Ellenbogen
5.2.3. Finger
5.3. Untere Extremitäten
5.3.1. Knie
5.3.2. Fuß- und Sprunggelenk
5.4. Geschlechtsspezifische Unterschiede
5.5. Unterschiede in den Leistungsklassen
5.6. Verletzungsverteilung / Verletzungshäufigkeit

6. Ursachen für Sportverletzungen und Sportschäden
6.1. Allgemein
6.2. Volleyballspezifische Verletzungsursachen

7. Verletzungsprophylaxe
7.1. Allgemeine Maßnahmen zur Verletzungsprophylaxe
7.2. Maßnahmen zur speziellen Verletzungsprophylaxe im Volleyball
7.3. Trainer

8. Zusammenfassung

9. Anhang

10. Literaturverzeichnis

II. Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Sprünge im Volleyball (29)

Abb.2: PECH - Regel (5)

Abb.3: Ablauf Angriff - Bogenspannung (46)

Abb.4: Aufbau der Schulter (40).

Abb.5: Impingement - Syndrom (54)

Abb.6: Auftreffen des Balls auf den Finger beim Block (26)

Abb.7: Fingerstrecksehnenriss (75)

Abb.8: Aufbau Knie (84)

Abb.9: Hechtbagger (69)

Abb.10: Stadien des Patellarspitzensyndrom (13)

Abb.11: Aufbau Fuß (20)

Abb.12: von Sportverletzungen betroffene Körperteile in %.

Abb.13: eigene Darstellung der Verletzungsarten mit Werten der Italienischen Sportversicherung Sport-Ass

Abb.14: eigene Darstellung der Verletzungstypen

Abb.15: Verletzungsursachen im Volleyball

III. Tabellenverzeichnis

Tab.1: Vergleich der Verletzungsverteilung in verschiedenen Quellen

Tab.2: Sprunghandlungen im Volleyball

Tab.3: nationaler Frauenbereich Sprünge/h

Tab.4: Unfallschwerpunkte im Volleyball

IV. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„Höher, schneller, weiter“ (Original: lat. citius, altius, fortius) lautet eine berühmte Redewendung, welche seit 1924 als Motto der Olympischen Spiele verwendet wird (DIDON, 1891).

Laut Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) gilt Sport treiben als eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland. Dem DOSB als Dachorganisation des organisierten Sports in Deutschland gehören über 27,7 Mio. Menschen an, welche in 98 Mitgliederorganisationen organisiert sind. Unumstritten ist der positive Effekt von Sport, wenn er richtig und vernünftig ausgeführt wird (PETERSEN, 1987). Faktoren wie z.B. eine mögliche Leistungssteigerung, bessere Fitness, Gesundheit, soziale Kontakte, Entspannung sowie ein Ausgleich zum Beruf bewegen Menschen dazu, sportlich aktiv zu sein (ACADEMY OF SPORTS, 2012). Die steigenden Mitgliederzahlen des DOSB bestätigen, dass sich die Menschen der positiven Wirkung des Sports durchaus bewusst sind (DOSB, 2014).

Dabei bedeutet jede sportliche Belastung ein Risiko für Sportverletzungen oder -schäden, welche unangenehme Begleiterscheinungen sind. Insbesondere durch die rasante Entwicklung des Sports und neuer (Trend-) Sportarten kann es zu einer höheren Risikobereitschaft und somit zur Zunahme typischer Sportverletzungen kommen (MENKE, 2000). Vermehrt beginnen auch Kinder immer früher mit der Ausübung organisierten Sports. Hier kann es bei Nichtbeachtung des individuellen Entwicklungsstandes vermehrt zu Verletzungen oder Schäden kommen. Im Leistungssport kann eine Verletzung ein einschneidendes Ereignis in der Karriere sein, da es in Folge zu Problemen in der Ausübung des Berufes kommt. Im Freizeitsport hingegen stehen der Spaß und der Ausgleich zum Alltag im Vordergrund. Aber auch da können Verletzungen auftreten, die es zu vermeiden gilt. Das Ziel eines jeden Sporttreibenden ist es verletzungsfrei zu bleiben, denn sowohl im Freizeit- als auch im Leistungssport kann eine Verletzung eine sehr hohe psychische Belastung darstellen. Oft ist es nicht möglich, die Risikofaktoren für Verletzungen komplett auszuschalten, aber es besteht die Möglichkeit diese zu minimieren (vgl. BIRNESSER/PETERS/SCHARNACH, 2008).

Der Deutsche Volleyball - Verband (DVV) als Dachverband der Sportart Volleyball wurde 1955 gegründet und zählte im Jahr 2012 laut eigener Angaben 454.820 Mitglieder, welche in 5.141 Vereinen aktiv waren. In den folgenden Jahren nach der Gründung (1955) konnten stetig wachsende Mitgliederzahlen verzeichnet werden. 1982 waren es bereits 291.618 und Ende der 90 -er Jahre wuchs die Zahl auf ca. 530.000 Mitglieder in 5.400 Vereinen (DVV, 2012).

Das Sportspiel Volleyball entwickelte sich über die Jahre zu einer weitverbreiteten Sportart in Deutschland, denn schon im Schulsport ist Volleyball seit vielen Jahren fester Bestandteil des Lehrplans (KNEYER, 1983). Außerdem ist die Ballsportart auch im Freizeitsport sehr beliebt, da nur wenige Materialien notwendig und die Regeln leicht abwandelbar sind. Somit ist es möglich, für alle Alters- und Leistungsklassen ein Spiel stattfinden zu lassen. Volleyball gehört zur Gruppe der Rückschlagspiele und laut GORSKI/KRIETER (1982) sind die Bewegungsabläufe der Sportart gesundheitsfördernd und beanspruchen den gesamten Körper. Das Sportspiel Volleyball ist gekennzeichnet durch einen ständigen dynamischen Wechsel von An- und Entspannung. Es entstehen unterschiedlich intensive und nicht kontinuierliche Belastungsreize durch schnelle Wechsel zwischen Lauf-, Sprung- und Stoppbewegungen sowie durch Unterbrechungen zwischen den Ballwechseln (CHRISTMANN/FAGO, 1987). Die typischen Bewegungsabläufe im Volleyballsport beinhalten verschiedene Formen des Springens. Dabei können Krafteinwirkungen des 8 bis 10 -fachen des Körpergewichts entstehen (HINZ, 1999). Hierbei kann es bei einer hohen Sprungbelastung zu Überlastungsschäden aufgrund langandauernder chronischer Überanstrengungen vor allem im Bereich des Rückens, der Knie und der Füße kommen (PROKOP, 1993). Gerade im Volleyball entstehen viele Verletzungen durch Stürze oder das Hechten nach dem Ball in der Abwehr und weniger durch Kollisionen mit den Gegenspielern. Außerdem kommt es aufgrund von gesteigertem Trainingsumfang immer häufiger zu Sportschäden durch chronische Überanstrengung (PROKOP, 1983).

Aufgrund der gesteigerten Motivation der Menschen Sport zu betreiben, rückt der Aspekt der Sportverletzungen und der Verletzungsprophylaxe in den Interessenbereich der Wissenschaft. In der Sportmedizin gibt es viele Quellen, die sich mit allgemeinen Sportverletzungen, Verletzungsprophylaxe und Erster Hilfe bei Verletzungen befassen. Auch der sportmedizinische Teil des Deutschen Volleyball - Magazins (VM) beschäftigt sich mit ausgewählten sportartspezifischen Verletzungen und deren Prophylaxe. Diese sind jedoch recht allgemein gehalten und geben keinen näheren Einblick in die Ursachen dieser Verletzungen. Derweil existieren keine Quellen, die sich ausschließlich mit den verschiedenen sportartspezifischen Verletzungen im Volleyball oder ihrer Prophylaxe befassen. Jedoch erscheint es sehr wichtig über diese Bescheid zu wissen, da es laut FOCUS jährlich etwa 1,5 Mio. registrierte Sportverletzungen gibt (BRAUNMILLER, 2009). Je nach Literatur variieren die Zahlen der Verletzungen. In allen Quellen zeigt sich, dass die Ballsportart eine der am häufigsten von Verletzungen betroffenen Sportarten ist und eine hohe Unfallhäufigkeit aufweist (PROKOP, 1993 / MENKE, 2000 / ARAG, 2000). Dabei ist die häufigste akute Verletzung das Umknicken im Sprunggelenk (Supinationstrauma).

In der vorliegenden Arbeit werde ich zunächst eine Begriffsbestimmung über die grundlegenden Unterschiede zwischen Sportverletzungen und Sportschäden vornehmen.

Weiterhin werden die Besonderheiten der Sportart Volleyball hervorgehoben und deren Belastungsstruktur erläutert. Fortführend werde ich mich im Allgemeinen mit Sportverletzungen und Sportschäden beschäftigen, um dann die volleyballtypischen Verletzungen zu definieren. Zum Abschluss widme ich mich der Ursachenforschung für auftretende Sportverletzungen/Sportschäden und der möglichen Verletzungsprophylaxe. Dabei können die angestrebten Bewegungshandlungen in Form der verschiedenen Volleyballelemente (Aufschlag, Zuspiel, Angriff) ausschlaggebend für Verletzungen sein.

Bei meiner Arbeit erhalte ich Unterstützung von einigen Experten (zwei Ärzte, ein Physiotherapeut und ein Kraft- und Athletiktrainer).

Bei den Ärzten handelt es sich um Herrn , Facharzt für Sportorthopädie aus F. In einem Interview beantwortet H die Frage, welche Verletzungen vorrangig bei Volleyballspielern auftreten und wo die Unterschiede in der Verletzungsverteilung liegen. Außerdem erläutert er Verletzungshäufigkeiten in den verschiedenen Leistungsklassen sowie eventuell vorhandene geschlechtsspezifische Unterschiede. Eine besondere Berücksichtigung erfährt die Ursachenforschung, um im Kapitel 7 eine Empfehlung zur Vermeidung oder Minderung von Verletzungen geben zu können. Ein Interview mit dem gleichen Inhalt habe ich mit Herrn geführt.

Des Weiteren befragte ich den Athletiktrainer Herrn v.a. Ursachenforschung sowie die Prävention von Verletzungen im Vordergrund (Kraft und Athletik sowie die Techniken des Volleyballsports).

Im Rahmen meines vierten Interviews teilte auch Herr seine Erfahrungen mit Sportverletzungen im Volleyball mit mir.

Das Ziel meiner Arbeit ist es, die häufig auftretenden typischen Verletzungsbilder im Volleyballsport mit ihren verschiedenen sportartspezifischen Bewegungsabläufen zusammenzustellen. Nach der intensiven Ursachenforschung werden Empfehlungen zur Minderung des Verletzungsrisikos gegeben.

Im Rahmen dieser Bachelorarbeit sollen folgende Fragen aufgegriffen und erläutert werden:

- Welche sportartspezifischen Bewegungsabläufe kennzeichnen die Sportart Volleyball?
- Welche Körperteile sind im Volleyball häufig von Sportverletzungen und Sportschäden betroffen? Wie entstehen volleyballtypische Verletzungen?
- Wo können Ursachen für diese liegen (allgemein, Technik, Regeln)?
- Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, Altersklassen oder den verschiedenen Leistungsniveaus?
- Welche präventiven und rehabilitativen Maßnahmen sind einzuleiten?

2. Begriffsbestimmung

In diesem Kapitel sollen die grundlegenden Begriffe Belastung, Überlastung, Sportverletzung, Sportschaden und Bagatellschaden definiert und voneinander abgegrenzt werden. Diese Abgrenzung ist notwendig um ein allgemeingültiges Verständnis der Begriffe zu erzeugen.

2.1. Belastung / Überlastung

Die oftmals synonym verwendeten Begriffe „Belastung“ und „Beanspruchung“ haben unterschiedliche Bedeutungen. Da die Begriffe oft falsch angewendet werden, ist zur Ermöglichung der Unterscheidung eine genaue Definierung erforderlich. ULMER (2001) versteht unter dem Begriff Belastung „eine vorgegebene Anforderung oder Aufgabe, die von äußeren Bedingungen, nicht aber vom betroffenen Individuum abhängt“ (S.1). Eine Belastung ergibt sich somit aus den objektiven Trainingsvorgaben und Belastungsnormativen. Dies bedeutet, dass z.B. eine Trainingseinheit für verschiedene Athleten dieselbe Belastung darstellt. Dem Gegenüber bedeutet Beanspruchung allerdings, dass jeder Sportler individuell auf diese Belastung reagiert. In diesem Zusammenhang spielt die individuelle Belastbarkeit eines jeden Sportlers eine wichtige Rolle (TURBANSKI, 2013). Es ist wichtig die Risiken einer Verletzung für den Sportler möglichst gering zu halten und den Sport bzw. die Bewegung in gesunde Bahnen zu lenken. Grundvoraussetzung dafür ist es, die allgemeinen Risiken des Sports zu kennen (BIRNESSER/PETERS/SCHARNAGL, 2008). Bei den Sportlern entsteht laut PROKOP/JELINEK/SUCKERT (1980) ein extremes Leistungsstreben oder inadäquate Belastung im Gesundheitssport. Dies bringt diverse Anforderungen an den Organismus mit sich, welche oft nicht zu bewältigen sind. Der Organismus steht vor großen biologischen Problemen. Dies führt in der Folge zu verschiedenen Überlastungserscheinungen, wie z.B. Muskelkrämpfen, Muskelkater, Muskelverhärtungen oder Tendinitiden (vgl. PETERSON/RENSTRÖM, 1987). Somit ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen Leistung, Beanspruchung und Abnutzung bei größerer, körperlicher Belastung zu kennen und zu beachten. Eine regelmäßige Überlastung kann somit zu einem Sportschaden bei den Sportlern führen.

2.2. Sportverletzung

MENKE (2000) beobachtete in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung des Sports. Es entstehen immer wieder neue Sportarten und die Risikobereitschaft der Menschen nimmt zu.

Eng damit verknüpft ist die Zunahme von typischen Sportverletzungen. HAAKER (1996) definiert die Sportverletzung als ein „Ergebnis der Einwirkung einer einmaligen, unerwartet plötzlichen Gewalt beim Sporttreibenden (S.15)“. Es handelt sich also um akute, unfallbedingte Verletzungen, wie z.B. Prellungen, Muskel- oder Sehnenrisse, Knochenbrüche. Eine Sportverletzung hat immer einen festen Zeitpunkt, an welchem sie verursacht wurde.

Es gibt zahlreiche Sportverletzungen, welche aufgrund der Vielzahl nicht alle in dieser Abschlussarbeit genauer betrachtet werden können. Aufgrund dessen werden in den nachfolgenden Kapiteln ausgewählte, für den Volleyballsport besonders relevante, Sportverletzungen intensiver betrachten (vgl. HAAKER, 1996).

2.3. Sportschaden

Bei einem Sportschaden handelt es sich nach HAAKER (1996) um das „Ergebnis der Einwirkung einer Kraft, die lange Zeit und wiederholt auf den Bewegungsapparat einwirkt als Ergebnis eines Gewebeaufbrauchs unter mechanischer Überbeanspruchung“ (S.15). Es ist somit nicht die Folge eines akuten traumatischen Geschehens, sondern mehr eine meist schleichende pathologische Veränderung des Gewebes bei länger anhaltender Fehl- oder Überbeanspruchung. Bei der Entstehung eines Überlastungsschadens handelt es sich um die Summation von mehreren Mikrotraumen. Durch die wiederholten Mikroverletzungen, Abnutzungserscheinungen aufgrund von Überlastung oder auch der chronischen Überschreitung der Belastungstoleranz entstehen verschiedene Überlastungssyndrome. Ein Überlastungsschaden lässt sich nach GEIGER (1997) demnach als „chronische Überschreitung der Belastungstoleranz der sportlich beanspruchten funktionell- anatomischen Strukturen des Bewegungsapparates, seiner Steuerorgane (Hormon-, Nervensystem) und gelegentlich sogar des Immunsystems“ definieren (S.12). Hierbei ist am häufigsten der Bewegungsapparat, v.a. in Form von Abnutzungserscheinungen der Knochen und Gelenke betroffen.

In der heutigen Zeit gibt es auch viele chronische Erkrankungen, die auf Überlastungen schließen können. Dabei können diverse Risikofaktoren zu deren Entstehung führen oder diese begünstigen. Als Ursache hierfür gelten zu hohe Belastungen, falsche Trainingsbedingungen oder Trainingsmethoden, eingeschränkte Belastbarkeit, ein unphysiologischer Bewegungsablauf oder ungünstige Bedingungen bei der richtig gewählten Belastung.

PROKOP/JELINEK/SUCKERT (1980) stellten fest, dass Sportschäden die größten (Verletzung-) Probleme im heutigen modernen Hochleistungssport sind.

Ausgewählte Sportschäden, wie z.B. die Sehnenreizung oder Sehnenscheidenentzündung, werden in dieser Arbeit näher betrachtet.

2.4. Bagatellschaden

Ein Bagatellschaden ist keine direkte Sportverletzung und kein Sportschaden. Es ist vielmehr der Ausdruck einer speziellen Überlastung, die kurzzeitige und schmerzhafte Zustände hervorruft. In den meisten Fällen erfordert diese Art von Schaden keine ärztliche Behandlung, da sie meist harmlos sind und von selbst verheilen (HAAKER, 1996). Auf ausgewählte Bagatellschäden (Muskelkater, Muskelkrampf) wird im Verlauf dieser Arbeit näher eingegangen.

3. Sportspiel Volleyball

Im folgenden Kapitel erfolgt die Analyse der Sportart Volleyball. Hierbei wird ein Einblick in die Spielidee, die Belastungsstruktur sowie die Besonderheiten der Techniken gegeben. Diese genaue Vorbetrachtung erleichtert das Verständnis der typischen Bewegungsabläufe im Volleyball und kann bereits Aufschluss über mögliche Verletzungsursachen oder sportartspezifische Probleme geben.

3.1. Spielidee

Volleyball gehört zur Gruppe der Rückschlagspiele und wurde das erste Mal 1895 in Amerika unter dem Namen „Mintonette“ gespielt. Es entstand als Auflockerungsspiel und wurde aus einer Vielzahl von Elementen anderer Sportarten zusammengesetzt. Schnell entwickelte sich die neue Sportart zu einem beliebten Wettkampfspiel und wurde kurze Zeit später offiziell als „Volleyball“ bekannt (KNEYER, 1983).

Im Jahr 1937 wurden in Teilen Europas erste nationale Verbände (z.B. in Frankreich, Polen, Russland) gegründet, während die Verbreitung in Deutschland jedoch sehr langsam voranging. Erst 1955 wurde der Deutsche - Volleyball - Verband (DVV) von Meusel, Schelenz und insbesondere durch die Initiative von Zeigert gegründet (KNEYER, 1983). Mittlerweile ist Volleyball auch in Deutschland sowohl im Schul- als auch im Freizeitsport ein sehr beliebtes Sportspiel. Im Freizeitsport ist Volleyball sehr begehrt da die Spielregeln schnell und leicht abwandelbar sind und nur wenige Geräte benötigt werden. Dies macht die Umsetzung des Spiels und die Anpassung an unterschiedliche Leistungsniveaus sehr einfach (vgl. KNEYER, 1983).

Vor allem der Aspekt, dass es zu fast keinem direkten Körperkontakt mit dem Gegner kommt und dass jeder Spieler einen eigenen Erfolgsanteil am Mannschaftserfolg hat, gefiel den Menschen und brachte einen enormen Aufschwung für die neue Sportart. Außerdem handelt es sich beim Volleyball um ein sogenanntes Nullsummenspiel, d.h. es gibt immer einen Gewinner und einen Verlierer - ein Unentschieden ist nicht möglich. Des Weiteren stellten PAPAGEORGIOU/SPITZLEY (2000) fest, dass es sich bei der Ballsportart um ein offensives Spiel handelt. Aufgrund des offensiven Spiels ist es zwingend erforderlich, dass schnelle Punkte entstehen und regelmäßig eine Mannschaft in Führung liegt. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit des neuen Spiels lag in der Besonderheit, dass der Ball immer in Bewegung ist. Anders als in den anderen Ballsportarten gibt es keine Beruhigung des Balles durch das Fangen oder Festhalten des Balls. Ein Unterschied gegenüber anderen Mannschaftssportarten liegt darin, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede durch unterschiedlich hohe Netzhöhen angepasst werden.

Volleyball ist sehr gut geeignet für alle Alters- und Leistungsstufen, da das Spiel durch geringfügige regeltechnische Veränderungen an den jeweiligen Leistungsstand angepasst werden kann. Hierbei kann z.B. die genaue Beurteilung der Technik etwas vernachlässigt werden. Auf dem höheren Leistungsniveau wird jede technisch schlecht ausgeführte Ballberührung als Fehler geahndet. Weiterhin können auch organisatorische Anpassungen zur Verbesserung des Spiels getroffen werden (PAPAGEORGIOU/SPITZLEY, 2000). Außerdem gibt es Unterschiede in den Spielhandlungen im Hinblick auf Qualität, Anzahl der Ballwechsel, Dauer des Spiels sowie Art bzw. Intention der Handlungsfolge.

Laut CHRISTMAN/FAGO (1987) ist das Ziel im Volleyballspiel den Ball über das Netz auf den Boden des gegnerischen Feldes zu bringen. Kurz gesagt gewinnt die Mannschaft, welche den letzten Punkt macht (KÖHLER/DANNENMANN, 1992).

Gespielt wird auf einem Spielfeld von der Größe 9 x 18 m, welches in der Mitte von einem Netz in zwei gleichgroße Feldhälften geteilt wird. An den Außenseiten des Netzes, auf der Höhe der Seitenlinien begrenzen Antennen das Spielfeld. Im Spiel gibt es für die Spieler unterschiedliche Aktionen und Handlungen. Sie können zwischen den verschiedenen Grundtechniken Pritschen, Baggern und Schlagen wählen und diese je nach Spielsituation einsetzen. Es kommt zu einem ständigen Wechsel von Abwehr-, Aufbau- und Angriffssituationen. Erlaubt sind für jede Mannschaft hierbei max. drei Ballberührungen, jedoch darf ein Spieler den Ball niemals, ausgenommen nach einer Blockberührung, zweimal hintereinander berühren (vgl. GASSE, 1995).

Die Einleitung des Spielzuges erfolgt durch einen Aufschlag, welcher von hinter dem Spielfeld über das Netz in die gegnerische Spielfeldhälfte ausgeführt wird. Dieser wird dann in Richtung des Netzes angenommen (Annahme) und der Zuspieler übernimmt den Spielaufbau, indem er den Ball auf einen Angreifer stellt (Zuspiel). Der Angreifer schlägt nun den Ball über das Netz, regelkonform zwischen den Antennen in die andere Feldhälfte (Angriff). Seine eigenen Mitspieler sichern den Angreifer für den Fall eines zurückkommenden Balles (Sicherung). Gleichzeitig bilden ein, zwei oder drei Spieler auf der anderen Seite einen sogenannten Block. Ziel ist es den Angriff im Sprung am Netz abzuwehren (Block). Hinter der Blockreihe formieren sich die restlichen Spieler in der Feldabwehr, um die nicht geblockten Bälle im Spiel zu halten. Diese werden abgewehrt und möglichst nach vorn ans Netz gespielt. Danach beginnt wieder der Spielaufbau über den Zuspieler. Die Reihenfolge dieser Handlungsabläufe wiederholt sich nun solange bis sie entweder durch einen erfolgreichen Angriff, einen technisch unsauberen Pass oder einen spielerischen Fehler unterbrochen wird. Die Grundstruktur variiert zwar auf den unterschiedlichen Leistungsebenen, lässt aber überall die gleichen Merkmale erkennen.

Auch wenn die Erscheinungsformen z.B. der verschiedenen Techniken je nach Leistungsebene unterschiedlich sein können, ähnelt sich der grobe Handlungsverlauf (vgl. CHRISTMANN/FAGO, 1987).

3.2. Belastungsstruktur

Für das bessere Verständnis der Entstehung von Verletzungen wird in diesem Gliederungspunkt die Betrachtung der Belastungsstruktur im Volleyball vorgenommen. Wie in jeder anderen Sportart gibt es natürlich auch hier typische Besonderheiten bei den Bewegungsabläufen und Belastungen, welche genauer erläutert werden sollen. CHRISTMANN/FAGO beschreiben die Belastungsreize bei der Ballsportart als unterschiedlich intensiv, da verschiedene Handlungen (Block, Angriff, Block,...) nacheinander ausgeführt werden. Hierbei sind nicht alle Spieler an jedem Ballkontakt beteiligt und werden somit je nach Spielsituation unterschiedlich stark belastet.

Außerdem gibt es zwischen den Ballwechseln regelmäßige kurze Unterbrechungen durch welche die Belastungsreize nicht kontinuierlich sind. Die angesprochenen Pausen können verschiedene Gründe und Längen haben. So dauern z.B. die kürzeren Unterbrechungen zwischen den einzelnen Ballwechseln durchschnittlich zwölf Sekunden. Weitere Gründe für Pausen während eines offiziellen Wettkampfes können Auszeiten, Spielerwechsel oder Satzpausen sein, welche zwischen 30 -180 Sek dauern. Jedem Team stehen in Punktspielen pro Satz zwei Auszeiten mit der Dauer von jeweils 30 Sek zur Verfügung. Auf höherem Niveau kommen technische Auszeiten, sobald das erste Team 8 bzw. 16 Punkte erreicht, dazu. Diese haben eine Dauer von 60 Sek. Nach einem Satz wechseln die beiden Mannschaften die Seite und pausieren für drei Minuten, bevor der nächste Satz beginnt. Somit handelt es sich um eine intervallartige Belastungsstruktur, die gekennzeichnet ist durch kurze, intensive Belastungen und längeren Pausen (BAUM/ESSFELD, 1988).

Bei der Sportart Volleyball kommt es zu einem ständigen dynamischen Wechsel von An- und Entspannung des gesamten Körpers. Sehr wichtig im Volleyball ist die Maximal- und Schnellkraft, um eine hohe sowie schnelle Kraftentfaltung bei allen Sprung- und Schlagbewegungen aufbauen zu können. Zur Bewältigung der vielen azyklischen Bewegungen mit oder ohne Ball ist die Reaktions- und Antrittsschnelligkeit von großer Bedeutung. Weiterhin ist eine gut ausgebildete Beweglichkeit für die optimalen Hebelverhältnisse und zur Verletzungsprophylaxe in allen Bewegungshandlungen notwendig. Auch die Kraftausdauer ist im Volleyball eine Grundlage für alle Bewegungen des Halte- und Bewegungsapparates sowie einer schnellen Regenerationsfähigkeit (vgl. D, 2014).

Volleyball ist gekennzeichnet durch verschiedene Formen von Sprüngen (z.B. einbeinig, zweibeinig, mit Anlauf /s. Abb.1), die sich in den Spielelementen zeigen (HINZ, 1999). Die Sprunghandlungen in den Elementen Zuspiel, Angriff, Block oder auch Aufschlag unterscheiden sich in maximale und submaximale Intensität. Während beim Zuspiel und im Aufschlag nicht immer die vollkommene Sprungkraft eingesetzt wird und es sich somit um eine submaximale Intensität handelt, ist es sowohl im Block als auch im Angriff von großer Bedeutung, dass die größtmögliche Handlungshöhe erreicht wird. Hier sollte jeder Sprung mit maximaler Intensität ausgeführt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Sprünge im Volleyball

Weiterhin ist zu erwähnen, dass es bei den Bewegungsabläufen im Volleyball zu Krafteinwirkungen bis zum zehnfachen des eigenen Körpergewichtes kommen kann. Dies ist vor allem auf die vielen Sprunghandlungen während eines Spieles zurückzuführen (HENNE, 1999). Besonders bei der Landung nach einem Sprung kommt es zu sehr hohen mechanischen Belastungen des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates (SIEBER, 1990).

Ein Volleyballspiel setzt sich aus einer Vielzahl von Ballwechseln zusammen, welche vor allem durch den Einsatz einer gut ausgebildeten Sprung-, Explosiv- und Schnellkraft geprägt sind (GORSKI/KRIETER, 1982 / LIESCHKE, 2003). Des Weiteren spielen die allgemeinen konditionellen Fähigkeiten Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit eine bedeutende Rolle für die Mannschaftssportart. Im Volleyball treten häufig Belastungen durch kurze Antritte über drei bis sechs Meter oder Stoppvorgänge auf (FIEDLER, 1985). In Ausnahmefällen können auch Laufstrecken von bis zu 15 m zurückgelegt werden. Die typische Spielstellung ist eine eher tiefe Bereitschaftsstellung, die einen möglichst schnellen Start ermöglichen soll. Dabei spielen eine gut ausgebildete Reaktionsschnelligkeit und Antizipation die entscheidende Rolle für den Erfolg (HÖLKER/WEGENER, 1995). Wie bereits erwähnt ist es erforderlich ständig verschiedene Bewegungshandlungen schnell nacheinander auszuführen. Der Absolvierung schneller Veränderungen des Bewegungscharakters kommt eine hohe Bedeutung zu. Dazu gehören z.B. der Sprung zum Angriff nach einem Lauf/Sprint, das Abstoppen, diverse Richtungsänderungen sowie nach einem Angriffssprung die Bereitschaft für eine Abwehraktion oder einen Lauf. Die physischen Beanspruchungen sind stark von der Leistungsklasse abhängig. Hierbei gilt: je höher das Leistungsniveau, umso intensiver die Spezialisierung auf verschiedene Positionen. Dies hat wiederum unterschiedliche Belastungen der Spieler durch die entsprechende Aufgabenverteilung zur Folge (PAPAGEORGIOU/SPITZLEY, 2007).

PAPAGEORGIOU und SPITZLEY beschäftigten sich ausführlich mit der Belastungsstruktur im Volleyball (2006/2007). Volleyball bedarf einer guten physischen und psychischen Vorbereitung, da ein Spiel zusammen mit der Erwärmung zwei bis vier Stunden dauern kann und durch ein sehr schnelles Tempo bestimmt wird. Jede Handlung am Ball erfordert eine hohe Ziel- und Bewegungsgenauigkeit und aufgrund der langen Spieldauer eine gute Konzentrationsfähigkeit. Häufig dauern die Spielphasen bzw. Ballwechsel nur etwa acht bis zwölf Sekunden, in denen weniger als sechs Ballberührungen stattfinden. Die gesamte Spieldauer eines Punktspieles mit drei Gewinnsätzen dauert laut den Angaben von PAPAGEORGIOU/SPITZLEY etwa 106 min. Dabei werden in einem Satz durchschnittlich 44 Punkte in einer Zeit von ca. 19 min gespielt. Nach ihren Untersuchungen rotiert eine Mannschaft pro Satz etwa 2,3 mal. Sehr interessant ist dabei auch die Anzahl der Sprünge, welche die Spieler pro Stunde reiner Spielzeit absolvieren. Diese liegt bei ca. 71. Jedoch gilt auch hier, dass in niedrigeren Leistungsklassen und im Freizeitsport die Zahl der Sprunghandlungen geringer ist (PAPAGEORGIOU/KLEIN, 1993). Zu beachten ist, dass in einem zwei- bis dreistündigen Training die Belastung aufgrund von Sprüngen enorm hoch ist, denn die Anzahl kann bis zu dreimal so hoch sein wie im Wettkampf. Infolge dieser Belastungsstruktur kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die Energiebereitstellung im Volleyball anaerob und alaktazid erfolgt. Ein weiterer wichtiger Betrachtungspunkt betrifft die psychische Belastung im Volleyball. Wie schon erwähnt erfordert jede Ballberührung eine hohe Bewegungs- und Zielgenauigkeit. Jeder Spielzug ist recht kurz, aber durch die Einführung des Rallye - Point - Systems im Jahr 1999 ergebnisrelevant, da nun jeder Punkt zählt. Der ausgeführte Ballkontakt ist kurz und erfordert durch die hohe Spielintensität eine schnelle Reaktion. Auch die ständige Bereitschaft im sogenannten „Spiel ohne Ball“ erfordert eine Dauerkonzentration und damit eine hohe psychische Belastung. Die Annahmespieler sind bei jedem gegnerischen Aufschlag einem ständig anhaltenden Druck ausgesetzt. Es gilt die Erwartung an die annehmende Mannschaft, dass sie den Angriff erfolgreich durchbringen muss um somit das Aufschlagrecht für sich zu gewinnen (vgl. HÖMBERG/PAPAGEORGIOU, 1994).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Spiel Volleyball volle Konzentration, sehr hohe Aufmerksamkeit, Motivation, Antizipation, gute koordinative Fähigkeiten sowie eine athletische Grundausbildung erfordert.

3.3. Volleyballspezifische Belastungen

„DEN“ Volleyballspieler gibt es nicht. Jedoch verfügt eine Vielzahl von Spielern über ein ähnliches Erscheinungsbild, welches in diesem Kapitel zusammenfassend beschrieben wird.

, L, H und D sind sich darüber einig, dass die meisten Volleyballspieler großgewachsen sind. Eine hohe Körpergröße und lange Hebel durch große Arm- und Beinlängen ermöglichen eine gute Handlungshöhe und stellen im Volleyball einen Vorteil dar (vgl. D, 2014). Eine Ausnahme bilden hier oft die Zuspieler und der Libero (vgl. H , 2014). Häufig handelt es sich um athletische Typen mit einem stabilen Rumpf. Weiterhin verfügen Volleyballer in den meisten Fällen über gute muskuläre und koordinative Fähigkeiten, peripheres Sehen und Ballgefühl (vgl. H 2014). Das häufig auftretende typische Erscheinungsbild eines Volleyballspielers ist somit durch folgende Merkmale zusammenzufassen:

- großgewachsen
- Hohlrundrücken
- vorgezogene Schultern & abgeschwächte Schulterblattfixatoren
- Valgisierung der Kniegelenke

Jedoch ist festzuhalten, dass es auch Topspieler gibt, die nicht in das typische Bild des Volleyballspielers passen oder die „Anforderungen“ erfüllen (vgl. D, 2014). Die Muskeln der unteren Extremitäten, vorrangig die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur, sind bei Volleyballern meist gut ausgebildet. Die Streckerkette wird beim Springen benötigt und dazu zählen der M. triceps surae, M. quadriceps femoris und M. glutaeus maximus. Weiterhin sind die Rumpfmuskulatur und die Schulterstabilisatoren bei vielen Spielern gut trainiert. Dagegen können im Volleyball auch verschiedene muskuläre Dysbalancen entstehen. Hier liegt das Hauptproblem v.a. in den lokalen Stabilisatoren, wie der eingelenkigen, tiefen Muskulatur (z.B. Lendenwirbelsäule) (vgl. H , 2014).

Weiterhin entstehen muskuläre Ungleichgewichte in den Rücken- sowie Schulterstabilisatoren, der Hüftmuskulatur, dem Fußheber und der Gesäßmuskulatur. Auch bei den Rumpfstabilisatoren ist häufig ein Unterschied im Rechts - Links - Vergleich ersichtlich (vgl. D, 2014).

Belastungstypische Merkmale in der Sportart Volleyball sehen HÖLKER/WEGENER (1995) in einer einseitigen Beanspruchung der Oberschenkelmuskulatur, vor allem durch Sprünge, kurze Antritte, Abstoppbewegungen und schnelle Richtungswechsel. Im Angriff und in der Abwehr wird die Muskulatur des Quadrizeps überproportional beansprucht. Die Antagonisten, die ischiocrurale Muskulatur, ist hingegen oftmals zu schwach ausgeprägt und verkürzt. Diese Dysbalancen führen häufig zu weiteren Sportschäden. Laut DIRKSMEYER (1999) bestehen bei Volleyballspielern vermehrt Einschränkungen in der Streckung der Brustwirbelsäule wodurch ein „Rundrücken“ entsteht. Dies hat zur Folge, dass das Schulterblatt nach vorn gerichtet ist und der Oberarmkopf nach vorn oben gedrückt wird. Durch diese Aufrichtung hat der Oberarmkopf keine optimale Stellung mehr zur Schultergelenkspfanne. Beim Anheben des Armes (z.B. für einen Angriffsschlag) rollt der Oberarmkopf nun nicht mehr nach unten, sondern drückt die Muskelansätze oben gegen das Schulterdach. Dieser Druck kann zunächst zu Schmerzen und Reizungen der Muskelansätze führen. Aufgrund der hierdurch entstehenden Schmerzen vollzieht der Sportler meist unbewusst diverse Ausweichbewegungen. In Folge dessen kommt es zu Überlastungen anderer Bereiche (Halswirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Schleimbeutel), welche wiederum eine Instabilität der Gelenke und eine Schwächung der Muskulatur nach sich ziehen können. Dies kann Muskelverkürzungen zur Folge haben.

Die einzelnen Grundbewegungen sind auch bei den typischen Volleyballtechniken zu finden:

- Abduktion - einarmige Abwehr
- Flexion - Armschwung beim Sprung
- Extension - Auftaktbewegung des Armschwungs
- Anteversion - Schwungbewegung der Arme beim Sprung in aufsteigender Phase
- Horizontale Adduktion - Angriff
- Außenrotation - Ausholbewegung
- Innenrotation - Angriffsschlag

Die genannten Grundbewegungen finden sich im Volleyballspiel nie isoliert wieder. Die Techniken setzen sich aus verschiedenen Grundbewegungen zusammen. So ist z.B. die Rückführung des Schlagarmes eine Kombination aus Abduktion und Außenrotation der Schulter. Außerdem ist das Vorführen des Armes und die Streckung im Ellenbogen beim Angriffsschlag sowohl eine Extensionsbewegung als auch eine Innenrotation (vgl. HELM/MILTNER, 2008).

Typische Bewegungen im Volleyball sind Low- und High - Impact - Sprünge, starke Kniewinkel durch Verwringungen, Schlagbewegungen und hohe Spannungen im Lenden- und Brustwirbelsäulenbereich. Bei den Landungen nach Sprüngen entstehen hohe Stoßbelastungen und exzentrische Kraftstöße auf die Beinmuskulatur und die Gelenke. Im Volleyballsport gibt es verschiedene belastende Bewegungsmuster (v.a. Angriff). Spieler müssen kurze schnelle Laufbewegungen, rasche Richtungswechsel und eine hohe Frequenz von Sprüngen und Landungen absolvieren (vgl. L, 2014). Sehr hohe Kräfte wirken beim Sprung und bei der Landung nach einem Angriff (vgl. H, 2014). Bei einem Angriff im Volleyball handelt es sich um eine komplexe Bewegung, bei der hohe Absprungkräfte und Stauchungsbelastungen auf Füße und Knie wirken. Außerdem findet eine große Kraftübertragung von Schulter und Rumpf auf den Ball statt (vgl. D, 2014).

Durch eine stark ausgeprägte Bein- und Rumpfmuskulatur ist es möglich selbst bei maximalen und submaximalen Sprüngen eine stabile Position in der Luft zu erhalten. Die stabile Position ist notwendig, um eine hohe Schulterbeschleunigung und Schlaghärte erreichen zu können (DÖRFLER, 2010). Die Schulterbeschleunigung ist abhängig von der Schnellkraft der schlagausführenden Muskulatur. Dazu gehören v. a. der Brustmuskel (M. pectoralis major), der Armstrecker (M. triceps brachii) sowie der breite Rückenmuskel (M. latissimus dorsi). Bei der Schlagbewegung muss der vorschnellende Arm vom Antagonisten der Aktionsmuskulatur abgebremst werden.

Weiterhin stellen die Bewegungen der Feldabwehr und der Blockbildung große Belastungen auf den Körper dar. Die vielen Blockbildungen und Schlagbewegungen belasten sowohl den Schultergürtel als auch die Arme und Hände (vgl. L, 2014). Ebenso ist die Wirbelsäule im Volleyball starken Belastungen ausgesetzt. So belastet das Überkopfzuspiel die Halswirbelsäule und die schnellen Bewegungen in der Abwehr mit fast gestreckten Beinen die Lendenwirbelsäule (vgl. D, 2014). Es kann durch die jahrelange Wiederholung der typischen Volleyballbewegungen springen - landen, ausholen - schlagen und schlagen - koordinatives Abbremsen zu Überlastungen und somit zu Sportschäden kommen (vgl. H , 2014).

Wird die sportartspezifische Muskulatur zu einseitig trainiert, kann das zu einer Überlastung der Antagonisten und der passiven Gelenkstrukturen führen. Im Volleyball entwickeln sich so verstärkt Schulterbeschwerden (vgl. HENNE, 1999). Die Zahl der von Schulterschmerzen betroffenen Spieler nimmt im Volleyball immer mehr zu. Auf diese Problematik wird in Kapitel 5.3.1 näher eingegangen. Die Beschwerden äußern sich oft als dumpfer Schmerz und können durch eine falsch ausgeführte Technik oder einseitige Belastung im Training entstehen. Oft sind sie auch Folge langanhaltender Funktionsstörungen, welche durch traumatische Verletzungen (z.B. Luxationen, Sehnenrisse) entstanden sind (vgl. DIRKSMEYER, 1999). Einen Fehler in der Schlagbewegung sehen LIESCHKE/HARRER (2003) z.B. darin, dass der Arm in der Ausholbewegung und beim Beschleunigen zu weit außen neben dem Körper geführt wird. Dadurch entsteht ein langer Hebel und damit maximaler Stress für den vorderen Kapselbandapparat. Wird die falsche Technik oftmals ausgeführt, kann dies zu einem Sportschaden führen. ZENTGRAF/LANGOLF (2003) beschreiben den genauen Bewegungsablauf des Angriffsschlages im Sprung. Hierbei wird im Anlauf das Hauptaugenmerk auf die Vorbereitung des Absprungs gelegt. Der Sportler vollzieht eine weit ausholende Bewegung der Arme und versucht den Beschleunigungsweg zu maximieren und die Arme nach hinten oben zu führen. Beim Absprung werden zuerst die großen proximalen Muskeln (z.B. im Gesäß), danach die kleineren distalen (z.B. Oberschenkel, Wade) aktiviert. In der Sprungphase bereitet der Spieler den Angriff vor. Dabei ist das Ziel eine günstige Ausgangsposition mit überstreckter Hüfte, rotiertem Oberkörper sowie zurückgeführtem Schlagarm zu erreichen. Diese Hüftstreckung mit gleichzeitiger Beugung der Beine wird als „Bogenspannung“ bezeichnet. Beim eigentlichen Schlag wird die Bogenspannung aufgelöst, der Oberkörper nach vorn rotiert und eine Hüftbeugung vollzogen. Dabei fungiert die Rumpfbewegung als Ausgleichsbewegung des Körpers.

Außerdem soll sowohl im Block als auch im Angriff bei jeder Aktion die maximale Reichhöhe erreicht werden. Dies gelingt durch die Aufrichtungsfähigkeit der Brustwirbelsäule (BWS) und mit Hilfe der stabilisierenden Schultergürtelmuskulatur (vgl. DANNENMANN, 1997). Die Funktionen der Brustwirbelsäule und des Schultergürtels spielen eine wichtige Rolle bei allen Überkopfaktionen, welche die Sportart Volleyball kennzeichnen. Durch die Aufrichtung der Brustwirbelsäule kommt es zu einer interskapulären Spannung. Die Brustwirbelsäule und der Schultergürtel wirken während der Überkopfbewegung leistungslimitierend (vgl. DANNENMANN, 2003).

Die immer wiederkehrenden und vielfach einseitigen Überkopfbewegungen können zu einer Überdehnung des N. suprascapularis führen. Dabei kann es auch zu einer Einschränkung der Innenrotation durch eine Verkürzung oder Schrumpfung der hinteren und unteren Kapselanteile kommen (vgl. DÖRFLER, 2010).

Beim Element Block wird vor allem die Arm- und Schultermuskulatur beansprucht. Dabei findet sowohl statische als auch dynamische Arbeit statt und somit kommt es zu kurzzeitiger, azyklischer Beanspruchung dieser Muskulatur (GASSE, 1993).

Durch eine sehr hohe Anzahl von Sprüngen im Sportspiel Volleyball sind sowohl Fuß- als auch Kniegelenke enormen Belastungen ausgesetzt. Aus diesem Grund sind eine gute Sprung- und Landetechnik sehr wichtig für den Sportler (HINZ, 1999). Sowohl die defensiven als auch die offensiven Sprunghandlungen im Volleyball bringen eine starke statische und dynamische Belastung der Rumpf- und Beinmuskulatur mit sich (GASSE, 1995). BARTONIETZ (1990) und QUADE (1992) fanden heraus, dass die Kniestreckmuskulatur den größten Anteil an der Sprungleistung hat, so dass deren Belastung während der Sprünge entsprechend hoch ist. Die Fußgelenkstreckmuskulatur hat dagegen eher einen geringeren Einfluss.

Aufgrund der vielen Sprünge entsteht ein abnormer Zug am M. quadriceps femoris, welcher mittelfristig kleine Mikroverletzungen verursachen kann. Dadurch entstehen verkürzte Kniebeugemuskeln, welche die Kniestreckung einschränken (LIESCHKE, 2002). Wie zu Beginn dieses Abschnittes kurz erwähnt kommt es bei der Landung nach einem volleyballtypischen Sprung sehr oft zur Valgisierung der Kniegelenke. Diesen Vorgang beschreibt SOMMER (1997) als ein typisches volleyballspezifisches Muster. Bei der Landung wirken hohe mechanische Belastungen auf das Stütz- und Bewegungssystem. Diese führen zu einer hohen Stoßbelastung für die Wirbelsäule sowie die Sprung- und Kniegelenke (vgl. DAWEL, 1990). Die Sprunggelenke werden während des Volleyballspiels beim Anlauf, dem Absprung und der Landung stark belastet.

Allgemein kann man laut TANK (2003) sagen, dass die Muskeln, Sehnen und Bänder während der Landung die Energie des Körpergewichts abfangen und gleichzeitig reagieren müssen. Sie sind für die koordinierte Stabilisierung durch die Muskeln verantwortlich. Aufgrund der vielen Sprünge ist die Achillessehne bei Volleyballspielern sehr häufig verkürzt und die gesamte Fußmuskulatur schlecht ausgebildet. Dies begünstigt ein Supinationstrauma bei der Landung (WOLLESEN, 2010).

Bei Sprüngen und gleichzeitigen Rumpfrotationen, wie sie z.B. beim Angriffsschlag vorkommen können, wirken Kompressions- oder Zugkräfte auf die Wirbelsäule. Diese Kräfte führen zum Auspressen des Wassers aus den Bandscheiben (vgl. LIESCHKE, 2003). Außerdem kommt es durch die angestrebte Bogenspannung (Lendenwirbelsäule) während des Angriffs immer wieder zu einer Stauchung in der Wirbelsäule (WOLLESEN, 2010). Laut HELM/MILTNER (2008) ist es wichtig bei der Vermittlung der sportartspezifischen Technik sofort den genauen, richtigen Bewegungsablauf zu trainieren. Durch einen korrekten Bewegungsablauf kann die Belastung auf die Gelenke und Weichteile minimiert werden. So ist es möglich einseitige Belastungen, Fehlbelastungen, Dysfunktionen oder Verletzungen aufgrund falscher Technik zu verhindern.

4. Sportverletzungen und Sportschäden im Allgemeinen

In diesem Kapitel erfolgt die Klärung der allgemeinen Sportverletzungen und Sportschäden. Es werden kurz die Ursachen, Symptome und die Erstbehandlung zusammengetragen. Diese dient als Grundlage für das bessere Verständnis der später in Kapitel 5 aufgeführten volleyballtypischen Verletzungen.

4.1. Sportverletzungen

Wie bereits in Kapitel 2.2. dieser Arbeit definiert handelt es sich bei einer Sportverletzung um ein „Ergebnis der Einwirkung einer einmaligen, unerwartet plötzlichen Gewalt beim Sporttreibenden“ (HAAKER, 1996, S.15) und somit um eine akute Verletzung. Im Folgenden werden die häufigsten Sportverletzungen (Prellung, Zerrung, Muskel(faser)riss, Verstauchung, Verrenkung sowie Fraktur) erläutert.

4.1.1. Prellung (Kontusion)

Eine Prellung wird auch als Kontusion bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Anpralltrauma stumpfer Art. Es entsteht keine oberflächlich sichtbare Hautverletzung und ein Bluterguss (Hämatom) bildet sich nur in den tieferen Gewebsschichten. Von einer Prellung kann ein Gelenk, ein Muskel oder ein Knochen betroffen sein. Der Bluterguss entsteht vor allem durch die Verletzung von Blutgefäßen bei der Prellung. Ist ein Gelenk betroffen, kann dies zum einen zur vermehrten Bildung von Gelenkflüssigkeit (Gelenkerguss) und zum anderen zu einer stärkeren Schleimbildung in den Schleimbeuteln (Schleimbeutelschwellung) führen (vgl. HAAKER, 1996).

Eine Muskelprellung ist eine stumpfe Verletzung durch einen Sturz oder einen Zusammenprall. Dabei entstehen sichtbare Folgen, meist in Form eines Hämatoms im Muskelgewebe. Symptome dabei sind zum einen akuter Schmerz, aber auch Muskelverhärtungen, ein erhöhter Muskeltonus, angewandte Schonhaltung sowie ein eingeschränkter Bewegungsablauf (vgl. STEINMANN/ALLWANG, 2009). Die Behandlung einer Prellung erfolgt zunächst durch Pause, Kühlung, Kompression und Hochlagerung (PECH-Regel) (s. Abb.2). Nachdem die Schwere der Prellung genau diagnostiziert wurde, können Aussagen über die Sportkarenz getroffen werden. Diese kann von ca. drei Tagen bis zu mehreren Wochen dauern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: PECH-Regel

4.1.2. Zerrung

HAAKER (1996) definiert eine Zerrung als „die Überdehnung eines Muskels, die noch nicht zu einer mechanischen Zerstörung von Muskelgewebe führt“ (S. 20). Dies bedeutet, dass es zu keinem Kontinuitätsverlust der Muskelfasern führt.

Eine Muskelzerrung kündigt sich bereits durch einen zunehmenden, krampfartigen Schmerz bei Belastungssteigerung an, welcher in Ruhe wieder abklingt. Es kommt also zur langsam einsetzenden Schmerzzunahme unter Belastung und damit automatisch zu einem veränderten Bewegungsablauf bzw. einer Schonhaltung um den Schmerz zu verringern. Für die Entstehung einer Zerrung gibt es verschiedene Ursachen. Ungenügendes Aufwärmen vor dem Sport, diverse Witterungseinflüsse oder eine starke Überlastung können zu dieser Verletzung führen. Aber auch muskuläre Dysbalancen der Wirbelsäule und die Folge einer Störung der muskeleigenen Tonusregulation können der Grund für eine Überdehnung der faserigen Muskelstruktur mit Bildung einer Schwellung sein (vgl. STEINMANN/ALLWANG, 2009).

Im Falle einer Überdehnung der ligamentären Fasern handelt es sich um die Zerrung eines Bandes (PROKOP/JELINEK/SUCKERT, 1980). Auch hier wird zunächst nach dem sogenannten PECH-Prinzip behandelt und ruhiggestellt. Je nach Schwere der Zerrung kann ab etwa dem dritten Tag mit einer leichten, vorsichtigen Dehnung des betroffenen Muskels sowie durchblutungsfördernden Maßnahmen begonnen werden. Da sich starke Zerrungen in der Heilung lang hinauszögern können ist darauf zu achten, dass die aktive Belastung des Muskels zunächst nur mit geringer Intensität begonnen werden darf (HAAKER, 1996).

4.1.3. Muskel(faser)riss

Bei starker Überdehnung des Muskels kann es sowohl zu einem Muskelfaserriss als auch zu einem Muskelriss mit einem Kontinuitätsverlust der Muskelfasern kommen. Dabei sind entweder nur wenige Fasern oder aber das ganze Faserbündel betroffen (PETERSON/REMSTRÖM, 1995). Laut BIRNESSER/PETERS/SCHARNAGL (2008) wirken bei Zerrungen und Faserrissen die gleichen Mechanismen. Die Unterscheidung liegt lediglich im Ausmaß der Muskelschädigung, denn nach starker Belastung kann das Muskelgewebe zerreißen.

Bei einem Muskelfaserriss kommt es zum Abriss des gesamten Muskelbündels. Hier ist es sehr wichtig das Training sofort zu beenden und die betroffene Stelle zu kühlen. Es kommt zur Bildung eines Hämatoms. Nach der Heilung sollte eine gezielte Muskeldehnung im schmerzfreien Bereich zur günstigen Vernarbung erfolgen (vgl. SPORTLEREI AKADEMIE, 2014). Bei einem Muskelriss handelt es sich um den Riss aller Muskelfasern eines Muskels. Auch hier kommt es zur Unterbrechung der Muskelkontinuität bei welchem jedoch der ganze Muskel abreißt. Ein Muskelriss entsteht oft an bereits vorgeschädigter Muskulatur bei sehr intensiver und explosiver Muskelarbeit. Jedoch kann auch ein Unfall bzw. Trauma zur Entstehung eines Muskelrisses führen. Oft kommt es am Übergangsbereich der Muskulatur auf die Sehne oder aber von der Sehne auf die Knochenstruktur zu dieser Verletzung. Auch das Zerreißen des Muskelbauches sowie der Längsriss des Muskels sind mögliche Verletzungen. Diese machen sich bemerkbar durch einen scharfen, spontanen Schmerz, die Bildung eines Hämatoms, eine deutlich tastbare Vertiefung oder stark eingeschränkte Bewegungsfähigkeit. Oftmals sammelt sich das gesamte Muskelgewebe am Ursprung oder am Ansatz und ist anhand einer Beule, welche zum Funktionsverlust führen kann, zu erkennen. Der Muskelriss muss operativ versorgt werden (vgl. STEINMANN/ALLWANG, 2009).

4.1.4. Verstauchung (Distorsion)

Der Fachbegriff für eine Verstauchung lautet Distorsion und bezeichnet eine unphysiologische Beanspruchung eines Gelenks über den aktiv erreichbaren Bewegungsausschlag hinaus. Es kommt zur gewaltsamen Aufklappung eines Gelenks in eine Richtung, die nicht zum normalen Bewegungsumfang gehört. Im Normalfall wird der Bewegungsumfang durch die Gelenkbänder beschränkt. Es kommt zu einer vorübergehenden, leichtgradigen Subluxation mit sofortiger Reposition. Wird die Elastizitätsgrenze nicht überschritten kommt es nur zu einer Überdehnung und Zerreißung kleiner Kapselgefäße mit einer Schwellung und einem Bluterguss. Jedoch bleibt die Kontinuität erhalten. Kommt es aber zur Überschreitung der Elastizitätsgrenze entsteht ein Bänderriss und die Kapselgefäße werden zerrissen (vgl. HAAKER, 1996). Verstauchungen entstehen oft durch indirekt wirkende Kräfte mit einer Abknick-, Scher- oder Stauchbewegung des Gelenks. Dabei kommt es zur Dehnung der Bänder, Kapseln, Sehnen sowie der Muskulatur, welche mit einer Schwellung, einem Hämatom, einer Schonhaltung und einem veränderten Bewegungsbild einhergeht. Es kommt zur Zerreißung von Gefäßen und Kapselanteilen, aber die Bandstruktur bleibt erhalten. Symptome sind dabei Schmerz, Einblutungen, Bewegungseinschränkung sowie starke Schwellungen. Sehr häufig sind das Sprung-, Knie-, Ellenbogen- oder Akromioklavikulargelenk von Verstauchungen betroffen (vgl. STEINMANN/ALLWANG, 2009).

4.1.5. Verrenkung (Luxation)

Bei einer Luxation handelt es sich um eine vollständige oder unvollständige Verschiebung (Subluxation) zweier gelenkbildender Knochenenden gegeneinander. Diese Verschiebung erfolgt gewaltsam aus ihrer physiologischen Stellung. Bei der Luxation sind die Gelenkflächen voneinander entfernt und eine deutliche Fehlstellung bzw. abnorme Gelenkstellung ist erreicht. Dabei nehmen auch die Kapsel, Bänder und der Knorpel Schaden. Der Schweregrad ist hier abhängig vom Grad der Luxation. Häufig entsteht eine Luxation durch ein direktes Trauma in Form eines Sturzes oder Zusammenpralls. Bei einer Subluxation stehen sich die Gelenkflächen noch teilweise gegenüber und sie haben noch Kontakt. Die Kapsel und Bänder sind bei dieser Form der Verrenkung überdehnt, eine Fehlstellung ist erkennbar.

Sowohl bei der Luxation als auch bei der Subluxation kommt es sofort zu starken Schmerzen, Schwellung und zur Bewegungseinschränkung oder gar zur Bewegungsunfähigkeit. Die Belastung sollte sofort abgebrochen und das Gelenk gekühlt und ruhiggestellt werden. Zu beachten ist, dass das Gelenk nur von einem Arzt wieder eingerenkt werden sollte. Danach erfolgt eine weitere Ruhigstellung für drei bis sechs Wochen. Oft betroffen von Luxationen sind das Schlüsselbein, die Kniescheibe, das Schulter-, das Ellenbogen- und das Fingergelenk. Hat ein Gelenk einmal eine Luxation erlitten besteht weiterhin die Gefahr der habituellen Luxation (vgl. STEINMANN/ALLWANG, 2009).

4.1.6. Knochenbruch (Fraktur)

Bei einer Fraktur kommt es zu einem Kontinuitätsverlust des Knochens. Fast immer entsteht sie durch äußere Gewalteinwirkung, wie z.B. einen Sturz. Man unterscheidet hierbei verschiedene Arten von Knochenbrüchen (Querbruch, Schrägbruch, Spiralbruch, Kompressionsbruch, Trümmerbruch), auf welche in dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden soll. Zudem gibt es eine weitere Unterscheidung in offene und geschlossene Knochenbrüche. Bei einem offenen Knochenbruch wird auch die Haut verletzt, der Knochen durchspießt sie und das Infektionsrisiko ist sehr hoch.

[...]

Ende der Leseprobe aus 106 Seiten

Details

Titel
Sportverletzungen und Sportschäden im Volleyball. Ursachen und Verletzungsprophylaxe
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
106
Katalognummer
V312150
ISBN (eBook)
9783668165359
ISBN (Buch)
9783668165366
Dateigröße
1438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Volleyball, Verletzung, Sportverletzung, Sportschaden, Therapie, Belastung
Arbeit zitieren
Claudia Steger (Autor:in), 2015, Sportverletzungen und Sportschäden im Volleyball. Ursachen und Verletzungsprophylaxe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312150

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