Service-Dominant Logic. Implikationen für das Marketing von weißer Ware

SDL und Vermarktung eines Kaffeevollautomaten der Firma Jura


Hausarbeit, 2015

30 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. PROJEKTBESCHREIBUNG
1.1 Ausgangssituation
1.2 Vorgehensweise

2. S-D LOGIC THEORIEANSATZ
2.1 Marketingverständnis von Vargo und Lusch
2.2 Definition und Begriffsabgrenzung
2.2.1 „Klassische“ güterdominierende Logik
2.2.2 „Alternative“ servicedominierende Logik
2.2.3 Service versus Services
2.2.4 Ko-Produktion versus Ko-Kreation
2.2.5 Wertschöpfungsnetzwerk

3. S-D LOGIC THEORIEANSATZ IN DER PRAXIS
3.1. Implikation für das Marketing unter Berücksichtigung des Marketing-Mixes anhand des Beispiels eines Kaffeevollautomaten
3.2 Personalpolitik

4. HANDLUNGSEMPFEHLUNG

5. FAZIT UND AUSBLICK

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: S-D Logic Publications

Abbildung 2: Wertschöpfung aus der Perspektive der GDL

Abbildung 3: Der wachsende Stammbaum der SDL

Abbildung 4: Fundamentale Prämissen der SDL (FP 1-5)

Abbildung 5: Fundamentale Prämissen der SDL (FP 6-10)

Abbildung 6: Sprachlicher Leitfaden der SDL

Abbildung 7: Systematisierung der Marketinginstrumente

Abbildung 8: Besonderheiten der Personalpolitik

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. PROJEKTBESCHREIBUNG

1.1 Ausgangssituation

“Die größte Gefahr in turbulenten Zeiten ist nicht die Turbulenz, sondern mit der Logik von gestern zu handeln.” Diese Aussage von einem österreichisch-amerikanischen Ökonomen und Autoren Peter F. Drucker impliziert, dass eine Vielzahl bekannter Paradigmen in der Marketingwissenschaft einer Revision bedürfen. Dabei soll insbesondere ein Perspektivenwechsel zur Überwindung des Transaktionsmarketing durch den servicedominierenden Ansatz auf Implikationsmöglichkeiten und deren Konsequenz untersucht werden.

Eine reformulierte Betrachtungsweise auf ökonomische Austauschbeziehungen wird von den beiden Professoren für Marketing Stephen L. Vargo und Robert F. Lusch entworfen. Mit ihrem im Jahr 2004 im „Journal of Marketing“ erschienenen Grundlagenartikel „Evolving to a New Dominant Logic for Marketing“[1] initiieren sie eine fundamentale Debatte um das Verständnis des „Marketing“. Sie stellen die bis dato gefestigte Denkweise der Marketingwissenschaft und –praxis infrage, indem sie die sogenannte güterdominierende Logik (Good-Dominant Logic „GDL“) mit ihrer Perspektive der servicedominierenden Logik (Service-Dominant Logic „SDL“) kontrastieren.[2] Bei der neuen dominierenden Logik soll eher die Bereitstellung von Diensten als von Gütern für die ökonomischen Austauschbeziehungen der Marktakteure grundlegend sein.

Die vorliegende Arbeit thematisiert den theoretischen SDL-Ansatz durch die Erläuterung des Marketingsverständnisses von Vargo und Lusch. Dabei werden die Definitionen und Begriffsabgrenzungen der GDL und SDL aufgeschlüsselt. Im Anschluss folgt die Implikation des SDL-Ansatzes für das Herstellermarketing von weißer Ware im Konsumgütersektor. Als Fallbeispiel für ein Konsumgut fungiert ein Kaffeevollautomat vom Hersteller JURA. Die Wahl für diesen Hersteller wird damit begründet, dass die Telepoint Elektrohandelsgesellschaft mbH & Co. KG., als Arbeitgeber des Autors und autorisierter Fachhändler von JURA, eine bewährte Zusammenarbeit ermöglicht und somit Grundlagen für ein erfolgreiches Projekt verspricht. Die Schweizer JURA Elektroapparate AG versteht sich selbst seit 1931 als innovativer Hersteller von Haushaltsgeräten[3] und illustriert anschließend im praktischen Teil anhand des Kaffeevollautomaten die Auseinandersetzung mit dem Marketing-Mix. In einem weiteren Schritt schließt sich eine Handlungsempfehlung und ein Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit der SDL an.

Entsprechend der servicedominierenden Sichtweise wird demnach der Fokus der Arbeit darauf gelegt, ob ein Perspektivenwechsel in der Logik für das Herstellermarketing im Konsumgütersektor anwendbar ist und anhand von folgender Forschungsfrage bearbeitet: “Wie sieht die Konsequenz mit dem theoretischen Ansatz der SDL aus und ist dieser Ansatz anwendbar?”

1.2 Vorgehensweise

Vor dem Hintergrund der Fragestellung dieser Arbeit wird das folgende Vorgehen gewählt: In Kapitel zwei werden zunächst die theoretischen Grundlagen der SDL gelegt und die Kernaspekte der SDL aufgezeigt. Daraufhin folgt die Begriffsabgrenzung der GDL und SDL und dessen Kontrastierung durch die SDL. Hauptquelle für die folgenden Darstellungen des Marketingverständnisses von Vargo/Lusch, der Definitionen und Begriffsabgrenzungen in Kapitel zwei ist der Original-Aufsatz von Vargo/Lusch[4], ein von den beiden Autoren herausgegebener Sammelband[5] und umfangreiches Material zur SDL, das auf einer eigens von Vargo/Lusch eingerichteten Internetseite[6] über aktuelle Entwicklungen informiert.

Kapitel drei beschäftigt sich daraufhin mit der Implikation für das Marketing unter Berücksichtigung des Marketing-Mixes anhand des Beispiels eines Kaffeevollautomaten. Die Erörterung einer Handlungsempfehlung für die Praxis schließt das Kapitel vier. Die Arbeit endet im fünften Kapitel mit einem zusammenfassenden Fazit und einem Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit der SDL.

2. S-D LOGIC THEORIEANSATZ

2.1 Marketingverständnis von Vargo und Lusch

Im Jahr 2004 dient ein einflussreicher und Aufsehen erregender Artikel von Vargo/Lusch als Ausgangspunkt für eine verstärkte Diskussion um theoretische Grundlagen der Marketingwissenschaft. Schon der Titel des Aufsatzes „Evolving to a New Dominant Logic for Marketing“ lässt erkennen, dass es hier nicht mehr um klassische Aspekte des Marketing geht, sondern um einen weit umfassenderen Anspruch. Dieser Anspruch wird von Vargo/Lusch wie folgt formuliert: „Die Autoren glauben, dass die neuen Perspektiven auf die Entwicklung einer neuen dominierenden Sichtweise für das Marketing zulaufen, eine in der eher die Bereitstellung von Diensten als von Gütern für den ökonomischen Austausch grundlegend ist.“[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: S-D Logic Publications[8]

Die in der Abbildung 1 ersichtlichen Artikel zeigen auf, dass für Vargo/Lusch die Trennung von Sachgütern und Dienstleistungen keinen Bestand mehr hat. Sie vertreten eher den Kerngedanken, dass bei allen Produkten und den darauf bezogenen Austauschprozessen der Servicegedanke im Fokus steht. So entsteht z.B. der Wert eines Kaffeevollautomaten hauptsächlich nicht durch die Metall- und Kunststoffteile (Sachgüter), aus denen sie zusammengesetzt ist, sondern durch die in dem Kaffeevollautomaten gewissermaßen enthaltenen Dienste in Form der zuvor erfolgten Entwicklung, Herstellung und Bearbeitung von Bauteilen, der Softwareentwicklung etc. In dieser Betrachtungsweise sind dann bei Austauschprozessen Dienste bzw. die in Sachgütern „enthaltenen“ Dienste dominierend.[9] Entsprechend ist der von Vargo/Lusch geprägte Begriff der „Service-Dominant Logic of Marketing“ zu verstehen. Dabei geht es bei dem Begriff „Logic“ um eine bestimmte und grundlegende Perspektive beim Verstehen der betrachteten Besonderheiten. Die Autoren pointieren jedoch, dass es sich bei der SDL (noch) nicht um eine neue Theorie des Marketing handelt, sondern eher um eine bestimmte Sichtweise, aus der sich allerdings eine neue generelle Marketing-Theorie entwickeln könnte.[10] Ausgangspunkt einer Darlegung zentraler Ideen der SDL soll eine Gegenüberstellung von (traditioneller) GDL und SDL sein.

2.2 Definition und Begriffsabgrenzung

2.2.1 „Klassische“ güterdominierende Logik

Die traditionelle Sichtweise des ökonomischen Austauschs rückt Vertriebsaktivitäten und Fertigungsprozesse in den Mittelpunkt bei der anbieterseitig, also vom Hersteller, ein Wert geschaffen wird. „Der Kunde wird in diesem Zusammenhang als Konsument betrachtet, der den vorher erstellten anbieterseitigen Wert durch den Konsum der Leistung zerstört.“[11] Im Fokus der Marketingtätigkeit steht dabei der Austausch materieller Güter bzw. die „units of output“ im Rahmen einzelner Transaktionen. Der Wert entsteht dabei im Unternehmen und ist ab dem Moment des Austauschs am Preis messbar.

Bei der güterdominierenden Logik erfolgt grundlegend nach einer Analyse der allgemeinen Kundenwünsche die Produktanfertigung. Diese ist nach Möglichkeit standardisiert und ist unter idealen Umständen bis zum Verkauf lagerbar. Dienstleistungen werden in der GDL als immaterielle Güter betrachtet, die aufgrund ihrer vier Attribute Intangibilität, Simultanität von Produktion und Absatz (Uno actu-Prinzip), Heterogenität und Nichtlagerbarkeit[12] eher hinderliche Zusatzprodukte sind. Intangibilität besagt, dass Dienstleistungen vor ihrer Erstellung nicht sinnlich wahrnehmbar sowie häufig auch geistig nur schwer erfassbar sind. Das Uno-actu-Prinzip ist ein Merkmal, mit dem die Produktion und der Konsum einer Dienstleistung zeitlich zusammen fallen. Die Heterogenität ist stellvertretend für die individuelle Dienstleistungserstellung und die Nichtlagerfähigkeit impliziert, dass der Konsument einer Dienstleistung diese nur beanspruchen kann, in dem sie produziert wird.[13] Diese ergänzenden Leistungen[14] erschweren die verbreitete Verfahrensweise in Form von kundenunabhängiger, standardisierter Produktion, welche durch die Lagerbarkeit der Produkte flexibel auf die Absatzschwankungen reagieren kann.[15] Betrachtet man das zugrunde gelegte Verständnis innerhalb der GDL bezüglich der Wertschöpfung, so lässt sich dies anhand Abbildung 2 darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Wertschöpfung aus der Perspektive der GDL[16]

Im klassischen Sinne finden die wertschöpfenden Prozesse kundenunabhängig statt und laden die angebotene Leistung im Rahmen des Herstellungsprozesses mit Wert auf. Auf dem Markt wird sodann ein fertiges Austauschgut angeboten, das in aller Regel durch den Einsatz monetärer Mittel für jeden Marktpartner zu erwerben ist. Um diese internen transaktionsbezogenen Prozesse zu normieren und zu optimieren, entwickelten sich Modelle und Managementansätze wie bspw. die Wertkette von Porter[17] und das sogenannte Supply-Chain-Management.[18]

Neuere Ansätze bauen auf dieser produktlastigen Perspektive auf und berücksichtigen insbesondere im wachsenden Dienstleistungsbereich die Beteiligung des Kunden im Rahmen der Wertschöpfung. Dienstleistungen werden daher u.a. durch die Integration des externen Faktors (Kunde) in den Wertschöpfungsprozess charakterisiert.[19]

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass diese traditionelle güterdominierende Perspektive sich auf die Aktivitäten des Herstellers konzentriert und Dienstleistungen als Erweiterung von Gütern betrachtet. Der zentrale Kritikpunkt dieser Auffassung ist daran festzumachen, dass die analysierten Wertschöpfungsaktivitäten primär auf den Zeitraum vor der Inanspruchnahme der Leistung gelegt werden, um durch entsprechende Managementimplikationen und Optimierungsprozesse ein besseres Angebot im Vergleich zur Konkurrenz auf dem Markt platzieren zu können.[20]

2.2.2 „Alternative“ servicedominierende Logik

Vargo/Lusch begründen ein alternatives Konzept für die service-zentrierte Betrachtung des ökonomischen Austauschs.[21] Bevor auf die Kernelemente der SDL eingegangen wird, werden die begleitenden Theorien und wissenschaftlichen Themenfelder umrissen, die zu ihrer Entwicklung beigetragen haben. So wendet die SDL unterschiedliche wissenschaftliche Denkweisen des Wertschöpfungskettenmanagements, des Dienstleistungsmarketing, der Stakeholder Theory usw. an, um Synergieeffekte abzuleiten.[22]

Die folgende Abbildung 3 zeigt den Stammbaum der servicedominierenden Logik, der lediglich der Vollständigkeit halber aufgeführt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Der wachsende Stammbaum der SDL[23]

Der SDL-Grundgedanke basiert auf dem Verständnis von Service „…as the application of specialized competences (knowledge and skills) through deeds, processes and performances for the benefit of another entity or the entity itself.“[24]

Diese unkonventionelle Definition von Service ist die Grundlage für die Entstehung der service-zentrierten Denkweise von Vargo/Lusch. Durch die Anwendung spezialisierter Kompetenzen kann dem Begünstigten ein werthaltiges Angebot unterbreitet werden. Mit dem ökonomischen Verständnis, dass Wert erst durch die Nutzung des Angebots entsteht, handelt es sich dabei lediglich um einen anbieterseitigen Wertvorschlag. Der Empfänger der Leistung kreiert durch die Nutzung des Angebots und durch die Integration verschiedenster (eigener und fremder) Ressourcen gemeinsam den Wert. Dabei spricht die SDL auch von der Ko-Kreation von Werten.[25] Das heißt, egal welches Angebot der Leistungsempfänger erhält, die Wertentfaltung bestimmt sich immer individuell und kontextspezifisch durch die Aktivitäten und weiterführenden Prozesse der Marktakteure und deren Integration von Ressourcen bzw. Service. Ressourcen werden diesbezüglich in operante (t-) und operande (d-) Ressourcen differenziert. Unter operante Ressourcen sind auf Herstellerseite dessen Forschungs- und Entwicklungskompetenz, Erfahrungen im Wissensmanagement oder besondere Marktkenntnisse zu verstehen.[26] Bei den Konsumenten handelt es sich dabei um deren psychische, physische, soziale und kulturelle Kenntnisse und Begabungen.[27] Operande Ressourcen umfassen hingegen Ressourcen, wie z. B. Betriebsmittel und Rohstoffe oder Konsumgüter, die der jeweilige Marktteilnehmer mit Hilfe seiner operanten Ressourcen nutzt und verändert, um seinen Service zu generieren. Um das Verständnis dieser prozessorientierten und servicezentrierten Logik nachvollziehen zu können, gibt Abbildung 4 einen Überblick über die zentralen Aussagen der SDL.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Fundamentale Prämissen der SDL (FP 1-5)[28]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Fundamentale Prämissen der SDL (FP 6-10)[29]

Im Zuge der Entwicklung der SDL und deren Begriffssystem sind immer wieder Fehlannahmen zentraler Begriffe diskutiert worden. Somit erscheint es notwendig den Unterschied zwischen „Service“ und „Services“ sowie Ko-Produktion und Ko-Kreation zu erläutern.

2.2.3 Service versus Services

Die Unterscheidung von Gütern und Dienstleistungen (engl. Services) als ergänzende Produktleistungen spiegelt einen zentralen Aspekt innerhalb der güterdominierenden Sichtweise wider. Die servicedominierende Logik widerspricht dieser Anschauung mit dem Argument, dass jeglicher wirtschaftlicher Austausch auf ihrer Definition von „Service“ beruht. Dabei wird „Service“ als ein Prozess gesehen, in dem ein Akteur durch die Anwendung spezialisierter Ressourcen für einen anderen Akteur einen Wertbeitrag schafft. Diese generelle Betrachtung macht eine Unterscheidung von Sach- und Dienstleistungen überflüssig, da letztendlich auf den Nutzen des Leistungsempfängers abgestellt wird und dieser als individueller Wert definiert ist, der nicht nur auf Produkt- oder Dienstleistungsmerkmale zurückzuführen ist.[30] Innerhalb der SDL wird zwischen der direkten und indirekten Bereitstellung von „Service“ unterschieden. So kann im Falle der Kundenberatung bei JURA der Nutzen für den Kunden als Leistungsempfänger direkt durch den Kundenberater bei einem autorisierten Fachhändler erfolgen oder indirekt über eine Onlineberatung auf der JURA-Website. Dabei steht immer der Service im Vordergrund.[31]

Es bleibt anzumerken, dass der Ausgangspunkt der servicedominierenden Logik im Sinne ihrer Definition von „Service“ kein neues Konzept darstellt. Zahlreiche Wissenschaftler vertreten längst die Ansicht, dass im Rahmen der Wertschaffung und dessen Austauschs die Anwendung spezialisierten Wissens eine zentrale Rolle spielt.[32] Äußerungen und Diskussionen über die gewachsene Bedeutung von „Service“ gründen darauf, dass die SDL oftmals noch aus der klassischen güterzentrierten Perspektive betrachtet wird. In der servicezentrierten Sichtweise wird die zentrale Rolle von „Service“ im ökonomischen Austausch gerade nicht als neu, sondern eben als originär betrachtet.[33]

Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass in der SDL Güter und deren wertschaffende Eigenschaften nicht durch den „Service“ ersetzt werden. Anstatt Güter durch Service zu ersetzen, wird die servicedominierende Logik als übergeordnete Perspektive verstanden, in der die GDL eingebettet ist. Somit werden die theoretischen und konzeptionellen Komponenten der güterdominierenden Logik von Vargo/Lusch weiterhin als relevant erachtet und durch die SDL ergänzt.[34]

2.2.4 Ko-Produktion versus Ko-Kreation

Generell werden bei der servicedominierenden Logik im Sinne des wirtschaftlichen Austauschs zwei Konzeptualisierungen diskutiert: Zum einen der value-in-exchange (Tauschwert) und zum anderen der value-in-use (Gebrauchswert bzw. der vom Leistungsempfänger realisierte Wert = Nutzwert).[35] Die Bedeutung des Gebrauchswertes wird damit propagiert, dass der Wert an sich sowohl mit Kunden als auch schließlich durch die Kunden durch die Integration individueller operanter und operander Ressourcen[36] selbst ko-kreiert wird. Vargo/Lusch distanzieren sich daher von der klassischen anbieterseitigen Produktion und Distribution von Werten, bei der Konsumenten lediglich außerhalb der Firma betrachtet werden.[37] Die Formulierung Ko-Produktion bezieht sich auf die Mitwirkung des Kunden bzw. anderer Akteure in der Erstellung eines anbieterseitigen Wertvorschlags bspw. in Form von individuellen Ausgestaltungen der Leistungen auf der Ergebnisebene oder von selbst erstellten Leistungen (sogenannte self-services). Die SDL geht über die traditionelle Sichtweise der Einbindung des Kunden in die unternehmensseitigen Prozesse innerhalb der Produktion bzw. individuellen Anpassung und Konstruktion hinaus. Vargo/Lusch verwenden nunmehr den Begriff der Ko-Kreation von Werten, um die Rolle des Kunden und aller weiteren Akteure innerhalb der gemeinschaftlichen Wertschöpfung zu vermitteln.[38] Aufgrund dessen und der zunehmenden Komplexität der Märkte ist es erforderlich, die Prozesse und Abhängigkeiten innerhalb der Marktaktivitäten aus der Perspektive der SDL zu erläutern.

2.2.5 Wertschöpfungsnetzwerk

Betrachtet man die Wertschöpfung aus der Perspektive der servicedominierenden Logik, wird die vorherrschende Sichtweise erweitert. Aus der klassischen dualen Anbieter-Kunde-Beziehung (B2B oder B2C[39] ) wird ein komplexes Beziehungsgeflecht aller Marktakteure, welches den Kontext der Wertschöpfung determiniert. Es wird demnach als A2A[40] -Netzwerk betrachtet, indem alle Akteure durch die Anwendung ihrer Ressourcen und Fähigkeiten (Service) wiederum die anderen Akteure beeinflussen können. Unter diesem Gesichtspunkt ergibt sich ein ausgeweitetes Verständnis für die bestehenden Märkte, welches neue Möglichkeiten und Herausforderungen an die bestehenden Management- und Theoriebereiche stellt.[41] Damit die hohe Komplexität der im Rahmen dieser Arbeit behandelten servicezentrierten Logik noch einmal herausgestellt werden kann, wird zur besseren Übersicht nun ein sprachlicher Leitfaden gegeben.

[...]


[1] Vgl. Vargo/Lusch (2004), S. 1 ff.

[2] Durchholz (2012), S. 5.

[3] JURA Vertrieb (Schweiz) AG (2015), o.S.

[4] Vgl. Vargo/Lusch (2004), o.S.

[5] Vgl. Vargo/Lusch (2006), S. 43 ff.

[6] Die Website www.sdlogic.net informiert über aktuelle Entwicklungen.

[7] Vargo/Lusch (2004), S. 1.

[8] In Anlehnung an Drengner (o.J), S. 9.

[9] Vgl. Kuß (2013), S. 237 ff.

[10] Vgl. Vargo (2007), S. 53 ff.

[11] Vgl. Vargo et al. (2010a), S. 136.

[12] Vgl. Zeithaml et al. (1985), S. 33 f.

[13] Vgl. Meffert/Bruhn/Hadwich (2015), S. 33.

[14] Vgl. Lovelock/Gummesson (2004), S. 20 ff.

[15] Vgl. Durchholz (2012), S. 6.

[16] Vgl. Vargo (2009a), S. 5.

[17] Vgl. Porter (1985), S. 37.

[18] Vgl. Handfield/Niehols (1999), S. 2; Thaler (1999), S. 44; Hahn (2000), S. 12.

[19] Vgl. Durchholz (2012), S. 7 f.

[20] Vgl. Vargo/Lusch (2004), S. 5.

[21] Vgl. Lusch (2011), S. 1 ff.

[22] Vgl. Ballantyne/Varey (2008), S. 11 f.

[23] In Anlehnung an Lusch (2011), o.S.; Vargo/Lusch (2011a), S. 6 f.; Shostack (1977), S. 73 ff.; Berry (1983), S. 25 ff.; Gummesson (1994), S. 77 ff.; Grönroos (1994), S. 4 ff.; Penrose (1959), o.S.; Prahalad/Hamel (1990), S. 79 ff.; Day (1994), S. 37 ff.

[24] Vgl. Vargo/Lusch (2004), S. 2.

[25] Vgl. Durchholz (2012), S. 10.

[26] Vgl. Madhavaram/Granot/Badrinarayanan (2014), S. 275 ff.

[27] Vgl. Arnould/Price/Malshe (2006), S. 91 ff.

[28] [28] In Anlehnung an Vargo (2009b), S. 375.

[29] In Anlehnung an Vargo (2009b), S. 375.

[30] Vgl. Durchholz (2012), S. 13.

[31] Vgl. Vargo (2009b), S. 376.

[32] Vgl. Bastiat (1860), o.S.; Gummesson (1995), o.S.; Grönroos (2000), o.S.

[33] Vgl. Vargo et al. (2010b), S. 141.

[34] Vgl. Durchholz (2012), S. 20.

[35] Vgl. Vargo et al. (2008), S. 145 ff.

[36] Vgl. Edvardsson/Tronvoll/Gruber (2010), o.S.; Vargo/Lusch (2004), o.S.

[37] Vgl. Prahalad/Ramaswamy (2000), S. 79 ff.; Prahalad/Ramaswamy (2004), S. 5 ff; Normann/Ramirez (1993), S. 65 ff. Diese Ansicht der Ko-Kreation von Werten wurde durch die Arbeiten von Prahalad und Ramaswamy und weiteren Wissenschaftlern geprägt und in die servicezentrierte Logik integriert.

[38] Vgl. Vargo et al. (2010b), S. 143.

[39] Unter B2B werden Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen betrachtet (Business to Business). B2C behandelt Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen und Konsumenten (Business to Consumer).

[40] A2A = Actor to Actor.

[41] Vgl. Durchholz (2012), S. 20 f.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Service-Dominant Logic. Implikationen für das Marketing von weißer Ware
Untertitel
SDL und Vermarktung eines Kaffeevollautomaten der Firma Jura
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
30
Katalognummer
V312017
ISBN (eBook)
9783668110670
ISBN (Buch)
9783668110687
Dateigröße
1315 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sdl, marketing, weiße ware, service dominant logic
Arbeit zitieren
Christine Knese (Autor:in), 2015, Service-Dominant Logic. Implikationen für das Marketing von weißer Ware, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312017

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