Alkoholabhängigkeit. Entstehung, Arten, Therapie und Intervention


Hausarbeit, 2014

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...2

2. Begriffsbestimmung und Definition des Alkoholismus und die Differenzierung von Missbrauch und Abhängigkeit ...2

3. Entwicklung und Arten der Alkoholabhängigkeit ...4

4. Diagnostik ...5

5. Behandlungsansätze ...6

6. Therapie und Intervention ...7
6.1 Motivationsförderung ...7
6.2 Kontaktphase ...9
6.3 Entzugsbehandlung ...9
6.4 Entwöhnungsphase ...13
6.5 Nachsorgephase ...14

7. Schluss ...14

8. Literaturverzeichnis ...15

1. Einleitung

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit konsumieren in Deutschland 9,5 Mio. Menschen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Pro Kopf werden im Jahr ca. 10 Liter reinen Alkohols konsumiert und ca. 1,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten zurzeit als Alkoholabhängig. Im Durchschnitt unterziehen sich nur 10 % der Betroffenen nach 10 bis 15 Jahren der Alkoholabhängigkeit einer Therapie. 74.000 Menschen sterben jährlich an den direkten bzw. an den indirekten Folgen der Alkoholabhängigkeit.1

Doch wie entsteht eine Alkoholabhängigkeit? Wann gilt man als „Missbräuchler“ und ab wann als Alkoholabhängiger? Worauf sollte man bei der pflegerischen Intervention achten? Da Deutschland durch den pro-Kopf-Konsum zu den Hochkonsumländern gehört, wird man vor allem in der Pflege sehr oft mit Menschen, welche unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, konfrontiert. Die Entstehung, die Arten, die Therapie sowie die pflegerische Intervention mit Menschen, welche unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, stehen somit im Fokus dieser Hausarbeit.

Die Behandlung von Alkoholabhängigen muss stets interdisziplinär erfolgen, also die Behandlung durch Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten sowie Pflegekräfte mit einschließen. Dem Umfang dieser Arbeit geschuldet beschäftigt sich sie jedoch vorwiegend mit der Intervention durch Pflegekräfte.

Die Frage des kontrollierten Trinkens, welche schon über Jahrzehnte hinweg Betroffene, Angehörige, Therapeuten und Forscher bewegt2, soll auch auf Grund des Umfangs und der Differenzierung der Therapieformen nicht Teil dieser Hausarbeit sein.

2. Begriffsbestimmung und Definition des Alkoholismus und die Differenzierung von Missbrauch und Abhängigkeit

Alkoholismus umfasst verschiedene Phänomene, deren Grenzen sich oft verwischen, welche aber keinesfalls identisch sind: Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit. Da sich der Terminus „Alkoholismus“ seit mehr als hundert Jahren im internationalen Sprachgebrauch eingebürgert hat und in gebräuchlichen Definitionen benutzt wird, soll im Folgenden dieser Arbeit auch weiter das Wort „Alkoholismus“ verwendet werden.3

In den älteren Definitionen zum Alkoholismus, zum Beispiel denen der World Health Organisation (WHO) von 1952, wird vor allem auf die Folgen des exzessiven Trinkens auf körperlichem, geistigem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet eingegangen. Diese Definitionen haben in den Folgejahren erhebliche Kritik erfahren. Man ist schließlich dazu übergegangen, zwischen alkoholbedingten Folgeschäden, sowie Alkoholabhängigkeit bzw. zwischen Missbrauch und Abhängigkeit zu differenzieren.4 1992 wurde von den beiden führenden Fachinstanzen5 eine zusammenfassende Definition des Alkoholismus formuliert. Diese lautet: „Alkoholismus ist eine primäre, chronische Krankheit, deren Entstehung und Manifestation durch genetische, psychosoziale und umfeldbedingte Faktoren beeinflusst werden. Sie schreitet häufig fort und kann tödlich enden. Alkoholismus wird durch eine Reihe von dauernd oder zeitweilig auftretenden Kennzeichen charakterisiert: durch die Verschlechterung des Kontrollvermögens beim Trinken und durch die vermehrte gedankliche Beschäftigung mit Alkohol, der trotz besseren Wissens um seine schädlichen Folgen getrunken und dessen Konsum häufig verleugnet wird.“6

Zu unterscheiden ist bei dem Alkoholismus zwischen dem Missbrauch (bzw. dem schädlichen Gebrauch) und der Abhängigkeit von Alkohol. Von einem Missbrauch wird im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV)7 gesprochen wenn sich mindestens eines der folgenden Kriterien innerhalb des 12-Monats-Zeitraums manifestiert: der wiederholte Alkoholkonsum, der zu einem Versagen bei der Erfüllung wichtiger Verpflichtungen führt; der wiederholte Alkoholkonsum in Situationen, in denen es Aufgrund des Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann; wenn wiederkehrende rechtliche Probleme im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum auftreten oder wenn fortgesetzter Alkoholkonsum trotz ständiger oder sich wiederholender Probleme, welche durch den Alkohol versursacht oder verstärkt werden, betrieben wird. Im Unterschied zum ICD-108 werden beim DSM-IV auch soziale Schäden mit einbezogen.9 Bei der Abhängigkeit von Alkohol sind die Items des DSM-IV und des ICD-10 identisch: die Toleranzentwicklung, das Entzugssyndrom, die Kontrollminderung, das zwanghafte Trinken, hoher Zeitaufwand für Alkoholbeschaffung, Vernachlässigung anderer Aktivitäten und der Konsum trotz Wissen um negative Folgen. Wenn innerhalb der letzten Jahre drei oder mehr der soeben genannten Kriterien zutreffen, kann die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit gestellt werden. Der Konsum des Alkohols hat für die betroffene Person Vorrang gegenüber anderen Verhaltensweisen und der innere Zwang Alkohol zu konsumieren wird den Betroffenen meist erst dann bewusst, wenn diese versuchen den Konsum zu beenden bzw. zu kontrollieren.10

3. Entwicklung und Arten der Alkoholabhängigkeit

Die Alkoholabhängigkeit ist eine sehr häufige Erkrankung. In Deutschland leben schätzungsweise 1,3 Millionen Alkoholiker. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.11 Die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit kann man in 4 Phasen unterteilen. Zu Beginn steht die voralkoholische Phase, wobei der Alkohol bei der Problembewältigung hilft. Hier wird zum Beispiel nach Konflikten konsumiert um Spannungen abzubauen. Auch der gesellschaftliche Aspekt nimmt eine immer größere Rolle ein, man trinkt häufig mit Freunden und Bekannten, um „Spaß“ zu haben. Bei der zweiten Phase, der Prodromalphase, kommt es häufig zu Gedächtnislücken nach Räuschen. Der Betroffene entwickelt eine Toleranz gegenüber immer höheren Alkoholmengen. Die häufigen Gedanken sowie das heimliche Trinken sind typische Merkmale dieser Phase. Als „kritische Phase“ wird die dritte Phase in der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit beschrieben. In dieser wird schon am Morgen Alkohol konsumiert, die Bedeutung des Alkohols wird heruntergespielt und es spielen Schuldgefühle eine bedeutende Rolle. Der Zwang, Alkohol zu konsumieren, sowie der Kontrollverlust sind typische Merkmale dieser Phase. In der vierten und letzten „chronischen Phase“ kommt es zu tagelangen Räuschen, zu einem ethischen Abbau, einem Zerfall der Persönlichkeit, sowie einem Toleranzverlust, da aufgrund bereits eingetretener Leberschädigungen schon geringere Mengen an Alkohol zum Rausch führen. In dieser Phase treten auch Alkoholpsychosen, Angstzustände, Zittern sowie psychomotorische Hemmungen auf. Der Betroffene gelangt häufig an dieser Stelle zu einer Krankheitseinsicht.12

Es gibt bei der Alkoholabhängigkeit verschiedene Formen, welche mit unterschiedlichen Charakteristiken einhergehen. Nach Elvin Morton Jellinek, einer der ersten Forscher, der den Krankheitscharakter des Alkoholismus erkannte, werden fünf Formen des Alkoholismus unterschieden. Der sogenannte Alpha-Typ, welcher auch als Erleichterungstrinker bezeichnet wird, weist eine psychische Abhängigkeit mit phasenweisem Konsum von Alkohol auf. Der Kontrollverlust spielt bei diesem Typ keine Rolle. Der Beta Typ, oder auch der Gelegenheitstrinker, hat einen übermäßigen Alkoholkonsum ohne Kontrollverlust mit gelegentlichem Rausch. Zum Beispiel auf Feiern. Bei dem Gamma-Typ handelt es sich um den süchtigen Trinker. Er hat bereits eine Toleranz gegenüber Alkohol entwickelt und bildet diese weiter aus. Eine Abstinenz ist bei diesem Typ nicht möglich, er leidet an Kontrollverlust während des Trinkens und unter Entzugssymptomen wenn der Alkoholspiegel in seinem Blut fällt.13 Der Delta-Typ ist einer der häufigsten Typen in der stationären Entzugsbehandlung. Als „Gewohnheits-“ bzw. „Spiegeltrinker“ muss er regelmäßig Alkohol konsumieren um seinen Alkoholpegel aufrecht zu erhalten. Er hat jedoch keinen Kontrollverlust bzw. Rausch. Eine Abstinenz ist nicht möglich. Bei dem letzten Typ, dem Epsylon-Typ, handelt es sich um einen sogenannten „Quartalssäufer“. Dieser Typ ist aus eigener Erfahrung in der stationären Entzugsbehandlung am schwierigsten zu behandeln, da er die Fähigkeit zur Abstinenz besitzt. In dieser kann er lange Zeiträume, auch bis zu mehreren Monaten, ohne Alkohol auskommen. Dazwischen hat er einen phasenweisen exzessiven Alkoholkonsum, welcher auch mit einem Kontrollverlust einhergeht.14

4. Diagnostik

Nur in Extremfällen gestaltet sich die Diagnose der Alkoholabhängigkeit als einfach. Aus verschiedenen Gründen, z.B. dem fehlenden Leidensdruck der Betroffenen, ist die Mitarbeit der Patienten bei der Diagnostik auch nicht immer gegeben. Dies sollte zum Beispiel bei Fragebogentests berücksichtigt werden. Die Diagnose des Alkoholismus kann grundsätzlich durch folgende Zugänge her versucht werden. Als erstes durch die Abschätzung des abnormen Trinkverhaltens, hier spielt die Trinkmenge sowie die Trinkfrequenz eine Rolle. Dies wird bei stationärem Aufenthalt bereits durch die pflegerische Anamnese als Zuarbeit für die ärztliche Anamnese erfragt. Ein weiterer Punkt ist die Abschätzung der alkoholbezogenen Schäden auf körperlichem, psychischem und/ oder sozialem Gebiet. Eine wichtige Rolle spielen hierbei auch zum Beispiel die Pflegeberichte, da dort die genauen Beobachtungen der Pflegefachkräfte dokumentiert sind. Gibt es zum Beispiel Auffälligkeiten im Gangbild des Patienten, kann man unter Umständen Rückschlüsse auf eine Polyneuropathie15 schließen, welche häufig einen stark vermehrten Alkoholkonsum als Ursache hat.

[...]


1 Vgl. Drogenbeauftragte der Bundesregierung (Hrsg.) 2013.

2 Vgl. Kruse, Gunther; Körkel, Joachim; Schmalz, Ulla 2000, S. 245

3 Vgl. Feuerlein, Wilhelm 1989, S 3.

4 Vgl. Küfner, Heinrich; Soyka, Michael 2008, S. 9f.

5 National Council on Alcoholism and Drug Dependence und American Society of Addictive Medicine.

6 Küfner, Heinrich; Soyka, Michael 2008, S. 10.

7 Klassificationssystem der American Psychiatric Association.

8 Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.

9 Vgl. Küfner, Heinrich; Soyka, Michael 2008, S. 10f.

10 Vgl. Küfner, Heinrich; Soyka, Michael 2008, S. 11ff.

11 Vgl. Kirchhefer, Rainer 2000, S. 87.

12 Vgl. Kirchhefer, Rainer 2000, S. 88.

13 Vgl. Kirchhefer, Rainer 2000, S. 87.

14 Vgl. Kirchhefer, Rainer 2000, S. 87.

15 Oberbegriff für bestimmte Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen. Häufige Ursache ist Alkoholmissbrauch.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Alkoholabhängigkeit. Entstehung, Arten, Therapie und Intervention
Hochschule
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH)  (Evangelische Hochschule Dresden)
Veranstaltung
Public Health
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V311833
ISBN (eBook)
9783668107588
ISBN (Buch)
9783668107595
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
alkoholabhängigkeit, entstehung, arten, therapie, intervention
Arbeit zitieren
Stefan Müseler (Autor:in), 2014, Alkoholabhängigkeit. Entstehung, Arten, Therapie und Intervention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311833

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