Religiöse Toleranz oder politisches Kalkül? Glaubensflüchtlinge und Peuplierungspolitik in der Hohenzollernmonarchie im Barockzeitalter


Bachelorarbeit, 2013

54 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Geschehnisse in Frankreich
2.1. Hugenottenbewegung
2.2. Die Edikte von Nantes und Fontainebleau

3. Brandenburgs Stellung bis 1685
3.1. politische Stellung
3.2. wirtschaftliche Position
3.3. Religionskonflikte

4. Das Edikt von Potsdam

5. Die Reaktion auf das Edikt
5.1. Migrationsströme aus Frankreich
5.2. Ansiedlung und Konflikte
5.3. Unternehmergeist und Innovation

6. Die Beziehung der Hugenotten zum hohenzollernschen Herrscherhaus

7. Die Lutheraner in Salzburg
7.1 Vom Beginn bis zum Amtsantritt Firmians
7.2 Die Entwicklungen bis zum Emigrationspatent

8. Das Emigrationspatent
8.1 Die Wirkung des Erlasses
8.2 Die preußische Reaktion

9. Die Rolle des Kaisers

10. Die Ansiedlung der Salzburger in Ostpreußen
10.1 Kircheninterne Konflikte
10.2 Der Nutzen für Preußen

11. Fazit

12. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Edikt von Potsdam, welches erst retrospektiv diesen Namen erhielt, gilt als eine bedeutende Schrift für die Geschichte Brandenburg-Preußens. Durch das Edikt wurde den Hugenotten, welche nach dem Edikt von Fontainebleau durch Ludwig XIV. zur Konversion oder illegalerweise zum Asyl gezwungen wurden, weitreichende Rechte in den Brandenburgischen Landen, vor Allem aber in der Mark, zugesichert. Obwohl auch die Niederlande oder England die Flüchtlinge aufnahmen, so war diese Möglichkeit jedoch sehr wichtig für Brandenburg, da dieses Land im 17. Jahrhundert wirtschaftlich und militärisch schwach ausgebildet war. Dies war der Grund für viele Freiheiten, welche den Neuankömmlingen aus Frankreich zugesichert wurden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg konnte sich das Kurfürstentum Brandenburg-Preußen zwar durch Landerwerb auf ein größeres Territorium berufen, die Kesselsituation zwischen den Großmächten barg jedoch viel Konfliktpotenzial. Mit der Aufnahme der Refugies aus Frankreich bot sich die Option, neues Gewerbe und einen höheren Kulturstand in den märkischen Landen zu erreichen.

Das preußische Aufnahmepatent von 1732 wurde unter anderen Umständen verfasst, hatte aber einen ähnlichen Charakter. Die Salzburger Exulanten, die Bauern des Erzbistums Salzburg, welche im Geheimen den Protestantismus pflegten, wurden 1731 vom Erzbischof Firmian des Landes verwiesen. Mit einer zeitlichen Verschiebung von einigen Monaten erließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. seinen Erlass, welcher die salzburgischen Flüchtlinge nach Ostpreußen einlud, um sich dort anzusiedeln.

Obwohl beide Migrationen auf den ersten Blick nur wenig Möglichkeiten für einen Vergleich bieten, sind die Grundschritte Ursache-Verlauf-Folgen doch ähnlich. Doch zurück zur ersten Betrachtung: Die Refugies waren nach dem Edikt von Fontainebleau nicht mehr in der Lage, offen ihre Religion auszuüben. Ihre Reputation in Europa jedoch war enorm, da sie als Angehörige einer Hochkultur galten und ihre Handwerkskunst einen guten Ruf genoss. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm konnte mit der Aufnahme nicht nur den staatsutilitaristischen Aspekt der Wirtschaftsförderung abdecken, sondern zugleich auch mit Hilfe seiner Glaubensgenossen das calvinistische Bekenntnis in Brandenburg-Preußen stärken.

Die Betrachtung der Ereignisse 131/32 (schreib die ganze Jahreszahl)verläuft etwas anders: Die Salzburger waren bereits vor dem Emigrationspatent des Erzbischofs nicht in der Lage, offen ihren Glauben auszuüben, erst nachdem sie sich öffentlich bekannten, wurden sie des Landes verwiesen. Einen Ruf in Europa hatten sie nicht, mehr noch, Firmian stigmatisierte sie als Rebellen und Ketzer, um seine Handlungen zu rechtfertigen. König Friedrich Wilhelm I. war erst bereitwillig, die Exulanten aufzunehmen, als ihm mitgeteilt wurde, dass es sich um wohlhabende Bauern handelte. Diese jedoch waren Lutheraner und keine Calvinisten, spielten also für die Stärkung seines Bekenntnisses keine Rolle.

Obgleich der detailliertere Blick auf beide Migrationen wenig Gemeinsamkeiten aufwirft, ergeben sich diese bei einer Betrachtung von einem klassischen Standpunkt. Die Ursache war in beiden Fällen eine Rekatholisierungspolitik des Herrschers, welche keinen Platz für andere Konfessionen bot, weder öffentlich, noch im Geheimen. Der Verlauf der Migration wurde zum europaweiten Politikum und durch viel Resonanz in Flugblättern und Polemiken begleitet. Die Hugenotten wurden von vielen Staaten umworben, da ihnen das Handwerk von Luxusartikeln bekannt war. Doch der Zug nach Brandenburg/Preußen war erst organisiert, als die Gesandten Preußens sich der Sache annahmen, sei es in Frankfurt am Main oder in Donauwörth. Über die Folgen wird noch zu sprechen sein, aber der Grundstein für den Aufstieg Brandenburg-Preußens wurde mit der Politik des Großen Kurfürsten gelegt, welche die Strategie seines Enkels erst möglich machte. Außerdem fand eine Stärkung des nicht-katholischen Bekenntnisses statt, die des calvinistischen auf Landesebene und die des protestantischen auf Reichsebene.

Diese Arbeit versucht, eine Kontinuität der Hohenzollernschen Politik aufzuweisen, welche eine Toleranz hinsichtlich verschiedener Konfessionen mit staatsutilitaristischem Kalkül verbindet und somit den Aufstieg Brandenburg- Preußens im 19. Jahrhundert ermöglichte. Der Fokus dieser Bachelorarbeit liegt dabei auf den Hugenotten und den Salzburger Exulanten und deren Bedeutung für Brandenburg-Preußen. Ein signifikanter Unterschied muss allerdings herausgearbeitet werden; im Falle der Refugies ist die Betrachtung nach 1685 von größerer Bedeutung, da ihre Ansiedlung in Brandenburg-Preußen wirkmächtiger war als die der Salzburger. Bei Letzteren steht die Politik des Königs Friedrich Wilhelm I. im Vordergrund, sodass sich die Betrachtung eher auf die Interaktion mit dem Kaiser und dem Erzbischof beschränkt.

2. Die Geschehnisse in Frankreich

2.1 Die Hugenottenbewegung

Nach dem Ausbruch der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts entwickelten sich zwei große Strömungen, welche sich im Laufe der Jahrhunderte auf dem europäischen Kontinent durchsetzten: die Lutheraner und die Calvinisten. Johannes Calvin, welcher in Genf eine reformierte Gemeinde gründete, konnte, bedingt durch die Nähe zu Frankreich, seine Lehre auch dort verbreiten. Woher der Begriff Hugenotten stammt, ist nicht genau geklärt, die plausibelste Theorie leitet das Wort von den schweizerischen Eidgenossen ab. Die Verknüpfung zu Calvin und seiner Lehre ist unverkennbar und wurde für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm sehr wichtig, da „die politische Theorie des französischen Calvinismus […] einen stark absolutistischen und royalistischen Charakter“1 hatte. Obwohl Frankreich politisch vereint war, so waren die Regionen doch sehr heterogen. Als relevant für die spätere Hugenottenmigration sind die Gebiete pays de droit und pays de coutume zu nennen. Diese Regionen waren völlig verschieden und wurden nicht einmal steuerlich gleich behandelt2, aber dennoch waren sie wichtige Gegenden der Hugenotten. Einer von wenigen Definitionspunkten, in welchen sich die Regionen nicht unterschieden, war die Benutzung einer einheitlichen Bibelausgabe, welche in das Hochfranzösische übersetzt wurde3. Nach den Hugenottenkriegen und der Bartholomäusnacht Mitte des 16. Jahrhunderts spitzte sich der Konflikt zwischen der katholischen Kirche und den Hugenotten zu. Während dieser Zeit befand sich das Adelsgeschlecht der Bourbonen in einer unsicheren Situation, sodass viele Adlige zum Protestantismus konvertierten, um die französische Krone zu schwächen4 und ihre eigene Position zu stärken. Erst mit dem von Henri IV. erlassenen Edikt von Nantes wurde die religiöse Minderheitengruppe toleriert.

Dieser Erlass jedoch setzte den Prozess wieder zurück und viele Adlige rekonvertierten. Somit setzten sich die verbliebenen Hugenotten weniger aus der Oberschicht, sondern mehr aus Bauern und Mitgliedern der Bourgeoisie zusammen5. Diese Gruppierungen lassen sich mit wenigen Ausnahmen in die Gebiete pays de droit (Norden) und pays de coutume (Süden) einordnen, da ein starkes Nord-Süd-Gefälle in Frankreich herrschte. Während sich der Norden durch ein präindustrielles Manufakturwesen auszeichnete, war die Gesellschaft im Süden bäuerlicher strukturiert6. Besonders der Süden war sehr stark protestantisch geprägt, besonders in den Cevennen und verstärkte sich von Zeit zu Zeit durch die Ablehnung der katholischen Bräuche wie Fasten oder Karneval7. Doch trotz des verbreiteten Fundamentalismus wurde weder Ludwig XIV. als absolutistischer Herrscher angezweifelt oder sabotiert8. In der Magisterarbeit von Ulrich Niggemann9, auf die hier nicht näher eingegangen wird, analysiert er die zeitgenössische Publizistik zur Zeit des Edikts von Fontainebleau und arbeitet heraus, dass nicht der König die Zielscheibe der Polemik war, sondern eher die katholische Kirche als starker Einflussfaktor auf die französische Politik. Außerdem hatten die Hugenotten nicht die Absicht, den König zu sehr zu erzürnen, da sie eine baldige Rückkehr nach Frankreich anstrebten. Um 1685 verfügte Frankreich über eine geschätzte Einwohnerzahl von 20 Millionen, 10% davon gehörten der reformierten Kirche an. Doch mit dem Widerruf des Edikts von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau beabsichtigte Ludwig XIV., auch diese 10% konvertieren zu lassen.

2.2 Das Edikt von Fontainebleau

Ludwig XIV., dessen Politikstil den höfischen Absolutismus begründete, duldete keine von seiner eigenen abweichenden Ideologie10. Auch die Kirche wurde in sein Herrschaftssystem eingebunden und die Untertanen sollten der Konfession des Königs angehören. Bereits in den 1660er- und 70er-Jahren wurden die Hugenotten systematisch durch Einschränkungen und später auch durch die Dragonaden dazu genötigt, zum Katholizismus zu konvertieren. Muret beschrieb in seinem Werk über die französische Kolonie11 ebenfalls die Situation, welcher die Hugenotten vor und nach dem Edikt von Fontainebleau ausgesetzt waren. Die Dragonaden, eine berüchtigte Methode des französischen Königs, bei denen Soldaten in hugenottische Häuser einquartiert wurden, betrieben aufreibende Schikane. Von 1681 an wurde dieses Verfahren angewandt. Muret erläutert ein Beispiel, in welchem sich mehrere Soldaten unter dem Befehl Louis de Marconnay für sechs Wochen in einem Schloss niederließen12. Erst mit dem Widerruf des Edikts von Nantes am 18. Oktober wurden die reformatorische Kirche verboten. Da die Emigration außer für Geistliche verboten war, blieb nur der Weg der Konversion oder der illegalen Flucht. Kinder von hugenottischen Eltern wurden ins Kloster gebracht und alle Neugeborenen sofort katholisch getauft13. Niggemann spricht in seinem kürzlich erschienen Buch Hugenotten14 von 78% derjenigen, welche zwangskonvertierten15. Nichtsdestotrotz gab es zahlreiche heimliche Versammlungsorte der sogenannten eglise du desert16 . Diese Gruppierungen schworen nur offiziell vom calvinistischen Glauben ab, trafen sich jedoch im Geheimen, um ihre Gottesdienste zu feiern. Dennoch sahen sie sich als Untertanen Ludwigs XIV., welcher jedoch mit diesem Erlass seine Schutzfunktion missbrauchte17. Von den oben erwähnten 10% der Bevölkerung, die reformatorisch waren, emigrierten nur etwa 10%, sprich 1% der Gesamtbevölkerung, also etwa 200.000 Menschen. Diese Auswanderungswelle, welche bereits in Ansätzen 1680 anläuft, wird jedoch nur als Zweites Refuge bezeichnet, da die erste Welle bereits im 16. Jahrhundert stattfand18. Obwohl nur 1% der Gesamtbevölkerung illegal das Land verließen, hinterließen die Hugenotten jedoch eine Lücke, die die Wirtschaft Frankreichs belastete.

Die Gründe dafür fasst Scoville treffend wie folgt zusammen:

„First, they were concentrated in certain provinces and cities where they constituted more than 10 per cent of the local population; and, second, those who were members of the bourgeoisie appear to have dominated many local industries and branches of trade and to have been among the wealthiest and most industrious of France's middle class.“19

Der Süden Frankreichs wurde stärker von den Reformierten dominiert als der Norden. In manchen Regionen hielten sie sogar die Mehrheit. Manche von ihnen sahen die kommende Emigration als Fügung Gottes und stellten sich mit dem Volke Israels auf eine Stufe20. Die Meisten von ihnen zog es nach England oder in die Niederlande, doch Einige siedelten sich auch in BrandenburgPreußen an und folgten somit dem Edikt von Potsdam.

3. Brandenburgs Stellung bis 1685

3.1 politische Stellung

Der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hohenzollern trat sein Amt im Jahre 1640 an und fand sein Regierungsgebiet in einem desaströsen Zustand vor. Durch den Dreißigjährigen Krieg waren weite Landstriche entvölkert und Wirtschaft und Handel beinahe zum Erliegen gekommen. Des Weiteren besaß Brandenburg-Preußen kein für einen möglichen Angriff ausreichendes Heer. Im Angesicht dieser Tatsachen ist es umso bemerkenswerter, was für einen Staat er seinem Sohn Friedrich III. 1688 vermachte. Das oberste Ziel für den Kurfürsten war, nach Clark, die Ausweitung des Heeres21. Während Friedrich Wilhelm 1641 über 3.000 Soldaten verfügte, wuchs diese Zahl bis in die 1670er-Jahre auf 38.000 Soldaten an und auch die Nutzung ausländischer Kriegstechniken und -mechanismen fanden Beachtung.22 Baumgart fügt diesem Hauptanliegen noch ein weiteres hinzu, nämlich den Ausbau und die Optimierung der Verwaltung23. Der Kurfürst benötigte eine loyale Beamtenkaste, um sich gegen den ständischen Adel durchzusetzen. Sein Regierungsstil einer „zentralisierung-absolutistischen Herrschaft“24 mit dem Zugriff auf Finanzen, Heer und Verwaltung traf auf Widerstände in einem ständisch geprägten Land.

In der Außenpolitik verfolgte Friedrich Wilhelm das Konzept der Souveränität Brandenburg-Preußens. Das durch den Krieg stark entvölkerte Land sollte wieder peupliert werden. Dazu wurden diplomatische Schritte erfolgt, um möglichst viele Bürger in die brandenburgischen Lande zu locken. Richardson zählt retrospektiv die wichtigsten Nationen auf, denen Unterkunft geboten wurde: „Schlesien und Österreich, Polen und der Schweiz, Holland und der Rheinpfalz, Savoyen und Frankreich“25. Durch einen raschen Bündniswechsel im Schwedisch-Polnischen Krieg von der schwedischen auf die polnische Seite konnte sich Friedrich Wilhelm 1660 im Vertrag von Oliva die Souveränität Preußens zusichern, welche vorher durch einen Lehensabzug des polnischen Königs gefährdet war26. Dies war, so Baumgart, der Grundstein für die spätere Rangerhöhung seines Sohnes zum König von Preußen27. Die seit den 1660erJahren andauernden Einschränkungen der Hugenotten in Frankreich ließen den Kurfürsten immer wieder in diplomatischen Verhandlungen für diese eintreten28, und das, obwohl Brandenburg-Preußen und Frankreich Bündnispartner waren. Dies (Wiederholung) hatte zur Folge, dass das außenpolitische Gewicht Brandenburgs gestärkt wurde. Im Laufe der Zeit entfernten sich Frankreich und Brandenburg politisch voneinander, aber da Frankreich dem Kurfürsten regelmäßig Subsidien übersandte, wollte dieser keinen offenen Bruch vollziehen, auch wenn er sich an den Kaiser und die Niederlande annäherte29. Bereits vorher, bei der polnischen Königswahl 16671668 war das Hauptziel des Kurfürsten folgendes: „Es galt zu verhindern, daß Frankreich sich in Polen festsetzte“30. Auch als sich 1672 zwischen Frankreich und den Niederlanden ein Krieg anbahnte, tendierte der Kurfürst zu Letzteren, da er sich um die Zukunft des reformierten Bekenntnisses in Europa sorgte31. Doch eine militärische Interaktion seitens Brandenburgs fand nicht statt, da der Souveränitätsanspruch offensiv vertreten wurde, die Militärpolitik jedoch sehr defensiv von statten ging32. Somit ist das Edikt von Potsdam, welches im späteren Verlauf noch ausführlich erläutert wird, nicht spontan entstanden, sondern die Fortsetzung einer außenpolitischen Umorientierung33, weg von Frankreich und hin zu den liberalen und prosperierenden Niederlanden.

3.2 wirtschaftliche Position

Auch die Wirtschaft Brandenburg-Preußens entwickelte sich zunehmend in die Richtung der Niederlande. Doch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges in den kurfürstlichen Landen lag die Wirtschaft eher brach, da viele Gebiete und ehemalige Handelszentren, wie beispielsweise Magdeburg oder Stendal, zerstört wurden. Die Wirtschaftspolitik Frankreichs und der Niederlande, welche diese Länder zu den wichtigsten Handelszentren Europas emporhob, war der Merkantilismus. Dabei lag der Fokus auf einer aktiven Handelsbilanz durch viele Exporte und möglichst wenig Importe. Erreicht werden konnte dies jedoch nur durch begehrte Stoffe oder hochwertige Produktionsgüter, wie sie in den Manufakturen hergestellt wurden. Das deutsche Pendant zu dieser Politik nannte sich Kameralismus und zielte zwar auch auf eine positive Handelsbilanz ab, aber, bedingt durch den Krieg und die Befriedigung der Grundbedürfnisse, verschob sich der Fokus hin zu der Verbesserung der Landwirtschaft und der ansteigenden Bevölkerungszahl34. Die Theorie besagte, dass mehr Untertanen mehr Steuereinnahmen und damit auch mehr Kaufkraft freisetzten. So ist es wenig verwunderlich, dass die Politik, welche der Große Kurfürst um 1650 begann, unter dem Motto der Steuereinnahmen stand und das Kapital im Land halten sollte35. Jersch-Wenzel filtert in ihrem Buch über die Juden und Franzosen in der brandenburgischen Wirtschaft36 zwei Akteure als Ideengeber für diese Politik heraus: Samuel von Pufendorf und Veit Ludwig von Seckendorff. Diese regten den Kurfürsten an, den Merkantilismus respektive Kameralismus zu fördern und die Wirtschaft durch Manufakturen zu stärken37. Zu diesem Zweck dienten die Niederlande als Vorbild für Friedrich Wilhelm, da er sie aus eigener Jugenderfahrung kannte38 und eine Verbindung zwischen prosperierender Wirtschaft und liberaler Religionspolitik sah. Das eigene Land jedoch war weit vom Zustand der Niederlande entfernt. Clauswik fasste den Zustand Berlins um 1680 wie folgt zusammen: „Berlin war weit davon entfernt, eine Industrie- oder Handelsstadt zu sein“39. Deswegen wurde versucht, möglichst viele Untertanen zu generieren und aus dem Ausland anzuwerben. Zuerst wurde versucht, Niederländer und ihre fortgeschrittenen Landwirtschaftsmethoden nach Brandenburg zu holen. Doch der gewünschte Erfolg blieb größtenteils verwehrt und auch die weitere interne Kolonialisierung, also die Etablierung Fremder im eigenen Land, vollzog sich schleppend40. 1671 wurden aus den österreichischen Landen Juden vertrieben und ausgewählte Familien konnten sich in Brandenburg niederlassen. Dies war jedoch eine Ausnahme und die Auswahl der Familien schließt auf sehr reiche Juden aus Wien, welche durch ihr Kapital der brandenburgischen Wirtschaft helfen sollten und sich weniger echten Mitleids ausgesetzt sahen41.

Erst Ende des 17. Jahrhunderts ließen sich vermehrt jüdische Familien nieder. Der Große Kurfürst jedoch stieß mit seiner Politik auch auf starken Widerstand, besonders seitens der ostelbischen Gutsherren. Diese banden die Bauern stark in das Feudalsystem ein und verhinderten so die Etablierung progressiver Landwirtschaftsmethoden42. Dies war besonders schädlich im Angesicht der Tatsache, dass sich die Landwirtschaft aufgrund des Krieges noch weit bis in die 1660er-Jahre erholen musste. Ein weiterer Faktor war die Untergrabung des Binnen-Absatzmarktes, da die Manufakturen und weiterführenden Produktionsbetriebe wenig, beispielsweise Wolle, von den Gutsherren erhielten, da diese die Rohstoffe schon früh in das Ausland verkauften und somit eine Stagnation der ohnehin schon schwächelnden Wirtschaft hervorriefen43.

3.3 Religionskonflikte

Im Jahre 1613 wandte sich der Großvater Friedrich Wilhelms, Kurfürst Johann Sigismund, vom lutherischen Glauben ab und trat der evangelisch-reformierten Konfession bei. Dabei bildete er eine Ausnahme und brach, mit Ausnahme der Beamten, die cuius regio eius religio- Vorgabe, sodass seine Untertanen der lutherischen Konfession treu bleiben konnten. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm wurde mit diesem Glauben erzogen und alle Forscher beglaubigten ihm einen stark verhafteten Glauben. Die bereits bei den Hugenotten beschriebene Abgrenzung zur katholischen Kirche und deren Riten und Bräuchen führte zu einer Identität, in welcher er den reformierten Glauben als offener ansah. „Der deutsche Calvinismus, der liberalere Ansichten vertrat als das Luthertum, tendierte prinzipiell zu einer toleranteren Kirchenpolitik“44. Diese Ansicht wurde auch von Friedrich Wilhelm vertreten und deshalb ging er davon aus, dass die reformierten Geistlichen, im Gegensatz zu den lutherischen, Frieden und Eintracht predigten45. Richardson spricht davon, dass der Kurfürst die religiöse Toleranz 1645 auf ein öffentliches Recht fußt und somit einen toleranten Staat begründet46. Diese Aussage ist jedoch falsch, da dies nur für bereits im Land lebende Untertanen galt und spätere Konflikte mit den Lutheranern vom Gegenteil zeugen. Der Kurfürst verfolgte eher eine Mindestoleranzpolitik. So wurden durch die Gebietserweiterungen im Westen des Reiches nach dem Westfälischen Frieden katholische Gebiete dem brandenburgischen Land zugefügt, diese neu dazu gewonnenen Untertanen jedoch nicht in den Kerngebieten oder Hinterpommern geduldet. Nur in bereits katholischen Gegenden wie Preußen oder dem Rheinland durften sie sich niederlassen47. Auch auf eine Anfrage, ob die Juden, welche aus Brandenburg vertrieben wurden, sich wieder dort ansiedeln könnten, erwiderte der Kurfürst, es gäbe „gewisse und wichtige Ursachen, warum die Juden aus unserm Churfürstenthum exterminiret worden gehabt“48. Erst im oben erwähnten Zeitraum siedelten sich Juden wieder an.

Des Weiteren hatte der Kurfürst Probleme mit radikalen Lutheranern im eigenen Land und in den 1660er-Jahren versuchte er, diese durch Beschneidungen, wie beispielsweise dem Verbot der Kanzelpolemik, zu schwächen49. Doch in seiner Herrscherauffassung von 166750 reflektiert Friedrich Wilhelm sein Dilemma und resümiert eine liberale Religionsauffassung: „Ewere von Gott vntergebene vnterthanen musset Ihr ohne ansehung der Religion als ein rechter landes Vatter lieben […]“51. Diese für seine Zeit tolerante Sichtweise war auch ein Schritt hin zu unproblematischen Gebietserweiterungen. Wie oben erwähnt verfolgte er eine defensive Militärpolitik, dennoch konnte er seine Gebiete erweitern und durch die Toleranz, beispielsweise des Katholizismus, konfessionelle Streitpunkte verhindern52. Sein Vorbild waren die calvinistischen Niederlande und deren liberale Haltung zur Religion. Deswegen suchte er die Annäherung an selbige, nicht nur aus dem Grund der Vorbildfunktion, sondern auch, weil die Unterdrückung der Hugenotten und die Rekatholisierungspolitik in ÖsterreichUngarn das reformatorische Bekenntnis in Europa gefährdeten53. Nach dem endgültigen Bruch des französischen Königs mit den Calvinisten im eigenen Lande erließ Friedrich Wilhelm wenige Wochen später einen Erlass, welcher im Nachhinein als das Edikt von Potsdam bekannt wurde.

4. Das Edikt von Potsdam

Das Edikt von Potsdam wurde am 8. November 1685 nach dem gregorianischen Kalender erlassen und beinhaltet 14 Abschnitte, in welchen die Ansiedlung der illegal emigrierten Hugenotten in Brandenburg-Preußen erläutert wird. Die Literatur, besonders die ältere, hat das Edikt als großen Toleranzakt gelobt, doch diese Position wurde im Laufe der Jahrzehnte ausdifferenzierter. Die Motive werden im späteren Verlauf dieser Schrift näher erläutert. Der jetzige Fokus liegt eher auf der raschen Verbreitung und Ausformulierung des Edikts. Am 18. Oktober, nach dem gregorianischen Kalender, also nur 3 Wochen zuvor, wurde das Edikt von Fontainebleau von König Ludwig XIV. erlassen. Jersch-Wenzel geht davon aus, dass das Edikt bereits länger geplant worden ist und deswegen schnell gedruckt und publiziert wurde54. Diese These ist plausibel, da im Edikt explizit die Ansprechpartner in den Städten Köln, Amsterdam, Hamburg und Frankfurt (Main) genannt werden, welche die flüchtigen Hugenotten aufsuchen sollen. Der Gesamtumfang des Edikts beträgt im Ganzen wohl 5.000 Exemplare55 und wurde nicht nur in den Asylstätten verbreitet, sondern auch nach Frankreich geschmuggelt. Im Folgenden soll kurz der Inhalt des Edikts angerissen werden:

Die beiden wohl meist zitierten Stellen, welche auf das wahre und ehrliche Mitleid des Kurfürsten schließen lassen sollen, befinden sich in der Einleitung, in welcher die Hugenotten, welche den „harten Verfolgungen und rigoureusen proceduren“ unterlagen, Beileid durch die „gerechten Mitleiden“ Friedrich Wilhelms gespendet werden sollen56. Der erste Abschnitt dient der Organisation der Flüchtlinge nach Hamburg zum Hofrat Guericke. Im zweiten Abschnitt werden weitere Anlaufpunkte wie Frankfurt am Main oder Köln genannt, in welchen die Grundversorgung mit Nahrung, Geld und Pässen für die weitere Reise stattfinden solle. Der dritte Abschnitt bezieht sich auf die Ansiedlung in den kurfürstlichen Gebieten, in denen besonders die durch den Dreißigjährigen Krieg stark entvölkerten kurmärkischen Lande empfohlen werden. Der vierte Abschnitt bot den Hugenotten Zollfreiheit für ihr Gepäck und Möbel bei den Grenzüberquerungen. Im fünften Abschnitt werden explizite Steuerfreiheiten und die Beisteuerung zum Wiederaufbau von zerstörten Häusern in urbaneren Regionen genannt. Des Weiteren wird im 6. Abschnitt die städtische Urbarmachung beispielsweise für Gärten erwähnt und außerdem war es den Hugenotten erlaubt, bis zum Einzug in die zerstörten Häuser freie Logis zu erhalten57. Außerdem wurde im 7. Abschnitt die Rechtsgleichheit für die Refugies verankert. Der achte Abschnitt bezieht sich auf die finanzielle Unterstützung bei der Errichtung von Manufakturen, einer Hauptintention der Hugenottenansiedlung in Brandenburg-Preußen. Doch auch die oben erwähnte deutsche Abwandlung des Merkantilismus zielte auf die Landwirtschaft ab, indem der 9. Abschnitt die Urbarmachung von Brache auf dem platten Land unterstützt wurde. Im Falle eines Konfliktes wurde den Hugenotten die Möglichkeit eines französischen Schiedsgerichtes eingeräumt. Bei kolonieinternen Konflikten konnten sich die streitenden Parteien jeweils einen französischen Schiedsrichter erwählen, bei Konflikten mit einem Einheimischen bekam jeder einen seiner Herkunft entsprechenden Schlichter (Abschnitt 10). Der wohl wichtigste Punkt ist die freie Religionsausübung und die Bereitstellung von Räumlichkeiten für Gottesdienste (Abschnitt 11). Die flüchtigen Adligen wurden in Abschnitt 12 mit Funktionen am Hofe des Kurfürsten und im Militär bedacht. All diese Privilegien wurden rückwirkend auch für die bereits vorher in Brandenburg-Preußen lebenden Franzosen ausgeweitet (Abschnitt 13). Damit all diese Ansprüche geltend gemacht werden konnten, wurden Kommissariate zur Umsetzung errichtet, an welche sich die Refugies wenden konnten (Abschnitt 14).

Niggemann betont die stark politische Botschaft des Edikts58. Das Edikt hatte eine starke Wirkung auf die hugenottische Historiographie, dennoch wurde dieses Edikt sehr hochstilisiert. Viele Fürsten im Reich erließen solche Edikte, sodass die Singularität des Edikts verloren ging59. Die Hugenotten hatten einen ausgezeichneten Ruf als Handwerker und brachten Wissen über das fortschrittliche Manufakturwesen mit sich, sodass viele Länder und Fürstentümer untereinander konkurrierten. Bereits vor dem Edikt von Fontainebleau erließ Karl von Hessen-Kassel ein Edikt zur Ansiedlung von Hugenotten und auch die Fürsten von Brandenburg-Ansbach, Sachsen und Brandenburg-Bayreuth konkurrierten um die Flüchtlinge. Nur Nürnberg war nicht daran interessiert, Refugies bei sich aufzunehmen60. All diese Edikte und Erlasse hatten die Gemeinsamkeit der Steuerfreiheiten und der Ausübung des reformierten Glaubens in den jeweiligen Gebieten61. Damit steht fest, dass nur reformierte Fürsten um die Flüchtlinge konkurrierten.

Das Edikt von Potsdam, mit dem sich diese Arbeit beschäftigt, ist weniger eine völlig neue Schrift, sondern vielmehr eine Systematisierung der Prozesse der vorangegangenen Jahrzehnte. „Der Erlaß schrieb im innenpolitischen Bereich die bis dahin verfolgte Linie fest“62 und versuchte, die Peuplierungspolitik zu systematisieren und auf bestimmte Gegenden zu fokussieren63, besonders auf die Handelsmetropolen, welche sich noch nicht vom Krieg erholt hatten64. Das Edikt von Potsdam generierte keine neuen Rechte, sondern übertrug bereits vorhandene auf die neuen Einwanderer. Bei der Bewertung der Motivation gehen die Forschungsmeinungen jedoch auseinander. Zwei neuere Schriften gehen bei der Frage nach der Intention in ihren Meinungen auseinander. Während Birnstiel die ökonomische und religiöse Motivation auf eine Stufe stellt65, da der Kurfürst sonst die Juden in sein Land gelassen hätte66, behauptet Fuhrich-Grubert, dass die demographisch-ökonomischen Motive im Vordergrund standen und die Religion nur zweitrangig gewesen ist67. Eine ältere Meinung vertritt Vetter68, in dem er behauptet, dass die Frömmigkeit das Motiv des Kurfürsten war, aber die Toleranz eine politische Notwendigkeit im Hinblick auf die territoriale und religiöse Zersplitterung des Landes gewesen ist. Die Ansicht Birnstiels bietet mehr Argumentationsgrundlage, dennoch ist die Frage nach der Motivation irrelevanter als die tatsächlichen Folgen. Das Edikt beschleunigte soziale und ökonomische Prozesse69 und die Bedeutung der Hugenotten wurde durchaus von dem Kurfürsten und seinen Beratern vorausgeplant70, indem ihnen weitreichende Privilegien zugestanden wurden.

5. Die Reaktion auf das Edikt

5.1 Migrationsströme aus Frankreich

Die Anzahl der Hugenotten, die Frankreich verließen, betrug ungefähr 200.000 Menschen. Dabei konkurrierten England, die Niederlande und das Deutsche Reich um die Refugies. Bedingt durch die wirtschaftliche Rückständigkeit im Reich waren England und die Niederlande attraktiver für die Hugenotten. Dölemeyer spricht davon, dass immerhin 38.000-40.000 Flüchtlinge in das Reich kamen und sich 18.000-20.000 davon in Brandenburg-Preußen ansiedelten71. Aufgrund mangelnder statistischer Daten sind diese Zahlen nur geschätzt, dennoch konnte Friedrich Wilhelm durch das Edikt von Potsdam die Hälfte der in das Reich flüchtenden Hugenotten bei sich ansiedeln. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum Einen hatte die frühe Organisation den Vorteil der funktionierenden Logistik in den Flüchtlingsorten und den guten Kontakt zu den Ansprechpartnern72. Der von Magdelaine für Frankfurt am Main verliehene Name der Drehscheibe des Refuge erklärt die Gründe für Bedeutung dieser Stadt. Die über die Schweiz geflohenen Hugenotten erreichten Frankfurt, welches durch Rhein und Main eine gute Lage hatte und somit ein wichtiger Ausgangspunkt für weitere Reisen war. Besonders der Vertreter des Kurfürsten dort, Christoph Merian, hatte eine Schlüsselposition bei der Vermittlung und Werbung von Hugenotten für Brandenburg-Preußen. Bleiben konnten die Refugies in Frankfurt jedoch nicht, da die lutherische Kirche und die Handwerker eine Konkurrenz und Bedrohung in den Reformierten sahen73. Dieser Prozess sollte sich auch später in Brandenburg-Preußen wiederholen. Attraktiv für die Calvinisten war Brandenburg weniger aufgrund der wirtschaftlichen Vergünstigungen, sondern eher wegen der religiösen Freiheiten, die ihnen dort geboten wurden und, verglichen mit anderen Fürstentümern, unerreicht blieben74. Merian versorgte die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten und die Flüchtlinge gelangten „über den Rhein und dann auf dem Seeweg nach Hamburg oder Königsberg oder auf dem Landweg über Minden, Halberstadt und Magdeburg nach Berlin"75. In Berlin mussten sich alle Refugies melden und konnten sich dann ansiedeln. Dies gestaltete sich jedoch als logistische Hürde76, da viele Hugenotten in Berlin blieben, obwohl diese Stadt nicht explizit im Edikt ausgeschrieben war. Aufgrund des geteilten Schicksals und der Gründung von französischen Kolonien verschwammen die Standesunterschiede und sozialen Klassen77. Dort bildete sich auch eine kollektive Identität, die es vorher nicht gab, weil sich die Refugies in Frankreich eher regional definierten, als über den Herrscher oder das Land78. Doch die Ansiedlung gelang nicht immer, in diesem Fall war der Stand ausschlaggebender, da die Handwerker mobiler als die Bauern waren, konnten sie ihr Handwerk an vielen Orten ausüben; und Kaufleute konnten sich durch ihre Kontakte aus der Zeit vor der Emigration leichter eine neue Existenz aufbauen79. Muret berichtet, dass die Adeligen eine Audienz beim Kurfürsten erhielten und ihnen am nächsten Tag eine Stellung am Hof zugedacht wurde80. Die Theorie des Kameralismus sieht den Aufstieg eines Staates in enger Relation zur Bevölkerungsanzahl. Somit war zweitrangig, dass viele Hugenotten durch die Flucht und die Konfiszierung oder den Verkauf des Besitzes in Frankreich verarmten, denn das Humankapital war wichtig für Brandenburg-Preußen81.

Durch den guten Ruf der französischen Hochkultur wurden die Hugenotten „von der positiven Fremdwahrnehmung ihrer Gruppe durch die einheimischen Gesellschaften“82 offener empfangen, so schreibt es Birnstiel. Diese These ist jedoch sehr kritisch zu betrachten, da die Refugies durchaus den Ruf der kultivierten Andersartigkeit genossen, jedoch, wie es sich im folgenden Kapitel zeigen wird, auf Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung stießen. Somit ist Birnstiel nur von dem Hofe und dem Beamtentum ausgegangen, welche ebenfalls reformiert waren, und hat dabei die ländliche Bevölkerung und das Handwerk vernachlässigt.

5.2 Ansiedlung und Konflikte

Die Refugies mussten sich zuerst in Berlin melden und registrieren lassen, damit sie in die gewünschten Gebiete weitergeleitet werden konnten. Obwohl Berlin nicht ausdrücklich als Siedlungspunkt genannt wurde, ließen sich viele Hugenotten dort nieder83. Um 1700 lebten fast 40% aller eingewanderten Hugenotten in Berlin84. Lackner behauptete, dass die kurfürstliche

Residenzstadt die Hugenotten besonders anzog85, aber diese These ist wohl als falsch anzudeuten. Vielmehr ist die Erklärung von Hahn plausibel, da er meinte, die Hugenotten hätten aufgrund der gleichen Religion dort gesiedelt. Dieses hätte den Effekt des höheren Gewerbepotentials im Residenzraum und eine größere Loyalität zum Herrscher hervorgerufen86. Die Hofkultur frankonisierte sich im Laufe der Zeit und dadurch hatten es die Hugenotten leichter, sich zu etablieren und beispielsweise als Sprachlehrer Arbeit zu finden87. Jersch-Wenzel bewertet die Ansiedlung der Hugenotten außerdem als Prestigeobjekt für den Kurfürsten88. Konträr zur problemlosen Aufnahme am Hof entwickelten sich einige Konfliktfelder, Niggemann nennt fünf, die sich durch die Einwanderung auftaten89, welche nun kurz angerissen werden:

Die Konflikte, ausgelöst durch logistische Grenzen, sind weniger auf Ressentiments gegen die Flüchtlinge, sondern eher aus rationalen Bedenken heraus entstanden. Aufgrund der schwachen Wirtschaft führte die Immigration zu einer Nahrungsknappheit in Brandenburg-Preußen. Des Weiteren entwickelten sich rechtliche Bedenken seitens der Kircheninhaber, als eine „Simultannutzung von Kirchengebäuden“90 stattfand. Das zweite Konfliktpotenzial entstand bei der Etablierung im ländlichen Raum, doch war dies nur sehr schwach ausgeprägt. Tollin nennt ein Beispiel des Klosters Berge bei Magdeburg, doch Niggemann kritisiert dieses Beispiel, da es nicht um eine Feindseligkeit seitens des Klosters ging, sondern eher um den Eingriff in klösterlichen Grundbesitz, der durch Brandenburg-Preußen zur Bereitstellung von Land stattfand91. Die den bäuerlichen Hugenotten zuerkannten Feldern sind jedoch oft zu klein gewesen, um die Familien zu versorgen, sodass Mittel ergriffen worden sind, um die Schollen zu vergrößern. Der dritte Konflikt wurde im städtischen Gewerbe durch die traditionellen Handwerker und Zünfte entfacht. Das Edikt von Potsdam erlaubte es den Refugies, unentgeltlich und ohne Meisterstück in die Zünfte aufgenommen zu werden. Handwerker, die außerhalb der Zünfte arbeiteten, galten vor der Migrationswelle als Bönhasen und wurden verspottet. Außerdem erhielten die Flüchtlinge unmittelbar das Bürgerrecht92. Auch wenn die ältere Literatur einige Ausnahmen, wie beispielsweise tätliche Übergriffe oder Einbruch mit Sachbeschädigung bei den Externen hervorhebt, so war das Verhältnis friedlich, wenn auch sehr verhalten. Der vierte, von Niggemann erwähnte Konflikt, ist derjenige um die rechtliche Stellung, da z.B. Hugenotten vom Frondienst befreit wurden. Der starke ostelbische Adel verweigerte sich, die Hugenotten aufgrund ihres zu hohen Lebensstandards auf dem platten märkischen Land zu akzeptieren93. Des Weiteren wurden sie, obwohl sie keine Leibeigenen waren, erst 1687 per Edikt von der Leibeigenschaft freigesprochen, da der Adel sich diesen Privilegien für die neu angekommenen Bauern widersetzte94. Das letzte Konfliktfeld bezieht sich auf die Religionsausübung, jedoch ist dieser Aspekt in der neueren Historiographie als Ausnahme gehandhabt worden. Während Tollin noch sehr stark auf die Intoleranz der Einheimischen, besonders in Magdeburg, pocht95, so hat sich diese Ansicht etwas verworfen. Die Magdeburger Lutheraner sahen die hugenottischen Leiden als Strafgericht Gottes an und weideten sich an deren Leiden96.

Der von den Hugenotten ausgeübten Calvinismus entwickelte sich zu einer „höfischen, von der lutherischen Volksreligion abgehobenen Elitekonfession“97. Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen, da die Hugenotten, verglichen mit den Hugenotten in England und Irland, leichter mit den Adligen und Bürgerlichen korrespondieren konnten als mit den einfachen Volk98. Doch nicht alle Adligen akzeptierten die Neuankömmlinge, da diese sich im Laufe der Zeit durch den wirtschaftlichen Erfolg oder den hohen Stellenwert in ihrer Kolonie definierten und somit das traditionelle Ständewesen unterminierten99.

Es gab auch Hugenotten, die sich weniger gut etablierten, da sie die Rückkehr nach Frankreich anstrebten. Trotz der Demütigungen in Frankreich befand sich keine Polemik in den von Niggemann analysierten Flugschriften, da die Hoffnung auf eine Rückkehr bestand100. „Im Oktober 1696 wurde schon in Berlin in ihren Reihen ein Ausschuß gebildet, der die Heimkehr der Hugenotten vorbereiten sollte.“101 Doch mit dem Friedensvertrag von Rijswijk 1697 wurde diese Hoffnung zunichte gemacht, da im Vertrag die Erhaltung des römischkatholischen Bekenntnisses verankert wurde102. Diese Entwicklung führte zu der Erkenntnis, dass Nachwuchskräfte ausgebildet werden müssen103 Das Kurfürstentum verfügte über drei Universitäten, in Duisburg, Königsberg und Frankfurt (Oder), doch nur letztere war eine reformierte Lehranstalt. Dort gründete Friedrich Wilhelm einen Lehrstuhl für französische Sprach- und Literaturwissenschaft zur Schulung von Pastoren. Doch erst nach des Kurfürsten Tod wurden Akademien von den Hugenotten selbst gegründet.

Die einzige, vor 1685 bestehende französische Institution war die französische Kolonie in Berlin. Diese jedoch hatte einen starken Einfluss auf die Integration der Refugies. Die Immigranten kamen, wie bereits erwähnt, aus verschiedenen Regionen, doch die regionalen Divergenzen wurden in Brandenburg-Preußen aus mindestens 3 Gründen überwunden104: Die gemeinsame Sprache des Hochfranzösischen, die Konfession und die Ablehnung, welche sie durch die einheimische Bevölkerung erhielt. Die Kolonien, die sich in BrandenburgPreußen gründeten wurden sehr wichtig für die Integration. „[...] Da sich unter ihrem Dach ein kompletter Mikrokosmos französischen Lebens mit einer voll ausgebildeten sozialen Infrastruktur entwickelt hatte“, […] war die „Kirche […] „also nicht mehr nur wie ehedem in Frankreich die religiöse Heimat der Gläubigen, sondern gleichermaßen - und das machte ihre neue Qualität aus - das integrative Zentrum des gesellschaftlichen Lebens des französischen Kolonisten im preußischen Exil“105. Doch Integration bedeutet nicht Assimilierung, vielmehr fand eine negative Integration in die Kolonien und weniger in den Staat statt. Lachenicht sieht die Mischehen als essentiellen Faktor für die Assimilierung an, doch bis 1687 fanden in Berlin keine davon statt und ab 1688 sind auch nur 5% aller Ehen Mischehen106. Doch trotz der Assimilierung hielten die Hugenotten noch weit in das 18. Jahrhundert hinein an der kirchlichen Gemeinschaft und deren Souveränität fest107. Auch die später nach Brandenburg-Preußen eingewanderten Mannheimer und Pfälzer erhielten die gleichen Rechte wie die Hugenotten, bis die Privilegien mit den SteinHardenbergschen Reformen 1809 aufgehoben wurden108.

Um die Feindseligkeiten seitens der Einheimischen gegen die Neuankömmlinge abzubauen, wurde 1709 ein Plakat ausgehangen, welches Jersch-Wenzel kritisch analysiert hat109. Dabei wurde die Rentabilität der Pfälzer Kolonie in Magdeburg hervorgehoben, welche in 17 Jahren ungefähr das Achtfache des investierten Kapitals einbrachte. Auch wenn diese Rechnung stimmt, so ist dies jedoch nicht auf ganz Brandenburg zu übertragen, da nicht jede Kolonie so lukrativ wie die in Magdeburg war. Außerdem war dieser Reingewinn nur auf kurze Sicht hin lukrativ, da die hugenottischen Fabrikanten sich im 18. Jahrhundert nicht nur gesellschaftlich assimilierten, sondern auch wirtschaftlich, und den technischen Vorsprung nur anfangs in Umsatz transferieren konnten. Tollin hebt eher den Nutzen der Franzosen für Magdeburg auf der kulturellen und ästhetischen Ebene hervor, indem er die angelegten Gärten, die französische Küche und die Spielkarten erwähnt110. Auch wenn der kulturelle Aspekt von Bedeutung war und immer noch ist, so darf der wirtschaftliche Einfluss nicht vergessen werden.

5.3 Unternehmergeist und Innovation

Das Edikt sah für die Refugies weitgehende wirtschaftliche Vergünstigungen bei dem Aufbau einer neuen Existenz in Brandenburg-Preußen vor. Besonders für Handwerker und Industrielle waren die Bedingungen gut, da diese durch Steuervergünstigungen und die Lockerung des Zünftesystems einen guten wirtschaftlichen Start erhielten. Des Weiteren wurde das Startkapital in Teilen vom Staat ergänzt. Die von Friedrich Wilhelm zugestandenen Vergünstigungen sollten auf lange Sicht wieder ausgeglichen werden111. Da das Kurfürstentum in vielerlei Hinsicht von Importen abhängig war, wurde besonders viel Wert auf die Etablierung fremder Gewerbe und Techniken gelegt. Muret spricht davon, dass die Hugenotten durch ihre Flucht die Wirtschaft Frankreichs schädigten, da viele Arbeiter verschwanden und auch Manufakturisten, sodass Arbeiter ihre Tätigkeit verloren.112 Diese versuchte der Kurfürst aufzufangen.

Eine wichtige Rolle spielte dabei die Seidenindustrie aus dem Süden Frankreichs. Diese exportierte große Mengen dieses Rohstoffs nach Brandenburg und war somit essentiell für die künftige Ansiedlung113. Die Hugenotten in Brandenburg-Preußen führten nach ihrer Ankunft die Seidenproduktion und die Seidenstrumpfwirkerei ein und erzielten damit große Erfolge, sodass diese Produkte nach Schweden, Spanien, Russland, etc. exportiert wurden114. Diese Tatsache lässt einerseits auf die hohe Qualität der Produkte schließen, andererseits aber auch auf die Tatsache, dass diese Luxusprodukte sich eher an gut betuchtere Kunden richteten und somit nur einen kleinen Kreis im Kurfürstentum ansprachen115. Die Anzahl der neuen Gewerbe, die die Flüchtlinge mit sich brachten, betrugen insgesamt 46; manche von ihnen konnten sich etablieren, andere gingen unter, konnten aber andere Innovationen hervorrufen, wie beispielsweise die Papierfabrikation, die nicht lukrativ war, aber Spielkarten und Tapeten etablierte, welche dann eigenständige Gewerbe wurden116. Andere Industrien wie die Handschuhmanufaktur, die Stahlschmiede, die Perückenmanufaktur und die Spiegelmanufaktur konnten sich jedoch, auch international, durchsetzen und mit den ausländischen Produkten konkurrieren117. Diese Konkurrenz war jedoch im Land nicht immer erwünscht, zumindest nicht von den traditionellen Zunfthandwerkern. Die Ablehnung der Hugenotten bei den Zünften rührte meist von der vor Konkurrenz her, weniger von Ressentiments wegen ihrer Herkunft118. „Die Klagen deutscher Zunftmitglieder über die ökonomische Leistung der Hugenotten mag man belächeln, tatsächlich zielten solche Klagen aber auch auf die bei den Hugenotten übliche Frauen- und Kinderarbeit.“119 Auch einige Kaufleute boykottierten französische Waren bis zu einer Verordnung von 1689, welche dies untersagte120. Die Hugenotten wurden durch ihren Fortschritt als Bedrohung des traditionellen Systems empfunden. Die Zünfte waren ein geschlossenes System für die Handwerker, welches nicht nur eine Vereinigung von Menschen derselben Verantwortung übernahm. Doch im Rahmen des Merkantilismus stellten diese Strukturen eine Hemmung des wirtschaftlichen Fortschritts dar. Das Manufakturwesen bot die Möglichkeit, Fachkräfte zu bündeln und sich auf die Produktion großer Mengen zu konzentrieren, um durch den Export eine aktive Handelsbilanz zu erzielen. „Die Tatsache, daß es nicht in Berlin ansässige Kaufleute und kurfürstliche Beamte waren, die die ersten Manufakturgründungen in Gang zu setzen suchten, läßt bereits auf einen Mangel an kapitalkräftigen Kaufleuten innerhalb der Stadt schließen“121. Auch die Tatsache, dass selbst in der Residenzstadt Berlin das Stadtbild von Ackerflächen geprägt war, hemmte die Entwicklung von Gewerbe und Handel122.

Die Ansiedlung der Hugenotten verbreiterte das städtische Bürgertum zumindest in Teilen. Doch die Etablierung des Banquiers wurde nicht durchgesetzt, da die Kaufleute nicht nur für den Handel mit Gütern zuständig waren, sondern meist auch den Geldhandel abwickelten123. Die Hugenotten, die nach Brandenburg-Preußen kamen, waren jedoch meist kleine Handwerker und weniger Großmanufakturisten124, sodass der erhoffte industrielle Aufstieg ausblieb. Die Statistik, die Wilke von den Flüchtlingen aus Orangeois von 1705 erhebt, zeigt deutlich, wo der Schwerpunkt der Berufe liegt. Während 45% Gewerbetreibende sind, beträgt die Handels- und Manufakturbourgeoisie nur 8%125.

Nichtsdestotrotz sind die Refugies für die Entwicklung der brandenburgischen Wirtschaft von wichtiger Bedeutung. Das Scheitern der zentralisierten Manufaktur Ende des 17. Jahrhunderts hatte zwei Ursachen: einen zu geringen Binnenmarkt und der Mangel an spezialisierten Fabrikarbeitern126. Wie bereits erwähnt, war das städtische Bürgertum nur sehr schwach vertreten und die mangelnde Kaufkraft blieb aus und konnte nur marginal durch den Hof aufgefangen werden. Zum Anderen waren die Bedingungen, die die Hugenotten in Brandenburg-Preußen vorfanden, nicht mit Frankreich zu vergleichen. Die Zünfte dominierten das Handwerk und die Eingewanderten konnten nicht den Bedarf an Arbeitern decken, der nötig gewesen wäre. Doch im Laufe der Zeit konnten sich die französischen Entwicklungen durchsetzen. Eine Verbesserung durch die Hugenotten stellt der „Anstieg der Warenzirkulation, die Ausweitung der Arbeitsteilung und der Beginn einer Lockerung des Zunftsystems“ dar127. Die neuen Waren mussten nun nicht mehr importiert werden, sondern wurden in den kurfürstlichen Landen produziert. Auch das System der Arbeitsteilung, welches in den Zünften nicht verbreitet war, konnte eine effizientere Produktion hervorrufen. Somit verschwanden die Zünfte und das wirtschaftlichere Manufakturwesen stand im Vordergrund. Während die Refugies der ersten Generation noch zu 80% untereinander heirateten, verschwimmt dies in den späteren Generationen128. Durch die rasche Integration in die preußische Wirtschaft verringerte sich der Vorteil, den die Hugenotten durch ihre technologischen Kenntnisse mitbrachten, schnell129.

Auch Jersch-Wenzel sieht weniger eine Innovationsbereitschaft, als vielmehr einen Vorsprung, den die Refugies an den Tag legten und der durch die Assimilierung den Unterschied verringerte130. Doch ihr modernes Denken fern von Ständen unterstützte das landesherrliche Modell und stärkte ihren Einfluss in der Gesellschaft131. Der Staat hat die Entwicklung der importierten Wirtschaft gefördert, forderte dafür jedoch auch das Recht auf Einmischung ein. Für Mittenzwei ist dieser künstliche Prozess charakteristisch, da die Entwicklung forciert wird und eine starke Interferenz in die Wirtschaft vollzogen wird132. Dagegen widersetzten sich einige französische Industrielle133, da sie trotz der Subventionen die Hoheit über ihre Fabriken erhalten wollten.

„Insgesamt bewirkten die refugies im 17. wie 18. Jahrhundert also eher eine Verbreiterung vorhandener Grundlagen des brandenburg-preußischen Handels als daß sie […] neue Normen setzten“134.

6. Die Beziehung der Hugenotten zum hohenzollernschen Herrscherhaus

Birnstiel bewertete die Ansiedlung der Refugies folgendermaßen: „Der Transfer der Hugenotten von Frankreich nach Preußen erwies sich also für beide Seiten als ein innenpolitischer Gewinn“135. Doch wie war es möglich, dass beide Seiten in hohem Maße davon profitieren konnten? Der wirtschaftliche Aspekt zeigt, wie eben beschrieben, dass nur in Teilen die Ziele erreicht werden konnten. Die Hutmacherei gilt als erfolgreichster Zweig, der sich früh von Subventionen unabhängig etablieren konnte136. Doch viele andere Gewerbe lebten lange Zeit von den staatlichen Unterstützungen, sodass sich der langfristige Gewinn für den Staat schwer messen lässt.

Jedoch waren die Hugenotten nicht nur reine Wirtschaftsfaktoren in dem preußischen Staat, sondern auch Bürger137, die gesellschaftliche Faktoren darstellten. Häseler fasst die Intention völlig richtig wie folgt zusammen: „Für die Hohenzollern waren die französischen Flüchtlinge nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern gleichzeitig eine politische Stütze ihrer Monarchie gegenüber den divergierenden Bestrebungen der Stände in den noch sehr verschiedenen Territorien ihres Herrschaftsgebietes“138. Der Calvinismus hatte sehr loyale Züge, auf den Herrscher bezogen, und die "Leidenschaft für den königlichen Absolutismus"139 wurde nach der Emigration auf Friedrich Wilhelm übertragen, welcher die Hugenotten dankbar aufnahm und diese sich auch dankbar verhielten. Die Hugenotten kamen aus einem System, welches der Große Kurfürst anstrebte, es jedoch aufgrund des Widerstandes des ständischen Systems nur bedingt durchsetzen konnte. Die Hugenotten waren jedoch insofern im Unglück, da sie in Frankreich der falschen Religion angehörten. In Brandenburg-Preußen allerdings entsprachen sie der gewünschten Religion und brachten wirtschaftliche Kenntnisse mit, die sehr gewünscht waren. Somit war der Kurfürst sehr bestrebt, die Refugies in seinen Landen zu halten.

Die Hugenotten standen jedoch in einem Konflikt, der sich aus der Zeit heraus erklären lässt. Sie waren einerseits sehr dankbar für die Aufnahme und die Privilegien, die sie erhielten, allerdings sahen sie sich noch sehr mit der Heimat verbunden140. Die Mobilität des 20. Jahrhunderts ist ein modernes Phänomen und basierte im 17. Jahrhundert weniger auf Freiwilligkeit als vielmehr auf Zwang. Die Dankbarkeit einerseits und die Anfeindungen der Bevölkerung aufgrund ihres calvinistischen Glaubens andererseits banden sie näher an das Herrscherhaus141. Die Politik, mit der Friedrich Wilhelm die Hugenotten behandelte, ist jedoch nicht mit der tatsächlichen Entwicklung gleichzusetzen. Während Birnstiel und Lachenicht beide die Integration als wahre Intention ablehnen, integrierten sich die Franzosen aus eigener Kraft142. Lachenicht spricht vom Terminus der Koexistenz143, Birnstiel von der Inkorporation144 der Hugenotten, doch beide meinen eine Errichtung eines parallelen Gemeinwesens neben der preußischen Gesellschaft. Die Hugenotten in ihrer Exklusivität, Loyalität und ihres wirtschaftlichen Vorsprungs sollten sich nicht an ein niederes Niveau gewöhnen, sondern sich im Rahmen ihres höheren Standards entwickeln.

Durch diese abgehobene Elite boten sich die Refugies als Gruppierung für den „nationalen Einigungsprozeß des Territorialstaates“145 an. Der hugenottische Untertanengeist wurde gefördert und zum Vorteil Preußens konserviert146. Den Transfer ihrer Kultur in das preußische System gelang jedoch erst später.

Ende des 17. Jahrhunderts wuchs das Interesse des Staates an der Bildung seiner künftigen Staatsbürger. Die Universitäten in Halle und Frankfurt jedoch erlaubten keine Möglichkeit, eine Hugenottenuniversität zu errichten. Erst das später gegründete College François versuchte, französische Kultur und Bildung zu vermitteln, jedoch nicht mit dem Erfolg, der erst unter der Frankophilie Friedrichs II. aufblühte147. Anders als in der Formierung von Staatsbürgern konnte sich die französische Kultur erst spät in Preußen integrieren, dann jedoch assimilierte sie sich nicht, sondern entfaltete eine enorme Wirkmächtigkeit.

Die Hugenotten waren für das hohenzollernsche Herrscherhaus in vielerlei Hinsicht wichtig. Zum Einen waren sie eine starke Stütze gegen die Lutheraner im eigenen Land. Durch das Staatskirchensystem in Brandenburg wurden die Refugies stark an den Herrscher gebunden, was zwar zu einer Einschränkung der Religionsfreiheit führte, aber die Verknüpfung noch verdichtete148. Birnstiel attestiert den Hugenotten zwei Ideologien, den preußischen Patriotismus und den hohenzollernschen Royalismus149. Beide Einstellungen halfen dem preußischen Staat in seiner Entwicklung und dem Herrscherhaus in der Festigung seiner Macht. Von Thadden hebt die sozialgeschichtliche Relevanz der Hugenotten noch einmal hervor, da sie in dem ständischen Feudalsystem, in welchem weder die lutherischen Bauern, noch die regressiven Gutsherren Staat und Herrscher unterstützten, als citoyen und bourgeois für BrandenburgPreußen wichtig waren150. Ersteres diente der Staatsbildung, letzteres der wirtschaftlichen Macht des Staates.

7. Die Lutheraner in Salzburg

7.1 Vom Beginn bis zum Amtsantritt Firmians

Um den Vergleich beider Migrationen herzustellen, ist die Betrachtung des zentralen Faktors, der Religion, von essentieller Bedeutung. Während Brandenburg bereits 1539 lutherisch wurde und 1613 Johann Sigismund zum Calvinismus konvertierte, war die offizielle Religion im Salzburger Raum und in Frankreich immer der Katholizismus. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keinen lutherischen Einfluss in Salzburg gab. Dieser wurde von Johann von Staupitz in seiner Rolle als Domprediger nach Salzburg getragen151. Durch die hohen Kirchenabgaben der Bauern und der ignorierten Beschwerden durch den Erzbischof Lang kam es zur Bauernerhebung im Jahre 1525152. Trotz der Niederschlagung konnte sich das protestantische Gedankengut in den Bergbaugebieten aufgrund der hohen Binnenmigration leicht verbreiten153. Händler von außen schmuggelten verbotene Bücher nach Salzburg. Da die lateinische Messe für die Bergbauern nicht verständlich war und durch die geringe Bevölkerungsdichte die Reisen zur Messe oft beschwerlich waren, konnte sich der lutherische Katechismus schnell ausbreiten und wurde in privaten Andachten gelesen154.

Durch das erzbischöfliche Verbot einer lutherischen Kirche entwickelte sich ein Geheimprotestantismus, ein nichtinstitutionalisiertes Laienchristentum, welcher sich bis in das 18. Jahrhundert hinein nicht ausmerzen ließ155. Der Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau rekatholisierte die Region und seine Untertanen um 1600, ein Symbol dieser Politik wurde der Dombau156. Der nachfolgende Erzbischof Mark Sittich von Hohenems setzte das Reformprogramm stärker durch und reformierte auch den Klerus, um das Vertrauen wieder herzustellen und das Volk der Kirche zurückzuführen157. Trotz dieser Versuche blieben die bäuerlichen Regionen noch stark protestantisch. Die Abgeschiedenheit vieler Höfe führte zu einer schwachen Kontrolle und einem dementsprechend geringen Zugriff seitens des Erzstifts. Erst der Erzbischof Max Gandolf verstärkte die rekatholisierenden Tendenzen und vertrieb die Deferegger Bauern und die Dürrnberger Knappen im Zeitraum von 1684 bis 1691158. Die Letztere Gruppe war bereits seit dem Ende des 16. Jahrhunderts lutherisch. Doch ihre Relevanz für den Salzabbau und als Stütze für die salzburgische Wirtschaft verhinderte ihre Ausweisung. Erst Max Gandolf setzte das Rekatholisierungsprogramm strikter durch, auch wenn die Ausweisung 5 Jahre anhielt159.

Der Erzbischof verwandt dieselbe Begründung, welche auch Firmian später nutzen sollte, um sein Emigrationspatent zu rechtfertigen, nämlich die Stigmatisierung der Dürrnberger als Sektierer und die daraus resultierende Einhaltung der religiösen Bestimmungen des Westfälischen Friedens160.Trotzdem führte diese Methode zu Protesten seitens der evangelischen Fürsten, so auch Friedrich Wilhelm. Doch die Politik Gandolfs konnte das Luthertum in Salzburg nicht stoppen, im Gegenteil. Daraus resultierte, wie das Kapitel unter Firmian deutlich zeigt, eher die Tendenz zum Widerstand, anstatt sich dem Katholizismus anzunähern. Leeb beschreibt die Situation folgendermaßen: „Widerstands- und Oppositionsgeist verbanden sich mit der Forderung nach dem reinen Evangelium“161. In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts standen über 100 Gesangsbücher auf dem Index des Erzbistums Salzburg. Dies bedeutet nicht, dass diese Bücher nicht vorhanden waren, auch dies wird von den häufigen Funden bei Hausdurchsuchungen unter Firmian widerlegt. Die Zahl der Analphabeten war unter den Bergbauern recht hoch, aber die orale Tradition spielte eine entscheidende Rolle im ländlichen Salzburg. Häufig wurde das Gedankengut seit Generationen in der Familie gepflegt und diente häufig als Begründung, wenn verbotene Bücher gefunden wurden162.

7.2 Die Entwicklungen bis zum Emigrationspatent

Im Jahre 1727 wurde Leopold Anton von Firmian zum Erzbischof von Salzburg gewählt. Obwohl er kein geplanter Kandidat war, profilierte er sich schnell durch starke Rekatholisierungspolitik. Er rief vermehrt Jesuiten nach Salzburg und verkündigte häufig das katholische Glaubensbekenntnis, um das evangelische systematisch einzudämmen163. Einige ältere Forscher haben die Berufung von Jesuiten als Maßnahme bewertet, doch Emrich bemerkte richtig, dass sich dies aus seiner Biographie erschließt, da er einige Jahre in Rom verbrachte und somit die Strukturen kannte164. Firmian erließ 1729 die Bestrafung bei Besitz von lutherischen Büchern.165 Bereits 1730 beschäftigte sich das in Regensburg ansässige Corpus Evangelicorum mit den Beschwerden unterdrückter Bauern, aber eine Verdichtung des Konflikts zwischen den evangelischen Bergbauern, deren Advokat und Stimme das Corpus Evangelicorum war, und dem Erzbischof von Salzburg fand erst ein Jahr später statt166. "Die Ereignisse der Jahre 1731/32 betrafen nicht so sehr die Einwohner der Stadt, sondern die Bewohner des Territoriums Salzburg"167, also die schwach besiedelte Region, welche den Geheimprotestantismus pflegte. Durch eine zunehmende Unzufriedenheit aufgrund der erzbischöflichen Politik fanden sich Bauern entgegen das Versammlungsverbot am 13. Juli in Schwarzach an der Salzach ein, um sich zu ihrem Glaubensbekenntnis zu bekennen. Dabei wurde das berühmte Salzlecken initiiert, bei dem jeder Anwesende seinen Finger in ein Salzfass legte, ihn ableckte und schwor, nicht vom protestantischen Glauben abzurücken168.

Dieser Schwur war jedoch nicht rein zufällig, er war eine gewachsene Aktion, da viele bekennende Protestanten immer wieder inhaftiert wurden und sich im Gefängnis gegenseitig schworen, nicht nachzugeben und andere Protestanten zu denunzieren169. Dies wurde dafür umso mehr von den katholischen Einwohnern betätigt, so meldeten Wirte und Priester lutherische Versammlungen, sodass Verdächtige immer wieder verhört wurden. Das 'Salzlecken' war aus mehrerlei Hinsicht relevant für die kommende Entwicklung. Zum Einen organisierten sich die Bauern dort zum ersten Mal in größerer Gruppe, zum Anderen wurde der Zustand des devotio domestica aufgehoben170.

Die Bauern standen nun zu ihrer Konfession und stifteten sich gegenseitig ein neues Selbstbewusstsein. In St. Veit schlossen sich Bauern zusammen und verfassten eine Bittschrift, welche sie nach Regensburg zum Corpus Evangelicorum sandten, um Hilfe zu erhalten171. Diese Bittschrift veranlasste Firmian, dass sein Hofkanzler Rall eine Kommission entsandte, welche die Verhältnisse vor Ort aufklären sollte. Diese Kommission dokumentierte Beschwerden seitens der Bauern, aber selbige bekannten sich nun auch öffentlich zum evangelischen Glauben. Somit wurde eine Liste von 20678 Bekennenden verfasst. Dass diese Zahl nur eine Schätzung ist, wird angesichts der geographischen Umstände klar, dennoch spiegelt diese Zahl ungefähr die späteren Exulanten wider172. Die Ergebnisse der Kommission und die Tatsache, dass es im gesamten Alpenraum Unruhen seitens der protestantischen Bevölkerung gab173, veranlasste Firmian dazu, den Kaiser um Truppen zu bitten. Die Rolle des Kaisers wird im Späteren noch näher erläutert, aber diese Aktion soll verdeutlichen, dass nicht nur die Bauern, sondern auch Firmian die Problematik auf Reichsebene hoben. Obwohl es einen Monat dauerte, bis die Truppen des Kaisers in Salzburg eintrafen, sandte er sie aus, was eine Intervention des Corpus Evangelicorum hervorrief174. Der Einsatz von Gewalt gegen die Lutheraner jedoch führte wieder einmal zum Gegenteil, nämlich die Abkehr von den Pfarrern und die Ausführung aller religiösen Handlungen durch Laien175. Eine weitere Reaktion der Präsenz der Truppen und der ständigen Verhöre und Hausdurchsuchungen war ein erneuter Rat, welcher später als 'großer Rat' tituliert wurde, um einige Gesandte nach Regensburg zu schicken176. Diese Gesandtschaft wurde jedoch in Regensburg abgelehnt, sodass sie weiterzogen, um vor Königen und Fürsten wie beispielsweise in Kassel zu sprechen, damit diese sie aufnahmen. Doch erst beim preußischen König wurden sie nach einer Prüfung gehört und Friedrich Wilhelm I. vorgestellt. Dieses Vorsprechen jedoch fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem sich in Salzburg die Umstände weitesgehend änderten.

8. Das Emigrationspatent

Die Bauern richteten ihre Bitten jedoch nicht nur an das Corpus Evangelicorum, sondern auch an den Kaiser. Am 10./11. November erließ Firmian das bereits eine Woche früher aufgesetzte Emigrationspatent, damit er die Kontaktaufnahme der Bauern mit Reichskräften verhindern konnte. Das Emigrationspatent stand im starken Widerspruch zum Westfälischen Friedensvertrag. Ansässige hatten drei Monate Zeit, um das Erzstift zu verlassen, Unangesessene mussten Salzburg binnen 8 Tagen verlassen177. Am 24. November wurde die erste Vertreibung durchgeführt.178 Obwohl Firmian der Erzbischof und somit die Macht in Salzburg hatte, ist sich die Forschung einig, dass sein Kanzler Rall starken Einfluss ausübte und maßgeblich an der Initiierung des Patentes beteiligt war. Das Reichsrecht gewährte den Bauern, sofern es nur eine erlaubte Religion gab, eine private Hausandacht. Wie bereits erwähnt, wurde diese Grenze überschritten, doch dies bedeutete nur, dass Firmian die Bauern des Landes verweisen, nicht aber einen uneingeschränkten Religionsbann aussprechen konnte. Als Begründung dafür wurden Rebellionsvorwürfe erhoben, wie beispielsweise beim 'Salzlecken'. Des Weiteren wurden Ketzereiklagen genannt, denn die lutherische Religion war vom Westfälischen Friedensvertrag geschützt, nicht aber Sektierer. Diese Strategie wurde bereits bei den Deferegger Bauern genutzt, um den Friedensvertrag auszuhebeln. Doch Firmian war nicht in der Lage, dem Corpus Evangelicorum Grundlagen für seine Behauptungen zu liefern179.

Walker fasst die Taktik des Erzbischofs folgendermaßen zusammen:

„bürgerlichen Aufruhr als Begründung für unverzügliche Maßnahmen, und religiösen Dissens als Rechtfertigung für die Ausweisung“180.

8.1 Die Wirkung des Erlasses

Weder der Kaiser, noch die protestantischen Reichsstände begrüßten das Patent. Warum der Kaiser trotzdem Firmian unterstützte und die ersten Lastträger dieser Politik nach zwei Wochen das Land verließen181, wird noch geklärt werden. Die Reaktion der Bauern war aufgrund der Vielzahl von Schikanen eher verhalten, erst als die Soldaten die Unangesessenen, also diejenigen ohne einen Hof, sammelten und ausweisen wollten, vereinigten sich die Angesessenen und baten, dass Erstere noch bis zum Frühjahr bleiben könnten182. Florey spricht von ca. 4000 Unangesessenen, welche nun im November das Bistum verlassen mussten. Der Gesandte Salzburgs in Regensburg, Zillerberg, modifizierte das Patent für das Corpus Evangelicorum, um die harsche Sprache abzumildern, jedoch wurde dies kurz danach entlarvt. Das Corpus Evangelicorum prangerte in einer Promemoria die falschen Rebellionsvorwürfe und die rasche Ausweisung mitten im Winter an183. Den eben genannten Bitten der Angesessenen wurde nicht stattgegeben, da unter diesen, so Firmian, das Rebellionspotenzial am Höchsten sei184. Junge Männer aus dem Bergbau und von den Feldern stellten eine Bedrohung dar und mussten deshalb binnen weniger Wochen ausgewiesen werden. Die Salzburger reagierten jedoch weniger bedrückt, da sie auf die Hilfe der evangelischen Reichsstände hofften. Dennoch blieben Hausdurchsuchungen und Denunziationen nicht aus, obwohl die Ausweisung bereits angekündigt wurde185. Das Emigrationspatent und die damit verbundenen Folgen lassen auf eine sehr schnelle und wenig durchdachte Entscheidung Firmians und Ralls schließen. Dies ergibt sich aus mehreren Gründen: Zum Einen verlor Salzburg viele qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Bergbau und der Landwirtschaft186. Der wirtschaftliche Aspekt ließe sich zwar in gewisser Weise relativieren, da die Forschung auch eine Überbevölkerung in Salzburg als Grund annimmt, nichtsdestotrotz ist der Verlust von 20.000 Einwohnern ein Einschnitt, der nur schwer auszugleichen ist. Des Weiteren schrieb Firmian an den Kaiser und schlug als Ziel der Ausweisung Bosnien, Serbien und die Walachei vor187. Dass dieser Vorschlag als fixe und undurchdachte Idee daherkommt, ist aufgrund der orthodoxen und muslimischen Dominanz in diesen Regionen verständlich. Weder die protestantischen Reichsstände hätten die Umsiedlungspolitik unterstützt, noch hätte dies der Kaiser getan. Dazu war ihm das Wohlwollen der Reichsstände aus taktischer Sicht zu wichtig, als dass er diesem Vorschlag nachgegeben hätte. Somit kam nur noch die Ausreise gen Norden in Frage, dort jedoch sträubte sich der Kurfürst von Bayern, weil die Darstellung der Exulanten als Rebellen ein Problem war, welches nun entweder bei einer Revision des Patents die Legitimation desselben entzogen hätte oder die Lutheraner über große Umwege aus dem Land gebracht werden mussten. Dies war letzten Endes auch der Fall. Die Unangesessenen ließen sich vorwiegend in Schwaben nieder, u.a. in Kaufbeuren, Memmingen und Ulm188.

Einen letzten Aspekt des übereilten Patents hat Leeb treffend zusammengefasst: „Die große Salzburger Emigration beeinflußte damit die konfessionellen Identitäten im 18. Jahrhundert und führte zu einer Verschlechterung des ohnehin angespannten Klimas zwischen den einzelnen Kirchen“189. Die Rekatholisierungspolitik war ein wichtiger Antrieb für Firmians Handlungen, deshalb ist die Präsenz des katholischen Glaubens in den dünn besiedelten, alpinen Regionen von Bedeutung gewesen gewesen. Dazu mussten evangelische Elemente aus den Häusern entfernt werden. Seine Politik jedoch kollidiert mit der kaiserlichen, welche eher auf ein bikonfessionelles Dasein abzielte. Somit belasteten seine Handlungen nicht nur die kaiserliche Politik, sondern die Katholiken in weiten Teilen Europas, da viele protestantische Herrscher auf diplomatischem Wege drohten, ihre katholischen Untertanen ebenso zu behandeln. Doch zurück zu den Verbleibenden, den Angesessenen. Diese waren noch im Lande und hatten gut zwei Monate Zeit, das Land zu verlassen, doch auf Druck des Kaiser und der Reichsstände wurde eine Konzession geschlossen. Zwar war es möglich, dass Gruppierungen anderer Religion ausgewiesen werden konnten, doch Dies mit einer Frist von drei Jahren. Dies war der Grund, warum der Vorwand der Rebellion immer wieder auftaucht. Der geschlossene Kompromiss war der St.-Georgs-Tag und ab diesem verließen die Angesessenen in 13 Zügen Salzburg. Die Emigration rief ein Phänomen der Exildichtung hervor, wie Dittrich herausgearbeitet hat190. Dabei wurde weniger von den Exulanten gedichtet, sondern mehr über sie, aus der protestantischen Solidarität heraus. Die evangelische Propaganda stilisierte die Salzburger als neues Volk Israels, ihr Auszug wurde mit dem aus Ägypten verglichen191. In vielen Fürstentümern wurden Spenden gesammelt, so auch in England und von diversen jüdischen Gemeinden192. „Innerhalb weniger Jahre erschienen weit über 400 Druckschriften zum Thema“193.

Die Außenwirkung war enorm. Trotz der mangelnden Beweise, dass die Exulanten Rebellen sind, waren viele protestantische Städte und Dörfer anfangs skeptisch, doch nach einer positiven Einschätzung wurden sie freundlich empfangen. In vielen Städten erhielten sie Geschenke, Kost und Logis frei. Doch es gab auch Konflikte, so zum Beispiel in Biberach, einer bikonfessionellen Reichsstadt, welche hinsichtlich der Aufnahme und Behandlung der Exulanten im Streit war194.

8.2 Die preußische Reaktion

Die Reaktion Friedrich Wilhelms I. erfolgte nicht unmittelbar, sondern mit einer anachronistischen Verschiebung. Am 2. Februar wurde das sogenannte Einladungspatent unterzeichnet, welches die Exulanten nach Preußisch-Litauen einlud, um sich dort anzusiedeln195. Wie bereits erwähnt, sandten die Bauern einige Gesandte aus, um an diversen Höfen um Zuflucht zu bitten. Während die Gesandtschaft am Kasseler Hof bei dem schwedischen König und dem hessischen Fürsten nicht erfolgreich war, wurden sie in Preußen gehört und nach einer Prüfung ihres Glaubens positiv aufgenommen. Zu dem Zeitpunkt, als die Gesandtschaft Salzburg verließ, war das Emigrationspatent noch nicht erlassen worden, als sie jedoch in Potsdam ankamen, hatte sich die Situation verändert196. Mit Rebellen konnte der König nicht viel anfangen, doch Siedler waren für das „Litauische Retablissement“197 willkommen. Die Phrase, die sich im Einladungspatent finden lässt, dass der König die Exulanten aus „christköniglichem Erbarmen und herzlichem Mitleiden"198 einlädt, ähnelt stark der Stelle im Potsdamer Edikt. Der Unterschied zu selbigem jedoch ist die tatsächlich spontane Reaktion auf die Gegebenheiten, sodass das Patent nur sehr vage gehalten ist und keine wichtigen Informationen zur Ansiedlung vorgibt. Relevant für die Migranten war die Weisung, welche Walker folgendermaßen zusammenfasst: „Die preußische Proklamation forderte alle deutschen Fürsten und Städte, durch deren Territorien die Salzburger Protestanten auf ihrem Weg in die besagten preußischen Gebiete kommen mochten, dazu auf, sie wie preußische Untertanen zu behandeln und ihnen diesem Status entsprechend freie Durchreise zu gewähren“199.

Ein Kommissar des Kaisers sollte die Versorgung mit Geld und den nötigen Privilegien sicherstellen200, damit sich die Reise unproblematisch fortsetzen konnte. Bereits im April kamen die ersten Salzburger in Potsdam an, von wo aus die weitere Reise koordiniert wurde. Retrospektiv ist festzuhalten, dass die Verschiebung auf den St.-Georgs-Tag das Schicksal der Exulanten stark zum Positiven veränderte. Während das Corpus Evangelicorum nur die Politik des Erzbischofs Firmian kritisieren konnte und der Kaiser als Ausgleichsmacht beide Seiten berücksichtigten musste und dies auch tat, gab der Zeitverzug der Gesandtschaft die Möglichkeit, eine positive Rückmeldung seitens eines protestantischen Herrschers zu erhalten. Der preußische König garantierte außerdem, dass die Güter, welche die Bauern in der Kürze der Zeit nicht verkaufen konnten, noch im Nachhinein durch Gesandte vertrieben werden können. Außerdem mussten die Angesessenen zwar ihr Stammland verlassen, doch im Gegensatz zu den Unangesessenen hatten sie ein Ziel und materielle Unterstützung.

9. Die Rolle des Kaisers

In diesem gesamten Prozess, welcher aus actio und reactio zwischen dem Erzbischof und dem Corpus Evangelicorum als Stimme der Bauern bestand, nahm der Kaiser eine ambivalente Rolle ein. Während in den vorigen Abschnitten der Kaiser außer Acht gelassen wurde, muss nun der Verlauf kurz mit seinem Einfluss geschildert werden. Nach dem 'Salzlecken' in Schwarzach wertete Firmian diese Handlung als Rebellion und bat Karl VI. um Truppen201. Dies geschah auch, ohne Wissen des Corpus Evangelicorum. Für dieses Verhalten gab es zwei Gründe. Zum Einen wollte der Kaiser, Gesetzt den Fall, dass die Bauern tatsächlich Rebellen sind, seine Erblande vor einem möglichen Übergreifen des Ausstandes bewahren. Des Weiteren galt es für den Kaiser, ein Bündnis von Salzburg und dem direkten Nachbarn Bayern zu verhindern, um den Erzbischof näher an den Kaiser zu binden und nicht an den politischen Gegner und späteren Kaiser Karl I./VII. zu (zu klein) verlieren202.

Dass der Kaiser mit der Politik Firmians nicht einverstanden war, lässt sich anhand seiner Diplomatie erkennen. Karl VI. schickte dem Erzbischof ein Ermahnungsschreiben zu, welches von Letzterem jedoch nicht veröffentlicht wurde. Des Weiteren entsandte der Kaiser sogar seinen Unterhändler Gentilotti, der ebenso rigoros die Vorgehensweisen Firmians und Ralls kritisierte. Nachdem die bekennenden Protestanten ihre Waffen den kaiserlichen Truppen übergeben mussten, fühlte sich Firmian sicher genug, um „die Kundmachung des Emigrationspatentes anzuordnen“203. Obwohl der Kaiser Firmian nur widerwillig unterstützte, wurde er nach der Verkündung durch die protestantischen Fürsten bedroht. Obwohl die Könige von Dänemark, England und den Niederlanden protestierten, war der Wortführer der König von Preußen, welcher die Verteidigung der Protestanten im Reich übernahm, nachdem August der Starke katholisch wurde204.

Mit dem Patent ergab sich eine Doppelposition für den Kaiser. Die Übertragung des Konflikts auf Reichsebene erschwerte die kaiserliche Politik zwar, da er eine Vermittlerposition einnahm. Andererseits bot dies auch die Möglichkeit, die Pragmatische Sanktion auf die Reichsebene zu projizieren205. Die kaiserlichen Anstrengungen zielten auf eine Rücknahme des Patents ab, doch nicht allein aus Liebe zu seinen Untertanen206. Walkers Buch Der Salzburger Handel zielen genau auf diese Situation ab. Walker bezeichnet Karl VI. als Makler für den Handel der Salzburger. Im Jahr 1731 entstanden drei Interessen, welche sich zu Einem verbanden. Zum einen gab es das Gesetz zur Kontrolle und Regelung des Handwerks in Preußen. Diese Gewerbeordnung, welche den preußischen Merkantilismus erweitern wollte, hatte die Funktion der Verstärkung der staatlichen Reglementierung und eine Politik gegen die Zünfte207 zum Ziel. Das Interesse des Kaisers war die Durchsetzung der Pragmatischen Sanktion, also die Möglichkeit, das Reich an seine Tochter Maria Theresia zu vererben. Da die Kurfürsten von Sachsen und Bayern sich vom Kaiser entfernten, musste sich Karl VI. einerseits die Stimme Friedrich Wilhelms I. sichern, andererseits verhindern, dass Salzburg an Bayern fällt. Die dritte Komponente, die Interessen Firmians, zielten auf eine starke Rekatholisierung in Salzburg ab. Ratifiziert wurde dieser 'Handel' im August und September 1732, als der Kaiser Friedrich Wilhelm und Firmian persönlich traf208.

Erfolgreich waren alle drei Parteien nach diesem Handel. Die kaiserliche Stellung wurde durch diese Methode bestärkt, jedoch nicht die des Reiches, da die Ausweitung der Pragmatischen Sanktion auf Reichsebene nicht die Reichs-, sondern die Partikularinteressen förderte. Friedrich Wilhelm I. blieb dem Kaiser gegenüber loyal und konnte seine Stellung als Verfechter der protestantischen Interessen im Reich stärken209. Außerdem erhielt er Bauern für Ostpreußen aus Salzburg, welches nun rekatholisiert war.

10.Die Ansiedlung der Salzburger in Ostpreußen

Interessant an diesem 'Handel' ist die Tatsache, dass erst der Wiener Hof den preußischen König auf die Bauern aufmerksam machte210. Es gab Proteste gegen die Ausweisung, aber in diesem Fall ging es mehr um religiöse Interessen als um wirtschaftliche. Obwohl die Pestwellen von 1709-1711 Ostpreußen weniger entvölkerten als es in der älteren Literatur bezeichnet wird, so waren Regionen wie beispielsweise Insterburg211 doch stärker getroffen. Diese Gebiete galt es wiederzubevölkern, denn Leeb spricht von 17000 leeren Höfen in Ostpreußen212. Die Thesen, dass die preußische Politik nur der Peuplierung diente ist nicht haltbar, da der König anfangs für eine Dreijahresfrist, wie sie für Ausweisungen vorgegeben war, plädierte213. Dennoch konnte der Erkenntnisgewinn seitens des Kaisers und der Tatsache, dass viele der Exulanten wohlhabende Bauern waren, eine Stärkung der begonnenen Politik fördern. Der preußische Gesandte Johann Göbel empfing den Zug in Donauwörth und war fortan für die Organisation der Route und der Gelder zuständig. Während die Salzburger als fromm und nicht rebellisch wahrgenommen wurden und dies noch verstärkten, als sie sich nicht einmal über den Erzbischof beklagten214, wurden sie in Ostpreußen eher als Eindringlinge wahrgenommen.

Die Salzburger konnten sich nicht frei ansiedeln, sondern wurden von staatlicher Seite den Gütern zugewiesen. Es gründeten sich also keine Kolonien wie bei den Hugenotten. Bereits vor der Einwanderung versuchte der König durch die Abschaffung der Leibeigenschaft 1719 und Millioneninvestitionen in die Verwaltung und die Technologisierung Ostpreußen aufzuwerten, doch dies gelang in nur geringem Maße215. Die litauischostpreußische Bevölkerung untergliederte sich in mehrere Gruppierungen, aber die meisten Exulanten wurden Domänenbauern, welche dem König unterstellt wurden216. Dieser Status war mit Abgaben verbunden, doch ein größeres Problem war die Umstellung von Milchwirtschaft auf Getreidewirtschaft. Die Bauern erhielten Land und Vieh, die Handwerker Gewerbefreiheit217, nichtsdestotrotz dauerte die Umstellung sehr lange und führte zu einem schleppenden Wiederaufbau.

Einige Zeit nach der Emigration wurden preußische Kommissare entsandt, die die verbliebenen Güter der Exulanten verkauften und insgesamt 300.000 Reichstaler generierten218. Von diesem Verkauf profitierten vor Allem die Salzburger Beamten, welche die leerstehenden Höfe nun günstig kaufen konnten219.

10.1 Kircheninterne Konflikte

Um die Jahrhundertwende herum entstand an der Universität Halle der lutherische Pietismus unter August Hermann Francke. Friedrich Wilhelm I. wurde stark pietistisch erzogen und lebte dieses Prinzip auch, indem er Prunk ablehnte und Bescheidenheit demonstrierte220. Meist präsentierte er sich in Uniform, weniger in Herrschergewändern. Die Hauptelemente dieser Schule waren Fleiß und Gewissenhaftigkeit der eigenen Berufung gegenüber. Nach dem Amtsantritt Friedrich Wilhelm I. gewann der Pietismus an Bedeutung im preußischen Staat und sollte das Gemeinwohl der Gesellschaft fördern.221 Die tätigen Pietisten gründeten Schulen und Waisenhäuser und kümmerten sich auch um die Integration der Lutheraner aus Salzburg222. Die konfessionellen Konflikte standen im Hintergrund. Der König stellte den Exulanten auf ihrer Reise in preußischem Gebiet Prediger zur Seite, denn „ [...]die Emigranten waren auf geistliche Leitung und Führung angewiesen, da sich unter ihnen keine Theologen, sondern nahezu ausschließlich Bergleute und Bauern des Salzburger Umlandes befanden“.223

Die konfessionellen Streitpunkte zwischen Kalvinisten und Lutheranern gerieten durch den Pietismus immer mehr ins Abseits. Hillerbrand veranschaulicht dies anhand des Königs: „Bei Friedrich Wilhelm schmolzen Kalvinismus und Pietismus zu einem Ganzen zusammen, das man 'tätiges Christentum' nannte, ein Christentum, das das dogmatisch Trennende zwischen den beiden protestantischen Konfessionen als unwesentlich betrachtete“224.

10.2 Der Nutzen für Preußen und den König

Der offensichtlichste Nutzen für den preußischen Staat waren die Bauern, welche in Ostpreußen im Rahmen des Litauschen Retablissements benötigt wurden. Zwar entvölkerte die Pest nicht jede Region in Ostpreußen, aber der Getreideanbau verringerte sich. Da zu dieser Zeit Polen billiges Getreide lieferte, war im Rahmen der merkantilistischen Wirtschaftspolitik die Förderung der Binnenwirtschaft von Bedeutung. Doch auch wenn der finanzielle Gewinn für Preußen nur gering war, so ist der symbolische Charakter dieser Aufnahme der Exulanten und die Stärkung der protestantischen Führungsrolle wichtiger225. Friedrich Wilhelm war nämlich „ erpicht darauf, Brandenburg-Preußen als Universalgaranten der protestantischen Rechte zu etablieren [...]“226. Nach der Konversion August des Starken war Brandenburg-Preußen das größte protestantische Fürstentum im Reich. Das Corpus Evangelicorum vermochte es nicht, starken Druck auszuüben, da sich zwar viele, aber keine allzu mächtigen protestantischen Reichsstände versammelten. Somit verloren sie Bedeutung an den König von Preußen227.

Die Menschen, die der König in sein Land holte, sind nunmehr weniger als Bauern, sondern eher als Bürger zu bezeichnen. Denn im Societäts-Contract von 1736 verlangte der König einen Treueeid im Gegenzug zur Sicherung der Eigentumsrechte an den Höfen der Bauern228. Für die Salzburger war solch ein Vertrag wieder ein Eingriff der Staatsmacht in ihre Lebensweise, doch nach Widerständen wurde diesem Vertrag zugestimmt. Somit änderte sich das Verhältnis im Staatsgebilde vom Freisassengut zur Domäne und somit vom „natürlichen Zustand“ der familiengebundenen Autonomie zur „bürgerlichen Gesellschaft“ als Staatsdiener229.

11. Fazit

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Edikt von Potsdam und die damit verbundenen Entwicklungen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und bewertet. Die hugenottische Historiographie hat das Edikt sehr wohlwollend betrachtet und den Kurfürsten als Bewahrer der Toleranz stilisiert. Dass dies nur bedingt korrekt ist, lässt sich einfach widerlegen, da zwar Glaubensflüchtlinge dergleichen Konfession aufgenommen wurden, Juden und Katholiken aber dieselben Rechte verwehrt wurden. Aktiv wurden die Reformierten nicht bevorzugt, aber die Ausbreitung des Katholizismus sollte eingedämmt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass das Erziehungswesen von geistlichem Einfluss befreit werden sollte230, damit eine katholische Indoktrination unterbunden werden konnte. Heimann wiederum beurteilt das Edikt sehr kritisch, für ihn liegt weniger eine Toleranz-, dafür mehr eine Peuplierungspolitik vor. Doch auch wenn durch die vielen Edikte anderer Fürsten die Singularität des Potsdamer Erlasses verloren geht, so wurden den Hugenotten doch so viele Privilegien zugestanden, dass immerhin 10% der Refugies nach Brandenburg-Preußen kamen, obwohl England und die Niederlande lukrativer waren. Da Leipzig als Messestandort merkantile Bedeutung hatte, aber aus religiöser Sicht weniger Entfaltungsmöglichkeiten bot und den Hugenotten kein Stadtrecht verlieh, wohnten viele Händler in Halle(Saale) und unterhielten ihre Kontore im 6km entfernten Leipzig231.

Doch unabhängig von der Bewertung des Edikts von Potsdam ist die Intention des Kurfürsten eindeutig gewesen. Durch gute Handwerker und Manufakturisten, die ebenfalls dem calvinistischen Glauben angehörten, sollte versucht werden, die Bevölkerungszahl zu heben, sich unabhängiger von Importen zu machen, eine progressive Wirtschaftsform zu etablieren und den eigenen Glauben zu stärken.

Was die Peuplierung betrifft, so sind zwar 20.000 Refugies nicht allzu viel, aber in dem noch stark unterbevölkerten Land war dies wichtig. Außerdem wurden die Hugenotten, die sich aufgrund ihres Gewerbes nicht an bestimmten Orten niederließen bzw. bei denen der Ort nicht die höchste Priorität hatte, in vom Dreißigjährigen Krieg zerstörten Regionen angesiedelt. Damit konnten diese Landstriche wieder bevölkert werden und ein Konflikt um Eigentumsrechte von Land wurde vermieden.

Aufgrund des steigenden Lebensstandard in Brandenburg konnte die einheimische Wirtschaft den Bedarf nicht decken oder war nicht in der Lage, die benötigten Rohstoffe mangels Wissen oder Material herzustellen. Somit war beispielsweise die Ansiedlung der Seidenindustrie vom Kurfürsten unterstützt und überwacht. Ebenso die Handschuhe, welche durch Ludwig XIV. Als modisches Accessoire etabliert wurden, konnten in der einheimischen Produktion nicht den gewünschten Standard erreichen und mussten somit auch importiert werden. Die Ankunft dieses Gewerbes versprach die Abkopplung von den teuren Importen aus Frankreich und eine Stärkung der Binnenwirtschaft oder sogar einer aktiven Handelsbilanz durch Exporte, so wie es die Seidenstrumpfwirkerei erzielte.

Die deutsche Spielart des Merkantilismus, der Kameralismus, versprach dem Staat mehr Steuereinnahmen durch eine effizientere Wirtschaft und mehr Einwohner. Eine effiziente Wirtschaft, wie sie in den Manufakturen mit vielen Arbeitern und der Konzentration aller Produktionsprozesse vonstatten ging, wurde jedoch von den Zünften blockiert. Diese sahen ihre Existenz und ihre mittelalterlichen Privilegien angegriffen. Das Edikt von Potsdam jedoch ermöglichte es den Hugenotten, sich ohne Meisterstück in die Zünfte zu integrieren oder außerhalb von ihnen ihrem Handwerk nachzugehen. Somit konnte das Zunftsystem gelockert, deren Macht eingeschränkt und eine neue Wirtschaftsform etabliert werden.

Die Stärkung des eigenen Glaubens war für den Kurfürsten insofern wichtig, da er sich im Ausland einer Rekatholisierungsbewegung konfrontiert sah und in den brandenburgischen Landen die Lutheraner nach wie vor die stärkste Konfession stellten. Zwar dämmte er die Ausbreitung beispielsweise der Jesuiten ein232, doch ein friedliches religiöses Gleichgewicht war aufgrund der reformierten Minderheit nicht absehbar. Somit war jeder Bevölkerungsanstieg willkommen, aber in besonderem Maße der der calvinistischen Minderheit.

Die fehlende Intention des Edikts von Potsdam, welche retrospektiv jedoch als wichtigste Dimension genannt werden kann, die durch die Ansiedlung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen entstand, ist die der Stärkung der Staatlichkeit. Baumgart bezeichnet Friedrich Wilhelm als „Strukturbegründer“233 in Brandenburg-Preußen und seine Politik als Grundstein für den späteren Aufstieg Preußens. Die Idee des absolutistischen Staates wurde zur Handlungsmaxime234 und jede politische Aktion danach ausgerichtet. Da dieser Politikstil eng mit dem wirtschaftlichen Merkantilismus verbunden war, hatten auch ökonomische Faktoren Einfluss auf die Staatsbildung. Dass Bismarck die Hugenotten in Preußen später als beste Deutsche titulieren wird, zeigt die Wirkung, die das Edikt von Potsdam ausübt. Die eher kurzfristig gedachte Intention der wirtschaftlichen Stärkung konnte langfristig den Staat stabilisieren, da sich dieser von den traditionellen Ständen wie den Zünften oder dem reaktionären Landadel lösen und somit durch neue Gruppierungen neu definieren konnte. Auch wenn die Aussage Heimanns, das Edikt „ist ein Dokument seiner Zeit“235 die oben genannten Probleme übersieht, so vernachlässigt er den Einfluss der Refugies. Sie brachten zwar neue Gewerbe mit und konnten die wirtschaftlichen Erwartungen zumindest in Teilen decken, doch durch ihre rasche Assimilierung verlief sich der Vorsprung. Vielmehr brachten sie eine „neue Art des Denkens“236 mit, welche den Absolutismus in seinen Grundzügen stärkte und die Kaste der Bourgeoisie etablieren konnte. Deswegen ist die Allegorie von Jersch-Wenzels importiertem Ersatzbürgertum stimmiger als Krums Preußens Adoptivkinder. Das Bürgertum, welches den frühkapitalistischen Grundstein hätte legen können, existierte in BrandenburgPreußen in sehr geringem Maße, da die Gesellschaft zu sehr ständisch geprägt war. Somit mussten die Hugenotten als Ersatz integriert werden, damit dieses System überwunden werden konnte. Die Metapher von Krum trifft den Kern der Sache nicht, da Preußen zwar die Refugies annahm, gewissermaßen 'adoptierte', aber dabei wird zu sehr die Dimension eines weit entwickelten Mikrokosmos' in der französischen Kolonie übergangen. Die sich in Brandenburg gegründeten französischen Kolonien waren sehr repräsentativ für die gesamte französische Gesellschaft, zumindest von der Profession ausgehend und somit eine ausgebildete Gruppierung, welcher es nur geringer Hilfe von Seiten des Staates bedarf.

Erzbischof Firmian begründete das Emigrationspatent mit dem von den Protestanten ausgehenden Rebellionspotenzial. Doch die Prozesse, welche sich in Salzburg abspielten, sind in vielen Staaten Europas festzustellen. Durch eine stärkere Kontrolle seitens des Staates sollte sich die eigene Herrschaft verdichten und somit die Position des Regierenden stärken. In Salzburg war diese Politik aufgrund der Geographie nur schwer durchzusetzen. Die Lösung war eine Schaffung einer Homogenität, welche die Kontrolle mit Absenz gewährleisten konnte.

„Die eigentliche Ursache für die Emigration waren die immer stärker werdende konfessionell-katholisch geprägte Sozialdisziplinierung, Herrschaftsverdichtung und die Versuche der religiös-kulturellen Homogenisierung im frühneuzeitlichen Salzburg, der sich die Geheimprotestanten verweigerten“237, resümiert Leeb. Die Rekatholisierung war nur ein Mittel zum Zweck, da der Geheimprotestantismus über Jahrhunderte hinweg keine aktive Bedrohung für das Bistum darstellte und dieser erst im Zuge des Absolutismus als Gefahr stilisiert wurde. Das Problem war jedoch, dass im Instrumentum Pacis Osnabrugensis die Parität der drei akzeptierten Konfessionen gewährleistet wurde und somit der Erzbischof in einen Konflikt mit den protestantischen Ständen des Reiches geriet. Mit dem Einladungspatent des preußischen Königs bot sich ihm ein Doppelsieg, da er seine Politik des Litauischen Retablissements fördern und die Interessen des deutschen Protestantismus unter seiner Führung ausbauen konnte238. Unter dem Druck der zunehmenden Rekatholisierung in Europa geriet der Protestantismus mehr und mehr in das politische Abseits, aber die Exulanten beflügelten den evangelischen Geist und stärkten die nicht-katholischen Bekenntnisse.

Der direkte Vergleich der Prozesse um die Hugenotten und die Salzburger Exulanten bietet viele Betrachtungsmöglichkeiten. Ausgehend von der Fragestellung nach der Kontinuität der Hohenzollernschen Politik sollen manche Aspekte nur angerissen werden.

Der wichtigste Aspekt außerhalb der Fragestellung ist die Macht Ludwig XIV. und des Erzbischofs Firmian. Der Sonnenkönig war einer der mächtigsten Herrscher Europas und prägte mit seiner Politik Europa für Jahrzehnte. Als er die Dragonaden gegen die Calvinisten erließ und einige Jahre später das Edikt von Nantes widerrief, gab es zwar diplomatischen Protest seitens der protestantischen Herrscher, aber er war zu mächtig, um den Einwänden nachzugeben. Des Weiteren war ihm die Bedeutung der Hugenotten hinsichtlich ihrer Fertigkeiten bewusst, weshalb er sie nicht ausweisen ließ, sondern sie zur Konversion zwang.

Der Erzbischof Firmian hingegen war nur ein Fürst im Heiligen Römischen Reich und verfügte nicht über so viel Macht wie der französische König. Er war in weltlicher Hinsicht dem Kaiser unterstellt und musste konsensueller agieren. Nachdem er durch sein Emigrationspatent bekanntgab, dass die protestantischen Bauern des Landes verwiesen werden sollen, führte dies zu Protesten seitens des Corpus Evangelicorum und des Kaisers. Zwar konnte der Erzbischof nicht bedroht werden, der Kaiser allerdings schon. Somit hatte der Erzbischof nicht die absolute Herrschaftsgewalt in seinem Fürstentum inne, da er auf Drängen des Kaisers beispielsweise den St. Georgs-Tag als Datum für die Ausweisung der Angesessenen akzeptieren musste. Anhand dieses Beispiel zeigt sich, dass der Erzbischof nicht die Kompetenzen besaß, wie sie der König von Frankreich innehatte. Nichtsdestotrotz ist die Intention beider Herrscher gleich: die Rekatholisierung als Mittel zum Zweck zur absoluten Herrschaftsverdichtung. Beide Herrscher erreichten ihr Ziel, wenn auch mit Einbußen in wirtschaftlichen Aspekten und Bevölkerungsverlust.

Im letzten Abschnitt soll die These noch einmal aufgegriffen und diskutiert werden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Brandenburg-Preußen zur Zeit des Großen Kurfürsten in jeglicher Hinsicht schwächer war als zur Zeit Friedrich Wilhelm I.. Das Militär war kleiner als unter dem Soldatenkönig, viele Regionen noch durch den Dreißigjährigen Krieg geschwächt und der staatliche Zugriff geringer. Wenn man die beiden Edikte vergleicht, so ist sichtbar, dass das Edikt von Potsdam viel detaillierter ist als das Einladungspatent. Der Große Kurfürst musste mit anderen europäischen Mächten um die Hugenotten konkurrieren und weitreichende Zugeständnisse machen, damit diese nach Brandenburg-Preußen kamen. 1732 gab es keine Konkurrenz um die Salzburger, sodass der Soldatenkönig den Exulanten zwar steuerliche Zugeständnisse machte, aber nicht in dem Maße, wie es 1685 geschah. Die Gründe dafür liegen in der Situation des jeweiligen Zeitraums. 1685 war die wirtschaftliche Situation eine schlechtere und Handwerker, Bauern und besonders Manufakturisten wurden benötigt. Diese Berufsgruppen waren unter den Hugenotten vertreten. In Ostpreußen gab es viele leerstehende Höfe, sodass ein Mangel an Bauern bestand. Ob Friedrich Wilhelm I. die Salzburger ebenfalls aufgenommen hätte, wenn es sich nicht um Bauern gehandelt hätte, ist rein spekulativ, aber Fakt ist, dass die Vertriebenen in sein Profil passten, ebenso wie die Refugies unter dem Kurfürsten. Beiden gelang es, die Peuplierung, welche in den Jahrzehnten davor nur wenig erfolgreich war, voranzutreiben und die Ländereien zu beleben.

Der Große Kurfürst war auch 70 Jahre nach der Konversion seines Großvaters zum Calvinismus mit seinem Bekenntnis in der Minderheit. Durch den Zuzug von Untertanen derselben Religion und mit weitreichenden religiösen Zugeständnissen gelang es Friedrich Wilhelm, die Hugenotten eng an den Herrscher und seine Politik zu binden und somit eine Basis für seine Politik zu schaffen, fernab von Kanzelpolemik und Zunftdenken. Die Refugies boten dem Kurfürst die Möglichkeit, die ständische Gesellschaft mit ihrer regressiven Haltung aufzubrechen und die eigene Herrschaftsstruktur zu stärken.

Für den preußischen König, welcher mit pietistischen Strömungen aufwuchs, war die Stärkung des Calvinismus nicht von Bedeutung. Vielmehr zählte der Austausch von Untertanen zu Bürgern, welchen er mit dem Societäts-Contract durchzusetzen versuchte. Dazu zählt auch die Ansiedlung der Exulanten als Domänenbauern und somit die direkte Unterstellung unter seine Herrschaftsgewalt.

Der letzte Aspekt ist die Festigung des protestantischen Anspruchs Preußens auf Reichsebene. Während sich Brandenburg-Preußen unter dem Großen Kurfürsten seinen Status erarbeiten musste, konnte der Soldatenkönig davon bereits profitieren und diese Stellung weiter ausbauen. Zur Zeit des Kurfürsten war Sachsen die evangelische Dominante im Reich, aber Friedrich Wilhelm intervenierte mehrfach, so protestierte er bereits in den 1660ern gegen die Behandlung der Hugenotten und in den 1680ern gegen die der Deferegger Bauern. Doch erst die Stärkung des Herrscherhauses und des zentralistischen Staates durch die Hugenotten legten den Grundstein für den deutschen Dualismus und den späteren Aufstieg Preußens. Von den vorangegangenen Prozessen profitierte König Friedrich Wilhelm I.. 1697 konvertierte August der Starke zum Katholizismus, um König von Polen zu werden und ebnete somit den Weg für Preußen als protestantische Vormacht im Reich. Dabei sind zwei Faktoren von Bedeutung: Durch die pragmatische Sanktion musste selbst der Kaiser Zugeständnisse an den König von Preußen machen, sodass dessen Position auch von außen heraus gestärkt wurde und des Weiteren bot kein anderer protestantischer Fürst im Reich dem preußischen König die Stirn. Das Gebärden hinsichtlich der Salzburger ist eher symbolisch zu deuten, da sich der König in einem Reichskonflikt profilieren und an die Spitze des Corpus Evangelicorum stellen konnte.

In vielerlei Hinsicht baute der Soldatenkönig auf den vom Großen Kurfürsten errichteten Grundstein und manifestierte somit die vorangegangenen Entwicklungen. Die protestantische Vormachtstellung im Reich, die Zentralgewalt und die wirtschaftliche Stabilität waren notwendige Komponenten, um den Aufstieg Preußens in einer Kontinuitätslinie zu betrachten und erklären.

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Agnes Winter: Die Hugenotten und das höhere Bildungswesen in Bran- denburg-Preußen. in: Heinz Schilling/ Marie-Antoinette Gross (Hg.): Im Spannungsfeld von Staat und Kirche. "Minderheiten" und „Erziehung“ im deutsch-französischen Gesellschaftsvergleich 16. bis 18. Jahrhundert, Berlin 2003, S.271-296.

Ernst-Walter Zeeden: Salzburg. In: Der Südosten. Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, Bd. 49. Münster 1989. S. 72-86.

[...]


1 Barbara Dölemeyer: Die Hugenotten, Stuttgart 2006. S. 45.

2 Vgl. Eckart Birnstiel: Gruppenidentität und Sozialverhalten der Hugenotten in BrandenburgPreußen. in: Hartweg / Jersch-Wenzel (Hg.): Die Hugenotten und das Refugé. Deutschland und Europa. Berlin 1990. S. 107-128. S. 110.

3 Ebd. S.111.

4 Vgl. Warren Scoville: The Huguenots and the Diffusion of Technology. II. In: Journal of Political Economy, Vol. 60, Chicago 1952. S. 392-411. S. 411.

5 Ebd.

6 Vgl. Birnstiel: Gruppenidentität. S. 110.

7 Vgl. Philippe Joutard: 1685 - Ende und neue Chance für den französischen Protestantismus. In: Rudolf von Thadden/ Michelle Magdeleine (Hg.): Die Hugenotten 16851985, München 1985. S. 11-26. S. 12f.

8 Ebd. S. 15.

9 Vgl. Ulrich Niggemann, Die Hugenottenverfolgung in der zeitgenössischen deutschen Publizistik (1681-1690) in: http://francia.digitale- sammlungen.de/Blatt_bsb00016347,00069.html (Stand: 21.01.2013)

10 Vgl. Klaus Vetter: Die Hugenotten im System der ostelbischen Gutswirtschaft in der Mark Brandenburg. In: Heinz Duchhardt (Hg.): Der Exodus der Hugenotten. Die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 als europäisches Ereignis, Köln/Wien 1985. S. 141-154. S. 144.

11 Vgl. Eduard Muret: Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, unter besonderer Berücksichtigung der Berliner Gemeinde. Berlin 1885.

12 Ebd. S. 9.

13 Ebd. S. 10.

14 Ulrich Niggemann: Hugenotten. Köln 2011.

15 Ebd. S. 31.

16 Ebd. S. 32.

17 Vgl. Dölemeyer: Hugenotten. S. 45.

18 Ebd. S. 42.

19 Scoville: Huguenots. S. 411.

20 Vgl. Joutard: 1685. S. 14.

21 Vgl. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600-1947. München 2007. S. 66.

22 Ebd.

23 Vgl. Peter Baumgart: Der Große Kurfüarst. Staatsdenken und Staatsarbeit eines europäischen Dynasten. In: Gerd Heinrich (Hrsg.): Ein sonderbares Licht in Teuschland. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg 1640-1688. Berlin 1990. S. 50.

24 Ebd. S. 47.

25 Oliver Richardson: Religiöse Toleranz unter dem Großen Kurfürsten und ihre praktischen Ergebnisse (1910). In: Heinrich Lutz (Hg.): Zur Geschichte der Toleranz und Religionsfreiheit. Darmstadt 1977. S. 1-16. S. 11.

26 Vgl. Baumgart: Der Große Kurfürst. S. 46f.

27 Ebd. S. 47.

28 Vgl. Meta Kohnke: Das Edikt von Potsdam. Zu seiner Entstehung, Verbreitung und Überlieferung. In : Jahrbuch für Geschichte des Feudalismus 9 (1985). S. 241 -275. S. 266.

29 Vgl. Ilja Mieck in Wolfgang Neugebauer (Hg.): Handbuch der Preussischen Geschichte. Das 17. und 18. Jahrhundert und große Themen der Geschichte Preußens: Band 1

30 (Historische Kommission Zu Berlin). Berlin 2009. S. 514-540.

31 Ernst Opgenoorth: Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg. Band 2: Eine politische Biographie 1660-1680. Göttingen/Zürich 1978. S. 154.

32 Ebd. S. 122.

33 Vgl. Baumgart: Der Große Kurfürst S. 56.

34 Vgl. Mieck in Handbuch der preußischen Geschichte. S. 526.

35 Vgl. Ulrich Niggemann: Immigrationspolitik zwischen Konflikt und Konsens. Die Hugenottenansiedlung in Deutschland und England (1681-1697) (=Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; Bd. 33), Köln / Weimar / Wien. Böhlau 2008. S. 76.

36 Vgl. Peter-Michael Hahn: Geschichte Brandenburgs. München 2009. S. 57. Stefi Jersch-Wenzel: Juden und “Franzosen“ in der Wirtschaft des Raumes Berlin/Brandenburg. Berlin 1978.

37 Ebd. S. 41.

38 Vgl. Kohnke: Das Edikt. S. 248.

39 P. Clauswik: Berliner Verhältnisse zur Zeit der Einwanderung der Refugies. In: Die Französische Kolonie. Zeitschrift für Vergangenheit und Gegenwart der französischreformierten Gemeinden Deutschlands. Berlin 1898. S. 72-81. S. 76.

40 Steffi Jersch-Wenzel: Zuwanderung als Entwicklungshilfe. in: Franziska Windt: Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. Berlin 2001. S.109-120. S. 117.

41 Ebd.

42 Vgl. Ingrid Mittenzwei: Die Hugenotten in der gewerblichen Wirtschaft BrandenburgPreußens. in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 34. Berlin 1986. S. 494-507. S. 497.

43 Ebd. S. 497ff.

44 Richardson: Religiöse Toleranz. S. 2.

45 Vgl. Martin Lackner: Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten. Wittenberg 1973. S. 127.

46 Vgl. Richardson: Religiöse Toleranz. S. 5.

47 Vgl. Clark: Preußen. S. 152.

48 Ebd. S. 153.

49 Vgl. Ute Lotz-Heumann: Staatskirchenbeziehungen und die Stellung der hugenottischen Minderheit: Irland und Brandenburg im Vergleich. in: Heinz Schilling/ Marie-Antoinette Gross (Hg.): Im Spannungsfeld von Staat und Kirche. "Minderheiten" und „Erziehung“ im deutschfranzösischen Gesellschaftsvergleich 16. bis 18. Jahrhundert, Berlin 2003. S. 141-165. S. 148.

50 Vgl. Herrscheraufassung des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1667). In: Helmut Neuhaus: Zeitalter des Absolutismus. 1648-1789 (= Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 5), Stuttgart 1997. S. 196-201.

51 Ebd. S. 199.

52 Vgl. Richardson: Religiöse Toleranz. S. 2.

53 Vgl. Opgenoorth: Friedrich Wilhelm. S. 311.

54 Vgl. Jersch-Wenzel: Juden. S. 32.

55 Vgl. Eckart Birnstiel/Andreas Reinke: Hugenotten in Berlin. In: Stefi Jersch-Wenzel (Hg.): Von Zuwanderern zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin. Berlin 1990. S. 13-153. S. 46.

56 Edikt von Potsdam (1685). in: Helmut Neuhaus: Zeitalter des Absolutismus. 1648-1789 (= Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 5), Stuttgart 1997. S. 251-261. S. 253.

57 Dieser Punkt ist im Kontext nur logisch, dennoch war es zu dieser Zeit ungewöhnlich, zur Miete zu wohnen.

58 Vgl. Niggemann: Hugenotten. S. 58.

59 Vgl. Heinz-Dieter Heimann: Brandenburger Toleranz zwischen Anspruch, Mythos und Dementi. Historisch-politische Annäherungen an das "Edikt von Potsdam". in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 52.2 (2000). S. 115-125. S. 121.

60 Vgl. Peter Landgrebe: Minoritätengruppe und wirtschaftliche Bedeutung. Zum Einfluß der Hugenotten auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung. In: Geschichtsblätter des Deutschen Hugenotten-Vereins. München 1977. S. 128.

61 Vgl. Niggemann: Hugenotten. S. 51.

62 Ingrid Mittenzwei: Gewerbe. S. 494.

63 Vgl. Heimann: Brandenburger Toleranz. S. 121.

64 Vgl. Ingrid Mittenzwei: Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild. Berlin 1987.

65 Vgl. Eckart Birnstiel: Asyl und Integration der Hugenotten in Brandenburg-Preußen. In: Guido Braun / Susanne Lachenicht (Hg.): Hugenotten und deutsche Territorialstaaten. Immigrationspolitik und Integrationsprozesse. (=Pariser Historische Studien; Bd. 82). München 2007. S. 139-155. S. 142f.

66 Diese These fußt auf Jersch-Wenzel, welche in Ihrem Buch über Juden und Franzosen über das Edikt von 1670 bzgl. der Ansiedlung der Juden schreibt, dass dieses noch nicht einmal ein religiöses Motiv, sondern nur die Förderung des Handels anstreben soll. Vgl. Jersch- Wenzel: Juden. S. 34.

67 Vgl. Ursula Fuhrich-Grubert. in Handbuch der preußischen Geschichte. S. 1166.

68 Vgl. Vetter: Hugenotten. S. 143.

69 Vgl. Heimann: Brandenburger Toleranz. S. 116.

70 Vgl. Mieck. in Handbuch der preußischen Geschichte. S. 532.

71 Vgl. Dölemeyer: Hugenotten. S. 51.

72 Vgl. Kohnke: Das Edikt. S. 261.

73 Vgl .Michael Lausberg: Hugenotten in Deutschland. Die Einwanderung von französischen Glaubensflüchtlingen. Marburg 2007. S. 63.

74 Vgl. Kohnke: Das Edikt. S. 258.

75 Niggemann: Hugenotten. S. 45.

76 Vgl. Dölemeyer: Hugenotten. S. 86.

77 Vgl. Lausberg. S. 66.

78 Vgl. Birnstiel: Asyl. S. 140.

79 Vgl. Niggemann: Hugenotten. S. 43.

80 Vgl. Muret: Geschichte. S. 16.

81 Vgl. Niggemann: Hugenotten. S. 45.

82 Birnstiel: Asyl. S. 141.

83 Vgl. Jürgen Wilke: Berlin zur Zeit des Edikts von Potsdam. Das Edikt und seine Bedeutung. & Zur Geschichte der französischen Kolonie. In: Gottfried Bregulla (Hrsg): Hugenotten in Berlin. Berlin 1988. S. 13-88. S. 33.

84 Vgl. Jürgen Wilke: Zur Sozialstruktur und demographischen Analyse der Hugenotten in Brandenburg-Preußen, insbesondere in Berlin. In: Ingrid Mittenzwei: Hugenotten in Brandenburg-Preußen (= Studien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Geschichte, 8). Berlin 1987. S. 32.

85 Vgl. Lackner: Die Kirchenpolitik. S. 302.

86 Vgl. Hahn: Geschichte Brandenburgs. S. 61.

87 Vgl. Jens Häseler: Franzosen im Dienste des Aufstiegs Preußens. In: Günther Lottes (Hrsg.): Vom Kurfürstentum zum "Königreich der Landstriche": Brandenburg-Preussen im Zeitalter von Absolutismus und Aufklärung. Berlin 2004. S. 175-192. S. 184.

88 Vgl. Jersch-Wenzel: Juden. 71.

89 Vgl. Ulrich Niggemann: Konflikte um Immigration als "antietatistische" Proteste? Eine Revision der Auseinandersetzungen bei der Hugenotteneinwanderung, in: Historische Zeitschrift 286 (2008). S.37-61.

90 Niggemann: Hugenotten. S. 87f.

91 Vgl. Niggemann: Immigrationspolitik. S. 265.

92 Vgl. Lotz-Heumann: Staatskirchenbeziehungen. S. 154.

93 Vgl. Vetter: Die Hugenotten. S. 148.

94 Vgl. Dölemeyer: Hugenotten. S. 41.

95 Vgl. Henri Tollin: Die Hugenotten in Magdeburg. In: Geschichtsblätter des Deutschen Hugenotten-Vereins. Magdeburg 1894. S. 9-40.

96 Ebd. S. 12.

97 Birnstiel: Gruppenidentität. S. 112.

98 Vgl. Susanne Lachenicht: Migration, Migrationspolitik und Integration: Hugenotten in Brandenburg-Preußen, Irland und Großbritannien: ein Vergleich. In: Manuela Böhm (Hg.): Hugenotten zwischen Migration und Integration. Neue Forschungen zum Refuge in Berlin und Brandenburg. Berlin 2005. S. 40.

99 Vgl. Niggemann: Hugenotten. S. 92.

100 Vgl. Niggemann: Publizistik. S. 101.

101 Heimann: Brandenburger Toleranz. S. 123.

102 Vgl. Die Rijswijker Klausel (1697). In: Helmut Neuhaus: Zeitalter des Absolutismus. 16481789 (= Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 5), Stuttgart 1997. S. 78-80.

103 Vgl. Agnes Winter: Die Hugenotten und das höhere Bildungswesen in Brandenburg- Preußen. in: Heinz Schilling/ Marie-Antoinette Gross (Hg.): Im Spannungsfeld von Staat und Kirche. "Minderheiten" und „Erziehung“ im deutsch-französischen Gesellschaftsvergleich 16. bis 18. Jahrhundert, Berlin 2003, S.271-296. S. 280.

104 Vgl. Fuhrich-Grubert. in Handbuch der preußischen Geschichte. S. 1210.

105 Birnstiel: Gruppenidentität. S. 117.

106 Lachenicht: Migration. S. 51f.

107 Vgl. Rudolf von Thadden: Die Hugenotten - eine innovatorische Schubkraft in der Geschichte Brandenburg-Preußens? Ein Diskussionsbeitrag. In: Ingrid Mittenzwei: Hugenotten in Brandenburg-Preußen (= Studien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Geschichte, 8). Berlin 1987. S. 102.

108 Vgl. Stefi Jersch-Wenzel: Ein importiertes Ersatzbürgertum? Die Bedeutung der Hugenotten für die Wirtschaft Brandenburg-Preußens. In: Rudolf von Thadden/ Michelle Magdeleine (Hg.): Die Hugenotten 1685-1985, München 1985. S. 160-172. S. 163. Vgl. Lachenicht: Migration. 42.

109 Vgl. Jersch-Wenzel: Ersatzbürgertum. S. 164ff.

110 Vgl. Tollin: Die Hugenotten. S. 37.

111 Vgl. Häseler: Franzosen. S. 175.

112 Vgl. Muret: Geschichte. S. 42.

113 Ebd.

114 Vgl. Landgrebe: Minoritätengruppe. S. 192ff.

115 Vgl. Jersch-Wenzel: Zuwanderung. S. 115.

116 Vgl. Landgrebe: Minoritätengruppe. S. 231.

117 Ebd. S. 216ff.

118 Vgl. Niggemann: Integration. S. 360.

119 Heimann: Brandenburger Toleranz. S. 123.

120 Vgl. Jersch-Wenzel: Juden. S. 76.

121 Birnstiel/Reinke: Hugenotten. S. 104f.

122 Ebd.

123 Vgl. Jersch-Wenzel: Juden. S. 82.

124 Vgl. Niggemann: Integration. S. 360.

125 Vgl. Wilke: Sozialstruktur. S. 87.

126 Vgl. Jersch-Wenzel: Juden. S. 82.

127 Ebd. S. 87.

128 Wilke: Sozialstruktur. S. 50.

129 Vgl. Von Thadden: Die Hugenotten. S. 105.

130 Vgl. Jersch-Wenzel: Ersatzbürgertum. S. 171.

131 Vgl. Landgrebe: Minoritätengruppe. S. 130.

132 Vgl. Mittenzwei: Brandenburg-Preußen. S. 148.

133 Vgl. Fuhrich-Grubert. in Handbuch der preußischen Geschichte. S. 1187.

134 Ebd. S. 1185.

135 Birnstiel: Gruppenidentität. S. 128.

136 Vgl. Landgrebe: Minoritätengruppe. S. 206.

137 Jedoch wurden sie erst 1709 durch das Naturalisationsedikt preußische Bürger. Vgl. Dölemeyer: Hugenotten. S. 89.

138 Häseler: Franzosen. S. 178.

139 Joutard: 1685. S. 16.

140 Häseler: Franzosen. S. 177.

141 Vgl. Fuhrich-Grubert. in Handbuch der preußischen Geschichte. S. 1163.

142 Vgl. Birnstiel: Asyl. S. 151.

143 Lachenicht: Migration. S. 57.

144 Birnstiel: Asyl. S. 145.

145 Birnstiel: Gruppenidentität. S. 128.

146 Ebd. S. 118.

147 Winter: Die Hugenotten. S. 282ff.

148 Lotz-Heumann: Staatskirchenbeziehungen. S. 164.

149 Birnstiel: Gruppenidentität. S. 122.

150 Vgl. von Thadden: Die Hugenotten. S. 106.

151 Vgl. Gabriele Emrich: Die Emigration der Salzburger Protestanten 1731 - 1732. reichs- rechtliche und konfessionspolitische Aspekte. Münster 2002. S. 10.

152 Vgl. Gerhard Florey: Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32. Wien 1977. S. 26.

153 Vgl. Emrich: Emigration. S. 10. Vgl. Florey.

154 Geschichte. S. 25.

155 Vgl. Rudolf Leeb: Die große Salzburger Emigration von 1731/32 und ihre Vorgeschichte. In: Joachim Bahlke: Glaubensflüchtlinge. Ursachen, Formen und Auswirkungen frühneuzeitlicher Konfessionsmigration in Europa. Münster 2008. S. 277-307. S. 281f.; Ernst-Walter Zeeden: Salzburg. In: Der Südosten. Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, Bd. 49. Münster 1989. S. 72-86. S. 84.

156 Vgl. Zeeden: Salzburg. S. 83f.

157 Ebd. S. 83.

158 Vgl. Emrich: Emigration. S. 13.

159 Vgl. Florey: Geschichte. S. 61f.

160 Ebd. S. 65.

161 Leeb: Emigration. S. 282.

162 Vgl. Raymond Dittrich: Die Liederdrucke der Salzburger Emigration von 1732. In: Joachim Bahlke (Hg.): Migration und kirchliche Praxis. Das religiöse Leben frühneuzeitlicher Glaubensflüchtlinge in alltagsgeschichtlicher Perspektive. Köln 2008. S. 145-181. S. 146f.

163 Vgl. Friedrich Wilhelm Bautz: Firmian , Leopold Anton Freiherr von. In: Biographisch- Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Band 2. Hamm 1990. Sp. 36-38.

164 Vgl. Emrich: Emigration. S. 15.

165 Vgl. Florey: Geschichte. S. 80.

166 Vgl. Emrich: Emigration. S. 19.

167 Ebd. S. 10.

168 Vgl. Emrich: Emigration. S. 21.; Bautz: Firmian. Sp. 37.

169 Vgl. Florey: Geschichte. S. 86.

170 Vgl. Leeb: Emigration. S. 294.

171 Vgl. Bautz: Firmian. Sp. 37.

172 Vgl. Florey: Geschichte. S. 90ff.

173 Vgl. Leeb: Emigration. S. 292.

174 Vgl. Emrich: Emigration. S. 26.

175 Vgl. Florey: Geschichte. S. 98.

176 Ebd. S. 99ff.

177 Vgl. Bautz: Firmian. Sp. 38.

178 Vgl. Emrich: Emigration. S. 29f.

179 Ebd. 31ff.

180 Mack Walker: Der Salzburger Handel. Vertreibung und Errettung der Salzburger Protestanten im 18. Jahrhundert. Göttingen 1997. S. 68.

181 Vgl. Bautz: Firmian. Sp.37.

182 Ebd. S. 67.

183 Vgl. Florey: Geschichte. S. 133ff.

184 Vgl. Walker: Handel. S. 68.

185 Florey: Geschichte. S. 126.

186 Vgl. Christoph Link: Salzburg. In: Kurt Geserich: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches, Bd. 1. Stuttgart 1983. S. 442-455. S. 451.

187 Florey: Geschichte. S. 131.

188 Ebd. S. 141ff.

189 Leeb: Emigration. S. 278.

190 Vgl. Raymond Dittrich: Die Liederdrucke der Salzburger Emigration von 1732. In: Joachim Bahlke (Hg.): Migration und kirchliche Praxis. Das religiöse Leben frühneuzeitlicher Glaubensflüchtlinge in alltagsgeschichtlicher Perspektive. Köln 2008. S. 145-181. S. 148.

191 Vgl. Clark: Preußen. S: 176.; Vgl. Leeb: Emigration. S. 295.

192 Ebd. S. 296.

193 Ebd. S. 277.

194 Ebd. S. 297.

195 Vgl. Bautz: Firmian. Sp. 38.

196 Vgl. Florey: Geschichte. S. 101f.

197 Emrich: Emigration. S. 59.

198 Carl Friedrich Arnold: Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen. Leipzig 1900. S. 114.

199 Walker: Handel. S. 84.

200 Vgl. Arnold: Vertreibung. S. 115.

201 Vgl. Bautz: Firmian. Sp. 37.

202 Vgl. Emrich: Emigration. S: 24.

203 Florey: Geschichte. S. 114.

204 Ebd. S. 151ff.

205 Vgl. Emrich: Emigration. S. 25ff.

206 Vgl. Florey: Geschichte. S. 132.

207 Vgl. Walker: Handel. S. 103ff.

208 Ebd. S. 113ff.

209 Vgl. Emrich: Emigration, S. 58ff.

210 Vgl. Florey: Geschichte. S. 157.

211 Ebd. S. 155.

212 Vgl. Leeb: Emigration. S. 297.

213 Vgl. Florey: Geschichte. S. 156.

214 Ebd. S. 159ff.

215 Vgl. Walker: Handel. S. 76f.

216 Ebd. S: 157f.; Vgl. Leeb: Emigration. S. 299.

217 Vgl. Florey: Geschichte. S. 176.

218 Ebd. S. 178.

219 Vgl. Walker: Handel. S. 98.

220 Vgl. Hans J. Hillerbrand: Religion und Politik in Preußen: Friedrich Wilhelm I. Und der Pietismus. In: Friedrich Beck/Julius H. Schoeps (Hrsg.): Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. In seiner Zeit. Potsdam 2003. S. 49-69. S. 65.

221 Ebd. S. 55ff.

222 Vgl. Clark: Preußen. S. 166.

223 Dittrich: Liederdrucke. S. 145.

224 Hillerbrand: Religion und Politik. S. 65.

225 Vgl. Walker: Handel. S. 99.

226 Clark: Preußen. S. 176.

227 Vgl. Emrich: Emigration. S. 75.

228 Vgl. Walker: Handel. S. 166f.

229 Ebd. S. 165.

230 Vgl. Richardson: Religiöse Toleranz. S. 9.

231 Vgl. Katharina Middell: Hugenotten in Leipzig. Leipzig 1998. S. 42ff.

232 Vgl. Richardson: Religiöse Toleranz. S. 9.

233 Baumgart: Der Große Kurfürst. S. 57.

234 Vgl. Heimann: Brandenburger Toleranz. S. 124.

235 Ebd. S. 125.

236 Opgenoorth: Friedrich Wilhelm. S. 313.

237 Leeb: Emigration: S. 304.

238 Vgl. Walker: Handel. S. 85.

Ende der Leseprobe aus 54 Seiten

Details

Titel
Religiöse Toleranz oder politisches Kalkül? Glaubensflüchtlinge und Peuplierungspolitik in der Hohenzollernmonarchie im Barockzeitalter
Hochschule
Universität Münster
Note
3,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
54
Katalognummer
V311364
ISBN (eBook)
9783668099593
ISBN (Buch)
9783668099609
Dateigröße
687 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
religiöse, toleranz, kalkül, glaubensflüchtlinge, peuplierungspolitik, hohenzollernmonarchie, barockzeitalter
Arbeit zitieren
Maximilian Wilms (Autor:in), 2013, Religiöse Toleranz oder politisches Kalkül? Glaubensflüchtlinge und Peuplierungspolitik in der Hohenzollernmonarchie im Barockzeitalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311364

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