Das Phänomen des informierten Patienten. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Beziehung von Arzt und Patient?


Studienarbeit, 2013

18 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Klassische Rollenerwartungen an die Arzt-Patienten-Beziehung
2.1. Gesellschaftliche Rollenerwartung an den Arzt
2.2. Gesellschaftliche Rollenerwartung an den Patienten

3. Faktoren die Einfluss auf die Arzt-Patienten-Beziehung nehmen
3.1. Die asymmetrische Beziehung
3.2. Information und Kommunikation

4. Die gegenwärtige Situation und die künftige Entwicklung des Phänomens
4.1. Annäherung an eine symmetrische Beziehung .
4.2. Informationsannäherung beider Parteien

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Betrachtet man heutzutage das Verhältnis zwischen Arzt und Patient, so kommt man schnell mit dem Begriff des informierten Patienten in Kontakt. Wie lässt sich dieser Begriff einordnen? Eine korrekte Charakterisierung des Verhältnisses zwischen Arzt und Patient ist seit jeher schwierig. In der gegenwärtigen Zeit, die durch einen umsatzstarken Absatzmarkt des Gesundheitswesens bestimmt wird, rückt die Frage nach einer möglichst perfekten Arzt-Patienten-Beziehung mehr denn je in den Fokus der Betrachtung, da eben diese Beziehung, die einem stetigen Wandel unterliegt, das zentrale Handlungsfeld des Gesundheitssystem repräsentiert.

Als Idealfall dieser Beziehung kann die erstmals durch Parsons beschriebene Rollenerwartung an die beide Gruppen angesehen werden. Im Falle dieser Rollenerwartung wird dem Arzt das Wissen eines Experten zugesprochen, wohingegen der Patient die Rolle eines Laien einnimmt. Nun stellt sich jedoch die Frage, ob eben dieses Konstrukt im Zuge der globalen Fülle an Informationen sowie der Medienkommunikation noch als aktuell anzusehen ist.

Im weiteren Verlauf dieser Studienarbeit wird nun analysiert, welche Rolle der informierte Patient im gegenwärtigen System einnimmt und welche Konsequenzen dieser Rollenwandel für die gegenwärtige Arzt-Patienten-Beziehung mit sich bringt.

2. Klassische Rollenerwartung an die Arzt-Patienten-Beziehung

Die Beziehung zwischen Arzt und Patient ist mit bestimmten, sich am Verhalten orientierenden Voraussetzungen verknüpft, die ein optimales Verhältnis repräsentieren.

Der Arzt ist in der Lage, die Probleme seines Patienten zu verstehen. Er kann diese medizinisch darstellen und offeriert dem Patienten im Optimalfall klare Therapieoptionen. Der Patient fühlt bezüglich seines Problems die Empathie des Arztes. Er ist in der Lage, vorgeschlagene Therapieansätze zu verstehen. Er verspricht sich von den therapeutischen Maßnahmen die Heilung von seinem medizinischen Problem und beteiligt sich deshalb aktiv am zur Genesung führenden Prozess. Dieser Vorgang wird Complience genannt, das Bestreben, dem ärztlichen Rat Folge zu leisten.1 Soweit zur Theorie. In der Realität, kommt es jedoch häufig zu einer Non-Complience, welche die Verweigerung der Kooperationsbereitschaft beschreibt.2 Diese Non-Complience stellt ein Problem der Arzt-Patienten-Beziehung dar.

Zwei oder mehrere Menschen stehen immer in einer Beziehung zueinander. Um eine Beziehung untersuchen zu können, ist es nötig, elementare Unterschiede zwischen den beteiligten Parteien zu erläutern und näher zu betrachten. In der Theorie von Parson werden der Rolle des Arztes sowie der Rolle des Patienten bestimmte Verhaltensmuster, sogenannte pattern variables, zugesprochen.

2.1. Gesellschaftliche Rollenerwartung an den Arzt

Durch das Genfer Ärztegelöbnis, welches auf das Jahr 1948 zurückgeht, erhält ein Ausübender des Arztberufes gesellschaftlich verankerte Pflichten, denen er Folge zu leisten hat. Ärzte sind laut dieses Gelöbnisses angehalten, ihr Handeln an folgenden Prinzipien festzumachen:

-Das Wohl des Erkrankten
-Menschenwürde
-Lebenserhaltung
-Schadensabwendung
-Vertrauenswürdigkeit.3

Ähnliche Charakteristika, die den an die Arztrolle gestellten Erwartungen gerecht werden sollten, wurden auch von Parsons entwickelt.4 Nach dessen Meinung wird die Rolle des Arztes durch vier idealtypische Charakteristika verkörpert. Den ersten Punkt bilden hierbei fachliche Kompetenz sowie funktionale Spezifität. Ärzte erlangen ihr Expertenwissen durch ein viele Semester andauerndes Studium. Diese dadurch erworbenen Kompetenzen ermöglichen es einem Arzt zu beurteilen, ob ein Patient gesund oder krank ist. Ihm wird somit das Recht zur Behandlung sowie zur Krankschreibung übertragen. Die Bedeutung der funktionalen Spezifität lässt sich als eine Arbeitsbereichseingrenzung beschreiben, da ein Arzt nur in Bereichen tätig sein sollte, in denen er auch eine Ausbildung erfahren hat.5

Als nächstes beschreibt Parsons die emotionale Neutralität, die eine objektive Herangehensweise des Arztes voraussetzt. Der Arzt sollte in der Lage sein, subjektive Gefühlsregungen oder Sympathie gegenüber einem Patienten herauszufiltern, damit der Fokus der Betrachtung einzig und allein auf die Behandlung gelegt werden kann.

Des Weiteren sollte ein Arzt über die Fähigkeit der universalistischen Herangehensweise verfügen. Respekt, Würde und Hilfeleistung sollten von Seiten des Arztes jedem Patienten, egal welchen Alters, Geschlechts, oder sozialen Herkunft, gleichermaßen zu Teil werden.

Als letztes Merkmal der Arztrolle setzt Parsons eine kollektive Orientierung voraus. Die Arbeit eines Arztes geschieht demnach immer im Interesse des allgemeinen Wohls. Der Arzt ist moralisch verpflichtet, Patienten Hilfe zu leisten. Das Interesse des Patienten wird folglich vor die Interessen des Arztes gestellt.6

2.2. Gesellschaftliche Rollenerwartung an den Patienten

Neben der soeben beschriebenen Charakteristika der Ärzterolle wurde von Parsons auch eine dementsprechende Krankenrollenbeschreibung entwickelt. Die nun folgenden Merkmale sind eng mit denen eines Arztes verbunden. Nach Parsons Ansicht liegt der Grund für die Klassifizierung von Krankheiten als Rolle daran, dass mit dem Einsetzen einer Krankheit ein Automatismus in Gang gesetzt wird, dem Erwartungen seitens der Gesellschaft, bezogen auf das Handeln der betroffenen Person, vorausgesetzt werden. Erst nach der Anerkennung der Rolle des Kranken erfolgt eine Wahrnehmung der Erkrankung. Das betroffene Individuum gelangt folglich zur Erkenntnis, dass eine Behandlung durch Fachpersonal erfolgen muss. Mit dem Beginn einer medizinischen Behandlung durch einen Arzt nimmt der Erkrankte somit die bereits erwähnte Patientenrolle ein.7

Auch bei der Rolle des Patienten definiert Parsons vier Merkmale. Den ersten Punkt bildet eine durch die Gesellschaft akzeptierte sowie legitimierte Befreiung von den normalen Rollenerwartungen. Der behandelnde Arzt verifiziert diese Legitimation in Form einer Krankschreibung.8

Darüber hinaus findet keine Zuweisung von Verantwortlichkeit für den Krankheitszustand statt. Bei einer Erkrankung handelt es sich demnach nicht um eine gesellschaftlich sanktionierte Regelverletzung, weshalb sich für den Erkrankten, auch bei selbst heraufprovozierten Erkrankungen (z.B. durch Tabakkonsum), keine negativen Konsequenzen von Seiten der Gesellschaft ergeben.9

[...]


1 Vgl. Kruse 1996, S. 92

2 Vgl. Kulbe 2009, S. 43

3 Vgl. Hippokrates-Netz 2010

4 Vgl. Schluchter 2009, S. 82 ff.

5 Vgl. Schön 2007, S. 71

6 Vgl. Faller/Lang 2006 , S. 159

7 Vgl. Kulbe 2009, S. 34

8 Vgl. Mathe 2005, S. 183

9 Vgl. Mathe 2005, S. 183

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das Phänomen des informierten Patienten. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Beziehung von Arzt und Patient?
Hochschule
Hochschule für Gesundheit und Sport, Ismaning
Note
1,6
Autor
Jahr
2013
Seiten
18
Katalognummer
V311295
ISBN (eBook)
9783668100602
ISBN (Buch)
9783668100619
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
informierter patient, informierter, Patient, compliance, arzt, Beziehung
Arbeit zitieren
Bachelor of Science Max Ande (Autor:in), 2013, Das Phänomen des informierten Patienten. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Beziehung von Arzt und Patient?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311295

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