„Das Schiff des Theseus“ und Platons Höhlengleichnis

Theoretische und praktische Umsetzung zweier philosophischer Lehrstücke in der gymnasialen Oberstufe


Seminararbeit, 2012

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Philosophieunterricht
2.1 Ziele des Philosophieunterrichtes
2.2 Anforderungen an den Lehrer
2.3 Erwartungen an die Schüler

3 Didaktische Prinzipien

4 Das Schiff des Theseus
4.1 Das Lehrstück im Allgemeinen
4.2 Die didaktische Reduktion für den Unterricht
4.3 Ein Modell einer Unterrichtsstunde

5 Platons Höhlengleichnis
5.1 Das Lehrstück im Allgemeinen
5.2 Die didaktische Reduktion für den Unterricht
5.3 Ein Modell einer Unterrichtsstunde

6 Ein didaktischer Vergleich beider Lehrstücke

7 Literaturverzeichnis
7.1 Bücher
7.2 Zeitungen/Zeitschriften
7.3 Internetseiten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 - Modell Schiff des Theseus Jay F. Rosenberg: Das Schiff des Theseus - Eine Fallstudie, in „Ders.: Philosophieren Ein Handbuch für Anfänger“, Vittorio Klostermann Verlag 3.Auflage 1993

Abbildung 2 - Platons Höhlengleichnis (http://www.stud.uni-hamburg.de/users/brainy/truman/referate/hoehlengleichnis.htm)

1 Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit, welche im Rahmen des Blockseminars „Das Schiff des Theseus - Ein Lehrstück im Philosophieunterricht“ entstanden ist, soll es um den Vergleich zweier philosophischer Lehrstücke gehen.

Platons Höhlengleichnis ist das wohl bekannteste philosophische Lehrstück, welches man fast bundesweit in den Lehrplänen des Philosophie- bzw. Ethikunterrichtes finden kann.

Hingegen wird auf das Schiff des Theseus gerne verzichtet.

In der vorliegenden Arbeit sollen hierfür Gründe angeführt werden.

Ein wichtiges Augenmerk wird auch auf die didaktische Reduktion der Lehrkraft gelegt. Verschiedene Unterrichtsmethoden werden vorgestellt und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Inhalte und Ziele in einer schlüssigen Abfolge zu erarbeiten. Dabei sollten nicht nur die im Lehrplan aufgeführten Hauptziele benannt werden, sondern auch eine Überlegung stattfinden, welche Schritte bzw. Teilziele zum Erwerb der Sachkompetenz erforderlich ist.

In dieser Arbeit soll es nicht um eine Auf- oder Abwertung eines Lehrstückes gehen - vielmehr stehen die Unterrichtsrelevanz und die Verständlichkeit für die Schüler im Vordergrund.

2 Der Philosophieunterricht

Der Philosophieunterricht ist im Gegensatz zu anderen Unterrichtsfächern eher eine praktische Wissenschaft. Fälschlicherweise wird dieses Unterrichtsfach in vielen Bun- desländern mit Ethik gleichgesetzt, was im Allgemeinen nicht stimmt. Die Ethik ist nur ein Teilgebiet der Philosophie, welche vor allem in der 5ten und 6ten Klasse unterrich- tet wird. Es geht um den Menschen, Regeln für das menschlich Zusammenleben, Sitten und Tugenden.

Der Unterricht geht aber weit über die Ethik hinaus, was eine andere Bezeichnung rechtfertigen würde. Philosophen werden vorgestellt, eine Unterteilung in praktische und theoretische Philosophie sowie in die Ästhetik wird vorgenommen - die Erkenntnistheorie, Logik und Metaphysik behandelt.

Auch die zwei Lehrstücke, die in dieser Arbeit verglichen werden, gehören nicht in den Bereich der Ethik sondern vielmehr in den übergeordneten Bereich der Philosophie. Platons Höhlengleichnis ordnet man zum Beispiel bei der Erkenntnistheorie ein.

2.1 Ziele des Philosophieunterrichtes

Lange galt die Philosophie als eine schöngeistige Beschäftigung für einen elitären aka- demischen Kreis. Heute dringen die großen Fragen des Lebens zunehmend auch in den Alltag. Am Kiosk und in der Buchhandlung wird selbst das Denken wieder großge- schrieben.

Schon lange beschäftigen sich Philosophen mit den großen Fragen der Menschheitsgeschichte - die Frage nach dem richtigen Leben spielt eine zentrale Rolle, das Streben nach Macht, Geld und Anerkennung. Und diese Fragen sind heute noch genauso aktuell wie im antiken Griechenland. Bei der Beschäftigung mit der modernen Philosophie braucht es hingegen fundiertes Vorwissen, über das in Deutschland außer einer kleinen Gruppe Akademiker nur wenige verfügen.1

In der Schule sollen vor allem die wichtigsten Grundlagen der Philosophie gelegt wer- den. Moral, Sitte, die Frage nach einem guten Leben bilden die Anfänge in der Sekun- darstufe. Philosophen, die Erkenntnistheorie, die Frage nach Wahrheit finden vor allem in der Sekundarstufe II Anwendung. Im Philosophieunterricht geht es keineswegs um Vollständigkeit. Vielmehr steht der Schüler und sein Leben im Vordergrund. Anreize für ein glückliches und erfülltes Leben sollen gegeben und die wesentlichen Fragen der Philosophie beantwortet werden

2.2 Anforderungen an den Lehrer

Der Philosophieunterricht spaltet regelrecht die Nation. Für einen Teil ist es die Wissen- schaft vom Leben, die auf keinem Fall in der Schulbildung fehlen darf. Für die Anderen ist der Philosophieunterricht eine Art Ergänzungsfach auf das auch gerne verzichtet werden könnte. Die Lehrkraft sollte vor allem die Schüler vom Unterrichtsfach über- zeugen können und Motivation mitbringen, die abwertende Haltung gegenüber dem Fach zu bewältigen.

Die Anforderungen an den Lehrer unterscheiden sich im Wesentlichen nicht großartig von denen eines Mathematiklehrers oder deren gleichen. Vielmehr hat ein Philosophielehrer nur mehr Freiräume was die Unterrichtsgestaltung angeht. Wichtige Kompetenzen wie die Sozialkompetenz oder die Selbstkompetenz können im Philosophieunterricht besser gefördert werden als in anderen Unterrichtsfächern.

Da es in der Philosophie zu den meisten Fragen kein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt, ist die Bewertung im Philosophieunterricht oft nur an der Begründung auszumachen. Hier- bei ist es wichtig, dass für den Lehrer nicht seine eigene Meinung, sondern vielmehr das Verständnis für die Schüler und die unterschiedlichen Auffassungen im Vordergrund steht.

Weiterhin ist es natürlich wichtig, dass der Lehrer die wesentlichen Inhalte didaktisch so reduziert, das die Schüler diese verstehen und nachvollziehen können. Hierbei ist das Verhältnis zum eigenen Leben der Schüler und deren Umfeld besonders wichtig.

2.3 Erwartungen an die Schüler

Auch hier unterscheiden sich die Anforderungen nicht großartig von anderen Unter- richtsfächern. Die Mitarbeit der Schüler sollte im Philosophieunterricht eine große Rolle spielen. Das „Auswendig lernen“ von Definitionen, Formeln oder Ähnlichem spielt im Unterricht keine Rolle. Vielmehr steht das Denken im Vordergrund. Die Schüler sollen sich zu ausgewählten Themen eine eigene Meinung bilden und diese vor allem begrün- den können. Die Kompetenzen (Sach-, Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenz) lassen sich im Philosophieunterricht durchaus einfacher fördern als in manchen anderen Unter- richtsfächern.

3 Didaktische Prinzipien

Bevor man sich als Lehrer dem Lehrstück an sich widmen kann, ist es wichtig die Klasse zu analysieren und den Klassencharakter festzustellen. Aus dieser Analyse kann man dann die weitere Vorgehensweise und die Stoffeingrenzung besser festlegen. Die harmonische Entwicklung der Persönlichkeit, die Förderung aller Schüler sollte bei der Stoffauswahl weiterhin eine wichtige Rolle spielen - schließlich ist die Herausbildung der Persönlichkeit sehr wichtig.

Um diese verschiedenen Aufgaben zu erfüllen und möglichst alle Ziele zu erreichen stehen verschiedene didaktische Prinzipien beziehungsweise Konzepte zur Verfügung. Prinzipien sind allgemeine Grund- oder Leitsätze, die aus der Verallgemeinerung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen gewonnen wurden. Sie dienen als Orientierung für praktisches pädagogisches Handeln.

Bei den didaktischen Konzepten spielt die Einheit zwischen Theorie und Praxis aber auch die Einheit zwischen Bildung und Erziehung eine große Rolle. Die Vermittlung einer wissenschaftlichen, systemhaft aufgebauten Bildung ist die Grundlage für die geistige Erziehung der Schüler und die Aneignung wesentlicher Bestandteile der wissenschaftlichen Weltanschauung.

Die Erziehungspotenzen des Unterrichtes ergeben sich in erster Linie aus dem Bildungsinhalt. Sie bestehen in einer erziehungswirksamen Unterrichtsgestaltung, in der hohe Forderung mit Achtung, Hilfe und Stimulierung verbunden werden, im Wirksam machen des Kollektivs, in der Verbindung von Theorie und Praxis - vor allem auch der Einbeziehung sozialer Erfahrungen - und schließlich im sozialen Klima des Unterrichts selbst, einer solchen Art und Weise des gemeinsamen, angeregten Lehrens und Lernens, die die Moral sozialer Gemeinschaftsarbeit und des Strebens nach kollektiven und individuellen Höchstleistungen zum Ausdruck bringt.

Ein weiteres Prinzip ist für den guten Unterricht sehr wichtig: Das Prinzip der führenden Rolle des Lehrers bei bewusster und aktiver Tätigkeit der Schüler im Unterricht. Zwischen den Tätigkeiten der Schüler im Unterricht und der Führungstätigkeit des Lehrers gibt es gewisse Zusammenhänge. Die Schüler sind am aktiven Unterricht zu beteiligen. Die Selbstständigkeit ist Schritt für Schritt zu entwickeln.

Das Prinzip der Einheit von Theorie und Praxis: Im Unterricht werden die Schüler sys- tematisch in die Grundlagen der Natur-, Gesellschafts- und Sprachwissenschaften einge- führt, werden mit fundamentalen Begriffen und Theorien bekanntgemacht. Im Zusam menhang damit werden ihre Erkenntnisfähigkeiten und -interessen entwickelt, werden sie zum theoretischen Denken erzogen. Der Unterricht führt somit sozusagen nur dann zu objektiv gültigen und anwendbaren Erkenntnissen, wenn die Aneignung der Theorie in Einheit mit dem immer tieferen Verständnis der Praxis erfolgt. Die Schüler müssen vielseitige Beziehungen zu allen Bereichen der gesellschaftlichen Praxis herstellen können und selbst praktisch tätig werden.

Das Prinzip der Systematik des Unterrichts ergibt sich aus der Wissenschaftlichkeit des Unterrichts und steht mit dem der Einheit von Theorie und Praxis in engem Zusammen- hang. Jede Wissenschaft ist ein System von Fakten, Begriffen und Theorien, in denen sich ein bestimmtes Gebiet der realen Welt und die Gesetzmäßigkeit in ihrer Entwick- lung widerspiegeln. Die Lehrgänge in den einzelnen Fächern folgen einer Systematik, die fachwissenschaftliche und pädagogische Aspekte miteinander verbindet. In dem Maße, wie der Schüler in die Grundlage der Wissenschaften eingeführt wird, müssen auch Erkenntnisvermögen und Erkenntnisinteressen der Schüler systematisch entwickelt und ausgebaut werden, wozu die Verbindung von Theorie und Praxis entscheidend bei- trägt.

Das Prinzip der Beachtung der alters- und individuellen Besonderheiten besagt eben, dass Kinder und Jugendliche sich ständig entwickeln und verändern. Mit zunehmendem Alter werden immer wieder neue Anforderungen an sie gestellt. Jeder Schüler weist dabei individuelle Besonderheiten auf. Der Lehrer muss durch differenzierte Maßnah- men für jeden Schüler Entwicklungsanreize geben, jeden möglichst so fordern und för- dern, wie es zum Voranschreiten auf der Grundlage der Lehrplananforderungen und zur Entwicklung wertvoller individueller Fähigkeiten und Begabungen notwendig ist. Die Führungsmaßnahmen des Lehrers können und müssen einen individuellen Zuschnitt erfahren. So kann zum Beispiel bei der Zielsetzung sich an bestimmte Schüler gewendet werden, Aufträge vergeben werden, die den jeweiligen Schülern Rechnung tragen. Von größter Bedeutung sind aber auch individuell bezogene Maßnahmen zur Wertung von Leistungen der Schüler.

Ein weiteres wichtiges Prinzip ist das Prinzip der Anschaulichkeit im Unterricht. Der Unterricht muss so anschaulich sein, dass jeder Erkenntnis genügend klare und lebendi- ge Wahrnehmungen und Vorstellungen zugrunde liegen, die sie stützen, in sie eingehen und sie lebendig machen. Die Anschauung verbindet auch den Erkenntnisprozess mit der Erfahrung, mit der Praxis und mit dem Leben. Das Prinzip der Anschaulichkeit ver- langt, die gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen sinnlicher und theoretischer Er- kenntnis und zwischen Erkenntnis und Praxis bei der Gestaltung des Unterrichtsprozesses zu beachten. Die Resultate von Beobachtungen der Wirklichkeit werden erst dann zu Wissen, wenn sie in Form von Begriffen und Aussagen sprachlich zum Ausdruck kommen. Andererseits soll das Denken in Begriffen, Kategorien, Prinzipien, Gesetzen immer wieder auf den Ursprung - die sinnliche Erkenntnis - zurückgehen. Die sinnliche Grundlage der Erkenntnis muss in einer bestimmten Relation zum Erfassen und Gebrauchen der Begriffe, Kategorien, Prinzipien, Gesetze wiederholt, erweitert und vertieft werden. Der Weg der Erkenntnis im Unterricht hat die Dialektik von sinnlicher und theoretischer Erkenntnis zu berücksichtigen.

Beim planmäßigen und systematischen Vorgehen im Unterricht ist streng darauf zu achten, dass jeder Schritt für alle Schüler fassbar ist. Man spricht vom Prinzip der Fassbarkeit des Unterrichts. Die Schüler müssen einen Zugang zu den neuen Anforderungen, dem höheren Niveau der Tätigkeit finden.

Das Prinzip der Festigkeit, Anwendbarkeit und Dauerhaftigkeit der Unterrichtsergebnis- se bildet den Abschluss. Der Wert des Unterrichts wird an seinen Ergebnissen gemes- sen, an den konkreten Leistungen, die die Schüler aufweisen, an den Eigenschaften, die sich mit der Hilfe des Unterrichts herausgebildet haben. Diese Ergebnisse müssen fest und dauerhaft sein und im weiteren Lernen und im Leben schöpferisch angewandt wer- den können. Der Fachunterricht in der Oberstufe baut auf dem festen Fundament auf, das die Unterstufe geschaffen hat.

Die charakterisierten didaktischen Prinzipien bilden eine Einheit, und sie gelten für die gesamte Tätigkeit des Lehrers im Unterricht.2

[...]


1vgl. „Denk mal!“ aus „SO! Das Magazin zum Sonntag“, Freies Wort, 21. Januar 2012.

2vgl. „Pädagogik“, G. Neuner, J. K. Babanski, Volk und Wissen, 5.Auflage, 207769.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
„Das Schiff des Theseus“ und Platons Höhlengleichnis
Untertitel
Theoretische und praktische Umsetzung zweier philosophischer Lehrstücke in der gymnasialen Oberstufe
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Blockseminar: „Das Schiff des Theseus“
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
23
Katalognummer
V310975
ISBN (eBook)
9783668096929
ISBN (Buch)
9783668349827
Dateigröße
1361 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schiff, theseus, platons, höhlengleichnis, theoretische, umsetzung, lehrstücke, oberstufe
Arbeit zitieren
Tim Reukauf (Autor:in), 2012, „Das Schiff des Theseus“ und Platons Höhlengleichnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310975

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