Die Geheimschrift der Alchemisten. Entwicklung und mögliche Klassifikation


Hausarbeit, 2014

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Was ist Alchemie?

3. Alchemie als Geheimwissenschaft
3.1 Geheimschrift
3.2 Beispiele für Kodierungssysteme

4. Alchemistische Symbole
4.1 Ursprung und Entwicklung des Goldsymbols
4.2 Mögliche Klassifikation alchemistischer Symbole

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Um 4000 v.Chr. während der Hochkultur der Ägypter kam es zum ersten Mal zur Verschlüsselung von Nachrichten. Schriftgelehrte verwendeten in Berichten über ihre Herrscher nicht gebräuchliche bzw. modifizierte Hieroglyphen. Damit verfolgten sie zum einen das Ziel, ihre Herrscher über alle gewöhnlichen Menschen zu stellen, zum anderen wurden die Berichte so unlesbar und damit geheimnisvoll, wodurch die Schriftgelehrten ihre eigene Vorrangstellung als gebildete Oberschicht demonstrierten. Die Schrift und Methoden zur Geheimhaltung des Inhalts entwickelten sich also parallel. Eine der ersten echten Geheimschriften zur verschlüsselten Informationsübertragung entstand um 1500 v. Chr. in Mesopotamien in Keilschrift. Eine aus dieser Zeit stammende Tontafel enthält eine Anleitung für die Herstellung einer Glasur für Tongefäße. Allerdings wurde bei der Angabe der Zutaten die Anordnung der Keilschriftzeichen so verändert, dass beim Befolgen des Rezeptes eine nicht brauchbare Masse entsteht. Nur in die Verschlüsselungsmethode Eingeweihte konnten somit das Rezept für die Glasur nutzen.[1]

Einen ähnlichen Hintergrund hat die Geheimschrift der Alchemisten. So waren es vor allem praktische Laborverfahren - genauer Substanzen, Geräte und Verfahrensweisen - die verschlüsselt wurden.[2] Welche Verschlüsselungsmethoden kamen in den alchemistischen Schriften zum Einsatz? Dies soll – nach einer kurzen allgemeinen Einführung zur Alchemie – anhand ausgesuchter Beispiele erläutert werden, wobei der Schwerpunkt auf den alchemistischen Symbolen für die verschiedenen verwendeten Substanzen liegt. Hier ist die Frage nach dem Ursprung der Symbolik und danach, ob es einen Zusammenhang zwischen den Substanzen und den verwendeten Symbolen gibt, von besonderem Interesse.

2. Was ist Alchemie?

Das Wort Alchemie kommt wahrscheinlich von griechisch „chymia“ bzw. „chemeia“ – was übersetzt „Metallguss“ heißt – wurde dann ins Arabische übertragen zu „kīmiyāʾ“ oder‏ „al-kīmiyāʾ“ und anschließend ins Lateinische übersetzt zu „alchemia“ oder „alchimia“. Das Ziel der Alchemisten bestand nicht nur in der Umwandlung bzw. Transmutation der unedlen Metalle in Gold oder Silber, sondern auch in der Vervollkommnung der Seele. So versteckt sich hinter dem „Stein der Weisen“ nicht nur die Suche nach einer Substanz, mit der man unedle Metalle wie Quecksilber in Gold oder Silber verwandeln kann – der Stein war zugleich ein Symbol für die Läuterung der Seele. Alchemie vereint also chemisch-technische und spirituelle Aspekte.[3] Hervorzuheben ist auch die Verbindung der Alchemie zu anderen Disziplinen wie der Astrologie, Mythologie und Theologie.[4] Alchemie geht damit weit über den Versuch der „Herstellung“ von Gold hinaus.

Der Ursprung der Alchemie wird auf etwa 1. Jh. n. Chr. in Ägypten datiert.[5] Allerdings ist dies in der Forschung umstritten, weil es nur wenige, nicht von allen Forschern anerkannte Indizien gibt. Die Alchemisten propagierten jedoch in ihren Schriften, Hermes Trismegistos, der Ägyptische Weise, habe ihre Kunst begründet.[6] Die Frage, ob es eine vorgriechische Alchemie gab, kann also nicht endgültig beantwortet werden. Bereits im 8. Jahrhundert wurden alchemistische Schriften aus dem Griechischen ins Arabische übersetzt. Ein Jahrhundert später verfassten arabische Autoren eigene Texte, die für die Alchemie bedeutend wurden. Bis die Alchemie ins mittelalterliche Europa vordrang, dauerte es weitere drei Jahrhunderte. Die erste Übersetzung einer alchemistischen Schrift aus dem Arabischen ins Lateinische entstand um 1144. Ihren Höhepunkt erlebte die Alchemie im 14. Jahrhundert. Die Angriffe von Seiten geistlicher Orden – vor allem der Franziskaner und Dominikaner – Ende des 13. Jahrhunderts taten der Popularität der Alchemie im spätmittelalterlichen Europa keinen Abbruch.[7] Mit der Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern im 15. Jahrhundert konnten die alchemistischen Schriften beinahe unbeschränkt vervielfältigt werden und erreichten damit eine große Masse an Menschen, was wiederum zur Weiterentwicklung der Alchemie führte.[8] Die Alchemie hielt sich bis ins 17./18. Jahrhundert, als sich die moderne Chemie und Pharmakologie von der Alchemie abtrennten, was mit einer Modifizierung des Begriffs einherging – das arabische Präfix „al-“ wurde zur Unterscheidung weggelassen. Doch auch im 18. Jahrhundert war die Alchemie nicht verschwunden, sondern wurde zum Gegenstand der Aktivitäten geheimer Gesellschaften wie der Rosenkreuzer.[9]

3. Alchemie als Geheimwissenschaft

3.1 Geheimschrift

In den hermetischen Schriften[10] – abgeleitet vom Namen des ersten Alchemisten und mythischen Begründer der Alchemie Hermes Trismegistos – wird deutlich, dass bereits die Ägypter der Antike über hoch entwickeltes chemisch-metallurgisches Wissen verfügten, was in der Herstellung von Metallen, Keramiken, Farben und Kosmetika zum Ausdruck kommt. Es waren die Tempelpriester, welche dieses technologische Wissen pflegten und vor Außenstehenden geheim hielten. Hermes Trismegistos deckte mit den ihm zugeschriebenen Werken diese antiken Geheimkenntnisse auf.[11] Das Geheimnis und die Bewahrung desselben standen also seit der Antike im Mittelpunkt der Alchemie. So sind viele alchemistischen Texte nicht nur in Geheimschrift verfasst, sondern handeln auch vom Geheimnis, was sich in Schrifttiteln wie „secreta alchymiae“, „secretum secretorum“ – übersetzt „Das Geheimnis der Geheimnisse“ – widerspiegelt. Alchemie erscheint also als Geheimwissenschaft im doppelten Sinn.[12]

Nach Bachmann und Hofmeier lassen sich drei Arten der Textverschlüsselung in alchemistischen Schriften aller Epochen ausmachen: Zum einen die sprachliche Verschlüsselung, Decknamen und Allegorien, zum anderen die chemische Verschlüsselung mittels Geheimtinten und ferner die Verwendung von geheimen Zeichen, Chiffren und Kodes.[13]

Ersteres meint zum einen die Methode, eine Substanz mit dem Namen einer anderen zu benennen, um den Leser irrezuführen – zum Beispiel bezeichnete man alle Flüssigkeiten als Wasser. Indem man ein und derselben Substanz unterschiedliche Namen gab, konnte zusätzliche Verwirrung erzeugt werden. Anstatt Substanzen, Gerätschaften und Verfahrensweisen in den Schriften klar und eindeutig zu benennen, herrschte die Praxis der Decknamen vor. Decknamen gingen häufig aus Analogien, metaphorischen oder allegorischen Bezügen zu den tatsächlich gemeinten Stoffen hervor, wobei vor allem Kenntnisse der Mythologie, Bibel, Naturgeschichte und Astrologie einflossen.[14] Dabei war es wichtig, dass die Decknamen nicht allgemein bekannt waren, entsprechend der Intention der Geheimhaltung.[15] [16]

Durch das Schreiben mit Milch oder Zwiebelsaft konnten Texte unsichtbar gemacht werden. Erst durch eine chemisch-physikalische Reaktion, zum Beispiel durch Erhitzen, konnte die Schrift wieder sichtbar gemacht werden.

Die Verschlüsselung eines Textes mithilfe von Geheimzeichen meint die Praxis, einige wenige, zentrale Zutaten durch Geheimzeichen bzw. -symbole zu ersetzen und somit das Schriftstück für nicht Eingeweihte wertlos zu machen.[17]

3.2 Beispiele für Kodierungssysteme

Beim ersten Beispiel (vgl. Abb. 1) handelt es sich um eine Rezeptreihe für Buchmalereifarben aus der Basler Sammelhandschrift aus dem Jahr 1445.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Rezeptreihe für Buchmalereifarben „De coloribus glaucis“

[...]


[1] Vgl. Laszlo, Frank/ Schmidt, Reinhard/ Schulze, Sebastian: Kryptologie im Verlauf der Geschichte. In: Wissenschaft und Technik. FHTE Spektrum, Nr. 21, o.J. (http://www.hs-esslingen.de/fileadmin/medien/mitarbeiter/schmidt/Kryptologie_im_Verlauf_der_Geschichte.pdf), S. 20.

[2] Vgl. Principe, Lawrence M.: Decknamen. In: Priesner, Claus/ Figala, Katrin (Hrsg.): Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck 1998, S. 104.

[3] Vgl. Weyer, Jost: Alchemie, antike. In: Priesner, Claus/ Figala, Katrin (Hrsg.): Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck 1998, S. 22 ff.

[4] Vgl. Crosland, Maurice P.: Historical studies in the language of chemistry. New York: Dover Publications 1978 (1962), S. 5-11.

[5] Vgl. Weyer, Alchemie, antike, S. 22.

[6] Vgl. Bachmann, Manuel/ Hofmeier, Thomas: Geheimnisse der Alchemie. Basel: Schwabe 1999, S. 14.

[7] Vgl. Newman, William R.: Alchemie, mittelalterliche/ arabische. In: Priesner, Claus/ Figala, Katrin (Hrsg.): Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck 1998, S. 26 ff.

[8] Vgl. Bachmann/ Hofmeier, Geheimnisse der Alchemie, S. 15.

[9] Vgl. Clericuzio, Antonio: Alchemie, neuzeitliche. In: Priesner, Claus/ Figala, Katrin (Hrsg.): Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck 1998, S. 32 ff.

[10] Zu den hermetischen Schriften, die zwischen 100 und 300 n. Chr. im hellenistischen Ägypten entstanden, zählen das „Corpus Hermeticus“, der „Asclepius-Dialog“ und die „Tabula Smaragdina“ (vgl. Szydlo, Zbigniew: Hermes Trismegistos. In: Priesner, Claus/ Figala, Katrin (Hrsg.): Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck 1998, S. 176 f.)

[11] Vgl. ebd., S. 176.

[12] Vgl. Bachmann/ Hofmeier, Geheimnisse der Alchemie, S. 9.

[13] Vgl. ebd., S. 11 f.

[14] So wurde zum Beispiel die Reaktion zweier Stoffe als geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau beschrieben. Allegorische Ausschmückungen führten zum Teil zu langatmigen Erzählungen (vgl. Principe, Decknamen, S. 105.).

[15] Vgl. ebd., S. 104.

[16] Laut Bachmann und Hofmeier war die Verschlüsselung mit Decknamen oft ineffizient, wenn diese kanonisch festgelegt und in Listen verbreitet wurden. Demnach sei nicht die Geheimhaltung das grundlegende Motiv für die Verwendung von Decknamen gewesen, sondern die Schaffung von flüssigen erzählenden Texten. So seien Decknamen „gleichwertige Partner“ der alchemistischen Zeichen und Symbole – „Hieroglyphen im Deckmantel des Alphabets“ (vgl. Bachmann/ Hofmeier, Geheimnisse der Alchemie, S. 11.).

[17] Vgl. ebd., S. 11 f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Geheimschrift der Alchemisten. Entwicklung und mögliche Klassifikation
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Sprache und Kommunikation)
Veranstaltung
Schriftsysteme
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V310301
ISBN (eBook)
9783668086968
ISBN (Buch)
9783668086975
Dateigröße
1063 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alchemie, Alchemistisches Alphabet, Geheimwissenschaft, Kodierung, Code, Symbol, Verschlüsselung, Schriftsystem, Symbolik, Ägypten, Geheimschrift, Decknamen
Arbeit zitieren
Corinna Gronau (Autor:in), 2014, Die Geheimschrift der Alchemisten. Entwicklung und mögliche Klassifikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310301

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