Die arabische Wissenschaft und ihre Spuren in der spanischen Sprache


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die arabische Wissenschaft

2. Die arabische Mathematik und die arabische Alchimie und ihre Spuren in der spanischen Sprache
2.1. Mathematik
2.1.1. Einfluss der Araber auf die Mathematik
2.1.1.1. Geschichte der Zahlenschreibung
2.1.1.2. Die wichtige Rolle der Null
2.1.1.3. Übernahme der Zahlzeichen durch die Araber
2.1.1.4. Der arabische Gelehrte Abū Ğa‛far Muhammad ibn Mūsā al-Hwārizmī
2.1.1.5. Wichtige mathematische Erkenntnisse der Araber
2.1.1.6. Die Mathematik gelangt über Al-Andalus nach Europa
2.1.2. Arabismen in der Mathematik
2.1.2.1. Herkunft der Arabismen „cifra“ und „cero“
2.1.2.2. „Guarismo“, „álgebra“ und „algoritmo“
2.1.2.3. „Aš-šatranğ“ – das Schachspiel
2.2. Alchimie
2.2.1. Die arabische Alchimie
2.2.2. Arabismen in der Alchimie
2.2.2.1. Begriffe der Alchimie
2.2.2.2. Chemische Instrumente
2.2.2.3. Chemische Stoffe

3. Der Einfluss der arabischen Wissenschaft auf das Spanische und auf andere europäische Kulturvölker

4. Bibliographie

5. Anhang

1. Die arabische Wissenschaft

Die hoch entwickelte Kultur der Araber hat in den 788 Jahren arabischer Herrschaft (von 711- 1492) über große Teile der Pyrenäenhalbinsel, dem Al-Andalus, viele Spuren in den unterschiedlichsten Bereichen hinterlassen. So zum Beispiel in der Literatur, der Architektur, dem Kriegswesen, der Landwirtschaft, in der Toponymie, dem Handel, der Verwaltung, dem Luxus, aber auch in der Wissenschaft. Dadurch wurde das Arabische nach dem Lateinischen zur zweitwichtigsten Quelle für den spanischen Wortschatz.

Das Thema dieser Arbeit sind die arabische Wissenschaft und ihre Spuren in der spanischen Sprache, die vor allem in den Gebieten Mathematik, Alchimie, Medizin und Astronomie vorhanden sind. Wissen und Weisheit spielen in den arabischen Ländern schon seit dem Propheten Muhammad eine große Rolle, der jedem Moslem, Männern als auch Frauen, die Suche nach „Wissen von der Wiege bis zum Grabe“[1] nahe legt, denn „wer nach Wissen strebt, betet Gott an“[2]. Er hält auch die Tinte der Wissenschaftler für wichtiger als religiöse Martyrien. Und so gibt es im Morgenland im 9.- 12. Jahrhundert schon mehrere tausende Schulen, in denen sechs- bis elf-jährige Jungen und Mädchen Lesen und Schreiben lernen, höhere Schulen gibt es in allen größeren Städten, der Unterricht ist kostenlos und die Bildung der Allgemeinheit wird gefördert. Während dieser Zeit sind in Mitteleuropa noch 95% der Bevölkerung Analphabeten, und das Privileg des Lesens und Schreibens bleibt meist Mönchen und Adeligen vorbehalten. Auch bemühen sich die Araber Weisheiten von anderen Völkern und Religionen in Form von noch unübersetzten Handschriften zu sammeln und zu verwerten, wohingegen im Abendland die Schöpfungsgeschichte als einzige, unantastbare, göttliche Wahrheit gilt.

Dieses gesammelte Wissen des Morgenlandes gelangt durch die Eroberung der Iberischen Halbinsel ab der Mitte des 9. Jahrhunderts nach Europa, wo sich ‛Abd al-Rahmān II. zwischen 821 und 852 erstmals der Entwicklung der Wissenschaften annimmt. Einer der ersten Wissenschaftler im Al-Andalus ist ‛Abbās ibn Firnās, der versucht mit Hilfe von Stoff und Federn vom Rusāfa- Palast in Córdoba zu fliegen. Es gelingt ihm tatsächlich zu gleiten, er verletzt sich jedoch beim dem Versuch zu landen. Auch Erfindungen wie das Papier, der Kompass, der Magnetismus, Wasserschöpfräder, eine Wasseruhr, Pumpen und zahlreiche astronomische Instrumente sind den Arabern zuzuschreiben.

Ab dem 12. Jahrhundert beginnen die Araber ihr Wissen und ihre Ideen von der Pyrenäenhalbinsel in den Osten, nach Ägypten, Syrien, Persien und China, sowie nach Europa, nach Frankreich, Italien, Deutschland und England, zu exportieren. Dies geschieht entweder durch die Überlieferung des Wissens durch die Wissenschaftler, die emigrieren, selbst, oder durch die Verbreitung ihrer wissenschaftlichen Werke durch Kaufleute. Bibliotheken und öffentliche Büchereien ermöglichen nicht nur arabischen Wissenschaftlern, sondern auch Gelehrten aus Europa, die in großer Zahl nach Toledo reisen, das gesammelte Wissen der Araber einzusehen. Eine wichtige Voraussetzung für diese Art der Verbreitung des Wissens sind die Übersetzungstradition und die Übersetzerschulen im Al-Andalus, erstmals unter Erzbischof Raimundo ab der Mitte des 12. Jahrhunderts. Zwischen 1252 und 1284 wird die Übersetzungstätigkeit besonders von Alfonso X. „El Sabio“, zu dieser Zeit König von León und Kastilien, gefördert, der neben Werken aus den Bereichen Medizin, Geometrie, Botanik und Philosophie jetzt auch Arbeiten über Mathematik, Ackerbau, Gesteinskunde, Schöne Literatur und Spiele, wie Schach, Dame und Backgammon, übersetzen lässt. Unter ihm bildet sich die „Toledaner Übersetzerschule“ in Toledo, die nach dem Prinzip der Zweifachübersetzung arbeitet. Das bedeutet, dass eine Person mündlich laut einen arabischen Text ins Kastilische übersetzt, während eine zweite Person das Gehörte ins Lateinische übersetzt und niederschreibt. Unter Alfonso X. hält ein zweiter Schreiber auch die kastilische Version schriftlich fest. Voraussetzung für diese Übersetzungsmethode war die multilinguale Gesellschaft von Al-Andalus, in der neben der offiziellen Sprache des klassischen Arabisch auch Vulgär-Arabisch, die romanische Sprache, Berber-Dialekte, Latein und Hebräisch gängige Sprachen waren. Mozaraber und Juden beherrschen fast immer zwei Sprachen.

Aus der Vielzahl der Themengebiete der arabischen Wissenschaft beschäftige ich mich in meiner Arbeit mit der Mathematik und der Alchimie, zwei Teilbereichen, die in der spanischen Sprache zahlreiche arabische Spuren hinterlassen haben. Die beiden weiteren für das Spanische wichtigen Bereiche, Medizin und Astronomie, wird eine Kommilitonin im Rahmen ihrer Hausarbeit näher betrachten. Ich wende mich zunächst der Mathematik zu, später der Alchimie. Hierbei werde ich erst allgemein wichtige Aspekte des jeweiligen Wissenschaftsgebietes darlegen und später auf die Arabismen eingehen, die auch im heutigen Spanisch noch eine wichtige Rolle spielen. Meine allgemeinen Informationen entnehme ich hauptsächlich „Allahs Sonne über dem Abendland“ von Sigrid Hunke. Bei der Herkunft der Arabismen habe ich mich bemüht auch die arabischen Schreibweisen anzugeben. Da ich des Arabischen jedoch nicht mächtig bin, kann ich die Korrektheit hier leider nicht garantieren.

2. Die arabische Mathematik und die arabische Alchimie und ihre Spuren in der spanischen Sprache

2.1. Mathematik

2.1.1. Einfluss der Araber auf die Mathematik

2.1.1.1. Geschichte der Zahlenschreibung

Unsere heutigen „arabischen“ Zahlzeichen sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine moderne, schriftliche Mathematik. Ich möchte daher zunächst aufzeigen, wie diese Zahlenschreibung entstanden ist.

In der römischen Frühzeit schreibt man Zahlen zunächst in senkrechten Strichen nieder, also I für 1, II für 2, III für 3, usw.. Bei zehn solchen Strichen erfolgt eine Bündelung, die durch X dargestellt wird. Die Halbierung des Zeichens für 10 „X“, ergibt die Bündelung der Striche für die Zahl 5: V oder Λ. Erst während der klassischen römischen Zeit setzen sich die römischen Zahlen, wie wir sie heute noch kennen, durch und I steht für 1, V für 5, X für 10, L für 50, C für 100, D für 500, M für 1000. Die Zahl 4892 sieht also folgendermaßen aus: MMMMDCCCLXXXXII. Doch mit dieser Zahlenschrift ist „ein schriftliches Rechnen schon einfacherer Art […] nicht möglich“[3], da die Schreibweise zu unübersichtlich, zu komplex und für die Darstellung höherer Zahlwerte völlig ungeeignet ist.

In China, und auch in Indien bis etwa 300 v. Chr., verwendet man dagegen schon früh eine Stellenschrift, bei der jede Zahl von eins bis neun ihr eigenes Zahlzeichen erhält, und fügt der jeweiligen Zahl eine Rangschwelle hinzu. So stellen Inder und Chinesen die Zahl 4892 folgendermaßen dar: 4T8H9Z2E, also 4T für vier Tausender, 8H für acht Hunderter, 9Z für neun Zehner und 2E für zwei Einer. Die Erfindung eigener Zahlzeichen stellt sich schon hier als sehr bedeutend heraus. Spätestens im 6. Jahrhundert n. Chr. verwenden die Inder und Mayas ein reines Stellensystem, ohne Rangschwellen extra anzugeben, und schreiben die Zahl 4892 wie wir heute auch: 4892. Erst durch diesen Schritt wird schriftliches Rechnen nicht nur stark vereinfacht, sondern überhaupt erst wirklich möglich gemacht.

2.1.1.2. Die wichtige Rolle der Null

Die Voraussetzung für eine reine Stellenschrift ohne Rangschwellen, ist die Möglichkeit das Fehlen einer Stelle durch das Einfügen eines Zeichens aufzuzeigen. So muss zum Beispiel „bei einer Zahl wie vierhundertacht die leere Zehnerstelle markiert werden, um sie nicht als 48 erscheinen zu lassen.“[4] Auch hierfür finden die Inder bald eine Lösung und schreiben sie um 400 n. Chr. erstmals nieder: sie kennzeichnen eine solche fehlende Stelle durch das Einfügen eines Kreises oder Punktes und nennen dieses Zeichen „śūnya“ oder „śūnyabinda“, was „Leere“ bedeutet. Das Symbol „śūnya“ sieht man sehr schön in der Grafik im Anhang 1 als letztes Zeichen der Kästen „Indisch (Gwalior)“ und „Sanskrit-Devanagari (indisch)“. Aus „śūnya“ entwickelt sich schon bald eine eigenständige Zahl „0“ in der indischen Mathematik und so erklärt Brahmagupta (*598) in seinem Lehrbuch der Mathematik und Astronomie Brahma-sphuta-siddhanta von 628 das Rechnen mit zehn Zahlzeichen, null bis neun. Die Erfindung der Null ist wohl die Bedeutendste der Inder in der Mathematik.

[...]


[1] Hunke 1971: 203.

[2] Ebd.

[3] Hunke 1971: 43.

[4] Hunke 1971: 45.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die arabische Wissenschaft und ihre Spuren in der spanischen Sprache
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Romanistik)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V30957
ISBN (eBook)
9783638321037
ISBN (Buch)
9783638778459
Dateigröße
22298 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wissenschaft, Spuren, Sprache, Hauptseminar
Arbeit zitieren
M. A. Heike Mieth (Autor:in), 2004, Die arabische Wissenschaft und ihre Spuren in der spanischen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30957

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