Diagnose und Förderung bei Rechtschreibschwierigkeiten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

25 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

1. Zu den Begriffen Legasthenie und LRS
1.1 Von der Legasthenie zur Leserechtschreibschwäche
1.2 Definitionen
1.3 Kennzeichen von LRS vor Schuleintritt
1.4 Kennzeichen von LRS in der Grundschule

2. Rechtschreibstörung
2.1 Rechtschreibmodelle
2.2 Die Zeichen der Rechtschreibstörung
2.3 Überprüfung der Rechtschreibfertigkeit

3. Rechtschreibförderung
3.1 Intervenierende Fördermaßnahmen
3.1.1 Hilfen beim Rechtschreiben
3.2 Methoden der Rechtschreibförderung
3.3 Computerprogramme zur Lese-Rechtschreibförderung
3.4 Klasseninterne Förderung

4. Schlussbetrachtung

II. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Ich studiere nun seit knapp zwei Jahren an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten. In meinen letzten Semesterferien habe ich mein zweites Blockpraktikum an einer Grundschule absolviert. Ich durfte dort vier Wochen in einer 3. Klasse hospitieren und auch unterrichten. Die Klasse bestand aus 23 SchülerInnen, von denen nur etwa 8 sehr gute Leistungen erbrachten. Es gab einige, die Schwierigkeiten hatten dem jeweiligen Unterrichtsverlauf zu folgen.

In einer Deutschstunde, die ich gehalten habe, behandelte ich mit den Schülern einen Text und habe einige Schüler vorlesen lassen. Dabei wurde ich darauf aufmerksam, dass eine Schülerin große Schwierigkeiten hatte den Text vorzulesen.

Sie erkannte einige Buchstaben nicht, ließ sie aus oder benötigte sehr lange, um sie zu entziffern. Danach bemerkte ich, wie sehr sich dieses Mädchen vor ihren Mitschlüler- Innen geschämt hatte.

Anschließend habe ich mit meiner Mentorin darüber gesprochen und sie meinte, dass dieses Kind auch schon in einem Förderkurs sei, aber nur sehr geringe Fortschritte mache.

Trotzdem ist sie ein aufgewecktes, interessiertes und beliebtes Mädchen.

Bei dem Wort ′Legasthenie′ denken die meisten nur an Schüler, die Schwierigkeiten mit Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Einige denken dabei nur an die Verdrehung von Buchstaben und Wörtern, andere an Kinder, die langsam und schwer lernen. Fast alle sehen darin eine Art Lernbehinderung. Aber die Lernbehinderung ist nur ein Aspekt der Legasthenie.

Für viele Kinder ist die Schule ein Alptraum, weil sie Probleme mit dem Lesen und der Rechtschreibung haben. Die Eltern verzweifeln nahezu, weil ihr Kind einfach keine Besserung in der Schule zeigt, obwohl sie täglich mit ihm üben. Oft werden die falschen Maßnahmen gesetzt und die Kinder dadurch noch zusätzlich unter Druck gesetzt. Das Ergebnis ist naheliegend - das Kind kann in die nächste Stufe nicht aufsteigen, weil es in manchen Fächern einfach zu schwach ist. Viele Legastheniker landen sogar in der Sonderschule.

Zur Vorgehensweise meiner schriftlichen Arbeit:

Als Hinführung zu meinem eigentlichen Thema Rechtschreibstörung und Rechtschreib- förderung, möchte ich die Begriffe Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche erklären, definieren und ihre Kennzeichen hervorheben.

Ich finde es, als angehende Lehrerin sehr wichtig, erkennen zu können, wann ein Kind Anzeichen von einer Lese-Rechtschreibschwäche aufweist. Es ist die Aufgabe des Lehrers, dies frühmöglichst zu erkennen, Elterngespräche zu führen und das jeweilige Kind zu fördern.

Die Thematik ist sehr weitreichend. Es bieten sich in fast jedem Teilgebiet Ansätze zur Weiterarbeit an. Dabei darf man jedoch nicht vom Pfad des Eigentlichen abkommen. Aus diesem Grund beschränke ich mich auf Rechtschreibstörung und Rechtschreibförderung.

1. Zu den Begriffen Legasthenie und LRS

1.1 Von der Legasthenie zur Leserechtschreibschwäche

Der Begriff der „Legasthenie“ ist seit den achtziger Jahren weitgehend aus der wissenschaftlichen Literatur und aus den ministeriellen Erlassen der Bundesländer verschwunden (Ausnahme: Bayern). Dennoch hat sich der Terminus in den Köpfen der betroffenen Eltern festgesetzt und wird insbesondere in außerschulischen Einrichtungen und Therapiezentren von Medizinern, Psychologen und Pädagogen bis zum heutigen Tage benutzt.

Heute spricht man von Lese-Rechtschreibschwäche oder Lese-Rechtschreib- Schwierigkeiten, wofür man die Abkürzung LRS gebraucht.

Legasthenie bleibt - trotz der sprachlichen Präzisierung als LRS - ganz allgemein ein für viele verständlicher Arbeitsbegriff und zudem der Begriff für eine eigentliche Leseschwäche, der von der Forschung her im übrigen eng mit medizinischer Indikation verbunden ist. LRS kennzeichnet den häufigen Zusammenhang zwischen Lesen und Schreiben präziser (vgl. Günther, 2002, S. 10).

In den Schulen wurden immer wieder Kinder beobachtet, die bei der Aneignung der Schriftsprache große Schwierigkeiten hatten. So entwickelte sich das Konstrukt der Legasthenie aus den ersten Beobachtungen und Erklärungsansätzen heraus.

Etymologisch geht der Begriff „ Legasthenie “ zurück auf die griechischen Wörter

„legein“ = lesen und „astheneia“ = Nicht-Kraft, Schwäche.

Der „Erfinder“ ist der ungarische Arzt und Psychiater Paul Ranschburg. Interessanterweise charakterisierte er 1916 damit einen ganz anderen Personenkreis als seine heutigen Vertreter. Für ihn bedeutete Legasthenie:

„. eine nachhaltige Rückständigkeit höheren Grades in der geistigen Entwicklung des Kindes, sich äußernd in der Unfähigkeit, im Alter von 6 bis 8 Jahren oder auch noch darüber hinaus, sich eine derart genügende Geläufigkeit des mechanischen Lesens anzueignen, welche die Vorbedingungen eines erträglichen Verständnisses des Gelesenen wäre...Mit der Leseschwäche geht ohne Ausnahme eine entsprechen hochgradige Schwäche des Diktat- und Kopfschreibens einher.“

Die ersten Definitionsversuche lieferten Mediziner, später kamen psychologische und pädagogische Erklärungsversuche hinzu. Danach beschäftigte sich auch die psycholinguistische und psychoanalytische Forschung mit dem Phänomen der LRS (vgl. Naegele, 1991, S. 31).

1.2 Definitionen

Dr. Lisa Dummer-Smoch, Pädagogin und Dipl. Psychologin, ist mit den Themen Lernstörungen, pädagogisch-psychologischer Diagnostik und Förderung legasthenischer Kinder seit Jahrzehnten vertraut. Sie definiert wie folgt: „Spezifische oder umschriebene Lese-Rechtschreibschwächen (Legasthenie) sind die in der Schule auffallenden Erscheinungsbilder partiellen Lernversagens im Lesen und/ oder Rechtschreiben bei nicht beeinträchtigten intellektuellen Lernvoraussetzungen und - zunächst - besseren Schulleistungen in anderen Bereichen. Durch fortgesetzte Entmutigung kann die Legasthenie das Erscheinungsbild allgemeinen Schulversagens annehmen.“ (Dummer-Smoch S. 86/87 in: Zeitschrift Praktische Augenheilkunde 18, 1997, S. 85-93)

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreibschwäche wie folgt:

"Die Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche) bezeichnet eine umschriebene Störung im Erlernen der Schriftsprache, die nicht durch eine allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklungs-, Milieu- oder Unterrichtsbedingungen erklärt werden kann. Vielmehr ist die Legasthenie das Ergebnis von Teilleistungsschwächen der Wahrnehmung, Motorik und / oder der sensorischen Integration, bei denen es sich um anlagebedingte und / oder durch äußere schädigende Einwirkungen entstandene Entwicklungsstörungen von Teilfunktionen des zentralen Nervensystems handelt."

(Definition der Weltgesundheitsorganisation)

1.3 Kennzeichen von LRS vor Schuleintritt

Anhand motorischer, emotionaler und kognitiver Merkmale lässt sich zum Teil schon in den ersten Lebensjahren, also bereits lange vor der Einschulung, feststellen, ob ein Kind legastheniegefährdet ist oder nicht. Solche Auffälligkeiten sind unter anderem:

- gestörte Grob- und /oder Feinmotorik (häufiges Hinfallen, schlechte Balance)
- gesteigerte Unruhe (Hyperaktivität)
- Hör- und/oder Sehfehler (z.B. Schielen)
- große Konzentrationsschwächen
- Sprachschwierigkeiten (z.B. Stottern, Lispeln, Verschlucken von Endsilben, auffällig lange anhaltende Babysprache)
- Hörverarbeitungsschwäche, z.B. können bestimmte Laute nicht verarbeitet und ausgesprochen werden (detommen statt gekommen)

(vgl. Ehmann, 1995, S. 59-60)

Ein Beispiel zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten ist das Bielefelder Vorschulscreening. Es handelt sich um ein Verfahren, mit dem die Eingangsfertigkeiten (siehe aufgeführte Punkte) für das Lesen bzw. das Rechtschreiben überprüft werden können. Es sind zwei Testzeitpunkte vorgesehen, nämlich zehn und vier Monate vor der Einschulung. (vgl. Klicpera/Schabmann/Gasteiger-Klicpera, 2003, S. 205)

Durchaus nicht alle Kinder, die im Vorschulalter Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung oder in der visuo-motorischen Entwicklung hatten, werden Lese-Rechtschreibschwierigkeiten haben. Die meisten dieser Kinder werden keine Legasthenie haben. Umgekehrt jedoch gilt: Wer im Schulalter eine Legasthenie erkennen lässt, hat oder hatte sehr häufig sprachliche und seltener andere Entwicklungsauffälligkeiten; auf Aufmerksamkeitsstörungen ist besonders zu achten. (vgl. Warnke/Hemminger, 2002, S. 27)

1.4 Kennzeichen von LRS in der Grundschule

Es ist eine Hauptaufgabe der Schule, Schülern das Lesen, Schreiben und Rechtschreiben zu vermitteln. Die Schule hat zu gewährleisten, dass möglichst alle Schüler den Grundanforderungen genügen können. Bei einer Reihe von Schülern in der Grundschule und auch noch in den auf der Grundschule aufbauenden Schularten ist der Schulerfolg durch Schwierigkeiten im Lesen und/oder Rechtschreiben beeinträchtigt. Eine Früherkennung obliegt der Schule. Im Anfangsunterricht sollen die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen beobachtet und beim Schriftspracherwerb angemessen berücksichtigt werden.

- Mühe im Erfassen und Erhalten der Buchstaben - Laut - Zuordnung
- Schwierigkeiten beim Zusammenlauten
- Lesegeschwindigkeit (sehr langsam)
- Schwierigkeiten im Aufbau des Sichtwortschatzes
- Schwierigkeiten im Rechtschreiben
- Unterscheidung ähnlich klingender Laute
- Aufgliedern der Konsonantenverbindungen
- Einprägen der orthographischen Merkmale

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Diagnose und Förderung bei Rechtschreibschwierigkeiten
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Veranstaltung
Psychologie der Lese- und Schreibschwierigkeiten
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
25
Katalognummer
V30951
ISBN (eBook)
9783638320986
Dateigröße
626 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diagnose, Förderung, Rechtschreibschwierigkeiten, Psychologie, Lese-, Schreibschwierigkeiten
Arbeit zitieren
Julia Fischer (Autor:in), 2004, Diagnose und Förderung bei Rechtschreibschwierigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30951

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