Telemedizin im modernen Gesundheitsmarkt


Diplomarbeit, 2014

44 Seiten, Note: 2,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Vorgehensweise

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Telemedizin
2.2 Telemonitoring
2.3 Geschichte und Entwicklung von Telemedizin und Telemonitoring

3. Der Markt für Telemonitoring
3.1 Anwendungsbereiche der Telemedizin
3.2 Telemonitoring und der demografische Wandel
3.3 Der Markt für Telemonitoring in Deutschland
3.4 Finanzierung von Telemonitoring in Deutschland

4. Telemonitoring und seine Zielgruppen
4.1 Telemonitoring für chronisch Kranke
4.1.1 Telemonitoring bei COPD
4.1.2 Telemonitoring bei Diabetes mellitus
4.1.3 Telemonitoring bei Herzinsuffizienz
4.2 Weitere Telemonitoring-Anwendungen

5. Praktische Anwendungsbeispiele für Telemonitoring
5.1 CorBene: Telemonitoring als Bestandteil der Therapie bei Herzinsuffizienz
5.1.1 Epidemiologie der Herzinsuffizienz
5.1.2 Ergebnisse der SHAPE-Studie
5.1.3 Integrierte Versorgung: CorBene
5.2 Ergometrie-Telemonitoring bei COPD-Patienten an der Helios-Klinik Hagen-Ambrok
5.2.1 Das Projekt
5.2.2 Die Projektziele

6. Einsatz und Nutzen von Telemonitoring
6.1 Ökonomischer Nutzen
6.2 Medizinischer Nutzen
6.2.1 Zeitersparnis
6.2.2 Vereinfachte Diagnosestellung
6.2.3 Optimiertes Therapiemanagement

7. Akzeptanz von Telemonitoring
7.1 Akzeptanz beim Patienten
7.2 Akzeptanz beim medizinischen Leistungserbringer
7.3 Akzeptanz beim Kostenträger

8. Fazit und Ausblick

9. Literaturverzeichnis

Hinweis:

Aus Gründen der Einfachheit und Sprachästhetik werden in dieser Arbeit bei Verwendung der männlichen Form immer beide Geschlechter angesprochen.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: NYHA-Stadien der Herzinsuffizienz 18

Abbildung 2: Der medizinische und ökonomische Nutzen des Telemonitorings 28

Abbildung 3: Prozessablauf vom Beschwerdebeginn bis zur Behandlung 30

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Einsatzfelder der Telemedizin 8

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Im Folgenden werden einleitende Worte zum Thema „Telemedizin im modernen Gesundheitsmarkt“ gemacht.

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

Das Gesundheitswesen in Deutschland steht aufgrund des demografischen Wandels einer Entwicklung gegenüber, welche in Zukunft einen steigenden Kostendruck, hohe Qualitätsansprüche und damit einhergehend große Herausforderungen mit sich bringt. Als besonders dringlich wird hier das Problem der hausärztlichen Versorgung gesehen. Bis zum Jahr 2020 sollen etwa 24.000 Hausärzte, größtenteils aus den neuen Bundesländern, das System verlassen. Auch die unzureichende Koordination der Versorgungsstrukturen stellt ein großes Problem dar. Um die wachsenden Belastungen des Gesundheitssystems zu minimieren und die Qualität und Effizienz der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland in Hinblick auf Multimorbidität und Komplexität von Krankheitsverläufen zu sichern, ist es notwendig, Versorgungsstrukturen weiterzuentwickeln und auszubauen. Eine mögliche Lösung für diese Problematik könnte der Einsatz von Telemedizin sein. Die Entwicklung in der Medizin- und Informationstechnik ermöglicht eine verbesserte Versorgung auch über räumliche Distanzen hinweg und kann unterstützend beim Austausch zwischen zwei verschiedenen medizinischen Leistungsbringern genutzt werden. Telemedizin kann sektorübergreifenden Daten- und Informationsaustausch ermöglichen und insbesondere in ländlichen Regionen dazu beitragen, Lücken in der ambulanten häuslichen Versorgung zu schließen. Alles in allem bietet Telemedizin großes Potenzial, Qualität und Effizienz im modernen Gesundheitsmarkt zu steigern.[1]

Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, ob es möglich ist, Telemonitoring als Teilbereich der Telemedizin am modernen Gesundheitsmarkt zu etablieren und damit in Zukunft Kosten für die Versorgung von chronisch kranken Patienten zu senken.

1.2 Vorgehensweise

Im 2. Kapitel werden die begrifflichen Grundlagen zum Thema erörtert sowie ein Einblick in die geschichtliche Entwicklung von Telemedizin und Telemonitoring gegeben. Kapitel 3 befasst sich mit dem Markt für Telemedizin. Anwendungsbereiche werden näher betrachtet, der Einfluss des demografischen Wandels wird dabei herausgearbeitet und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten werden aufgezeigt. Kapitel 4 widmet sich den Zielgruppen des Telemonitorings, hier wird besonderes Augenmerk auf chronische Erkrankungen gelegt. Einzelne Gruppen werden vorgestellt und mögliche telemedizinische Anwendungen aufgezeigt. In Kapitel 5 stellt die Autorin zwei praktische Anwendungsbeispiele aus dem Bereich Telemonitoring vor. Kapitel 6 befasst sich mit dem Nutzen des Telemonitorings, sowohl aus ökonomischer als auch aus medizinischer Sichtweise. Die Akzeptanz der verschiedenen beteiligten Gruppen am Telemonitoring wird in Kapitel 7 betrachtet. Abschließend wird in Kapitel 8 eine kritische Zusammenfassung über die vorausgegangenen Kapitel erstellt, das Ergebnis zu der in Punkt 1 gestellten Frage wird aufgeführt und ein Ausblick auf eine mögliche Veränderung des Marktes für Telemonitoring gegeben.

2. Theoretische Grundlagen

Im Folgenden werden Begrifflichkeiten zum Thema der Abschlussarbeit „Telemedizin im modernen Gesundheitsmarkt“ erklärt.

2.1 Telemedizin

Der Begriff Telemedizin ist ein Teilbereich der Telematik. Unter Telematik ist die Zusammensetzung von Informatik und Telekommunikationstechnik zu verstehen. Unter der Bezeichnung Telemedizin wird oft eine Vielzahl von Konzepten und Programmen verstanden, die es ermöglichen, medizinische Dissoziationen mithilfe von technischen Hilfsmitteln über zeitliche und räumliche Distanzen zwischen den Behandlungsbeteiligten hinweg überwinden zu lassen.[2]

Die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin definiert den Begriff folgendermaßen:
Die Telemedizin ist ein vergleichsweise neues Tätigkeitsfeld im Gesundheitswesen. Man versteht darunter die Erbringung konkreter medizinischer Dienstleistungen in Überwindung räumlicher Entfernungen durch Zuhilfenahme moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Der mittlerweile etablierte Begriff Telemedizin fällt unter den weiten Oberbegriff E-Health, der noch nicht endgültig definiert wurde. Man fasst heute viele Aktivitäten wie den Einsatz elektronischer Medien im Gesundheitswesen allgemein (Stichwort: elektronische Gesundheitskarte, elektronische Patientenakte, elektronische Fallakte, elektronischer Arztbrief oder eRezept u. a.), die Telemedizin, Telematik u. a. unter diesem Begriff zusammen. So wird beispielsweise die Telematik im Gesundheitswesen als ein Sammelbegriff für gesundheitsbezogene Aktivitäten, Dienste und Systeme definiert, die über räumliche Entfernung mit Mitteln der Informations- und Kommunikationstechnologie ausgeführt werden.“[3]

Es gibt zahlreiche Definitionen zum Thema Telemedizin, die sich häufig nur in kleinen Nuancen unterscheiden.

Innerhalb des Themengebietes Telemedizin kann noch unterschieden werden in Funktionen, wie zum Beispiel Teleradiologie, oder in spezifische Indikationen, wie Telekardiologie, sowie in eine Funktion innerhalb einer Gesamttherapie, wie zum Beispiel das Telemonitoring.[4]

2.2 Telemonitoring

Das Telemonitoring befasst sich mit der telemedizinisch gestützten Erhebung, Dokumentation, Übertragung und Bewertung von Vitalparametern zu behandelnder Patienten. Es wird derzeit aufgrund der hohen Kosten und des großen Aufwands nur bei chronisch Kranken und Patienten mit einem hohen Gesundheitsrisiko angewandt.[5]

Die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin hat folgende Definition für Telemonitoring aufgestellt: „Unter Telemonitoring versteht man die Überwachung von Patienten bzw. von Vitalfunktionen durch den Arzt oder das Pflegepersonal über eine räumliche Distanz hinweg. Bei der Patientenversorgung lassen sich zwei Bereiche differenzieren. Zum einen gibt es die Überwachung physiologischer Parameter. Dabei erfassen körpernahe Sensoren kontinuierlich indikationsrelevante Vitalparameter wie z.B. Blutdruck, Puls und EKG. Die Daten werden zunächst an eine Basisstation übermittelt und von dort aus an ein telemedizinisches Servicezentrum weitergeleitet. Hier werden die Daten erfasst und ausgewertet. Der Arzt greift über das Internet und einen geschützten, persönlichen Zugang auf die Daten zu. Zum anderen gibt es die umfassende Kommunikation zwischen Leistungserbringer und Patient. Dies geschieht als Teil einer interaktiven Betreuung im Sinne eines Disease- bzw. Case-Managements. Damit ist Telemonitoring eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen medizinischen Behandlung, die die Möglichkeit bietet schnell und einfach zu diagnostizieren und zu reagieren.“[6]

2.3 Geschichte und Entwicklung von Telemedizin und Telemonitoring

Die Beantwortung der Frage, wann Telemedizin zum ersten Mal eingesetzt wurde, hängt stark davon ab, was man als telemedizinische Anwendung definiert. Schon Ende des 19. Jahrhunderts nutzte man die Übertragung von Informationen durch Radiowellen wie zum Beispiel durch Morsezeichen und Sprachübertragung. Das Potenzial solcher Übertragungswege wurde schnell auch für den medizinischen Bereich erkannt und beispielsweise für die Versorgung von Patienten auf Schiffen verwendet. Zwar waren die Möglichkeiten darauf beschränkt, lediglich Unterstützung bei der Diagnosestellung zu leisten und entsprechende Vorbereitungen am Zielhafen zu treffen, dennoch erfüllt die Nutzung von Technologie zur Übermittlung gesundheitsbezogener Daten über eine räumliche und zeitliche Distanz einen Teil der Anforderungen, die in der Definition für Telemedizin aufgeführt werden.[7]

In den 50er-Jahren, mit Einführung des Fernsehers in den USA, nutzten amerikanische Einrichtungen wie das Nebraska Psychiatric Institute die Möglichkeit von Videoüberwachungen für Konsultationen und Schulungen in Bild und Ton zwischen Allgemeinmediziner und Spezialisten der Klinik. Kurz darauf, im Jahre 1956, erfolgte ein wichtiges geschichtliches Ereignis, welches einen Grundstein für die heute praktizierte Teleradiologie legte. Zum ersten Mal wurden Röntgenbilder über ein Koaxialkabel über eine Distanz von 5 Meilen zwischen zwei Kliniken in Montreal übertragen, empfangen und ausgewertet.

Im weiteren geschichtlichen Verlauf waren es hauptsächlich militärische und wissenschaftliche Vorhaben und Projekte, die aufgrund der damaligen technischen Entwicklung an die Grenzen der Machbarkeit stießen. Auch die hohen Entwicklungskosten neuer Technologien bremsten die Weiterentwicklung der telemedizinischen Anwendungen aus.

In den 60er-Jahren entwickelte die Luft- und Raumfahrt neue Technologien, um zum Beispiel die Vitalwerte der Astronauten im All zu kontrollieren und zu überwachen und in den Basisstationen auszuwerten. Ebenso wurden lokal zugängliche medizinische Datenbanken angelegt, um auf konkrete Notfälle schnell reagieren zu können. Hier liegt der Grundstein für die heutigen medizinischen Expertensysteme.[8]

Die 80er-Jahre zeichnen sich durch die Weiterentwicklung von IT und modernen Kommunikationslösungen in Bereichen der freien Wirtschaft aus. Expeditionsbasen an abgelegenen Orten wurden mit telemedizinischem Equipment ausgerüstet, um bei der medizinischen Versorgung von Forschern und Expeditionsteilnehmern Hilfestellung leisten zu können. Auch Arbeitgeber wie Ölbohrfirmen haben sich die Vorteile von telemedizinischem Equipment zunutze gemacht und diese für die Betreuung der Mitarbeiter auf den Bohrinseln etabliert und so Produktionsausfälle und kostenintensive Rücktransporte erkrankter Arbeiter minimiert.[9]

Bis zu den 90er-Jahren hat die Anzahl der telemedizinischen Anwendungen stetig zugenommen, allerdings war ihre Lebensdauer meist beschränkt. Grund dafür war die häufig begrenzte, öffentliche Finanzierung dieser teuren Programme. Mit Einführung neuerer schnellerer Kommunikationstechniken, Computer und der Verfügbarkeit des World Wide Web veränderte sich die Situation seit 1990. Inzwischen kann medizinische Hilfe an jeden beliebigen Ort der Welt für nur einen Bruchteil der Kosten gebracht werden.[10]

3. Der Markt für Telemonitoring

Das Telemonitoring ist ein wichtiger Teilbereich der Telemedizin und bietet somit ein genauso großes Entwicklungspotenzial wie die Telemedizin selbst. Das Gesundheitssystem in Deutschland steht vor großen Herausfor der ungen. Kosten müssen reduziert werden und gleichzeitig muss die Qualität in der medizinischen Versorgung verbessert werden. Dieses Ziel könnte mithilfe der Telemedizin, speziell des Telemonitorings erreicht werden. Telemonitoring wird bei der Bewältigung der dabei zu überwindenden Hindernisse eine wichtige Rolle spielen. Telemedizin kann zur Weiterentwicklung der allgemeinen Gesundheitsversorgung und zu intensiven Kostenreduzierungen im Gesundheitswesen beitragen. Bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems können die jährlich anfallenden Kosten durch eine flächendeckende telekardiologische Anwendung um etwa ein Drittel gesenkt werden. Außerdem gilt Deutschland als Innovationsführer der Medizintechnik und birgt somit große wirtschaftliche Potenziale für die Zukunft. Für den telemedizinischen Markt wurde ein Wachstumsanstieg weltweit von 4,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf 13,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 errechnet. Die Europäische Kommission ist ebenso der Meinung, dass Telemonitoring als große Chance für die Versorgung und Behandlung von chronisch kranken Patienten gesehen werden kann. Besonders ländliche Gebiete können vom Einsatz von Telemedizin und Telemonitoring profitieren, da hier durch den demografischen Wandel in einigen Regionen Lücken in der hausärztlichen ambulanten Versorgung entstanden sind, welche unbedingt geschlossen werden müssen.[11]

In den folgenden Abschnitten werden die Anwendungsbereiche für Telemedizin näher betrachtet und erläutert. Es wird außerdem noch einmal genauer auf die Auswirkungen des demografischen Wandels eingegangen und ein Überblick über die Situation des Telemonitorings in Deutschlands gegeben. Der letzte Abschnitt befasst sich mit den Finanzierungsmöglichkeiten.

3.1 Anwendungsbereiche der Telemedizin

Die Telemedizin hat ein breites Anwendungsspektrum im Gesundheitssektor. Durch telemedizinische Methoden können Ärzte und Patienten sowie verschiedene Leistungserbringer auf verschiedenen Ebenen miteinander vernetzt werden und relevante Informationen über Distanzen hinweg austauschen. Dabei kann ohne zeitlichen Verlust auf diese Informationen zugegriffen werden.

Anwendungen im Bereich der Diagnostik gewinnen zunehmend an Bedeutung. Zum Beispiel können Untersuchungsdaten unter Anleitung eines entfernt lokalisierten Spezialisten erhoben und durch diesen nach erfolgreicher elektronischer Übermittlung ausgewertet werden. In diesem Fall könnte auch eine Zweitmeinung durch einen Experten in einem medizinischen Schwerpunktzentrum oder einer Universitätsklinik eingeholt werden. Man spricht in diesem Fall von Telekonsultation, welche häufig in der Radiologie und Telepathologie angewandt wird.

Ein weniger stark genutzter Bereich ist der Sektor der Teletherapie, da hier noch häufig Fehler bei der computergestützten Therapie des Patienten auftreten, der sich nicht beim medizinischen Leistungserbringer vor Ort befindet.

Eine bereits häufig angewandte und kosteneffiziente Anwendung der Telemedizin ist das Telemonitoring im Bereich der Prävention und Rehabilitation. Telemonitoring dient dazu, medizinische Vitaldaten zu erfassen und an den behandelnden Arzt zu übertragen, der somit den Gesundheitszustand überwachen und beurteilen kann. Häufig findet Telemonitoring Anwendung bei der Überwachung von chronisch kranken Patienten oder Patientengruppen mit einem hohen Gesundheitsrisiko. Eine aktive Beteiligung des Patienten ist dabei nicht immer notwendig.

Telemedizinische Anwendungen können nicht nur in den traditionellen Bereichen der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung eingesetzt werden, sondern auch in der Notfallmedizin zur Anwendung kommen. So können zum Beispiel medizinisch notwendige Daten digital erfasst und an das Anschlusskrankenhaus übermittelt werden. Durch die bereits vorhandenen Daten kann die Behandlung im Krankenhaus an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst und schnell in die Wege geleitet werden, sodass keine Zeitverluste entstehen, die eventuell das Leben des Patienten gefährden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Einsatzfelder der Telemedizin entnommen aus: Häckl, D. (2010), S. 70 (unveränderte Übernahme)

Des Weiteren können Informations- und Kommunikationstechnologien auch für die medizinische Aus-, Fort- und Weiterbildung eingesetzt werden, zum Beispiel die Liveübertragung einer Operation in den Hörsaal einer Universität. Dies bezeichnet man als Teleteaching oder Telelearning.

Das Anwendungsspektrum der Telemedizin ist sehr groß und wird auch in Zukunft mit Zunahme des technischen Fortschritts weiter wachsen. Allerdings besteht die Gefahr, dass telemedizinische Anwendungen im Gesundheitswesen einen Kostenanstieg verursachen, ohne dass die medizinische Versorgung der Patienten verbessert wird. Es muss also geprüft werden, ob eine Implementierung einer neuen Anwendung auch wirtschaftlich ist. Letztendlich sollen durch Telemedizin keine neuen Kosten entstehen, sondern bereits bestehende, hohe Kosten reduziert werden.[12]

Eine Darstellung des ökonomischen Nutzens wird in Kapitel 6 gegeben.

3.2 Telemonitoring und der demografische Wandel

Das Älterwerden der Bevölkerung und die damit verbundene steigende Lebenserwartung sowie die sinkende Geburtenrate stellen Deutschland und deren Gesellschaft vor eine große Herausforderung in Bezug auf die Wirtschaft und das Sozial- und Gesundheitswesen. Das Statistische Bundesamt in Deutschland erwartet, dass im Jahre 2050 doppelt so viele 60-Jährige leben werden wie Kinder geboren werden. Der Seniorenanteil wird schätzungsweise von 19 % auf etwa 36 % steigen. Gleichzeitig wird sich die Geburtenhäufigkeit pro Frau bei 1,2 bis 1,6 Kindern einpendeln. Mit steigendem Alter nimmt auch die Zahl chronischer Erkrankungen zu, man spricht hier von Multimorbidität. Daraus folgt, dass in Zukunft mit einem erhöhten Anspruch an Gesundheitsleistungen zu rechnen ist und damit einhergehend mit einem Kostenanstieg für das deutsche Gesundheitssystem.[13] Zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland gehören zum Beispiel die chronische Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Asthma Bronchiale (COPD) und der Rheumatismus. Diese Krankheitsbilder verursachen häufig längere Krankenhausaufenthalte und benötigen eine engmaschige Kontrolle durch niedergelassene Ärzte. An dieser Stelle kann der Einsatz von Telemonitoring helfen, die Versorgung von chronisch kranken Patienten zu gewährleisten und eine Kostenexplosion eventuell zu verhindern.[14] Auf die Anwendungsmöglichkeiten von Telemonitoring bei Diabetes mellitus, chronischer Herzinsuffizienz und COPD wird in Abschnitt 4 der Arbeit genauer eingegangen.

3.3 Der Markt für Telemonitoring in Deutschland

Der deutsche Markt für Telemedizin konnte in den letzten Jahren aufgrund von technischem und medizinischem Fortschritt sowie starken Impulsen aus den führenden Ländern am Telemedizinmarkt wie den USA, Skandinavien und Israel wachsen. Der medizinische und wirtschaftliche Nutzen von Telemedizin ist weitgehend nachgewiesen und bekannt, insbesondere bei Erkrankungen wie der chronischen Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus.[15] Trotzdem herrscht in Deutschland ein großes Problem. Häufig wird der Übergang eines Pilotprojektes zur flächendeckenden Ausbreitung nicht vollzogen, was bedeutet, dass Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinkt. Gründe dafür sind Trägheit und Innovationsfeindlichkeit des Gesundheitssystems, Widerstände der Ärzteschaft durch fehlende Vergütungsanreize, eine nicht vorhandene einheitliche Regelung zur Abrechnung der telemedizinischen Leistungen sowie die Themen Fernbehandlungsverbot und Datenschutz. Neben den aufgezeigten Hemmnissen sollte aber nicht vergessen werden, dass der deutsche Markt durchaus eine erfreuliche Entwicklung aufweist, auch wenn er im internationalen Vergleich zurückliegt. Jede deutsche Krankenversicherung beschäftigt sich mittlerweile mit dem Thema telemedizinisches Versorgungsmanagement und viele Kostenträger nehmen Teile der Wertschöpfungskette selbst in die Hand. Eine weitere positive Entwicklung ist im Export zu verzeichnen. Die Marke „Made in Germany“ genießt auf vielen Märkten weltweit großes Ansehen. Eine weitere große Chance für die Telemedizin stellt der zweite Gesundheitsmarkt dar. Hier bezahlt der Verbraucher direkt für telemedizinische Anwendungen oder solche Produkte werden in Zusatzversicherungen integriert, dazu eignen sich besonders Angebote im Bereich der häuslichen Pflege oder Ambient-Assisted-Living. Denn so lange wie möglich im eigenen Umfeld leben zu können ist ein Grundbedürfnis des Menschen und aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung wird die Nachfrage in Zukunft weiter steigen. Ein weiterer Trend entwickelt sich im Bereich der mobilen medizinischen Betreuung. Aus beruflichen und privaten Gründen sind immer mehr Menschen gezwungen, ihren Aufenthaltsort zu wechseln. Auch hier können telemedizinische Anwendungen ins Spiel kommen und eine optimale medizinische Betreuung sicherstellen. Es bietet sich also eine Fülle von Möglichkeiten, Telemedizin und Telemonitoring auf dem deutschen Markt zu etablieren.[16]

3.4 Finanzierung von Telemonitoring in Deutschland

Da telemedizinische Projekte bislang in der Probe- und Entwicklungsphase standen, wurden sie bisher über staatliche oder private Förderung finanziert. Nachdem zwischenzeitlich viele Anwendungen und Dienstleistungen getestet worden und für die Routineversorgung der Patienten eingesetzt und für sinnvoll und ausgereift befunden worden sind, ist nun die Fortführung der telemedizinischen Services aufgrund der fehlenden Weiterfinanzierung durch fehlende Abrechnungsziffern im pauschalisierten Entgeltsystem nicht mehr möglich. Das Sozialgesetzbuch schreibt vor, dass nur solche Leistungen beansprucht werden können, die Bestandteil des EBM-Systems oder nach Regelleistungsvolumen abrechnungsfähig sind. Das bedeutet, dass derzeitig im Einzelfall geprüft werden muss, ob die telemedizinische Leistung eine vom Kostenträger individuell akzeptierte Maßnahme ist oder ob zumindest ein Teil der erbrachten Leistung im EBM-Katalog der Krankenkassen aufgeführt ist und abgerechnet werden kann. In den Katalogen sind grundsätzlich Ziffern verankert, die für telemedizinische Ziffern herangezogen werden könnten. Allerdings sind diese an Regeln geknüpft, die im Rahmen von telemedizinischen Anwendungen häufig nicht gegeben sind.[17] Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz der telemedizinischen Leistungen werden immer noch in langwierigen wissenschaftlichen Studien geprüft und erst nach Abschluss der Prüfungen kann entschieden werden, ob eine Aufnahme der geprüften telemedizinischen Anwendung in den Katalog der gesetzlichen Krankenkassen stattfinden kann. Häufig dauern diese Verfahren so lange an, dass die geprüften Verfahren schon wieder veraltet sind und bereits neue Technologien auf den Markt drängen.[18] Eine Möglichkeit der derzeitigen Finanzierung der telemedizinischen Leistungen ergibt sich aus dem Schließen von integrierten Verträgen nach § 140ff. SGB V. Durch diese Verträge können Patienten durch sektor- und fachübergreifend vernetzte Strukturen versorgt werden. Unterschiedliche Leistungserbringer schließen sich hier zusammen und schließen individuelle Verträge mit den Krankenkassen ab. Diese Form der Finanzierung ist vor allem bei Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, chronischer Herzinsuffizienz oder COPD sinnvoll. Auch Disease-Management-Programme bieten eine Möglichkeit zur Vergütung für telemedizinische Leistungen, zum Beispiel das Telemonitoring bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Diese speziellen Programme werden von den Krankenkassen organisiert und angeboten. Der Gesundheitsfond honoriert hier jeden eingeschriebenen Patienten mit einer sogenannten Kostenpauschale bei der jeweiligen Krankenkasse. Eine weitere derzeitige Lösung zur Finanzierung der telemedizinischen Anwendungen ist die Finanzierung auf Selbstzahlerbasis, das heißt der Patient bezahlt die empfangene Leistung direkt beim Anbieter.[19]

[...]


[1] Vgl. Schultz C./Helms T. M. (2013), S. 31.

[2] Vgl. Schultz C./Helms T. M. (2013), S. 36 ff.

[3] Vgl. http://www.dgtelemed.de/de/telemedizin/?lang=de

[4] Vgl. Schultz C./Helms T. M. (2013), S. 37.

[5] Vgl. Schultz C./Helms T. M. (2013), S. 37 f.

[6] Vgl. http://www.dgtelemed.de/de/telemedizin/glossar/index.php?lang=de

[7] Vgl. Schultz C./Helms T. M. (2013), S. 41.

[8] Vgl. ebd., S. 42.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. Doarn, C. R. (2007), in AnyCare (2007), S. 58.

[11] Vgl. http://www.dgtelemed.de/de/presse/2010/2010-03-20.php

[12] Vgl. Häckl, D. ( 2010), S. 68ff.

[13] Vgl. Häcker, J./Reichwein, B./Turad, N. (2008), S. 18f.

[14] Vgl. Häckl D. (2010), S. 98f.

[15] Vgl. Häcker, J./Reichwein, B./Turad, N. (2008), S. 59f.

[16] Vgl. Kottmair, Dr. St. (2013), in Schultz, C./Helms, T. M. (2013), S. 85ff.

[17] Vgl. Dittmar, R./Wohlgemuth, W. A./Nagel, E. (2009), in G+G Wissenschaft (2009), S. 22.

[18] Vgl. Reiter, B./Turek, J./Weidenfeld, W. (2011), in C·A·P Analyse (2011), S. 15.

[19] Vgl. http://www.telemedallianz.de/witm_rechtliches_ruf.html

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Telemedizin im modernen Gesundheitsmarkt
Hochschule
Hanseatische Verwaltungs- und Wirtschafts- Akademie VWA gemeinnützige GmbH, Studienzentrum Hamburg
Veranstaltung
Sozial- und Gesundheitsmanagement
Note
2,7
Jahr
2014
Seiten
44
Katalognummer
V308804
ISBN (eBook)
9783668073142
ISBN (Buch)
9783668073159
Dateigröße
1032 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
telemedizin, gesundheitsmarkt
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Telemedizin im modernen Gesundheitsmarkt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308804

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