Berufsbildung in Österreich während der Habsburgermonarchie 1848-1918

Bildungsebenen - Bildungsarten - Bildungsprinzipien


Fachbuch, 2015

631 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ... 3

Vorbemerkung ... 7

1 Einleitung ... 8

I. RÜCKBLICK: BERUFSBILDUNG UND BRAUCHBARKEIT ... 11

2 Berufsbildung und Nützlichkeit ... 12

2.1 Mittelalter und Zunftbildung ... 13

2.1.1 Lehrlinge und Betriebsbildung ... 18

2.1.2 Gesellen und Wanderschaft ... 22

2.1.3 Meister und Selbstständigkeit ... 23

2.2 Neuzeit und Zunftlockerung ... 25

2.2.1 Gewerbebildung und Bildungsstätten ... 25

2.2.2 Betriebliche Handwerkbildung ... 33

2.2.3 Handwerk und duale Bildung ... 42

3 Berufsbildung und Realismus ... 53

3.1 Realismus und Bildungsidee ... 54

3.1.1 Comenius und Realpädagogik ... 55

3.1.2 Realschule und Reformprotestanten ... 59

3.1.3 Realschule und Bürgerbildung ... 64

3.2 Aufklärung und frühe Industrialisierung ... 68

3.2.1 Philanthropen und widersprüchliche Bildung ... 74

3.2.2 Realbildung und Brauchbarkeit ... 90

3.2.3 Technikbildung und Nützlichkeit ... 97

3.2.4 Zeichenschulen und Manufakturen ... 117

3.2.5 Pflichtschulen und Gewerbebildung ... 122

II. HABSBURGERMONARCHIE 1848-1918: BERUFSBILDUNG UND INDUSTRIALISIERUNG ... 137

4 Niedere Berufsbildung als Fortbildung ... 138

4.1 Berufliche Vorbildung ... 139

4.1.1 Hauptschulen und Unterrealschulen ... 140

4.1.2 Allgemeine Handwerkerschulen ... 143

4.2 Gewerbliche Fortbildungsschulen und Handwerkerbildung ... 160

4.2.1 Gewerblich-allgemeinen Fortbildungsschulen ... 162

4.2.2 Gewerblich-fachlichen Fortbildungsschulen ... 164

4.3 Kaufmännische Fortbildungsschulen und Handelsbildung ... 172

4.4 Landwirtschaftliche Fortbildungsschulen und ländliche Bildung ... 175

5 Mittlere Berufsbildung und Facharbeiterbildung ... 177

5.1 Gewerbliche Fachschulen ... 178

5.1.1 Fachschulen und gewerbliche Hauptgruppen ... 182

5.1.2 Fachschulen und Gewerbezweige ... 198

5.1.3 Fachschulen und Gemeinsamkeiten ... 236

5.1.4 Zeichen- und Modellierschulen ... 240

5.1.5 Staats-Handwerkerschulen als Verwaltungseinheit ... 247

5.1.6 Bau- und Kunsthandwerkerschulen ... 264

5.1.7 Werkmeisterschulen ... 274

5.2 Handelsschulen ... 276

5.3 Land- und forstwirtschaftliche Fachschulen ... 279

6 Höhere Berufsbildung und Reifeprüfung ... 286

6.1 Realschulen und Gewerbebildung ... 293

6.2 Gewerbeschulen ... 298

6.2.1 Gewerbeschulen und Ausland ... 308

6.2.2 Staats-Gewerbeschulen und Bildungsebenen ... 319

6.2.3 Staats-Gewerbeschulen und Bildungsprinzip ... 350

6.2.4 Staats-Gewerbeschulen als Verwaltungseinheiten ... 371

6.2.5 Baufachschulen und Praxisnähe ... 443

6.2.6 Staats-Gewerbeschulen und Gemeinsamkeiten ... 446

6.2.7 Zentralanstalten mit gewerblichen Bildungsaufgaben ... 501

6.3 Höhere Handelsschulen ... 517

6.4 Höhere Land- und forstwirtschaftliche Schulen ... 526

7 Hohe Berufsbildung und Akademisierung ... 529

7.1 Polytechnische Schulen zu Technischen Hochschulen ... 537

7.2 Bergakademie zur Montanhochschule ... 556

7.3 Exportakademie zur Hochschule für Welthandel ... 558

7.4 Hochschule für Bodenkultur ... 560

8 Berufliche Frauenbildung und Entstehung ... 563

8.1 Zentralanstalten für das Frauengewerbe ... 568

8.2 Frauen-Gewerbeschulen ... 571

8.3 Koch- und Haushaltungsschulen ... 573

III. AUSBLICK: BERUFSBILDUNG UND WEITERENTWICKLUNG ... 577

9 Berufsbildung und Spezialisierung ... 579

9.1 Fortbildungsschulen zu fachlichen Berufsschulen ... 581

9.2 Berufsbildende mittlere Schulen und Facharbeiterbildung ... 587

9.3 Berufsbildende höhere Schulen und Doppelqualifikation ... 596

9.4 Berufsbildende Hochschulen zu Universitäten ... 602

9.5 Frauenberufsschulen und Höherqualifizierung ... 608

10 Quellen, Literatur und Abkürzungen ... 612

10.1 Quellen ... 612

10.2 Primärliteratur ... 616

10.3 Sekundärliteratur ... 622

10.4 Nachschlagewerke ... 629

Vorbemerkung

Die schulische berufliche Bildung steht im Spannungsfeld von Allgemeinbildung und Berufsbildung mit Fachtheorie und Fachpraxis. Eine höhere polytechnische Bildung findet in der Habsburgermonarchie bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert statt. Die Fachbildung erfolgt an den höheren polytechnischen Schulen zunehmend im 19. Jahrhundert. Eine mittlere Berufsbildung der Theorie orientierten Realschulen findet durch das Organisationsstatut 1849 statt. Eine mittlere Theorieorientierte Berufsbildung ist an den Realschulen gegeben. Die Berufsbildung wird durch Politische Schulverfassung 1806 gefördert. Die beiden letzten Jahrgänge der 6- jährigen Hauptschulen werden in den Städten zunehmend als "unselbstständige" Unterrealschulen organisiert. Die Berufsbildung erfährt durch die Gewerbeschulen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert einen ungeahnten Aufschwung. Die Industrie und das Gewerbe werden dadurch pädagogisch-didaktisch gefördert. Die Gewerbebildung wird in der Habsburgermonarchie zunehmend Praxis orientierter. Die Verwaltungseinheit Staats-Gewerbeschule wird zu einem Symbol gewerblicher Bildung auf unterschiedlichen Bildungsebenen. In diesen gewerblichen Schwerpunkts- und Musterbildungsstätten sind höhere Gewerbeschulen, Werkmeisterschulen, gewerbliche Fortbildungsschulen und Spezialkurse integriert. In der auslaufenden Habsburgermonarchie werden auch Frauengewerbeschulen in die Staats-Gewerbeschulen eingegliedert. Zunehmend entsteht die Forderung von Industrie und Gewerbe einen Lehrwerkstätten-Unterricht an den höheren Gewerbeschulen zu installieren, wobei dieser zunehmend pädagogisch-didaktisch ein Teil des Lehrplanes wird.

1 Einleitung

Die freien Handwerker üben in den Städten und Märkten ihr Gewerbe im Spätmittelalter aus. In der urbanen Gesellschaft haben die Handwerker auf Grund ihrer Zahl ein Mitspracherecht. Im 14. Jahrhundert drängen sie in den Rat der Stadt vor. Zur Wahrung ihrer Interessen entstehen genossenschaftliche Strukturen, wobei der Begriff Zunft erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Österreich nachweisbar ist. Die mittlere Dauer der Lehrzeit beträgt drei bis vier Jahre, bis eine Freisprechung zum Gesellen erfolgt. Ein Bericht über den Abschluss der Lehre genügte. Eine eigentliche Prüfung wird nicht vorgenommen. Der Geselle bleibt in der Abhängigkeit des Meisters. Nach einigen Gesellenjahren tritt er meist in Wanderschaft, um seinen Lebens- und Erfahrungshorizont zu erweitern. Die Wanderschaft wird zunehmend zur Pflicht. Die Zunft entscheidet über das Erreichen der Meisterwürde, wobei ein Meisterstück zunehmend zur Pflicht wird. Die einseitige Begünstigung der Meisterkinder veranlasst die Gesellen sich zu eigenen Korporationen zusammenzuschließen, um in den Zünften ein gewisses Mitspracherecht zu erhalten.

Im auslaufenden 19. Jahrhundert wird über einen Niedergang des Handwerks geklagt. Das Handwerk repräsentiert in der Vergangenheit den gewerblichen Mittelstand. In der Warenerzeugung ist die Großindustrie der größte Gegner der Handwerksproduktion. Die Industrie hat durch technisch und kaufmännisch gebildete Mitarbeiter einen Vorteil. Die Großbetriebe zeichnen sich durch den Einsatz von Maschinen und Anlagen aus. Es werden von diesen vor allem billigere Massenprodukte erzeugt, die wenig Individualität bei der Produktgestaltung ermöglichen. Die Maschinenarbeit verdrängt zunehmend die individuellere Handarbeit des Handwerks. Die Handwerker werden als Facharbeiter zunehmend zu angelernten Lohnarbeitern in der Industrie.[1]

Die selbstständigen "Fachschulen" sollen für ein bestimmtes industrielles und gewerbliches Fachgebiet ausbilden. Die Erwerbsfähigen einer einschlägigen Industrie müssen in einer entsprechenden Menge vorhanden sein. Die Lokalindustrie für einen speziellen Gewerbezweig ist gegeben. Die Fachschulen sollen Wurzeln in den Produktionsstätten der einzelnen gewerblichen Zweige schlagen. Im Bereich der Metallindustrie werden drei frühe Beispiele an gewerblichen Fachschulen aus der Habsburgermonarchie im heutigen Österreich genannt: Die Handels- und Gewerbekammer gründet eine "Mechanische Lehrwerkstätte" bereits im Jahre 1861 in Klagenfurt; die Fachschule für Maschinenwesen in Wiener Neustadt 1873; Fachschule für Uhrenindustrie in Karlstein 1873; das Handelsministerium gründet die Fachschule für "Gewehrindustrie" im Jahre 1878 in Ferlach. Die "Vereinigte Versuchsanstalt und Lehrwerkstätte für Eisen- und Stahlindustrie" entsteht im Jahre 1878 in Steyr.[2]

In den Stamm-Baum des Wissens treten im 19. Jahrhundert zunehmend das Gewerbe und die Industrie als Bildungsstoff ein. Die "gewerblichen" Bildungsinhalte benötigen zunehmend einen entsprechenden Zeichenunterricht. Das Handwerk wird zunehmend von der Maschinenproduktion bei der Industrialisierung abgelöst. Neben der aufstrebenden Industrie sind das Handwerk und das Gewerbe in Österreich nach wie vor bedeutungsvoll.[3] Deutschland hat gegenüber der Habsburgermonarchie ein "mindestens" fünfzehnmal größeres Finanzbudget für die "mittlere" industrielle und gewerbliche Bildung zur Verfügung. Die Werkmeisterschulen nehmen seit den 1860er Jahren in Deutschland in einem riesigen Tempo zu. Die Gewerbeschulen sollen im Allgemeinen den Gewerbestand geistig heben. Es handelt sich in Deutschland bei den Gewerbemittelschulen im frühen Stadium um die damals sehr wichtigen "Werkmeisterschulen". Die "höheren Gewerbeschulen" werden in Österreich zunehmend wichtiger.

In der Habsburgermonarchie ist die wirtschaftliche Entwicklung ein Motor für das Entstehen einer frühen gehobenen technischen Qualifikationsstufe. Die Habsburgermonarchie wird in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert führend in Europa bei den "Technischen Lehranstalten".[4] Es entstehen die gehobenen Polytechnischen Institute in Prag 1806 und in Wien 1815. Das vorerst naturwissenschaftlich orientierte Joanneum Graz gegründet 1811, wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert zunehmend eine technische Lehranstalt. Es findet zunehmend eine höhere beruflich-technischer Bildung an den "Polytechnischen Instituten" statt. In der Habsburgermonarchie entstehen acht solcher Lehranstalten. Diese höheren technischen Bildungsstätten mit unterschiedlichen Namen sehen ihr Vorbild vornehmlich in der "industriellen" Bildung in Frankreich. In diesem Staat setzten bereits früher eine Technisierung und damit eine Industrialisierung ein.

Die bürgerlichen Frauen gründen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts "Frauenvereinigungen". Das Ziel dieser Vereine ist, den Mädchen und Frauen Bildungs- und Berufsmöglichkeiten zu eröffnen. Der "Wiener-Frauen-Erwerbs-Verein" wird im Jahre 1866 gegründet und dieser gründet und erhält im Schuljahre 1885/86 folgende Schulen: eine höhere Bildungsanstalt für Mädchen das 6- jährige Lyzeum, eine Handelsschule, Sprachschulen für Französisch, Englisch und Italienisch, Stenographie-Kurse, eine höhere Arbeitsschule, eine Zeichenschule, ein Näh- und Schneiderschule, Strick-Kurse, Maschinenstrick-Kurse, Modisten-Kurse, Kurse für Kunststrickerei; ein Atelier für Musterzeichnen, ein Atelier für kunstgewerbliche Maltechnik.

I. RÜCKBLICK: BERUFSBILDUNG UND BRAUCHBARKEIT

Die "Politische Schulverfassung" 1806 sieht eine Erweiterung und Weiterentwicklung der Hauptschulen vor. Der Normalschule wird zur Normal- und Musterhauptschule. Im Jahre 1775 entstehen durch die "Schulkommissionen" in den Hauptstädten der Kronländer die Normalschulen als Muster-Pflichtschulen. Johann Ignaz von Felbiger ein Wegbereiter der Primarschulreform in der Habsburgermonarchie. Im Jahre 1771 kann bereits eine Normalschule im "Churhaus" zu St. Stephan in Wien eröffnetet werden. Diese Musterschule wird von Joseph Meßmer geleitet, der von Felbiger in Schlesien in dieser "Lehrart" vertraut gemacht worden. Am 1. Mai 1775 wird die Normalschule im St. Anna Gebäude in der Johannesgasse neu eröffnet. Normalschulen entstehen in Innsbruck 1772, in Linz 1775, in Graz 1775 und 1775 in Klagenfurt. Die Industrie soll gehoben und der Handel gefördert werden.[5] Die Ausschöpfung des gesamten Bildungspotenzials eines Volkes kann einen wirtschaftlichen Aufschwung für Österreich bringen. Mit den Normalschulen beginnt die Professionalisierung der Pflichtschullehrer-Bildung, die bis in die Gegenwart stattfindet.[6]

In den österreichischen Ländern der Habsburger entwickelt sich in der Neuzeit ein ausgedehntes "Zunftwesen". Dieses wirkt bis ins 19. Jahrhundert und weist eine hohe Beharrlichkeit auf. Eine liberale "Gewerbegesetzgebung" entsteht in der Habsburgermonarchie als Gewerbeordnung 1859. Die gewerblichen Genossenschaften, heute sind es die Wirtschaftskammer, weisen auch eine "verpflichtende" Mitgliedschaft auf. Die Traditionen der Zünfte werden indirekt in abgeschwächter Form bis in die Gegenwart fortgeführt.[7]

2 Berufsbildung und Nützlichkeit

Im 17. Jahrhundert beginnt eine Ablöse der Theologie durch die Philosophie und ein naturwissenschaftliches Denken. Die Menschen versuchen zunehmend die Welt philosophisch und naturwissenschaftlich zu verstehen und begründen. Die neue und moderne Naturwissenschaft bringt allmählich eine Technisierung und Industrialisierung. Der Mensch bringt durch Beobachtung der Natur die Technik hervor. Es entsteht zunehmend ein nicht nur von Gott geprägtes Menschenbild. Die Bildung wird zu einem irdischen Ideal. Die Theologie verliert allmählich ihre Alleinherrschaft und durch das Denken der Aufklärung beginnt der Mensch auch selbst zu denken.[8] Die Universitäten wurden von der Theologie beherrscht. Die neuen Wissenschaften erfordern durch die Aufklärung ein anderes Denken. Dies wird durch die neu entstehenden Akademien der Wissenschaften erreicht. Die Forschung wird für diese Gelehrtengesellschaft wichtig. Die Philosophie wird in die Geistes- und Naturwissenschaften differenziert.[9] Die erste deutsche Akademie der Wissenschaften wird von Gottfried Wilhelm Leibnitz 1646-1716 in Berlin gegründet. Leibnitz gilt als Vordenker der Aufklärung und ist ein universal denkender Geist.[10] Das Werk "Enzyklopädie" sollte ein aufklärerisches Denken, mit weniger Theologie vermitteln. Grundgedanken der Aufklärungspädagogik:

"Erziehung liegt in der Hand des Menschen; Erziehung führt in das wirkliche Leben, und das wirkliche Leben erfordert ausdrücklich Erziehung; es gibt die Methode der richtigen Erziehung; Erziehung kann das Kind als Kind, nicht nur als kleinen Erwachsenen, sehen; Erziehungsbedürftigkeit begründet die Forderung nach allgemeiner Schulpflicht".[11]

Diderot wird im Jahre 1746 von einem Verleger mit der Verfassung einer "Enzyklopädie" beauftragt. Es soll in diesem Werk das Wissen der Epoche gesammelt werden. Diderot kann im Jahre 1747 den aufgeklärten Gelehrten D´ Alembert zur Mitarbeit an diesem Sammelwerk gewinnen. Diderot kann einflussreiche Aufklärer für dieses Projekt gewinnen. Den Techniken von Handwerk und Manufaktur wird auch ein breiter Raum gewidmet. Die Enzyklopädisten vertreten eine eher anti-kirchliche Geisteshaltung, trotzdem werden auch Theologen als Artikelschreiber gewonnen. Das 35- bändige Gesamtwerk entsteht in der Zeit von 1751 bis 1780. Die verschiedenen Artikel sind so gestaltet, dass auch die Zensur hinter das Licht geführt werden kann. Die Enzyklopädie führt in das Denken der Aufklärung ein. Die überlieferten autoritären Strukturen werden hinterfragt und es gibt auch einen heftigen Widerstand.[12]

2.1 Mittelalter und Zunftbildung

Die "kommerzielle Revolution" im Spätmittelalter entwickelt zunehmend ein Geld- und Bankwesen. Der Warenbestand wird zunehmend mit dem Geldbestand verglichen. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gewinnt an Bedeutung. Der "Merkantilismus" und das "absolutistische" Staatsdenken zielt darauf hinaus die inländische Wirtschaft zu stärken. Die Konkurrenzfähigkeit steigt dadurch, und das Gemeinwohl steigt. Die Importe werden beschränkt, vor allem ist man bestrebt ausländische Facharbeiter in der Habsburgermonarchie zu beschäftigen. Die mittelalterlichen Zünfte sind streng darauf bedacht die "Meisterrechte" im Handwerk zu bewahren. Ein Bildungsgedanke wie die Schaffung eines Schulwesens für Hankwerker, hätte zu sehr in die "Sonderrechte" der Meister eingegriffen. Eine die Zünfte zusammenfassende Organisation hätte es ermöglicht das Trennende Hintanzustellen und der Gedanke Schule wäre vermutlich aus den Handwerkskreisen selbst gekommen. Der Schulgedanke ist dadurch nicht im Handwerk geboren worden. Die allmählich verfallenden Zünfte sind eigentlich dafür verantwortlich. Zunehmend entsteht der Gedanke Schulen für produktive Arbeit zu gründen. Dadurch sollen der Handel und das Gewerbegestärkt werden. Die Verarmung der Bevölkerung wirkt auf die Finanzen des Habsburgerstaates aus. Es ist nicht nur in Österreich um die Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit der Bevölkerung bestellt. Der Merkantilismus sollte den Wohlstand des Volkes erhöhen. Die Kinder sollen nicht nur lesen und schreiben lernen, sondern müssen auch erfahren, wie sie den Lebensunterhalt verdienen können.[13] Es werden "unzünftige" Manufakturen und Bildungsstätten, wie das "Kayserliche Kunst- und Werk-Haus" am Tabor in Wien entsprechend gefördert.

In der frühen Neuzeit entwickelt sich in den österreichischen Ländern ein dichtes Zunftwesen. Die Zünfte haben bis in die Mitte des 19. Jahrhundert eine große Beharrungskraft. Die Gewerbegesetzgebung setzt mit der Gewerbeordnung 1859 formell das Zunftwesen außer Kraft. Dafür entstehen gewerbliche "Genossenschaften" mit einer verpflichtenden Mitgliedschaft. Die Traditionen der Zünfte werden vielfach fortgesetzt. Dies hat vor allem für die Berufsbildung Geltung.[14]

Die freien Handwerker[15] lassen sich in den Städten und Märkten nieder. Die Handwerker üben hier ihr Gewerbe aus. Die Handwerker fordern bald in der urbanen Gesellschaft aufgrund ihrer Zahl und wirtschaftlichen Bedeutung ein Mitspracherecht. Das Handwerksgewerbe wird im 14. Jahrhundert so wichtig und diese drängen in den Rat der Stadt vor.[16] Die Handwerker schließen sich zur Wahrung ihrer Interessen genossenschaftlich zu "Handwerksverbänden" zusammen. Diese Handwerkszusammenschlüsse werden im Mittelalter als Handwerk, Bruderschaft oder Zeche bezeichnet. Im auslaufenden 15. Jahrhundert wird durchwegs der Begriff "Zunft" verwendet. Dieser ist seit dieser Zeit auch dokumentarisch in Österreich nachweisbar. Die früheste Zunftbezeichnung in Österreich wird durch eine Urkunde für Kupferschmiede in Tirol im Jahre 1463 nachgewiesen.[17]

Über den eigentlichen Ursprung der Zünfte kann im Prinzip keine genaue Aussage gemacht werden. Auf österreichischem Gebiet scheinen vorerst die herrschaftlichen Strukturen eine bedeutende Rolle gespielt zu haben. Es kann von einer einheitlichen Struktur und Funktion der österreichischen Handwerksverbände ausgegangen werden. Das Wort Zunft wird erst im zu Ende gehenden Mittelalter durchgehend verwendet. Im Jahre 1502 erscheint eine "Ordnung und Zunft" der Schuster im Land Steiermark. Es setzt sich nunmehr diese Bezeichnung in anderen Teilen Österreichs durch. Die Zeche oder Bruderschaft sind synonyme Bezeichnungen für autonome Körperschaften innerhalb einer städtischen Gesellschaft. Eine Zeche bildet einen organisierten Verband, mit einem eigenen Schiedsgericht für die Mitglieder.[18]

Bei einer "grundherrschaftlichen" Stadt ist das Verhältnis von Stadt- und Landhandwerk kontrovers: einerseits ist der städtische Zunftzwang auf den Anschluss des Landhandwerkes gerichtet, andererseits liegt das Interesse der Grundherrschaft in einer ausgewogenen Wirtschaftsstruktur. Das Landhandwerk sollte auch in den Rechtsschutz und die Ordnung eines "Handwerkerverbandes" einbezogen werden. Es ist allerdings ein Konflikt gegeben. In Eferding in Oberösterreich beispielsweise ist anfänglich eine Trennung von Stadt- und Landhandwerk gegeben. Die überlieferte Handwerksordnung der Schuhmacher im Jahre 1437 besagt, dass ein Handel mit Landschustern verboten wird. Die städtischen und grundherrschaftlichen Behörden sichern eine Einhaltung dieser Vorschrift zu. Das Monopol der städtischen Schuhmacher darf auf keinem Fall eingeschränkt werden.[19] Ein Ausschließen des Landhandwerks kann auf Dauer nicht aufrecht erhalten bleiben. Die Grundherrschaft hat ein Interesse, dass die Landbewohner innerhalb der Herrschaft entsprechend zu fördern sind. Das Landhandwerk im Umfeld einer Stadt übt mit den hergestellten Schuhen einen ständigen Preisdruck aus.[20]

Der "Zunftzwang" wird zur materiellen Grundlage der Organisation des Handwerks. Die älteste überlieferte Ordnung ist durch das Jahr 1437 durch die Schuhmacher gegeben. Regelmäßig gibt es Bestimmungen bis ins 17 Jahrhundert bezüglich der Zwangsmitgliedschaft in der Handwerksorganisation aller Handwerker eines Gewerbes. In manchen Handwerksorganisationen werden auch für Gesellen integriert.[21] Neben dem "offiziell" organisierten Handwerk hat es immer schon die "zunftfreien" Handwerker, die eigentlich verbotenen "Störer"[22] gegeben. In großen Städten können diese als billige "Lohnhandwerker" existieren, wobei diese sehr oft aus dem ländlichen Bereich kommen. Dieses Problem wird erstmals in der Schneiderordnung aus dem Jahre 1513 in Eferding beschrieben:

"Welicher schneider in der graffschaft das handtwerch arbeiten wil, der sol sich heüslich seczen undnd mit ainen pfundt wachs in die bruderschafft kauffen, aber das handrwerch störweise nicht arbeiten, haimlich noch öffentlich".[23]

Eine vermutliche Anpassung an die wirklichen Verhältnisse lässt eine Bestimmung der Schuhmacherordnung erkennen. Diese ermöglicht einen Störer die Beschäftigung für 14 Tage. Es werden nicht "ordnungsgemäß" ausgelernte mit entsprechenden Gesellen praktische auf eine Stufe gestellt. Die spätere Institution des Merkantilismus kennt den Begriff des "hofbefreiten" Handwerkers.[24] Die Handwerksgenossenschaften sind soziale, wirtschaftliche und kulturelle "Ordnungsfaktoren". Eine allgemeine Regelung der "Bildungsfrage" auf österreichischem Boden erfolgt erst im 15. Jahrhundert. Die Entwicklungsstufen sind erstens die Bindung des Lehrlings in die patriarchalische Ordnung des Meisterhaushaltes. Es folgen die Jahre der "Wanderschaft", die den Lehrling in die Freiheit entließen und dieser Erfahrungen sammeln sollte. Der Abschluss dieses Entwicklungsprozesses erfolgt durch die Meisterwürde und es erfolgt wieder fest eine Bindung an Stand und Gemeinwesen. Der deutsche Zunfttypus gilt für das gesamte Mitteleuropa. Das Zunftwesen im Mittelalter bringt die "Bildungsebene" Lehrling – Geselle – Meister hervor. Diese Grundstruktur entwickelt sich allmählich im Mittelalter, die bis in die Gegenwart hinein existiert. Die Handwerkerbildung in den Zünften wird durch die Urbanisierung im Hoch- und Spätmittelalter entsprechend gefördert. Die Einkünfte des Passauer Bischofs Albert sind durch die verschiedenen Handwerker im Jahre 1324 folgend gegeben:

Das Register enthält 28 Nehmen in 13 Handwerken: Schuster 7, Weber 3, Bäcker 4, Metzger 2, Kürschner 2, Hafner 1, Schmied 1, Messerschmied 2, Schwertfeger 1, Schiffer 1, Müller 1 und ein Glockengießer.[25]

2.1.1 Lehrlinge und Betriebsbildung

Der "Lehrling" hat zuvor da und dort eine Pfarrschule am Lande oder eine "deutsche" Schule in den Städten besucht. Im "Hochmittelalter" entsteht ein weitmaschiges Pfarrnetz, das bis ins 18. Jahrhundert nur eine geringe Veränderung erfährt. Die Urpfarren umfassen im Allgemeinen flächenmäßig ein sehr großes Gebiet und später erfolgt eine Gliederung in kleinere Pfarren. Die Pfarren übernehmen immer mehr auch "schulische" Aufgaben. Die Pfarrschule bei St. Stephan entsteht in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert und erreicht einen hohen Rang, wobei die Kleriker-Bildung im Mittelpunkt steht.[26] Eine "prä-universitäre Wissenschaftlichkeit"[27] wird mit dieser gehobenen Schule in Verbindung gebracht. Diese Bildungsstätte wird mit dem auslaufenden 13. Jahrhundert als Bürgerschule bezeichnet. Die Wiener Bürger müssen für diese Schule aufkommen, wobei diesen ferner die Aufsicht übertragen wird. Es werden auch in anderen wichtigen Pfarren, Schulen mit eher bescheidenem Lehrangebot eröffnet. Die Bildung der Kinder und Jugendlichen scheint über den Kirchendienst hinausgegangen zu sein und es werden auch Weltkleriker herangebildet.[28]

Im "Spätmittelalter" des 14. Jahrhundert haben die Pfarrschulen vor allem die Aufgabe, auf den Kirchendienst vorzubereiten. Über das elementare Schulwesen im Spätmittelalter ist quellenmäßig wenig bekannt. Die Effizienz dieser Schulen ist vor allem vom Lehrer und Pfarrer abhängig. Im Spätmittelalter wünscht man sich zunehmend Grundschulen, die einem praktischen Zweck dienen. Diese sollen das Deutsche pflegen und ein besonderer Schwerpunkt soll auch auf das Rechnen gelegt werden. Die Schriftlichkeit nimmt in dieser Zeit auch im Handel zu. Die deutsche Sprache soll zu einem "schriftsprachlichen" Kommunikationsmittel werden.[29] Es besteht das Bedürfnis die deutsche Sprache zu formen und zu vereinheitlichen. Der neue Schultyp einer "deutschen Schule" entsteht vor allem durch das städtische Bürgertum. Im Lehrplan dieser Schulen ist nach dem Bedürfnis der Bürger Lesen und Schreiben in deutscher Sprache, Rechnen und die Kenntnis der Münz-, Maß- und Gewichtsarten, sowie etwas Gesang enthalten. Ein wenig Latein wird oft vermittelt, damit die Schüler dem Gottesdienst besser folgen können. Die Knaben und Mädchen besuchen diese meist von sieben bis zwölf Jahre diese Schulen. Die Kinder haben einen unterschiedlichen Bildungsstand, da dieser vom Schulbesuch abhängt, auf den die Eltern einen Einfluss haben. Es wird dadurch meist der Gruppenunterricht gewählt. Der Unterricht war mechanisch, denn der Lehrer diktiert und die Schüler sprechen nach und schreiben ab.[30]

Der Unterricht wird damals als Gewerbe gesehen und dieser hängt entscheidend vom Schulmeister ab. Die "Schulhalter" sind anfänglich mit geringem Gehalt nebenberuflich tätig. Dieses Einkommen wird aus dem Schulgeld gespeist. Die Lehrer werden als Bürger in die Stadt aufgenommen und können ihre Schule vererben. Diese Schulen können sich im beginnenden 16. Jahrhundert durchsetzen, da die Pfarrschulen eine starke Position besitzen. Die deutsche Schule in den Städten hilft das Bürgertum zu emanzipieren. Der deutsche Schulmeister steht nicht mehr im Dienste der Kirche, sondern steht im Schutze der Stadt.[31]

Das Aufblühen der Städte bringt eine Veränderung im Schulwesen. Die Städte werden politisch selbständig, dadurch kann das Bürgertum erstarren. Der Handel und der Gewerbefleiß bringen Wohlstand. Der steigende Geschäftsverkehr und eine wachsende Verwaltung benötigen die Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Schulen gehen auf die Bedürfnisse der Handwerker und der Handel treibenden Bürger ein. Die Städte beginnen zunehmend diese Schulen zu errichten. Der Gedanke einer allgemeinen Volksbildung ist noch nicht gegeben. Einen Schulzwang gibt es nicht, wobei es viele Analphabeten gibt.[32]

Die Lehrlinge haben nach den jeweiligen Handwerksordnungen eine verschieden lange "Probezeit". Die meisten Ordnungen sehen ein "Bildungsrecht" der Lehrlinge vor. Die aufblühenden Städte benötigen dringend entsprechende Handwerker. Das Können und die Anforderungen steigen zunehmend. Eine gründliche praktische Bildung des Handwerksnachwuchses wird erforderlich. Diese notwendigen praktischen Bildungsüberlegungen machen eine geregelte "Lehrzeit" notwendig. Im 15. Jahrhundert setzt mit den "Lehrjahren" eine Entwicklung ein, die zu einer geordneten "Gesellenzeit" und zur Meisterwürde führen. In den Ordnungen werden die Lehrlinge auch als Lehrjungen, Lehrknaben und Lehrknechte bezeichnet. Die älteste Nachricht über Lehrlinge ist jene der Goldschmiede aus dem Jahre 1367. In diesem Dokument wird Meistern nicht gestattet, den Sohn eines "Pfaffen", eines Henkers und einen unehelichem Kind das Handwerk zu lehren. Der Lehrling muss "ehrlich" geboren worden sein. Zur Aufnahme eines Lehrlings ist eine Gebühr erforderlich. Über das Aufnahmeritual liegen unterschiedliche Angaben der einzelnen Handwerke im Spätmittelalter vor. Die Bereitstellung eines Bürgen wird auch oft verlangt. Diese Bürgen sollten Meister, Wiener Bürger und sonst angesehene Leute sein. Oft wird auch verlangt, dass diese dem Handwerk und Zunft angenehm sind. Die Bürgen-Stellung unterliegt einem Wandel. Bürgen werden vor allem dann verlangt, wenn diese kein Lehrgeld zu zahlen imstande sind oder es gibt keine "ehrliche" Geburt. Die Bürgen haben dafür zu garantieren, dass die Lehre durchgehalten wird und der Lehrling gegenüber dem Meister gehorsam ist. Diese müssen meist mit 32 Gulden für den Lehrling gutstehen.[33] Vor dem Abschluss des "Lehrvertrages" muss das Lehrgeld bezahlt werden. Der Meister muss oft "Freisprechungsfeiern" organisieren und nach Ablauf der Lehrzeit ist ein "Lehrbrief" auszustellen. Die Lehrzeit ist bei den einzelnen Gewerben verschieden lang. Eine längere Lehrzeit soll auf ein umfangreicheres Handwerk hinweisen. Eine 6 jährige Lehrzeit der Rauchfangkehrer und eine 3 jährige der Wundärzte beispielsweise, kann nur schwer argumentiert werden.[34]

Das formale "Bildungsrecht" setzt sich im Handwerk erst spät durch. Bildungsfragen setzen im Handwerk im 15. Jahrhundert ein. Eine gründliche und geregelte Berufsbildung des Nachwuchses erfolgt auch deshalb spät, da Handwerker aus dem ländlichen Umland zuwandern. Das handwerkliche Bildungsrecht kommt in die Ordnungen erst relativ spät. Der Lehrling hat das Recht wenn er freigesprochen wird, einen "Lehrbrief" zu verlangen.[35] Die Lehrzeit liegt im Allgemeinen zwischen 3 und 4 Jahren. Das Alter der aufgenommenen Lehrligen liegt zwischen 12 und 18 Jahren. Der Lehrling lebt in der Wohn- und Lebensgemeinschaft des Meisters und wird in "strenger" Zucht gehalten. Die Meister sind nicht nur verpflichtet, die Lehrlinge im Umgang mit Material und Werkzeug zu schulen und diese zu einer handwerklichen Perfektion zu führen. Die Meister haben die heranwachsenden Lehrlinge moralisch und sittlich zu unterweisen. Die Lehrlinge können auch dazu verpflichtet werden, in Haus und Garten zu helfen. Im zu Ende gehenden 14. Jahrhundert bürgert sich der Begriff "Lossprechung" zum Gesellen ein, der bis dahin als "Knecht" genannt. Der Ausdruck Geselle setzt sich nur langsam durch.[36]

2.1.2 Gesellen und Wanderschaft

Eine Lehrabschlussprüfung gibt es damals nicht. Ein Bericht des Meisters über den Abschluss der Lehre genügt, wobei fallweise bestimmte Gesellenstücke verlangt werden. Die "Freisprechung" erfolgt durch Eintragung in das Gesellenbuch der Zunft. Der Geselle bleibt Lohn bezogen zur Werkstätte in Beziehung und bleibt in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Meister. Nach einigen Jahren kann der Geselle die Wanderschaft antreten. Der Lebens- und Erfahrungshorizont sollte dadurch erweitert, und eine fachliche Perfektion muss erreicht werden. Die Wanderjahre werden allmählich üblich, wobei diese im 15. Jahrhundert zur Pflicht werden. Die Wanderjahre werden zur Erreichung der Meisterwürde erstmals im Jahre 1472 in Wien zur "Pflicht". Es gibt allerdings bereits frühere schriftliche Feststellungen über die Wanderpflicht.[37] Es müssen im Durchschnitt Wanderjahre im Ausmaß von 2 bis 4 Jahren nachgewiesen werden. Die Arbeitsstätten werden meist oft gewechselt, wobei die Arbeitsmöglichkeiten die Dauer regulieren. Die Arbeitsorte sind anfänglich noch nicht sehr weit entfernt, zum Beispiel innerhalb von Niederösterreich. Im 16. Jahrhundert kann bereits eine weiter entfernte Mobilität festgestellt werden. Diese Wege der Erkenntnisse und Erfahrungen haben auch eine bildungspolitische Bedeutung.[38]

Die Streitigkeiten zwischen Meister und Gesellen oder unter Gesellen sind vom Stadtrichter zu lösen. Die Konflikte zwischen Meister- und Gesellenschaft gehören vor dem Bürgermeister und Rat der Stadt. Die Romantik der Gesellenzeit rankt sich um den Wanderburschen. Der Geselle der in der Werkstätte arbeitet kommt in der Literatur kaum vor. Das Gesellenwandern benötigt eine Organisation wie die Gesellenverbände. Diese stellen zugewanderten Gesellen Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung. Die Gesellenverbände vermitteln Ortsfremden eine entsprechende Arbeit. Das Gesellenwandern ist ein Zeichen für den Ausgleich von Angebot und Nachfrage bei der Erzeugung von Handwerkswaren. Der wandernde aufgeweckte Geselle kann so manche Verbesserung einbringen, die oft unbekannt ist.[39]

2.1.3 Meister und Selbstständigkeit

"Aller" Handwerksordnungen sehen die "Verpflichtung" vor, dass Meister einem Handwerksverband einer "Zunft", Zeche, Bruderschaft oder einem Handwerk angehören müssen.[40] Die Handwerksordnungen werden zunehmend differenziert. Die städtischen Meister- und Zunftzwangsbestimmungen weiten sich auch auf das Land aus. Den Landhandwerkern wird die Zunftmitgliedschaft im Bereich der Grundherrschaft Eferding ermöglicht.[41] Die Erlangung der "Meisterschaft" hat für einen Handwerker durch das Stadt- und Handwerksrecht eine gefestigte Stellung in der Stadt zur Folge. Der Handwerksmeister erreicht in der Regel nicht die wirtschaftliche Stellung wie ein "Kauf- und Handelsmann".[42] Die selbständigen Meister sind neben anderen Bürgern, dem niederen und höheren Adel, der Geistlichkeit und den Kaufleuten, Vollbürger in einer Stadt. Die Gesellen und das noch schlechter gestellte "Gesinde" dürfen kein selbständiges Gewerbe ausüben. Die Handwerksmeister erkämpfen sich das Vollbürgerrecht im Laufe des Mittelalters.[43]

Nach der Wanderung muss der Geselle in der Regel ein bis zwei Jahre warten. Der Meister sollte auch gewechselt werden, damit der Charakter, die Kenntnisse, die Erfahrungen und die Fähigkeiten entsprechend eingeordnet werden können und die Zunft die Meisterwürde verleihen kann. Im auslaufenden Mittelalter wird zunehmend die Anfertigung eines Meisterstückes verpflichtend. Beispiele für Meisterstücke von einzelnen Handwerken: Schachspiel – Drechsler 1452; Goldener Kelch – Goldschmied 1446; Gewandkasten, Schreibtisch – Tischler 1435.[44] Der "Lehrlingsbrief" und zusätzlich die Anfertigung eines "Meisterstückes" sollen die Erreichung der Meisterwürde und damit die Aufnahme in die Zunft hinauszögern. Die Städte stagnieren im 15. Jahrhundert und ein Überangebot an Arbeitskräften ist gegeben. Die Begünstigung der Meisterkinder führt zu einem formalen "Numerus clausus" und hemmt den Weg in die Selbständigkeit. Die Gesellen versuchen eigene Korporationen zu gründen und erstritten dadurch ein gewisses Mitspracherecht in den Zünften.[45] Die Lage der Gesellen verbessert sich nicht wesentlich, da Währungskrisen und das am Ende des 15. Jahrhundert aufkommende "Landgewerbe" in der Form des "Störens" die wirtschaftliche Situation des Handwerks verschlechtern. Im 15. Jahrhundert werden zunehmend absolvierte Lehrjahre gefordert. Die eheliche Geburt wird im Jahre 1459 nachweislich verlangt. Es wird auch verlangt, dass der Meister sich zu verehelichen hat. In einer Urkunde im Jahre 1446 muss der Geselle einige Jahre in Wien bei verschiedenen Meistern arbeiten. Dies ist erforderlich wenn der Geselle in Wien Meister werden will.[46]

Die älteste Handwerksordnung von Eferding, die Schuhmacherordnung aus dem Jahre 1437 sieht zur Erlangung der Meisterwürde folgende Voraussetzungen vor: "fachliche" Kenntnisse, die in einer "Meisterprüfung" vor versammelten Handwerk nachgewiesen werden. In dieser Handwerkerordnung ist von einem geforderten Meisterstück noch keine Rede; die erforderlich "eheliche" kann durch eine längere Gesellenzeit dispensiert werden. Der leichte Zugang in den Alpenländern zum Handwerk und zur Meisterwürde entspricht den wirtschaftlichen Gegebenheiten dieser Zeit. Der leichte Zugang zu einem selbständigen Handwerksgewerbe ändert sich mit beginnender Neuzeit zunehmend. Die Liste der Voraussetzungen für die Meisterwürde nimmt beträchtlich zu: die Meisterprüfung verlangt zunehmend auch ein Meisterstück, wobei es eine Wahlmöglichkeit gegeben haben dürfte; eine Aufnahmegebühr in den Handwerksverband wird erforderlich; eine Verehelichung gilt als wichtige Voraussetzung; eine "eheliche" Geburt des Meisters und dessen Frau muss gegeben sein; ein aufwendiges Meistermahl kann erlassen werden. Die Erfordernisse für die Meisterprüfung werden beispielsweise beim "Schneiderhandwerk" durch eine Urkunde belegt, zunehmend verschärft: es müssen innerhalb eines Monats 24 Kleidungsstücke entworfen werden, wobei zwei Ratsmitglieder als Zeugen der Meisterprüfung notwendig sind.[47]

2.2 Neuzeit und Zunftlockerung

Die "zünftige", nichtschulische Berufsbildung im Handwerk und Handel gerät immer mehr in ein kritisches Schussfeld. Diese damals rein betriebliche Bildung reagiert zu wenig auf die strukturellen wirtschaftlichen Veränderungen. Diese genormte und geregelte Weitergabe von Einzelkenntnissen des Meisters an den Lehrling findet seit dem Mittelalter statt, wodurch die Gesellschaftsordnung weiter verfestigt wird. Die Zünfte ermöglichten nicht nur eine betriebsnahe praktische Bildung, sondern es erfolgt auch eine private und religiöse Formung der Menschen.[48]

2.2.1 Gewerbebildung und Bildungsstätten

Die "zünftige", nichtschulische Berufsbildung im Handwerk und Handel gerät immer mehr in ein kritisches Schussfeld. Diese damals rein betriebliche Bildung reagiert zu wenig auf die strukturellen und wirtschaftlichen Veränderungen. Diese genormte und geregelte Weitergabe von Einzelkenntnissen des Meisters an den Lehrling findet seit dem Mittelalter statt, wodurch die Gesellschaftsordnung weiter verfestigt wird. Die Zünfte ermöglichten nicht nur eine betriebsnahe praktische Bildung, sondern es erfolgt auch eine private und religiöse Formung der Menschen.[49]

Die Landesfürsten versuchen zunehmend die "Machtstellung der Zünfte bei der handwerklichen Berufsbildung" zu beschränken. Die "Gegenreformation" wird dominant von Landesfürsten getragen, die in den "Handwerksordnungen" ihren Niederschlag findet. Die Zünfte geraten zunehmend in einen Kampf mit den Landesfürsten. Die Stellung des Zech- und Zunftmeisters wird im 17. Jahrhundert zunehmend eingeschränkt. Es werden nur katholische Meister und Gesellen in die Zunft aufgenommen. Die Handwerksorganisationen werden für kirchliche Zwecke instrumentalisiert. Eine schulische Bildung wird bis ins 18. Jahrhundert nicht gefordert. Lesen und Schreiben wird für die Aufnahme in das Handwerk zunehmend erforderlich. Nach Beendigung der Lehrzeit ist ein "Lehrbrief" auszustellen. Auch die Wanderpflicht der Handwerks-Gesellen wird zunehmend nicht mehr erforderlich.[50] Die Zechmeister der Schmiedezeche der deutschen Stadt Metzenseifen in der Slowakei haben im Jahre 1639 XXVII Artikel in den Statuten formuliert. Auszugsweise wird aus diesem entnommen:

"[…] II. Artikel. Am Feste des Zechpatrons wählt unsere Zunft ihren Zechmeister und die Ältesten. An diesem Tag nimmt jedes Mitglied mit einer Kerze als Opfergabe teil. Am nächsten Tage ist er verpflichtet der Hl. Messe beizuwohnen. […] VII. Artikel: Wenn einer von den Schmiedelehrlingen von der Wanderschaft zurückkehrte oder aus einer unserer Zeche Meister werden sollte, muss er ein Jahr lang bei demselben Meister arbeiten. Weiter soll er einen 'Lehrbrief und Taufschein' aufweisen, daß er einer ehrbaren Familie entstammt und ein Jahr einer ehrwürdigen Zeche Mitglied war. […] XIV. Artikel. Wenn ein Meister unseres Handwerkes einen Lehrling aufnimmt, soll dieser auf zwei Wochen auf 'Probe' arbeiten. Wenn der Meister feststellt, daß der Lehrling für das Handwerk tauglich ist, soll er ihn in der ganzen Zeche vorstellen und mit ihm einen Lehrvertrag auf 'drei' Jahre schließen. Ein Lehrling soll bei seinem Meister noch zwei Wochen dienen und für diese Zeit soll ihm der Meister als Wochenlohn 20 Denar geben. Sonst sollen die Gesellen wöchentlich 33 Denar erhalten und jeder Geselle hat das Recht sich aus eigenem Eisen eine Haue oder Axt wöchentlich herzustellen und diese auf eigene Rechnung zu verkaufen. […] XXI. Artikel. Der Zechmeister hat dafür zu sorgen, daß unsere Gesellen in jedem Land, in jeder kaiserlich-königlichen Stadt aufgenommen werden und es ihnen erlaubt wird ohne Hindernis zu arbeiten".[51]

Johann Joachim Becher 1635-1687 ist ein technologisch und wirtschaftlich denkender Kameralist. Der Kameralismus ist die deutsche Form des französischen Merkantilismus im Absolutismus des 16. bis 18. Jahrhundert ist. Im Zentrum stehen die Förderung der Landwirtschaft und der Manufakturen. Schulen für die "produktive" Arbeit werden seit dem Zeitpunkt geplant und gegründet, "da die Einsicht, daß nur durch das Fortschreiten der 'produktiven Arbeit' der Bevölkerung die chronische Finanznot des Kaiserhofes und der Regierung zu Wien geheilt werden könne, bei den entscheidenden Beratern des Landesfürsten allgemein geworden war". […], daß auch die Bevölkerung der Kleinstädte nur Landbau betrieb, daß das österreichische Handwerk kaum in irgendeiner Gattung von Erzeugnissen leistungs- und exportfähig sei, und daß beim Darniederliegen von Handel und Gewerbe das Land schließlich verarmen müsse.[52]

Becher wir ein viel gereister Mann und dieser erlernt in der Jugend ein Handwerk. Er widmet sich ferner der Theologie, der Mathematik, der Physik und der Chemie. Becher erwirbt sich das Doktorat in der Medizin. Becher versucht Wirtschaftsprobleme symbiotisch praktisch und theoretisch zu lösen. Im Jahre 1676 errichtet er am Tabor in Wien das "Kayserliche Kunst- und Werkhaus"[53] als Manufakturhaus. Dadurch entstehen im gesamten deutschen Sprachgebiet "nützliche" technische und gewerbliche Innovationen. Diese gewerbliche Produktions- und Bildungsstätte besitzt eine Werkstätte für Geschirr, ein chemisches Labor und eine Seiden- und Wollmanufaktur. Das Werkshaus entwickelt sich auch zu einer Art "Forschungsstätte". Becher will die technische Entwicklung entsprechend steuern, neue Technologien und Geräte erfinden und erproben. Technologisch gebildete Menschen werden zunehmend erforderlich, um diese Aufgabenstellungen zu lösen. Damals macht die bäuerliche Bevölkerung vier Fünftel des gesamten Volkes aus. Die absolutistischen Herrscher haben einige Schutzmaßnahmen für die Bauern erlassen. Die "grundherrschaftlichen" Obrigkeiten kümmern sich kaum darum. Die Lebensverhältnisse der bäuerlichen Bevölkerung verschlechtern sich zunehmend. Wegen dem Robot und diverser Abgaben gibt es Streitigkeiten der Bauern mit den "Grundherrschaften". Dieses "unzünftige" Unternehmen ist auf Gewinn ausgerichtet, wodurch die Einführung von Manufakturen gefördert werden sollte. Die Handwerker und die Lehrlinge sollen in gewerbliche Fertigkeiten unterwiesen werden. Es können erste Ansätze einer dualen Bildung für Lehrlinge gesehen werden. Neben der praktischen Bildung in den Betrieben erfolgt quasi eine "schulische" Bildung in dem "Kunst- und Werkshaus". Die Erträge in dieser schulischen Produktionsstätte sind gering. Es erfolgt eine Zerstörung dieser produktiven Bildungsstätte durch den Türkenkrieg 1683.[54] Dieses wirtschafts- und bildungspolitisches Projekt wird nach dem Türkenkrieg nicht mehr reaktiviert.

Das kameralistische Wirtschaftsdenken von Johann Becher bringt pädagogische Reformvorschläge zutage. Becher sieht in einer planvollen und zielbewussten Erziehung eine zentrale Aufgabe des Staates. Das pädagogisch-didaktische Konzept ist auf die Wirtschaft mit ihrer Berufsstruktur gerichtet.

"Durch eine Erweiterung des Fächerkanons sollte das nötige Sach- und Grundwissen für die rationale Bewältigung der Lebensaufgaben geschaffen werden. Methodisch wies Becher darauf hin, dass es nicht ausreiche, den Kindern nur 'Wörter' und nicht zugleich die entsprechenden 'Sachen' zu weisen. […] Der Gegenstand müsse möglichst 'in natura und lebendig' mit den Sinnen erfasst werden können; daher spricht er sich für 'Naturalien- und Realiensammlungen' aus".[55]

Das pädagogisch-didaktische Konzept von Becher erfordert eine Reform des gesamten Schulsystems, wobei dieses ein staatliches sein sollte. Johann Joachim Becher tritt auch für eine "Trennung" der religiösen Erziehung vom übrigen Unterrichtswesen ein. Die Anforderungen für die einzelnen Bildungsebenen dieses Schulmodells werden durch entsprechende Richtlinien festgelegt. Das pädagogische Modell von Becher macht auch eine Änderung des Schulsystems erforderlich. Er entwickelt Vorstellungen einer neuen Schule mit unterschiedlichen Bildungsebenen und Bildungsarten: 1. als Unterbau ist weiterhin die "Deutsche Schule" mit Lehrfächern in den grundlegenden Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben und Rechnen gegeben. 2. Eine weiterführende zweite Bildungsebene ab dem 10. Lebensjahre, ist der Besuch einer 3- jährigen "Lateinschule". 3. Eine wesentliche dritte Bildungsebene und Bildungsart ist die "Mechanische Schule", deren Dauer Becher nicht festgelegt hat. An dieser beruflich-gewerblichen Schule werden Arithmetik, Geometrie, Trigonometrie, Kriegs- und Zivilbaukunst, Statik, Zeichnen und Buchhaltung gelehrt. 4. Besonders begabte, die eine Universität besuchen wollen ist eine "Philosophische Schule" vorgesehen, über deren Lehrprogramm keine Auskunft gegeben wird. Becher spricht nur von "allerhand Wissenschaften". Das gesamte Bildungswesen sollte "staatlich gelenkt" werden, wobei es auch dazu keine konkreten Hinweise gibt. Sein schulisches Konzept geht über ein Projektstadium nicht hinaus.[56] Der Grundgedanke die allgemeine Bildung der "Deutschen- und der Lateinschule", aufbauend mit einer beruflich-gewerblichen Bildung zu verbinden, bleibt bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert in der Habsburgermonarchie virulent. Das österreichische berufliche, vornehmlich gewerbliche Bildungswesen hat in dieser Zeit ihren besonders erfolgreichen Ausgang, welcher bis in die Gegenwart hinein wirkt.

Johann Joachim Becher ist ein technologisch und wirtschaftlich denkender Kameralist. Der Kameralismus ist die deutsche Form des französischen Merkantilismus im 16. bis 18. Jahrhundert. Der Absolutismus ist die monarchische Herrschaftsform in dieser Epoche. Im Zentrum des Absolutismus stehen die Förderung der Landwirtschaft und Manufakturen. Schulen für die "produktive" Arbeit werden seit dieser Zeit geplant und gegründet, "da die Einsicht, daß nur durch das Fortschreiten der 'produktiven Arbeit' der Bevölkerung die chronische Finanznot des Kaiserhofes und der Regierung zu Wien geheilt werden könne, bei den entscheidenden Beratern des Landesfürsten allgemein geworden war". […], daß auch die Bevölkerung der Kleinstädte nur Landbau betrieb, daß das österreichische Handwerk kaum in irgendeiner Gattung von Erzeugnissen leistungs- und exportfähig sei, und daß beim Darniederliegen von Handel und Gewerbe das Land schließlich verarmen müsse.[57]

Johann Joachim Becher ist ein viel gereister Mensch. Becher lernt in der Jugend ein Handwerk. Er widmet sich anschließend der Theologie, Mathematik, Physik und Chemie. Becher erwirbt ein Doktorat in der Medizin. Dieser versucht Wirtschaftsprobleme symbiotisch, nämlich praktisch und theoretisch zu lösen. 1676 errichtet Becher am Tabor in Wien als Manufakturhaus, das kaiserliche "Kunst- und Werkshaus"[58]. Im gesamten deutschen Sprachgebiet entstehen "nützliche" gewerbliche Innovationen. Diese gewerbliche Produktions- und Bildungsstätte besitzt eine Werkstätte für Geschirr, ein chemisches Labor und eine Seiden- und Wollmanufaktur. Das Werkshaus entwickelt sich quasi zu einer "Forschungsstätte". Becher ist bestrebt die technische Entwicklung entsprechend zu steuern. Neue Technologien und Geräte sollen entwickelt und erprobt werden. Diese Aufgaben sollen technologisch gebildete Menschen lösen. In dieser Zeit macht die bäuerliche Bevölkerung noch vier Fünftel Gesamtbevölkerung aus. Die absolutistischen Herrscher erlassen einige Schutzmaßnahmen für die Bauern. Die "grundherrschaftlichen" Obrigkeiten kümmern sich kaum um die "untertänigen" Bauern. Die Lebensverhältnisse der bäuerlichen Bevölkerung verschlechtern sich durch die herrschaftliche Abhängigkeit zunehmend. Der Robot und diverse Abgaben rufen Streitigkeiten der Bauern mit den "Grundherrschaften" hervor. Die "unzünftigen" Manufakturen sind auf Gewinn ausgerichtet. Die Einführung von Manufakturen wird zunehmend gefördert.

Die Handwerker und die Lehrlinge werden in den gewerblichen Fertigkeiten unterwiesen. Erste Ansätze einer dualen Bildung für Lehrlinge können herausgelesen werden. Der praktischen Bildung in den Betrieben wird quasi eine "schulische" Bildung im "Kunst- und Werkshaus" beigefügt. Die Erträge dieser schulischen Produktions- und Bildungsstätte sind gering. Eine Zerstörung dieser produktiven Bildungsstätte erfolgt durch den Türkenkrieg im Jahre 1683 in Wien.[59] Dieses Wirtschafts- und bildungspolitische Projekt wird nach der Türkenbelagerung Wiens, nicht mehr aktiviert.

Das Wirtschaftsdenken von Johann Becher regt pädagogische Reformvorschläge an. Becher sieht in einer planvollen und zielbewussten Erziehung eine zentrale Aufgabe des Staates. Das pädagogisch-didaktische Konzept von Becher zielt auf die Wirtschaft mit ihrer Berufsstruktur.

"Durch eine Erweiterung des Fächerkanons sollte das nötige Sach- und Grundwissen für die rationale Bewältigung der Lebensaufgaben geschaffen werden. Methodisch wies Becher darauf hin, dass es nicht ausreiche, den Kindern nur 'Wörter' und nicht zugleich die entsprechenden 'Sachen' zu weisen. […] Der Gegenstand müsse möglichst 'in natura und lebendig' mit den Sinnen erfasst werden können; daher spricht er sich für 'Naturalien- und Realiensammlungen' aus".[60]

Das pädagogisch-didaktische Konzept von Becher erfordert eine Reform des gesamten Schulsystems. Becher forciert ein staatliches Bildungssystem. Dieser tritt auch für eine strikte "Trennung" der religiösen Erziehung vom übrigen Unterrichtswesen ein. Die einzelnen Bildungsebenen dieses Schulmodells erfordern entsprechende Richtlinien. Das pädagogische Modell Bechers erfordert ein entsprechendes Schulsystem. Becher plant eine Schule mit unterschiedlichen Bildungsebenen und Bildungsarten:

"1. als grundlegender Unterbau gibt es weiterhin die Deutsche Schule mit Lehrfächern in den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. 2. eine weiterführende zweite Bildungsebene gibt es ab 10 Lebensjahren, nämlich der Besuch einer 3 jährigen Lateinschule. 3. eine wesentliche dritte Bildungsebene ist durch die Mechanische Schule gegeben, wobei deren Dauer Becher nicht festlegt. Diese gewerbliche Schule vermittelt Arithmetik, Geometrie, Trigonometrie, Kriegs- und Zivilbaukunst, Statik, Zeichnen und Buchhaltung. 4. besonders begabte Schüler, die später eine Universität besuchen wollen, gibt es eine Philosophische Schule, über deren Lehrprogramm Becher keine Auskunft gibt".[61]

Johann Joachim Becher spricht von "allerhand" Wissenschaften. Das gesamte Bildungswesen wird "staatlich" geregelt, allerdings gibt es auch darüber keine konkreten Hinweise. Dieses schulische Konzept Bechers, geht über ein geplantes Projekt nicht hinaus. Der Grundgedanke einer allgemeinen Bildung ist durch die "Deutsche- und die Lateinschule" gegeben. Diese umfassende allgemeine Bildung wird mit einer gewerblichen Bildung verbunden. Diese Bildungsüberlegung bleibt bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert aktuell. Das gewerbliche Bildungswesen mit den "höheren" Gewerbeschulen sind ein wichtiger Teil der Staats-Gewerbeschulen. Die höheren Gewerbeschulen werden zu höheren Lehranstalten weiterentwickelt, die bis in die Gegenwart eine immense Bedeutung haben. Es ist eine Symbiose von allgemeiner und beruflicher Bildung gegeben. Die berufliche Bildung findet als Fachtheoretische und Fachpraktische Bildung statt.

2.2.2 Betriebliche Handwerkbildung

Solange der handwerkliche Gewerbebetrieb nur gleich bleibende Fertigkeiten benötigt, sind nur "Imitationen" und somit gewisse Meisterkniffe erforderlich. Die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschungen spielen auch noch keine besondere Rolle. Die praktischen Fertigkeiten können sich die Lehrlinge und auch Gesellen selbst im Betrieb aneignen. Die gewerblichen Erfindungen und Entwicklungen und die daraus gewonnen Erfahrungen werden immer komplexer. Die Notwendigkeit einer realistischen Bildung in entsprechenden Schulen ist damals noch nicht notwendig. Die Zahl der Gewerbetreibenden Meisterbetriebe nimmt ständig zu. Die Konkurrenz wird immer größer, dadurch reicht der autodidaktische Erwerb von entsprechenden gewerblichen Kenntnissen nicht mehr aus. Es entstehen in der Neuzeit realistisch orientierte Schul- und Bildungsmodelle von Johann Amos Comenius in Böhmen und von Wolfgang Ratke in Deutschland.[62]

Die "nichtschulische" Berufsbildung in den Zünften ist im 17. Jahrhundert in die Kritik geraten. Ein großer Vorwurf wie sich diese im Handwerk vollzieht zu wenig auf die wirtschaftlichen Veränderungen reagiert. Die nichtschulische Bildung bietet kaum eine Effizienz. Die vielen mehr oder weniger genormten Vorschriften haben zur Folge, dass die Kenntnisse und Fertigkeiten vom Meister zum Lehrling seit dem Mittelalter wenig geändert haben. Dies bewirkt dass die Gesellschaftsordnung verfestigt wird. Eine umfassende Standeserziehung erfasst den ganzen Menschen. Es werden nicht nur fachliche Fertigkeiten vermittelt und damit berufliche Fragen geregelt. Es wird auch das private und religiöse Leben entsprechend beeinflusst. Der Bildungsweg von der Aufnahme bis zur Erlangung des "Meisterrechts" erfolgt in der frühen Neuzeit im Rahmen der Zunftvorschrift. Die Handwerksgenossen sind meist in einer Bruderschaft zusammengefasst. Es kommt meist zu einer Verlängerung der Bildungszeit bis zum Meister und die Kosten für das "Meisterstück" steigen zunehmend auch. In den einzelnen Regionen gibt es bei den einzelnen Handwerksberufen beachtliche Differenzen. Die allgemeine wirtschaftliche Lage bewirkt, dass die Erzeugnisse immer schwieriger abzusetzen sind, und die Einkünfte des Handwerks sinken.[63] Bei der Eferdinger Grundherrschaft sind "zwanzig" Handwerks-Berufe mit den entsprechenden Ordnungen und Jahren überliefert:

"Bäcker 1558, 1599 und 1668; [Fass-] Binder 1588, 1598, 1668, 1689 und 1717; Fischer 1668 und 1690; Fleischhacker 1512, 1600 und 1668; Hafner 1668; Hufschmiede 1521, 1599 und 1689; Lederer 1587, 1608 und 1612; Leinenweber 1506 und 1554; Müller 1600, 1668 und 1689; Schiffmeister 1668 und 1690; Schneider und Kürschner 1513, 1598, 1657, 1668, 1689 und 1717, Schuster 1437, 1555, 1665, 1668 und 1689; Seiler 1668, 1689 und 1717; Steinmetze und Maurer 1623; Tischler, Schlosser und Büchsenmacher 1656 und 1689; Zimmerleute 1502, 1615, 1668 und 1689".[64]

Die Zünfte sind durch entsprechende Bestimmungen bestrebt, die Lehrlingszahlen klein zu halten. Die Landesfürsten üben zunehmend einen Einfluss auf die Handwerker aus. Bei jedem Wechsel eines Landesfürstens müssen sich diese um eine Bestätigung der "Freiheiten" bemühen. Die Stellung des Zunftmeisters wird zunehmend beschränkt, und die obrigkeitsstaatlichen Einflüsse nehmen zu. Die Dreiteilung Lehrling - Geselle – Meister gibt es in den Anfängen des städtischen Handwerkes noch nicht. Wer ein Handwerk beherrscht wird zur Berufsausübung zugelassen und die Bürger sehen diesen gern. Im Laufe der Zeit arbeitet das Handwerk nicht nur für den örtlichen Bedarf.[65]

Die einflussreiche Stellung der Zunftmeister wird seit dem 17. Jahrhundert wesentlich eingeschränkt. Die "Gegenreformatorischen" Bestimmungen finden in den Handwerksordnungen der Neuzeit ihren Niederschlag. Der Vorrang des Katholizismus wird durch wirtschaftliche Überlegungen wieder zur Seite geschoben.[66] Die Grund-Handwerke machen in Eferding einen wesentlichen Teil der städtischen Bürger aus. Die Händler und Kaufleute sind im Mittelalter noch in der Minderheit. In der "grundherrschaftlichen" Stadt Eferding gibt es genügend Überlieferungen über das "handwerkliche" Verfassungsrecht. Die "Rechtsquellen der Stadt Eferding" liegen im Band der "Fontes Rerum Austriacarum" vor. In der Neuzeit entstehen zunehmend die "Handwerksordnungen" durch die "Grundherrschaften" der verschiedenen Gewerbe. Die Handwerksordnungen und Freiheitsbriefe werden durch den "Buchdruck" zunehmend "chronologisch" vollständig erfasst:

"Handwerksfreiheit der Schuhmacher 1437, der Leinenweber 1506; Frei- und Gnadengabe der Fleischhacker 1512; Freiheits- und Zechordnung der Schneider und Kürschner 1513; Freiheits- und Ordnungsbrief der Hufschmiede 1521; […] Handwerksordnung der Lederer 1557; Handwerks- und Zechordnung der Bäcker 1558; Handwerkordnung der [Fass-] Binder 1598; […] Gnadengabe und Ordnung für das Handwerk der Müller 1600; Entwurf einer Handwerksordnung für die Lederer 1621; Übernahme der Handwerksordnung der Wiener Steinmetze und Maurer 1623; Handwerksordnung der Tischler und Schlosser 1656; […] Interims-Handwerksordnung der Schuhmacher 1665; […] Handwerksordnung der Seiler 1668; Handwerks- und Zechordnung der Fischer 1668; Ordnung der Schiffmeister 1668; Handwerksordnung der Büchsenmacher 1689".[67]

Die General-Handwerksordnung 1732 hängt mit dem "Handwerkspaten" 1731, das für das gesamte römisch-deutsche Reich erlassen wurde zusammen. Versammlungen der Zünfte, neue Handwerkssatzungen werden untersagt, die Meisterlade samt den Schlüsseln kommt in die obrigkeitliche Verwahrung des landesfürstlichen "Handwerkskommissars". Eine "eigenmächtige" Beschränkung der Zahl der Meister und Gesellen der Zunft in einem Gewerbe wird untersagt. Das Zunftwesen wird zunehmend unter die Staatsgewalt gestellt. Die Handwerksordnungen unter Maria Theresia zeigen, dass auf die Einhaltung der Handwerksordnungen ein großer Wert gelegt wird.[68]

Eine schulische "Grundbildung" wird bei den Lehrlingen bis ins 18. Jahrhundert nicht "verpflichtend" gefordert. Das Lesen und Schreiben ist für die Aufnahme als Lehrling noch nicht erforderlich, allerdings ist dies für den Eintritt in ein Handwerk förderlich. Die Schriftlichkeit zieht immer mehr in das Handwerkswesen ein. Die Eintragungen in den Zunftbüchern beweisen freilich, dass ein großer Teil der Handwerker noch mangelhaft lesen können.[69]

Die Landesfürsten versuchen zunehmend die "Machtstellung der Zünfte bei der handwerklichen Berufsausbildung" zu beschränken. Die "Gegenreformation" wird dominant von Landesfürsten getragen, welche in den "Handwerksordnungen" ihren Niederschlag finden. Die Zünfte geraten zunehmend in einen Kampf mit den Landesfürsten. Die Stellung des Zech- und Zunftmeisters wird im 17. Jahrhundert laufend in den Ordnungen eingeschränkt. Es werden vorwiegend katholische Meister und Gesellen in die Handwerksorganisationen aufgenommen, wobei diese für kirchliche Zwecke instrumentalisiert werden. Eine schulische Bildung für Handwerker wird bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhundert kaum gefordert. Das Lesen und Schreiben wird auch im Handwerk zunehmend gefordert. Die entstehende Schulpflicht unterstützt diese Forderung zunehmend. Nach Beendigung der Lehrzeit ist ein "lehrbrief" auszustellen. Auch die Wanderpflicht der Handwerks-Gesellen wird zunehmend nicht mehr erforderlich.[70] Die Zechmeister der Schmiedezeche der deutschen Stadt Metzenseifen in der Slowakei haben im Jahre 1639 in den Statuten XXVII Artikel formuliert. Es wird auszugsweise aus diesen Statuten zitiert:

"[…] II. Artikel. Am Feste des Zechpatrons wählt unsere Zunft ihren Zechmeister und die Ältesten. An diesem Tag nimmt jedes Mitglied mit einer Kerze als Opfergabe teil. Am nächsten Tage ist er verpflichtet der Hl. Messe beizuwohnen. […] VII. Artikel: Wenn einer von den Schmiedelehrlingen von der Wanderschaft zurückkehrte oder aus einer unserer Zeche Meister werden sollte, muß er ein Jahr lang bei demselben Meister arbeiten. Weiter soll er einen 'Lehrbrief und Taufschein' aufweisen, daß er einer ehrbaren Familie entstammt und ein Jahr einer ehrwürdigen Zeche Mitglied war. […]".[71]

Ein Meister nimmt einen Lehrling auf, so muss dieser zwei Wochen auf "Probe" arbeiten. Der Meister stellt fest, dass der Lehrling ist für das Handwerk geeignet. Dieser stellt den Aufnahmewerber der Zunft vor. Mit diesem soll ein "Lehrvertrag" abgeschlossen werden.

Lehrlinge und Betriebslehre

Die Meister beginnen zunehmend, sich die Heranbildung der jungen Kräfte anzunehmen. Diese sind bestens über dieses Problem informiert. Der Lehrling wird mit dem Umgang des Werkzeugs vertraut gemacht, damit dieses selbständig verwendet werden kann. Die "Lehrzeit" wird zunehmend in den Handwerksordnungen festgehalten. Wer die Lehrzeit im Mittelalter festgelegt hat, ob es im freien Ermessen des Meisters war, gibt es keine urkundlichen Aufzeichnungen. In der Neuzeit gibt es mehr an Informationen, da laufend Handwerksordnungen entstehen. Ein Festsetzen der Lehrzeit hat aber den Nachteil, weil es geschicktere und rascher auffassende Lehrlinge gibt und nicht alle Meister ihre Aufgabe gleich ernst nehmen. Ein Problem besteht auch darin, dass den Meistersöhnen die Lehrzeit erlassen wird, oder nach Belieben der Väter verkürzt werden. Mit der Aufnahme eines Lehrlings, geht der Meister eine große Verantwortung ein.[72]

Die Wiener Handwerksordnungen kennt die Forderung nach einer "ehelichen" Geburt im Mittelalter nicht. In der Neuzeit wird zunehmend für die Aufnahme von Lehrlingen, die eheliche Geburt gefordert. Der Ordnungsplan des Jahres 1638 sieht für Fellfärber vor, dass der Lehrling von "deutscher Nation" sein solle, damit dieser aufgenommen werden kann. Es ist allerdings nicht bekannt, ob dieser Plan umgesetzt wird. Eine Ordnung aus dem Jahre 1719 sieht vor, dass nur deutsche Rauchfangkehrerlehrlinge aufgenommen werden dürfen. Die Rauchfangkehrer Meister kommen damals überwiegend aus Italien. Ausländische Lehrlinge dürfen nur aufgenommen werden, wenn eine Bewilligung der niederösterreichischen Regierung vorliegt. Nach dem 30 jährigen Krieg 1618-1648 wird im Lehrlingswesen zunehmend die katholische Religion verlangt. Das geforderte Mindestalter für den Lehrantritt schwankt zwischen 15 und 17 Jahren.[73]

Die General-Handwerksordnung 1732 erleichtert den Zugang zum Beruf eines Handwerkers. Die Legitimation für die einzelnen Handwerksberufe wird zunehmend erhöht. Die Meister werden angewiesen die Lehrlinge "gründlich" zu unterweisen, entsprechend praktisch im Beruf zu bilden. Die Lehrligen sollten nicht zu "knechtlichen" Arbeiten herangezogen werden. Die Lehrlingszahlen werden erhöht und diese sollen eine qualifizierte Berufsbildung erhalten. Die Lehrzeit muss voll ausgeschöpft werden. Die Auflösung der Zünfte steht im Raum. Im Jahre 1527 wird von Ferdinand I. die "staatliche" Gewerbehoheit gewünscht. Die Beendigung der "Lehrzeit" wird durch einen Formalakt vor dem versammelten Handwerk dokumentiert, wobei nur vereinzelt eine Gesellenprüfung übermittelt ist. Der Lehrling bekommt einen "Lehrbrief", der sowohl für die Wanderung, als auch für eine etwaige später "Meisterwürde".[74]

Gesellen und Meisterlehre

Die Freisprechung ist für einen Lehrling ein entscheidender Moment in seinem Berufsleben. Eine Voraussetzung für das selbständige Verdienen ist gegeben. Die Freisprechung findet meist in einer entsprechenden Kleidung statt. Eine besondere Freisprechprüfung findet in der Ordnung von 1643 bei den Müllern statt. Darüber gibt es urkundlich nur wenige Aufzeichnungen. Die Abschlussprüfungen finden vermutlich später immer mehr statt, um den Zutritt zum Handwerk zu erschweren. Über die Aufnahme von Lehrlingen und deren Freisprechung wird ein "besonderes" Buch geführt.[75]

Der Geselle wird zu einem vollwertigen Gehilfen des Meisters. Bei der Lohnhöhe wird oft unterschieden, ob eine Geselle eine Werkstätte selbständig führen kann, oder dafür nicht geeignet ist. Die Gesellenjahre bringen eine Erfahrung mit sich. Die Meister diskutieren wie viel Geselljahre wohl notwendig wären, um eine "Meisterwürde" zu erlangen. Die Wanderjahre der Gesellen sollen ein nachahmen bei anderen Meistern ermöglichen und wie viel muss noch dazu gelernt werden. Der wandernde Geselle wird, wenn dieser Arbeit findet, auch in das Familienleben des Meisters integriert. Die formale Berufsbildung ist nach der Gesellenzeit beendet. Nach den Gesellenjahren muss noch bei einem oder einem zweiten Meister gearbeitet werden, um das "Meisterrecht" verlangen zu können. Diese Jahre werden als "Mutzeit" bezeichnet. Die Lehr-, Gesellen- und Mutjahre zusammengezogen, bringen auch bei nicht so schwierigen Gewerben eine stattliche Zahl von Jahren. Die Handwerkerordnung im Jahre 1671 der feinmechanischen Uhrmacher verlangen bis zur Meisterwürde eine Tätigkeit im Handwerk von "zwölf" Jahren.[76]

Ein freigesprochener Lehrling gilt erst als "wirklicher" Geselle. Die "Wanderjahre" der Gesellen werden im 17. Jahrhundert in den Ordnungen bis zu vier Jahren ausgedehnt. Es gibt allerdings auch Gewerbe wo man mit zwei Jahren Gesellenwanderung zufrieden ist. Das Schneiderhandwerk verlangt in der Ordnung des Jahres 1615 acht Jahre, wobei im Jahre 1630 die Wanderzeit auf vier bis sechs Jahre reduziert wird. Durch eine längere Gesellenzeit, kann die Wanderung zunehmend nachgesehen werden. Die Handwerksgesellen die bei der Wanderung keine Arbeit finden, werden immer mehr. Die Herbergssuche der arbeitslosen Wandergesellen wird immer schwieriger.[77]

Meister und selbständiges Handwerk

Der Meister musste im 17. Jahrhundert vor dem Erwerb der "Meisterschaft" nicht verheiratet sein. Die Ordnung der Messerschmiede aus dem Jahre 1657 besagt, dass ein Geselle zum "Meisterstück" sich anmelden kann, sobald dieser ein Heiratsversprechen abgegeben hat. Eine Urkunde aus dem Jahre 1612 sieht vor, dass der Geselle zwei "Mut-Jahre" bei verschiedenen Meistern absolvieren muss, um zur Meisterwürde zu gelangen. Im Laufe der Zeit taucht für den Begriff der Mutjahre, der Terminus "Meisterjahre" auf. Durch die Mutjahre sollte der Zugang zum einem selbständigen Gewerbe erschwert werden. Dies hat potentielle Bewerber davon abgeschreckt einen Handwerksberuf zu ergreifen. Die Ordnungen beschreiben meist genau die Erfordernisse bei den Mutjahren, die zur Meisterwürde führen sollen.[78]

Bei den einzelnen Gewerben sind in den Handwerksordnungen mehr oder weniger viele "Meisterstücke" vorgeschrieben. Der "Stückmeister" ist ein Geselle, der an Meisterstücken arbeitet. Der Stückmeister kann nur Hilfe annehmen, wenn diese zur Herstellung des Meisterstückes erforderlich ist. Im Allgemeinen machen die Aufsichtsorgane auf entsprechende Mängel aufmerksam. Das Meisterstück darf meist keinem Gesellen gezeigt werden und die Dauer zur Erzeugung ist verschieden und hängt auch vom jeweiligen Handwerksgewerbe ab. Der Abschluss der Meisterstücke erfolgt durch eine Prüfung. Ist die Meisterarbeit misslungen, so gibt es unterschiedliche Bestimmungen diese zu Wiederholen. In einem Gewerbe kann es nur "einen" Stückmeister geben. Die Meisterstücke werden meist in der Zunft aufbewahrt, wobei diese oft auch abgekauft werden können.

Kaiser des römisch-deutschen Reich und Erzherzog von Österreich Karl VI regiert von 1717 bis 1740. Diese "General-Handwerksordnung" des Jahres 1732 gilt für Ober- und Niederösterreich. Es werden auch ausführlich die Bestimmungen über die Erreichung der Meisterwürde festgelegt. Die Autonomie der Zünfte wird vor allem dann beschnitten, wenn eine Hemmung der wirtschaftlichen Entwicklung verbunden ist. Das Zunftwesen wird für das römisch-deutsche Reich neu geordnet. Die Zünfte werden der "landesfürstlichen" Gewalt unterstellt. Der unmittelbare Einfluss der Städte und Grundherrschaften wird verringert. Die "Meisterlade", wo auch die Meisterstücke gesammelt werden muss der landesfürstlichen Obhut übergeben werden.[79]

2.2.3 Handwerk und duale Bildung

Die Großbetriebe als Bergbau- und Hüttenwerke und die "Fabrikprivilegien" der Industrie, drängen den Einfluss der Zünfte zunehmend zurück.[80] In 1820er Jahren werden in Wien 150 bürgerliche Zünfte gezählt. Es gibt zu dieser Zeit auch gewerbliche Korporationen, die nicht das Bürgerrecht besitzen. In der Neuzeit tritt ein Prozess der Verschriftlichung und Verrechtlichung durch Handwerksordnungen ein. Die meisten Handwerkordnungen entstehen im 17. und 18. Jahrhundert. Der Anstoß zur Gründung einer Zunft geht stets von den Handwerkern aus. Die gewinnen in der Habsburgermonarchie eine große Bedeutung. Ein zunehmender wirtschaftlicher und sozialer Druck machen es erforderlich, einer anerkannten ständischen Gesellschaft anzugehören.[81]

Viktor Thiel stellt für Wien in der Zeit von 1527 und 1740 eine Liste von fast "400 Berufsarten" zusammen, wobei mit Sicherheit die Hälfte nicht in Zünften organisiert ist.[82] Die große Zahl an Berufen in der Metropole hat mit der differenzierten Wirtschaftsstruktur zu tun. In der landesfürstlichen Stadt Gmunden gibt es nur 47 handwerkliche Berufe. Der Organisationsgrad der Zünfte im Produktion- und Dienstleistungssektor ist schwer erfassbar. In kleineren und größeren Städten sind vom 17. bis ins 19. Jahrhundert 60 bis 70 selbständige Gewerbetreibende auf 1000 Einwohner feststellbar, wobei am Lande etwas weniger sind. Die Meister und Selbständigen werden in den Betrieben von Lehrlingen, Gesellen und mitarbeitenden Frauen unterstützt. In Wien sind im 17. und 18. Jahrhundert vermutlich ein Drittel der Handwerker in Zünften organisiert.[83]

In der 1770er Jahren gibt noch neben den österreichischen Zünften auch Reichszünfte. In besteht eine große Zahl an Meistern und Gesellen aus Zuwanderern, vor allem aus Süddeutschland. In den 1820er Jahren stammen viele Handwerker in Wien aus Böhmen. Ein Problem besteht in der Beziehung der städtischen Handwerker, zu jenen der ländlichen Umgebung. Es wird versucht die ländliche Produktion vom Zugang zum städtischen Markt zu behindern und zu reglementieren.[84] Im 16. Jahrhundert entstehen Zünfte immer mehr auch in Marktorten. Ferner gibt es Bestrebungen der städtischen Zünfte und Handwerker, die ländlichen Meister in ihre Zünfte zu integrieren. Die städtischen Zünfte gewinnen dadurch einen entsprechenden Einfluss auf dem Lande. Die Zünfte mit regionalem Charakter nehmen im 17. und 18. Jahrhundert an Bedeutung zu. Die Konflikte zwischen Meistern und Gesellen sind dauerhafte Spannungsfelder im Bereich des Handwerks. Die Regelung der Arbeitsbeziehungen der Gesellen im 19. Jahrhundert ist eine wesentliche Aufgabe des Zunftwesens. Die Gesellen gehören oft formell auch den Zünften an, wobei diese Integration eine gewisse Bandbreite besitzt.[85]

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wird der Zugang zu einem Gewerbe erleichtert. Es gibt damals offiziell 92 Gewerbe. Die hier nicht vorkommenden Erwerbszweige gelten als freie Beschäftigungen, die nur einen Erwerbssteuerschein benötigen. Die Gewerbebefugnis erfordert das 24. Lebensjahr, die absolvierte Elementarbildung und die vollendete Lehrzeit und meist drei Gesellenjahre.[86] Das Verlagssystem und die Fabriken bleiben vom Zunftwesen unberührt.

1. Berufslehre und Betriebsbildung

Die mangelnde praktische Bildung hat einerseits mit der "Arbeitsteilung" vieler Handwerke zu tun. Die vollständige Erlernung eines Handwerkes in einer entsprechenden Werkstätte wird oft nicht möglich. Ein anderes Problem ist dadurch gegeben, dass ein großer Teil der Meister im Lehrling nicht einen "Schüle", sondern eine billige "Arbeitskraft" sehen. Der Lehrling lernt oft nur das was in einer Werkstätte vorkommt, und nicht das Ganze Gewerbe, und diese nur oberflächlich und mangelhaft. Ein großes Problem ist, dass meist nicht ein "Vollhandwerk" gegeben ist. Der Geselle wird nur selten, die Mängel seiner Lehrzeit gründlich verbessern.[87]

2. Fortbildung und Wiederholungsunterricht

Die Theresianische "Allgemeine Schulordnung" 1774 für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen k. k. Erbländern sieht in Abschnitt Wiederholungsstunden für Lehrlinge bis zur Freisprechung vor, "besonders für Handwerkspurschen sollen, wo es immer nur thunlich ist, an den Sonntagen nach dem Nachmittags-Gottesdienst in der ordentlichen Schule, vornähmlich im Sommer, zwei Wiederholungsstunden veranstaltet. […] In diesen Wiederholungsstunden sollen sich die jungen Leute, bis sie das 20. Jahr erreicht haben, einfinden, die Epistel, und das Evangelium des Tages vorlesen hören, sich in Lesen, Schreiben, und auch im Rechnen üben, folglich sich befleißigen, dass sie Erlernte wieder auffrischen, und im Gedächtnis erhalten. […] Zu Besuchung dieser Wiederholungsstunden wollen wir hauptsächlich auch die Handwerkslehrjungen dergestalt verbunden haben, daß keiner derselben freygesprochen möge".[88]

Die "Politische Schulverfassung" 1806 legt fest, dass zur zweckmäßigen Bildung am Lande die 6 jährige Schulpflicht nicht ausreicht. Die Seelsorger und Lehrer sollen an Sonn- und Feiertagsnachmittag, die nicht mehr schulpflichtigen Schüler bis zum 18. Lebensjahr unentgeltlich unterrichten. Die Durchführung dieser Fortbildungsveranstaltungen stoßen auf große Schwierigkeiten, und diese finden häufig gar nicht statt. Franz I. entscheidet im Jahre 1816, dass der Wiederholungsunterricht verpflichtet zwischen dem 12. und 15. erteilt werden muss. Der Wiederholungsunterricht wird im Jahre 1823 für die Lehrlinge während der Lehrzeit verpflichtend, auch wenn diese das 15. Lebensjahr überschritten haben. Eine "Freisprechung" sollte nur erfolgen, wenn der Besuch des Wiederholungsunterrichtes nachgewiesen wird. Die Wiederholungsschulen für Lehrlinge bleiben bestehen, wobei vor der Revolution keine Lösung gefunden wird.[89] Ein obligatorischer Wiederholungsunterricht wird im Jahre 1816 nach den Napoleonischen Kriegen eingeführt. Beim Wiener Kongress wird Europa neu geordnet. Dieser Unterricht gilt nach der Schulpflicht bis zum 15. Lebensjahr für alle Jugendliche, außer den Gymnasialschülern. In der Gewerbelehrzeit und jugendliche Fabrikarbeiter müssen diesen wiederholenden Unterricht möglichst fleißig besuchen. Die Anzahl der an die Pflichtschulen, wie Trivial-, Haupt- und Mädchenschulen angeschlossenen "Wiederholungsschulen" in den einzelnen Ländern der österreichischen Habsburgermonarchie, mit besuchenden Knaben und Mädchen wird als Tabelle dargestellt. Die Statistik liegt für die Jahre 1828 und 1847 vor:[90]

[Dies ist eine Leseprobe. Grafiken und Tabellen sind nicht enthalten.]

Ein Lehrling darf ohne Zeugnis über den Besuch der "Christenlehre" freigesprochen werden. Der Verstoß gegenüber der "Verordnung" aus dem Jahre 1853 über die Christenlehre wird mit 50 Reichstalern bestraft.[91] Die Unterweisung erfolgt von November bis August in der Kirche. Im städtischen Bereich üben in den Pfarrschulen die "deutschen" Schulmeister den Unterricht wie ein Gewerbe aus. Die Eltern werden ermahnt ihre Kinder zum Christenlehrunterricht zu schicken. Die "Christenlehrbruderschaft" hat auch einen wesentlichen Einfluss auf die deutschen Schulmeister. Die Christenlehre sollte die Jugend zu frommen Christen und fleißigen, gehorsamen Staatsbürgern erziehen. Die Lehrlinge und Schüler können sich bis zum 18. Lebensjahr der Christenlehre entziehen. Joseph II. löst die Christenlehrbruderschaft auf. Die reichen finanziellen Mittel fließen nunmehr in den Aufbau des "Primarschulwesens".[92]

Neben den Unter- und Ober-Realschulen ist ein Bedürfnis des Gewerbestandes "Handwerker-Sonntagsschulen" und die eigentlichen "Spezialschulen" für einzelne Zweige des Gewerbes. Die Handwerkerschulen sollen Lehrlinge und Gesellen ohne Unterbrechung ihrer Beschäftigung "fortbilden". Der Unterricht findet an Sonntagen und Werktagabenden statt. Es finden populäre Vorträge über Mathematik, Physik, Chemie und Mechanik statt. Solche populäre Lehrveranstalten finden auch an den Polytechnischen Instituten und anderen Lehranstalten an Sonntagen statt. Die Industrie- und Gewerbevereine in verschiedenen Kronländern, wie die Handelsgremien und Innungen in Städten, treten für einen Unterricht zur Bildung ihrer Lehrlinge ein.[93] Der fortschrittliche katholisch-konservative Unterrichtsminister Graf Leo Thun-Hohenstein sieht in diesem Bildungsveranstaltungen ein wesentliches Mittel zur "Fortbildung" des Gewerbestandes.

"Nur wenn er den Nutzen derselben im praktischen Leben bewährt finden wird, kann auch in ihm der Sinn für jene Bildung, deren Verbreitung eine Nothwendigkeit ist, wenn anders die Gewerbe zur gewünschten Blüthe gelangen sollen, lebendig werden und tiefe Wurzeln schlagen. Da diese Schulen mit den Realschulen im nächsten Zusammenhange stehen und diese auch die Lehrkräfte für jene darbieten, so gibt die Errichtung der Realschulen auch die Möglichkeit, auf die Vermehrung der Abend- und Sonntagsschulen, die nöthige Rücksicht zu nehmen".[94]

Die traditionelle Form des Wiederholungsunterrichtes und der Christenlehre dient bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert der Fortbildung der Lehrlinge. Diese Lehrlingsbildung findet auch noch in den 1860er statt. Der Besuch des Wiederholungsunterrichtes und auch die Christenlehre am Sonntag sind verpflichtend. Dieser Unterricht erfolgt bis zum 15. Lebensjahr, außer es wird eine gewerbliche Fachschule besucht. Die "Wiederholungsschule" wird zunehmend weniger besucht. Diese kann seit 1864 in Wien teilweise auch an einem Wochentag besucht werden. Die schulische Wirkung auf die Betriebs- und Berufslehre wird zunehmend als gering empfunden.[95]

Die Kärntner Landstände erkennen die "Nothwendigkeit und Nützlichkeit der Errichtung einer technischen Schule". Die Landstände stellen im Jahre 1834 einen Antrag, eine "sido-technische Lehranstalt"[96] zu errichten. Es besteht nur ein Wunsch nach einer "Fachschule" in Klagenfurt. Die Bildung tüchtiger Werkmeister muss ein Hauptanliegen dieser Lehranstalt bleiben. Es ist an eine Bildung von Zimmerleuten, Hammerarbeitern und Leitern von Hammerwerken, damit diese die Technologien wissenschaftlich kennenlernen.[97] Die Meinungen der Kärntner Landstände, das Gubernium in Laibach und die Studien-Hofkommission in Wien entfernen sich immer mehr voneinander. Der erste Antrag der Landstände wird von der Studien-Hofkommission zurückgewiesen. Der Organisationsplan schlägt 4 bis 6 Schuljahre vor, allerdings es fehlt ein entsprechender Finanzplan. Es kommt ein Vorschlag der Kreisstadt Klagenfurt, die neue Schule in den Räumen des Gymnasiums unterzubringen. Die Professoren des Gymnasiums könnten den Unterricht an der "Technischen Lehranstalt", gegen einen geringen finanziellen Aufwand mitgestalten. Die Studienkommission macht aufmerksam, dass die geplante Schule für die "practische Bildung der Jugend für Künste und Gewerbe" gedacht ist. Diese Schule benötigt vornehmlich auch praktisch geschulte und qualifizierte Lehrkräfte. Die Unterbringung einer umfangreichen Sammlung wird in den Räumen notwendig. Es wird eine Bildungszeit von zwei Jahren vorgeschlagen. Das "Polytechnische Institut" in Wien wird zur Beratung herangezogen. Der Lehrstoff und der Stundenplan für diese "niedere technische Schule" werden vom Wiener Polytechnikum festgelegt.[98] Dieses schulische Projekt scheitert an der Kostenfrage. Die Studien-Hofkommission bezeichnet zwar diese Lehranstalt "als nützlich und wünschenswerth", jedoch nicht als zwingend notwendig, und wollte Kärnten damit finanziell allein belasten. Die "Vereinte Hofkanzlei" macht darauf aufmerksam, dass der ständische "Domenistikalfonds" in Kärnten bereits sehr passiv ist. Es stellt sich die Frage wie Kärnten die Kosten übernehmen kann. Die Landstände in Kärnten schweigen nunmehr bis zum Jahre 1844. Diese warten mit einem neuen Plan auf. In der geplanten Lehranstalt in Klagenfurt sollte lediglich ein Unterricht für Lehrlinge erfolgen. Es werden die Lehrgegenstände in Erdkunde, Geometrie, Chemie, Physik und Mechanik nach den Bedürfnissen dieser Schülergruppe angeboten werden. Die Studienhofkommission ist damit nicht einverstanden, weil der Vorschlag nicht mit den Schulvorschriften übereinstimmt. Der schulische Wunsch der Kärntner Landstände, kann bereits als eine die Betriebslehre begleitende Berufsschule gesehen werden. Die Studienhofkommission ist nicht bereit finanzielle Mittel für dieses Schulprojekt freizugeben. Nach zehn Jahren wird der Akt beiseitegelegt, da das Projekt nicht finanziert werden konnte.[99]

Das aufstrebende Fabriksystem verringert zunehmend die Produktion in Manufakturen. Die Manufakturen behalten die Handwerkstechnik, haben eine geringe Arbeitsteilung, geringen Kapitalbedarf, geringe Produktionsmengen und werden vorwiegend Facharbeiter eingesetzt. Die aufkommenden Fabriken zeichnen sich durch einen Maschinenbedarf, ausgeprägte Arbeitsteilung, hohen Kapitalbedarf, eine Massenproduktion und es werden vorwiegend ungelernte und angelernte Lohnarbeiter eingesetzt.[100] Die Agrarrevolution bildet eine wesentliche Grundlage für die industrielle Revolution. Die Technisierung und Chemiesierung der Landwirtschaft tragen wesentlich zum Wachstum des Gewerbes und der Industrie bei.

Die bürgerlichen Unternehmer sind meist Patriarchen mit einer sozialen Ader für die Arbeitnehmer. Die unmittelbare Bindung der zwischen Unternehmer und Arbeiter schwindet immer mehr. Die Eigentümer-Unternehmer werden immer mehr durch anonyme Aktiengesellschaften und dem Bankkapital ersetzt. Der typische bürgerliche Unternehmer des 19. Jahrhundert neigt anfänglich der bürgerlich-liberalen Revolution 1848 zu. Das Abgleiten der Revolution nach links bringt mit sich, den revolutionären Schwung in friedlich-evolutionäre Bahnen zu lenken.[101]

Die industrielle Revolution beginnt in der Habsburgermonarchie in Böhmen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert. Die Textilindustrie wird zunehmend mechanisiert, wobei die Mechanisierung später auch auf die Kohle-Bergbauproduktion übergreift. Die Dampfmaschine beflügelt den Eisenbahnverkehr und durch die Technisierung wird die Industrialisierung in Gang gesetzt. Die bürgerlich-liberale Revolution 1848 beendet endlich die Leibeigenschaft. Die Bauern werden gegenüber der Grundherrschaft frei. Diese sind nicht mehr Pächter ihrer bewirtschafteten Agrarflächen. Das industrielle Zeitalter breitet sich auch in der Habsburgermonarchie aus. Die zunehmend mechanisierten Fabriken haben ein Wachstum der Warenproduktion zur Folge. Die tierische und menschliche Arbeitskraft wird zunehmend durch die Dampfmaschine als Kraftmaschine ersetzt. Die "akademischen" Landwirtschafts-Gesellschaften diskutieren über erforderliche Innovationen wie bei Wendepflügen, Sämaschinen, Dreschmaschinen und Häckselmaschinen. Die Mechanisierung der Agrarbetriebe erreicht bis zum Jahre 1848 kein besonderes Niveau.[102] Ein technologischer industrieller Wandel erfolgt durch eine Mechanisierung unmittelbar vor der Revolution 1848. Das anhaltende Wachstum der Maschinenproduktion ist mit dem gesamten Pferdestärkeneinsatz von Dampfmaschinen eng verbunden. In den Ländern der Habsburgermonarchie erfolgen im Jahre 1841 der Pferdestärkeneinsatz in Prozenten:[103] Böhmen 38, Mähren und Schlesien 28, Niederösterreich 27, Krain 4 und Küstengebiet 2. Der Siegeszug der Dampfmaschine als Kraftmaschine in den Fabriken, Bergwerken, Schifffahrt und Lokomotiven nimmt im 19. Jahrhundert enorm an Bedeutung zu.[104]

Die Struktur Arbeitskräfte ist bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert sehr differenziert, wobei entsprechende Fachkräfte europaweit gesucht werden. Bei den ungelernten Lohnarbeitern besteht ein Überangebot, wobei diese entsprechend zur Fabrikarbeit diszipliniert werden müssen. Die moderne Produktionswelt erfordert "bürgerliche" Tugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Genauigkeit. Die arbeitsteilige maschinelle Produktion in den Fabriken erfordert viele ungelernte und angelernte Arbeitskräfte. Die soziale Herkunft besteht aus den traditionellen Unterschichten, wie Taglöhner, Kleinhäusler, abgerüstete Soldaten, Kleinbauern und Kleinbürger. Ein besonderes Kapitel in der Sozialgeschichte ist die Frauen- und Kinderarbeit in den Fabriken. Diese Art der Lohnarbeit findet vor allem in der Textilindustrie, Metall- und Kleineisenindustrie und in der Tabakindustrie statt. Der Reform- und Toleranzkaiser Joseph II. begrenzt in Europa als erster die Kinderarbeit. Die ökonomische Entwicklung der Habsburgermonarchie ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert durch den langwierigen Krieg gegen Kaiser Napoleon geprägt. Die österreichische Wirtschaft ist durch einen strukturellen Modernisierungsprozess geprägt. Der Einsatz von Manufakturen geht aufgrund der neuen Fabrikpatente zurück. Die arbeitenden armen Kinder sind ein enormes Bildungspolitisches Problem. Die Kinder erhalten eine Elementarbildung in Industrie- und Fabrikschulen.[105] In den Jahren 1825 und 1838 tritt eine kurzfristige Beschleunigung des industriellen Wachstums ein. Die Industrielle Revolution ist mit vielen Kostenfaktoren, wie der Innovation, der Betriebsgröße, dem Transport und den verfügbaren Rohstoffen verbunden.[106] Die aufstrebende industrielle Wirtschaft bietet Personen mit einem technischen und kaufmännischen Verständnis viele Aufstiegsmöglichkeiten.[107] Eine entsprechende formale berufliche Bildung fehlt noch dazu. Die entstehenden höheren Polytechnischen Schulen sind ein entsprechender Bildungs-Ansatz einer höheren beruflichen Bildung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert.

3 Berufsbildung und Realismus

Comenius vermittelt in seiner "Großen Didaktik" eine umfassende Bildung und einen pädagogischen Realismus. Eine Erkenntnis über die "Dinge" kommt durch die Beobachtung des Auges und dem Lichte zustande. Ein theologischer Hintergrund der realistischen Pädagogik eines Comenius ist der Zeit entsprechend wichtig. Comenius versucht das Schöpfungswerk Gottes zu verstehen und dieser wirkt an einer Verbesserung mit. Der Lehrer sollte nach einer goldenen Regel alles vor die Sinne stellen, nämlich das Sichtbare vor das Gesicht, das Hörbare vor das Gehör, die Gerüche vor den Geruch, das Schmeck bare vor dem Geschmack und das Berühr bare vor dem Tastsinn. Wird etwas von mehreren Sinnen gleichzeitig erfasst, so muss es mehreren Sinnen gleichzeitig vorgeführt werden.[108] Es gibt für Comenius "drei" wichtige Gründe:

"Erstens': Der Anfang der Erkenntnis muss jederzeit von den Sinnen ausgehen, denn es gibt nichts im Verstande, was nicht zuvor vor dem Sinne dagewesen wäre; warum sollte also auch der Anfang der Unterweisung anstatt mit der Auseinandersetzung in Worten nicht lieber mit der Anschauung in Worten gemacht werden? […] 'Zweitens': Die Wahrheit und die Sicherheit der Wissenschaft hängt von nichts anderem so ab, als vor dem Zeugnisse der Sinne, denn die Dinge prägen sich vor allem und unmittelbar den Sinnen ein und dann erst durch die Vermittlung der Sinne dem Verstande. […] 'Drittens': Und weil die Sinne die treuesten Sachverwalter des Gedächtnisses sind, so dieses Veranschaulichen der Sinne bewirken, dass jeder das, was er weiß, auch behält".[109]

Der "gottgefällige" neuzeitliche Pädagoge und Didaktiker Johann Amos Comenius befindet sich in der Gedankenwelt bereits auf dem Weg in die Aufklärung. Das Menschsein beginnt bei Comenius mit der Erziehung. Die Natur des Menschen wird zunehmend kulturell überformt. Er war Bischof der böhmischen Brüder und Comenius wird durch die Wirren des "Dreißigjährigen Krieges 1618-1648" geprägt. Comenius kommt durch ganz Europa und erlangt eine breite Anerkennung, wobei seine Vorstellungen tief religiös geprägt sind.[110] Der Mensch hat die Aufgabe, die unvollkommene Welt Gottes, in eine harmonische Ordnung zu bringen. Comenius stellt die pansophische Forderung auf, den Menschen allumfassend, vollkommen zu bilden. Der Mensch ist als Ganzes zu bilden.[111] Die Heilung der kranken Welt ist möglich. Es bedarf der Mitarbeit des Menschen, seines "Vize-Gottes". Dieser wird in der Pansophie einmal so genannt.[112]

3.1 Realismus und Bildungsidee

In den österreichischen Ländern der Habsburger entwickelt sich in der Neuzeit ein ausgedehntes "Zunftwesen". Dieses wirkt bis ins 19. Jahrhundert hinein, und weist eine hohe Beharrungskraft auf. Die liberale "Gewerbegesetzgebung" entsteht in der Habsburgermonarchie als Gewerbeordnung im Jahre 1859. Die gewerblichen Genossenschaften, heute sind es die Wirtschaftskammern, weisen eine "verpflichtende" Mitgliedschaft auf. Es werden indirekt die Traditionen der Zünfte in abgeschwächter Form bis in die Gegenwart fortgeführt.[113]

Die "kommerzielle Revolution" entwickelt im Spätmittelalter zunehmend ein Geld- und Bankwesen. Der Warenbestand wird zunehmend mit dem Geldbestand verglichen. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gewinnt an Bedeutung. Der "Merkantilismus" und das "absolutistische" Staatsdenken zielt darauf hinaus die inländische Wirtschaft zu stärken. Die Konkurrenzfähigkeit steigt dadurch, und das Gemeinwohl steigt ebenfalls. Die Importe werden beschränkt, vor allem ist man bestrebt ausländische Facharbeiter in der Habsburgermonarchie zu beschäftigen. Die mittelalterlichen Zünfte sind streng darauf bedacht die "Meisterrechte" im Handwerk zu bewahren. Ein Bildungsgedanke wie die Schaffung eines Schulwesens für Hankwerker, hätte zu sehr in die "Sonderrechte" der Meister eingegriffen. Eine die Zünfte zusammenfassende Organisation hätte es ermöglicht das Trennende hintanzustellen und der Schulgedanke wäre vermutlich aus den Handwerkskreisen selbst gekommen. Der Schulgedanke ist dadurch nicht im Handwerk geboren worden. Die allmählich verfallenden Zünfte sind eigentlich dafür verantwortlich. Zunehmend entsteht der Überlegung Schulen für die produktive Arbeit zu gründen. Der Handel und das Gewerbe sollen dadurch gestärkt werden. Die Verarmung der Bevölkerung wirkt sich auf die Finanzen des Habsburgerstaates aus. Nicht nur in Österreich ist es um die Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit der Bevölkerung gut bestellt. Der Merkantilismus sollte den Wohlstand des Volkes erhöhen. Die Kinder sollen nicht nur lesen und schreiben lernen, sondern müssen auch erfahren, wie sie den Lebensunterhalt verdienen können.[114] Es werden "unzünftige" Manufakturen und Bildungsstätten, wie das "Kayserliche Kunst- und Werk-Haus" am Tabor in Wien entsprechend gefördert.

3.1.1 Comenius und Realpädagogik

Die Geburt der neuzeitlichen "Subjektivitätspädagogik" kann in den Schriften von Comenius herausgelesen werden. Der heranwachsende junge Mensch wird zunehmend in den Mittelpunkt einer kritischen pädagogischen Reflexion gestellt. Ein pädagogisches Umdenken findet in der frühen Aufklärung im 17. Jahrhundert statt. Das pädagogische Denken von Comenius ist bereits auf einer Brauchbarkeit ausgelegt. Comenius kann als Vordenker und Wegbereiter des Vorranges der Muttersprache und der Einbeziehung der Realien in den Unterricht, gesehen werden. Das "Tätigkeitsprinzip", sowie eine Bildung für alle ist anzustreben. In der Schule soll vornehmlich für das Leben gelernt werden.[115] Der Mensch soll zum "Menschen" gebildet werden. Johann Amos Comenius beschreibt dies in seiner "Unterrichtslehre":

"Dass die Bildung für 'alle´ nötig ist, ergibt sich aus der Betrachtung der verschiedenen Beschaffenheit der Menschen. Denn dass sie den 'Unfähigen' notwendig sei zur Bekämpfung ihres natürlichen Stumpfsinnes, wer sollte das bezweifeln? Aber die 'Talentvollen' bedürfen der Bildung noch viel mehr, weil ihr aufgeweckter Geist sich mit unnützen, absonderlichen und gefährlichen Dingen befassen wird, wenn es sich nicht mit nützlichen Dingen beschäftigt". [116]

Johann Amos Comenius will dadurch die Schwächen und Stärken eines heranwachsenden Menschen fördern und fordern. Die revolutionär anmutende "Bildung für alle" sollte bei Comenius durch eine "öffentliche Muttersprachschule" von sechs bis zwölf Jahren ermöglicht werden. Es kann bereits eine 6- jährige Schulpflicht daraus abgeleitet werden. Die Kinder beider Geschlechter sollen in diesen Schulen "gemeinschaftlich" unterrichtet werden. Die Bildung eines Menschen soll nach der Vorstellung von Comenius, bereits in früher Kindheit sozial und damit gemeinschaftlich erfolgen[117],

"so müsste dennoch die Bildung früh beginnen, weil das Leben nicht mit Lernen, sondern mit handeln zugebracht werden soll. Frühzeitig müsse daher den Menschen, der sein Leben lang viel kennenzulernen, zu erproben und auszuführen hat, die Sinne für die Betrachtung der Dinge geöffnet wird. […] Und wenn es nicht an Eltern fehlte, die sich dem Unterricht der Ihrigen widmen könnten, so ist es doch besser, die Jugend in größerer Vereinigung zu unterweisen. […] Warum sollen da nicht Schulen das Licht der Weisheit hervorbringen, reinigen, vervielfältigen und es dem ganzen Körper der menschlichen Gemeinde mitzuteilen"?[118]

Ein Lehrer sollte diese "öffentliche" Aufgabe erfüllen. Der Unterricht sollte an der 6- jährigen Muttersprachschule entsprechend dem Entwicklungsstand des Schülers "alles" umfassen. Die gesamten Inhalte der Wissenschaften und der Künste, wie die Physik und die Astronomie, die Arithmetik und die Geometrie, das Bauwesen und die Architektur, der Bergbau und die Mechanik, der Ackerbau und die Forstwirtschaft sollen "kindgemäß" im Unterricht angesprochen werden. Die Muttersprachschulen sollen zu Werkstätten der Menschlichkeit werden. Die Muttersprache erhält bei den "Protestanten" einen "öffentlichen" Stellenwert. Bei Comenius stehen die "Anschaulichkeit" und die "Selbsttätigkeit" im Mittelpunkt des Lernprozesses.[119]

Die Schulen sollten im 17. Jahrhundert reformiert werden. Bei Comenius hat die Natur ein Ordnungsprinzip. Die zyklischen Naturabläufe sind eine Triebfeder des menschlichen Handelns. Der Zyklus für den Naturablauf zur Vervollkommnung des "ganzen" beträgt bei Comenius 24 Jahre. Der fortschreitende Bildungsprozess in der Stoffvermittlung soll vom Leichten zum Schweren und vom "Allgemeinen" zum "Besonderen" erfolgen. Comenius kann als Vordenker und Wegbereitet eines altersmäßig gestuften Schulsystems gesehen werden. Ein Massenunterricht bis zu 100 Schüler in einer Klasse, kann aber auch als Geburtsstunde eines Lehrer zentrierten Frontalunterrichts gesehen werden. Das System eines altersgleichen Klassensystems ist bei Comenius gegeben.[120] Er schlägt entsprechend dem Entwicklungs- und Bildungsstand der heranwachsenden Menschen "vier" jeweils 6- jährige Bildungsstufen vor. Diese sollen dem Kreislauf der Natur entsprechen. Der Frühling entspricht der "Mutterschule", die von der Geburt bis zum 6. Lebensjahr dauert. Die "Muttersprachschule" ist eine öffentliche Volks- und Grundschule, die vom 6. bis zum 12. Lebensjahr besucht werden soll. Durch die Muttersprache wird "alles Lebensnützliche" gelehrt und gelernt.[121]

Die meisten Absolventen dieser Bildungsebene wenden sich dem praktischen Leben, wie dem Ackerbau, dem Handwerk oder dem Handel zu. Die übrig bleibenden Zöglinge besuchen die "Lateinschule". Diese Schulabgänger wenden sich oft der Wissenschaften an den "Universitäten" bzw. Akademien zu. Die 4. Bildungsebene entspricht einer "Akademie", als eine Art Gelehrtenstätte und Lebens-Werkstätte. Die Akademie entspricht einem gehobenen Bildungsprinzip des "Lebenslangen Lernens". Das Bildungsmodell einer öffentlichen "Muttersprachschule" entspricht zunehmend dem Bildungsdenken des 17. Jahrhundert. Es wird an dieser öffentlichen Schulstufe eine anschauliche Realbildung vermittelt. Eine gemeinsame und gemeinschaftliche Grund- und Volksbildung in einer öffentlichen "Volksschule" für alle Kinder wird erkennbar. Bei Comenius ist bereits eine quasi Ganztagsschule mit unterrichtslosen Pausen geplant. Die in der Aufklärung aufkommende Pflichtschule zur Volksbildung lässt sich bei der 6- jährigen Muttersprachschule von Comenius erkennen.[122] Das Wegweisende und grundlegende Werk die "Große Unterrichtslehre" von Comenius, bezieht sich in einigen von 33 Kapiteln auf die Verbesserung der Volksbildung, und des allgemeinen Bildungs- und Schulsystems:

'Kap. 6': Wenn der Mensch zum Menschen werden soll, so hat er Bildung nötig. 'Kap. 7': Die Bildung des Menschen geschieht am besten in der frühersten Jugend, und sie kann nur dann vor sich gehen. 'Kap. 8': Die Jugend muss in der Gemeinschaft gebildet werden, und dazu bedarf es der Schulen. 'Kap. 9': Die gesamte Jugend beiderlei Geschlecht muss den Schulen anvertraut werden. 'Kap. 10': Der Unterricht in den Schulen muss umfassend sein. 'Kap. 11': An Schulen, die ihrem Zweck vollständig entsprochen hätten, hat es bisher gefehlt. 'Kap. 12': Die Schulen können verbessert werden. 'Kap. 13': Die Grundlage der Schulverbesserung ist die sorgfältige Ordnung in allem. 'Kap. 27': Über die nach den Stufen und des Fortschrittes vierfach geteilte 'Schulwerkstätte'. 'Kap. 28': Plan der Mutterschule. 'Kap. 29´: Plan der Muttersprachschule. 'Kap. 30': Plan der Lateinschule. 'Kap. 31': Von der Akademie.[123]

Die "Allgemeine Schulordnung" entsteht durch Beratung von Johann Ignaz Felbiger, einem katholischen Aufklärungspädagogen aus Preußen. Diese Schulordnung wird von Maria Theresia am 6. Dezember 1774 unterschrieben. Es ist eine 6- jährige Schul- und Unterrichtspflicht vom 6. bis zum 12. Lebensjahr in der Habsburgermonarchie vorgesehen.[124] Comenius sieht ein 4- stufiges Bildungsmodell vor. In diesem Schulmodell gibt es noch keine "Berufsbildende Schulen". Es werden allerdings berufsbildende Elemente in der öffentlichen Muttersprachschule vorgesehen.

3.1.2 Realschule und Reformprotestanten

Der Pietismus wird zu einer kirchlich-theologischen protestantischen Reformbewegung. Diese Pädagogik wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert für Preußen wegweisend. In der Arbeits- und Berufswelt wird ein ethischer Leistungsbegriff geprägt. Ein Lernprozess bezüglich "nützlicher Dinge", wie den Realien gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der "Realschul-Gedanke" muss mit der christlich-protestantischen Reformbewegung in Verbindung gebracht werden. Der Mensch ist ein "Arbeitswesen" in der sozialen Berufswelt.[125] Die Welt des 17. und 18. Jahrhundert ist von einem zunehmenden ökonomischen Interesse geprägt. Der Pietismus kann dies mit seiner Didaktik der "Berufs- und Standeserziehung" entsprechend erklären. Die Norm des Tatchristentums hängt damit zusammen, dass die gesellschaftliche Arbeit als "innerweltliche" Askese zu rechtfertigen ist. Andere pädagogische Systeme der Zeit konzentrieren aus "ökonomischen" Gründen, die gesamte Erziehung auf den Stand und Beruf.

"Der 'Pietist' rechtfertigt die Berufs- und Standeserziehung mit dem Tatchristentum, der 'Merkantilismus' speziell mit der aktiven Handelsbilanz, der 'Philanthrop' mit der Glückseligkeit des einzelnen Menschen oder als betonter 'Aufklärer' mit dem Fortschritt des Menschengeschlechts. […] Der Pietismus hat gemeinsam mit der Aufklärung die soziale Zerrissenheit zu mildern getrachtet, hat geholfen den Stand des gebildeten Bürgertums zu schaffen, der das Zentrum der deutschen Kultur geworden ist".[126]

Erhard Weigel 1625-1699 ein Jenaer "Hofmatematicus", ein Mechaniker und Pädagoge weist mit dem "realen" Bildungsgut bereits früh auf eine Realschule hin. Der Mathematiker und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibnitz 1646-1716 ist ein Schüler von Erhard Weigel an der Universität Jena. Der Universitäts-Gelehrte Leibnitz gilt als Vordenker der Aufklärung. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 hat zur Folge, dass die Kaiserin Maria Theresia das Unterrichtswesen von der Volksschule bis zur Universität vollkommen neu geordnet hat.

Der Pädagoge Weigel versucht seine Ideen in der privaten "Kunst- und Tugendschule" im Jahre 1689 umzusetzen. Weigel gehört zu jenen Enzyklopädisten, der mit der Mathematik, der Physik, der Baukunst, der Mechanik, der Technologie, aber auch mit dem Zeichnen und Experimentieren gut umgehen kann.[127] Der realtisch geprägte Johann Amos Comenius hat einen wesentlichen Einfluss auf den Frühaufklärer Erhard Weigel. Der neuzeitliche Didaktiker Comenius hat ein umfangreiches und wegweisendes pädagogisches Gesamtwerk hinterlassen. Die christliche Pansophie, die Vielweisheit von Comenius wird von Weigel entsprechend mathematisch ausgestaltet.[128] Die Allwissenheit wird für Comenius zur Grundlage einer umfassenden Pädagogik. Der Mensch als Mikrokosmos sollte in einem "gotterfüllten" Makrokosmos, dem Universum, von allen Dingen der Welt ein "rechtes" Wissen haben. Dieses Wissen soll im Gebrauch ein entsprechendes rechtmäßiges handeln ermöglichen.

Das neuzeitliche und emanzipierte Denken der Aufklärung übernimmt das "römisch-deutsche" Reich zunehmend von England und Frankreich. Ein fortschrittliches pädagogisches Denken dieser Zeit, lässt allmählich eine Volksbildung für "alle" entstehen. Die Berufsorientierte und methodisch anschauliche Berufsbildung, gewinnt im 18. Jahrhundert an Bedeutung. Im Römischen Reich Deutscher Nation kommt es durch das aufstrebende Preußen, federführend zur Einführung der "allgemeinen" Schulpflicht. Das "niedere" Schulwesen zur Volksbildung breitet sich nach anfänglichen Hemmnissen relativ schnell im 18. Jahrhundert aus. Im römisch-deutschen Reich bildet sich zunehmend ein "Dualismus" zwischen der Habsburgermonarchie und dem immer wichtiger werdenden Königreich Preußen aus. Die Gründung des politisch-militärisch aufstrebenden Preußen erfolgt 1701 in Königsberg. Wilhelm I. 1688-1740 ist der erste König von Preußen. Er ist ein praktisch-pragmatisch denkender Herrscher, der am 28. Oktober 1717 die Pflichtschule zur Volksbildung verordnet. Der preußische Herrscher steht dem "Realschulgedanken" des Theologen, Prediger und Pädagogen Christoph Semler 1669-1740 positiv gegenüber. Die verordnete Schulpflicht ruft vor allem in der ländlich-bäuerlichen Bevölkerung einen Widerstand hervor. Die Schulpflicht wird für das Alter von fünf bis zwölf Jahren festgelegt, wobei sich diese in Preußen bereits im 18. Jahrhundert allgemein durchsetzt.[129]

"Wir vernehmen missfällig und es wird verschiedentlich von den Inspectoren geklaget, dass die Eltern, absonderlich am Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen, und dadurch die arme Jugend in große Ungewissheit, sowohl was das lesen, schreiben und rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heyl und Seligkeit dienenden höchstnötigen Stücken aufwachsen ließen".[130]

Die Realschulen entstehen mit dem Aufkommen der Produktion von Dingen in den Manufakturen und der Frühindustrialisierung im 18. Jahrhundert. Die realen Lehranstalten werden zu Bildungsstätten der Kaufleute und Bürger, die sich der Produktion widmen wollen. Die Realien und damit die Sachkenntnisse in der Mathematik, in den Naturwissenschaften, der Geographie und Geschichte, der Heimatkunde und der lebenden Fremdsprachen, stehen pädagogisch-didaktisch und methodisch im Zentrum des Unterrichts. Die protestantische Reformbewegung des Pietismus und die "widersprüchliche" Methode von "Menschenfreundlichkeit und Nützlichkeit" der Philanthropen verhelfen den Realien zunehmend einen Raum in den Lehrplänen. Die Naturwissenschaften werden wichtig, dies bewirkt, dass im mittleren Bildungssektor die Realschulen im 19. Jahrhundert in der Habsburgermonarchie entstehen. Die eher gewerblich-theoretischen Lehranstalten werden durch das "Realschulgesetz 1868" zu allgemeinbildenden Mittelschulen. Die Realschulen entwickeln sich parallel zu den Gymnasien allmählich zu vollwertigen mathematisch-naturwissenschaftlichen Mittelschulen. Die Realschulen gehen somit für die mittlere gewerbliche Bildung verloren. Der organisierende "Staatspädagoge" Armand Freiherr von Dumreicher führt, beeinflusst vom deutschen Vorbild, in den 1870er Jahren die "Staats-Gewerbeschulen" in der Habsburgermonarchie ein. Diese gewerblichen Schwerpunkts- und Musterschulen haben unterschiedliche Bildungsebenen integriert. Diese anfänglich eher theoretischen orientierten Lehranstalten werden zunehmend auch mit Berufs- und Praxisorientierten Bildungsstoffen versehen. Zu Beginn des 20. Jahrhundert wird der Werkstätten-Unterricht obligat an den Staats-Gewerbeschulen eingeführt. Die Realschulen entwickeln sich zu Vorbereitungsschulen der Technischen Hochschulen.[131]

Der Pädagoge Erhard Weigel hat einen wesentlichen Einfluss auf den großen "Schulmeister" August Hermann Francke 1663-1727. Francke gilt als Hauptvertreter des Reformprotestantischen Pietismus. Er ist ein Pädagoge, der in seinem großen Schulzentrum bereits wesentlich eine "reale" theoretische und praktische Bildung umsetzt. Francke ist auch ein Pionier der Waisenhauserziehung und gilt als Wegbereiter der Sozialpädagogik. Die Privatstiftung von Francke enthält ein riesiges Bildungszentrum, einer so genannten "Gesamtschule". In Bildungszentrum gibt es eine "Armenschule"; eine "Bürgerschule" für Kinder der Bürger, die keine Lateinschule besuchen wollen; ein großes "Waisenhaus"; ein "Pädagogium" einer Erziehungsstätte für adelige Knaben; eine "Lateinschule" für Knaben, die sich später einem Studium widmen wollen; eine "Erziehungsanstalt" für Mädchen höherer Stände; zwei "Lehrerseminare", eines für Lehrer der "deutschen" Schulen und eines für Lehrer "höherer" Schulen. Ein riesiges Schulzentrum mit Wirtschaftsbetrieben, einer Buchdruckerei, einer Apotheke und einer Landwirtschaft sind gegeben.[132]

"Unter dem Namen eines 'besonderen Pädagogiums' hat Francke den Plan einer 'Realschule' aufgestellt, die nicht wie jenes andere ins Leben getretene, spätere königliche privilegierte Pädagogium, auf das Gymnasium ausgeht, zur Landwirtschaft und Verwaltung von Landgütern, zum Beruf des Kaufmannes und des öffentlichen Beamten, endlich zu den Gewerben die Befähigung geben sollte".[133]

In diesen Bildungsanstalten hat Francke bereits das "Fachsystem" mit dem Fachlehrerprinzip vorgezeichnet. Ein Lehr-stofflich-enzyklopädisches Interesse steht im Zentrum der formalen Bildungsüberlegungen. In seinem "Gesamtschulartigen" Bildungssystem kommt es zu einer fachlichen Arbeitsteilung. Der Unterricht erfolgt aufsteigend in den einzelnen Fächern. Das Klassenlehrersystem wäre pädagogisch-didaktisch sinnvoller. Eine Differenzierung nach Begabung und Interesse müsste erfolgen. Das "Fachsystem" nach Francke löst eine "einheitliche" Klassenstruktur zunehmend auf.[134]

Die "Realien" wie Naturkunde, Geographie und Geschichte sind zumindest im Pädagogium selbstständige Lehrfächer. Als lebendige Sprache wird französisch, aber auch Zeichnen wird unterrichtet. Die Mädchen werden zur Handarbeit angehalten und Schüler der "höheren" Lehranstalten erhalten Fertigkeiten in Drechseln, Glasschleifen und Papparbeiten. Die Idee einer "Realschule" ist bei Francke im "Entwurf der gesamten" Anstalten im Jahre 1699 festgehalten. Die Pioniere des Realschulgedanken Christoph Semler und Julius Hecker werden als Lehrer am Schulzentrum von August Hermann Francke von dieser "nützlichen" Bildungsidee beeinflusst.[135]

3.1.3 Realschule und Bürgerbildung

Die Realschule entwickelt sich als Sekundarschule, zu einer vollwertigen Mittelschule in der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert. Mit dieser realen Bildungsstätte geht pietistische Theologie des Pädagogen Christoph Semler 1669-1740 in die deutsche Schulgeschichte ein. Sein "Schulplan" des Jahres 1705 bringt eine mathematisch orientierte "Handwercker-Schule" hervor. Die bereits im Jahre 1700 vom Universalgelehrten Wilhelm Leibnitz gegründete preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin befürwortet entschieden diese Schulidee. Der Magistrat in Halle an der Saale macht trotzdem keine finanzielle Mittel für dieses Schulprojekt locker. Semler erhält lediglich für zwölf Knaben ein Lehrgeld aus der Almosenkasse. Das begonnene Werk geht schnell seinem Ende entgegen. Semler wird in seinem Realschulgedanken wesentlich vom Pädagogen Erhard Weigel beeinflusst. Diese Schule ist ursprünglich zur Bildung von Kindern des Handwerkergewerbes gedacht. In dieser realen Lehranstalt sollte bereits die "Allgemeinbildung", neben der Mathematik und den "mechanischen Künsten" vermittelt werden.[136] Im "Schulplan 1705" sind

"nützliche Vorschläge von der Aufrichtung einer mathematischen Handwerckerschule bey der Stadt Halle. […] der Schulen Endzweck, daß die Kinder in denselben zum gemeinen Leben praepariert werden. […] die wenigsten zum Studieren, die meisten aber zu anderen Professionen und zu Handwerkern gelangten".

Die "mathematisch-mechanische" Realschule, ein neuer praktischer Bildungstyp wird vom Pädagogen Semler im Jahre 1708 umgesetzt. Diese Schule besuchen am Anfang 30 Schüler im Alter von 10 bis 14 Jahren. Semler vertritt eine Pädagogik, in der die Jugend bereits in der Schule die "wahre" Realität kennen lernen. Diese private "praktisch-reale" Bildungsstätte für den Handwerkerstand, bedient sich der Methode die Realität, die vorwiegend durch Modelle erklärt wird. Diese kostspielige Lehrmethode findet wenig Unterstützung und sein erster "Realschul-Versuch" wird bald wieder eingestellt und überdauert nur drei Jahre. Eine Berufs- und Praxisorientierte Handwerkerschule mit wenig Persönlichkeitsbildung setzt sich in Preußen nicht durch.[137]

Im Jahre 1709 will Semler in einer Schrift ein weiteres Schulprojekt ins Leben rufen, wobei dieses auch diesmal nicht gelingt. Die Bezeichnung "Handwerkerschule wird aufgegeben und die neue Bildungsstätte sollte "mathematische und mechanische Real-Schule"[138] heißen. Der pädagogische Mensch Semler gibt den Gedanken einer solchen Schule nie auf. Im Jahre 1738 kurz vor seinem Tod gründet er noch einmal eine "mathematische, mechanisch-ökonomische" Realschule. Die Schrift eines Professors der Universität Halle empfiehlt diese reale Schulanstalt besonders.[139]

Diesen Bildungstyp überlebt Semler nicht, wobei die elementare durch die berufliche Bildung beeinträchtigt wird. Die persönliche Menschenbildung tritt in den Hintergrund und diese Schule bekommt den Charakter einer Fachschule für Handwerker. Der Typus einer Realschule lebt durch Johann Julius Hecker weiter.[140] Eine Elementarbildung zur Bildung der Persönlichkeit im Sinne von Johann Heinrich Pestalozzi findet praktisch nicht statt. Die Menschenbildung wird streng von der Berufsbildung getrennt, wobei diese erst später erfolgen soll.[141] Der Realschultyp von Semler wird zu einer "praktischen" Fachschule, ohne eine "ganzheitliche" Bildung mit "Kopf, Hand und Herz" nach Pestalozzi.[142] Das Realschul-Projekt des Pietisten Semler ist im Prinzip eine real-praktische Handwerkerschule mit zu wenig intellektueller Mathematik als Bildungsstoff.[143]

Johann Julius Hecker gründet 1747 eine ökonomisch-mathematische Realschule in Berlin. Diese reale Bildungsstätte wird vom Preußenkönig Friedrich II. bereits nach dem ersten Schuljahr zur königlichen Realschule erhoben. Die "nützliche" Realbildung wird zu einem Symbol der Aufklärung. Der allgemeinbildende Charakter dieser Realschule ist dadurch gegeben, indem der Fachunterricht durch Religion, moderne Sprachen, Geographie, Geschichte und Politik erweitert wird. Der bürgerliche Mittelstand will vor allem, dass der Unterricht auf den Beruf vorbereitet. Der erste Schulplan von Hecker entspricht der Handwerker-Realschule von Semler.[144] Dieses "Schulzentrum" soll für alle damaligen Berufe vorbereiten, wobei ein Zugang zur Universität nicht geplant ist.

"Acht verschiedene Klassen verspricht Johann Julius Hecker nach und nach in den Schulen der Dreifaltigkeitskirche einzurichten: eine mathematische, eine geometrische, eine Architektur- und Bauklasse, eine geographische, eine physikalische oder Naturalienklasse, eine Manufaktur-, Kommerzien- und Handlungsklasse, eine ökonomische, eine Curiositäten- und Extraklasse".[145]

Der Besuch der einzelnen Lehrgegenstände ist mit einer Freiheit verbunden. In den vereinten Bildungsanstalten von Hecker besuchen im Jahre 1762 die deutsche, die lateinische, die Realschule und die "Lehrerbildungsanstalt" insgesamt 355 Schüler.[146] Im 19. Jahrhundert wird es bei Realschulen immer wichtiger, dass die realistischen Bildungsstoffe auch einen allgemeinbildenden Charakter bekommen. [147]

3.2 Aufklärung und frühe Industrialisierung

Die frühe Proto-Industrialisierung ersetzt zunehmend das eher "unfreie" Zunft-Handwerk. Die Manufaktur und das Verlagssystem werden zur vorherrschenden Wirtschaftsform in der Aufklärungszeit des 18. Jahrhunderts. Ein Strukturwandel in der handwerklichen Arbeitswelt bringt mit sich, dass Berufe wie der vielseitige und am Land angesehene "Dorfschmied" der Vergangenheit angehören. Ein technischer und wirtschaftlicher struktureller Wandel bringt mit sich, dass viele Arbeitsarten und Berufe verschwinden. Es entstehen allerdings andere berufliche Spezialisierungen.

"Eine Gesellschaft lebt vor allem in der Mannigfaltigkeit ihrer Berufe. Jeder von ihnen bringt, abgekapselt in seiner Zelle, für sich Gesichtsausdrücke, Kleidung, Sprachen, Haltungen, rührende oder scherzhafte Anekdoten, eine Pädagogik, eine Moral hervor. Das waren die Werkstätten bis vor kurzem: Kulturgerinnsel, sich selbst genug; Königreiche, in denen der König 'Mastro' genannt wurde, d. h. Meister des [Schmiede] Hammers, der Axt, des Schustermessers, der Drehbank […] Historische Orte und geweihte Stätten, deren veraltete Techniken […] in keine Enzyklopädie mehr aufgenommen werden wird".[148]

Das Verlagssystem ist eine wirtschaftliche Organisationsform der Textilindustrie, wobei ein zentraler Betrieb mit wenigen Arbeitskräften, oft tausende Heimarbeiter in ländlichen Gegenden textilmäßig beschäftigt. Die Lohnkosten der produzierenden Heimarbeiter sind gering und der Kapitaleinsatz für die Unternehmen ist auch niedrig. Die Arbeitsproduktivität ist eher gering und eine Qualitätssicherung wird kaum ermöglicht. Die damaligen Transportmöglichkeiten der Halbfabrikate und Rohstoffe zu den Heimarbeitern und der Rücktransport der Fertigprodukte stellt ein großes Problem dar. Der moderne Straßenbau beginnt allmählich im auslaufenden 18. Jahrhundert. Ein Transport der Güter durch Pferde-Fuhrwerke wird damit ermöglicht. Diese Produktionsform setzt bereits eine Arbeitsteilung voraus. Beim Verlagssystem findet die Produktion vor allem dezentral, zu Hause in Heimarbeit statt. Die Manufaktur und das Verlagssystem scheint eine wirtschaftliche Produktionsform zu sein, wodurch ein Anschluss an die westeuropäischen Staaten gefunden werden könnte. Die Anzahl der Fertigprodukte wird vor allem durch das Verlagssystem wesentlich erhöht, wobei die Lohnarbeit stattfindet. Die Textil- und Bekleidungsindustrie bietet sich für das Verlagssystem besonders an.[149]

Dieses Produktionssystem findet in der Habsburgermonarchie vor allem in der sehr wichtigen Textilindustrie statt. In Böhmen und Mähren blüht die Verlagsproduktion in Heimarbeit. Diese Produktionsart findet vor allem in Gegenden mit unfruchtbaren Böden statt. Die Agrarwirtschaft auf Basis eines Großgrundbesitzes bringt einen zu geringen Ertrag. Diese Bevölkerung hat keinen oder wenig Grundbesitz und diese sind meist reine Selbstversorger. Eine dezentrale Heimarbeit benötigt vor allem solche Arbeitskräfte, die das geringe landwirtschaftliche Einkommen aufbessern wollen. Es entwickeln sich allmählich Industriearbeiter heraus, welche für eine Lohnarbeit empfänglich werden. Die Proto-Industrialisierung mit den Manufakturen und dem Verlagssystem gibt es vor dem zentralen Fabriksystem. Beim wirtschaftlich organisierten Manufaktursystem arbeiten unterschiedliche Handwerker zur Steigerung der Produktion zusammen, wodurch ein gemeinsames Fertigprodukt entsteht. Die Frühindustrielle Produktionsphase hat zur Folge, dass die nicht-agrarische Produktion in ländlichen Gebieten erheblich zunimmt. Der zunehmende Strukturwandel von der Agrar- zur Protoindustriellen Produktion bringt allmählich ein Wirtschaftswachstum in der Habsburgermonarchie. Das Gewerbe befreit sich zunehmend vom Zunftsystem des Mittelalters.[150]

"Im Jahre 1790 gab es in der Monarchie – ohne Galizien, Tirol und Vorarlberg – 280 Manufakturen. Davon befanden sich 50 Prozent in Niederösterreich und 30 Prozent in Böhmen, was das frühe Auftreten der Wirtschaftsachse Reichenberg – Prag – Wien belegt, die im Industriealter so wichtig wurde".[151]

In diesen Gebieten sind bereits viele Arbeitskräfte aus der Agrarproduktion abgewandert. Es leben im Jahre 1756 von der Landwirtschaft 78 Prozent der Gesamtbevölkerung.[152] Im Jahre 1790 sind 75 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Österreich in der Landwirtschaft beschäftigt. Der Osten und Südosten des Habsburgerreiches ist extrem agrarisch strukturiert. In diesem Bereich des Reiches sind ungefähr 90 im Agrarbereich und damit im Primärbereich erwerbstätig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert verkleinert sich der Agrar-Beschäftigungsgrad in diesen Regionen erst. Die Agrarbeschäftigung fällt in dieser Zeit auf 80 Prozent.[153]

Die Manufakturen und frühen Fabriken unterscheiden sich von der bisherigen Handwerksorganisation dadurch, dass es leitende, neben ungelernten und angelernten Arbeitskräften gibt.[154] Die großen Manufakturen und allmählich entstehenden Fabriken, kommen ohne "Hilfskräfte" nicht mehr aus, wobei dies Fabrikdirektoren, kaufmännische Beamte und Werkmeister sind. Es werden vor allem Werkmeister aus dem industrialisierten Ausland angelockt, um die Qualität der Produktion zu erhöhen. Die Manufaktur hat mit Handwerksbetrieben noch gemeinsam, dass der Kern der Belegschaft noch aus "gelernten Handwerkern" besteht.

"Soweit es sich nicht um Gesellen handelte, die in ihrem erlernten Beruf nicht untergekommen waren, setzte sich die Masse der ungelernten Arbeiter aus Taglöhnern, verarmten Bauern und Bürgern, Kleinhäuslern und Gartenkeuschlern, verabschiedeten Soldaten und einer großen Anzahl von Kindern und Frauen zusammen. Die soziale Herkunft bestimmte weitgehend auch den innerbetrieblichen Status der Arbeiter. […] Bis ins 19. Jahrhundert wirkt die Tatsache nach, dass viele Manufakturen und frühe Fabriken Menschen minderen Rechts beschäftigen, wie Armenhäusler, Zuchthäusler, Waisen oder auch Soldaten, die unter besonderer Aufsicht der Obrigkeit standen".[155]

Die Textilindustrie und die Tabakmanufakturen beschäftigen im auslaufenden 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert in einem Übermaße Kindern und Frauen. Kinder werden oft mit dem 6. Lebensjahr [sic!] als Heimarbeiter beschäftigt. Diese werden selbst in Manufakturen und Fabriken als ungelernte und angelernte Arbeitskräfte beschäftigt. Der Lohn der Familienväter bewegt sich meist unter dem Existenzminimum, dadurch wird es erforderlich, dass andere Familienmitglieder am Erwerbsprozess teilnehmen.[156] Mit der Entwicklung der Dampfmaschinen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstehen zu Beginn der 19. Jahrhundert die industrialisierten "Maschinen-Spinnereien". Es entstehen größere "Spinnfabriken" in Niederösterreich mit Arbeitssälen in mehreren Stockwerken. Der Anteil der schutzbedürftigen Arbeitskräfte, der neu entstehende Klasse der Fabrikarbeiter, nimmt immens zu.

"Als weitere Härte muss die von den Fabrikunternehmern aus einer gewissen patriarchalischen Einstellung ausgeübte Bevormundung angesehen werden, die in den meisten Fällen einer wohl gemeinten Fürsorge entsprang, aber gerade die selbstbewussteren unter den Arbeitern treffen musste. Die Anwendung der Dienstbotenordnung auf die Arbeite räumte dem 'Fabrikherrn' sogar die Zuchtgewalt ein. Neben der Beaufsichtigung während der Arbeit und in den Unterkunft-Räumen wurden die Arbeiter auch in ihrer Freizeit von Fabrikbeamten kontrolliert".[157]

In den Spinnfabriken macht die Kinderarbeit bis zu einem Drittel der Gesamtbeschäftigten aus. Ein Hofdekret vom 11. Juni 1842 besagt, dass die in den Fabriken erwerbsmäßig beschäftigten Kinder zwölf Jahre sein sollten. In Ausnahmefällen kann nach drei Jahren Besuch der Trivialschule, mit einem Lebensalter von neun die Kinderarbeit ermöglicht werden. Die Frauenarbeit findet in der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia 1740-1780 in den "Spinn- und Arbeitshäusern" eine ergiebige Fundgrube. Die Löhne in niederösterreichischen Spinnereien sind für Frauen bis zu zwei Dritteln geringer als bei Männern.[158] Der ursprüngliche Charakter der Spinnhäuser sind die einer Besserungsanstalt für

"müßige Bettler, trutzige Dienstboten männlichen und weiblichen Geschlechts, für leichtfertige Weibspersonen, wie auch derselben Kupplerinnen.[…] Die Weibspersonen sollen zu dieser Fabrikation angehalten seyn".[159]

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert werden die "Bildung zur Industrie" und deren Probleme zu einem wichtigen pädagogischen Thema. Die Kinder in den "Volks- und Trivialschulen" sollen zur Brauchbarkeit im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben angeleitet werden.[160] Die Industrieschulen können als Vorläufer der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehenden Berufsbildenden Schulen angesehen werden. Diese Schulen beginnen zunehmend Allgemeinbildung, Fachtheoretische- und Fachpraktische Bildung miteinander zu verbinden. Die Gewerbeschulen auf unterschiedlichen Bildungsebenen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die kaufmännische Bildung gewinnt auf ähnliche Weise zunehmend an Bedeutung.

Die allgemeine Volksbildung hat ihren Ausgang in den muttersprachlichen "Schreib-, Lese- und Rechenstuben". Diese entstehen aus den bürgerlichen Bedürfnissen der Kaufleute und Handwerker in den Städten im Hochmittelalter.[161] Im Denken der Aufklärung sollen "alle" Menschen zum rechten und selbstständigen Vernunftgebrauch erzogen werden. Durch Friedrich II. ist die Aufklärung in Preußen auf den Königsthron gelangt. Die Volksschule sollte eine weltliche und "lebensnützliche" elementare Bildung für alle ermöglichen. Der Tod Friedrich II. hat das Ende der Aufklärung in Preußen zur Folge. In Österreich ist Joseph II. von den aufklärerischen Reformen Friedrich II. begeistert.[162] Der Abt des Chorherrenstiftes von Sagan Johann von Felbiger hat im katholischen Schlesien bereits Erfahrung mit der Reform des niederen Schulwesens. Felbiger wird von Maria Theresia zur Reform des "Volksschulwesens" nach Wien berufen. Durch die Allgemeine Schulordnung 1774 wird die verpflichtende "Trivial-, Haupt- und Normalschule" als Standesschule eingeführt. Es dauert noch das ganze lange 19. Jahrhundert, dass die Pflichtschule flächendeckend umgesetzt wird. Das liberale Reichsvolksschulgesetz 1869 bringt die moderne Volksschule, wobei sich diese an der Unterstufe als "echte" Einheitsschule bis heute durchsetzt. Ferdinand Kindermann 1740-1801 ist ein geweihter Theologe aus Böhmen. Kindermann wird mit einem pädagogischen Interesse ausgestattet und dieser studiert die "Lehrart" von Felbiger im katholischen Schlesien. Kindermann wird ein Mitarbeiter Felbigers bei der Elementarschulreform in der Habsburgermonarchie. In den sogenannten Industrieschulen hat Kindermann zuerst in Böhmen den "Volks- und Trivialschulen" einen Arbeitsunterricht angeschlossen. Mit dem Hofdekret vom 22. Februar 1755 wird bereits auf die Errichtung von "Spinn- und Webschulen" hingewiesen. Kindermann hat mit der Errichtung dieser Industrieschulen einen bleibenden Verdienst bewirkt. Bis zum Jahre 1790 entstehen in Böhmen 232 Industrieschulen. Diese Schulen erreichen in Böhmen einen gewaltigen Aufstieg und dies ist auch ein Grund für das spätere Aufblühen der Industrie in Böhmen. Den Ertrag der Arbeiten erhalten die meist sehr bedürftigen Schüler.[163]

3.2.1 Philanthropen und widersprüchliche Bildung

Der humanistische Geist des 16. Jahrhundert beflügelt die "Gelehrtenschulen". Es sind dies die Lateinschulen, die Gymnasien, aber auch die Universitäten. Der methodische Realismus der Didaktiker des 17. Jahrhundert tritt zunehmend gegen die lateinischen Gelehrtenschulen auf. Die Erziehung und der reale Unterricht werden damals noch nicht unmittelbar im Dienste der "beruflichen Tüchtigkeit" gesehen. Die Bildung des Menschen in der Aufklärung orientiert sich nicht so sehr "klassisch-lateinisch". Die Einsichten der Menschen werden auf die "Sachzusammenhänge der Welt" gerichtet.[164] Der neuzeitlich voraufgeklärten Didaktiker Johann Amos Comenius sieht bereits die "Nützlichkeit" vor.

"Nicht ohne Grund ist gesagt worden: Nichts ist eitler, als vieles zu wissen und zu lernen, das keinen Nutzen bringen kann. Nicht wer viel, sondern wer Nützliches weiß, der ist weise". [165]

Der Neuhumanismus trennt die "Bildung und die Ausbildung"[166], somit werden die Allgemein- und die Berufsbildung getrennt. Der Neuhumanismus setzt den "Beruf und die gesellschaftliche Arbeit" pädagogisch herab. In der Aufklärung sind der Beruf und die gesellschaftliche Arbeit eine schulpolitische Tendenz in der Bildung. Die allgemeine Schulpflicht zur Volksbildung erfordert ein altersgerechtes "Einheitsschulsystem". Die vollkommene Entwicklung des Menschen erfordert die ganzen 24 Jahre. Eine vierfache jeweils 6- jährige Abstufung von "Schulen" bis ins Mannesalter ist erforderlich. Es sind dies die Mutterschule, Muttersprachschule, Lateinschule und Universität.[167]

Der Export orientierte Merkantilismus und Kameralismus hat ein Aufblühen der Manufakturen zur Folge. Die vorindustrielle Zeit hat den wirtschaftlichen Kampf um das Überleben noch nicht gekannt, da Güterherstellung sich an das Bedürfnis der Menschen orientiert. Die industrielle Produktion bringt eine auf "Expansion" abgestimmte Erzeugungsgesinnung. Der Widerstand des Handwerkes gegen technische Innovationen ist ein Kampf gegen das analytische Denken und eine dynamische Welt- und Gesellschaftsauffassung. Der Merkantilismus erfordert schulische Reformen bei der beruflichen Bildung in den Zünften. Es entwickeln sich angeregt durch die Aufklärung Realschulen, Handelsschulen, Schulen für das Bauwesen und Bergbau, Schulen für Land- und Forstwirtschaft, Handwerker- und Zeichenschulen im 19. Jahrhundert. Es entsteht ein Schulwesen zur Verbreitung nützlicher bürgerlicher Kenntnisse. Ein abgestuftes Bildungssystem sollte eine Spezialschule für die bürgerliche Mittelschicht reservieren.[168]

Die Abwertung des Berufes ist "typisch" für das deutsche Bildungsdenken. Die Entwicklung der Schule und der Berufsbildung wird im 19. Jahrhundert, an der Schwelle zur industriellen Revolution, vom "deutschen" Bildungsdenken mitbestimmt. Das Verhältnis zwischen dem Berufsbegriff und neuhumanistischer Bildungstheorie ist ein Problem, der von der vorindustriellen Lebenswelt in das Zeitalter der Industrie führt. Kapitalismus und Industrialisierung sind miteinander eng verwoben.[169] Der Bildungshumanist Wilhelm von Humboldt tritt für eine Trennung von allgemeiner und spezieller/beruflicher Bildung ein. Die allgemeine Bildung hat den Menschen zu stärken, während die spezielle Bildung nur die Fertigkeiten zur Anwendung bringen. Eine Vermischung der beiden Bildungsarten, ergibt weder vollständige Menschen noch vollständige Bürger. Mittelschulen die allgemeine und berufliche Bildung vermischen sind nach Humboldt geradezu schädliche Schulformen. Schule die eine Spezialbildung vermitteln sind nach Humboldt für das Erwerbsleben notwendig. Mit allgemeiner und menschlicher Bildung sollen diese Spezialschulen nach Humboldt nichts zu tun haben.[170]

Die Bildungsreform von Wilhelm von Humboldt muss vor dem Hintergrund der Aufklärungspädagogik gesehen werden. Diese versucht das Lernen und die Arbeit zusammenführen. Die traditionelle handwerkliche Gütererzeugung wird in industrielle Produktionsformen übergeführt. Die Jugendliche sollen nicht mehr nur zu einer Arbeit und damit zu einem bestimmten Beruf, somit zu einer handwerklichen Facharbeit herangebildet werden. Die Heranwachsenden sollen vor allem auch zu einem Arbeitseifer der industriellen Lohnarbeit mit ihren Zeitstrukturen erzogen werden. Der handwerkliche Fleiß wird durch eine Industriösität eines Arbeiters ersetzt. Dieser versucht ständig den Ertrag seiner Arbeit zu steigern. Die pädagogischen Schriften der Aufklärer sagen aus, dass nicht der Arbeitende, sondern die Arbeit einen Status eines Selbstzweckes erhält. Die Disziplinierungs- und Züchtigungsmaßnahmen sollen dies ermöglichen. Der unmittelbar Arbeitende nimmt die unterste Stellung ein, wobei der Planende eine mittlere Position in der Ständegesellschaft einnimmt. Der den Planungsprozess wissenschaftlich entwerfenden und organisierenden freie Bürger nimmt den höchsten Rang in der Hierarchie gesellschaftlicher nützlicher Tätigkeiten ein. Die pädagogische Aufklärung will die traditionelle Ständegesellschaft der Bauern, Handwerker, den Adel und Klerus in eine neue bürgerliche Standesgesellschaft überführen. Die Heranwachsenden sollen für die Arbeit in den Manufakturen und später der Großen Industrie diszipliniert werden.

Der gesamte Neuhumanismus und damit auch Wilhelm von Humboldt verfolgt mit der von ihm eingeleiteten preußischen Bildungsreform keineswegs das Bildungsziel vieler Aufklärer. Die Zerschlagung der traditionellen "Ökonomie des ganzen Hauses", in der Lernen im Betrieb und Arbeit nach im Zusammenleben mehrerer Generationen stattgefunden hat. Die Auflösung einer Ökonomie des ganzen Hauses macht zunehmend eine Reform der beruflichen Bildung notwendig. Es entsteht durch den Neuhumanismus und damit auch von Humboldt die Forderung die Allgemeinbildung und damit die Menschenbildung hat einer beruflichen Bildung voranzugehen. Die Menschen sollen nicht nur zum Bürger reduziert werden. Eine Qualifikation zu Tätigkeiten für die drei Stände der bürgerlichen Gesellschaft wie Klerus, Adel und Bürger, soll durch eine Erziehung zur Partizipation an der allgemeinen bürgerlichen Gesellschaft erweitert werden.[171]

John Locke 1632-1704

Locke verfolgt eine Erziehung zur Lebenstüchtigkeit. Der körperlichen Erziehung räumt Locke viel Raum ein. Die Strafen sieht Locke skeptisch, indem Kinder durch Züchtigung gebeugt und gedemütigt werden. Kenntnisse sind für Locke nicht besonders wichtig, wobei das Lernen leicht ermöglicht werden soll. Die Jugendlichen sollen von der Vernunft Gebrauch machen. Die "Nützlichkeit" wird betont und klassische Sprachen werden weniger geschätzt. Die Bildung nützlicher Fertigkeiten, wie die Gartenarbeit, die Holzbearbeitung und da vor allem die Tischlerei, aber auch die Metallbearbeitung und das Gravieren sollen gepflegt werden. Das Bildungsideal Lockes, hat mit der Lebenstüchtigkeit des bürgerlichen Kaufmannes, mit einem "Gentleman" zu tun. Das Bildungsideal der feinen Lebensart wird für den Beruf eines Diplomaten, eines Offiziers und eines höheren Verwaltungsbeamten vorbildlich. Die Realwissenschaften und die modernen Fremdsprachen sollten zunehmend gepflegt werden.[172]

Die einseitige Standes- und Berufsbildung fordert die vorgelagerte Bildung zum Menschen. Rousseau und Pestalozzi treten dafür ein, zuerst die allgemeine Menschennatur mit ihren Fähigkeiten und Eigenschaften zu entwickeln. Die Bildung zum Bürger und Beruf sollte erst später erfolgen. Locke ist für das "Naturrecht" eingetreten. Die "Naturreligion" ist mit der christlichen Religion in Einklang zu bringen. Locke beeinflusst und prägt Rousseau. In der Gedankenwelt von Locke gibt es keine angeborenen Ideen und Vorstellungen. Der Mensch ist bei der Geburt ein "unbeschriebenes" Blatt. Durch sinnliche Wahrnehmungen werden der Seele Kenntnisse zugeführt, die weiter verarbeitet werden müssen. Locke bemerkt: "nichts ist im Verstande, was vorher nicht in den Sinnen war". Alle Stände sind gleichermaßen zur Sittlichkeit und Berufstüchtigkeit hingeführt werden, wobei dies ein stetig fortschreitender Prozess ist.

Jean Jacques Rousseau 1712-1778

Ein wesentliches Erziehungsideal der Aufklärung ist der brauchbare und nützliche Mensch. Dadurch ist ein Widerspruch zur menschlichen Vervollkommnung gegeben. In der Pädagogik der Aufklärung hat jeder Mensch individuelle Rechte. Die Idee der Gemeinnützigkeit für die Gesellschaft ist ebenfalls kontrovers gegeben. Die Bildung wird idealerweise zu einem emanzipatorischem Begriff der Aufklärung. Die Pädagogik eines Rousseau spricht mit der Romanfigur "Emilie", die im Jahre 1762 entstanden ist, die "Selbstentfaltung eines Kindes" an.

"Man müsse den Menschen erziehen, ohne ihn schädlichen Einflüssen der Kultur und Gesellschaft auszusetzen – nur nach seiner eigenen Natur. Das wäre dann auch die beste Voraussetzung für ein Staatswesen, einen Gesellschaftsvertrag".[173]

Rousseau sieht entsprechend dem altersmäßigen Bedürfnis eines Kindes, eine naturnahe und anschauliche Erziehung zu einer menschlichen Vervollkommnung vor. Dem "natürlichen" Menschen, stellt Rousseau den "bürgerlichen" Menschen gegenüber. Rousseau verlangt eine Unterscheidung zwischen den Bildungs- und Erziehungsformen. Die Menschen stehen im Widerspruch zwischen den Pflichten und Neigungen, zwischen der Natur und den gesellschaftlichen Einrichtungen und zwischen dem "Menschen" und den "Staatsbürgern".[174] Rousseau kann als geistiger Überwinder einer rein gesellschaftlich nützlichen Bildung in der Aufklärung gesehen werden.[175]

"Rousseau stellt die Frage nach dem Ursprung der gesellschaftlichen Ungleichheit unter den Menschen und in enger Verbindung die fast noch wichtigere Frage, ob die gesellschaftliche Ungleichheit unter den Menschen mit den Prinzipien des Naturrechts vereinbar sind, d. h. ob sie von höherer Warte aus moralisch zu rechtfertigen ist. Rousseau verfolgt […] eindeutig gesellschaftskritische Absichten, er tadelt insbesondere das Missverhältnis zwischen moralischem Verdienst und intellektueller Leistung einerseits und gesellschaftlich privilegierter Stellung andererseits.[176]

Rousseau stellt die Entwicklung der Menschheit aus einem ursprünglich guten und unschuldigen Naturzustand hin zur gesellschaftlichen Ungleichheit dar. Die kann als ein moralischer Zerfallsprozess gesehen werden. Rousseau geht in die Geschichte der Pädagogik als ein Verfechter der "natürlichen" Erziehung ein.[177]

Johann Heinrich Pestalozzi 1746-1827

Pestalozzi tritt für eine Volksbildung für alle ein. Er wird als Sohn eines Arztes in Zürich geboren. Der Vater stirbt als der Knabe sechs Jahre alt war. Dieser lässt eine Familie mit drei Kindern, in ziemlich dürftigen Verhältnissen zurück. Die Kindheit von Pestalozzi ist trotzdem sehr glücklich.

"So wurde ihm das stille, zurückgezogene Glück des Hauses, das auch bei aller Entbehrung und Eingeschränktheit noch zu bestehen vermag, früh zur Grundlage seines Wesens".[178]

Pestalozzi wird auch von den Ideen eines Rousseau immens beeinflusst und beeindruckt. Der junge schwärmerische Pestalozzi gehört der Vereinigung "Die Patrioten" an. Dieser Bund vertritt republikanische Ideen und wird daher von der Stadt Zürich aufgelöst. Pestalozzi muss bei dieser Gelegenheit eine Arreststrafe verbüßen. Pestalozzi ist von der Natur begeistert. und legt sich selbst eine einfache und bedürfnislose Lebensführung zu. Die Landwirtschaft wird für Pestalozzi zu einem Lebensberuf. Er wird auch zu einem Retter der Armen und Waisen und errichtet zwei Volksschulen.[179]

Pestalozzi will den "unteren" Volksschichten durch eine entsprechende Bildung helfen. Der Volksbildungsgedanke erreicht durch Pestalozzi eine große Verbreitung und Bedeutung. Pestalozzi beschreibt als reformpädagogischer Vordenker die drei Grundkräfte des Menschen, nämlich die geistigen, die sittlichen und die physischen. Die Grundkräfte des Menschen, das "Denken, Fühlen, Können – Kopf, Herz, Hand" müssen gleichmäßig gebildet werden. Pestalozzi hat den Volksschulgedanken nachhaltig geprägt. Die Entfaltung all seiner Kräfte, ist das Ziel wahrer Menschenbildung:

"Nicht die Brauchbarkeit des Menschen im bürgerlichen Leben, sondern die Entwicklung seiner Menschennatur ist Aufgabe der Erziehung, und zwar auch für Menschen aus den niedrigsten Volksschichten. […] Und kein Pädagoge vor und nach ihm hat die 'Menschenwürde' so verteidigt. Jeder Mensch hat ein Anrecht auf Erziehung. […] Die allgemeine Menschenbildung soll immer der besonderen für einen Stand vorausgehen".[180]

Die verpflichtende Schule zur Volksbildung, ist ein Produkt der Aufklärung. Die Schulpflicht hat erst den Bildungsaufstieg vieler aus bildungsfernen und benachteiligten Schichten ermöglicht. Die pädagogisch-didaktische Methodik der Anschaulichkeit und Selbsttätigkeit beeinflusst die Volks- und Grundschule bis in die Gegenwart. Die epochale "Allgemeine Schulordnung" 1774 der Kaiserin Maria Theresia revolutioniert die elementare und massenhafte Bildung der Volksschichten im 19. Jahrhundert. Durch die Erziehung soll niemand aus seinem Stande herausgerissen werden. Es soll nicht nur eine Bildung zum Beruf erfolgen. Pestalozzi sieht in der Familie die beste Bildungsstätte der jungen Menschen. Er hat daher in seinen "Erziehungsanstalten" stets versucht, die Familie zu ersetzen.[181]

"Die Berufsbildung scheidet Pestalozzi streng von der Menschenbildung, die Entwicklung aller Kräfte und Anlagen des Menschen soll das Erste sein und dann solle erst die Berufsbildung folgen. Um die Berufsbildung in ihren Elementen zu untersuchen, hat Pestalozzi der Armenerziehungsanstalt bedurft, die zu errichten war auch sein sehnlichster Wunsch".[182]

Die "Menschenwürde" hat bei Pestalozzi einen besonders hohen Stellenwert. Er trennt die allgemeine Menschenbildung von der speziellen Bildung für den Stand und einen Beruf. Die Volksbildung als Elementarbildung soll die "geistigen" Fähigkeiten entsprechend ausbilden. Pestalozzi will vor allem die "Anschauungsfähigkeit" der Menschen entwickeln. Die "physische" Bildung des Menschen erfolgt zur Selbsttätigkeit und zur beruflichen Bildung. Die "sittliche" Bildung soll den Anlagen des Herzens dienen. Eine Vervollkommnung in der Menschenbildung soll erreicht werden.[183]

"Den großen Plan, durch ein umfassendes Erziehungsprogramm die ungünstige Situation der Bauern, der Taglöhner und des aufkommenden industriellen Proletariats zu verbessern und dadurch auf die Verfassung der gesamten Gesellschaft Einfluss zu nehmen, hat Pestalozzi gleichwohl nicht aufgegeben".[184]

Pestalozzi ein Volkspädagoge will durch seine Anstalten den armen und verwaisten heranwachsenden Jugendlichen eine "polytechnische" Erziehung vermitteln. Diese sollen sich später in der rauen Welt besser zurechtfinden. Pestalozzi versucht sich als "Retter der Armen am Neuhof". Zur Bewältigung des Lebens sollte Spinnen, Weben und Färben vom Betteln bewahren. Die menschlichen Kräfte werden dabei auch entwickelt. Pestalozzi betont die Bedeutung der Schule in der beginnenden Industriegesellschaft. Die Schule sollte möglichst an den Prinzipien der mütterlichen Erziehung der "Wohnstube" gebunden werden. Pestalozzi wird in "Stanz zum Vater der Waisen", indem er erzieherisch mit verwahrlosten und verarmten Kindern und Jugendlichen arbeitet. In "Burgdorf und Iferten" ist eine Vielfalt gegenüber Stanz, nämlich eine Schule, ein Pensionat, ein Lehrerseminar, ein Armen- und Waisenhaus sind gegeben. Pestalozzi hat auf die Lehrerbildung, die Armenerziehung, die Menschenbildung und das Volksschulwesen einen großen Einfluss.[185]

Johann Bernhard von Basedow 1723-1804

Basedow und eine nützliche Bildung. Friedrich Immanuel Niethammer bezeichnet die Aufklärungspädagogik als Philanthropismus, denn es soll "utilitaristisch" für den Stand und den Beruf erzogen werden. Die künftigen "beruflich-gesellschaftlichen" Anforderungen bestimmen die Unterrichtsinhalte. Die Erziehung diene dem Gemeinwohl, der Mensch wird als Zweck, zum Mittel der Gesellschaft und der Wirtschaft. Peter Villaume ein vergessener Pädagoge der Aufklärung äußert sich:

"Der von den Philanthropen unternommene Versuch, die Praxis der utilitären Berufs- und Standeserziehung mit den Mitteln der Aufklärung zu sichern, endete in der Rechtfertigung der merkantilen Verknechtung des Individuums. Der Gesellschaft wurde ein 'unwidersprechliches, heiliges Recht' darauf konzediert, daß der Mensch um seine Brauchbarkeit willen mögliche Vollkommenheit opfere, daß also die Erziehung die Entfaltung individueller Möglichkeiten genau begrenze auf das gesellschaftlich Nützliche".[186]

Der Philanthropismus schließt die pädagogische Aufklärung im Prinzip ab. Die widersprüchlichen philanthropischen Bestrebungen sind auch mit der Idee einer "Pädagogik vom Kinde aus" verbunden. Die Erziehung soll eine vernünftige und praktische sein. Die Elementarbildung an der Volksschule sollte als Basis für eine weiterführende Bildung dienen. Basedow wird ein wichtiger Vertreter der deutschen Aufklärungspädagogik. Mit seinem "Philanthropin" als Musterlehranstalt ist Basedow ein Vorbild für den Staat als

"Alternative zur lateinischen Sprachgelehrsamkeit, Weltoffenheit ohne kirchliche Schulaufsicht, moderne Sprachen und Naturwissenschaften, Koedukation, Sport, Schule aber auch als Stätte der Freude, des Frohsinns, utilitaristische Erziehung mit dem Ziel der Brauchbarkeit für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Welt".[187]

Johann Bernhard von Basedow tritt für eine kinderfreundliche und humane Schule ein, wobei ein spielerisches Lernen im Unterricht zentral ist. Das Wortwissen ist nicht so wichtig, sondern die Naturgeschichte, Mathematik und Physik sind von Bedeutung.[188] Die pädagogischen Grundsätze der Dessauer Musterlehranstalt dem Philanthropin, sind im "Elementarwerk" des aufgeklärt-freigeistigen Basedow festgehalten: die Pflege der körperlichen Erziehung, die Bekämpfung des trockenen Unterrichts, die Bedürfnisse des praktischen Lebens, den "Handfertigkeitsunterricht" ermöglichen und eine milde Schulzucht einführen.[189] Mit der Verbindung von Text und Bild hat Basedow ein modernes "Realienbuch" eingeführt. Dieses Buch ist sowohl für den Schüler als auch für den Elementarlehrer leicht fasslich.[190] Die Philanthropen haben auf das pädagogische Denken und dem Schulwesen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert einen großen Einfluss. Diese forcieren die bürgerliche Brauchbarkeit und sind auch als Vordenker der beruflichen Realbildung anzusehen. Die Frage kann gestellt werden, sind die Philanthropen Menschen- oder gar Wirtschaftsfreunde. Die Philanthropen haben auf die pädagogische Entwicklung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert auf das niedere Schulwesen einen beträchtlichen Einfluss. Die Bildung aller menschlichen Kräfte, wird durch die wirtschaftliche Brauchbarkeit als "homo oeconomicus" überformt.[191]

Ferdinand Kindermann 1740-1801

Kindermann wird im Jahre 1740 als Kind von Kleinhäuslern in Königswalde in Böhmen geboren. Er stirbt als Bischof von Leitmeritz im Jahre 1801. Kindermann wird ein wichtiger Schulreformer in der Habsburgermonarchie. Im Jahre 1771 wird Kindermann Pfarrer zu Kaplitz und beginnt hier seine Tätigkeit als Schulmann. Die kleine Schrift "Nachricht von der Landschule in Kaplitz" beschreibt sein "industrielles" Bildungsprojekt. Kindermann ist einer der ersten in Europa, der die Volksschule mit einer Industrieschule in Verbindung bringt. Diese Bildungsinstitution fördert eine rege "Betriebsamkeit" und führt dadurch im nördlichen Böhmen zu einer industriellen Blüte. Im Jahre 1790 stehen in Böhmen 232 Volkschulen mit Industrieschulen in Verbindung.

Probst Kindermann liest Schulschriften des Abtes des Augustiner-Chorherrenstiftes in Sagan Johann Ignaz Felbiger, im katholischen Schlesien. Die katholischen Schulen stehen in Konkurrenz zu den evangelischen Schulen.[192] Er reist nach Sagan und verkehrt dort mit dem Pflichtschulpionier Felbiger. Ferdinand Kindermann kehrt mit einer vollen Tatkraft nach Böhmen zurück und versucht seine bescheidene Pfarrschule zu reformieren. Der Lehrer an seiner Pfarrschule ist unfähig, ungebildet und ohne jegliches berufliches Interesse. Kindermann versucht eine Ordnung in die Schule zu bringen und dieser versucht jedes Kind zu beschäftigen. Die Methode des "Massenunterrichts" wird geboren. Der Schulbesuch verbessert sich zunehmend und der Einfluss der Schule auf die Eltern nimmt beträchtlich zu. Die "Lehrart" von Kindermann spricht sich in Böhmen herum. Es errichtet an seiner Schule eine Art "Lehrerbildungsschule", die privat geführt wird. Kindermann lehrte Moral und Erziehungskunde und unterwies Katecheten, wobei einer seiner Lehrer den Lehrstoff der "Landschule" erweitert. Lehrer die in Kaplitz gelernt und gewirkt haben sind in ganz Böhmen gefragt. Kindermann hat bald in der Schulwelt einen guten Ruf. Diese Lehranstalt hat bald den Namen "hohe Schule zu Kaplitz". Kindermann hat der Reform Felbigers derart geebnet, dass diese nirgends so fruchtbar durchgeführt werden kann als in Böhmen. Im Jahre 1775 wird die "Schulkommission" in Prag gegründet. Kindermann wird Mitglied dieser Schulkommission und er wird gleichzeitig "Oberaufseher" des Schulwesens in Böhmen. Das Schulwesen kommt in Böhmen zu einer hohen Blüte und Kindermann eröffnete im Jahre 1775 eine Normalschule in Prag.[193]

Ferdinand Kindermann führt in zahlreichen Volksschulen Böhmens den "Industrial-Unterricht" ein. Es verbindet den allgemeinen Unterricht mit der Beschäftigung der Schulkinder im Weben, Spinnen, Stricken, im Seiden-, Obst- und Gartenbau. Die Schulkinder erhalten den Ertrag der Arbeit. Diese Methodik eines Unterrichts wird den "Lehramtszöglingen" an der Normalschule in Prag vermittelt. Kindermann tritt bis zu seinem Lebensende für eine Hebung der Volksbildung in Böhmen ein.[194] Mit der Einführung der Volksschule wird befürchtet "gelehrte" Bauen zu erziehen. Es wird befürchtet, dass durch diese Pflichtbildung sich kaum jemand mehr dem Handwerke zuwendet. Kindermann gliedert den Volksschulen einen "Arbeitsunterricht" an. Kindermann bemerkt, wenn man eines ganzen Volkes Fleiß und Arbeitsam an die Stelle von Bettelei und Müßiggang setzen wolle, so muss das Mittel so allgemein sein.

"Das sieht jeder ein, dass eine solche Anstalt nicht in Häuser eingeschlossen werden kann, und da die größte Zahl der Menschen in den Volksschulen gebildet wird, so muss man nur die vor Augen haben. Hier, wo der Maurer und Taglöhner, der Knecht und die Magd zur Erkenntnis ihrer Pflichten kommen, hier müssen sie auch arbeiten, mit Vergnügen und ihrem Stand gehörigen Geschicklichkeit arbeiten lernen; hier müssen sie einen Vorgeschmack von den Früchten des Fleißes erhalten, hier müssen ihnen die mancherlei Wege des Erwerbes gezeigt werden, damit sie wissen, womit, wenn der Feldbau nicht hinreichend Beschäftigung gibt, die Lücken ausgefüllt und ihr Nahrungsbestand verbessert werden soll".[195]

Der pädagogische Moment nach Kindermann ist, die oftmalige Übung an einem einzigen Gegenstand. Es wird dadurch die Fähigkeit erworben, ein Produkt in kurzer Zeit zu verschönern und zu verfeinern. Die Idee von Kindermann wird in einer Mädchenschule in Prag verwirklicht. Der eigentliche allgemeine Schulunterricht wird durch verschiedene Handarbeiten ergänzt. Im Laufe der Zeit entstehen in Böhmen viele "Industrieschulen". Dies sind Flachs- und Baumwollspinnschulen für Soldatenkinder, Strick- und Nähschulen für arme und verwaiste Mädchen und Schulen zur Pflege der Seidenwürmer- und Pflanzenkultur. Das eigentliche Verdienst Spinnschulen ins Leben zu rufen gehört zweifelsohne Ferdinand Kindermann. Durch sein Auftreten macht die Verbindung von allgemeiner Volksschule und einem Industrieunterricht pädagogische Fortschritte. Im Jahre 1790 gibt es bereits 232 solcher Spinnschulen, wobei das niedere Schulwesen in Böhmen eine immense Blüte erreicht. Diese berufliche Bildung zur Lohnarbeit, führt in die Anfangsgründe von Handwerksarbeit ein. Das Wirken von Kindermann wird als eine Ursache für die spätere Industrialisierung von Böhmen gesehen. Auch die Anfänge einer elementaren Berufsbildung können in den Industrieschulen von Kindermann gesehen werden.[196]

Wilhelm von Humboldt 1767-1835

Humboldt tritt für eine Trennung von Allgemein- und Berufsbildung ein. Der Geist des Humanismus des 16. Jahrhundert befördert die "Gelehrtenschulen", wie die Lateinschulen, Gymnasien und Universitäten. Der methodische Realismus der Didaktiker des 17. Jahrhundert tritt gegen die lateinischen Gelehrtenschulen auf. Die Erziehung und der reale Unterricht werden damals noch nicht unmittelbar im Dienste der "beruflichen Tüchtigkeit" gesehen. Die Bildung des Menschen in der Aufklärung soll sich nicht so sehr "klassisch-lateinisch" orientieren. Die Einsichten der Menschen sollen auf die "Sachzusammenhänge der Welt" gerichtet sein.[197] Beim neuzeitlich voraufgeklärten Didaktiker Johann Amos Comenius kommt bereits die "Nützlichkeit" vor.

"Nicht ohne Grund ist gesagt worden: Nichts ist eitler, als vieles zu wissen und zu lernen, das keinen Nutzen bringen kann. Nicht wer viel, sondern wer Nützliches weiß, der ist weise". [198]

Der Neuhumanismus löst eine "Trennung von Bildung und Ausbildung"[199] aus, somit von Allgemein- und Berufsbildung. Durch den Neuhumanismus erfolgt eine pädagogische Herabsetzung von "Beruf und gesellschaftlicher Arbeit". In der Aufklärung sind der Beruf und die gesellschaftliche Arbeit eine schulpolitische Tendenz in der Bildung. Die allgemeine Schulpflicht zur Volksbildung erfordert ein altersgerechtes "Einheitsschulsystem". Die vollkommene Entwicklung des Menschen erfordert die ganzen 24 Jahre. Eine vierfache jeweils 6- jährige Abstufung von "Schulen" bis ins Mannesalter ist erforderlich. Es sind dies die Mutterschule, Muttersprachschule, Lateinschule und Universität.[200]

Der Export orientierte Merkantilismus und Kameralismus hat ein Aufblühen der Manufakturen zur Folge. Die vorindustrielle Zeit hat den wirtschaftlichen Kampf um das Überleben noch nicht gekannt, da Güterherstellung sich an das Bedürfnis der Menschen orientiert. Die industrielle Produktion bringt eine auf "Expansion" abgestimmte Erzeugungsgesinnung. Der Widerstand des Handwerkes gegen technische Innovationen ist ein Kampf gegen das analytische Denken und eine dynamische Welt- und Gesellschaftsauffassung. Der Merkantilismus erfordert schulische Reformen bei der beruflichen Bildung in den Zünften. Es entwickeln sich angeregt durch die Aufklärung Realschulen, Handelsschulen, Schulen für das Bauwesen und Bergbau, Schulen für Land- und Forstwirtschaft, Handwerker- und Zeichenschulen im 19. Jahrhundert. Es entsteht ein Schulwesen zur Verbreitung nützlicher bürgerlicher Kenntnisse. Ein abgestuftes Bildungssystem sollte eine Spezialschule für die bürgerliche Mittelschicht reservieren.[201]

Die Abwertung des Berufes ist "typisch" für das deutsche Bildungsdenken. Die Entwicklung der Schule und der Berufsbildung wird im 19. Jahrhundert, an der Schwelle zur industriellen Revolution, vom "deutschen" Bildungsdenken mitbestimmt. Das Verhältnis zwischen dem Berufsbegriff und neuhumanistischer Bildungstheorie ist ein Problem, der von der vorindustriellen Lebenswelt in das Zeitalter der Industrie führt. Kapitalismus und Industrialisierung sind miteinander eng verwoben.[202] Der Bildungshumanist Wilhelm von Humboldt tritt für eine Trennung von allgemeiner und spezieller/beruflicher Bildung ein. Die allgemeine Bildung hat den Menschen zu stärken, während die spezielle Bildung nur die Fertigkeiten zur Anwendung bringen. Eine Vermischung der beiden Bildungsarten, ergibt weder vollständige Menschen noch vollständige Bürger. Mittelschulen die allgemeine und berufliche Bildung vermischen sind nach Humboldt geradezu schädliche Schulformen. Schule die eine Spezialbildung vermitteln sind nach Humboldt für das Erwerbsleben notwendig. Mit allgemeiner und menschlicher Bildung sollen diese Spezialschulen nach Humboldt nichts zu tun haben.[203]

3.2.2 Realbildung und Brauchbarkeit

Der Merkantilismus benötigt durch seine staatlich gelenkte Wirtschaft nicht nur "arbeitswillige" Lohnarbeiter zur monotonen Arbeit in den Manufakturen. Es werden zunehmend auch Fachkräfte benötigt. Diese müssen für verschiedene Gewerbezweige aus dem Ausland angeworben werden. Diesen Arbeitskräftemangel versucht die katholische Kaiserin Maria Theresia weitgehend zu beseitigen. Es kommt zur Förderung von Schulen, die der Berufsbildung dienen.[204] Diese Monarchin setzt bedeutende Entwicklungsschritte für den vernachlässigten gewerblichen und kaufmännischen Bildungszweig.

Der Staatskanzler Fürst Kaunitz hat als Botschafter in Paris des entwickelten industriellen Bildungswesens kennen gelernt. Die "k. k. Commerzial-Zeichnungs-Academie" wird am 11. Jänner 1858 eröffnet. Diese staatlich-gewerbliche Lehranstalt gilt als die älteste im deutschen Sprachgebiet. Der "Musterzeichner" Florian Zeiß erhielt seine Praxiserfahrung in Paris. Zeiß erhielt von Fürst Kaunitz den Auftrag, eine "Zeichnungsschule" zu errichten. Die entstehende Seidenindustrie verlangt einschlägig geschulte Fachkräfte. Der normale Tagesunterricht wird später durch eine Sonntags- und Feiertagsschule ergänzt. Diese Schule dient den im Erwerb stehenden Meister, Gesellen und Lehrlinge. Im Jahre 1776 wird auch ein Unterricht im Umgang mit Webstühlen vermittelt. Diese Lehranstalt verbindet eine "Betriebs-Lehre" mit einer "Schule", wobei die Lehrkräfte aus der Berufspraxis kommen.[205] Es sind Ansätze eines "dualen" Bildungssystems zu erkennen. Die Berufsbildung nimmt allmählich Konturen an.[206]

Johann Georg Wolf kommt bereits im Herbst 1765 aus Karlsruhe nach Wien. Den Plan eines "Realinstitutes" kann dieser in Karlsruhe nicht verwirklichen. Wolf versucht sein Glück durch das Konzept einer real-kommerziellen Bildungsstätte in Wien umzusetzen. Er überreicht sein beruflich-reales Bildungsprojekt dem "Commerzien-Hofrathe" und Wolf beschäftigt sich abwartend,

"theils mit Lectionengeben, theils mit der Abfassung commerzieller und ökonomischer Schriften, bis im November 1769 die genannte Hofstelle durch eine a. h. Entschließung Maria Theresias angewiesen wurde, die Probehältigkeit des das Jahr zuvor ihr vorgelegten Projectes zu erforschen. Wolf wurde sofort mit der Leitung eines anzuhaltenden Probe-Curses betraut und zur Beurteilung seiner Lehrmethode eine eigene Hof-Commission […] ernannt. Zur Bedeckung der Auslagen wies die Kaiserin den Betrag von dreitausend Gulden an. Die Probe begann im Juni 1770 und schloß im September desselben Jahres zur vollen Zufriedenheit der Commission ab, welche auch Commerzien-Hofrath bewog a. h. Orts den Antrag auf definitive Organisirung und entsprechende Dotirung des 'Real-Institutes´ zu stellen".[207]

Mitte des 18. Jahrhundert gibt es noch keine "Ober-Leitung des Handels- und Manufakturwesens" als besondere Behörde in Österreich. Die Geschäfte werden von der Hofkammer besorgt und verwaltet. Im Jahre 1763 wird eine solche Oberstelle unter dem Namen eines "Commerzien-Hofrathes" geschaffen. Mit dem Hofdekret vom 19. November 1770 wird der Fortbestand der bereits eröffneten Klasse gesichert. Die ist eine Frühform des kaufmännischen Unterrichts in Österreich. Es wird somit ein zweiter Jahrgang genehmigt. Die "kaufmännische" Lehranstalt erhält den Namen "Real-Handlungs-Academie", wobei sich dieser öfters ändert. Die Akademie will jungen Menschen, die sich dem Handel widmen wollen, in zwei Jahren gründliche Kaufmanns- und Handelskenntnisse vermitteln. Der Unterricht erfolgt praktisch und theoretisch. Die Verlautbarung des Jahres 1771 ist mit folgenden Lehrfächern gegeben:

"In der Schreib- und Rechenkunst; in der deutschen, französischen und italienischen Sprachlehre und Correspondenz; in der Geographie, die sich zugleich auf die Kenntnis der Naturalien, Waaren und Münzen sowohl der k. k. Erblande als fremder Staaten und deren Handelsverbindungen erstreckt; in der Vernunft- und Sittenlehre und dem natürlichen und bürgerlichen Rechte, soweit diese Wissenschaft zum Zwecke erforderlich; auf gleicher Weise in der Geometrie, Mechanik und Naturlehre, in der doppelten Buchführung und Zeichenkunst, endlich in der praktischen Handlungswissenschaft und in den Handlungsrechten zur See und zu Land".[208]

Die Aufnahme in diese Schule ist von den Schreib- und Rechenkenntnissen abhängig. Die Söhne von Handels- und Kaufleuten werden bevorzugt berücksichtigt. Bei der Aufnahme muss ein Alter von 15 Jahren gegeben sein. Eine Prüfung stellt die geistige Reife der Kandidaten fest. Die Eltern und "Vormünder" müssen durch die Ausstellung eines "Revers", sich verpflichten die Jugendlichen durchgehend zwei Jahre im Unterricht belassen. Die Schülerzahl an dieser realen Lehranstalt nimmt ständig zu.[209]

Dieses frühe kommerzielle Bildungsprojekt einer Realschule wird mit 26 Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahre aufgenommen. Diese Lehranstalt führt im Laufe der Zeit unterschiedliche Namensbezeichnungen: Real-Handlungs-Akademie, Realakademie, Realhandlungsschule, Handlungsakademie und Realschule. Ein umfangreicher und vielfältiger Lehrplan soll Schüler anlocken. Diese Lehranstalt bekommt in der Habsburgermonarchie einen guten Ruf.[210] Kaiser Joseph II will im Jahre 1785:

"die Akademie der Bildenden Künste, die Realakademie, die Commerzial-Zeichnungs-Academie und Normalschule durch Zusammenziehung in ein System zu bringen und auf diese Weise die Zahl der Lehrer zu vermindern, blieb erfolglos. Nur die Lehraufgabe der Architektur wechselte von der Realakademie in die Zeichenschule über".[211]

Die Real-Handlungs-Akademie ist ein Prototyp, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert entstehen höheren Handelsschulen und Handelsakademien. Diese reale Lehranstalt mit modernem Zuschnitt wird in Jahre 1815 dem neu entstanden "Polytechnischen Institut" in Wien angeschlossen. Die kaufmännische "Realschule" verliert dadurch ihre Selbstständigkeit. Diese wird zu einer Vorbereitungsschule des "Polytechnischen Instituts" in Wien.[212]

Das "Universal-Commerz-Directorium" ist eine von Maria Theresia eingesetzte staatliche Zentralbehörde für Handelssachen. Durch dieses Direktorium erfolgt die Eröffnung einer "k. k. Commercial-Zeichnungs-Akademie" in Wien. Diese Frühform eines gewerblichen Unterrichts hat vor allem die Aufgabe Musterzeichner für die Seidenindustrie zu bilden. Ein Umgang mit Webstühlen und eine Qualitätssteigerung in der Seidenwaren-Produktion sollen erfolgen. Es werden zwei Bildungsmöglichkeiten angeboten:

1. Eine 4-jährige "unzünftige" Bildung im Tagesunterricht ermöglicht durch eine Abschlussprüfung das "Meisterrecht".

2. Die "Lehrlinge" erhalten neben der "Berufslehre" dreimal in der Woche einen unentgeltlichen Abend- und Sonntagsunterricht. Dieser Unterricht erfolgt quasi in der damals knapp bemessenen Freizeit. Für jeden ausgebildeten Lehrling erhält die "Akademie" 50 Gulden aus der "Commercien-Cassa". Dieses frühe quasi "duale" Bildungssystem verbindet bereits eine Betriebslehre mit einem Schulprinzip. Die Lehrer kommen vornehmlich aus der Berufspraxis.

Die Idee einer "Kunstschule" nimmt und Kaiser Leopold I. im Jahre 1692 bereits Gestalt an. Dieses Jahr kann als Gründungsdatum der "Akademie der bildenden Künste" in Wien angesehen werden. Pionier dieser Kunst-Lehranstalt ist der "Welschtiroler" Peter Strudel. Die Quellenlage ist bezüglich der Anfänge der "Akademie" sehr spärlich gegeben. Die früheste Nachricht der "Hofkammer" an das "Obersthofmarschall- und Quartieramt" erfolgt am 26. Oktober 1692 an Peter Strudel

Umb Ihnen zu Unterbringung der zu auffrichtung einer akademie von der Mallerey-, Bildhauer-, Fortification, Prospectiv- und Architectur-Kunst erfordernden Statuen und Instrumenten mit einem eigenen Hofquartier nechstens zu versehen".[213]

Bereits seit ihrer Gründung ist diese "Kunst-Akademie" in einer "erbitterten" Kontroverse zum Zunftwesen gestanden. Die Ausübung der "freien" Künste soll unabhängig der Zunftobrigkeit erfolgen. Kaiser Joseph II. ordnet am 17. Juni 1783 an. Die "Meisterprüfungen" der bürgerlichen "Bildhauer und Maler" müssen an der Akademie abgehalten werden.

"Die Gesellen der Verzierungsbildhauer, Zimmer- und Wagenmaler, Vergolder und Lackierer mußten in einer Kunstklasse der Akademie in Anwesenheit des Direktors ein 'Meisterstück' anfertigen und Approbation der Akademie als Musterarbeit überlassen. Sie erhielten dann ein Schutzzeugnis und die Befugnis, als 'akademischer Bürger' ihr Gewerbe mit einer beliebigen Zahl von Gehilfen 'innungsfrei' auszuüben. […] Nur jene Maurermeister, welche sich in der Architekurzeichnungsschule im Entwerfen von Baurissen und Kostenüberschlägen prüfen lassen, durften sich Baumeister und Architekten nennen".[214]

Eine neue Meisterrechtsordnung von 1783 unter Joseph II. sieht vor, den gesamten Zeichenunterricht an den Normalschulen, von Johann Ignaz Felbiger ins Leben gerufen, diesen gehobenen Pflichtschul-Volksbildungsanstalten zu unterstellen. Die weiterer Folge werden die Wiener Zeichenschulen für den gewerblichen Unterricht der "Akademie für bildende Künste" angeschlossen. Der "Theorieunterricht" wird noch etwas zurückgestellt und unter Joseph II ist folgende Organisation der "Kunst-Akademie" gegeben. Es ist bereits eine "Verfachlichung" durch "Schulen" zu erkennen:

"eine Zeichenschule für Anfänger, eine fortgeschrittene Zeichenschule für 'Zeichnen und Modellieren´; eine Zeichenschule nach der Natur, eine Landschaftszeichenschule, eine Architekturschule, einer Kupferstecher­schule, eine Zeichnungs- und Modellierungsschulen und eine Kommerzial-Stoffzeichnungsschule".[215]

Der Aufklärer Joseph II. verlegt im Jahre 1785 die "Academie der vereinigten Bildenden Künste" nach St. Anna in der Johannesgasse in Wien. In St. Anna war auch das Domizil des ehemaligen Jesuiten Profeßhauses. Aus finanziellen Gründen sollte die "Commerzial-Zeichnungs-Academie" in die bildnerisch-künstlerische Lehranstalt eingegliedert werden. Diese gewerbliche Lehranstalt führt nun den Namen "Manufactur-Zeichnungs-Academie". Der Leiter Florian Zeiß der Manufaktur-Zeichnungsakademie zieht sich nach Kompetenzproblemen mit der Akademie der Bildenden Künste, in den Ruhestand zurück. Die "k. k Commezialzeichnungsakademie" entwickelt sich im 19. Jahrhundert zu einer "Lehranstalt für Textilindustrie" im Schuljahr 1881/82 weiter.[216] Diese Bildungsstätte wird zur "Höheren Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie und Datenverarbeitung in Wien V. Bezirk gegenwärtig. Der Name "Textilindustrie" spielt in dieser inzwischen vielfältigen Höheren Technischen Lehranstalt nur mehr eine "traditionelle" Rolle.[217]

[...]


[1] Vgl. Adler, Emanuel, Adler 1898: Über die Lage des Handwerks in Österreich, S. 5-8.

[2] Vgl. Protokoll über die XVI. Sitzung der Central-Commission über die Organisierung der allgemeinen Handwerkerschulen in Centralblatt 1885. Bd. IV, S. 9f.

[3] D' Alembert, Jean Le Rond: Einleitung zur Enzyklopädie, S. 106f.

[4] Vgl. Grüner, Gustav 1987: Quellen und Dokumente zur Entwicklung der österreichischen Staats-Gewerbeschulen, S. 3.

[5] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz, S. 99f u. 107.

[6] Vgl. Helfert, Joseph Alexander 1860: Die Gründung der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia, S. 148f.

[7] Ehmer, Josef 2002: Zünfte in Österreich in der frühen Neuzeit, S. 87.

[8] Vgl. Blätter, Fritz 1951: Geschichte der Pädagogik, S. 17-21.

[9] Vgl. D´Alembert, Jean Le Rond 1997: Einleitung zur Enzyklopädie, S. 112f.

[10] Vgl. Blätter Fritz 1951: Geschichte der Pädagogik, S. 40.

[11] Blankertz, Herwig 1982: Die Geschichte der Pädagogik, S. 28f.

[12] Vgl. D´Alembert, Jean Le Rond 1997: Einleitung in die Enzyklopädie, S. XI-XV.

[13] Vgl. Kielhauser, Ernst A. 1931: Geschichte des gewerblichen Bildungswesens im alten und neuen Österreich, S. 127f.

[14] Vgl. Ehmer, Josef 1984: Ökonomischer und sozialer Strukturwandel im Wiener Handwerk – von der industriellen Revolution zur Hochindustrialisierung. In: Engelhardt, Ulrich (Hrsg.): Handwerker in der Industrialisierung, S. 78-104.

[15] Vgl. Otruba, Gustav 1979: Zur Histiographie von Handwerk und Zunft im Raume der heutigen Republik Österreich, S. 308-323.

[16] Vgl. Pferschy, Gerhard 1970: Vom Werden der Sozialgefüge im steirischen Handwerk, S. 42.

[17] Vgl. Uhl, Harald 1973: Handwerk und Zünfte in Eferding, S. 131f.

[18] Vgl. Lentze, Hans 1935: Die rechtliche Struktur des mittelalterlichen Zunftwesens in Wien und in den österreichischen Städten, S. 26.

[19] Dies entspricht dem Geist und Denken der damaligen Zeit, so spricht sich Herzog Ernst im Jahre 1418 für ein Verbot aller Handwerker am Lande, außer den Schneidern und Schustern in der Steiermark aus. Dieses Verbot setzt sich nicht durch, denn bereits im Jahre 1458 erhalten die "Schmiede" durch den Richter und Rat der Stadt eine entsprechende "Ordnung".

[20] Vgl. Themel, Ferdinand 1969: Wirtschafts- und Sozialgeschichte Österreichs, S. 180 und 185.

[21] Vgl. Below, Georg von 1920: Probleme der Wirtschaftsgeschichte, S. 274.

[22] Themel, Ferdinand 1969: Wirtschafts- und Sozialgeschichte Österreichs, S. 185 und 267.

[23] Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 22.

[24] Vgl. Themel, Heinz 1969: Wirtschafts- und Sozialgeschichte Österreichs, S. 251.

[25] Kopal, Wenzel 1876: Geschichte der Stadt Eferding.

[26] Vgl. Mayer, Anton 1880: Die Bürgerschule St. Stephan zu Wien, S. 341-382.

[27] Lhotsky, Alphons 1967: Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts 1281-1358, S. 16.

[28] Vgl. Röhrig, Floridus: Die Kirche der Babenberger, S. 123.

[29] Vgl. Rechtmann, Heinrich 1969: Geschichte der Pädagogik. Wandlungen der deutschen Bildung, S. 50f.

[30] Vgl. Hesselbach, Eva: Die "deutsche" Schule im Mittelalter, S. 1-56.

[31] Vgl. Rechtmann, Heinrich 1969: Geschichte der Pädagogik. Wandlungen der deutschen Bildung, S. 61.

[32] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Lehrbuch der Pädagogik. Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 61-63.

[33] Vgl. Pferschey, Gehard 1970: Vom Werden der Sozialgefüge im steirischen Handwerk, S. 48.

[34] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 153-159.

[35] Vgl. Wutzel, Otto 1913 (Hrsg.): Die Rechtsquellen der Stadt Eferding, S. 35.

[36] Vgl. Hollnsteiner: Das Lehrlings- und Gesellenwesen, S. 44f.

[37] Vgl. Zatschek, Heinz 1955: Die Handwerksordnungen der Stadt Wien aus den Jahren 1346-1430. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 63, S. 36-38.

[38] Vgl. Jaritz, Gerhard 1979: Gesellenwanderung in Niederösterreich im 15. und 16. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der "Schuhknechte". In: Internationales handwerksgeschichtliches Symposium, S. 50-61.

[39] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 174-177.

[40] Vgl. Wutzel, Otto 1954 (Hrsg.): Die Rechtsquellen der Stadt Eferding, S. 31.

[41] Vgl. Wutzel, Otto 1954 (Hrsg.):: Die Rechtsquellen der Stadt Eferding, S. 105.

[42] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 226.

[43] Vgl. Voltelini, Hans von 1913: Die Anfänge der Stadt Wien, S. 63f.

[44] Vgl. Schwarzmüllner, Josef 1976: Die Berufslaufbahn in den Handwerks Zünften in Oberösterreich mit Lehrlingen, Gesellen und Meister. Dissertation, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Linz, S. 172-174.

[45] Vgl. Hollnsteiner: Das Lehrlings- und Gesellenwesen, S. 86-94.

[46] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 213-217.

[47] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 218.

[48] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859, S. 177.

[49] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859, S. 177.

[50] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der Aufklärung zum Vormärz, S. 46.

[51] Roob, Josef 1993: Die Hammerschmieden in Metzenseifen. In: Novellen und Gedichte eines Karpatendeutschen, S. 73-76.

[52] Strakosch-Graßmann, Gustav 1905: Geschichte des österreichischen Unterrichtswesens, S. 132.

[53] Engelbrecht Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3,

[54] Vgl. Schermaier, Josef 1999: Wirtschaftsförderung durch zentralstaatliche Bildungsmaßnahmen im Vielvölkerstaat Österreich, S. 110.

[55] Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 20.

[56] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 20.

[57] Strakosch-Graßmann, Gustav 1905: Geschichte des österreichischen Unterrichtswesens, S. 132.

[58] Engelbrecht Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3,

[59] Vgl. Schermaier, Josef 1999: Wirtschaftsförderung durch zentralstaatliche Bildungsmaßnahmen im Vielvölkerstaat Österreich, S. 110.

[60] Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 20.

[61] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 20.

[62] Vgl. Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens in Oesterreich, S. 7.

[63] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859, S. 218f.

[64] Uhl, Harald 1973: Handwerk und Zünfte in Eferding, S. 58f.

[65] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 144-146.

[66] Vgl. Codex Austriacus IV, S. 270-272.

[67] Uhl, Harald 1973: Handwerk und Zünfte in Eferding, S. 54-56.

[68] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 43f.

[69] Vgl. Codex Austriacus IV 1732: Text der "Kundschaft", S. 756.

[70] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der Aufklärung zum Vormärz, S. 46.

[71] Roob, Josef 1993: Die Hammerschmieden in Metzenseifen. In: Novellen und Gedichte eines Karpatendeutschen, S. 73-76.

[72] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 90f.

[73] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 159.

[74] Vgl. Uhl, Harald 1973: Handwerke und Zünfte in Eferding, S. 86f.

[75] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 169f.

[76] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 92f.

[77] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 177f.

[78] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 214f.

[79] Vgl. Codex Austriacus IV: Text der "Handwerks-Ordnung" vom 19. April 1732,.S. 762.

[80] Vgl. Chaloupek, Günther u. a. 2003: Österreichische Industriegeschichte 1700-1848. Die vorhandene Chance, S. 48.

[81] Vgl. Ehmer, Josef 2002: Zünfte in Österreich in der frühen Neuzeit, S. 90f.

[82] Vgl. Thiel, Viktor 1911: Gewerbe und Industrie, S. 426.

[83] Vgl. Ehmer, Josef 1987: Arbeitswelt und Handwerk. In: Arbeit/Mensch/Maschine. Katalog zur oberösterreichischen Landesausstellung in Steyr 1987.

[84] Uhl, Harald 1973: Handwerk und Zünfte in Eferding, S. 71.

[85] Vgl. Ehmer, Josef 2002: Zünfte in Österreich in der frühen Neuzeit, S. 108f.

[86] Vgl. Zatschek, Heinz 1949: Handwerk und Gewerbe in Wien, S. 91.

[87] Vgl. Adler Emanuel 1898: Ueber die Lage des Handwerks in Oesterreich, S. 23.

[88] Allgemeine Schulordnung 1774, § 15, S. 17f.

[89] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der Aufklärung bis zum Vormärz. Bde. 3, S. 237f.

[90] Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens in Oesterreich, S. 6.

[91] Vgl. Wiener Schul- und Christenlehr-Almanach im Schuljahr 1871, S. 4.

[92] Vgl. Nachricht von der Beschaffenheit der übereinstimmenden Christenlehre in der Stadt Wien 1781, S. 111-114.

[93] Vgl. Kaiserliche Verordnung vom 2. März 1851, wodurch die Organisirung des gewerblichen Unterrichtes überhaupt, und die Errichtung von Realschulen insbesondere festgesetzt werden, S. 43f.

[94] Kaiserliche Verordnung vom 2. März 1851, wodurch die Organisirung des gewerblichen Unterrichtes überhaupt, und die Errichtung von Realschulen insbesondere festgesetzt werden, S. 44.

[95] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von 1848 bis zum Ende der Monarchie, S. 196.

[96] Das griechische Wort "sideros" bedeutet Eisen.

[97] Österreichisches Staatsarchiv – Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien, Studienhofkommission, Faszikel 307, 7 Klagenfurt A, 8358 – 1834.

[98] Hurtel, Johann Michael: Bericht des Vizedirektors der Realschule des polytechnischen Instituts in Wien. In: Österreichisches Staatsarchiv – Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien, Studienhofkommission, Faszikel 307, 7 Klagenfurt A, 8823 – 1840/5488 – 1841.

[99] Österreichisches Staatsarchiv – Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien, Studienhofkommission, Faszikel 307, 7 Klagenfurt A, 2223 – 1844.

[100] Vgl. Walter, Rolf 2011: Wirtschaftsgeschichte vom Merkantilismus bis zur Gegenwart, S. 62.

[101] Vgl. Natmeßnig, Charlotte / Bachinger, Karl 2006: Herbert Matis von der Industrialisierung zum Computerzeitalter, S. 50.

[102] Vgl. Drobesch, Werner 2003: Grundherrschaft auf dem Weg zur Grundentlastung. Die "Agrarrevolution" in den Innerösterreichischen Ländern, S. 110-114.

[103] Vgl. Good, David F. 1986: Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914,

[104] Vgl. Slokar, Johann 1914: Geschichte der österreichischen Industrie und ihrer Förderung unter Kaiser Franz I.; S. 179f.

[105] Vgl. Otruba, Gustav 1980: Entstehung und soziale Entwicklung der Arbeiterschaft und Angestellten bis zum Ersten Weltkrieg, S. 130.

[106] Vgl. Chaloupek, Günther u.a. 2003 (Hrsg.): Österreichische Industriegeschichte 1700 bis 1848. Die vorhandene Chance, S.146-158.

[107] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 208.

[108] Vgl. Comenius, Johann Amos 1659/2007: Große Didaktik, S. 135f.

[109] Comenius, Johann Amos 1659/2007: Große Didaktik, S. 137.

[110] Vgl. Gudjons, Herbert 2006: Pädagogisches Grundwissen, S. 78.

[111] Vgl. Blankertz, Herwig 1982: Die Geschichte der Pädagogik, S. 34f.

[112] Vgl. Scheuerl, Hans 1979: Johann Amos Comenius 1592-1670, S. 74.

[113] Ehmer, Josef 2002: Zünfte in Österreich in der frühen Neuzeit, S. 87.

[114] Vgl. Kielhauser, Ernst A. 1931: Geschichte des gewerblichen Bildungswesens im alten und neuen Österreich, S. 127f.

[115] Vgl. Schaller, Klaus 1962: Die Pädagogik des Johann Amos Comenius und die Anfänge des pädagogischen Realismus im 17. Jahrhundert, S. 13f.

[116] Comenius, Johann Amos 1632/1918: Didactica magna oder Große Unterrichtslehre, S. 97.

[117] Vgl. Comenius, Johann Amos 1659/2007: Große Didaktik, S. 198f.

[118] Comenius, Johann Amos 1632/1918: Didactica magna oder Große Unterrichtslehre, S. 99 und 102f.

[119] Vgl. Schaller, Klaus 200§: Johann Amos Comenius 1592-1670, S. 51.

[120] Vgl. Gudjons, Herbert 2003: Pädagogisches Grundwissen, S. 79.

[121] Vgl. Comenius, Johann Amos 1659/2007: Große Didaktik, S. 203f.

[122] Vgl. Gudjons, Herbert 2003: Pädagogisches Grundwissen, S. 78f.

[123] Comenius, Johann Amos 1632/1918: Didactica magna oder Große Unterrichtslehre.

[124] Vgl. Krömer, Ulrich 1966: Johann Ignaz Felbiger. Leben und Werk, S. 128f.

[125] Vgl. Böhm, Winfried 2005: Wörterbuch der Pädagogik. 16. Aufl., S. 499.

[126] Blankertz, Herwig 1982: Die Geschichte der Pädagogik. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart, S. 52 u. 53f.

[127] Vgl. Pfau, Karl Friedrich 1896: Weigel, Erhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 41, S. 465-471.

[128] Vgl. Böhm, Winfried 2005: Wörterbuch der Pädagogik, S. 674.

[129] Vgl. Böhm, Winfried 2005: Wörterbuch der Pädagogik, S. 485.

[130] Semler, Christoph 1743. In: Zedlers "Großes und vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 36, S. 1772-1779.

[131] Vgl. Böhm, Winfried 2005: Wörterbuch der Pädagogik, S. 522.

[132] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 117f.

[133] Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung, Bd. I, S. 397.

[134] [134] Vgl. Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung, Bd. I, S. 394f.

[135] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 120f.

[136] Vgl. Jonas, Fritz 1891: Christoph Semler. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 33. [Onlinefassung], S. 694-696.

[137] Vgl. Jonas, Fritz 1891: Semler Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 33. [Onlinefassung], S. 696-698.

[138] Director Ranke 1847: Johann Julius Hecker der Gründer der Königlichen Realschule zu Berlin, S. 14.

[139] Vgl. Director Ranke 1847: Johann Julius Hecker der Gründer der Königlichen Realschule zu Berlin, S. 15.

[140] Vgl. Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung. Bd. I, S. 398.

[141] Vgl. Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung. Bd. I, S. 398.

[142] Vgl. Böhm, Winfried 2005: Pestalozzi. In: Wörterbuch der Pädagogik, S. 276.

[143] Vgl. Director Ranke 1847: Johann Julius Hecker der Gründer der Königlichen Realschule zu Berlin, S. 15.

[144] Vgl. Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung. Bd. I, S. 398-402.

[145] Director Ranke 1847: Johann Julius Hecker der Gründer der königlichen Realschule zu Berlin. Einladungsschrift zur ersten Säkularfeier der Realschule, S. 26.

[146] Vgl. Director Ranke 1847: Johann Julius Hecker der Gründer der Königlichen Realschule zu Berlin, S. 16-43.

[147] Vgl. Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung. Bd. I, S. 398-402.

[148] Palla, Rudi 2010: Verschwundene Arbeit, S. 5.

[149] Vgl. Chaloupek, Günther 2003 (Hrsg,): Österreichische Industriegeschichte 1700-1848. Die vorhandene Chance, S. 18f.

[150] Vgl. Good, David F. 1986: Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, S. 28f.

[151] Hassinger, Herbert 1964: Der Stand der Manufakturen in den deutschen Erbländern des 18. Jahrhunderts, S. 174f.

[152] Vgl. Lom, František 1971: Die Arbeitsproduktivität in der Geschichte Tschechoslowakischen Landwirtschaft, S. 25.

[153] Vgl. Hassinger, Herbert 1964: Der Stand der Manufakturen in den deutschen Erbländern des 18. Jahrhunderts, S. 113.

[154] Sombart, Werner 1917/18: Die Arbeitsverhältnisse im Zeitalter des Frühkapitalismus, S. 19f. Sombart 1863-1841 ist ein deutscher Nationalökonom, Soziologe und Historiker.

[155] Matis, Herbert 2006: Von der frühen Industrialisierung zum Computerzeitalter, S. 3.

[156] Vgl. Mathis, Herbert 2006: Von der frühen Industrialisierung zum Computerzeitalter, S. 4.

[157] Matis, Herbert 2006: Von der frühen Industrialisierung zum Computerzeitalter, S. 19.

[158] Vgl. Knolz J. 1843: Darstellung der Verfassung und Einrichtung der Baumwollspinnereifabriken in Niederösterreich, S. 28.

[159] Matis, Herbert 2006: Von der frühen Industrialisierung zum Computerzeitalter, S. 7.

[160] Vgl. Günther, Karl-Heinz u.a. 1971 (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Erziehung, S. 161f.

[161] Vgl. Scheipl, Josef / Seel, Helmut 1987: Die Entwicklung des österreichischen Schulwesens von 1750-1938, S. 10.

[162] Vgl. Blättner, Fritz 1951: Geschichte der Pädagogik, S. 53f.

[163] Vgl. Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens in Österreich, S. 14f.

[164] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 15.

[165] Vgl. Johann Amos Comenius 1960: Große Didaktik, S. 132.

[166] Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 14.

[167] Vgl. Comenius, Johann Amos 2007: Große Didaktik, S. 193-214.

[168] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 14-24.

[169] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 28.

[170] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 45-47.

[171] Vgl. Benner, Dietrich 2003: Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie, S. 172f.

[172] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 128-133.

[173] Gudjons, Herbert 2006: Pädagogisches Grundwissen, S. 82.

[174] Vgl. Rang, Martin 1979: Jean Jacques Rousseau, S. 127f.

[175] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichts, S. 135-140.

[176] Hager, Fritz-Peter 1980: Wesen, Freiheit und Bildung des Menschen, S. 265.

[177] Vgl. Rang, Martin 1979: Jean Jacques Rousseau, S. 129.

[178] Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 173.

[179] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 175-179.

[180] Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 187.

[181] Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 187.

[182] Piffl, Rudolf/Weiß, Anton/Herget, Anton 1927: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 189.

[183] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 180.

[184] Lietke, Max 1979: Johann Heinrich Pestalozzi 1746-1827, S. 175.

[185] Vgl. Gudjons, Herbert 2006: Pädagogisches Grundwissen, S. 87f.

[186] Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 41.

[187] Gudjons, Herbert 2006: Pädagogisches Grundwissen, S. 84.

[188] Vgl. Leser, Hermann 1925: Renaissance und Aufklärung im Problem der Bildung, S. 578‑582.

[189] Vgl. Piffl, Rudolf/Simonic, Anton 1938: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 147.

[190] Vgl. Hermann, Ulrich 1979: Die Pädagogik der Philanthropen, S. 144.

[191] Vgl. Gudjonus, Herbert 2006: Pädagogisches Grundwissen, S. 84.

[192] Vgl. Heppe, Heinrich 1877: Johann Ignaz Felbiger, S. 610f.

[193] Vgl. Piffl, Rudolf/Weiß, Anton/Herget, Anton: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 163f.

[194] Vgl. Piffl, Rudolf/Weiß, Anton/Hergert, Anton: Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes, S. 164.

[195] Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens in Österreich, S. 15f.

[196] Vgl. Vgl. Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens in Österreich, S. 14f.

[197] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 15.

[198] Vgl. Johann Amos Comenius 1960: Große Didaktik, S. 132.

[199] Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 14.

[200] Vgl. Comenius, Johann Amos 2007: Große Didaktik, S. 193-214.

[201] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 14-24.

[202] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 28.

[203] Vgl. Blankertz, Herwig 1969: Bildung im Zeitalter der großen Industrie, S. 45-47.

[204] Vgl. Romanik, Felix/Wimmer, Josef 1970: Chronik, S. 53.

[205] Vgl. Streiter, Josef 1958: Von der k. k. Commerzialzeichnungsakademie zur Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie 1758-1958, S. 24-38.

[206] Vgl. 200 Jahre Weg in die Wirtschaft 1758-1958, S. 5.

[207] Bidermann, Hermann Ignaz 1854: Die Technische Bildung im Kaiserthume Österreich, S. 46.

[208] Bidermann, Hermann, Ignaz 1854: Die Technische Bildung im Kaiserthume Oesterreich, S. 49.

[209] Vgl. Bidermann, Hermann Ignaz 1854: Die Technische Bildung im Kaiserthume Oesterreich, S. 49f.

[210] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 179f.

[211] Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 179.

[212] Vgl. Schermaier, Josef 1999: Wirtschaftsförderung durch zentralstaatliche Bildungsmaßnahmen im Vielvölkerstaat Österreich, S. 111.

[213] Wagner, Walter 1967: Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste" in Wien, S. 18.

[214] Wagner, Walter 1967: Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, S. 48f.

[215] Wagner, Walter 1967: Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, S. 52f.

[216] Vgl. Schermaier, Josef 1999: Wirtschaftsförderung durch zentralstaatliche Bildungsmaßnahmen im Vielvölkerstaat Österreich, S. 110f.

[217] Vgl. ABC der Berufsbildenden Schulen 2013, S. 195.

Ende der Leseprobe aus 631 Seiten

Details

Titel
Berufsbildung in Österreich während der Habsburgermonarchie 1848-1918
Untertitel
Bildungsebenen - Bildungsarten - Bildungsprinzipien
Autor
Jahr
2015
Seiten
631
Katalognummer
V308704
ISBN (eBook)
9783668078666
ISBN (Buch)
9783668078673
Dateigröße
7129 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
berufsbildung, österreich-ungarn, habsburgermonarchie, bildungsebenen, bildungsarten, bildungsprinzipien
Arbeit zitieren
Ing. Dipl.-Ing. MMag. Dr.phil. Karl Josef Westritschnig (Autor:in), 2015, Berufsbildung in Österreich während der Habsburgermonarchie 1848-1918, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308704

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