„Spineless leaders“ oder „schlüssiges Handeln“? Die französische Reaktion auf die deutsche Rheinlandbesetzung 1936

Geschichte, Gymnasium Grundkurs Q2


Unterrichtsentwurf, 2014

13 Seiten, Note: keine Note


Leseprobe


Inhalt

I) Kernanliegen der Stunde:

II) Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

III) Begründung der wesentlichen Planungsentscheidungen
III) 1. Lernausgangslage
III) 2. Didaktisch-methodischer Kommentar

IV) Tabellarischer Verlaufsplan

V) Literatur

I) Kernanliegen der Stunde:

Indem die SuS eine französische Textquelle zur Remilitarisierung des Rheinlandes am 7. März 1936 inhaltlich erschließen und im historischen Kontext beurteilen, vertiefen sie ihre Kenntnisse über das komplexe Bedingungsgefüge, das zu einem Ausbleiben militärischer Reaktionen seitens der Westmächte gegenüber Hitlers Revisionspolitik führte. Sie erweitern ihre historische Sach- und Urteilskompetenz.

II) Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III) Begründung der wesentlichen Planungsentscheidungen

III) 1. Lernausgangslage

Lerngruppe ist ein Grundkurs Geschichte Q2. Nach den Herbstferien habe ich dort zunächst hospitiert, seit dem 30.10. habe ich bisher 3 Stunden dort zur Reihe „NS-Außenpolitik“ unterrichtet.

Der Kurs besteht aus 20 SuS und ist paritätisch besetzt. Er ist als leistungsstark und motiviert (bzw. motivierbar) einzuschätzen, die Arbeitsatmosphäre insgesamt als sehr angenehm und konzentriert. Dies hängt u. a. auch damit zusammen, dass mein Ausbildungslehrer den Kurs seit der EF unterrichtet und dieser dadurch mittlerweile sehr „eingespielt“ ist. Nur vier Schülerinnen belegen Geschichte schriftlich.

Die aktuelle Stunde kann Bezug nehmen auf in der letzten Doppelstunde anhand eines Darstellungstextes gewonnene Kenntnisse über die internationale politische Lage, in der Hitler seine außenpolitischen Aktionen durchsetzen konnte. Die SuS haben sich auch bereits mit einer Kritik an der Haltung der Westmächte auseinandergesetzt. Dies geschah in Form einer britischen Karikatur vom Juli 1936 („stepping stones to glory“), in der Hitler frech auf dem Rücken der ahnungs- und rückgratlosen „Führer“ der Demokratie in Richtung Weltherrschaft marschiert.

Damit sollten die SuS eine Grundlage besitzen für eine differenzierte Auseinandersetzung mit Frankreichs Reaktion auf die Rheinlandbesetzung.

III) 2. Didaktisch-methodischer Kommentar

Die Auseinandersetzung mit NS-Außenpolitik kann im Rahmen der inhaltlichen Obligatorik der auslaufenden Richtlinien für die gymnasiale Oberstufe NRW von 1999 verortet werden. Sie ist essentiell für ein Verständnis der Gründe für das Scheitern der Nachkriegsordnungen nach dem 1. Weltkrieg und damit für die Voraussetzungen des 2. Weltkriegs. Darüber hinaus beleuchtet sie das Spannungsfeld zwischen demokratisch-freiheitlichen und ideologisch-repressiven Herrschaftsverständnissen im Europa der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der Blick auf die internationale Interessenlage am Beispiel der Besetzung des Rheinlandes im Besonderen lässt die Frage nach der historischen Angemessenheit des Handelns der Westmächte in den Fokus eines Sach- und Werturteils rücken. Die Kenntnis der außenpolitischen Ambitionen Hitlers, seines Vorgehens sowie der machtpolitischen Bedingungen in Europa sollen die SuS dazu in die Lage versetzen, eine französische Quelle zur Rheinlandbesetzung verstehen und beurteilen zu können. Nachdem die SuS die Quelle rein inhaltlich erschlossen haben (AFB 1), werden sie mit einem heutigen Urteil eines Historikers konfrontiert, der das Handeln Frankreichs (wie auch Englands) zur damaligen Zeit als „schlüssig“ einschätzt. Die SuS kennen aber bereits die Karikatur „stepping stones to glory“, in der der britische Zeichner im Juli 1936 die europäischen Regierungen als „spineless leaders of democracy“ bezeichnet. Die SuS sollen zwischen diesen Einschätzungen abwägen und (auch auf Grundlage ihrer in der letzten Stunde gewonnenen Kenntnisse) dazu Stellung nehmen (AFB 3).

Das Repertoire im Geschichtsunterricht grundsätzlich möglicher Sozialformen wird in dieser Stunde natürlich nicht ausgereizt, was aber im Rahmen der angestrebten Ziele nicht nachteilig erscheint. Vielmehr bieten sich Gruppenarbeitsformen in dieser Stunde nicht an, da die SuS ohnehin schon recht komplexe Operationen vornehmen müssen (Quellenanalyse und Beurteilung auf einer recht breiten Materialbasis), die nach Maßgabe der Stringenz der Stunde möglichst in Einzel- und Partnerarbeit sowie im Unterrichtsgespräch fokussiert werden sollten.

Aus fachwissenschaftlicher Sicht ist ein Problem, dass die russische Sicht keine Erwähnung findet. Diese ist aus Gründen der didaktischen Reduktion zurückgestellt und wird ausführlicher in einer späteren Stunde thematisiert, die sich mit dem Vorabend des 2. Weltkriegs und in diesem Zusammenhang auch mit dem Hitler-Stalin-Pakt auseinandersetzt.

IV) Tabellarischer Verlaufsplan

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

V) Literatur

Geschichte und Geschehen. Deutsche Außenpolitik 1914-1945 (Themenheft Sekundarstufe II), Leipzig (Klett) 2005

Geschichte und Geschehen. Qualifikationsphase Oberstufe Nordrhein-Westfalen, Stuttgart (Klett) 2011

Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen, Frechen (Ritterbach Verlag) 1999

Schulinterner Lehrplan Geschichte Qualifikationsphase

Wildhage, Manfred: The road to war. Chamberlain und Appeasement im Spiegel britischer Karikaturen (1938/39), in: Praxis Geschichte 2/2002, S. 34-39

Bild:

Wehrmachtverband überquert den Rhein bei Köln, Photographie Köln, 7. März 1936

© Deutsches Historisches Museum, Berlin;

abrufbar unter: https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/ba105812 (Stand 15.10.2015)

Frankreichs Reaktion auf die deutsche Besetzung des Rheinlands

Am 7. März 1936 besetzten deutsche Truppen das seit 1919 entmilitarisierte Rheinland. Das Deutsche Reich verstieß damit gegen den Versailler Vertrag und die Verträge von Locarno. Der französische Botschafter in Berlin, André François Poncet, reagierte wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

in: Geschichte und Geschehen. Qualifikationsphase Oberstufe Nordrhein-Westfalen, Stuttgart (Klett) 2011, S. 244-245

Argumente für und gegen eine militärische Reaktion aus französischer Sicht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

»Die Abkehr von der Appeasementpolitik und ein entschlosseneres Handeln von Briten und Franzosen – beispielsweise bei der Rheinlandbesetzung 1936, mit der Deutschland den Locarno-Vertrag von 1925 brach – hätte Hitlers aggressiver Außenpolitik schnell ein Ende bereiten können. Doch aus heutiger Sicht ist es allzu leicht, alternative Szenarien zu entwickeln. Angesichts der damaligen Prämissen musste den politischen Akteuren [...] 1936 ihr Handeln schlüssig erscheinen.«

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
„Spineless leaders“ oder „schlüssiges Handeln“? Die französische Reaktion auf die deutsche Rheinlandbesetzung 1936
Untertitel
Geschichte, Gymnasium Grundkurs Q2
Veranstaltung
3. Unterrichtsbesuch Geschichte, Gymnasium Grundkurs Q2
Note
keine Note
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V308655
ISBN (eBook)
9783668072145
ISBN (Buch)
9783668072152
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die zwei Bildquellen sind aus copyrighttechnischen Gründen nicht enthalten, aber über die im Text angegebenen links zugänglich. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Übernahme von Unterrichtsentwürfen durch Dritte im Kontext von Prüfungsleistungen nicht erlaubt ist. Einzelne Bezugnahmen müssen in jedem Fall explizit kenntlich gemacht werden.
Schlagworte
Unterrichtsbesuch, Geschichte, NS-Außenpolitik, Rheinlandbesetzung, Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Dr. Malte Sachsse (Autor:in), 2014, „Spineless leaders“ oder „schlüssiges Handeln“? Die französische Reaktion auf die deutsche Rheinlandbesetzung 1936, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308655

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