Soziologie der Arbeitswelt. Diskussion von geschlechterspezifischen Motivationshintergründen für eine Ausbildung im Rettungsdienst


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

29 Seiten, Note: 13


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1.Theoretische Aspekte
2.2 Frauen im Beruf Rettungsassistentin
2.2.1 Der Rettungsdienst
2.2.2 Die Online Umfrage
2.2.3 RettAss-innen und die Präferenzgruppen
2.2.4 Motivationshintergründe von Rettungsmedizinfachpersonal
2.2.5 Weiterempfehlung des Berufes an Männer und Frauen

3. Resümee

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Thema der geschlechterspezifischen Motivationshintergründen für die Wahl einer Rettungsassistentenausbildung auseinander. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Gründe, weshalb sich Frauen für die Ausbildung in einer Männerdomäne, wie dem Rettungsdienst entscheiden. Das Forschungsgebiet wird eingegrenzt. Es werden in dieser Hausarbeit nur Frauen, welche eine Ausbildung als RettAss-innen[1] absolvierten und für einen DRK Rettungsdienst in Hessen im Dienst tätig sind, berücksichtigt.

Die Gender Aspekte[2] sind ein viel diskutiertes Thema. Diese werden für alle Berufe bundesweit debattiert, egal ob es die Wirtschaft oder die Politik betrifft. Über die Berufe, die im medizinischen Bereich angegliedert sind, wird in Relation dazu weniger diskutiert. Aufgrund dieser Tatsache existiert nicht viel aussagekräftige Literatur. Daher gibt es in dem Bereich der Notfallmedizin sehr viel zu erforschen. Der Bereich der Notfallrettung ist immer noch ein sehr männerdominiertes Berufsfeld[3].

Diese Ausarbeitung wurde in zwei Teile untergliedert. Der erste Teil führt in die soziologische Terminologie von für Catherine Hakim ein. Hakim hat eine Ausarbeitung mit dem Titel „Lifestyle Preferences as Determinants of Women´s Differentiated Labor Market Careers“ geschrieben. Sie argumentiert in ihrer Ausarbeitung, dass viele Frauen eine andere Präferenz[4] bezüglich Arbeit und Privatleben als Männer haben. Diese Terminologie wird im zweiten Teil der Hausarbeit angewendet.

Darauf aufbauend wird im zweiten Teil der Sachverhalt der Notfallrettung betrachtet. Im ersten Abschnitt wird eine im Jahr 2014 telefonisch erhobene Statistik angeführt und erläutert[5]. In diesem Abschnitt wird weiterhin erläutert ob und warum der RettAss ein typischer Männerberuf ist. Im Fokus des zweiten Abschnitts werden die Aspekte, welche Frauen dazu bewegen RettAss-innen zu werden, erörtert. 1997 veröffentlichte Hoefert ein Buch und stellte darin eine Umfrage bei einer verwandten Berufsgruppe, den Krankenhausfachpersonal, vor. In dieser Umfrage wurde erfragt, welche Gründe die Mitarbeiter_innen hatten, um diesen Beruf zu wählen. Die Thesen von Hoefert werden in der Onlineumfrage für Berufsgruppe RettAss_innen berücksichtigt. Die Thesen wurden in einem verwandten Feld aufgestellt und bewiesen. Daher wird angenommen, dass die Gründe zum Ergreifen des Berufes eines RettAss_innen ähnlich sein müssen. Mithilfe des Onlinefragebogen wird erhofft, eine Antwort auf die Forschungsfrage: „Welche Motivation hat eine Frau RettAss-innen zu werden?“, zu finden. Des Weiteren wird versucht, mithilfe der Theorie von Catherine Hakim die RettAss-innen in eine der drei Präferenzgruppen einzuordnen. Es soll eine allgemein gültige Aussage für alle weiblichen RettAss-innen, welche für einen DRK Rettungsdienst in Hessen arbeiten, getroffen werden können.

Abschließend werden in einem Resümee die Forschungsergebnise sowie die weiterhin ungeklärten Fragen erläutert.

2. Hauptteil

Dieser Abschnitt leitet in die Terminologie von Catherine Hakim ein und erklärt die wichtigsten Definitionen, welche im anschließenden Praxisteil zur Beurteilung verwendet werden.

2.1. Theoretische Aspekte

Die britische Soziologin und Arbeitsmarktexpertin Catherine Hakim veröffentlichte eine Ausarbeitung mit dem Titel „Lifestyle Preferences as Determinants of Women´s Differentiated Labor Market Careers“. In dieser erörterte sie das Problem der Geschlechterunterschiede am Arbeitsmarkt mithilfe der Präferenztheorie.

Hakim behauptet, dass es keine biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, welche die Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt erklären könnten. Trotzdem stellt sie die These auf, dass Frauen andere Kombinationen aus Privatleben und Arbeit präferieren, als die meisten Männer. Dies soll ihrer Meinung nach die Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt erklären (vgl. Seminarplan. 2013). Die Präferenztheorie ist eine Alternative zur Theorie der Diskriminierung von Frauen durch Männer. Die Theorie von Hakim hat den Grundgedanken, dass die Frauen durch die neue Wahlfreiheit in der Lage sind selbst zu entscheiden welche Präferenzen für sie persönlich ansprechender sind, denn „[…]Wahlfreiheit schafft in der Regel größere statistische Ungleichheit“ (Ef Magazin. 2012).

Die Theorie der britischen Soziologin setzt nicht auf der Makro-, sondern auf der Mikroebene an. Hakim’s Theorie betrachten das Individuum und nicht das Kollektiv. Des Weiteren setzt die Theorie die Betrachtung der Männer als homogene, auf den Beruf konzentrierte, Gruppe voraus. Die Soziologin erforscht, wie sich die individuellen Präferenzen auf die Makroebene auswirken. Hakim geht von heterogenen Interessenlagen der Geschlechter aus, daher wird die Präferenztheorie dem Pluralismus der modernen Gesellschaft gerecht (vgl. Ef Magazin). Die Theorie besagt, dass die Präferenzen Handlungen nach sich ziehen. So hat zum Beispiel eine Frau die Präferenz eine Familie zu gründen. Demnach heiratet diese Frau und bekommt Kinder. „Es kommt nicht nur darauf an, ob ein Mensch etwas will oder nicht, sondern wie intensiv er ein Ziel im Vergleich zu einem anderen Ziel verfolgt“ (Ef Magazin: 2012).

Klassifikation von Frauen in drei Gruppen Seit den 1960er Jahren haben die Frauen, aufgrund von fünf ökonomischen und sozialen Prozessen, größere Wahlmöglichkeiten für ihre Lebensstile erhalten. „The first ist that five historical changes have collectively produced a qualitatively new scenario for woman in rich modern societies in the 21s century, giving them options that we not preciously available“ (Hakim: 2002: 433). Durch die Gleichstellung von Mann und Frau vor dem Gesetz, der Entwicklung von Verhütungsmethoden, dem Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, sowie der Entstehung eines Arbeitsmarktes für Teilzeit- und Nebenerwerbstätigkeiten und der zunehmenden Bedeutung von persönlichen Einstellungen, Werten und Präferenzen in Bezug auf Lebensstile, haben die Frauen mehr Möglichkeiten bekommen ihren Lebensstil selbst zu wählen (vgl. Ef Magazin: 2012).

Hakim unterscheidet die Frauen in drei Kategorien. Sie differenziert nach Arbeit- und Freizeit-Präferenz. Die erste Gruppe bilden die Frauen, welche ihre Priorität auf Familie und Haushalt legen. Frauen, die ihre Priorität auf den Beruf legen, bilden Gruppe zwei. Und die dritte Gruppe von Frauen sucht sich eine Teilzeitbeschäftigung, da diese nicht alle Kraft in Haushalt oder Beruf legen wollen. Sie bilden die Mischgruppe aus Gruppe eins und zwei.

Die erste Gruppe besteht aus Frauen, welche ihre Priorität auf Familie und Haushalt legen (Home-centered). Sie konzentrieren sich auf die Familie und legen die Priorität auf Familiengründung und das Kinderbekommen.

„Home-centered women prefer to give priority to home and family life after they marry. They are most inclined to have larger families, and they prefer to avoid paid work after marriage except in times of financial stress“

(Hakim: 2002: 437). Diese Frauen gehen keinem Beruf außerhalb der Familie nach außer es herrschen finanzielle Engpässe vor. Bildung ist für sie kulturelles Kapital und das Ausbildungssystem dient für sie als Ehemarkt und Lehreinrichtung (vgl. Hakim: 2000: 139 - 222). Die Werte von Fürsorglichkeit, Gemeinschaftlichkeit und sozialem Zusammenhalt sind für sie existenziell (vgl. Ef Magazin: 2012). Meist haben diese Frauen große Familien. Circa 20 Prozent der von Hakim befragten Frauen bevorzugen diese Präferenzverteilung (vgl. Hakim: 2002: 436; vgl. Ef Magazin: 2012).

Gruppe zwei besteht aus Frauen die sowohl arbeiten als auch Familie haben möchten (Teilzeit adaptive). Sie sind nicht bereit eine von beiden Varianten des Lebensstils (Arbeit oder Familie) zu bevorzugen. Sie wollen eine ideale Konstellation aus beidem. „Adaptive women prefer to combine employment and family work without giving a fixed priority to either. They want to enjoy the best of both worlds“ (Hakim: 2002: 434). Ein Versuch der Politik dies möglich zu machen, ist die Teilzeitbeschäftigung. Auf diese Art und Weise können die Frauen eine Familie gründen und werden nicht Vollzeit von ihrem Beruf in Anspruch genommen. „A great majority of the women who transfer to part-time-work after they have children are adaptive, seeking to devote as much time and effort to their family work as to their jobs“ (Hakim: 2002: 434).Diese Frauen müssen nicht wegen dem Kinderbekommen aus dem Beruf aussteigen. Circa 60 Prozent der Frauen aus Hakim’s Umfragen präferieren diese Gruppe (vgl. Hakim: 2002: 436; vgl. Ef Magazin: 2012).

Die dritte Gruppe von Frauen präferieren den Beruf (Work-centred). Diese Frauen suchen meist die öffentliche Arena[6] und interessieren sich für ihre Qualifikationen. Sie verstehen diese als Karriere-Investitionen (vgl. Hakim: 2002: 435 f.). Sie wollen im Wettbewerb, sowohl mit anderen Frauen wie auch mit Männern, kompetent aufgestellt sein und die bestmöglichen Chancen auf Erfolg haben. Der Vollzeitberuf beschäftigt sie fast den gesamten Tag. Daher haben sie keine Zeit für Kinder oder sie wollen keine. „Family life is fitted around their work, and many of these women remain childless, even when married“ (Hakim: 2002: 437). Diese Varianten der Präferenz bevorzugen circa 20 Prozent der Frauen der Umfrage von Hakim (vgl. Hakim: 2002: 436; vgl. Ef Magazin: 2012).

Es gibt kaum Frauen in den hohen Rängen des Arbeitsmarkts. „Workcentered women are a minority, despite the massive influx of women into higher education and into higher grades of work in the past three decades“

(Hakim: 2002: 435). Hakim behauptet, dass die Unterbesetzung der Frau in bestimmten Berufen daher kommt, dass zu viele Männer verglichen mit zu wenigen Frauen den Fokus auf den Beruf ausrichten. Daher sind Frauen in der Minderheit.

„Preference theory predicts that men will retain their dominance in the labor market, politics, and other competitive activities because only a minority of women are prepared to prioritize their jobs (or other activieies in the public sphere)“ (Hakim: 2002: 437).

Aufgrund dieser Tatsache, werden die Männer ihre Überlegenheit auf dem Arbeitsmarkt behalten und weiter ausbauen.

[...]


[1] Rettungsassistent/in (RettAss): Viele RettAss_innen arbeiten in der Rettungsdienstund Krankentransport -Branche sowie bei Blutspendediensten und in Feuerwehren. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Die RettAss_innen leisten bei medizinischen Notfällen erste Hilfe und führen lebensrettende Maßnahmen durch. Sie befördern „kranke, verletzte und hilfebedürftige Menschen zum Zielort“ (BerufeNet.de). Des Weiteren stellen sie die Transportfähigkeit von Patienten her und halten lebenswichtige Körperfunktion aufrecht. Neben der Arbeit mit den Patienten stellen Sie die Einsatzbereitschaft des Fuhrparks her. Weitere Aufgaben eines RettAss_innen sind Einsatzberichte verfassen, Notfallprotokolle schreiben und Transportnachweise für die Krankenkassen zu erstellen. Die RettAss_innen werden nach den Tarifen des öffentlichen Diensts eingestuft. Somit verdienen sie zwischen 2331 Euro und 2579 Euro (vgl. BerufeNet.de).

[2] Gender: „Unter dem Begriff „Gender“ werden die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechterrollen von Frauen und Männern verstanden. Diese sind - anders als das im Englischen mit „Sex“ bezeichnete biologische Geschlecht - sozial erlernt und damit veränderbar“ (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie).

[3] Siehe statistische Erhebung 2014 im Anhang S. 25.

[4] Präferenz bedeutet, dass „vorziehen eines Wertes oder Zieles vor einem oder mehreren anderen“ (Fuchs-Heinritz. W.; et all. : 2011: 521).

[5] Die Erhebung hatte das Ziel, die genaue Anzahl von RettAss_innen in Hessen zu liefern.

[6] Sie suchen sich Beschäftigungen, zum Beispiel in der Wirtschaft, in der Politik, in der Kunst oder im Sport (vgl. Hakim: 2002: 435). Diese Berufsgruppen sind öffentlich und sie müssen sich auch mit den Männern messen.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Soziologie der Arbeitswelt. Diskussion von geschlechterspezifischen Motivationshintergründen für eine Ausbildung im Rettungsdienst
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Soziologie)
Note
13
Autor
Jahr
2014
Seiten
29
Katalognummer
V308167
ISBN (eBook)
9783668062122
ISBN (Buch)
9783668062139
Dateigröße
933 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rettungsdienst, Motivation, Frauen, Gender, DRK, Soziologie, Gesundheitswirtschaft, Rettungsassistent
Arbeit zitieren
Katharina Kuklovsky (Autor:in), 2014, Soziologie der Arbeitswelt. Diskussion von geschlechterspezifischen Motivationshintergründen für eine Ausbildung im Rettungsdienst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308167

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