Demokratie und Oligarchie in der Athenaion Politeia


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Demokratieverständnis

3.Entwicklung der Demokratie

4.Zwischenfazit

5.Der oligarchische Umsturz
5.1 Sicht auf das Volk und die Oberschicht seitens des Verfassers

6.Die Herrschaft der Dreißig

7.Schlussbetrachtung.

8.Fazit

9.Quellen- und Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Die Athenaion Politeia bietet eine gute Quelle in Bezug auf die attische Geschichte. Zusätzlich erhält man bei diesem Werk einen Einblick auf die politische Einstellung des Verfassers. Interessant dabei ist auch die deutlich hervortretende Kritik mit direkten bzw. direkten Anmerkungen des Autors. Deshalb bietet die Quelle nicht nur eine Geschichtsdarstellung der attischen Herrschaftsformen, sondern liefert zugleich eine indirekte Wertung eines antiken Autors1.

Ziel dieser Arbeit ist es, die sich herauskristallisierende Kritik in Bezug auf die Staatsformen zu untersuchen und der Frage nachzugehen, inwiefern der Verfasser die Demokratie als Staatsform persönlich bevorzugt. Zusätzlich wird dies im Vergleich mit anderen Aussagen wie z.B. die Oligarchie verglichen. Die Zuweisung den Verfasser als Aristoteles zu sehen, wird bei dieser Arbeit außer Acht gelassen. Ebenfalls soll die Datierungsfrage zur Entstehung des Werkes nicht im Fokus stehen2.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei nur auf der hervortretenden Kritik. Des weiteren wird nicht nur seine Haltung auf die Demokratie näher beleuchtet, sondern auch in welchen Abschnitten ebenfalls eine deutliche Wertung abgegeben wird. Der Anhaltspunkt für den Vergleich auf die Aussagen erfolgen anhand einzelner Schlagworte und wie sich der Verfasser über die Gesamtsituation äußert. Da sich die Hausarbeit hauptsächlich auf die angebrachten Kritikpunkte bezieht, wird nur der erste Teil der Quelle herangezogen3. Dazu werden jeweils die einzelnen Kapitel näher beleuchtet und in welcher Form der Verfasser ein direktes oder indirektes Urteil abgibt. Nach dieser Untersuchung erfolgt am Schluss ein Fazit über die gewonnenen Erkenntnisse zur Haltung des Verfassers über die Staatsformen in der Athenaion Politeia.

2. Demokratieverständnis

Demokratie als Begriff erstreckt sich gemessen an der Attischen Demokratie an der Herrschaft der Vielen, „δημοκρατι´α“- (Volksherrschaft), mehrheitlich der Mittellosen. Nach Auffassung Aristoteles liegt Demokratie vor, wenn:„die armen Freien als Majorität im Besitze der Herrschaft sind“ (Politik IV)4.Diese Herrschaft soll nur zu ihrem Vorteil genutzt werden. Die moderne Auffassung steht jedoch im Gegensatz zum antiken Verständnis. Aristoteles impliziert die Nutzung dieser Herrschaft zum Vorteil nicht auf das Wohl des Volkes, sondern auf den Vorteil eigennütziger Zwecke5.

3. Entwicklung der Demokratie

Der erste Anklang einer Demokratie wird in der Athenaion Politeia nicht direkt geschildert. Aufgrund der politischen Sachlage kann man davon ausgehen, dass Kleisthenes einen gewissen Grundstein dazu beisteuerte. Im Kap. 20 wird berichtet, dass Kleisthenes dem Volk nach der Vertreibung der Tyrannen die Verwaltung der Staatsgeschäfte übertrug6. Trotz des Einflusses des Volkes blieb er jedoch immer noch Oberhaupt. Durch die Veränderung aufgrund seiner Reformen bekam der Staat jedoch ein demokratischeres Bild als vorher. Die Aufstellung der„Boule“mit seinen 500 Mitgliedern war eine Maßnahme davon7. Außerdem erfährt man im Kap. 22, dass Kleisthenes mit seinen neuen Gesetzen damit auf die Gunst des Volkes zielen wollte. Als Beispiel ist hier der Ostrakismos erwähnt, ohne weitere Wertung abzugeben8. Der Ostrakismos wird somit als neue Reform des Kleisthenes beschrieben. In der Forschung ist man sich jedoch einig, dass dieser erst lange nach Kleisthenes eingetreten ist9. Weiter im Kap. 23, erfährt man die Situation, als der Rat auf dem Areopag wieder an die Macht kam. In dieser Zeit nahm die Bevölkerung sowie die Demokratie zu10. Trotz der oligarchischen Herrschaft ist an diesem Punkt erwähnt, dass die Athener auch in dieser Zeit eine gute Regierung besaßen. Insbesondere würdigten die Athener die Leistungen des Rates und beugten sich ihrer Herrschaft. Auch die direkte Einordnung der Herrschaft des Rates ist in dieser Zeit nicht eindeutig zu belegen, wie es in der Ath. Pol. heißt11. Im Kap. 25 geht es um die Entmachtung der Herrschaft, des zuvor entstandenen Areopags und die Verteilung der Machtfunktionen auf den Rat der Fünfhundert, das Volk und Gerichte12. Ephialtes, der Fürsprecher des Volkes, drängte auf Anraten Themistokles‘ auf den Sturz des Areopags mittels verschiedener Listen. Einerseits wird Ephialtes als unbestechlich und verfassungstreu dargestellt, auf der anderen Seite aber fällt auf Themistokles ein anderes Licht. Er selbst gehörte zum Areopag, jedoch sollte gegen ihn ein Gerichtsverfahren wegen Perserfreundlichkeit laufen. Aufgrund dieser Tatsache überredete er Ephialtes mit einer Lüge, gegen den Areopag zu wirken. Kritik entsteht in dieser Passage nur an Themistokles, dessen Person dadurch eine größere Rolle einnimmt13. Zu den weiteren Reformen von Ephialtes wird hier keine weitere Stellung bezogen. Auch welche Funktionen genau auf die Boule, das Volk oder die Gerichte übertragen wurden, erfährt man nicht.14Die Glaubwürdigkeit über die Handlungsweise des Themistokles‘, kann auch infrage gestellt werden, da er zu diesem Zeitpunkt nicht in Athen gewesen sei.15

Im Anschluss ergibt sich eine deutliche Wertung bezüglich der Demagogen. Nachdem der Rat entmachtet wurde, ergab es sich, dass die Verfassung von eifrigen Demagogen weiter gelockert wurde16. Hinzu kommt auch, dass die Gesetze nicht mehr beachtet wurden, wie man es früher zu tun pflegte17. In diesem Abschnitt erkennt man eine deutlich negative Kritik des Autors. Mit der zusätzlichen Betonung auf die „eifrigen“ Demagogen, welche den Staat weiterhin auflockerten, erfolgt eine gravierende Wertung in Bezug auf das vorherige System. Damit ist die in Kap. 23 beschriebene Bewertung über die Herrschaft des Rates gemeint18. Das Handeln der Demagogen ist somit verhängnisvoll für die Staatsform und eine Ursache für den Untergang der Demokratie19.

Des Weiteren ist erwähnt, dass sich nun auch Zeugiten für die Wahl zum Archonten aufstellen lassen konnten. Im Gegensatz zu vorher, um als Zeugit ein höheres Amt zu erreichen, konnte dies nur unter Missachtung der Gesetze erfolgen20.

Interessant ist im nächsten Abschnitt die Schilderung, wie der Staat noch demokratischer wurde21. Als Perikles die Rolle des Volksführers übernahm, entzog er den Areopagiten nicht nur einige Machtfunktionen, sondern veranlasste im gleichen Zug auch die Besoldung der Richter22. Der Gedanke dahinter ist nicht eine gemeinnützige Tat für das Volk zu erbringen, sondern sich mit seinem Gegenspieler Kimon zu messen. Kimon der als tyrannisch reich23bezeichnet wird und ungemein großzügig gegenüber dem Volk galt, schien einen bedeutenden Vorteil gegenüber dem Volk zu haben. Perikles wiederum konnte mit seinem eher geringen Privatvermögen auf diese Weise nicht um die Gunst des Volkes ringen, erkannte nun seine Chance. Mit der Besoldung der Richter konnte er dem Volk nun ihr eigenes Geld geben24. Kimon der zuvor noch als guter Führer des Volkes bezeichnet wurde25, gerät hier im Gegensatz mit Perikles in eine Gewisse Ablehnung durch die Maßnahme der Besoldung26.

Ein Kritikpunkt lässt sich auch hier ablesen, indem Damonides, Perikles in dem Fall wie auch zu den meisten Taten angestiftet haben soll. Die negative Beschreibung wird auch dadurch hervorgehoben, dass man den Zusatz noch einfügte, man hätte ihn für seine Anstiftungen später ostrakisiert27. Die Kritik an Perikles‘ Maßnahmen ergaben sich nun aus den Folgen. Aufgrund der Besoldung des Richteramtes seien die Gerichte schlechter geworden. Die Qualität nimmt also ab, weil sich nun auch die einfachen Leute anstrengten, dieses Amt zu besetzen. Der Verfasser ist überzeugt, dass nur die besseren Leute die Fertigkeiten besäßen, die Gerichte zu führen. Mit der Zunahme der gewöhnlichen Leute sollen nun die Gerichte schlechter geworden sein28. Trotz dessen wird erwähnt, dass es während der Zeit Perikles‘ um den Staat ziemlich gut stand und es jedoch nach seinem Tod viel schlimmer wurde. Denn danach griff man den nachfolgenden Führer des Volkes an, der anscheinend kein besonders hohes Ansehen bei den besseren Leuten genoss29. Neben dem Oberhaupt der Vornehmen, Nikias, trat auch Kleon als Fürsprecher des Volkes auf. Dieser soll das Volk durch seine zügellosen Emotionen verdorben haben. Der Beschreibung nach, galt er als kompletter Gegensatz zu den sonst zurückhaltenden in korrekter Haltung auftretenden Redner. Er soll auch der erste gewesen sein, der auf der Rednertribüne schrie, schimpfte und sich in einen gegürteten Mantel zeigte30.

[...]


1Flashar, Hellmut (Hg.)/ Chambers, Mortimer (Übers. Erl.: 1990): Staat der Athener, Berlin.

2Rhodes, Peter J.: A commentary on the Aristotelian Athenaion Politeia, (Oxford 1993), 61-62.

3Ebd. 5-7.

4Schmidt, Manfred G.: Demokratietheorien, Eine Einführung, 4. Auflage, (Wiesbaden 2008). 28.

5Ebd., 29.

6Ath. Pol. 20. 2-5.

7Brodersen, Kai; Zimmermann, Bernhard (Hrsg.): Metzler Lexikon Antike, 2. Auflage, (Stuttgart 2006), 93-94.

8Ath. Pol. 22.1.

9Brenne, Stefan: Ostrakismos und Prominenz in Athen, Attische Bürger des 5. Jhs. v. Chr. auf den Ostraka, (Wien 2001), 73

10Ath. Pol. 23.-3.

11Mann, Christian: Die Demagogen und das Volk, Zur politischen Kommunikation im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr., Klio, Beiträge zur Alten Geschichte, Band 13 (Berlin 2007), 73.

12Ath. Pol. 25, 1-5.

13Rhodes, Peter J.: A commentary (1993), 193.

14Haßkamp, Dorothee: Oligarchische Willkür- demokratische Ordnung, Zur athenischen Verfassung im 4. Jahrhundert, (Darmstadt 2005), 115.

15Mann, Christian: Die Demagogen und das Volk (2007), 52.

16Ath. Pol. 26. 1.

17Ath. Pol. 26. 2.

18Ath. Pol. 23.2.

19Zoepffel, Renate: Aristoteles und die Demagogen, Chiron 4 (1974), 72.

20Ath. Pol. 26.2

21Ath. Pol. 27.1.

22Ath. Pol. 27.2-5.

23Ath. Pol. 27.3.

24Gygax, Marc Domingo: Peisistratos und Kimon, Anmerkung zu einem Vergleich bei Athenaios, Hermes 130 (2007), 245-247.

25Ath. Pol. 26.1

26Rhodes, Peter J.: A commentary (1993), 335.

27Ath. Pol. 27. 4.

28Ebd. 27.4.

29Ath. Pol. 28.1.

30Ath. Pol. 28.2.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Demokratie und Oligarchie in der Athenaion Politeia
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Politische Kritik im historischen Wandel: Zeitgenössische Reflexionen zur Polis von der Spätarchaik bis zum Ausgang des 4. Jahrhunderts v. Chr.
Note
2
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V308045
ISBN (eBook)
9783668067066
ISBN (Buch)
9783668067073
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
demokratie, oligarchie, athenaion, politeia
Arbeit zitieren
Eric Kreßner (Autor:in), 2015, Demokratie und Oligarchie in der Athenaion Politeia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308045

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Demokratie und Oligarchie in der Athenaion Politeia



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden