Nervöse Zeiten. Auswirkungen unserer beschleunigten Lebensweise


Referat (Ausarbeitung), 2013

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Stressphänomene – der überforderte Mensch

3. Neurasthenie

4. Angstneurosen und die Abgrenzung zur Neurasthenie

5. Beschleunigte Gesellschaft - Auswirkungen auf Kindheit

6. Fazit und Stellungnahme

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Meine Ausarbeitung zum Referat „Nervöse Zeiten“ beschäftigt sich mit dem Thema der beschleunigten Lebensweise und dessen Auswirkungen. Ich habe mich zur Bearbeitung dieses Themas entschieden, da das beschleunigte Zeitverständnis durch den technischen Fortschritt und die veränderten Lebensweisen immer präsenter wird. Interessant ist, dass bereits in vergangenen Jahrhunderten die Komponente der Zeitbeschleunigung eine signifikante Rolle spielte. Deswegen lohnt sich ein Blick auf vergangene Konzepte und Auseinandersetzungen mit dieser Thematik. Mich interessieren die Auswirkungen auf unsere Lebensumstände, insbesondere auf die der Kindheit.

Meine Arbeit ist systematisch aufgebaut. Jedes Kapitel baut auf dem vorherigen thematisch und inhaltlich auf. Am Anfang meiner Arbeit skizziere ich die Entstehung von Stressphänomenen und gebe einen kurzen Einblick in mögliche Stressbewältigungstechniken. Dieses Kapitel dient als Grundlage meiner Arbeit. Anschließend gebe ich einen Einblick in Auswirkungen der Stressphänomene, wobei die Neurasthenie und die Angstneurose zum Gegenstand der Analyse gemacht werden. Dann werden die Auswirkungen auf Kindheit transparent. Zum Schluss meiner Arbeit stelle ich die Ergebnisse gebündelt vor und nehme differenziert Stellung zu dem Thema meiner Ausarbeitung.

In meiner Ausarbeitung stützte ich mich auf mehrere literarische Quellen. Meine Ausarbeitung basiert auf dem englischen Text „Neurasthenia, or nervous exhaustion“ veröffentlich 1869 von G. Beard, auf dem Textauszug von Sigmund Freud (1885) „Über die Berechtigung, von der Neurasthenie einen bestimmten Symptomkomplex als Angstneurose abzutrennen“, auf dem Buch „Die Angstneurose. Mit zwei Analysen nach Freud und Jung“ verfasst von Wilhelm Bitter (1971), auf dem von Patricia Resick verfassten Buch „Stress und Trauma. Grundlagen der Psychotraumatologie“ (2003), auf dem Buch zur „generalisierten Angststörung“ von Volz und Stieglitz aus dem Jahr 2010, auf dem Buch zum „Verhaltenstraining zur Stressbewältigung“ von Angelika Wagner-Link aus dem Jahre 2010, auf dem Buch „Lasst Kinder wieder Kinder sein!“ von Michael Winterhoff aus dem Jahre 2011 und auf dem Buch „Der überforderte Mensch. Eine Wissensgeschichte vom Stress zum Burnout“ geschrieben von P. Kury,“ aus dem Jahre 2012.

2. Stressphänomene – der überforderte Mensch

Stressphänomene begleiten den Menschen schon über eine längere Zeitspanne. Der bekannte Stressforscher Lennart Levi hat bereits 1964 darauf verwiesen, „dass durch Epidemien, Krieg und Krisen hervorgerufene Herausforderungen in den vergangenen Jahrhunderten um einiges höher gewesen sind als in der Zeit nach 1945“ (Kury 2012: 37). Trotzdem sind die Debatten über das Thema Stress allgegenwärtig und interessieren nicht nur Mediziner und Psychiater, sondern auch Politiker. Stress kann aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden, beispielsweise aus naturwissenschaftlicher Perspektive, welche Stress als physiologisch-hormonelle Reaktion als Anpassungsleistung verstehen. Seit 1950 betrachtet man Stress aus einer wissenschaftlichen Perspektive, denn zu dieser Zeit rückt Stress in den Mittelpunkt der Gesellschaft und wird zum Gesprächsgegenstand (vgl. Kury 2012: 37-38). Jeder Mensch kann durch tägliche Belastungssituationen Stress empfinden. Diese Empfindungen haben dann Auswirkungen auf den Körper. Stress wird von verschiedenen Personen unterschiedlich definiert. „Spielberger (1966) ging davon aus, dass ein Ereignis als Stressfaktor erlebt wird, sobald es psychisch oder physisch als bedrohlich wahrgenommen wird. Holmes und Rahe (1967) nahmen an, dass jede gravierende Veränderung – ob positiv oder negativ – als Stress erlebt wird. In den achtziger Jahren definierten Lazarus und Folkman (1984) Stress als: <<... spezielles Verhältnis zwischen Mensch und Umgebung, welches vom Individuum als überfordernd (bezüglich der eigenen Ressourcen) und als eine Gefahr für sein Wohlbefinden erfahren wird und sein Wohlbefinden gefährdet.>>“ (Resick 2003:70). Die Ursachen von Stress können verschiedener Art sein. Der deutsche Nervenarzt Wilhelm Erb bringt die moderne Lebensführungen in Zusammenhang mit psychischem Leiden. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich durch die digitalen Medien und den technischen Fortschritt verändert. Die Lebensbedingungen haben sich beschleunigt. Deutschland als Industrienation, ist durch das wirtschaftliche Wachstum besonders gefährdet. Als Folge tritt die Krankheit des Nervensystems, die sogenannte Neurasthenie ein, welche in Kapitel 3 zum Gegenstand der Analyse wird.

Stevan Hobfoll, ein amerikanischer Psychologe und Stressforscher erklärt in seinem Ressourcen- Konservierungs-Modell aus dem 20. Jahrhundert die Entstehung von psychischem Stress. Jeder Mensch strebt danach bestimmte Ressourcen, wie beispielsweise Besitztümer, körperliches Wohlbefinden oder persönliche Eigenschaften zu erwerben, aufrechtzuerhalten oder zu schützen. Entwickelt sich eine Bedrohung oder ein Verlust solch einer Ressource entsteht eine Stressreaktion des Körpers. Auch nach intensiver aber erfolgloser Bemühung eine Ressource aufrechtzuerhalten kann Stress entstehen. Eine Folge kann die Abnahme des Selbstwertgefühls sein (vgl. Resick (2003): 70-71). Des Weiteren lassen sich zwei Stresskonzepte differenziert betrachten. Auf der einen Seite gibt es das Neurastheniekonzept nach Beard aus dem 19. Jahrhundert, welches als Körperkonzept zu verstehen ist. Er lehnt sich in seinen Überlegungen an die Ermüdungs- und Erschöpfungsforschung. Er begreift psychische und physische Störungen als eine Folge moderner Zivilisation. Dabei stellt er soziale Erklärungsversuche in den Mittelpunkt. Auf der anderen Seite hat Hans Selye Anfang des 20. Jahrhunderts ein physiologisches Stresskonzept entwickelt. Er bedient sich naturwissenschaftlicher Grundlagen und begreift Stress als eine Anpassungsreaktion auf Störungen. Stress als eine Anpassungskrankheit, die durch Selbstregulierungsprozesse und Steuerungsgrößen bestimmt ist (vgl. Kury 2012: 53). Hans Selye arbeitet in seinem Stresskonzept, resultierend aus seinen Untersuchungen, drei Phasen heraus. Während der „Alarmphase“ werden erste Reaktionen des Körpers auf die Stressreaktion gezeigt, wobei vom Körper Stresshormone freigesetzt werden. Anschließend folgt die länger andauernde „Widerstandsphase“. Reaktionssysteme des Körpers werden aktiv. Der Körper strebt daraufhin wieder ein Gleichgewicht (Homöostase) an. Die dritte Phase ist die „Erschöpfungsphase“. Diese Phase wird bei erneut eintretendem Stress erreicht. Das Nervensystem wird stark beansprucht und gesundheitliche Folgeschäden können auftreten. Andauernden Stresssituationen verbrauchen Energien und können chronisch bleibende körperliche Veränderungen hervorrufen. Durch die Ausschüttung von Adrenalin und anderen Hormonen erhöhen sich beispielsweise der Herzschlag und der Blutdruck. Cortisol, wird als das wichtigste Antistress-Hormon angesehen. Es sorgt dafür, dass mehr Nährstoffe in den Blutkreislauf gelangen. Auf Dauer kann dieses Hormon jedoch negative Auswirkungen auf das menschliche Immunsystem haben (vgl. Resick (2003): 70-71).

Um auf diese Stressphänomene zu reagieren, nimmt der Bedarf an systematischen Stressbewältigungstechniken enorm zu. Wenn man von Stressbewältigungstechniken spricht, geht man davon aus, dass Stress immer mehr Raum in der Gesellschaft einnimmt, sodass solche Techniken aus dem Phänomen Stress resultieren und an Notwendigkeit gewinnen. Es gibt unterschiedliche Verfahren, die einzelne Methoden beinhalten um Stress abzubauen oder mit Stress umzugehen. Außerdem sprechen die Techniken unterschiedliche Zielgruppen an. Ziel dieser Stressbewältigungsprogramme sind es die Menschen für Stress am Arbeitsplatz oder im Privatleben zu sensibilisieren, mit Stress im Alltag besser umzugehen, sich wohlzufühlen, Prävention im Bezug auf Stress zu leisten und Stressreaktionen und Reizbarkeit abzubauen. Es gibt ganz unterschiedliche Stressmodelle. Eines möchte ich im Folgenden exemplarisch und kurz vorstellen: Das Stressmodell nach Lazarus basiert auf den Grundgedanken von Hans Selyes. Das S (Stressauslösende Bedingungen) –O (die Person selbst) –R (Stressreaktion auf unterschiedlichen Ebenen) –K (Stressfolgen) – Modell, kurz S-O-R-K-Modell, fokussiert die individuelle Stressanalyse. Die Teilnehmer sollen so das eigene Stresserleben verstehen können. Zunächst wird eine individuelle Stressanalyse durchgeführt, nach dem S-O-R-K – Schema.

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Details

Titel
Nervöse Zeiten. Auswirkungen unserer beschleunigten Lebensweise
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
Sozialpsychologie der Zeit
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V307904
ISBN (eBook)
9783668060708
ISBN (Buch)
9783668060715
Dateigröße
631 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beschleunigung, psychologie, technischer fortschritt, stress, überforderung, neurasthenie, angstneurosen, gesellschaft, stressbewältigung
Arbeit zitieren
Julia Siebert (Autor:in), 2013, Nervöse Zeiten. Auswirkungen unserer beschleunigten Lebensweise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307904

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