Die Reiseberichte der Annie Royle Taylor. Eine Untersuchung der Rollenzugehörigkeit einer weiblichen Missionarin des Viktorianischen Zeitalters


Hausarbeit, 2014

15 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Untersuchung der Rollenzugehörigkeit einer weiblichen Missionarin des Viktorianischen Zeitalters
2.1 Biographie und relevante Zeitumstände
2.1.1 Biographie
2.1.2 Gender and Empire
2.2 Die Person Annie Royle Taylor in ihren Reiseberichten
2.2.1 „My Experiences in Tibet.“
2.2.2 Rollenzugehörigkeit als Frau und Reisende der viktorianischen Zeit
2.2.3 Einfluss durch den christlichen Glauben
2.3 Britin, Missionarin, Nonkonformistin?

3 Fazit

4 Quellen- und Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Tibet waits still to be Christianised; converts have been few, but who shall say that the results of such a life and such work as that of Miss Taylor can be judjed by visible results, that the enterprise was too costly?“1

Im 19. Jahrhundert besaß das britische Empire viele Regionen verteilt auf der ganzen Welt. Es agierten jedoch nicht nur Personen mit kolonialen Interesse, sondern auch mit hauptsächlich religiösen Motiven, was ein außerdem bestehendes koloniales Interesse aber natürlich nicht in Gänze verneint. Missionare arbeiteten auf dem gesamten Erdball, lernten andere Kulturen und Gesellschaften kennen und versuchten teilweise direkt teilweise subtil und sensibel den christ- lichen Glauben zu vertreten und verbreiten. Vor allem in jenem missionarischen Arbeitsgebiet waren viele Frauen tätig, die ihr Mutterland und verließen damit, egal ob gewollt oder unge- wollt, für eine gewisse Distanz zu den in England vorherrschenden Werten und Normen der Gesellschaft sorgten.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nun mit der britischen Missionarin Annie Royle Taylor und den Berichten von ihrer Reise nach Tibet, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf ihrem Bericht2 vor der Royal Scottish Geographical Society3 liegen soll. Ziel soll eine zulässige Be- urteilung sein, inwieweit Annie Royle Taylor in ihren Reiseberichten, speziell in ihrem Bericht vor der RSGS, die Rolle der viktorianischen Frau bzw. Reisenden ausfüllte und wie jene sowie ihr christlicher Glaube ihre Gedanken, Entscheidungen und Handlungen als Missionarin beein- flussten. Die Beantwortung dieser Frage ist insofern relevant, da die Gattung der Reiseberichte ein kleiner aber doch hochinteressanter und potentiell informativer Zweig sein kann, der eine gewisse Beachtung verdient. Zudem ist der Forschungsstand hinsichtlich der Person Annie Royle Taylor nicht unbedingt vielseitig und umfangreich zu bezeichnen. Mit dem Artikel von

Inbal Livne4 wurde ihr Werk im Jahr 2011 bearbeitet, wobei der Argumentationsstruktur innerhalb des Artikels nicht immer zu folgen ist. Viele Auseinandersetzungen sind veraltet und oft wurden sie und ihre Taten größtenteils nur oberflächlich behandelt oder lediglich in anderen Publikationen erwähnt. Da verschiedene Quellen benutzt werden sollen und ihr Vortrag vor der RSGS sehr aufschlussreich ist, kann das Material als aussagekräftig und fähig die Fragestellung zu beantworten bezeichnet werden. Es soll vor allem auf ihren Vortrag eingegangen werden, aber auch eine Einbeziehung zum Beispiel ihres Tagebuches soll erfolgen.

Im Folgenden soll zuerst die Biographie Annie Taylors und die für die Fragestellung ebenfalls relevante zeitliche Einordnung hinsichtlich der Frauenrolle im Empire getätigt werden, um eine Art Grundlage zu schaffen. Daraufhin soll ihr Reisebericht im Mittelpunkt stehen. Nach einlei- tenden Informationen hinsichtlich des Berichtes an sich und seinem Vorwort und dem Schluss, soll Taylors Darstellung bezüglich der Zugehörigkeit der ihr zugeschriebenen Gruppe unter- sucht und um den für sie wichtigen Faktor des Glaubens ergänzt und erweitert werden. Jene Aspekte sollen im darauffolgenden Kapitel gebündelt und mit der Frage, ob Taylor letztendlich eine Art Außenseiterin oder Nonkonformistin war, konfrontiert werden, um mit einem abschlie- ßenden Fazit enden zu können.

2 Untersuchung der Rollenzugehörigkeit einer weiblichen Missionarin des viktorianischen Zeitalters

2.1 Biographie und relevante Zeitumstände

2.1.1 Biographie

Annie Royle Taylor wurde als Hannah Royle Taylor am 17. Oktober 1855 in Egremont, Che- shire als eine von vier Töchtern und Schwester von fünf Brüdern geboren. Ihre Eltern waren John Taylor, der Direktor der Black Ball Line, und die Brasilianerin Carolina Franscisca, Toch- ter des Kaufmanns Peter Foulkes.5 Ihre Erziehung wurde maßgeblich von der Diagnose einer Beeinträchtigung ihres Herzens beeinflusst. In dem Vorwort der Schrift „Pioneering in Tibet“ aus dem Jahr 1895 schreibt sie: „The doctors advised that I should not be troubled with study, as they did not expect me to live to grow up.“6 Folglich war Taylor mit erheblichen Einschrän- kungen und Grenzen hinsichtlich ihrer Ausbildung konfrontiert. Sie arbeitete in der Folge als Krankenpflegerin in den Vorstädten Brightons und Londons und studierte kurzzeitig Medizin, um sich daraufhin der China Inland Mission anzuschließen mit der sie am 12. September 1884, also mit 28 Jahren, nach Shanghai reiste.7

Ihr Vater missfiel die Vorstellung, dass seine Tochter einen Weg als Missionarin einschlägt, sondern bevorzugte für sie vielmehr eine Arbeit als Krankenpflegerin in der Armee, mit der sie ebenfalls fremde Länder kennen lernen könnte. Nachdem Annie Taylor jedoch einen großen Teil ihres Besitzes verkaufte, um die Qualifikation für eine Krankenpflegerin innerhalb der China Inland Mission bezahlen und erhalten zu können, lenkte ihr Vater, aufgrund der offen- sichtlichen Ernsthaftigkeit seiner Tochter und ihrer Überzeugung für die angestrebten Pläne, ein.8 Aufgrund einer Krankheit, musste sie ihre Stelle in Lanzhou im Nordwesten Chinas jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgeben und verbrachte einige Zeit mit ihren Eltern in Australien, um ihre körperliche Regeneration zu beschleunigen. Sie kehrte in der Folge wieder zurück nach Nordindien in ein Kloster der Sikkim. Hier eignete sie sich die tibetische Sprache an und lernte ihren späteren tibetischen Reisebegleiter und Freund Pontso kennen.

Im März 1891 kehrte sie mit zusammen mit dem genannten Pontso nach Shanghai zurück, um nach einer Durchquerung Chinas die Grenze Tibets zu erreichen. Ihr Plan war daraufhin in das für Nicht-Tibeter verbotene Lhasa zu reisen und durch das Gebirge nach Nordindien zurückzu- kehren. Im September 1892 begannen sie ihre Reise mit vier Begleitern, zehn Pferden, Nahrung für zwei Monate und einigen Wertgegenständen für die Durchreise und die Verwalter von Lhasa. In kurzer Zeit wurden sie von Dieben ausgeraubt, ihre Pferde starben, sie litten unter ständiger Erschöpfung und waren Gefahrenquellen wie Gebirgspfade und Flüssen ausgesetzt.

Außerdem verriet ihr letzter Verbliebender Begleiter sie an die Verwalter Lhasas, sodass sie bevor sie die Stadt erreichen konnten gefangen genommen und gezwungen wurden Tibet auf direktem Wege zu verlassen. Im April 1892 erreichten sie die Grenze Chinas nach ihrer sieben monatigen Reise.

Ihre gemeinsame Rückkehr mit Pontso nach England wurde mit großer Anerkennung quittiert.9 In der Folgezeit scheiterte sie mit dem Versuch ihre eigens gegründete „Tibetan pioneer band“ bzw. „Tibet Pioneer Mission“ zu etablieren und eröffnete daraufhin zusammen mit Pontso ein Geschäft in Yatung an der Grenze Tibets, von wo aus sie zwei große Sendungen regionaler tibetischer Gegenstände zu einem Museum nach Edinburgh schickte. Im Jahr 1904 nahm sie als Armee-Pflegerin an der Younghusband Expedition nach Tibet teil und kehrte 1907 nach London zurück, wo sie am 9. September 1922 verstarb.10

2.1.2 Gender and Empire

Die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in im 19. Jahrhundert zur Zeit der Regentschaft Königin Victorias eindeutig definiert. Während der Mann die Möglichkeit hatte in hohe politi- sche und wirtschaftliche Positionen zu kommen, standen der Frau erheblich weniger Rechte zu. Sie war die sich der Familie opfernde moralische Instanz, die den Mann in allen Bereichen zur Seite steht und ihm untergeordnet ist. Sie sollte viele Kinder, vor allem Söhne, gebären und jene nach streng vorgegebenen Regeln erziehen, damit auch jene in das viktorianische Rollen- muster hineinwuchsen. Erziehung, Repräsentation und ein einer Frau der damaligen Zeit ange- messenes Verhalten sollten im Mittelpunkt des Lebens stehen. Dementsprechend ist es kaum verwunderlich, dass bis ins Jahr 1851 nur sieben Prozent aller Frauen der Mittelschicht einer Arbeit nachgingen, denn Erwerbstätigkeit kam für eine Frau eines gewissen Familienansehens nicht in Frage.11 Außerdem verlor die Frau durch die Hochzeit mit einem Mann jegliches Recht auf Eigentum.

[...]


1 Robson, Isabel S., Two Lady Missionaries in Tibet. London 1909, S. 112.

2 Taylor, Annie R., My Experiences in Tibet, in: Dies. (Hg.), Pioneering in Tibet . The Origin and Progress of„The Tibetan Pioneer Mission,“ together with My experiences in Tibet, and Some Facts abaout the Country, London 1895, S.37-51.

3 Im Folgenden RSGS.

4 Livne, Inbal, The many Purposes of Missionary Work. Annie Royle Taylor as Missionary, Travel Writer, Collector and Empire Builder, in: Nielssen, Hilde/Okkenhaug, Inger M./Skeie, Karina H. (Hgg.), Protestant missions and local encounters in the nineteenth and twentieth centuries. Unto the ends of the world (Studies in Christian Mission, 40), Leiden/Bosten 2011, S.43-70.

5 Vgl. Middleton, Dorothy, Taylor, Annie Royle (1855-1922), Mai 2009, (WWW-Dokument, http://www.oxforddnb.com/view/article/45564), abgerufen am 18.09.2014.

6 Taylor, Annie R. (Hg.), Pioneering in Tibet . The Origin and Progress of„The Tibetan Pioneer Mission,“ together with My experiences in Tibet, and Some Facts abaout the Country, London 1895, S. [v].

7 Vgl. Middleton, Taylor, Annie Royle (1855-1922).

8 Vgl. Livne, Purposes of Missionary Work, S. 45f.

9 Eine schriftliche Auseinandersetzung mit Taylor und ihren Erlebnissen erfolgte noch zu ihren Lebzeiten zum Beispiel durch Isabel Robson und William Carey, der Taylors Tagebuch in seinem Werk „Adventures in Tibet“ veröffentlichte: Robson, Isabel S., Two Lady Missionaries in Tibet. London 1909; Carey, William (Hg.), Adventures in Tibet. Including the diary of Miss Annie R. Taylor's remarkable journey from Tau-Chau to Ta-Chien-Lu through the heart of the "Forbidden Land", Boston 1902.

10 Für die letzten beiden Absätze des Kapitels vgl. Middleton, Taylor, Annie Royle (1855-1922).

11 Vgl. Tucker, Herbert F., A companion to Victorian literature and culture (Blackwell Companions to Literature and Culture, 2), Malden, Mass. 1999, S. 30.

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Details

Titel
Die Reiseberichte der Annie Royle Taylor. Eine Untersuchung der Rollenzugehörigkeit einer weiblichen Missionarin des Viktorianischen Zeitalters
Note
2,3
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V307831
ISBN (eBook)
9783668059566
ISBN (Buch)
9783668059573
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
annie royle taylor, reisebericht, rolle der frau, missionarin, frau, viktorianismus, tibet, royal scottish geographical society, 19. Jahrhundert, frau viktorianismus, reisen
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Die Reiseberichte der Annie Royle Taylor. Eine Untersuchung der Rollenzugehörigkeit einer weiblichen Missionarin des Viktorianischen Zeitalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307831

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