Hieroglyphen. Fossile, kulturelle Zeichen einer verlorenen Sprache


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die ersten Gelehrten

3. Der Stein von Rosette
3.1 Die Entdeckung
3.2 Erste Untersuchungen und Entzifferungsversuche
3.3 Der Weg zur Entschlüsselung

4. Ein Charakteristikum der Hieroglyphen
4.1 Zeichen und Zeichenanzahl
4.2 Orthografie und Schreibrichtung

5. Entwicklungsgeschichte
5.1 Überblick - Gründe und Ursprünge der Schrift
5.2 Kursivschriften

6. Der Hieroglyphendiskurs in seinen Schlagwörtern

7. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das alte Ägypten ist auch heute noch, nahezu 15 Jahrhunderte nach seinem Zerfall, ausgelöst durch Eroberung, Hellenisierung und Ausbreitung des Christentums, äußerst präsent. Keine andere frühe Hochkultur präsentiert sich in einer solchen Fülle ihrer Überreste und keine andere ist demnach so gut erforscht wie die ägyptische[1]. Dies wird nicht zuletzt auch durch die beständige Zahl an Ausstellungen, mit ihren festen Besucherzahlen, und die anhaltende fach- und populärwissenschaftliche Publizität deutlich.

Denken wir heute an das alte Ägypten und seine unzähligen Reichtümer, so fallen uns schnell, neben Pyramiden, sagenhaften Pharaonen und den vielen Göttern, die Hieroglyphen ein. Diese haben eine bemerkenswerte Geschichte hinter sich.

„Mehr als drei Jahrtausende haben sie im alten Ägypten in Schreiberschulen und Kanzleien, in Korrespondenzen und Erlassen sowie auf Grabwänden und öffentlichen Monumenten ihren Dienst getan“[2].

Über einen derartig langen Zeitraum übte diese, eine der ältesten bekannten Schriften der Menschheit, großen Einfluss auf das menschliche Leben aus, ehe sie als fossile Zeichen einer verlorenen Sprache und untergegangenen Kultur zum Objekt unseres Interesses wurde.

Damit begann lange nach ihrer Funktionsgeschichte ihre Rezeptionsgeschichte in einer Kultur, die in keinem Traditionsverhältnis zum Alten Ägypten steht und von dessen Kultur nur wenige Vorstellungen vorhanden sind[3].

Doch erst die bahnbrechende Entdeckung der ägyptischen Hieroglyphen als eine Lautschrift durch den Franzosen Jean Francois Champollion (1790-1832) im Jahre 1822 gab den Anstoß, dass über Ägyptisches nicht mehr spekuliert wurde und eine philologische Disziplin der Ägyptologie eingerichtet wurde[4].

Doch mit der Gründung unserer klassisch-abendländischen Ägyptologie erlischt keineswegs die Faszinationsgeschichte der Hieroglyphen.

„Von den alten Ägyptern ausgehend, ist der Begriff der Hieroglyphe durch eine Reihe sehr verschiedener kultureller Kontexte gegangen.

Die wiederholte ,Übersetzung‘ der Hieroglyphen in immer neue kulturelle Zusammenhänge stellt eine der besonders interessanten Eigentümlichkeiten ihrer Geschichte dar“[5]. Diese Geschichte der Hieroglyphen, von ihren Anfängen bis zu ihrer Entzifferung, sowie die von ihr noch immer ausgehende Faszination sollen in der vorliegenden Ausarbeitung dargestellt werden.

2. Die ersten Gelehrten

Bis in die späten Jahre des 18. Jahrhunderts glaubten viele Gelehrte nicht an eine Entschlüsselung der Hieroglyphen, zumal sie die Hieroglyphen auch nicht als eine reine Alphabetschrift ansahen.

Sie glaubten vielmehr, dass sich die ägyptische Schrift nicht durch verbundene Silben, sondern eher durch die Bedeutung der dargestellten Zeichen ausdrücke.

So waren sie nicht imstande Hieroglyphen so zu lesen wie Latein und Griechisch. Dennoch gab es natürlich zahlreiche Vermutungen über die Bedeutung der Zeichen. Einer der vermeintlich besten Kenner der Hieroglyphen im 4. Jahrhundert n. Chr. war Horapollo, ein Ägypter aus Nilopolis. Er beeinflusste das Denken zahlreicher nachfolgender Künstler und Gelehrter, insbesondere der Renaissance, nachhaltig.

„We all know that what the scholars of those times thought about hieroglyphs

was altogether mistaken, and that their views, which enjoyed wide acceptance,

were in fact an obstacle rather than an aid to the correct reading of authentic Egyptian hieroglyphs“[6].

Horapollos Abhandlungen über die Hieroglyphen wurden allerdings erst 1419 von dem Florentiner Geistlichen Cristoforo Buondelmonte in Form eines Manuskripts auf der griechischen Insel Andros gefunden[7]. Geschrieben wurde das Werk im späten vierten oder frühen fünften Jahrhundert. Übersetzt ins Griechische wurde es von einem gewissen Philippos, von dem allerdings nicht viel mehr bekannt ist.

Eine erste Veröffentlichung dieses gefundenen Werkes, der Hieroglyphica, dessen Bedeutung erst nach und nach deutlich wurde, erfolgte 1505[8].

Bis heute liegen für den dazwischen liegenden Zeitraum, immerhin zehn Jahrhunderte, keinerlei weitere Aufzeichnungen über das Wesen der Hieroglyphen vor. Dies bedeutet nicht, dass sich die dazwischen liegenden Generationen keinerlei Gedanken darüber gemacht haben, aber zumindest, dass keinerlei Aufzeichnungen dieses Wissens bis dato gefunden wurden.

„To be sure, in a limited, literal sense there was no continuous tradition from the Horapollo to the early humanists, before Buondelmonte brought back to Florence the manuscript, he aquired on the Greek island“[9].

Die Humanisten der Renaissance machten demnach dort weiter, wo Horapollon damals aufgehört hatte. Dies auch mit großem Erfolg. Denn dieses Werk erschien insgesamt in 30 Auflagen, einmal auch illustriert von Albrecht Dürer.

Horapollo ordnete den einzelnen Zeichen zumeist fiktive Bedeutungen zu. „Hieroglyphen im Sinne Horapollons sind Zeichen, die in einem doppelten Bezug stehen: in symbolischem Bezug zu einem Begriff und in einem ikonischen Bezug zu einem Gegenstand“[10]. Horapollo sieht dabei vom Lautwert der Schriftzeichen völlig ab und behandelt sie rein als Bilder.

So stand etwa ein Geier für Mutter, Sehen, Grenzen oder Vorauswissen[11]. Nach Horapollo konnten all diese Begriffe mit dem Bild des Geiers, und der damit verbundenen Bedeutung, in Verbindung gebracht werden.

Wenngleich die meisten dieser wahrlich willkürlichen Zuordnungen bloße Fiktionen waren, so hatte Horapollo doch in der Zuordnung zu dem Begriff Mutter Recht.

Die Hieroglyphe für Mutter ist in der Tat ein Geier[12]. Dies hängt wohl damit zusammen, dass es nach Meinung der damaligen Ägypter keine männlichen Geier gab.

Insbesondere in den Jahren der Renaissance erlebte der Glaube an die Weisheit der alten Ägypter eine Konjunktur. Griechen und Römer hatten seit je her vielerlei Schätze aus Ägypten mitgenommen. Darunter auch zahlreiche Obelisken – in Ägypten verblieben lediglich vier Stück. Allein in Rom wurden sechs Obelisken in den Jahren 1582 – 1589 wieder aufgestellt. Ebenso wie ein alter Tempelfries aus der Kirche San Lorenzo diente es vielen Künstlern als Vorlage für ihre Skizzenbücher.

[...]


[1] Vgl. Basisartikel, Geschichte lernen, H. 82 (2001), S. 13

[2] Zitiert nach: Assmann, A./ Assmann, J.. Hieroglyphen. München 2003, S. 261

[3] Vgl. Assmann, A./ Assmann, J.. Hieroglyphen. München 2003, S. 261

[4] Vgl. Assmann, A./ Assmann, J.. Hieroglyphen. München 2003, S. 9

[5] Zitiert nach: : Assmann, A./ Assmann, J.. Hieroglyphen. München 2003, S. 13

[6] Zitiert nach: Barasch, M. In: Assmann, A./ Assmann, J.. Hieroglyphen. München 2003, S. 165

[7] Vgl. Barasch, M. In: Assmann, A./ Assmann, J.. Hieroglyphen. München 2003, S. 166

[8] Vgl. Robinson, A.. Die Geschichte der Schrift. Bern/Stuttgart/ Wien 1996, S. 21

[9] Zitiert nach: Barasch, M. In: Assmann, A./ Assmann, J.(Hrsg.). Hieroglyphen. München 2003, S. 168

[10] Zitiert nach: Assmann, A./ Assmann, J.(Hrsg.). Hieroglyphen. München 2003, S. 37

[11] Vgl. Robinson, A.. Die Geschichte der Schrift. Bern/Stuttgart/ Wien 1996, S. 21

[12] Vgl. Betrò, M. C.. Heilige Zeichen. Bergisch Gladbach 1996, S.103

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Hieroglyphen. Fossile, kulturelle Zeichen einer verlorenen Sprache
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Fachbereich Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Das alte Ägypten
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V30762
ISBN (eBook)
9783638319546
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Faszination der Hieroglyphen ist nach wie vor ungebrochen. Hier erfahren Sie alles, was zu ihrer Entschlüsselung führte und welchen immensen Wert die Hieroglyphen für die Entschlüsselung der Geheimnisse des Alten Ägyptens hatten.
Schlagworte
Hieroglyphen
Arbeit zitieren
Timo Mauelshagen (Autor:in), 2004, Hieroglyphen. Fossile, kulturelle Zeichen einer verlorenen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30762

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