Kritische Analyse der Fußballfan- und Hooliganszene. Hooligans im europäischen Vergleich


Akademische Arbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Hooligans im europäischen Vergleich
1.1 Hooliganismus in England
1.2 Hooliganismus in Italien und Frankreich
1.3 Hooliganismus in den Niederlanden
1.4 Hooliganismus in der Schweiz
1.5 Hooliganismus in Osteuropa

Literaturverzeichnis (inkl. weiterführender Literatur)

Verwendete Internetseiten

Verwendete Zeitschriften

1 Hooligans im europäischen Vergleich

Hooligangewalt gilt als europäisches Phänomen. Trotz der wachsenden Beliebtheit des Fußballsports in Asien und Nordamerika gibt es bisher kaum Vorkommnisse, in denen Hooligans auf sich aufmerksam gemacht hätten. Nicht im Ansatz ist die Hooligan-problematik zu erkennen, so dass viele Stadien in den USA nicht einmal getrennte Bereiche für die „gegnerischen“ Fanlager bieten.

In Südamerika und Südafrika ist Gewalt durch Fans häufiger vorhanden, jedoch basieren die Aggressionen auf anderen Ursachen. Hier handelt es sich um sehr arme Länder, in denen Fußball der populärste Sport ist. So verwundert es Soziologen nicht, dass es aufgrund dieses Zusammenhangs zu gewaltvollen Taten kommt. Häufiger geht es dabei um ein weitreichenderes Problem. Nicht ganze Gruppen von Hooligans machen auf sich aufmerksam; oftmals stehen Einzelpersonen im Vordergrund. Ein kolumbianischer Drogenhändler erschoss einen kolumbianischen Nationalspieler, nachdem dieser während der WM in den USA 1994 ein Eigentor geschossen hatte. Kolumbien verlor das Spiel auf dessen erfolgreichen Ausgang der Drogenhändler viel Geld gesetzt hatte. Ähnliche Fälle sind bis heute keine Seltenheit. Spieler, die schlecht spielen oder das Team verlassen wollen (und so dem Team schaden), werden erpresst, deren Familienmitglieder entführt oder gar auf offener Straße angeschossen1.

Dies geschieht nicht, um den Kick zu suchen und zu finden. Fußball ist hier zum Teil viel mehr der Lebensmittelpunkt. In anderen – wie oben aufgezeigten Fällen – geht es um sehr viel Geld, für dessen Verlust Schuldige ausgemacht werden. Ein Vergleich zur Gewaltproblematik in Europa ist nicht gegeben.

1.1 Hooliganismus in England

England gilt als das Land der Hooligans schlechthin (vgl. WHEATLY 2006). Dies ist nicht weiter verwunderlich, da die Ursprünge des Hooliganismus aus England stammen, gleichzeitig aber vor allem die englischen Hooligans in den letzten 20 bis 25 Jahren durch Gewalt auf sich aufmerksam machten. Die Heysel-Tragödie oder die Schlachten mit deutschen, italienischen, holländischen oder osteuropäischen Gleichgesinnten bei Fußballturnieren, wie z.B. der WM 1998 in Frankreich oder der EM 2000 in Belgien sind nur einige Beispiele.

Jedoch scheint dem öffentlichen Auge verborgen zu bleiben, dass Hooliganismus mehr und mehr ein osteuropäisches Problem wird und die britische Regierung das Hooliganproblem anscheinend in den Griff bekommt (vgl. ebd .). 2004 und 2005 sind die Festnahmen der Polizei im Zusammenhang mit Fußball im Vergleich zur Vorsaison um 11% gesunken und das obwohl die Clubs die höchsten Besucherzahlen seit 20 Jahren verzeichneten (vgl. ebd.). Auch die deutsche Polizei beschäftigte sich im Vorfeld der WM 2006 in Deutschland stärker mit osteuropäischen Hooligans als Gefahrenquelle anstatt die englischen Hooligans in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stellen.

Nichtsdestotrotz fielen englische Hooligans bei der Weltmeisterschaft vereinzelt auf. Obgleich ca. 100.000 Briten während der WM in Deutschland weilten, kam es jedoch nicht zu ganz großen Auseinandersetzungen, welche die englischen Hooligans in vielen Fußballturnieren zuvor berüchtigt machten. Die abnehmende englische Hooligan-problematik konnte schon 2004 bei der EM in Portugal belegt werden. Während im Jahr 2000 in Belgien ca. 1.000 Engländer festgenommen wurden, kam es 2004 lediglich zu einer einzigen Verhaftung – und diese aufgrund eines Drogendeliktes.

Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig. 1970 bis 1980 – auf dem Höhepunkt des englischen Hooliganismus – waren für die Gästefans nur dürftige Toiletten und bemängelnswerte Gastronomiebereiche zugänglich. Die Fans waren außerdem wie Gefangene in ihren Blöcken hinter Gitter gesperrt. Dies schuf eine Atmosphäre, die Gewalt und delinquentem Verhalten zuträglich war (vgl. ebd.). Allein durch die baulichen Änderungen in den letzten Jahren veränderte sich die Atmosphäre; der englische Fußballfan sah sich fortan als geschätzter Kunde, nicht mehr als Störer (vgl. ebd.).

Besonders die baulichen Änderungen schlossen viele Besucher vom Fußball aus. Die reinen Sitzplatzstadien, überhöhte Preise und jahrelange Wartelisten für eine Dauerkarte lassen heute fast ausschließlich wohlhabende Menschen in die Stadien. Die Stimmung ist deutlich abgeflaut.

Auf der anderen Seite des Umdenkens – und erstmals bei der WM 2006 eingesetzt – stellte der „Fußball-Verbots-Erlass“ sicher, dass 3.800 Hooligans nicht nach Deutschland einreisen konnten. Personen, die von diesem Erlass betroffen sind, dürfen weder die Vereinsspiele in England besuchen, noch England verlassen sofern ein internationales Spiel im Ausland stattfindet.

Andere typische Hooligannationen sehen England nach wie vor als eine Hooliganhochburg. Solange andere Gruppen sich mit den englischen Hooligans messen wollen, sind Auseinandersetzungen mit englischer Beteiligung nicht auszuschließen. Jedoch sollten dann keine übereiligen Rückschlüsse auf den Aggressor getätigt werden (vgl. ebd.).

Ausschreitungen wie beim Champions-League Finale 2006 zwischen dem FC Barcelona und Arsenal London oder kleinere Ausschreitungen englischer Vereine bei Auswärtsfahrten im UEFA-Pokal zeigen indes nicht das Bild des wiederbelebten englischen Hooliganismus. Im Champions-League Finale sind kurz vor Anpfiff mehrere 100 englische Fans vom Betreten des Stadions ausgeschlossen worden, obwohl sie für mehrere 100 Euro in England legal Karten erworben hatten. Dies war im Nachhinein auf Ticketing-Fehler zurückzuführen.

In einem UEFA-CUP Duell 2006 in Portugal wurden die britischen Fans massiv von den Polizisten bedrängt, so dass ein Gewaltausbruch quasi provoziert wurde.

Ultragruppierungen gibt es in England nicht, von daher besteht eine weitere Gefahrenquelle wie in Italien oder Deutschland nicht.

1.2 Hooliganismus in Italien und Frankreich

Die Fans heißen im italienischen „Tifosi“, abgeleitet von „Tifo“ (zu deutsch: Sportbegeisterung). Die Wortverwandtschaft mit „Typhus“ und die so entstehende Doppeldeutigkeit ist nicht ganz zufällig. Typhus, als ansteckende und manchmal tödliche Krankheit, die häufig in Massenepidemien endet, spiegelt den Charakter der italienischen Anhängerschaft wider (vgl. STOCKER 1988, 73), da in den italienischen Stadien immer wieder Fanrandale mit etlichen Beteiligten zu verzeichnen sind – häufig endeten diese in Todesfällen italienischer Fans oder Polizisten.

Besondere Formen des Hooliganismus sind in Italien zu erkennen, denn hier steht Rassismus im Mittelpunkt. Besonders bei Spielen der beiden römischen Traditionsvereine – AS und Lazio Rom – werden antisemitische Spruchbänder entrollt, neofaschistische Parolen skandiert und fremdenfeindliche Sprechchöre angestimmt.

[...]


1 Im November 2004 wurde die Mutter des brasilianischen Nationalspielers Robinho entführt, da dieser über einen Wechsel vom FC Santos zu Real Madrid verhandelte. Im Juni 2007 wurde der nigerianische Nationalspieler Martins auf offener Straße angeschossen, da er zuvor ein Länderspiel absagen musste.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kritische Analyse der Fußballfan- und Hooliganszene. Hooligans im europäischen Vergleich
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V307515
ISBN (eBook)
9783668066229
ISBN (Buch)
9783668087064
Dateigröße
639 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kritische, analyse, fußballfan-, hooliganszene, hooligans, vergleich
Arbeit zitieren
Andreas Schulz (Autor:in), 2007, Kritische Analyse der Fußballfan- und Hooliganszene. Hooligans im europäischen Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307515

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