Erich Kästner und "Das fliegende Klassenzimmer" im Unterricht der Grundschule


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

23 Seiten, Note: Zwei


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Werk und Autor
1.1. „Das fliegende Klassenzimmer“
1.1.1. Der Inhalt
1.1.2. Aufbau und Inhaltsanalyse
1.1.3. Reaktionen auf die Ersterscheinung
1.1.4. Die Verfilmungen des „fliegenden Klassenzimmers“
1.2. Erich Kästner – eine Biografie
1.3. Kästner als prägender und erfolgreicher Kinderbuchautor
1.4. Kästner als Vorreiter für den neuen realistischen Kinderroman

2. Beziehungen zwischen Kästner und seiner Literatur
2.1. Kästner erinnert seine eigene Kindheit
2.2. Kästners Moralvorstellungen
2.3. Kästner thematisiert Kinderängste
2.4 Kästner und Schule
2.5. Kästner und sein Verhältnis zur Mutter
3. Die Umsetzung im Unterricht
3.1. Die Unterrichtsplanung
3.2. Didaktische Reflexion

4. Resümee

5. Literaturnachweis

6. Anhang

Anhang 1: Inszenierung zum Einstieg in die Unterrichtseinheit

Einleitung

Sollte man Kästner und sein „fliegendes Klassenzimmer“ als Ganzschrift in der Grundschule behandeln? Es spricht sicher einiges dafür. Schließlich ist Erich Kästner ein weltberühmter Schriftsteller, er schreibt sehr lebendig und witzig, nimmt Kinder in seinen Büchern ernst, und wer als Grundschüler Kästner nicht kennt, der sollte ihn kennen lernen.

Andererseits ist die Zeit auch – oder gerade? – in der Grundschule nicht unbegrenzt. Gibt es nicht sehr viele Autoren, die „näher dran“ sind an den spezifischen Problemen heutiger Kinder, und die zudem eine heutige Sprache sprechen? Soll man sich also wirklich mit einem Werk beschäftigen, das vor über 70 Jahren geschrieben wurde?

Ich werde also nachfolgend versuchen aufzuzeigen, welche Aspekte im „fliegenden Klassenzimmer“ und seines Autors es lohnenswert machen, Erich Kästner im Unterricht Raum zu geben. Dazu werde ich das Buch und seine Verfilmungen vorstellen und auf Kästners biografische Besonderheiten eingehen. Ich werde den Einstieg in die Unterrichtssequenz mittels einer Inszenierung durch den Lehrer darstellen und aufzeigen, wie ich mir eine Unterrichtseinheit zu Kästner und dem „fliegenden Klassenzimmer“ vorstellen kann.

1. Werk und Autor

1.1. „Das fliegende Klassenzimmer“

1.1.1. Der Inhalt

Im Roman will eine Gruppe von Internats-Gymnasiasten zu Weihnachten das Theaterstück ‚Das fliegende Klassenzimmer’ aufführen. Einer der Schüler, Johnny Trotz, hat sich ausgedacht, wie die Klasse mit dem Geographielehrer den jeweiligen Stoff an Ort und Stelle besichtigt, den Vesuv, die Pyramiden und den Nordpol; die letzte Station ist durch ein Versagen des Höhenruders der Himmel, wo die Schüler auf Petrus treffen.

Bevor die Aufführung stattfinden kann, müssen die Jungen allerdings noch einige Abenteuer bestehen; vor allem hat eine traditionell verfeindete Bande von Realschülern einen Gymnasiasten mitsamt einem Stapel Diktatheften entführt, der in einer gemeinsamen Aktion samt Schneeballschlacht befreit wird. Nachdem die Schüler das Schulgelände für den Zwist unerlaubt verlassen hatten, müssen sie sich vor Justus Bökh, dem verehrten Lehrer der Jungen, verantworten. Entgegen ihrer Einschätzung verurteilt er die Rauferei nicht, sondern erzählt ihnen aus seiner eigenen harten Schulzeit und seinem besten Freund.

Die Schüler haben einen besonderen Vertrauten, den „Nichtraucher“, der in einem stillgelegten Eisenbahnwaggon (daher der Name „Nichtraucher“) lebt und sein Geld damit verdient, dass er nachts in einer Bar Klavier spielt. Während der Erzählung von Justus Bökh beginnen die Jungen zu ahnen, dass der „Nichtraucher“ jener beste Freund Bökhs aus der Schulzeit sein könnte. Eine Zusammenführung der beiden Männer bestätigt diese Vermutung.

Am Schluss können fast alle zu ihren Eltern nach Hause fahren und Weihnachten feiern; auch der Primus Martin Thaler, nachdem ihm ‚Ein Weihnachtsengel namens Bökh, der Lehrer, das Fahrgeld geschenkt hat.

1.1.2. Aufbau und Inhaltsanalyse

Das Buch hat drei Handlungsstränge:

1. eine Rahmenhandlung, in der Kästner als fiktiver Autor auftritt und die Begründung für die Entstehung des Buchs gibt,
2. die Internatsgeschichte, und, innerhalb der Internatsgeschichte,
3. die anstehende Weihnachtsaufführung, deren Titel zugleich Titel des Buches ist.

Damit werden drei literarische Orte bestimmt: am Fuße der Zugspitze (bzw. ein Kaffeehaus am Kurfürstendamm), das Internat und die Bühne, auf der das Weihnachtsstück gespielt wird. Es gibt zwei literarische Erzählebenen: Die eine ist das Vor- und Nachwort des Autors aus der Perspektive des Ich-Erzählers, die andere ist das Erleben der Schüler in der Internatsgeschichte aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers.

In der Rahmenhandlung, also dem Vor- und Nachwort, tritt der Autor auf und beschreibt, er sitze am Fuße der Zugspitze, es sei August und er sei hier, um eine Weihnachtsgeschiche zu schreiben.

Das Vor- und Nachwort ist in vielen Büchern der Teil, den man am ehesten überblättern kann, ohne dass das Buch dadurch verlöre. Anders bei Kästner. Kästner sei ein begeisterter Vorwort-Schreiber gewesen, betonen verschiedene Biografen, und wohl ein Könner dazu. Das Vorwort ist hier ein wesentlicher Baustein des Buches, der verschiedene Funktionen übernimmt. Für den Leser ist das Vorwort in erster Linie der Teil, der Lust darauf machen soll, das ganze Buch zu lesen.

Intention Kästners, dem Buch ein Vorwort zu geben, könnte sein, die jahreszeitliche Bindung (Weihnachten) in der eigentlichen Geschichte aufzuweichen. Daneben nutzt der Autor diese Rahmenhandlung, um eine der literarischen Figuren, den „Johnny Trotz“ und seine Vorgeschichte, darzustellen. Dieser Johnny Trotz wird aber in der eigentlichen Internatsgeschichte eine eher untergeordnete Rolle spielen und erst im Nachwort wieder Bedeutung erlangen. Die Figur übernimmt somit die Verbindung zwischen Rahmenhandlung und eigentlicher Geschichte.

Die Rahmenhandlung wird aber auch dazu benutzt, um Botschaften an den kindlichen Leser zu transportieren, die Kästner wichtig sind. Er erteilt Ratschläge und thematisiert Dinge, die ihm wichtig sind. Und dies in leichtem Plauderton, wie nachfolgendes Beispiel zeigt: „Wie kann ein erwachsener Mensch seine Jugend so vollkommen vergessen, dass er eines Tages überhaupt nicht mehr weiß, wie traurig und unglücklich Kinder zuweilen sein können? (Ich bitte euch bei dieser Gelegenheit von ganzem Herzen: Vergesst eure Kindheit nie! versprecht ihr mir das? Ehrenwort?)“[1]

Eine weitere Besonderheit ist das Inhaltsverzeichnis[2]. Dieses dient üblicherweise dazu, dem Leser einen schnellen Überblick über das Buch zu vermitteln. Anders bei Kästner. Es werden dort Kapitel für Kapitel Details aufgeführt, die keinen wirklichen Zusammenhang ergeben. Ziel scheint hier also nicht, über den Inhalt aufzuklären, sondern, im Gegenteil, Fragen aufzuwerfen und auf das Buch neugierig zu machen.

1.1.3. Reaktionen auf die Ersterscheinung

Das „fliegende Klassenzimmer“ erschien Ende 1933, also nach der Machtergreifung Hitlers und nach der Bücherverbrennung (vgl. Biografie). Kästner war als Autor also bereits geächtet, die Erfolge seiner Kinderbücher (insbesondere seines „Emil“) verhinderten vorläufig offensichtlich noch, dass er völliges Schreibverbot erhielt. So erfolgte die Veröffentlichung noch bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart. Nachfolgende Veröffentlichungen erschienen im Atrium Verlag in Zürich.

Kästner bekam die ersten Exemplare am 30. November 1933. Brief Kästners an die Mutter am selben Tag: „Sehr hübsch. Triers Namen hat man auf dem Umschlagbild entfernt. Gemein, was?“ (Walter Trier hatte zu dem Buch zehn ganzseitige Illustrationen und den Umschlag beigesteuert, war aber bereits stärker geächtet als Kästner.) Offensichtlich zufrieden erwähnt Kästner selbst in einem späteren Brief an seine Mutter das Urteil seines Freundes Werner Buhre über das Buch: „Buhre sitzt neben mir, liest das ‚Fl. Klassenz.’, grüßt Dich und läßt ausrichten, es sei mein schönstes Kinderbuch, und er hätte ein paarmal beinahe geweint.“ (Brief Kästners an die Mutter 4.12.1933[3] )

[...]


[1] Das Fliegende Klassenzimmer S. 11

[2] Das Fliegende Klassenzimmer S. 167/168

[3] Alle Briefe sind zitiert nach Hanuschek, der sich auf den Original-Briefwechsel bezieht.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Erich Kästner und "Das fliegende Klassenzimmer" im Unterricht der Grundschule
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Veranstaltung
Hauptseminar: Erich Kästners Schreibfabrik
Note
Zwei
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V30702
ISBN (eBook)
9783638319034
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erich, Kästner, Klassenzimmer, Unterricht, Grundschule, Hauptseminar, Kästners, Schreibfabrik
Arbeit zitieren
Brigitte Zügel (Autor:in), 2004, Erich Kästner und "Das fliegende Klassenzimmer" im Unterricht der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30702

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