Gesellschafts- und Klassenkritik in Georg Büchners Dichtung


Seminararbeit, 2002

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Familie und Jugend

3. Politische Lehrjahre

4. Der Hessische Landbote

5. Die Novelle Lenz

6. Woyzeck

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Große Hoffnungen ruhten auf ihm, und so reich war er mit Gaben ausgestattet, dass er selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen haben würde“, schreibt Wilhelm Schulz in seinem Nachruf auf den Freund Georg Büchner. Schulz sieht in dem Dichter und Gelehrten Büchner ein politisches Talent, dem er Großes zutraute: „(Er) war mit zu viel Tatkraft ausgerüstet, als dass er bei der jüngsten Bewegung im Völkerleben, die eine bessere Zukunft zu verheißen schien, in selbstsüchtiger Ruhe hätte verharren sollen“[1], schreibt er in Anspielung auf Büchners Versuche, in seiner hessischen Heimat einen Aufstand der Armen und Unterdrückten gegen ihre adeligen und bürgerlichen Ausbeuter anzufachen. Die Gesellschaft des Vormärz schloss sich diesem Urteil nicht an. Georg Büchner - geboren am 17. Oktober 1813, gestorben am 19. Februar 1837 - geriet in Vergessenheit. Ebenso wie seine Werke, die mit Ausnahme von „Dantons Tod“ posthum erschienen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde Georg Büchner wiederentdeckt. Die Literaten des Naturalismus schickten sich an, die Wirklichkeit ohne jede idealistische Schminke abzubilden und fanden in Büchner ein Vorbild, der dies bereits Jahrzehnte zuvor umgesetzt hatte. Nun wurde er als Revolutionär bewundert, der neue Maßstäbe literarischer Wirklichkeitsintegration gesetzt hatte. Revolutionär muten auch die materialistisch geprägten gesellschaftskritischen Ansätze seines Werkes an, die ihrer Zeit weit voraus waren.

Die vorliegende Seminararbeit spürt diesen Ansätzen im „Woyzeck“ und in der Novelle „Lenz“ nach. Außerdem versucht sie zu klären, inwieweit diese literarischen Äußerungen deckungsgleich sind mit Büchners eigenem Weltbild.[2] Dazu werden Büchners Biographie und briefliche Äußerungen analysiert. Die Seminararbeit bezieht hierzu auch den „Hessischen Landboten“ mit ein, anhand dessen Büchners realpolitische Ambitionen umrissen werden können.

2. Familie und Jugend

Schon in früher Jugend formen sich Georg Büchners gesellschaftspolitische Grundhaltungen. Seine Sympathien für republikanisches Gedankengut manifestieren sich in Aufsätzen zum „Helden-Tod der 400 Pforzheimer“ und zur „Verteidigung des Kato von Utika“. Ersterer beschreibt den Kampf der Pforzheimer Bürger gegen den Feldherren Tilly im 30-jährigen Krieg, in der Verteidigungsrede rechtfertigt der junge Büchner den Selbstmord des Kato als konsequente Freiheitsliebe: Der römische Politiker will lieber sterben als sich dem Diktator Cäsar zu unterwerfen. In diesen frühen Schriften spürt man eine große Begeisterung für Freiheit und Demokratie. Die Wurzeln dieser Überzeugungen liegen in Büchners Elternhaus im hessischen Goddelau – einem Dorf wenige Kilometer von Darmstadt entfernt, der Hauptstadt des Großherzogtums Hessen. Besonders der Vater, Ernst Büchner, spielt hier eine herausgehobene Rolle. Er muss eine recht widersprüchliche Persönlichkeit gewesen sein. Als engagiertem Arzt war es ihm ein echtes Anliegen, seinen leidenden Mitmenschen zu helfen, was ihn in den Augen des Sohnes zweifelsohne zum Vorbild erhob. Andererseits pflegte er einen extrem autoritären Erziehungsstil[3] und verkörpert damit in gewisser Weise jene Georg Büchner verhassten Unterdrückungsmechanismen. So mögen beide Aspekte auf den sensiblen Knaben gewirkt haben. Aus der Identifikation mit dem gewissenhaften Arzt ließe sich Georg Büchners soziale Zugewandtheit, aus dem Widerstand gegen den Tyrannen-Vater die Abscheu gegen obrigkeitliche Instanzen erklären.

[...]


[1] Zit. nach Karl Pörnbacher u.a. (Hrsg.), Georg Büchner – Werke und Briefe. Münchner Ausgabe. München 82001, S. 394.

[2] Vgl. Wolfgang Kayser: „Dieser Gedanke aber, die gesellschaftliche Deutung (...) von Kunstwerken, darf nicht unvermittelt auf den sog. gesellschaftlichen Standort oder die gesellschaftliche Interessenslage der Werke oder gar ihrer Autoren zielen.“ Zit. Nach Bo Ullmann: Die sozialkritische Thematik im Werk Georg Büchners und ihre Entfaltung im Woyzeck. Stockholm 1972, S.8

[3] Noch als erwachsener Mann fürchtete Büchner seinen Vater. Seine Verlobung mit Wilhelmine Jaeglé offenbarte er der Familie aus Angst vor dessen Reaktion erst zwei Jahre später.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Gesellschafts- und Klassenkritik in Georg Büchners Dichtung
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt  (Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur)
Veranstaltung
PS Georg Büchner
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V30671
ISBN (eBook)
9783638318754
Dateigröße
653 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesellschafts-, Klassenkritik, Georg, Büchners, Dichtung, Georg, Büchner
Arbeit zitieren
Steffen Becker (Autor:in), 2002, Gesellschafts- und Klassenkritik in Georg Büchners Dichtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30671

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