AfD. Liberale Ökonomen oder rechtspopulistische Nationalisten?

Die Intensität rechtspopulistischer Argumentationsmuster im Europaprogramm der „Alternative für Deutschland“


Bachelorarbeit, 2015

140 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Abbildungsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Alternative für Deutschland (AfD)
2.1 Entstehungsgeschichte
2.2 Ideologie
2.3 Gegenwärtige innerparteiliche Situation

3. Zur Konzeption eines methodischen Konstrukts
3.1 Systematik von Inhaltsanalysen
3.1.1 Was ist eine Inhaltsanalyse?
3.1.2 Qualitativ versus quantitativ
3.1.3 Inhaltsanalyse als Forschungsprozess
3.2 Frames und Framing
3.2.1 Status quo der Framing-Forschung
3.2.2 Frames
3.2.3 Framing
3.3 Untersuchungsanlage

4. Hypothesen (inkl. Operationalisierungen)
4.1 Dichotomie zwischen „Volk“ und „Elite“
4.2 Kritik an supranationalen Institutionen
4.2.1 Kritik an etablierten Parteien
4.2.2 Stärkung plebiszitärer Elemente
4.3 Gefahren der Modernisierung / Globalisierung
4.4 Exklusion

5. Methodik
5.1 Inhaltsanalyse
5.1.1 Herleitung der Kategorien
5.1.2 Zuordnungen zu Kategorien
5.2 Frame-Identifikation
5.2.1 Identifizierung von Frame-Elementen
5.2.2 Aggregation der Frame-Elemente

6. Auswertung
6.1 Ergebnisse der Inhaltsanalyse
6.1.1 Hypothesenrelevante Ergebnisse
6.1.2 Hypothesenprüfung
6.1.3 Zwischenfazit
6.1.4 Weitere Ergebnisse
6.2 Frame-Identifikation
6.2.1 Anti-Brüssel-Frame
6.2.1.1 Probleme
6.2.1.2 Ursachen
6.2.1.3 Bewertungen
6.2.1.4 Lösungen
6.2.2 Anti-Euro-Frame
6.2.2.1 Probleme
6.2.2.2 Ursachen
6.2.2.3 Bewertungen
6.2.2.4 Lösungen
6.2.3 „Mehr Demokratie wagen!“
6.2.3.1 Probleme
6.2.3.2 Ursachen
6.2.3.3 Bewertungen
6.2.3.4 Lösungen
6.2.4 Wettbewerb der Nationen
6.2.4.1 Probleme
6.2.4.2 Ursachen
6.2.4.3 Bewertungen
6.2.4.4 Lösungen

7. Methodenkritik

8. Fazit

9. Literatur- und Quellenverzeichnis

Anhang

Codebuch

Codierung und Auszählung der Frame-Elemente

Europaprogramm der AfD

Zusammenfassung

Der Populismus-Vorwurf ist heutzutage aus der politischen Debatte nicht mehr wegzudenken. Verschiedene politische Akteure wurden in der Vergangenheit als „populistisch“ oder sogar „rechtspopulistisch“ bezeichnet. Auch die deutsche Partei Alternative für Deutschland (AfD) gilt gemeinhin als rechtspopulistisch. Während dieser Vorwurf schon länger präsent ist, fehlen bislang wissenschaftliche Untersuchungen, die dies empirisch prüfen.

In der vorliegenden Arbeit soll ein Schritt in diese Richtung unternommen werden. Anhand des Europaprogramms der AfD soll die Intensität rechtspopulistischer Argumentationsmuster überprüft werden. Dazu wird zunächst eine Inhaltsanalyse des gesamten Programms durchgeführt. Anschließend sollen mit Hilfe des Framing-Ansatzes einzelne Argumente zu konsistenten Frames verdichtet werden. Dadurch sollen abschließend Aussagen zur Populismus-Intensität der AfD möglich werden.

Abstract

The accusation of populism is nowadays an elementary part of the political debate. Various political actors were called „populist“ or even „right-wing populist“ in the past. The German party Alternative für Deutschland (AfD) is generally regarded as rather right-wing populist too. While this accusation is very present in the public, there is still a lack of academic studies that give empirical proof.

In this study a step is taken in this direction. Based on the Europe program of the AfD the intensity of right-wing populist argumentation is to be checked. For that, a content analysis of the entire program is carried out. Subsequently the framing approach is used to compress single arguments to consistent frames. In the end there should be statements possible about the intensity of populism in the AfD.

I. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Häufigkeit verschiedener Dimensionen des Frame-Elements „Problem“ im Europaprogramm der AfD; Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 2: Häufigkeit verschiedener Dimensionen des Frame-Elements „Bewertung“ im Europaprogramm der AfD; Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 3: Häufigkeit verschiedener Dimensionen des Frame-Elements „Lösung“ im Europaprogramm der AfD; Quelle: Eigene Darstellung.

II. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„Ich habe sicherlich Fehler gemacht und zu den größten gehört zweifellos, dass ich zu spät erkannt habe, in welchem Umfang Mitglieder in die Partei drängten, die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen.“[1] Mit diesen Worten verkündete der Gründer der AfD, Bernd Lucke, seinen offiziellen Parteiaustritt. Seit Lucke und der liberale (oder besser liberalere) Flügel der AfD sich abgespalten haben, überbieten sich ausgetretene AfD-Mitglieder sowie das Gros der Massenmedien mit Prognosen über die weitere parteipolitische Ausrichtung der AfD. Die neue AfD sei deutlich nach rechts gerückt[2] und drohe gar zu einer „NPD im Schafspelz“[3] zu werden. Petry [Frauke Petry, neue Parteivorsitzende der AfD, d. Verf.] mache die AfD mittelfristig zu einer „PEGIDA-Partei“[4], so nur einige der entworfenen Zukunftsszenarien in Bezug auf die AfD.

Nähme man diese Äußerungen als gegebene Prämissen hin, die Ausführungen könnten an dieser Stelle enden. Tatsächlich absorbieren die jüngsten Ereignisse ein wenig die Brisanz der hier behandelten Fragestellung. Eine klassische Einleitung zu schreiben, wie sie ansonsten in wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist, wäre angesichts dieser Entwicklungen daher nicht angemessen. Vielmehr soll an dieser Stelle ein Plädoyer für die Relevanz des Themas folgen, die der Autor auch noch nach der Spaltung der AfD als gegeben ansieht.

Zunächst wird anhand der aktuellen Debatte über die zukünftige Ausrichtung der AfD ein Phänomen deutlich, dass bereits in der, dieser Bachelorarbeit vorgeschalteten, Literaturstudie in ähnlicher Weise für den Populismus-Diskurs identifiziert wurde (vgl. Urhahn 2015: 7). Die Zuschreibung von Attributen wie „rechtspopulistisch“ wird im Hinblick auf die AfD zwar häufig verwendet, jedoch meist nur ungenügend begründet. Wer die AfD als starre Dichotomie bestehend aus rechts-konservativem und liberalem Flügel konzipiert (vgl. Bebnowski 2015: 5) und aus der Erosion des liberalen Flügels den Automatismus eines „Rechtsrucks“ ableitet, der macht es sich schlicht zu einfach. Problematisch ist in diesem Kontext besonders, dass häufig nicht deutlich wird, anhand welcher Kriterien die politische Einordnung erfolgt.

Die Literaturstudie hat sowohl gezeigt, dass sich eine unreflektierte Verwendung des Populismus-Begriffs verbietet als auch, dass bislang – zumindest in Bezug auf die AfD – kaum empirische Studien vorliegen, die die Populismus-Intensität wissenschaftlich prüfen (vgl. Urhahn 2015: 95). Dies muss aus akademischer Sicht als höchst unbefriedigend bewertet werden. Die vorliegende Arbeit gewinnt ihre Relevanz also allein schon daraus, dass ein wissenschaftlicher Versuch unternommen wird, sich dem komplexen Phänomen Populismus methodisch anzunähern.

Aber auch in einer stärker inhaltlichen Dimension dürften die Ausführungen weiter relevant sein. So betont Petry aktuell gebetsmühlenartig, dass es trotz der Abspaltung keinen programmatischen Kurswechsel geben werde.[5] Zwar muss man ihr dies nicht abkaufen, sie wird sich jedoch daran messen lassen müssen. Es ist daher nicht zu erwarten, dass sich, zumindest in naher Zukunft beschlossene, Parteiprogramme gravierend von dem hier untersuchten Europaprogramm unterscheiden werden. Bis zur Bundestagswahl 2017 wird das Europaprogramm darüber hinaus das aktuellste, über Landesebene hinausgehende, Programm der AfD bleiben.

Das Forschungsziel dieser Studie besteht darin, rechtspopulistische Argumentationsmuster im Europaprogramm der AfD inhaltsanalytisch zu erfassen. Über die Erfassung dieser Argumentationsmuster, die mittels eines Untersuchungsinstruments erhoben werden, das sich sowohl aus der Theorie als auch aus der Empirie ergeben hat, sollen abschließend Aussagen über die Intensität rechtspopulistischer Argumentation innerhalb der AfD möglich werden.

Die Arbeit ist dabei folgendermaßen strukturiert. Zunächst findet sich ein einleitendes Kapitel zur AfD. Dort werden die Entstehungsgeschichte der AfD und maßgebliche ideologische Standpunkte skizziert. Zudem werden die, hier bereits aufgegriffenen, Entwicklungen der jüngeren Parteigeschichte aufgearbeitet. Im folgenden Kapitel werden dann die methodischen Grundlagen gelegt. In diesem Zusammenhang wird sowohl die Methode der Inhaltsanalyse erklärt als auch der Framing-Ansatz näher beleuchtet. Anschließend werden die Hypothesen, die im Rahmen dieser Arbeit geprüft wurden, hergeleitet und benannt sowie operationalisiert. Bevor die Ergebnisse vorgestellt werden, wird im fünften Kapitel zunächst das konkrete methodische Design erläutert. Die Ausführungen schließen mit der Auswertung der Ergebnisse von Inhaltsanalyse und Frame-Identifikation.[6]

2. Die Alternative für Deutschland (AfD)

Bis auf wenige – und relativ kurzlebige – Ausnahmen auf Länderebene (z.B. Schill-Partei in Hamburg; vgl. Urhahn 2015: 50ff.) konnten sich als „rechtspopulistisch“ apostrophierte Bewegungen und Parteien in Deutschland bislang nicht durchsetzen. Zu sehr liefen derartige Bestrebungen Gefahr, aufgrund des historisch vorbelasteten Politkontextes in der Bundesrepublik, stigmatisiert zu werden, so die gängige These (vgl. Urhahn 2015: 91f.).

Mit der AfD konnte sich nun aber ein Akteur auf der politischen Bühne etablieren, der bislang mehr zu sein schien, als ein „rechtspopulistisches One-Hit-Wonder“. Neuere Entwicklungen lassen jedoch begründete Zweifel an den weiteren Perspektiven der Partei zu. Dieses Kapitel zeichnet die Gründungsphase der AfD nach, beleuchtet maßgebliche ideologische Standpunkte und referiert in einem eigenen Kapitel, die sich in den letzten Wochen und Monaten überschlagenden Ereignisse in der Partei.

2.1 Entstehungsgeschichte

Die Gründung der AfD lässt sich nur begreifen, indem man sich das politische Setting vor Augen führt, das zu der neuen Partei geführt hat. Ihren Ursprung hat die AfD in einer Reihe von Vorläuferbewegungen, die sich hauptsächlich gegen die seit 2010 angestoßene Politik der „Euro-Rettung“ richteten.[7] Dabei handelte es sich vielfach um Zusammenschlüsse hochrangiger Ökonomen, die zuvor in etlichen Manifesten gegen den 1992 verabschiedeten Maastrichter Vertrag und damit gegen die Schaffung einer europäischen Wirtschafts- und Währungsunion protestierten (vgl. Bebnowski 2015: 21).

Eine dieser Bewegungen stellte das Bündnis Bürgerwille (BB) dar, welches Anfang 2012 ins Leben gerufen wurde. Dieses kritisierte den von den Regierungsparteien eingeschlagenen Weg der „Euro-Rettung“ und wandte sich dabei besonders gegen das im Rahmen der „Euro-Krise“ emergierende Diktum der „Alternativlosigkeit“ bestehender Politik (vgl. Häusler/Roeser 2015: 70f.). Dabei schaffte es das Bündnis, prominente Unterstützer für sich zu gewinnen. Neben bekannten Euro-Kritikern der Regierungsparteien wie beispielsweise Frank Schäffler (FDP), Josef Schlarmann oder Klaus-Peter Willsch (beide CDU), zählten der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Hans-Olaf Henkel und der Präsident des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Karl Heinz Däke zu den Unterstützern der ersten Stunde (vgl. Häusler/Roeser 2015: 71).

Das BB ebnete schließlich den Weg für eine weitere Anti-Euro-Initiative, die so genannte Wahlalternative 2013 (WA2013), die im September 2012 von Bernd Lucke, den weiteren ehemaligen CDU-Mitgliedern Gerd Robanus und Alexander Gauland sowie dem Journalisten Konrad Adam gegründet wurde (vgl. Häusler/Roeser 2015: 74). Diese knüpfte programmatisch nahtlos an das BB an und forderte beispielsweise die Einhaltung der so genannten „No-Bailout-Klausel“[8] und das grundlegende Recht für alle EU-Staaten, aus dem Euro ausscheiden zu dürfen (vgl. Häusler/Roeser 2015: 75f.).

Da bisherige Initiativen – abgesehen von gesellschaftspolitischen Debatten und publizistischen Kontroversen – keine wesentliche Änderung der „Euro-Rettungs-Politik“ bewirkten, entschloss sich die Spitze der WA, eine strategische Kooperation mit den Freien Wählern einzugehen und damit erstmals aktiv an Wahlen teilzunehmen (vgl. Häusler/Roeser 2015: 78). So kandidierte Bernd Lucke 2013 bei den Landtagswahlen in Niedersachsen auf Listenplatz Drei für die Freien Wähler (vgl. ebd.). Das Engagement brachte mit einem Ergebnis von 1,1 Prozent der Stimmen jedoch nicht den erhofften Erfolg, weshalb es wenig später zum Bruch mit der Führung der Freien Wähler kam und die WA die Zusammenarbeit aufkündigte (vgl. ebd.).

Obwohl beide Vorläuferbewegungen zunächst gescheitert waren, zeigten sie doch, dass das Potenzial für eine Anti-Euro-Partei in Deutschland durchaus vorhanden war. Bereits 2011 beschrieb Hans-Olaf Henkel eine solche Partei mit der Metapher der „reifen Frucht“[9], die „am Ast hänge“ (ebd.) und darauf warte, dass jemand „gegen den Stamm tritt“ (ebd.), damit sie herunterfällt. In dieser Diktion war es also nur noch eine Frage der Zeit bis eine rechts-konservative und eurokritische Partei den Durchbruch schafft. Ohne bestehende Netzwerke aus den Vorläuferbewegungen wäre ein derart schneller Aufstieg der AfD jedoch vermutlich nicht möglich gewesen.

Die AfD wurde schließlich im Frühjahr 2013, wenige Monate vor der Bundestagswahl, auf einem Parteikonvent in Berlin offiziell gegründet.[10] Im Anschluss nahm die AfD direkt an der Bundestagswahl teil und verpasste den Einzug in den Bundestag mit 4,7 Prozent der Stimmen nur denkbar knapp.[11] Nach der Bundestagswahl konnte sich die AfD aber besonders auf Länderebene in den Parlamenten etablieren. Erfolge gelangen zunächst vor allem im Osten Deutschlands (Thüringen, Sachsen, Brandenburg). Zuletzt gelang es der Partei jedoch auch, im Westen der Bundesrepublik Fuß zu fassen, wie die erstmaligen Einzüge in die Bürgerschaften von Hamburg und Bremen belegen. Hinzu kam das erfolgreiche Abschneiden bei der Europawahl 2014, bei der die AfD 7,1 Prozent der bundesdeutschen Stimmen auf sich vereinen konnte.[12] Wie diese kurze elektorale Zusammenschau zeigt, war die AfD bisher auf dem besten Wege, sich im hiesigen Parteiensystem zu etablieren.

2.2 Ideologie

Die Ideologie der AfD wird zumeist als Konglomerat verschiedener ideologischer Strömungen wie Konservatismus, Liberalismus und Rechtspopulismus beschrieben (vgl. Bebnowski 2015: 5; Häusler/Roeser: 13ff.). Eine Einschätzung der Intensität dieser Strömungen kann dabei nur schwer vorgenommen werden, da die Partei noch sehr jung ist und sich dementsprechend noch im Prozess der Ausdifferenzierung befindet.[13] Trotzdem sollen die drei oben genannten Ideologierichtungen nachfolgend – in Bezug auf ihre Erscheinungsformen innerhalb der AfD – skizziert werden.

Bebnowski (2015) identifiziert in der AfD zwei maßgebliche Flügel, einen konservativen und einen liberalen Flügel (vgl. Bebnowski 2015: 5). Konservativ sei die AfD vor allem in Bezug auf ihre „Sehnsucht nach Souveränität“ (ebd.). Souveränität ist in der AfD-Diktion dabei nur in einem Nationalstaat möglich mit einem homogenen „Volk“ als letztem Souverän (vgl. Bebnowski 2015: 6). Ob der Wunsch nach Souveränität sowie der Rekurs auf das „Volk“ jedoch bei der Abgrenzung der oben aufgezählten ideologischen Richtungen hilft, darf bezweifelt werden. Zumindest beim Rekurs auf das „Volk“ werden Schnittmengen mit dem Rechtspopulismus offensichtlich (vgl. Urhahn 2015: 29ff.).

Deutlicher wird ein konsistent konservatives Weltbild in der AfD anhand der Familienpolitik. So wird im konservativen Lager der AfD beispielsweise das Ideal der Familie als „Keimzelle der Gesellschaft“ propagiert und relativ wenig Toleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen gezeigt (vgl. Bebnowski 2015: 7ff.). Besonders interessant ist dabei das „ ethnizistische Volksverständnis “ (Bebnowski 2015: 8), das die Führungsspitze der AfD vermittelt. In Anlehnung an Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab!“) wird hier die demographische Entwicklung und in diesem Kontext vor allem die Abnahme der deutschen Bevölkerung mit mittlerem bzw. hohem Bildungsgrad problematisiert (vgl. ebd.). Parteisprecherin Frauke Petry postuliert daher eine „aktive Bevölkerungspolitik“ und empfiehlt einer jeden deutschen Durchschnittsfamilie drei Kinder (vgl. Werner 2015: 87).

Als letzte Indikatoren für einen ausgeprägten Konservatismus sollen an dieser Stelle die Positionen der AfD in Bezug auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften und Geschlechterrollen angeführt werden. So ist Homosexualität im Gesellschaftsbild und vor allem im Familienbild der AfD, das aus Mutter, Vater und Kindern besteht, schlicht nicht vorgesehen (vgl. Bebnowski 2015: 8, 10; Werner 2015: 84). Vielmehr stellten Interessen von Homosexuellen, vertreten durch die „Homolobby“, eine Bedrohung des traditionellen Verständnisses von Familie dar (vgl. Bebnowski 2015: 10). Auch das so genannte „Gender-Mainstreaming“, welches eine Gleichberechtigung der Geschlechter anstrebt, wird von der AfD grundsätzlich abgelehnt (vgl. ebd.). Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA), qualifizierte derartige Bestrebungen zuletzt als „Gleichmacherei“ ab (vgl. ebd.).

Der liberale Flügel hingegen kapriziert sich hauptsächlich auf ökonomische Positionen und postuliert in dieser Sphäre neoliberale Standpunkte (vgl. Bebnowski 2015: 11). So verortet Plehwe (2014) die AfD innerhalb einer neuen europäischen Rechten, womit er, anders als zu erwarten wäre, jedoch nicht einen Zusammenschluss mit rechtspopulistischen Parteien wie dem Front National (FN) oder der Partij voor de Vrijheid (PVV) meint, sondern mit national-konservativen Kräften wie etwa den britischen Tories (vgl. Plehwe 2014: 67f.). Zusammengehalten würde dieser Verbund durch eine konsequente neo-liberale Wirtschaftspolitik, die „ökonomische (nicht politische!) Freiheit als Grundlage der persönlichen Freiheit und des nationalen Wohlstandes“ (Plehwe 2014: 67) konzeptualisiert.[14]

Abgesehen von liberalen Grundlagen wie beispielsweise der Gewaltenteilung oder der Meinungs- und Pressefreiheit ist dieser neo-liberale Ansatz, der den Einfluss des Staates auf die Ökonomie weitestgehend reduzieren möchte, die einzige AfD-Position, die sich tatsächlich mit dem Label „liberal“ etikettieren lässt (vgl. Bebnowski 2015: 11). Interessant ist dabei, dass der Neo-Liberalismus innerhalb rechtspopulistischer Parteien eine lange Tradition hat, ausgerechnet diese in jüngerer Zeit jedoch zu den schärfsten Kritikern gehören (vgl. Urhahn 2015: 87f.). Neo-liberale Positionen taugen also nicht länger als Indikator für Rechtspopulismus.

Unabhängig davon attestieren verschiedene Autoren der AfD rechtspopulistische Elemente (vgl. Bebnowski 2015: 13ff.; Häusler/Roeser 2015: 42ff.). Zum einen kontrastiere die Partei das „anständige Volk“ mit einer „korrupten Elite“, woraus sich die für den Populismus typische Anti-Establishment-Orientierung ergebe (vgl. Bebnowski 2015: 13).[15] Zum anderen werde die Weisheit des „einfachen Mannes“ (common man) überhöht und Politik damit nach den Regeln des vermeintlich „gesunden Menschenverstandes“ (common sense) organisiert (vgl. Bebnowski 2015: 13f.).

Neben dem populistischen Rekurs auf den „common sense“ trage die AfD nach dem Prinzip der „umgekehrten Psychoanalyse“ dazu bei, bereits bestehende Ressentiments zu verschärfen (vgl. Bebnowski 2015: 15). Dies geschehe jedoch nicht mittels aggressiver Rhetorik und offenem Tabubruch, sondern sehr viel subtiler („ressentiment allusion“; vgl. Urhahn 2015: 91).

So werden beispielsweise ökonomische Ungleichheiten in Europa auf kulturelle Charakteristika der jeweiligen Länder zurückgeführt (vgl. Bebnowski 2015: 15; „Nativismus“ in der ökonomischen Sphäre, vgl. Urhahn 2015: 87). Deutlich wird dies bei Hans-Olaf Henkel, der einen „harten Euro“ für den ökonomisch stabileren Norden (u.a. Benelux-Staaten, Deutschland, Skandinavien) und einen „weichen Euro“ für den krisenanfälligeren Süden Europas (u.a. Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien) fordert (vgl. Bebnowski 2015: 16). Die Dichotomie eines harten und weichen Euro spiegele dabei die Mentalitätsunterschiede der betreffenden Länder wider (vgl. ebd.).[16]

Neben einem programmatisch „rechten Anti-EU-Populismus“ und (rechts-)populistischer Rhetorik sehen Häusler/Roeser (2015) vor allem auch im Personal der AfD Anknüpfungspunkte für Rechtspopulisten (vgl. Häusler/Roeser 2015: 86ff.). So benannte beispielsweise der Hamburger Landesverband der AfD auf seiner Liste für die Bürgerschaftswahl im Februar 2015 drei ehemalige Funktionäre der Schill-Partei als Kandidaten (vgl. Häusler/Roeser 2015: 99). Auch ließen führende Hamburger AfD-Mitglieder zuweilen eine klare Abgrenzung zum Rechtsextremismus vermissen, wie im Falle der so genannten „HoGeSa“ („Hooligans gegen Salafisten“) (vgl. Häusler/Roeser 2015: 99f.). Ähnliche Vorgänge sowie weitere personelle Verflechtungen mit Parteien am rechten Rand seien auch in anderen Landesverbänden zu beobachten (vgl. Häusler/Roeser 2015: 103f.).[17]

2.3 Gegenwärtige innerparteiliche Situation

Die Zukunft der AfD ist aktuell ungewisser denn je. Das bisherige Aushängeschild der Partei, Bernd Lucke, ist zusammen mit weiteren prominenten Mitstreitern mittlerweile aus der Partei ausgetreten und hat mit der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA) eine neue Partei gegründet.[18] Der Richtungsstreit scheint somit zugunsten des rechts-konservativen und zulasten des liberalen Flügels der Partei entschieden. Doch was waren die Gründe für die doch relativ abrupte Spaltung? Dieses Kapitel soll Ordnung in die sich zuspitzenden Ereignisse der letzten Wochen und Monate bringen und skizzieren, wie die beschriebenen Flügel (vgl. Kapitel 2.2) sich sukzessive auseinanderdividiert haben.

Schlagzeilen wie „Vor der Zerreißprobe: Wohin treibt die AfD?“ (Werner 2015) oder „Partei am Scheideweg: Die Alternative der AfD“ (Korte et al. 2015) dominierten in den letzten Monaten die medienpolitische Öffentlichkeit. Die Ursachen der Spaltung liegen indes schon etwas weiter zurück. Bereits beim Parteitag in Erfurt im März 2014 wurden erste Differenzen im Führungsgremium der AfD offensichtlich. Lucke versuchte sich mit einer Satzungsänderung mehr Macht zu verschaffen und wollte nicht mehr als einer von drei Bundessprechern (zusammen mit Frauke Petry und Konrad Adam), sondern als alleiniger Sprecher fungieren.[19] Die Parteibasis lehnte einen solchen Antrag jedoch kategorisch ab, weshalb die Dreierspitze zunächst bestehen blieb (vgl. ebd.).

Zwar wurde die Europawahl 2014 erfolgreich bestritten, einigenden Charakter hatte sie jedoch nicht, da die Konflikte zwischen den Flügeln wenig später erneut aufbrachen. Im Vorfeld der Europawahl hatte der heutige Landesvorsitzende der AfD in NRW, Marcus Pretzell, gegen den ausdrücklichen Willen Luckes, einer Veranstaltung der JA beigewohnt, zu der auch der Vorsitzende der britischen UKIP, Nigel Farage, eingeladen war.[20] Während Pretzell offenbar Schnittmengen zwischen den Parteien sah, bemühte sich Lucke, klarzustellen, dass sich AfD und UKIP erheblich unterschieden (vgl. ebd.). Wenige Monate später trat Pretzell aus dem Bundesvorstand zurück, um sich stärker in NRW einbringen zu können, wie Lucke und er selbst einhellig betonten (vgl. ebd.).

Konnte man die bisherigen Konflikte noch als parteipolitische Scharmützel abtun, wurde die Lagerbildung innerhalb der AfD ein paar Monate später offensichtlich. Die Landesvorsitzenden der AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt veröffentlichten Anfang März 2015 einen Brandbrief, den sie als „Erfurter Resolution“ bezeichneten.[21] Die Verfasser kritisieren darin besonders, dass die AfD sich zunehmend dem politischen Mainstream anpasse und ohne Not thematisch verenge. So sei sie keine wirkliche Alternative mehr, sondern zementiere Verhältnisse, die sie ursprünglich ändern wollte.

Als Reaktion auf die „Erfurter Resolution“ veröffentlichte eine Gruppe führender AfD-Mitglieder um Hans-Olaf Henkel eine „Deutschland-Resolution“, in der die „Erfurter Resolution“ mit harschen Worten abqualifiziert wird. Wer diese unterschriebe, wolle „eine andere AfD, eine AfD der flachen Parolen und der schrillen Töne“.[22] Man verwahre sich überdies gegen „wolkige Phrasen aus dem Arsenal rechter Splitterparteien“ (ebd.).

Mitte Mai 2015 eskalierte schließlich der Richtungsstreit innerhalb der AfD. Die Grundvorstellungen beider Flügel seien schlicht unvereinbar betonte Lucke und rief die Initiative „Weckruf 2015“ ins Leben.[23] In diesem Verein sollten sich nun alle – nach Lucke – gemäßigteren AfD-Mitglieder sammeln und so ein Zeichen gegen den fortschreitenden Rechtsruck der Partei setzen (vgl. ebd.). Obwohl prominent unterstützt, wandte sich nur ein kleinerer Teil der AfD dem Verein zu, der Rest kritisierte die Initiative massiv.[24] Vor dem richtungsweisenden Parteitag in Essen waren die Fronten also verhärtet.

In Essen sollte sich der Führungskonflikt dann endgültig entscheiden. Bereits im Vorfeld der Abstimmung wurde dabei deutlich, dass Luckes „Weckruf“ von den Anhängern weniger als Aufruf zum Dialog über die Zukunft der Partei, denn als unberechtigter Versuch der Spaltung der AfD aufgefasst wurde. So quittierten die Mitglieder seine Rede immer wieder mit Buhrufen und roten Karten.[25] Dies spiegelte sich letztlich auch im Mitgliedervotum wider, das Frauke Petry mit 60 Prozent der Stimmen klar zur neuen Parteivorsitzenden wählte.[26] Der Großteil der medialen Darstellungen interpretierte dieses Votum als einen Sieg der rechts-konservativen Kräfte innerhalb der AfD und konstatierte dementsprechend einen Rechtsruck der Partei.[27]

Glaubt man ersten Umfragen, wirken sich die Abspaltung des liberalen Flügels und die damit verbundenen Parteiaustritte negativ auf die weiteren Perspektiven der AfD aus.[28] Wie die AfD sich weiter entwickelt, wird vor allem auch von den richtungsweisenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt im Frühjahr 2016 abhängen. Politische Beobachter räumen ihr aufgrund eines großen Wählerpotenzials am rechten Rand jedoch gute Chancen auf eine weitere Etablierung im Parteiensystem ein, während die Perspektiven der neu gegründeten ALFA-Partei eher kritisch bewertet werden.[29]

3. Zur Konzeption eines methodischen Konstrukts

Bevor in einem späteren Kapitel die konkrete Methodik für die Inhaltsanalyse und die Identifikation der Frames erläutert wird, sollen hier zunächst einige allgemeinere Ausführungen zum Vorgehen bei Inhaltsanalysen und zur Framing-Forschung vorangestellt werden. Diese zeigen einerseits, dass die vorliegende Forschungsliteratur zur jeweiligen Thematik reflektiert wurde, dienen andererseits aber auch als notwendige Grundlage für die folgenden Kapitel.

3.1 Systematik von Inhaltsanalysen

Ziel dieses Kapitels ist es, zunächst zu klären, was man in der Wissenschaft überhaupt unter einer „Inhaltsanalyse“ versteht. Wie wird der Begriff definiert und welche Ziele verfolgt der Forscher mit einer Inhaltsanalyse? Nach Klärung dieser grundsätzlichen Fragen, sollen einige Anmerkungen zur kontrovers diskutierten „Qualitativ-quantitativ-Debatte“ (Früh 2011: 67ff.) folgen. Abschließend werden dann die wichtigsten Stationen einer Inhaltsanalyse skizziert.

3.1.1 Was ist eine Inhaltsanalyse?

Ähnlich wie in anderen Bereichen wissenschaftlicher Forschung lässt sich auch beim Terminus der „Inhaltsanalyse“ keine allgemeingültige Definition geben. Viele Forscher haben den Begriff, je nachdem, was sie analysieren wollten, oft sehr spezifisch beschrieben (vgl. Mayring 2015: 11). Der kleinste gemeinsame Nenner besteht darin, dass sich Inhaltsanalysen mit der „Analyse von Material [beschäftigen], das aus irgendeiner Art von Kommunikation stammt“ (ebd.). Die Komplexität einer Definition speist sich dabei unter anderem aus dem Umstand, dass mit inhaltsanalytischer Methodik eben nicht nur Kommunikations inhalte erfasst werden können (vgl. ebd.).[30]

Die in der Literatur am häufigsten diskutierte Definition wurde bereits in den 1950er-Jahren vorgelegt und stammt vom amerikanischen Soziologen Bernhard Berelson (1952), der ausführt:

„Content analysis is a research technique for the objective, systematic and quantitative description of the manifest content of communication“ (zit. nach Rössler 2010: 20).

Zwar verweisen fast alle größeren Werke zur Methodik der Inhaltsanalyse auf diese Definition (vgl. u.a. Früh 2011: 27; Mayring 2015: 11; Merten 1995: 48; Rössler 2010: 20), jedoch in den meisten Fällen, um anhand ihrer Schwächen auf Probleme im Forschungsfeld hinzuweisen (vgl. u.a. Merten 1995: 47ff.). Problematisch ist vor allem Berelsons Postulat vom „manifesten Inhalt“. Wie Rössler (2010) ausführt, sei damit gemeint, dass sich die Inhaltsanalyse auf diejenigen Inhalte beschränken solle, „die tatsächlich „schwarz auf weiß“ dastehen“ (Rössler 2010: 24). Damit würde jedoch ein großes Potenzial der Inhaltsanalyse verschenkt, da dann latente Merkmale wie beispielsweise Bewertungen nicht erfasst würden (vgl. ebd.).

Wesentlich aktueller sind daher die Definitionen von Merten (1995) und Früh (2007), die an dieser Stelle kurz diskutiert werden sollen. Merten entwickelt dabei die Definition von Berelson maßgeblich weiter, indem er ausführt:

Inhaltsanalyse ist eine Methode zur Erhebung sozialer Wirklichkeit, bei der von Merkmalen eines manifesten Textes auf Merkmale eines nichtmanifesten Kontextes geschlossen wird (Merten 1995: 15).

An dieser Stelle wird mit der Dichotomisierung von „manifest“ und „nichtmanifest“ eine bedeutende Unterscheidung getroffen und sogleich das Potenzial bzw. das Ziel inhaltsanalytischer Methodik konturiert. Statt wie Berelson von „manifesten Inhalten“ zu sprechen, wird hier auf den „manifesten Text“ verwiesen.[31] Damit ist gemeint, dass sich das zur Inhaltsanalyse herangezogene Material nie verändert. Ein analysierter Zeitungsartikel beispielsweise bleibt immer derselbe, selbst wenn er mehrfach untersucht wird. Das Material ist also „hinsichtlich der Methode nonreaktiv “ (Rössler 2010: 23).[32]

Zudem ist in der Definition von „nichtmanifesten Kontexten“ die Rede, womit Merten die interpretative Dimension der Inhaltsanalyse aufgreift. Denn vom untersuchten Material können mittels Inferenz (logischem Schlussfolgern) Erkenntnisse abgeleitet werden. Zwar kann man durch wissenschaftlich fundierte Regeln, gebündelt im Codebuch, diesen Prozess des Schließens vom Material auf bestimmte externe Kontexte nachvollziehbarer machen (vgl. Rössler 2010: 24), trotzdem können zwei Forscher ein und dieselbe Aussage verschieden interpretieren.

Dies berücksichtigend, bleibt der Schluss auf die von Merten beschriebenen „nichtmanifesten Kontexte“ dennoch das Hauptziel der Inhaltsanalyse. Nach Merten kann man dabei durch die Analyse des „Textes“ Rückschlüsse auf den Kommunikator, auf den Rezipienten und auf die Situation ziehen (vgl. Merten 1995: 23ff.). Die vorliegende Arbeit lässt sich beispielsweise beim Kommunikator verorten, da über die Analyse des Europaprogramms der AfD Rückschlüsse auf mögliche dahinterliegende Intentionen gezogen werden sollen.

Wichtig ist im Zuge der Interpretation des Materials jedoch, dass der Forschende seine Schlüsse stets transparent und vor allem intersubjektiv nachvollziehbar gestaltet, ein Aspekt, der in der letzten hier dargestellten Definition von Früh (2011) aufgegriffen wird. Dieser exponiert:

Die Inhaltsanalyse ist eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen, meist mit dem Ziel einer darauf gestützten interpretativen Inferenz auf mitteilungsexterne Sachverhalte (Früh 2011: 27).

Frühs Definition ist präziser als Mertens, da er unter anderem von einer „empirischen Methode“ spricht (statt nur von „Methode“) und von „Merkmalen von Mitteilungen“ (statt von „Erhebung sozialer Wirklichkeit“). Dabei spart er Mertens wichtige Dimension der Inferenz keineswegs aus, sondern weicht lediglich von der absoluten Position ab, dass das Ziel einer Inhaltsanalyse notwendigerweise immer die Inferenz sein muss.[33] Die Definition ist überdies mit weiteren Systematisierungsansätzen (vgl. Mayring 2015: 13) kompatibel. Daher soll sie im Rahmen dieser Arbeit den Startpunkt für eigene Überlegungen zur Inhaltsanalyse bilden.

3.1.2 Qualitativ versus quantitativ

Reflektiert man die vorliegende Literatur zur Methode der Inhaltsanalyse, stößt man fast zwangsläufig auf die wissenschaftliche Kontroverse zwischen Vertretern einer qualitativen und einer quantitativen Systematik. Wie Merten (1995) ausführt, wurden in der Debatte, die bereits Anfang der 1950er-Jahre ihren Ursprung hat, „qualitative und quantitative Vorgehensweise oft als einander ausschließende inhaltsanalytische Strategien bezeichnet“ (Merten 1995: 50).

So weist Mayring (2015) auf eine Reihe von Unterschieden zwischen qualitativer und quantitativer Analyse hin. Er beginnt dabei mit dem formalsten Unterscheidungskriterium. „Sobald Zahlbegriffe und deren In-Beziehung-Setzen durch mathematische Operationen bei der Erhebung oder Auswertung verwendet werden, sei von quantitativer Analyse zu sprechen, in allen anderen Fällen von qualitativer Analyse“ (Mayring 2015: 17). Anschließend verweist er auf die unterschiedlichen Skalenniveaus, die im Zuge der Messung, also beim Übersetzen empirischer in numerische Relative, von Bedeutung sind. Dabei seien Analysen auf Basis nominal-skalierter Messungen als qualitativ zu bezeichnen und Analysen auf Basis ordinal-, intervall- oder ratio-skalierte Messungen als quantitativ (vgl. Mayring 2015: 18f.). Schließlich greift er auch die unterschiedliche Wissenschaftslogik der beiden Vorgehensweisen auf. Während der qualitative Ansatz sich am Besonderen orientiere und induktiv vorgehe, bedeute quantitative Forschung die Orientierung am Allgemeinen und Deduktion (vgl. Mayring 2015: 19).

Während diese Unterschiede auf einer allgemeinen Ebene durchaus Gültigkeit besitzen, verbietet es sich in den meisten Fällen doch, von einer ausschließlich „qualitativen“ oder „quantitativen“ Inhaltsanalyse zu sprechen. Häufig handelt es sich nämlich um eine Kombination beider Vorgehensweisen (sog. Mixed-Method-Ansätze) (vgl. Früh 2011: 67f.). In Leitfadengesprächen etwa komme der Forschende bei der qualitativen Interpretation des Materials kaum umhin, auch die Häufigkeit und Intensität der getätigten Aussagen zu berücksichtigen, also zu quantifizieren (vgl. ebd.). Im Gegenzug müsse sich ein Verfechter quantitativer Forschung immer bewusst sein, dass er „es niemals – wie etwa in der Mathematik – mit Quantitäten „an sich“ zu tun [hat] [..], sondern immer mit der Bedeutung von Quantitäten“ (ebd.).

Etwas präziser führt Mayring (2015) dies in Bezug auf die Systematik von Inhaltsanalysen aus. Deren Kern sei letztlich ein valides Kategoriensystem, das jedoch erst qualitativ am Material ausprobiert werden müsse, bevor quantifiziert werden kann (vgl. Mayring 2015. 20). Eine rein quantitative Analyse ohne die vorhergehende Prüfung qualitativer Voraussetzungen sei daher problematisch (vgl. Mayring 2015: 21). Rein qualitative Analysen seien zwar besser möglich, die Kontroverse habe aber gezeigt, dass beide „Vorgehensweisen ihre Daseinsberechtigung haben“ (ebd.). Merten (1995) hingegen fast den Nutzen der Debatte wesentlich nüchterner zusammen: „Die Kontroverse zwischen Vertretern quantitativer und qualitativer Inhaltsanalysen ist von vielerlei Polemik durchzogen, die oft mehr der Verfestigung von Positionen als der Klärung unterschiedlich beurteilter Probleme gedient hat“ (Merten 1995: 98).

Unabhängig davon, wie man die Debatte abschließend bewertet, hat sich doch herauskristallisiert, dass eine starre Dichotomisierung von „qualitativen“ und „quantitativen“ Verfahren der Systematik von Inhaltsanalysen, wie sie heutzutage vermehrt durchgeführt werden, nicht angemessen erscheint. Auch im Zuge dieser Arbeit soll daher darauf verzichtet werden, da – wie später im Kapitel zur Methodik zu zeigen sein wird – sowieso Elemente beider Vorgehensweisen eine Rolle spielen. Statt die vorliegende Arbeit also als „qualitative Inhaltsanalyse“ zu bezeichnen, könnte man besser – etwas abgeschwächt – von einer „ qualitativ-orientierten Inhaltsanalyse“ (Mayring 2015: 17) sprechen.

3.1.3 Inhaltsanalyse als Forschungsprozess

Verschiedene Methoden-Lehrbücher konzipieren die Inhaltanalyse als klassischen sozialwissenschaftlichen Forschungsprozess mit den drei aufeinander aufbauenden Stufen Entdeckungszusammenhang, Begründungszusammenhang und Verwertungszusammenhang (vgl. u.a. Rössler 2010: 38ff.; Früh 2011: 102). Während die erste und die letzte Stufe an dieser Stelle ausgeklammert werden, wird der Begründungszusammenhang näher beleuchtet, da in diesem Kontext die – für dieses Kapitel relevante – Konzeption der Methode stattfindet.[34]

Hat der Forschende die ersten Hürden im Forschungsprozess genommen, also Forschungsfragen formuliert, die Fragestellung durch geeignete Theorien fundiert, den aktuellen Forschungsstand zusammengefasst und zentrale Konstrukte definiert (vgl. Rössler 2010: 39), geht er dazu über, Hypothesen aufzustellen. Diese sollten unabhängig davon, ob es sich um so genannte „offene“ oder „geschlossene“ Hypothesen handelt, möglichst präzise und vor allem wissenschaftlich valide sein.[35] Anhand der Hypothesen muss nämlich nun auch entschieden werden, welche Methode gewählt wird.[36] Früh (2011) empfiehlt dazu die Kriterien der empirischen Prüfbarkeit und der Angemessenheit (vgl. Früh 2011: 80).

Fällt die Prüfung dieser Kriterien zugunsten inhaltsanalytischer Methodik aus, kann mit der Konzeption des Analyse- bzw. Erhebungsinstruments begonnen werden. Nachdem das Untersuchungsmaterial bestimmt wurde, sind dabei zunächst die Einheiten der Analyse festzulegen. Rössler (2010) unterscheidet hier zwischen Auswahleinheit, Analyseeinheit, Codiereinheit und Kontexteinheit (vgl. Rössler 2010: 42). Während sich die Auswahleinheit auf die Gesamtheit des ausgewählten Materials bezieht (z.B. alle Artikel zum Thema „xy“), bildet die Analyseeinheit die Grundlage für Codierung und Auswertung (z.B. einzelner Artikel zum Thema „xy“) (vgl. Rössler 2010: 42f.). Die Codiereinheit (z.B. einzelne Sätze des Artikels) hingegen bezieht sich auf das „einzelne Merkmal, das innerhalb einer Analyseeinheit für die Codierung bedeutsam ist“ (Rössler 2010: 44). Schließlich erlaubt die Kontexteinheit (z.B. Absätze im Artikel) dem Codierer in schwierigen Fällen das Heranziehen des Kontextes zur exakten inhaltlichen Bestimmung der Analyse- bzw. Codiereinheit (vgl. Rössler 2010: 45).

Nach diesen Vorarbeiten kann mit der Genese des Kategoriensystems begonnen werden. Wie Früh (2011) ausführt, können mittels der so genannten „dimensionalen Analyse“ die Hauptdimensionen aus den Hypothesen als erste Kategorien für das Kategoriensystem fruchtbar gemacht werden (vgl. Früh 2011: 80). Sie bilden eine Art Grundgerüst auf dessen Basis weitere Ausdifferenzierungen vorgenommen werden. Ein valides Kategoriensystem wird dabei stets sowohl theorie- als auch empiriegeleitet erarbeitet (vgl. Rössler 2010: 40). Die Kategorien entstehen zwar zu einem Großteil aus theoretischen Überlegungen, müssen sich aber erst in etlichen Testläufen (sog. Probecodierungen) am Material bewähren, sodass das Kategoriensystem im Laufe des Forschungsprozesses meist noch ergänzt bzw. überarbeitet werden muss.

Damit der Codierer weiß, wann eine Kategorie codiert werden soll, müssen in diesem Zusammenhang präzise operationale Definitionen formuliert werden. Diese „[nennen] [..] die empirisch fassbaren Entsprechungen zu den Kategorien auf der Objektebene (Texte bzw. Mitteilungen) und [geben] [..] die Regeln an, nach denen die Objektmerkmale in Daten überführt werden“ (Früh 2011: 88). Um diesen wichtigen Prozess noch deutlicher zu machen, werden darüber hinaus Indikatoren gebildet, „die auf der Objektseite (Text) die Bedeutung einer Kategorie anzeigen“ (ebd.). Diese Indikatoren stehen dabei idealerweise in einem optimalen Bezug zum theoretischen Konstrukt, sind also vollständig, exklusiv und trennscharf (vgl. Früh 2011: 89). Zusammen mit Codieranweisungen und -regeln sowie ggf. weiteren Informationen (z.B. Angabe des Kategorientypus und/oder des Messniveaus) werden operationale Definitionen und Indikatoren in einem Codebuch gebündelt, das als Leitfaden für die Codierung des Untersuchungsmaterials fungiert.

Der letzte Schritt besteht schließlich im eigentlichen Codiervorgang, bei dem empirische in numerische Relative überführt werden. Früh (2011) betont, dass beim Codiervorgang die Schwierigkeit nicht vorrangig darin bestehe, „die theoretisch gewählte Perspektive völlig explizit zu formulieren und für die Codierer verbindlich zu machen, sondern auch und vor allem in der Interpretation mehrdeutiger Zeichen“ (Früh 2011: 119). Daher sei eine Inhaltsanalyse ohne intersubjektiv nachvollziehbare Codieranweisungen nicht möglich. Ist der Codiervorgang abgeschlossen, können die codierten Einheiten im Rahmen der Auswertung für Verfahren der Datenanalyse (z.B. SPSS) nutzbar gemacht werden.

3.2 Frames und Framing

Da sich das Forschungsfeld zum Thema „Frames“ und „Framing“ aktuell sehr disparat darstellt, kann an dieser Stelle keine umfassende Einordnung bisheriger Beiträge erfolgen. Die nachfolgenden Ausführungen enthalten daher lediglich allgemeine Anmerkungen zum Status quo der Framing-Forschung sowie eine komprimierte Darstellung von Grundlagenwissen.

3.2.1 Status quo der Framing-Forschung

Wissenschaftliche Arbeiten, die ihre Ausführungen anhand der Begriffe „Frames“ und „Framing“ theoretisch fundieren, wurden in den letzten Jahren vielfach vorgelegt. Kaum ein anderes Forschungsgebiet sorgte so innerhalb der Kommunikationsforschung zuletzt für eine vergleichbare Dichte an Arbeiten (vgl. Matthes 2014b: 17). „Framing ist zurzeit vielleicht das Modewort in der Kommunikationswissenschaft […]“ (Brosius 2007: 95), wie denn auch namhafte Kommunikationsforscher konstatieren. Die Ursache für den stetigen Fluss an Forschungsarbeiten dürfte dabei vor allem in der fast universellen Anwendbarkeit des Konzepts zu suchen sein, das prinzipiell alle Dimensionen massenmedialer Kommunikationsprozesse erfassen kann (vgl. Dahinden 2006: 13; Matthes 2014b: 17).

Die Quantität vorliegender Arbeiten ist jedoch Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite führt der „Forschungsboom“ zu einer weiteren Ausdifferenzierung des Forschungsfeldes. Auf der anderen Seite geschieht dies häufig zulasten einer wissenschaftlich fundierten Integration bisheriger Beiträge. Wie Dahinden (2006) betont, konstituiert sich die Framing-Forschung als eine multidisziplinäre Wissenschaft, was problematische Implikationen mit sich bringe (vgl. Dahinden 2006: 21). Da das Konzept in den unterschiedlichsten Disziplinen – u.a. in der Soziologie, Psychologie oder auch der Kommunikations- und Medienwissenschaft – angewandt würde, fehle es oft an einer sinnvollen Kumulation der Forschungsergebnisse sowie einer einheitlichen Terminologie (vgl. ebd.).[37] Brosius (2007) stellt dementsprechend fest, dass sich „kaum zwei Studien finden lassen, die ein gemeinsames Verständnis von Framing offenbaren“ (Brosius 2007: 96). Entman (1993) spricht in seinem vielzitierten Beitrag gar von Framing als „shattered conceptualization“ und „fractured paradigm“ (Entman 1993: 51). Entgegen vereinzelter Versuche, Framing als Theorie zu konzeptualisieren (vgl. Scheufele 1999), bietet es sich also eher an, vom Framing-Ansatz zu sprechen (vgl. Matthes 2014a: 10).

Dabei verbietet sich jedoch eine Diskussion „ des Framing-Ansatzes“ (vgl. Potthoff 2012: 18) mit einer universell gültigen Methode zur Identifikation von Frames. Vielmehr liegen unterschiedliche methodische Zugänge vor. So identifizieren Matthes/Kohring (2004) in ihrem Beitrag mit textwissenschaftlichen, interpretativ-quantifizierenden, computerbasiert-quantitativen sowie deduktiven Verfahren bereits vier Methoden allein zur Identifikation von Medien-Frames (vgl. Matthes/Kohring 2004: 57f.).

Kontrovers wird im Forschungsfeld über die Validität einiger dieser Methoden diskutiert. Matthes beispielsweise betont in einem Gros seiner Publikationen, dass oft nicht klar sei, wie der Forschende die Frames identifiziert habe und die Gefahr bestehe, dass nicht „Medien-Frames“, sondern „Forscher-Frames“ gefunden würden (vgl. u.a. Matthes/Kohring 2004: 58f.; Matthes 2014a: 41). Die Kritik von Scheufele (2003) geht in eine ähnliche Richtung, wenn er vielen Studien fehlende intersubjektive Nachvollziehbarkeit attestiert, da sie hauptsächlich impressionistisch statt systematisch vorgegangen seien (vgl. Scheufele 2003: 52f.).

Ohne die Methodendiskussion an dieser Stelle weiter zu vertiefen, wird bereits deutlich, dass der Framing-Ansatz im wissenschaftlichen Diskurs offensichtlich immer wichtiger zu werden scheint, während seine theoretische Fundierung vielerorts noch aussteht. Natürlich kann dies auch im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht geleistet werden, in den zwei folgenden Kapiteln sollen jedoch terminologische Unklarheiten durch Definitionen der maßgeblichen Begriffe ausgeräumt werden.

3.2.2 Frames

Wie bereits im vorherigen Kapitel angeklungen, existiert in Bezug auf Frames eine Vielzahl höchst divergierender Definitionen. Zieht man aus den vorliegenden Studien jedoch eine Art Quersumme, wie es beispielsweise Scheufele (2003) tut, so werden Frames (dt. Rahmen) zumeist als Deutungs- bzw. Interpretationsmuster verstanden, die bei der Informationsverarbeitung helfen (vgl. Scheufele 2003: 46). Nach Dahinden (2006) haben Frames so vor allem die Funktion, Informationen zu strukturieren, Komplexität zu reduzieren und die Selektion neuer Informationen zu leiten (vgl. Dahinden 2006: 308).

Anhand dieser ersten Ausführungen wird bereits deutlich, dass der Begriff „Frame“ mit dem aus der Psychologie stammenden Begriff des „Schemas“ verwandt ist. Während einige Autoren beides gleichsetzen (u.a. Entman 1993), konzeptualisieren andere Frames zumeist als Konstrukte, die aus mehreren miteinander verbundenen Schemata bestehen (vgl. Matthes 2014a: 29).

Frames lassen sich dabei auf mehreren Ebenen und in unterschiedlicher Gestalt identifizieren. Der Absatz zuvor lässt bereits erahnen, dass sich Frames auch im Bereich der Informationsaufnahme und -verarbeitung, also auf einer kognitiven Ebene, identifizieren lassen (vgl. Scheufele 2003: 47). Wie Potthoff (2012) betont, ist die Identifikation von Frames auf dieser Ebene jedoch – trotz stetiger Fortschritte der Wissenschaft – sehr komplex und nur partiell möglich (vgl. Potthoff 2012: 21). Prominenter ist daher in der Forschung der Ansatz textuelle Frames zu identifizieren, also Frames auf einer diskursiven Ebene (vgl. Scheufele: 2003: 47). Textuelle Frames werden dabei als Aussagestrukturen definiert, die diskursiven Angeboten zugrunde liegen und sich durch die Auswahl bestimmter Aspekte eines Themas (Selektion), deren Hervorhebung (Salienz) und ihrer Widerspruchsfreiheit (Kohärenz) auszeichnen (vgl. Potthoff 2012: 19). Es sind diese drei Prinzipien, die letztlich dafür sorgen, dass „bestimmte Bewertungen und Entscheidungen zu einem Thema eher nahe[gelegt werden] als andere“ (ebd.).

Neben der vertikalen Verortung von Frames auf kognitiver und textueller Ebene lassen sich Frames auch horizontal in verschiedenen Bereichen verorten (vgl. Scheufele 2004: 30f.). Scheufele (2004) verortet Frames demzufolge „(1) bei Journalisten bzw. im Mediensystem (2) bei Rezipienten bzw. der Bevölkerung [und] (3) bei Akteuren, Gruppen und Organisationen in Politik, Wirtschaft, Kultur usw.“ (ebd.). Je nachdem, auf welcher Ebene man Frames identifizieren möchte, ändert sich auch das Erkenntnisinteresse. Während man im ersten Bereich „journalistische Frames“ identifiziert, die besonders bei der Nachrichtenproduktion eine wichtige Rolle spielen, lassen sich im dritten Bereich „Kommunikator-Frames“ identifizieren, die im Wettbewerb um die Deutungshoheit mit Frames anderer Kommunikatoren konkurrieren (vgl. Matthes 2014a: 14ff.)

An dieser Stelle sollen auf Basis des vorangegangenen Kapitels einige Einschränkungen zur besseren Verortung der vorliegenden Arbeit getroffen werden. Zum einen werden im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich textuelle Frames untersucht. Zum anderen beziehen sich die Ausführungen auf die – in der Diktion von Scheufele (2003, 2004) – dritte Fundstelle von Frames, da das Europaprogramm der AfD und somit Frames eines politischen Akteurs bzw. einer politischen Organisation erhoben werden. Die Arbeit erfasst also letztlich „Kommunikator-Frames“, weshalb sich die hier untersuchten Frames im Bereich des strategischen Framings verorten lassen (vgl. Matthes 2014a: 14).

3.2.3 Framing

Der Prozess der Entstehung bzw. Produktion, der im Kapitel zuvor beschriebenen Frames, wird in der Forschung zumeist als Framing bezeichnet (vgl. Dahinden 2006: 14). Auch hier liegen verschiedenste Ansätze vor. Im Folgenden soll jedoch lediglich die Definition von Entman (1993) diskutiert werden, da sie für die Methodik zur Identifikation von Frames, wie sie in dieser Arbeit angewandt wird, von besonderer Bedeutung ist.

Entmans Definition gehört, wie bereits angedeutet, zu den populärsten in der Framing-Forschung. Er operationalisiert Framing über die Benennung einzelner Frame-Komponenten. In seinem Beitrag „Framing: Towards Clarification of a Fractured Paradigm“ heißt es:

Framing essentially involves selection and salience. To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item described (Entman 1993: 52).

Das oben dargelegte Verständnis von Frames bzw. Framing basiert größtenteils auf den Begriffen „Selektion“ und „Salienz“. Indem medienpolitische Akteure bestimmte Themen kommunikativ aufgreifen, nehmen sie zwangsläufig auch immer eine Themenselektion aus einer gegebenen Menge an Themen vor, da sie sich bewusst – und/oder sogar strategisch – dafür entschieden haben, genau dieses Thema und kein anderes zu diskutieren. Auf einer allgemeinen Ebene wird der Themenkomplex dadurch salient gemacht.

Zu einem Großteil von Themen gibt es in der Regel jedoch mehrere Argumente und Zugänge. Die Art und Weise, wie das Kommunikationsangebot strukturiert bzw. – im Falle textueller Frames – formuliert ist, entscheidet daher, welche Aspekte des Themas salient gemacht werden sollen (vgl. Potthoff 2012: 61f.). Wenn Politiker und/oder Parteien beispielsweise von der „Einwanderung in die Sozialsysteme“ sprechen, bezieht sich dies zunächst auf den Themenkomplex „Immigration“. Aus der Formulierung und eventuell dem Kontext der Äußerung wird jedoch deutlich, dass in diesem Fall „negative Auswirkungen von Immigration“ salient gemacht werden sollen, während mögliche Alternativdeutungen, wie zum Beispiel „Immigration als Chance zur Bekämpfung des Fachkräftemangels“, von vornherein ausgeblendet werden.

Zudem werden Frames bei Entman anhand der vier Komponenten Problemdefinition (1), Ursachenzuschreibung (2), Bewertung (3) und Lösung/Handlungsempfehlung (4) konzeptualisiert. Bleibt man beim Beispiel der „Einwanderung in die Sozialsysteme“, so wird deutlich, dass die Äußerung nach diesem Ansatz bereits einen eigenständigen Frame repräsentieren kann. Als Problem wird die ökonomische Überlastung hiesiger Sozialsysteme gerahmt, die Ursachen dafür werden in der Einwanderung gesucht, die Bewertung von Immigration in diesem Kontext ist negativ und als Lösung wird implizit eine stärkere Reglementierung der Zuwanderung gefordert.

Obwohl neben Entmans Definition weitere Definitionsversuche vorliegen (vgl. u.a. Scheufele 2003: 46f.; Dahinden 2006: 308f.), hat sich der Ansatz doch weitestgehend etabliert. Wie Matthes (2009) in einer Meta-Analyse von Framing-Studien nachweist, basieren ca. 29 Prozent und damit die meisten der untersuchten Studien auf der Definition Entmans (vgl. Matthes 2009: 354f.). Der obige Beispiel-Frame deutet bereits an, warum sich der Ansatz im wissenschaftlichen Diskurs großer Popularität erfreut. Da Frame-Komponenten explizit benannt werden, lassen sich diese verhältnismäßig leicht operationalisieren und somit für inhaltsanalytische Methoden fruchtbar machen (vgl. Potthoff 2012: 39).

An dieser Stelle sollen jedoch auch kritische Einwände zur Definition Entmans gewürdigt werden. So kritisiert Scheufele (2003), dass einzelne Komponenten der Definition wie zum Beispiel der Ausdruck „aspects of a perceived reality“ zu vage formuliert seien und unklar bleibe, wie sie sich operationalisieren ließen (vgl. Scheufele 2003: 46). Potthoff (2012) geht in seiner Kritik hingegen noch einen Schritt weiter, indem er konstatiert, dass Entman eine schlüssige Begründung und Herleitung seiner Frame-Elemente schuldig bleibe (vgl. Potthoff 2012: 40). Bis heute seien weder theoretische noch empirische Beweise dafür geliefert worden, dass sich ein Frame aus den vier Bestandteilen Problemdefinition, Ursachenzuschreibung, Bewertung und Lösung/Handlungsempfehlung zusammensetzt (vgl. ebd.).

Obwohl diese Kritik teilweise berechtigt ist, soll in dieser Arbeit an der Definition von Entman festgehalten werden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen haben es viele der alternativen Definitionen von Framing bislang selbst nicht vermocht, alle Kritikpunkte gänzlich zu eliminieren, was unter anderem daran liegen könnte, dass sie oft Weiterentwicklungen der ursprünglichen Version von Entman darstellen (vgl. u.a. Harden 2002: 88). Andere Definitionen (vgl. u.a. Dahinden 2006: 308f.) sind überdies viel zu komplex[38], was den Operationalisierungsprozess erschwert. Zum anderen wird mit der Verwendung der vorliegenden Definition eine gewisse Anschlussfähigkeit an die bisherige Framing-Forschung gewährleistet, da, wie oben ausgeführt, das Gros der Framing-Studien Entman als theoretischen Startpunkt verwendet. So lassen sich einzelne Ergebnisse besser miteinander vergleichen.

3.3 Untersuchungsanlage

Die bisherigen Ausführungen zur Methodik der Inhaltsanalyse und zu Grundlagen der Framing-Forschung bilden die Basis für eigene methodische Überlegungen in den nächsten Kapiteln. Die Methodik der vorliegenden Arbeit gliedert sich demnach in zwei Schritte.

Um im ersten Schritt den Inhalt des Europaprogramms zu erheben und die zuvor aufgestellten Hypothesen zu prüfen, wird zunächst eine qualitativ-orientierte Inhaltsanalyse durchgeführt. Das Untersuchungsmaterial stellt dabei, wie bereits erwähnt, das Europaprogramm der AfD aus dem Jahre 2014 dar, das in einer Vollerhebung erfasst wird.[39]

Nachdem durch die Inhaltsanalyse die codierten Einheiten in den jeweiligen Kategorien herausgearbeitet wurden, gilt es in einem zweiten Schritt, maßgebliche Frames zu identifizieren. Dazu wird die bereits behandelte Definition von Entman (siehe Kapitel 3.2.3) fruchtbar gemacht, der Elemente nennt, die übergeordnete Frames konstituieren. Über eine Codierung dieser – noch näher zu definierenden – Elemente sollen, einer hermeneutischen Forschungslogik folgend, dann Frames identifiziert werden. Allgemein orientiert sich der Untersuchungsablauf dabei grob an der bei Harden (2002) näher explizierten Systematik.

4. Hypothesen (inkl. Operationalisierungen)

Der Titel dieser Arbeit wirft in Bezug auf die Programmatik der AfD die Frage „Liberale Ökonomen oder rechtspopulistische Nationalisten?“ auf und kündigt eine inhaltszentrierte Analyse von Argumentationsmustern an. Um die Frage ansatzweise beantworten und das nachgelagerte Ziel einlösen zu können, müssen jedoch zunächst Hypothesen aufgestellt werden, die sich auf die zu untersuchenden Dimensionen beziehen.

Dazu wurden im Wissenschaftlichen Projekt (Urhahn 2015) wichtige Vorarbeiten geleistet, indem zentrale (rechts-)populistische Argumentationsmuster identifiziert wurden. Nachfolgend sollen diese Argumentationsmuster noch einmal rekapituliert werden, um darauf aufbauend Hypothesen zu formulieren. Jede Hypothese wird dabei einzeln operationalisiert.[40] Über die Prüfung der Dimensionen dieser Hypothesen, welche im Laufe des nächsten großen Kapitels zur Methodik näher erläutert wird, sollen abschließend Aussagen zum rechtspopulistischen Gehalt der AfD-Programmatik getroffen werden.

4.1 Dichotomie zwischen „Volk“ und „Elite“

Ein Merkmal populistischer Agitation, das weitestgehend auf wissenschaftlichem Konsens beruht, ist die antagonistische Gegenüberstellung von „Volk“ und „Elite“ (vgl. Urhahn 2015: 29ff.). Die vermeintlichen Opponenten werden hier in Form von in sich homogenen Gruppen konzeptualisiert und mit unterschiedlichen Eigenschaften assoziiert. Während das „Volk“ in der populistischen Diktion meist aus den „einfachen Menschen“ besteht, die mit positiven Attributen wie etwa „Ehrlichkeit“ und „Fleiß“ besetzt werden, sind die „Eliten“ demgegenüber nicht selten „korrupt“ und „selbstsüchtig“ (vgl. ebd.). Die für Populisten charakteristische Dichotomisierung wird in der Forschung oft als vertikale Dimension des Populismus bezeichnet und artikuliert sich in einem „Wir“ gegen „Die-da-oben“ (vgl. Urhahn 2015: 30f.).

Wer jedoch zum „Volk“ gehört, variiert je nach Partei und Kontext. Populisten können den Begriff „Volk“ auch deshalb beliebig instrumentalisieren, da er ebenso wie der Begriff „Populismus“ selbst sehr flexibel ist (vgl. Urhahn 2015: 30). Durch den Rekurs auf das „Volk“ lässt sich im Stile so genannter „catch-all-parties“ an breite Wählerschichten appellieren (vgl. ebd.). Darüber hinaus verschafft er den Populisten Legitimität. Indem man sich auf das „Volk“ beruft, suggeriert man einerseits, dass eine breite Mehrheit hinter dem eigenen Vorhaben steht und konstruiert damit zugleich eine Anhängerschaft, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist (vgl. Urhahn 2015: 31f.). Letztlich forciert man antipolitische Elemente, da die Bedeutung von Parteien, die als so genannte intermediäre Institutionen die unterschiedlichen Partikularinteressen kanalisieren sollen, zugunsten eines direkten Drahts zwischen „Volk“ und populistischem Leader zurücktritt (vgl. Urhahn 2015: 32).

Wie gezeigt wurde, lässt sich also bereits durch den bloßen Verweis auf das „Volk“ eine große Bandbreite an Botschaften vermitteln. Das Argumentationsmuster der Dichotomie zwischen „Volk“ und „Elite“ und in dem Kontext besonders der stete Rekurs auf eben jenes „Volk“ ist daher für Populisten jeglicher Couleur enorm wichtig. Da die AfD in der medienpolitischen Öffentlichkeit oftmals als „rechtspopulistisch“ bezeichnet wird, darf also erwartet werden, dass sich das Argumentationsmuster auch in der offiziellen Parteikommunikation, zu der besonders Wahlprogramme gehören, widerspiegelt. Als erste Hypothese (H1) wird dementsprechend formuliert:

H1: Im Europaprogramm wird die Dichotomie zwischen „Volk“ und „Elite“ thematisiert – das „Volk“ ist dabei positiv konnotiert, die „Eliten“ negativ.

Operationalisierung:

„Volk“ und „Elite“ = eine exakte Operationalisierung fällt an dieser Stelle schwer, da das populistische Verständnis davon, wer zum „Volk“ und wer zur „Elite“ gehört, von Fall zu Fall variiert; zum „Volk“ gehört in der Regel die Gesamtheit der einheimischen Bevölkerung, jedoch meist unter Ausschluss ethnischer Minderheiten; zur „Elite“ gehören in der populistischen Diktion meist hochrangige Politiker (die „politische Klasse“) oder aber die Führungsetagen großer Konzerne.

„Dichotomie zwischen „Volk“ und „Elite““ = bei einer „Dichotomie“ handelt es sich um eine Zweiteilung; in diesem Fall sind die zwei Teile das „Volk“ auf der einen Seite und die „Elite“ auf der anderen Seite, die in der klassischen populistischen Utopie als in sich homogene Blöcke konstruiert und einander antagonistisch, also widerstreitend, gegenübergestellt werden; während das „Volk“ positiv konnotiert ist, wird die „Elite“ negativ gerahmt.

konnotiert = unter einer „Konnotation“ versteht man eine „assoziative Begleitvorstellung“; es geht also darum, mit welchen Eigenschaften das „Volk“ bzw. die „Elite“ assoziiert wird.

4.2 Kritik an supranationalen Institutionen

Im Wissenschaftlichen Projekt wurde die Institutionenfeindlichkeit von Populisten bereits ausführlich thematisiert (vgl. Urhahn 2015: 41ff.). Dabei ging es jedoch hauptsächlich um nationale Institutionen und mit Parteien um die oben erwähnten intermediären Institutionen. Abseits von der Kritik an nationalen Institutionen und den Problemen der Populisten bei der Institutionalisierung (vgl. Urhahn 2015: 42f.) geraten in jüngerer Zeit vermehrt auch so genannte supranationale, also Institutionen auf intergouvernementaler Ebene (z.B. EU, UNO), in den Fokus populistischer Kritik.

So konstatieren Grabow/Hartleb (2013) in ihrer Untersuchung, dass die vertikale Dimension des Populismus nirgends so deutlich wird, wie im Verhältnis der Populisten zur EU (vgl. Grabow/Hartleb 2013: 27). Die Kritik an der EU verläuft dabei in zwei Richtungen. Zum einen wird der EU vorgeworfen, sie usurpiere in einem überbordenden Zentralismus nationale Souveränität, zum anderen wird vielfach auf ineffiziente Strukturen verwiesen, die hauptsächlich in hochkomplexer Bürokratie zu suchen seien (vgl. ebd.). Die Autoren kommen dementsprechend zu folgendem Schluss: „Harsche EU-Kritik gehört heute zum festen Repertoire aller Rechtspopulisten“ (ebd.).

Legt man diese Prämisse zugrunde, müssten sich entsprechende Passagen auch im AfD-Programm finden, zumal es sich um ein Europaprogramm handelt und davon ausgegangen werden darf, dass Themen, welche die Konstitution der EU selbst betreffen, präsenter sind als beispielsweise im nationalen Wahlkampf. Da die Perspektive hier jedoch nicht nur auf die EU verengt werden soll, wird in der Hypothese (H2) von „supranationalen Institutionen“ gesprochen. Es wird daher formuliert:

H2: Im Europaprogramm werden supranationale Institutionen kritisiert.

Operationalisierung:

„supranationale Institutionen“ = unter „supranationalen Institutionen“ sollen hier international orientierte Einrichtungen auf intergouvernementaler (zwischen Regierungen vermittelnder) Ebene verstanden werden, die durch gefasste Beschlüsse – wie beispielsweise die Verabschiedung von Gesetzen oder vertragsähnlichen Konstrukten – die Politik ihrer Mitgliedsstaaten (oder Gläubiger wie im Falle der Institutionen EZB oder IWF) maßgeblich mitbestimmen. Beispiele für supranationale Institutionen sind die Europäische Union (EU) oder die Vereinten Nationen (UN).

„kritisiert“ = „kritisiert“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Schwächen (z.B. strukturelle Schwächen) der betreffenden Institutionen artikuliert werden.

4.2.1 Kritik an etablierten Parteien

Die innerhalb dieses Hypothesenkomplexes vorgestellten Hypothesen ergeben sich aus dem populistischen Argumentationsmuster der Institutionenfeindlichkeit. Da der Terminus der „Institution“ sehr vielschichtig ist, können darunter sowohl manifeste Organisationen (siehe vorheriges Kapitel) als auch andere politische Akteure wie beispielweise Parteien subsumiert werden. Die Hypothese zu der Kritik an den etablierten Parteien wird daher als Subhypothese im Kontext des Argumentationsmusters zur Institutionenfeindlichkeit verortet.

Die Hauptfunktion von Parteien besteht darin, unterschiedliche Partikularinteressen zu bündeln und zu artikulieren und damit zur politischen Willensbildung beizutragen (vgl. Urhahn 2015: 67). Sie sind Bindeglied zwischen den zwei zentralen Säulen der Demokratie, der Volkssouveränität und dem Konstitutionalismus (vgl. Urhahn 2015: 41). In dieser Hinsicht erfüllen sie sowohl repräsentative als auch institutionelle Aufgaben (vgl. Urhahn 2015: 67). Parteien sind somit elementar für den demokratischen Prozess und strukturieren das politische Alltagsgeschäft.

Populisten stehen Parteien in der Regel jedoch ablehnend gegenüber. Zwar müssen sie, um politisches Gewicht zu erlangen, selbst zur Partei werden, was zu den „Institutional Dilemmas of Populism“ (Taggart 2000) gehört, doch präferieren Populisten meist die Bewegung als Organisationsform (vgl. Urhahn 2015: 41f.). Da Populisten überdies dazu neigen, ausschließlich die Säule der Volkssouveränität zu betonen (vgl. Mény/Surel 2002: 9), stehen Parteien, die auch institutionelle Funktionen wahrnehmen, in ihrer Diktion zwischen dem „Volk“ und der Umsetzung seines „Volkswillens“ (vgl. Urhahn 2015: 41). Populisten bauen daher in ihre Agitation oft einen Anti-Parteien-Affekt ein und kritisieren besonders etablierte Parteien bzw. große Volksparteien, die seit Jahrzehnten dem politischen System („der politischen Klasse“) angehören und so sinnbildlich für das vermeintliche Versagen der Parteiendemokratie stehen.

[...]


[1] URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bernd-lucke-erklaerung-zu-austritt-aus-der-afd-a-1042734.html [Stand: 30.07.2015].

[2] Der Parteien- und Populismusforscher Frank Decker hält diesen Rechtsruck – im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen – gar für den Anfang vom Ende der AfD, vgl. URL: http://www.deutschlandfunk.de/afd-moeglicherweise-wird-die-partei-diesen-rechtsruck-nicht.694.de.html?dram:article_id=324647 [Stand: 30.07.2015].

[3] Vgl. URL: http://www.taz.de/!5210127/ [Stand: 30.07.2015].

[4] Vgl. URL: http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-parteitag-ruck-nach-rechts-1.2551444 [Stand: 30.07.2015].

[5] Vgl.URL:http://www.deutschlandfunk.de/alternative-fuer-deutschland-petry-sieht-keinen-rechtsruck.694.de.html?dram:article_id=324593 [Stand: 31.07.2015].

[6] Das Kapitel basiert in Teilen auf dem Kapitel „3.4.3 Ausblick – Rechtspopulistische Herausforderungen im Deutschland der Gegenwart“ aus der, dieser Arbeit vorausgegangenen, Literaturstudie (vgl. Urhahn 2015: 91-95).

[7] Einen guten Überblick bieten Häusler/Roeser (2015), die Entwicklung, Protagonisten und Ziele dieser Vorläuferbewegungen skizzieren (vgl. Häusler/Roeser 2015: 70-78).

[8] Die „No-Bailout-Klausel“ (dt. Nicht-Beistandsklausel) legt fest, dass eine Haftung der EU-Mitgliedsstaaten für die Verbindlichkeiten einzelner Staaten ausgeschlossen ist. Im Zuge der „Euro-Krise“ wurde die Klausel durch die Schaffung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) eingeschränkt.

[9] Vgl.URL: http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kurz-und-schmerzhaft/henkel-trocken-eine-neue-heimat-fuer-die-liberalen/5974142.html [Stand: 10.07.2015].

[10] Vgl.URL:http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gruendungsparteitag-der-afd-in-wut-vereint-12149130.html [Stand: 02.08.2015].

[11] Vgl. URL: http://www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_13/ ergebnisse/bundesergebnisse/index.html [Stand: 10.07.2015].

[12] Vgl. URL: http://www.bundeswahlleiter.de/de/europawahlen/EU_BUND_14/ergebnisse/ bundesergebnisse/index.html [Stand: 10.07.2015].

[13] Aktuelle Entwicklungen indizieren jedoch, dass der rechts-konservative Flügel der Partei am stärksten vertreten ist (siehe Kapitel 2.3).

[14] Tatsächlich arbeitet die AfD im Europaparlament seit 2014 in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) mit national-konservativen Parteien wie der britischen Conservative Party (Tories) oder der polnischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) zusammen.

[15] Der Autor klammert dabei jedoch aus, dass eine solche Anti-Establishment-Orientierung gerade für die AfD einen politischen Drahtseilakt darstellt, da viele ihrer Vertreter, wie herausgearbeitet, zum Kreis gesellschaftlicher Eliten gehören und damit streng genommen selbst dem Establishment entstammen.

[16] Ein Diskurs, der hierzulande besonders von der BILD-Zeitung befeuert wird, die in den letzten Jahren den Mythos vom notorisch faulen „Pleite-Griechen“ schürte. Allgemeiner Tenor: Die Griechen könnten nicht anders als verschuldet zu sein, da sie als „Südländer“ eine laxere Einstellung bezüglich Haushaltsfragen hätten. Eine Liste der publizistischen Ausfälle gegen Griechenland bietet das BILDblog.: vgl. URL: http://www.bildblog.de/tag/pleite-griechen/ [Stand: 11.07.2015].

[17] Da zu den aktuellen Geschehnissen in der AfD noch keine wissenschaftliche Literatur publiziert sein kann, stützen sich die nachfolgenden Ausführungen hauptsächlich auf Darstellungen in verschiedenen überregionalen Qualitätszeitungen.

[18] Vgl. URL: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-07/bernd-lucke-weckruf- parteigruendung-kassel [Stand: 25.07.2015].

[19] Vgl. URL: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/afd-parteitag-in-erfurt-schlappe-fuer-bernd-lucke-12858707.html [Stand: 25.07.2015].

[20] Vgl. URL: http://www.welt.de/politik/deutschland/article133323462/AfD-Chef- Lucke-besiegt-seinen-aergsten-Widersacher.html [Stand: 25.07.2015].

[21] Die „Erfurter Resolution“ lässt sich online abrufen, vgl. URL: http://derfluegel.de/ erfurterresolution.pdf [Stand: 25.07.2015].

[22] Die „Deutschland-Resolution“ lässt sich online abrufen, vgl. URL: http://deutschland-resolution.de/deutschland-resolution/ [Stand: 25.07.2015].

[23] Vgl. URL: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-gruender-bernd-lucke-droht-mit-massenaustritt-13598488.html [Stand: 26.07.2015].

[24] Vgl. URL: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-07/bernd-lucke-frauke-petry-weckruf-afd-essen [Stand: 26.07.2015].

[25] Vgl. URL: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-07/bernd-lucke-frauke-petry-afd-parteitag-essen [Stand: 26.07.2015].

[26] Vgl. URL: http://www.tagesschau.de/inland/afd-parteitag-117.html [Stand: 26.07.2015].

[27] Vgl. URL: http://www.tagesschau.de/kommentar/afd-193.html [Stand: 26.07.2015].

[28] Vgl. URL: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/umfrage-afd-sackt-nach -fuehrungsstreit-auf-drei-prozent-ab-13698350.html [Stand: 26.07.2015].

[29] Vgl.URL:http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/luckes-alfa-gegen-afd-koennen-beide-parteien-ueberleben-13711757.html [Stand: 26.07.2015].

[30] Auch hierzu finden sich jedoch divergierende Ansichten. Während Mayring (2015) als Beispiel für seine Behauptung die Psychotherapie anführt, in der über die Analyse formaler Aspekte der Kommunikation auf Gefühle des Patienten geschlossen wird (vgl. Mayring 2015: 11), sieht Merten (1995) die, im Begriff der „Inhaltsanalyse“ enthaltende, Wortkomponente „Inhalt“ „notwendigerweise auf Kommunikationsinhalte, soweit sich diese durch geeignete Notationstechniken (z.B. Schrift) manifest machen lassen, beschränkt“ (Merten 1995: 14).

[31] In der Literatur ist in einer linguistischen Dimension häufig nur von „Text“ die Rede, gemeint sind damit meist aber auch andere mediale Formen (z.B. audio-visuelle Inhalte) (vgl. Rössler 2010: 23).

[32] Anders als dies beispielsweise bei Befragungen der Fall ist, wo Umfrageteilnehmer ihre Meinung im Laufe der Zeit verändern bzw. andere Antworten geben, weil sie sich auf bestimmte Fragen eingestellt haben (vgl. ebd.).

[33] Genau dies sieht Rössler (2010) in Bezug auf Merten kritisch (vgl. Rössler 2010: 24f.).

[34] Die folgenden Ausführungen sind stark gerafft. Für umfassendere Darstellungen sei auf die einschlägigen Werke von Rössler (2010) oder Früh (2011) verwiesen. Die Ausführungen thematisieren überdies nur die – im Rahmen dieser Arbeit – relevanten Stationen der Inhaltsanalyse. So wird beispielsweise bewusst auf eine Darlegung zu Systematiken der Stichprobenziehung verzichtet, da in der vorliegenden Arbeit eine Vollerhebung des Europaprogramms durchgeführt wurde.

[35] Für das Generieren belastbarer Hypothesen gibt es dabei unterschiedliche Strategien (vgl. Früh 2011: 78ff.).

[36] Natürlich drängt sich in der Regel bereits relativ früh eine bestimmte methodische Vorgehensweise auf, wissenschaftlich sauberer ist es jedoch, die endgültige Methode erst nach den theoretischen Vorarbeiten und vor allem nach dem Schritt der Hypothesenbildung zu wählen (vgl. Rössler 2010: 39).

[37] So fasst Goffman (1974) Frames in der soziologischen Tradition als Sinnstrukturen auf, die Akteuren in bestimmten Situationen Orientierung bieten und ihnen helfen, adäquate Handlungen auszuführen (vgl. Matthes 2014a: 28). Goffman beschreibt seinen Ansatz wie folgt: „My perspective is situational, meaning here concern for what one individual can be alive to at a particular moment […]. I assume that when individuals attend to any current situation, they face the question: „What is it that’s going on here?““ (Goffman 1986: 8). Das Erkenntnisinteresse seiner Untersuchung liegt dabei auf „Verletzlichkeiten, denen solche subjektiven Situationsdefinitionen ausgesetzt sind“ (Dahinden 2006: 38). „My aim is to try to isolate some of the basic frameworks of understanding available in our society for making sense out of events and to analyze the special vulnerabilities to which these frames of reference are subject“ (Goffman 1986: 10). In anderen Forschungstraditionen, etwa in der Kommunikationswissenschaft, spielt das Werk von Goffman hingegen eher eine untergeordnete Rolle. Während dort in Anlehnung an Entman (1993) Frames mit den Begriffen „Selektion“ und „Salienz“ konnotiert werden, sind dies Begrifflichkeiten, die bei Goffman kaum gewürdigt werden (vgl. Matthes 2014a: 25).

[38] So erstreckt sich beispielsweise die Definition von Dahinden (2006) über eine ganze Seite, was laut Brosius (2007) für sich genommen bereits indiziere, wie Komplex die Materie sei (vgl. Brosius 2007: 96).

[39] Die Wahl des Materials wird hauptsächlich damit begründet, dass das Europaprogramm das aktuellste überregionale, also über Länderebene hinausgehende, AfD-Programm darstellt. Es wurde zudem im Rahmen eines Bundesparteitages (Erfurt, 22. März 2014) beschlossen, zu dem prinzipiell alle AfD-Mitglieder entweder direkt oder über Delegierte indirekt, Zugang hatten, sodass davon ausgegangen werden darf, dass es thematisch ein Gros der AfD-Mitglieder repräsentiert.

[40] Für die konkreten operationalen Definitionen der Kategorien, wie sie in der Inhaltsanalyse angewandt wurden, sei auf die Ausführungen im Codebuch (Anhang) verwiesen.

Ende der Leseprobe aus 140 Seiten

Details

Titel
AfD. Liberale Ökonomen oder rechtspopulistische Nationalisten?
Untertitel
Die Intensität rechtspopulistischer Argumentationsmuster im Europaprogramm der „Alternative für Deutschland“
Hochschule
Hochschule Osnabrück  (Institut für Kommunikationsmanagement)
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
140
Katalognummer
V306540
ISBN (eBook)
9783668045286
ISBN (Buch)
9783668045293
Dateigröße
1810 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Populismus, Rechtspopulismus, AfD, Wahlprogramme, Analyse, Analyse Inhalt Wahlprogramm, Argumentationsmuster, Europaprogramm, Partei, Topic_Rechtspopulismus
Arbeit zitieren
Lars Urhahn (Autor:in), 2015, AfD. Liberale Ökonomen oder rechtspopulistische Nationalisten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306540

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: AfD. Liberale Ökonomen oder rechtspopulistische Nationalisten?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden