Sale-and-Lease-back als alternative Finanzierungsstrategie für Krankenhausträger. Finanzielle Effekte am Beispiel der Marseille-Kliniken AG


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1 Ziel der Hausarbeit

2 Status Quo: Deutscher Krankenhaus- und Gesundheitssektor
2.1 Finanzierungssituation in Zahlen
2.2 Krankenhausfinanzierung
2.3 Basel II

3 Sale-and-Lease-back-Verfahren
3.1 Leasingbegriff
3.2 Sale-and-Lease-back (Rückmietkauf)
3.3 Finanzielle Auswirkungen von Sale-and-Lease-back
3.3.1 Zunahme der Liquidität und des Cashflows (vgl. 4.3.2.1)
3.3.2 Hebung von stillen Reserven (vgl. 4.3.2.1)
3.3.3 Verbesserung der Finanzkennzahlen (vgl. 4.3.2 ff.)
3.3.4 Verbesserung des Ratings und der Bonität
3.3.5 Belastung des Cashflows durch Leasingzahlungen (vgl. 4.3.2.3)
3.4 Verwendung der Liquidität (vgl. 4.3.2.5)
3.5 Bilanzielle Auswirkungen des Sale-and-Lease-back

4 Anwendungsbeispiel im Gesundheitssektor: Marseille-Kliniken AG
4.1 Unternehmensdaten
4.2 Sale-and-Lease-back-Transaktionen der Marseille-Kliniken AG
4.3 Auswirkungen der Sale-and-Lease-back-Transaktionen
4.3.1 Strukturelle Auswirkungen
4.3.2 Auswirkungen auf die Finanzkennzahlen des Konzerns (vgl. 3.3.3)

5 Summary

6 Literatur- und Quellenverzeichnis

7 Anhang

1 Ziel der Hausarbeit

Angesichts der im Folgenden dargestellten Finanzierungsproblematik im Gesundheitsmarkt und Krankenhaussektor stehen alternative Finanzierungsstrategien immer mehr im Fokus des Interesses. Die Sale-and-Lease-back-Finanzierung stellt eine solche Finanzierungsalternative dar: Durch Hebung von stillen Reserven stärkt diese Maßnahme die Eigenkapitalbasis, indem bereits aktivierte Werte des Anlagevermögens wie Immobilien in Liquidität umgewandelt werden. Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Funktionsweise des Sale-and-Lease-back-Verfahrens und seine Auswirkungen auf wichtige Finanzkennzahlen wie die Liquidität auch unter besonderer Anwendung im Krankenhaus- bzw. Pflegesektor.

2 Status Quo: Deutscher Krankenhaus- und Gesundheitssektor

2.1 Finanzierungssituation in Zahlen

Der deutsche Gesundheitsmarkt insbesondere im Krankenhaussektor wird seit Jahren zunehmend von einem steigenden Wettbewerb beherrscht, der unter anderem zu folgenden strukturellen Veränderungen geführt hat: Die Zahl der Krankenhausträger ist seit dem Jahr 2000 um 18 % zurückgegangen was in einer zunehmenden Marktkonzentration der Krankenhäuser auf immer weniger Wettbewerber resultiert[1]. Die Zahl der Krankenhäuser sank von insgesamt 2242 im Jahre 2000 auf 2064 im Jahre 2010, wobei im selben Zeitraum die Zahl der Krankenhäuser in privater Trägerschaft von 21,7 % (486) auf 32,9 % (679) anstieg. Die Zahl der Krankenhäuser mit öffentlicher Trägerschaft hingegen sank von 37,6 % (844) auf 30,5 % (630) und die der freigemeinnützigen Träger von 40,7 % (912) auf 36,6 % (755)[2]. Zahlreiche Krankenhäuser wurden im Zuge des verschärften Wettbewerbs geschlossen, zusammengeführt oder wechselten ihre Träger. Der Krankenhaussektor steht vor weiteren einschneidenden Veränderungen, die auch in Zukunft die Krankenhauslandschaft im Sinne eines Verdrängungswettbewerbs prägen werden.

2.2 Krankenhausfinanzierung

Hinzu kommt der schleichende Rückzug der öffentlichen Hand aus der Investitionsfinanzierung mit mangelnder Bereitschaft der Bundesänder, dringend notwendige Investitionen im Krankenhaussektor zu tätigen, die für Krankenhäuser notwendig sind, um dauerhaft im Wettbewerb zu bestehen. Im Rahmen der dualen Finanzierung nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) stehen immer weniger Fördermittel als staatliche Zuschüsse zur Finanzierung der Krankenhäuser zur Verfügung, so dass erforderliche Investitionen in ihre Infrastruktur schon seit Jahren vielfach unterbleiben. So haben sich die Fördermittel der Bundesländer von 1997 bis 2007 im Bundesdurchschnitt um 34,3 % verringert[3] (Abb. 1, Anhang), was zu einem beträchtlichen Investitionsstau in diesem Sektor geführt hat: Die kumulierte Investitionslücke in deutschen Krankenhäusern betrug nach einer Umfrage im Jahr 2010 bereits ca. 50 Mrd. Euro[4]. Diese angespannte Situation im Krankenhaussektor wird sich voraussichtlich auch im Zuge des neuen Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) trotz einiger positiver Ansätze nicht wesentlich ändern. Vor diesem Hintergrund erscheint ein durchdachtes Finanzmanagement mit einer ausgewogenen Finanzierungs- und Investitionspolitik im Krankenhaus wichtiger denn je.[5]

2.3 Basel II

Die Eigenkapitalausstattung vieler Krankenhausträger ist gering, bzw. Eigenmittel fehlen oft gänzlich. Dies hat negative Auswirkungen auf die Bonität und erschwert auch die Außenfinanzierung durch Kreditaufnahme. Eine solche Fremdfinanzierung von anstehenden Investitionen kann allerdings oftmals aufgrund der hochschwelligen Kreditwürdigkeitsprüfungen[6] durch das Kreditinstitut, der restriktiven Kreditpolitik mit hohen Eigenkapitalanforderungen der Banken und zunehmender Bedeutung von Ratings im Zuge der Novellierung der Kreditvergaberichtlinien Basel II ausscheiden. Danach müssen die Kreditnehmer und damit auch Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen vor der Kreditvergabe und während der Kreditlaufzeit einem Rating unterzogen werden, das wesentliche Bilanz- und Finanzkennzahlen einschließt. Die Krankenhausträger sind dann unter Abwägung von Finanzierungsalternativen (z. B. Beteiligungsfinanzierung durch Eigenkapitalgeber, Private Equity, Mezzaninfinanzierung, Fundraising etc.) gezwungen, andere Finanzierungskonzepte wie die Sale-and-Lease-back-Finanzierung zu erwägen und ggf. anzuwenden, die Gegenstand der vorliegenden Hausarbeit ist.

3 Sale-and-Lease-back-Verfahren

3.1 Leasingbegriff

Leasing ist im Allgemeinen ein Nutzungsvertrag zwischen einem Leasinggeber und einem Leasingnehmer zur Nutzung eines Leasingobjekts gegen vereinbarte Leasingraten über einen definierten Zeitraum. In der Praxis wird der Leasingbegriff auf zahlreiche unterschiedliche Nutzungsvertragsgestaltungen angewendet. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Hausarbeit spielt er als eine Finanzierungsalternative im Rahmen der Sale-and-Lease-back-Finanzierung eine zentrale Rolle.

3.2 Sale-and-Lease-back (Rückmietkauf)

Sale-and-Lease-back-Finanzierung (Abb. 2, Anhang) ist eine spezielle Form des Leasings und stellt eine Innenfinanzierung durch Vermögensumschichtung und der damit verbundenen Kapitalfreisetzung dar: Der Eigentümer veräußert als zukünftiger Leasingnehmer betriebsnotwendige Anlagevermögensgegenstände, wie typischerweise Immobilien an eine Leasinggesellschaft, den Leasinggeber, und mietet oder least das veräußerte Objekt im Rahmen eines in der Regel langfristigen Leasingvertrages wieder zurück, wobei das zufließende Kapital aus dem Verkauf der Immobilien vom langfristigen Anlagevermögen ins kurzfristige Umlaufvermögen umgeschichtet wird. Die Motive eines Unternehmens für eine Sale-and-Lease-back-Transaktion können neben der Reduzierung der Abhängigkeit vom Fremdkapital eine strategische Veränderung, eine geplante Expansion oder Liquiditätsbedarf zum Schuldenabbau etc. sein (vgl. 4, 4.3.1, 4.3.2.5).

Das Wirtschaftsgut wechselt zwar den rechtlichen Eigentümer, aber das veräußernde Unternehmen bleibt Besitzer und kann es fortan ohne weitere Kapitalbindung weiterhin betrieblich nutzen, so dass die zukünftigen Ertragspotentiale des Unternehmens nicht eingeschränkt werden. Die gewonnene Liquidität kann für die weitere geschäftliche Tätigkeit verwendet werden (vgl. 3.4), ohne zusätzliches Kapital aufnehmen zu müssen. Bei Leasing von Immobilien wird oftmals zusätzlich eine Rückkaufoption am Ende der Vertragslaufzeit vertraglich vereinbart (vgl. 4.2).

3.3 Finanzielle Auswirkungen von Sale-and-Lease-back

3.3.1 Zunahme der Liquidität und des Cashflows (vgl. 4.3.2.1)

Die Sale-and-Lease-back-Finanzierung dient zur Liquiditätssicherung. Der Effekt liegt in der kurzfristigen Beschaffung bzw. Steigerung von Liquidität durch Mittelzufluss mit Erhöhung des Cashflows aus der Veräußerung eines i. d. R. langfristigen Vermögensgegenstandes und der damit verbundenen Freisetzung des an diesem gebundenen Kapitals. Dies verschafft dem Unternehmen kurzfristig liquide Mittel in den Kassenbestand des Umlaufvermögens. Durch die Aktivmehrung des Kassenbestands erhöht sich das Working Capital[7] und damit der finanzielle Spielraum des Unternehmens. Das langfristige Anlagevermögen wird gleichzeitig vermindert. Durch die Realisierung von Wertsteigerungen gegenüber dem ursprünglichen Kaufpreis werden stille Reserven gehoben.

3.3.2 Hebung von stillen Reserven (vgl. 4.3.2.1)

Immobilien binden große Teile des Unternehmenskapitals. Dies betrifft insbesondere auch große Unternehmen, da nach Schätzungen der Eurohypo beispielsweise etwa 20% des Gesamtkapitals der DAX-Unternehmen in Grundstücken und Gebäuden gebunden sind[8]. Daher ist es grundsätzlich empfehlenswert, abzuwägen, ob die Immobilien zwingend Unternehmenseigentum bleiben müssen oder ob sie im Rahmen der Optimierung der Kostenstrukturen nicht kostengünstiger auch gemietet oder geleast werden können[9]. Durch die Veräußerung der Immobilien wird neben der Liquiditätserhöhung ein außerordentlicher Ertrag realisiert, der i. d. R. über deren Restbuchwert liegt. Dadurch wird ein handelsrechtlicher Gewinn erzielt, der mit der Aufdeckung und Hebung von stillen Reserven verbunden ist und auf diese Weise eine Unternehmensfinanzierung im Sinne einer Innenfinanzierung ohne Einsatz anderer Finanzierungsformen wie insbesondere die Aufnahme von Fremdkapital ermöglicht.

[...]


[1] Ulrich, V; Schmid, A., 2012: „Konzentration und Marktmacht bei Krankenhäusern“, Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement, Band 17, Nr. 1, 2012, S. 18 – 22

[2] Statistisches Bundesamt 2010

[3] Statistisches Bundesamt 2007, Deutsche Krankenhausgesellschaft 2007

[4] EMNID-Umfrage 2010 im Auftrag des Branchenverbandes Spectaris

[5] Basel Committee on Banking Supervision, 2005: International Convergence of Capital Measurement and Capital Standards, A Revised Framework, Updated November 2005

[6] z. B. nach dem CAMAPRI-Screening-Modell (Character, Ability, Means, Purpose, Amount, Repayment, Interest) nach Hellman

[7] Working Capital = Umlaufvermögen (kurzfristige, innerhalb eines Jahres liquidierbare Vermögensteile) - kurzfristige Verbindlichkeiten

[8] Schätzungen der Eurohypo lt. Geschäftsbericht 2007/2008 der Marseille-Kliniken AG

[9] Bösch, M., 2009: Finanzwirtschaft, Investition, Finanzierung, Finanzmärkte und Steuerung, S. 176

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Sale-and-Lease-back als alternative Finanzierungsstrategie für Krankenhausträger. Finanzielle Effekte am Beispiel der Marseille-Kliniken AG
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin  (Institute of Management Berlin)
Veranstaltung
Corporate Finance
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
19
Katalognummer
V306089
ISBN (eBook)
9783668042032
ISBN (Buch)
9783668042049
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sale-and-Lease-back, Krankenhausfinanzierung, Basel II, Liquidität und Cashflow, Rating und Bonität, health care provider, Marseille-Kliniken AG, Finanzierungsalternative
Arbeit zitieren
Dr. Jae Hyong Sorgenfrei (Autor:in), 2012, Sale-and-Lease-back als alternative Finanzierungsstrategie für Krankenhausträger. Finanzielle Effekte am Beispiel der Marseille-Kliniken AG, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306089

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Sale-and-Lease-back als alternative Finanzierungsstrategie für Krankenhausträger. Finanzielle Effekte am Beispiel der Marseille-Kliniken AG



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden