Ist Online-Beratung eine unterstützende Methodik zur Problemlösung Jugendlicher?


Hausarbeit, 2015

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Das Aufeinandertreffen von Beratung und Internet

2. Der Begriff „Beratung“
2.1 Pädagogische Beratung
2.2 Aufgaben der Beratung
2.3 Ansprüche an professionelle Berater
2.4 Techniken der Beratungskommunikation

3. Beratung und Internet
3.1 Eigenschaften der Online-Beratung
3.2 Dienste für die Online-Beratung

4. Online-Beratung für Jugendliche am Beispiel des bke-Projekts
4.1 Das moderierte Diskussionsforum für Jugendliche
4.2 Der moderierte Gruppenchat
4.3 Die E-Mail Beratung

5. Bezug zu der systemischen Beratung
5.1 Beratung im Sinn der systemischen Beratung
5.2 Online-Beratung im Sinn der systemischen Beratung

6. Jugendberatung Online: unterstützende Methodik oder eigenständige Verfahrensweise

7. Literaturverzeichnis

1. Das Aufeinandertreffen von Beratung und Internet

In den vergangenen Jahren hat sich der Gebrauch des Internets stark in der Bevölkerung verbreitet und nimmt als digitales Medium in unserem Leben mittlerweile einen unverzichtbaren Status im Bereich der Information und Kommunikation ein. Somit gilt es auch als selbstverständlich, dass in Folge des medialen Wandels im Internet die unterschiedlichsten interaktiven Dienste und Dienstleistungen unter dem Begriff „Beratung“ angeboten werden. Online-Beratung ist also das Produkt des Aufeinandertreffens von Beratung und Internet. Das Thema dieser Arbeit geht der Frage nach, ob die Online-Beratung als unterstützende Methodik zu der herkömmlichen Face-to-Face-Beratung zur Problemlösung Jugendlicher gelten kann oder eine Bewandtnis als eigenständige Beratungsart im virtuellen Raum besitzt. Bestandteil der Arbeit sind auch die wesentlichen Komponenten der Beratung allgemein und speziell der Online-Beratung mit der entsprechenden computervermittelten Kommunikation. Nach der begrifflichen Klärung der Beratung wird der Bezug zur pädagogischen Beratung hergestellt. Die Darstellung der Aufgaben der Beratung beeinflussen die Ansprüche an eine professionelle Beratung und damit die Anforderungen an die beratenden Personen. Der Einblick in die Techniken der Beratungskommunikation verdeutlicht die wichtige Intensität des Beratungsprozesses. Für die Beratung im Internet stehen verschiedene Dienste zur Verfügung, die diverse Eigenschaften aufweisen. Sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der Online-Beratung werden veranschaulicht. Weitere Erfahrungen bietet eine Studie des Modellprojekts der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V., die von dem moderierten Diskussionsforum über den moderierten Gruppenchat bis zur E-Mail Beratung verschiedene Methoden untersucht und in ihrer praktischen Durchführung bewertet. Diese Untersuchungen unterstützen im Grunde auch die theoretischen Thesen zur Online-Beratung. Letztendlich folgt in einer Reflektion das Fazit der Ausgangsfrage nach dem Status der Online-Beratung als unterstützende Methode zur Problemlösung Jugendlicher.

2. Der Begriff „Beratung“

Um das Feld der Online-Beratung zu verstehen, erfolgt zunächst der Versuch einer Klärung des Begriffs „Beratung“. Dieser Begriff wird alltäglich in vielen Zusammenhängen benutzt um Orientierung zu gewinnen, aber nicht weiterführend professionalisiert. Juliane Mayer sieht die Beratung als eine soziale, zeitlich begrenzte Interaktion zwischen mindestens zwei Menschen, nämlich dem Ratgebenden und dem Ratsuchenden (vgl. Mayer, 2008, S. 25). Die Beratung wird also als interaktiver Prozess der Kommunikation zwischen dem Beratungswilligen und dem Berater betrachtet. Kiel beruft sich auf Dietrich und definiert die Beratung als eine Form der interventiv und präventiv helfenden Beziehung, in der der Berater durch Kommunikation und anregender Methoden innerhalb kurzer Zeit versucht, bei einem desorientierten, inadäquat belasteten oder entlasteten Ratsuchenden, hier Klient genannt, einen auf erkennender und emotionaler Einsicht basierenden Lernprozess zu erzeugen, um die Selbsthilfebereitschaft, die Steuerungsfähigkeit und die Handlungskompetenz zu verbessern. (vgl. Kiel, o.J., S. 4)

Mayer und Kiel sehen eine Beratungssituation als gegeben, wenn der Ratsuchende eine Problemstellung wegen mangelnder Kompetenz nicht alleine lösen kann und in der Zusammenarbeit mit dem Berater ein kognitiver Lernprozess angestoßen wird. Die Erzeugung des Lernprozesses und damit auch die Beratung zielen auf die Hilfe zur Selbsthilfe ab durch Verbesserung des Sachverstands. Eine Veränderung der Problemsituation des Ratsuchenden durch erweiterte Fach- und Sachkompetenz gelten als Ziel der Beratung.

Eine Schematisierung in dem weiten Feld der Beratung bieten Sickendiek, Engel und Nestmann, die drei Formalisierungsgrade unterscheiden (vgl. Mayer, 2008, S. 10):

- Die informelle Beratung findet statt in Familie, durch Freunde, Arbeitskollegen und Mitschüler, also im individuellen sozialen Umfeld. Bei Problemstellungen wie schulische oder berufliche, soziale, psychische, emotionale Schwierigkeiten oder Konflikten helfen diese Kontakte durch Beratung oder auch durch Zuneigung.
- Die halbformalisierte Beratung durch Personen und Institutionen, die nicht als fachliche Berater ausgewiesen sind, aber die Beratung als einen Part ihrer professionellen Arbeit durchführen (z.B. Ärzte, Priester, Pädagogen usw.).
- Die formalisierte Beratung mit professionellen Fachkräften in Beratungsdiensten, Sprechstunden, Beratungsstellen und anderen professionellen Angeboten. In dieser Form der Beratung arbeiten ausgewiesene Fachkräfte mit inhaltlicher und methodischer Beratungskompetenz.

Bei dieser Formalisierung lässt sich anmerken, dass sich viele Ratsuchenden erst dann eine formalisierte Beratung nachfragen, wenn sie ihre Problemstellungen oder Schwierigkeiten nicht angemessen mit Hilfe des individuellen sozialen Umfelds klären können.

Worin der Unterschied zwischen einer informellen Alltagsberatung und einer formalisierten und professionellen Beratung liegt, ist in folgenden Parametern dargestellt (vgl. Mayer, 2008, S.11 ff.):

- Eine formelle Beratung wird durch Experten mit ausgewiesenen Qualifikationen und speziellen Kenntnissen in der Methodik in legitimierten Beratungsstellen durchgeführt mit gezieltem und fachlich kontrolliertem Vorgehen. Die Beratungsqualität wird durch Schulungen, Fortbildung oder Teambesprechungen den laufenden Anforderungen angeglichen.
- Die formelle Beratung wird in einem speziellen Arrangement von Zeit und Ort durchgeführt, flüchtige Gespräche werden nicht gehalten. Der Klient sucht die Beratungsstelle auf (Komm-Struktur). Im Gegensatz sucht der Berater den Ratsuchenden auch auf z.B. Streetworking (Geh-Struktur).
- Die formelle Beratung kann in spezialisierten Arbeitsfeldern stattfinden als Erziehungsberatung, Familienberatung, Frauenberatung, allgemeine Sozialberatung usw. Der Klient hat eine Auswahl an spezialisierten Experten für sein spezielles Problem.
- Die formelle Beratung ist keine Einzellösung sondern bietet auch durch die interdisziplinäre Kooperation mit anderen Beratungsinstanzen weiterführende Vermittlungen oder Hilfeangebote

Aufgrund des hohen Grades an Spezialisierungen kann professionelle Beratung für die unterschiedlichsten Lebensereignisse und kritischen Problembereiche angeboten werden. Dabei sind die Lösungswege so individuell wie die persönlichen Fähigkeiten der Klienten, die mit Hilfe der formellen Beratung ihre persönlichen Fähigkeiten und ihre Selbsthilfekräfte entwickeln, um Probleme zu verdeutlichen und zu verstehen, belastende Situationen zu bewältigen oder zukünftig besser mit ihnen umzugehen. Der Begriff „Beratung“ hat also eine mehrdimensionale Bedeutung und lässt sich in den verschiedensten Bereichen anwenden, hier speziell in der Jugendberatung. Das Internet bietet demgemäß eine Vielzahl von Angeboten neben der klassischen Face-to-Face-Beratung und der Telefonberatung. Zunächst wird die Bedeutung und das Konzept der pädagogischen Beratung vorgestellt.

2.1 Pädagogische Beratung

Wie im Vorfeld dargestellt ist die Beratung eine sehr populäre Art der Problembearbeitung. In Verbindung mit allen denkbaren Lebensbereichen kommt der Beratung ein enorm großes professionelles Betätigungsfeld zu. Auch in der Pädagogik kommt man an dem Begriff der Beratung nicht vorbei. Was versteht man im pädagogischen Zusammenhang unter der Beratung und wie grenzt sich die pädagogische Beratung von anderen Beratungskonzepten ab?

Nach Juliane Mayer kann man von einer pädagogischen Beratung sprechen, wenn folgende Interaktionen bestehen (vgl. Mayer, 2008, S. 12):

- Vorhandensein eines Beratungsbedarfs in einem pädagogischen oder erzieherischen Handlungsfeld.
- Fokussierung auf die Formung von Lernprozessen.
- Bezug zu dem Vorsatz, die Ressourcen des Klienten zu entdecken, zu aktivieren oder weiterzuentwickeln.
- Blickwinkel auf die soziale Umwelt bzw. auf das persönliche System des Klienten.

Die Bedeutung im pädagogischen Zusammenhang ist von Mayer sehr weit gefasst und reicht von der erzieherischen Beratung über die Lernberatung und Ressourcenberatung bis hin zur Perspektive auf die soziale Umwelt der beratenden Person. Die Frage, ob die pädagogische Beratung mit der Lernberatung gleichzusetzen ist oder ob die Lernberatung eine spezifische Form der pädagogischen Beratung ist, wird durch Mayer nicht beantwortet.

Pätzold zieht zwei Schlussfolgerungen für die Anwendung in der Praxis aus einer pädagogischen Beratungsorientierung (vgl. Pätzold, 2009, S. 199):

- Das Beratungsgespräch wird zu einer regelmäßigen Form didaktischen Handelns unter den Prämissen, dass nicht jedes Gespräch ein Beratungsgespräch ist und viele Aufgaben nicht durch Beratung bewältigt werden können oder sollen.
- Das Modell der Beratung bezieht sich auf eine spezifische Verteilung von Verantwortung und auf die Voraussetzungen, die für die Verteilung der Verantwortung gilt. Dabei gilt die Bedingung, dass die Folgen der Entscheidung für den, der für sie einsteht, lebensweltlich verfügbar sind.

Unter diesen beiden Prämissen ist die Beratung nicht nur eine pädagogische Handlungsweise, sondern dient auch als Vorlage für einen Orientierungswechsel, der das Verständnis von der pädagogischen Beratung erweitert. Die pädagogische Beratung nach Mayer bezieht sich nicht alleine auf Lehr- und Lernumstände, sondern kann überall da vorkommen, wo es einen Bezugsrahmen in Zusammenhang mit der Pädagogik gibt, also im gesamten pädagogischen Feld.

2.2 Aufgaben der Beratung

Das Feld der speziellen Aufgaben der Beratung ist so vielfältig wie die spezifischen Angebote diverser professioneller Beratungsdienste. Im Wesentlichen unterstützen die Angebote die Ratsuchenden bei Frage- und Problemstellungen, die bei den Klienten zu überdimensionalen Belastungen führen. Dabei unterscheidet man subjektive und objektive Probleme, die zu Beratungsanlässen führen (vgl. Mayer, 2008, S.13). Subjektive Probleme wie Entscheidungs-, Verhaltens- oder Einstellungsprobleme sind an die Person gebunden und verlaufen im Inneren des Menschen. Objektive Probleme wie Suchtprobleme, Verhaltensstörungen, Lernstörungen usw. laufen in der Verbindung mit der sozialen Umwelt ab und sind faktisch von außen sichtbar unter der Voraussetzung, dass diese Störungen eine wahrnehmbare Beeinträchtigung verkörpern.

Mayer beschreibt unter dieser Prämisse die Aufgabenstellung der Beratung wie folgt (vgl. Mayer, 2008, S. 14 ff.):

- Prävention - dieser Ansatz hat einen vorbeugenden Charakter und setzt vor der Entstehung der Probleme an, damit Klienten im Vorfeld Maßnahmen treffen oder einleiten können, um gegenüber zukünftig zu erwartenden Erschwernissen gewappnet zu sein.
- Kurativer Bezug – bestehende Problemlagen werden in der Beratung behandelt mit der Zielführung, die bestehenden Schwierigkeiten zu bewältigen.
- Rehabilitation – setzt nach entstandenen Hindernissen an und zielt auf Entlastung der Klienten durch die Beschäftigung und die Erörterung mit den kritischen Einschränkungen.

Diese Betrachtung bezieht sich auf eine zeitliche Ausdehnung, nämlich die Prävention auf die Zukunft, die kurative Beratung auf gegenwärtige Lagen und die Rehabilitation auf die Bewältigung der Vergangenheit. Die Ratsuchenden fragen also nach einer Beratung bezüglich eines Problems, das entweder zukünftig vermutet wird, gegenwärtig bereits vorhanden ist oder sich schon ergeben hat. Zu diesen schwierigen Lebenslagen erwarten die Klienten Orientierung und Lösung mit Hilfe der beratenden Ansprechpartner.

2.3 Ansprüche an professionelle Berater

Die Beziehung zwischen einem fachlich versierten Berater und dem Klienten erscheint ambivalent. Das Vertrauen des Ratsuchenden und die unzweifelhafte Darstellung der Problemlagen stehen in der Beziehung zwischen Berater und Klient im Vordergrund und begründen die Entwicklung der gegenseitigen Annäherung. Welche Ansprüche werden an einen kompetenten Berater gestellt, damit sich eine qualifizierte Beratung ohne Belehrung auf Augenhöhe entwickeln kann?

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Ist Online-Beratung eine unterstützende Methodik zur Problemlösung Jugendlicher?
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
23
Katalognummer
V305963
ISBN (eBook)
9783668038615
ISBN (Buch)
9783668038622
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
online-beratung, methodik, problemlösung, jugendlicher
Arbeit zitieren
Ina Hofmeister (Autor:in), 2015, Ist Online-Beratung eine unterstützende Methodik zur Problemlösung Jugendlicher?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305963

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