Front und „Heimatfront“. Zwei getrennte Bereiche? Brüchige Grenzen am Beispiel von Frauen


Essay, 2007

13 Seiten


Leseprobe


Front und „Heimatfront“ – zwei getrennte Bereiche?

Brüchige Grenzen am Beispiel von Frauen

„In allen uns bekannten geschichtlichen Zeiten sind Kriege von Männern geführt worden. Männer haben Kriege vorbereitet, angezettelt und ausgeführt, haben gegnerische Heere vernichtet, haben Gefangene gemacht oder auch nicht, haben ganze Landstriche verwüstet, Kontinente erobert, ‚kolonialisiert’, Kulturen ausgelöscht, haben nebenbei Frauen, Kinder, Greise hingemetzelt“.i

Margarethe Mitscherlich vertrat diese Auffassung im Jahr 1985, zu einer Zeit, als die Soldaten des Zweiten Weltkrieges in ihren Uniformen im Gedächtnis und auf Fotographien noch recht präsent waren. Ihre Aussage schien zu bestätigen, welches Geschlecht der Krieg besitzt: Ein männliches - wie der Kriegsgott Mars eben auch. Das breite Allgemeinverständnis gipfelte darin, den Krieg als „Sache der Männer“ und den Frieden als „Angelegenheit von Frauen“ anzusehen.

Unübersehbar ist, dass die institutionalisierte Macht, Kriege anzuordnen und zu führen, auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch überwiegend in der Hand von Männern liegt: bei Staatsoberhäuptern, Generälen, Vertretern internationaler Organisationen und Wirtschaftsunternehmen. Einer der Gründe dafür mag sein, dass seit der Entstehung des Begriffs „Nation“ die Definition von „Krieg“ und „Militär“ eng mit den Attributen „Mann“ und „Männlichkeit“ verknüpft ist. Den Frauen wurde der so genannte „private“ Bereich von „Haushalt“ und „Familie“ zugewiesen – und die Rolle der zivilen Opfer, zu deren vorgeblichem „Schutz“ oder „Befreiung“ Kriege geführt werden müssten.ii Von den Institutionen kollektiver Gewaltausübung wurden Frauen im Regelfall ausgeschlossen. Brisant wird dieser Ausschluss vor allem dann, wenn man bedenkt, dass sich an den Militärdienst, der durch die Einführung der Wehrpflicht für Männeriii große Bedeutung gewann, häufig der Status als „Staatsbürger“ band.iv Indem das Geschäft des Kriegführens zu einer Angelegenheit erklärt wurde, die Männern vorbehalten war, konnten Frauen aus der neu entstandenen „Gesellschaft der Staatsbürger“ und zentralen Bereichen politischer Macht ausgegrenzt werden. „Die ‚Nation in Waffen’ wurde als männlich dominierter Raum konstruiert“.v

Dabei ist der Ausschluss von Frauen aus Armeen keineswegs eine historische Konstante. Bis ins 19. Jahrhundert hinein sind Frauen als aktive Bestandteile europäischer (Söldner-)Heere nachzuweisen. Frauen in Männerkleidern sind als Soldatinnen bekannt und berühmt geworden – man denke nur an Jeanne d’Arc, die „Jungfrau von Orléans“.vi

Neue Taktik – neue Rollen ?

Im Ersten Weltkrieg, der tief greifende Veränderungen in Militärwesen und Kriegsführung mit sich bringt, werden zum ersten Mal in der Kriegsgeschichte ganze Nationen mobilisiert, werden MännerundFrauen völlig für den industrialisierten Krieg in Dienst genommen. Erstmals werden Heimat und Front aufeinander bezogen, wird die Heimat explizit zur „Heimatfront“vii erklärt. Zur Konstruktion einer solidarischen "Volksgemeinschaft" sind Frauen, zentraler Teil der "Heimatfront", unentbehrlich. Die bisher stets betonte Grenze zwischen Soldat und Zivilistin verschwimmt. Die aktive Einbindung von Frauen in die Kriegsmaschinerie wird zur Voraussetzung für die „Kriegsfähigkeit“ einer Nation.viii

Diese totale Mobilisierung hat Einfluss auf die tradierte starre Ordnung der Geschlechter. Die Anforderungen des "Großen Krieges“ verlangen von Männern und Frauen neue Aufgaben und Fähigkeiten, neue Rollen müssen entworfen und ausgefüllt werden. Als Adressatinnen von Mobilisierungsversuchen, Kriegspropaganda und staatlichen Unterstützungsangeboten stehen Frauen plötzlich im Zentrum öffentlichen Interesses. Als Mitglieder der propagierten „Volksfamilie“ sollen sie wie Männer ihre „standes-, geschlechts- und altersspezifischen Pflichten“ nun auch auf nationaler Ebene erfüllen. Das Ideal einer Kameradschaft zwischen „Frontkämpfer“ und „Soldatenfrau“ entsteht.ix

Frauen, die an der Heimatfront „ihre Pflicht erfüllen“ ?

Friedfertige Frauen, die den Krieg propagieren ?

Was ist im Ersten Weltkrieg vom Klischee der „friedfertigen Frau“ geblieben? Im Zuge totaler Mobilisierung hat sich dieser Topos als kontraproduktiv erwiesen: Auch Frauen sollten in der Kriegsführung eine ideologische Sinngebung finden. Die Propaganda, die in diese Richtung zielte, verfehlte ihre Wirkung offenbar nicht: Nur wenige Frauen - wie die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner – haben sich eindeutig pazifistisch engagiert. Vielmehr hatten sich Frauen im Rahmen einer europaweit steigenden Tendenz zum Nationalismus bereits im 19. Jahrhundert für „patriotische Aktivitäten“ begeistern lassen und zu diesem Zweck sogar eigene Vereine ins Leben gerufen. In der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde im Jahr 1866 der „Militärisch-Patriotische Frauen-Hilfs-Verein“ gegründet, der sich vor allem aus Frauen des Adels und des gehobenen Bürgertums zusammensetzte. Um bei Ausbruch eines Krieges vorbereitet zu sein, wurden von den Vereinsmitgliedern Spenden in Form von Geld, Wäsche, Verbandsmaterial etc. für verwundete Soldaten gesammelt und in eigens dafür vorgesehenen Magazinen untergebracht.x

Als der Erste Weltkrieg schließlich begann, fand er auch bei der bürgerlichen und der sozialdemokratischen Frauenbewegung Anklang. So haben Mitglieder der Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich unmittelbar mit Ausbruch des Krieges den „Nationalen Frauendienst“ ins Leben gerufen. Diese Institution verfolgte das Ziel, Frauen für die „vaterländische Arbeit an der Heimatfront“ zu rekrutieren. Zentrale Aufgaben sollten die Pflege der verwundeten und kranken Soldaten sowie die Fürsorge für Witwen, Waisen und sonstige Bedürftige sein. Welche Motive mit diesem Einsatz auch immer verbunden gewesen sein mochten – jedenfalls wurde damit die Hoffnung genährt, „dass [man] den Frauen als Anerkennung für ihre Leistungen […] das Wahlrecht gewährt[e]“.xi

Mit Hilfe umfangreicher Propaganda gelang es zahlreichen neu eingerichteten privaten, vereinsrechtlich getragenen und staatlichen Institutionen, unzählige Frauen und Mädchen für die (freiwillige) „Kriegsfürsorge“ bzw. „Kriegswohlfahrt“xii zu mobilisieren. Die Palette an Aktivitäten reichte vom „Labedienstan Bahnhöfen und dem Einsatz als Rotkreuz-Schwestern oder Sanitätshelferinnen über die Arbeit inKriegsküchenund anderen Fürsorgeeinrichtungen bis zur Abhaltung vonKriegskoch- undKriegsnähkursenoder zur Beteiligung an den vielenKriegssammlungen“ wie etwa der populären Aktion „Gold gab ich für Eisen“.xiii

Exkurs: „Liebesgaben“ – „Arbeit aus Liebe“ ?

Zu den Aufgaben, die Frauen im Rahmen von Fürsorgetätigkeiten übernahmen, zählte auch das Anfertigen so genannter „Liebesgaben“: Millionen an Handarbeitsstücken wie Socken, Schals und Hauben für Soldaten, von Frauen und Mädchen genäht und gestrickt. Bis es in der zweiten Kriegshälfte zu einem akuten Mangel an Wolle und Textilien kam, wurden schier unüberschaubare Berge aus „warmen Sachen“ an die Fronten gebracht.

Indem man die vorgeblich „aus Liebe“ vollbrachte Arbeit öffentlich inszenierte, stellte Haus- und Handarbeit von Frauen für diese eine Möglichkeit dar, an Öffentlichkeit sowie an der Kriegsführung zu partizipieren. Indem Reproduktionsarbeit von Frauen mit „Liebesarbeit“ gleichgesetzt wurde, konnte allerdings auch die Nicht-Entlohnung des Aufwandes gerechtfertigt werden. Durch ideologische Diskurse über „Arbeit aus Liebe“ konnte Philanthropie für Kriegszwecke vereinnahmt und die Leistung von Frauen zur kostenlosen Ausstattung und Versorgung einer ganzen Armee herangezogen werden. Entzaubert wurde dieses „Liebesgaben“-System schon während des Krieges – indem man Mädchen mittels monarchieweiter behördlicher Weisungen an die Schulen zur „Liebesarbeit“ zwangsverpflichtete (!)xiv

Für Frauen, die infolge des Krieges erwerbslos geworden waren und in so genannten „Strick-, Näh-, Flick- oder Pelzstuben“ gegen ein schmales Entgelt ebenfalls Kleidungsstücke für das Heer erzeugten, bedeuteten die „Liebesgaben“ eine Existenz gefährdende Konkurrenz. „Daß diese Arbeitsstuben von engagierten Frauen der ‚Frauen-Hilfsaktion im Kriege’ initiiert und geleitet wurden, schuf ein zusätzliches Konfliktpotential innerhalb des breiten Spektrums von Frauen in der Kriegsgesellschaft des Ersten Weltkriegs“.xv

Ambivalent waren auch die Ansichten von Autorinnen, die von 1914 bis 1918 Literatur zum Thema „Krieg“ produzierten. Zwar konnten sie dem Krieg nur wenig Positives abgewinnen, doch sollte das Heimatland auch nicht kapitulieren müssen: „Beim Gott der Väter, - wir wollten keinen Krieg, / Jetzt aber wollen wir den ganzen Sieg“.xvi Bei vielen Frauen lässt sich der Wunsch konstatieren, selbst einen Beitrag zum Krieg zu leisten – und sei es, dem Vaterland ein „Opfer“ in Form von Ehemännern und Söhnen zu bringen. Anfänglich tendierten Frauen also eher dazu, den Krieg zu bejahen (und damit zu seiner Propagierung beizutragen). Am Ende schienen jedoch Leid, Schmerz und Trauer zu überwiegen: „Es sind in uns / Die Leiden höher als der Mund gestiegen“.xvii

Frontsoldaten als „Familienoberhäupter“ und „Alleinverdiener“ ?

Das Bürgertum, das spätestens im 19. Jahrhundert zur treibenden gesellschaftlichen Kraft aufgestiegen war, propagierte im Hinblick auf die Beziehungen zwischen Frauen und Männern die „Theorie von der Geschlechterkomplementarität“. Diese besagte im Wesentlichen, Männer und Frauen wären aufeinander angewiesen und würden einander perfekt ergänzen. Männer sollten für die (außerhäusliche) Erwerbsarbeit verantwortlich sein, während für Frauen „innerhäusliche Pflichten“ wie Haushalt und Kindererziehung vorgesehen waren. Das Heim sollte eine „Oase der Harmonie“ darstellen – mit dem Mann als Alleinernährer und Familienoberhaupt.xviii

In der sozialen Realität hatte sich dieses Ideal für die Angehörigen der unteren sozialen Schichten seit jeher als völlig irrelevant erwiesen: In der Arbeiter- und Bauernschaft sowie dem Kleinbürgertum war die Arbeit der (Ehe-)Frauen unverzichtbar, wenn das Überleben der Familien gewährleistet werden sollte. Jene Frauen, die allein stehend waren (etwa, weil sie für eine Heirat nicht die nötige Mitgift aufbringen konnten), sahen sich gezwungen, alleine für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Spätestens mit dem Wiener Börsenkrach von 1873, der unzählige einst wohlhabende Familien in die Armut stürzte, wurde auch den Frauen des Bürgertums schmerzlich bewusst, dass ihnen kaum eine andere Wahl blieb, als zur Existenzsicherung beizutragen.xix

Im Ersten Weltkrieg versuchte man(n) die Illusion aufrecht zu erhalten, Männer könnten als „Verteidiger des Vaterlandes“ in den Krieg ziehen und zugleich ihre dominante Stellung innerhalb der Familien sicherstellen. Frauen sollten sich auch weiterhin in erster Linie um Haushalt und Familie kümmern und über ihre Rolle als „Ehefrau“ definieren. „Der Eingezogene sollte bei seiner Heimkehr einen geordneten Haushalt vorfinden, in dem er ohne Schwierigkeiten wieder seinen alten Status würde einnehmen können“.xx

Als dann Millionen von Männern an die Kriegsfronten zogen, hat sich das Ideal vom Ehemann als „alleinigen Ernährer und Erhalter der Familie“ und der Ehefrau als „Nur-Hausfrau und Mutter“ als völlige Farce entpuppt: An der „Heimatfront“ kämpften Frauen angesichts exorbitanter Teuerungsraten (1916 hatte die Inflation in der k.u.k. Monarchie die 200%-Marke überschritten) und einem eklatanten Mangel an Nahrungsmitteln gegen das nackte Verhungern, während Männer an der Kriegsfront auf die von Frauen angefertigten Kleidungsstücke angewiesen waren, um nicht buchstäblich erfrieren zu müssen.xxi

Der Staat versuchte dieser Entwicklung durch die so genannte „Kriegs- oder Familienunterstützung“, eine Subventionierung von Familien eingezogener Männer, Einhalt zu gebieten. Damit wurden im Wesentlichen drei Ziele verfolgt: Erstens sollte die „Familienunterstützung“ die „Wehrfreudigkeit“ der Soldaten erhöhen, zweitens „den Durchhaltewillen von Frauen fördern [und] ihre Einstellung zum Krieg und zum Regime günstig beeinflußen“.xxii Drittens sollte sie die tradierten Geschlechterbilder über den Krieg hinweg retten: Unterstützung erhielt nur, wer in den Augen des Staates von einem einberufenen Mann „abhängig“ war.xxiii

In der Praxis konnte die staatliche Subventionierung das Ziel, die innerfamiliäre Hierarchie zu wahren, jedoch auch konterkarieren: Frauen bekamen ihr „Wirtschaftsgeld“ nämlich vom Staat direkt ausbezahlt und konnten frei darüber verfügen. Damit kam ihnen de facto die Rolle des Familienoberhauptes zu, ihre „Familienarbeit“ wurde entlohnt und ihr Status aufgewertet. Daraus konnten Selbständigkeit und Selbstbewusstsein resultieren.xxiv

Zum Überleben reichte die „Familienunterstützung“ allein noch lange nicht aus. Die Regierungen betrieben mit dieser Maßnahme nämlich nicht nur Familien- sondern auch Arbeitsmarktpolitik: Indem man den Unterhaltsbeitrag nicht zu hoch ansetzte, wollte man Frauen dazu nötigen, in der (Kriegs-)Wirtschaft tätig zu werden.xxv

Tatsächlich waren aufgrund wachsender Verarmung immer mehr Frauen gezwungen, einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Als „braven Kämpferinnen des Hinterlandes“ kam ihnen die Aufgabe zu, „für das Funktionieren der Kriegswirtschaft auf dem Ernährungs- und Rüstungssektor“xxvi zu sorgen. Umfangreichen Bemühungen von Seiten des Staates war es zu verdanken, dass Frauen mit dem Wegbrechen der zum Kriegsdienst eingezogenen Männer deren Arbeitsplätze in Industriebetrieben, in der Landwirtschaft und im öffentlichen Dienst einnahmen.xxvii

Diese Maßnahmen zogen folgende Konsequenzen nach sich: Erstens stieg der Frauenanteil an den Beschäftigten generell an. „Im Raum Wiener Neustadt beschäftigten sowohl staatliche als auch private Pulver- und Munitionsfabriken tausende Arbeiterinnen aus allen Teilen der Monarchie. [So lag] in der Munitionsfabrik in Wöllersdorf, dem mit über 30 000 Beschäftigten größten Betrieb der Region, der Frauenanteil in den vier Kriegsjahren immer ungefähr bei 50 Prozent“.xxviii Zweitens wanderten viele Frauen in die oft „männlich“ konnotierte (Kriegs-)Industrie. In der Textilbranche erzeugten sie Zelte, Decken, Uniformen, in der Lebens- und Genussmittelindustrie Brot, Konserven, Teigwaren und Tabak. In der Gummi-Industrie stellten sie medizinische Artikel und Reifen her, in Chemiefabriken Schießpulver und im Metallgewerbe Stacheldraht, Fahrzeuge und Waffen aller Art. Drittens wurden zum Zwecke der Produktionssteigerung zahlreiche Arbeitsschutzbestimmungen – wie etwa das Nachtarbeitsverbot für Frauen und Jugendliche - von offizieller Seite aufgehoben. Viertens nahmen Frauen Qualifizierungsmaßnahmen und Führungspositionen wahr:

„Am meisten haben die Studentinnen und die besser qualifizierten Frauen gewonnen. (…) Es bildeten sich während der Kriegsjahre (…) neue, vorzugsweise soziale, Ausbildungseinrichtungen für Frauen, um dem immer offenkundiger werdenden Mangel an qualifizierten weiblichen Arbeitskräften abzuhelfen.

Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Studium hatten nichht (sic!) nur weniger Probleme, einen Arbeitsplatz zu finden, sie wurden durchweg umgehend mit Führungsaufgaben betraut: mit der Organisation ganzer Arbeitsbereiche, mit dem Aufbau von sozialen Einrichtungen oder Beratungsstellen, mit der Anleitung anderer, wenig qualifizierter Frauen“.xxix

Frauen, die öffentlich gegen das Regime protestieren ?

Obwohl Frauen aus staatlichen Maßnahmen auch Vorteile erwuchsen, nahmen sie politische Entscheidungen nicht unhinterfragt hin: „Die Herrschaftslegitimierung an der ‚Heimatfront’ sollte sich als ungleich schwieriger und subtiler herausstellen als an der militärischen Front“.xxx Angesichts des – in der k.u.k. Monarchie seit 1914 bestehenden - Mangels an Nahrungsmitteln und der Unfähigkeit des Staates, die Versorgungskrise zu meistern, ergriffen Frauen selbst die Initiative.

Zum einen richteten Frauenvereine aller Parteien Stellen zur Verköstigung und Beratung ein, um der größten Not entgegenzuwirken und die Versorgung mit Lebensmitteln einigermaßen sicher zu stellen.xxxi Zum andern kam es aufgrund der katastrophalen Ernährungssituation zu anhaltenden Unruhen und Protesten. Protagonistinnen der Ausschreitungen waren vor allem Unterschichtfrauen, die hungerten und froren.xxxii Da sie in ihrem Kampf um die Grundversorgung ihrer Familien einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Kriegsgesellschaft leisteten, wurde diesen Frauen von breiten Bevölkerungsschichten Verständnis entgegen gebracht und die Auszeichnung „Soldaten der Heimatfront“ verliehen. „Diese Abkehr vom Frauenbild der unmittelbaren Vorkriegszeit, das Frauen als passive, schutzbedürftige Ehefrauen und Mütter […] gezeigt hatte, ist umso bemerkenswerter, als ausgerechnet [mittellose] Frauen, Städterinnen aus der Unterschicht, zu symbolischen Stellvertretern aller Deutschen stilisiert wurden“.xxxiii

Aufgrund dieser breiten Unterstützung – und da „eine angemessene Nahrungsmittelversorgung“ in den Augen der Frauen „zu ihren Rechtsansprüchen als Staatsbürgerinnen [zählte], für die der Staat Sorge zu tragen hatte“xxxiv -, wagten die Obrigkeiten nicht die üblichen repressiven Gegenmaßnahmen anzuwenden. Vielmehr nahmen sie diese Proteste als eminent politisch wahr.

Tatsächlich zogen die Aufstände der Frauen beträchtliche Konsequenzen für die politische Kultur nach sich: Indem Frauen persönlich öffentliche Präsenz einnahmen, wurden sie nicht mehr über ihre Ehemänner definiert, sondern als eigene Rechtspersonen wahrgenommen. Indem die Behörden die Gültigkeit der Forderungen grundsätzlich anerkannten, lieferten sie ein Argument dafür, „dass nun der Staat allgemein für die [Befriedigung der] Grundbedürfnisse breiter Bevölkerungskreise“xxxv zuständig war. Indem die Frauen auf den Zusammenhang zwischen der Hungersnot und dem Krieg verwiesen („Genug des Mordens an den Fronten, nieder mit dem Krieg! Wir wollen nicht mehr hungern!“xxxvi), konnten sie ihre Ehemänner und Söhne vielfach davon überzeugen, von der Kriegsfront nachhause zurückzukehren. Insgesamt setzten mittellose Frauen mit ihren öffentlichen Protesten einen Prozess in Gang, der die Beziehungen zwischen StaatsbürgerInnen und Obrigkeiten nachhaltig verändern sollte.xxxvii

[...]


i Mitscherlich, Margarete, Die friedfertige Frau. Eine psychoanalytische Untersuchung zur Aggression der Geschlechter, Frankfurt a. M. 1985. Zit. n. "Kriegsfrauen" und "Friedensmänner". Geschlechterrollen im Krieg, ARIADNE 47 (2005).

ii Vgl. Kundrus, Birthe, Kriegerfrauen. Familienpolitik und Geschlechterverhältnisse im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Hamburg 1995 (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 32), S. 21.

iii In der k.u.k. Monarchie wurde die Wehrpflicht für Männer im Jahr 1868 eingeführt; in Preußen war sie bereits 1813 eingeführt worden. Vgl. Hämmerle, Christa, "Zur Liebesarbeit sind wir hier, Soldatenstrümpfe stricken wir..." Zu Formen weiblicher Kriegsfürsorge im ersten Weltkrieg, Wien: Diss. 1996, S. 4.

iv Diese Verbindung wurde, wie Ruth Seifert betont, zumindest auf ideologischer Ebene immer wieder hergestellt, denn in der Praxis „haben niemals alle Männer, die hegemonialen Männlichkeitsgruppen angehörten, militärische Aufgaben erfüllt und die Beteiligung am Militärdienst hat nicht automatisch zur Gewährung voller Staatsbürgerrechte für untergeordnete Gruppen geführt“. Seifert, Ruth, Identität, Militär und Geschlecht. Zur identitätspolitischen Bedeutung einer kulturellen Konstruktion, in: Hagemann, Karen u. Stefanie Schüler-Springorum (Hg.), Heimat-Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Frankfurt a. M./New York 2002 (= Reihe Geschichte und Geschlechter, Bd. 35), S. 53-66, hier S. 60.

v Hagemann, Karen u. Ralf Pröve (Hg.), Landsknechte, Soldatenfrauen und Nationalkrieger. Militär, Krieg und Geschlechterordnung im historischen Wandel, Frankfurt a. M./New York 1998 (= Reihe "Geschichte und Geschlechter", Bd. 26), S. 24; Vgl. Mitterauer, Michael, „Als Adam grub und Eva spann…“ Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindustrieller Zeit, in: Bolognese-Leuchtenmüller, Birgit u. ders. (Hg.), Frauen-Arbeitswelten. Zur historischen Genese gegenwärtiger Probleme, Wien 1993 (= Beiträge zur Historischen Sozialkunde, Beiheft 3), S. 17-42, hier S. 19.

vi Ein anderes Beispiel ist etwa die „heldenmüthige Bremerin“ Anna Lühring, die 1814 in der preußischen Armee gegen Napoleon kämpfte und durch General von Tauentzien öffentlich belobigt wurde. Vgl. Talkenberger, Heike, Frauen in Männerkleidern. „Denn jeder, der solches tut, ist Jahwe ein Greuel“, in: Damals. Das aktuelle Magazin für Geschichte und Kultur 30 Jg., Nr. 8 (1998), S. 42-46; Vgl. Dekker, Rudolf u. Lotte van de Pol, Frauen in Männerkleidern. Weibliche Transvestiten und ihre Geschichte, Berlin 1990 sowie Seifert (2002), S. 55.

vii Dieser Neologismus wurde gleich zu Kriegsbeginn von der deutschen Propaganda eingeführt. Vgl. Deist, Wilhelm, Vorwort, in: Hagemann, Karen u. Stefanie Schüler-Springorum (Hg.), Heimat-Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Frankfurt a. M./New York 2002 (= Reihe Geschichte und Geschlechter, Bd. 35), S. 9-11; Krumeich, Gerd, Kriegsfront – Heimatfront, in: Hirschfeld, Gerhard, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche u. Hans-Peter Ullmann (Hg.), Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges, Essen 1997. (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte; N.F. 5), S. 12-19.

viii Die hier und unten gemachten Ausführungen beziehen sich auf die Mittelmächte, da davon ausgegangen werden kann, dass die Verhältnisse in der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem Deutschen Kaiserreich einander weitgehend ähnelten: „Aufgrund der generellen Anforderungen eines industrialisierten Massenkrieges kann vermutet werden, dass nicht nur die Geschlechterordnung ungeachtet aller nationalen Differenzen und […] Bündniszugehörigkeit während beider Weltkriege in den verschiedenen Länder[n] ähnlich war, sondern auch die Formen der praktischen Kriegsbeteiligung von Frauen in Wirtschaft und Militär“. Hagemann, Karen, Heimat – Front. Militär, Gewalt und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, in: Dies. u. Stefanie Schüler-Springorum (Hg.), Heimat-Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Frankfurt a. M./New York 2002 (= Reihe Geschichte und Geschlechter, Bd. 35), S. 13-52, hier S. 43f. Vgl. Hagemann/Pröve (1998), S. 35f.

ix Vgl. Deist (2002), S. 98f.

x 1879 konstituierte sich dieser Verein zum „Patriotischen Frauen-Hilfsverein“ des Roten Kreuzes neu. Vgl. Suttner, Bertha von, Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte, 1. Aufl. 1889, S. 33; Zimmermann, Susan, Die österreichische Frauen-Friedensbewegung vor und im Ersten Weltkrieg, in: „Praktische Ohnmacht“ der Frauen? Analysen zum Verhältnis von Frauen zum sogenannten „Frieden“. Arbeitsmaterialien für die Veranstaltung „Österreichische Frauen im 20. Jahrhundert“ im Uni-Frauenzentrum Wien, Wien o. J. (1983); Hämmerle (1996), S. 6f.

xi Hagemann (2002), S. 22. Der „Nationale Frauendienst“ wurde konkret am 31. Juli 1914 gegründet. Vgl. ebda, S. 21f.; Nelson, Robert L., Deutsche Kameraden – Slawische Huren. Geschlechterbilder in den deutschen Feldzeitungen des Ersten Weltkrieges, in: Hagemann, Karen u. Stefanie Schüler-Springorum (Hg.), Heimat-Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Frankfurt a. M./New York 2002 (= Reihe Geschichte und Geschlechter, Bd. 35), S. 91-107, hier 99

xii In der k.u.k. Monarchie war der Terminus „Kriegsfürsorge“ gebräuchlich, im Deutschen Reich der Ausdruck „Kriegswohlfahrt“. In Österreich-Ungarn stand an oberster Stelle der Initiativen das am 28. Juli 1914 errichtete k.k. Kriegsfürsorgeamt, „einer dem k.k. Kriegsministerium angegliederten ‚offizielle(n) Zentralstelle’ für ‚jede Art der freiwilligen Hilfeleistung’. Zit. n. Hämmerle (1996), S. 8. Vgl. ebda, S. 7f. In Wien standen die insgesamt 23 „Frauenarbeitskomitees“ unter der Schirmherrschaft der „Zentrale der Frauenhilfsaktion im Kriege“, die im Rathaus amtierte. Vgl. Biwald, Brigitte, Von Helden und Krüppeln. Das österreichisch-ungarische Militärsanitätswesen im Ersten Weltkrieg, Bd. 1, Wien 2002 (= Militärgeschichtliche Dissertationen Band 14/1), S. 169, 183

xiii Hämmerle (1996), S. 8. Vgl. ebda S. 5; Denscher, Bernhard, Gold gab ich für Eisen. Österreichische Kriegsplakate 1914-1918, München 1987; Biwald (Bd. 1, 2002), S. 195

xiv Vgl. Bolognese-Leuchtenmüller, Birgit u. Michael Mitterauer, Einleitung, in: Dies. (Hg.), Frauen-Arbeitswelten. Zur historischen Genese gegenwärtiger Probleme, Wien 1993 (= Beiträge zur Historischen Sozialkunde, Beiheft 3), S. 9-16, hier S. 10.

xv Hämmerle (1996), S. 13. Laut Christa Hämmerle erlangte das „Liebesgaben“-System „im Zweiten Weltkrieg bei weitem nicht jene Bedeutung und jenes Ausmaß wie im Ersten Weltkrieg“. Ebda, S. 11. Vgl. ebda, S. 1-13; Hämmerle, Christa (Hg.), Kindheit im Ersten Weltkrieg. Wien/Köln/Weimar 1993; Hämmerle, Christa, „Wir strickten und nähten Wäsche für Soldaten...“ Von der Militarisierung des Handarbeitens im Ersten Weltkrieg, in: L’Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft, 3. Jg. Heft 1 (1992); Vgl. Biwald (Bd. 1, 2002), S. 169-174, 181-184, 265f.

xvi Torge, Else, Kaiser, Volk und Totentanz, Berlin 1916, S. 36. Zit. n. Binder, Hans-Otto, Zum Opfern bereit. Kriegsliteratur von Frauen, in: Hirschfeld, Gerhard, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche u. Hans-Peter Ullmann (Hg.), Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkrieges, Essen 1997 (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte; N.F. 5), S. 107-128, hier S. 117

xvii Kalkowska, Eleonore, Der Rauch des Opfers. Ein Frauenbuch zum Krieg, Jena 1916, Anhang S. 1. Zit. n. Binder (1997), S. 125. Vgl. Biwald (Bd. 1, Wien 2002), S. 266

xviii Vgl. Luger, Marion, Gender Studies zur Frühen Neuzeit. Ein Literaturüberblick, Wien: Dipl. Arb. 2004

xix„1907 wurden in den Statistiken 26% der verheirateten Frauen, 1939 33,6% als erwerbstätig aufgeführt. Die ‚Nebenerwerbe’ ungezählter Ehefrauen [wie] Teilzeit-Heimarbeit, Waschen, Putzen, Zeitungen- und Brötchenaustragen und andere Dienstleistungen“ sind in diesen Statistiken allerdings nicht erwähnt. Zit. n. Kundrus (1995), S. 14f. Vgl. Hausen, Karin, Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“ – Eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben, in: Werner Conze (Hg.), Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas. Stuttgart 1976, S. 363-393.

xx Kundrus (1995), S. 16

xxi Vgl. ebda; Dittrich, Alexia, „Mutter, Familienerhalterin und politisch Engagierte?“ Die Situation der Frau im Ersten Weltkrieg, Wien: Dipl. Arb. 1994, S. 14

xxii Kundrus (1995), S. 16

xxiii In Österreich-Ungarn waren Frauen „mit Nebenverdienst oder Renteneinkommen, wenn die Bezüge über einer bestimmten Höhe lagen oder sie kinderlos waren, ausgenommen. Ab 1916 wurde Frauen die Unterstützung ganz entzogen, wenn sie über einer gewissen Marge verdienten“. Ebda, S. 425; Biwald (2002), S. 169.

xxiv Vgl. Kundrus (1995), S. 19f.

xxv Auch wenn später Tagsatz-Erhöhungen eingeführt wurden, konnten diese nicht mit der Teuerungsrate mithalten. Vgl. ebda, S. 20f., 28, 424f.; Augeneder, Sigrid, Arbeiterinnen im Ersten Weltkrieg. Lebens- u. Arbeitsbedingungen proletarischer Frauen in Österreich, Wien: Diss. 1987, S. 18f., 24f.

xxvi Kundrus (1995), S. 14

xxvii „1915 erließ das österreichische Kriegsministerium einen Aufruf, in dem die Frauen zur Erwerbstätigkeit angehalten wurden, um die leergewordenen Stellen der Männer zu übernehmen“. Freundlich, Emmy, Die industrielle Arbeit der Frau im Krieg, Wien-Leipzig 1918, S. 22. Im Deutschen Reich wurde im Dezember 1916 innerhalb des „Kriegsarbeitsamtes“ ein Referat für Frauenarbeit eingerichtet, das die Umsetzung des „Hindenburg-Programms“ zum Ziel hatte. Dieses sah vor, Frauen als Arbeitskräfte für die Kriegswirtschaft anzuwerben, um Männer für die Front frei machen zu können. Dem Referat zur Seite stand der „Nationale Ausschuss für Frauenarbeit im Krieg“, der die bedeutendsten karitativen Frauenvereine unter einem Dach verband. Im Juli 1917 entstand ein neues Frauenreferat, das für Propaganda, Arbeitsplatzbeschaffung, Fürsorge, das Helferinnenwesen und die Verwaltung der Geldmittel zuständig war. Vgl. Lorenz, Charlotte, Die gewerbliche Frauenarbeit während des Krieges, in: Der Krieg und die Arbeitsverhältnisse, Stuttgart [u. a.] 1928, S. 319-321; Augeneder (1987), S. 29; Hämmerle (1996), S. 7f.

xxviii Dittrich (1994), S. 22; In Niederösterreich lag der Anteil von Frauen an den Erwerbstätigen 1916 bei 40,8%, in Wien 1918 bei 53,4%. Vgl. Meißl, Gerhard, Der Wandel der sozialen Beziehungen in der österreichischen Kriegsindustrie 1914-1918 am Beispiel der k. u. k. Munitionsfabrik Wöllersdorf, Wien: Diss. 1975, S. 176; Augeneder (1987), S. 33f.; Dittrich (1994), S. 1-10; Bolognese-Leuchtenmüller, Birgit, „Der Zwang zur Freiwilligkeit“. Zur Ideologisierung der „Frauenerwerbsfrage“ durch Politik, Wissenschaft und öffentliche Meinung, in: Dies. u. Michael Mitterauer (Hg.), Frauen-Arbeitswelten. Zur historischen Genese gegenwärtiger Probleme, Wien 1993 (= Beiträge zur Historischen Sozialkunde, Beiheft 3), S. 169-190, hier S. 171f.

xxix Hering, Sabine, Die Kriegsgewinnlerinnen. Praxis und Ideologie der deutschen Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg, Pfaffenweiler 1990, S. 144. Zit. n. Dittrich (1994), S. 99; Vgl. ebda, S. 1-7, 15, 99; Rigler, Edith, Frauenleitbild und Frauenarbeit in Österreich vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg. Sozial und wirtschaftshistorische Studie, mit einem Geleitwort von Herta Firnberg, Bd. 8, Wien 1976, S. 82f.; Kohout, Lisbeth, Arbeitsmarktpolitische Situation der weiblichen Arbeitskraft in Wien in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Doppelverdienergesetz 1933. „Die Frau ein willenloses Objekt der Arbeitsmarktpolitik“. Wien: Dipl. Arb. 1991, S. 53.

xxx Kundrus (1995), S. 14.

xxxi Frauenkomitees leisteten mit so genannten „Freitischen“ Soforthilfe. Vgl. Dittrich (1994), S. 9, 11, 99; Augeneder (1987), S. 22.

xxxii In engem Zusammenhang mit diesen Hungerunruhen sind die Streiks von ArbeiterInnen um bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zu sehen. So kam es etwa 1918 zu Massenstreiks mit überproportional hohem Frauenanteil in Berlin. Auch in Österreich traten immer wieder Streikwellen auf, wobei der Frauenanteil von 15,8% im Jahre 1915 auf 32,7% im Jahre 1917 anstieg. Vgl. Hagemann (2002), S. 23; Rigler (1976), S. 85.

xxxiii Davis, Belinda J., Heimatfront. Ernährung, Politik und Frauenalltag im Ersten Weltkrieg, in: Hagemann, Karen u. Stefanie Schüler-Springorum (Hg.), Heimat-Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Frankfurt a. M./New York 2002 (= Reihe Geschichte und Geschlechter, Bd. 35), S. 128-149, hier S. 140. In der sozialen Realität des Alltagsgeschehens dürfte es allerdings auch wesentlich rauer zugegangen sein; anstatt Solidarität zu üben, hatte sicherlich so manche Frau hauptsächlich den persönlichen Vorteil im Blick. So hat Maureen Healy etwas überspitzt formuliert, that „in Vienna which was ‘characterized by acts of betrayal of women by women, personal and political sabotage, and woman-on-woman violence’, women acted not on behalf of the State, nor of women, but rather of themselves alone”. Healy, Maureen, Vienna and the Fall of the Habsburg Empire. Total War and Everyday Life in World War I, Cambridge 2004 (= Studies in the Social and Cultural History of Modern Warfare), S. 167. Zit. n. Frank, Alison, Review of Maureen Healy, Vienna and the Fall of the Habsburg Empire. Total War and Everyday Life in World War I, H-German, H-Net Reviews, July, 2005. URL: http://www.h-net.org/reviews/showrev.cgi?path=217401128703532

xxxiv Davis (2002), S. 136.

xxxv Ebda, S. 133.

xxxvi Beiträge zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung 1, 2 (1918), S. 193. Zit. n. Lange, Annemarie, Das Wilhelminische Berlin, Berlin 1967, S. 750f.

xxxvii Wie Belinda J. Davis für das Deutsche Reich herausgestrichen hat, war „diese dramatisch veränderte Einschätzung des Regimes für [dessen] Zusammenbruch im November 1918 von zentraler Bedeutung“. Davis (2002), S. 137. Vgl. ebda, S. 133f., 145.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Front und „Heimatfront“. Zwei getrennte Bereiche? Brüchige Grenzen am Beispiel von Frauen
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V305487
ISBN (eBook)
9783668035461
ISBN (Buch)
9783668035478
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
front, heimatfront, zwei, bereiche, brüchige, grenzen, beispiel, frauen
Arbeit zitieren
Marion Luger (Autor:in), 2007, Front und „Heimatfront“. Zwei getrennte Bereiche? Brüchige Grenzen am Beispiel von Frauen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305487

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