Denkmuster und Vorurteile bei Jugendlichen

Auswirkungen eines Unterrichtsversuchs zur Dekonstruktion von Stereotypen und Vorurteilen zum Islam auf Jugendliche einer 8. Klasse


Masterarbeit, 2013

229 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhalt

0. Einleitung

1.Vorurteile
1.1 Definitionen
1.1.1 Vorurteil
1.1.2 Stereotyp
1.2 Sozialpsychologische Vorurteilsforschung
1.2.1 Theoretische Einordnung des Begriffs „Vorurteil“
1.2.2 Vorurteilstheorien
1.2.3 Entstehung und Struktur von Vorurteilen
1.2.4 Merkmale von Vorurteilen
1.2.5 Wirkung von Vorurteilen
1.2.6 Exkurs: Wie entsteht Diskriminierung?
1.3 Überblick zur bisherigen Forschung zu ethnischen Vorurteilen
1.3.1 Umgang mit Stereotypen und Vorurteilen
1.3.2 Arbeit mit Vorurteilen
1.3.3. Vorurteile bei Jugendlichen
1.3.4 Entwicklungspsychologische Betrachtung von Jugendlichen
1.4 Dekonstruktion von Stereotypen und Vorurteilen bei Jugendlichen

2. Unterrichtsversuch zur Dekonstruktion von Vorurteilen am Beispiel Islam
2.1 Darstellung der Methode
2.2 Erhebungsmethoden
2.3 Datenerhebung
2.4 Auswertungsmethode

3. Durchführung
3.1 Beschreibung der Unterrichtseinheit
3.1.1 Filme im Unterricht
3.1.2 Der Film „Almanya“ als Dekonstruktionsmittel

4. Hypothesen

5. Ergebnisse
5.1 Stereotype
5.1.1 Stereotype über Muslime
5.1.2 Stereotype über Türken
5.2 Vorurteile
5.2.1 Vorurteile über Muslime
5.2.2 Vorurteile über Türken
5.3 Negative Gedanken
5.3.1 Negative Gedanken zu dem Begriff „Islam“
5.3.2 Negative Gedanken zu aktuellen Themen
5.4 Dekonstruktion bzw. Aufweichen von Stereotypen und Vorurteilen
5.4.1 Festgestelltes Aufweichen der stereotypen Strukturen bei den SuS
5.4.2 Festgestelltes Aufweichen der Vorurteilsstrukturen
5.5 Weiterführende Fragen
5.5.1 Fragen zur Religion
5.5.2 Fragen zu aktuellen Themen

6. Interpretation

7. Fazit

8. Ausblick

Literaturverzeichnis

Vorwort

Irgendwie ist es mir unheimlich, wenn die da mit ihren Kopftüchern an mir vorbeigehen “, raunt mir eine Freundin in mein Ohr, als wir auf dem Weg zum Supermarkt, an der Commerzbank in der Prinzenstraße vorbeigehen und von einer Gruppe Frauen überholt werden, von denen alle ein Kopftuch tragen und zwei vollständig verschleiert sind.

Warum? “, frage ich. „ Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die das freiwillig machen. Kopftuch ok, aber vollkommen verschleiert? Denkst du das etwa ?“. Ich zucke mit den Achseln und blicke der Gruppe hinterher. „ Aber warum unheimlich ?“, frage ich weiter. „ Ach, komm schon, wer weiß, wer oder was unter diesem Schleier steckt.“ „Das klingt ja so, als ob du dich bedroht fühlst. Lass sie doch tragen, was sie wollen, solange es niemandem wehtut.“ Ich ernte einen verwunderten, fast mitleidigen Blick. „ Ach, weißt du, manchmal glaube ich, deine Liberalität wird dich nochmal viel kosten. “ Das Gespräch endet, da wir die Anderen treffen, trotzdem kommt mir ein Satz in den Sinn, den ich bei Andreas Beelmann gelesen habe „Toleranz muss man sich leisten können.“[1] und stelle mir die Frage: „Kann ich sie mir leisten?“

0. Einleitung

Meine Herkunft ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe russisches, deutsches, spanisches, polnisches, italienisches, französisches und äthiopisches Blut in meinen Adern. (…) Ich sagte bereits, dass es keine bessere Apotheke gegen Vorurteile gibt, als solch eine absurde Herkunft.[2]

Wenn es um Vorurteile geht, scheint allgemeine Übereinkunft darüber zu herrschen, dass sie zu ächten und aus dem Denken der Menschen zu verbannen sind. Vor dem Hintergrund, dass wir auf einem Kontinent leben, auf dem mehr als 27 Nationen leben und dementsprechend viele Sprachen gesprochen werden, erscheint dieses Denken als Selbstverständlichkeit. Ein multikultureller Kontinent fordert einen toleranten Umgang miteinander und die gegenseitige Anerkennung der Kultur der Anderen. Austauschprogramme wie Erasmus oder das von vielen Schülerinnen und Schülern (SuS)[3] genutzte Auslandsjahr, das während der Schulzeit oder danach stattfindet, sind weiterhin Ausdruck des Interesses an anderen Ländern und deren Sprache. Aber wer geht für ein Jahr in ein anderes Land beziehungswiese kann es sich leisten? Der/die Student/in, der/ die Schüler/in eines Gymnasiums, der/ die Schüler/in einer Hauptschule oder alle? Die Antworten, die ich von den meisten bekam, als ich die Frage in einer abendlichen Runde stellte, waren eindeutig: Die Studenten und Gymnasiasten wurden alle in das Ausland geschickt, von den Hauptschülern kein einziger. Unter anderem war die Begründung, dass es doch meistJugendliche mit Migrationshintergrund seien, deren deutsche Sprache zu wünschen übrig ließe, außerdem fehle denen die kognitive Fähigkeit, sich in einem fremden Land zurecht zu finden. Wird von dem Begriff „Vorurteil“ ausgegangen, so ist zunächst an diesem Wort keine negative Konnotation zu entdecken, doch identifizierte bereits Francis Bacon das Vorurteil als ein Urteil, welches in seiner Aussagekraft eingeschränkt ist. Auch der Frühaufklärer Christian Thomasius forderte die Menschen auf, ihren Geist von den Vorurteilen zu befreien, um wieder mit dem eigenen Verstand denken zu können. Ob in Völkergedichten oder in Madame de Stael "De 1'Allemagne", die Auseinandersetzung mit anderen Völkern ist in Europa schon lange ein Thema, welches in der Literatur, Musik oder Kunst behandelt wird. Bereits 1954 erkannte das Unternehmen der „Standard Vacuum Oil Company“ den Nutzen eines interkulturellen Trainings für ihre Mitarbeiter, die im Ausland eingesetzt werden sollten. Während es in der Wirtschaft allerdings um Kosten-Nutzen- Aspekte geht, steht in der Psychologie das Ziel der Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen im Vordergrund. Die Forschung zu Vorurteilen ist in Europa insofern von Bedeutung, als dass der Kontinent ein heterogen und mit verschiedenen Ethnien, Sprachen und Kulturen ausgestellt ist, wodurch er sich mit dem Phänomen der Einwanderung konfrontiert sieht. Des Weiteren ist Europa der Kontinent mit der weltweit stärksten Einwanderung. Jährlich emigrieren rund zwei Millionen Menschen dorthin, fast ebenso viele verlassen es wieder. Die innereuropäische Migration ist sogar noch höher. Die Einwanderungsquote, das heißt der Prozentsatz der Einwanderer/innen in einem Land, variiert in den hier berücksichtigten Ländern von 1,3 Prozent in Polen bis 12,2 Prozent in Großbritannien. In Deutschland arbeitet die Vorurteilsforschung, um den Sozialpsychologen und neuen Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Prof. Dr. Andreas Zick von der Universität Bielefeld, über soziale Konflikte in einer Gesellschaft. Vorurteile führen zu Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen, weswegen sie gefährlich sind, besonders wenn sie sich in den Vorstellungen von Jugendlichen festsetzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Vorurteile zu betrachten, zum Beispiel aus Sicht der Soziologie, Psychologie, Sozial- und Entwicklungspsychologie. Ebenso wird zwischen verschiedene Arten von Vorurteilen unterschieden.

In dieser Masterarbeit wird sich mit den Einstellungen von Jugendlichen zum Islam und über die Türken beschäftigt. Es existieren zahlreiche Studien und regelmäßige Befragungen zu dem Thema der „negativen Einstellungen zum Islam als Religion und der ethnischen Gruppe der Türken in Europa und Deutschland“. Auch wurden und werden regelmäßig Untersuchungen bei den SuS an deutschen Schulen vorgenommen, um festzustellen, welche Unterschiede es in Bezug auf negative Einstellungen gegenüber bestimmten ethnischen Gruppen, beispielweise zwischen den verschiedenen Schulformen, gibt. In dieser Arbeit werden diese Befunde berücksichtigt, allerdings soll mein Forschungsschwerpunkt in der Aufweichung und Dekonstruktion von Vorurteilen, bei den SuS, liegen. Hierbei wird die Wirkung des geplanten und durchgeführten Unterrichts untersucht. Das Ziel ist es hingegen nicht eine vollständige Dekonstruktionsarbeit zu leisten, da dies im Rahmen einer einzelnen Unterrichtseinheit nicht möglich ist, sondern den Anfang eines langsamen, kontinuierlichen Aufweichens zu initiieren, dass sich im Folgenden fortsetzen muss, damit es eine Loslösung von negativen Einstellungen gegenüber bestimmten Menschen beeinflusst.

Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Können in einer wissensvermittelnden Unterrichtseinheit mithilfe verschiedener mediendidaktischer Methoden Vorurteile über den Islam und über Türken aufgeweicht und langfristig abgebaut werden?

Hieraus ergeben sich Unterfragen wie: „Was genau sind Vorurteile und wie entstehen Sie?“ „Sind Vorurteile etwas Schlechtes oder Falsches?“ „Warum existieren sie?“ „Erkennen wir die Vorurteile immer nur bei den anderen nicht aber bei uns?“ „Wie entsteht die Bereitschaft im Menschen, Vorurteile gegenüber bestimmten ethnischen Gruppen aufzubauen und als Bestandteil in sein Denken zu integrieren?“ „Wenn Jugendliche bereits stark ausgeprägte Vorurteile haben, stellt sich die Frage, in welchem Alter diese entstehen?“ „Kann ihr Aufkommen verhindert werden, wenn zum richtigen Zeitpunkt interveniert wird?“ „Was für Vorurteile können bei den Jugendlichen festgestellt werden?“

Zunächst wird eine Differenzierung zwischen Stereotypen und Vorurteilen vorgenommen. Sowohl die Begriffe „Stereotyp“ und „Vorurteil“ wie auch „Diskriminierung“ und „Toleranz“ werden in verschiedenen Bereichen unterschiedlich benutzt. Im Alltag werden sie synonym oder gemeinsam in einem Satz genannt, dabei sind diese Begriffe aus psychologischer Sicht durchaus zu unterscheiden. Dies mögen für viele Spitzfindigkeiten darstellen, allerdings sind es eben gerade diese Genauigkeiten und Trennlinien, die erst einen verantwortungsbewussten, wissenschaftlichen Umgang mit diesen Begriffen zulassen und erlauben. Obwohl die Vorurteile im Vordergrund dieser Arbeit stehen, schließt diese Herangehensweise an einigen Stellen auch die Beschäftigung mit dem Begriff Stereotyp ein. Es folgen eine Darstellung aus sozialpsychologischer Perspektive und den bisherigen Vorurteilstheorien sowie eine Übersicht zur Entstehung und Struktur von Vorurteilen. Schließlich wird im Zuge der Beschäftigung mit der Wirkung von Vorurteilen ein Exkurs zur Diskriminierung, welche als aktives Verhalten auf der Grundlage von Vorurteilen einer Person gegenüber verstanden werden muss, vorgenommen werden. Anschließend wird ein Überblick über die bisherige Forschung zu ethnischen Vorurteilen dargestellt und auf den Umgang und die Arbeit mit Stereotypen und Vorurteilen in der Bildungsarbeit eingegangen. Da der Unterrichtsversuch in einer Klasse vorgenommen wird, deren SuS im Alter von 13 bis 14 Jahren sind, muss hier eine entwicklungspsychologische Betrachtung der Versuchsgruppe und der möglichen theoretischen Dekonstruktionsarbeit vorgenommen werden. Nachdem der Unterrichtsversuch und das methodische Vorgehen während der Erhebung und Auswertung erläutert wurden, wird die Durchführung der Unterrichtsversuche wie auch die Unterrichteinheit insgesamt vorgestellt. Vor diesem Hintergrund wird der Einsatz von Filmen im Unterricht betrachtet und der Film „Almanya“ vorgestellt, welcher die Grundlage der Aufweichens- bzw. Dekonstruktionsarbeit darstellt. Hiernach werden Hypothesen gebildet, die in der Auswertung der Ergebnisse der SuS innerhalb der gebildeten Kategorien und Unterkategorien geprüft werden. In der folgenden Interpretation werden die Befunde der Untersuchung vor dem theoretischen Hintergrund der Vorurteilsforschung und der vorgeschlagenen Prävention- und Interventionsmaßnahmen ausgewertet und interpretiert. Sowohl die theoretischen Erkenntnisse, wie auch die Ergebnisse des Unterrichtsversuchs werden im Fazit zusammenfassend noch einmal dargestellt. Im darauffolgenden Ausblick werden Überlegungen zu den aus den Ergebnissen ablesbaren Konsequenzen für die Bereiche

„Gesellschaft“, „Bildungspolitik“ und „Familie“ aufgestellt.

1.Vorurteile

„In Bruchteilen von Sekunden entscheiden wir, ob jemand vertrauenswürdig, intelligent oder kriminell aussieht. Manchmal ordnen wir einen Menschen gar nach seinem Namen ein. Unser Leben wird von Vorurteilen geleitet. Dabei sind diese nicht harmlos – und fast unmöglich aus dem Bewusstsein zu 1öschen.“[4]

Sir Peter Ustinov (1921 – 2004) war davon überzeugt, dass Menschen Vorurteile brauchen, und bezeichnete sie gleichzeitig als die „größten Schurken in der Geschichte von uns Menschen“.[5] Wir alle sind Mitglieder bestimmter sozialer Gruppen wie der Familie, der Freunde oder Arbeitskollegen. Eine Studentin der Georg August Universität Göttingen im Studiengang des Master of Education der Fächer Deutsch, Geschichte und evangelische Religion ist theoretisch bereits in vier soziale Gruppen Mitglied. Hinzu kommen vermutlich weitere soziale Gruppen wie die Familie, Schulfreunde oder WG-Mitbewohner. Jeder Mensch bewegt sich in sogenannten Eigengruppen, Gruppen denen sich der Einzelne zugehörig fühlt,

sowie Fremdgruppen, Gruppen die außerhalb der Eigengruppe existieren. Vorurteile haben den Auftrag, dem Menschen durch das Leben zu helfen und hierbei möglichst die Denkarbeit zu verhindern.

Der Mensch ist ein kognitiver Geizkragen (…) er versucht, mit so wenig Denkarbeit wie möglich durch das Leben zu kommen.(…) Bei Vorurteilen kommt eine starke emotionale Komponente hinzu. (…) Sie lassen uns nicht kalt, lösen Misstrauen oder Verachtung aus. In neun von zehn Fällen sind Vorurteile negativ.[6]

Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie die gegenüberstehenden Fremdgruppen beurteilt werden. Beeinflusst werden wir bspw. vom Elternhaus, dem sozialen Umfeld oder Medienberichten. Gleichzeitig sind Vorurteile immer Ausdruck aktueller Trends. Juliane Degner nennt hierzu das Beispiel der Berufsgruppe der Models. Während es früher ein Zeichen von Reichtum, also eine positive Eigenschaft, wenn eine Person dick war, wurden die Models seit den 1950er Jahren kontinuierlich dünner, sodass sich Vorurteile gegenüber dicken Menschen entwickelten. Den meisten Menschen ist durchaus bewusst, dass Vorurteile gegenüber ihnen existieren, allerdings 1ähmt dieses Wissen im Alltag vielmehr, als dass es dazu führt, gegen dieses Vorurteil vorzugehen.[7]

Degner hält eine Welt ohne Vorurteile für unrealistisch, fordert jedoch, dass ein Bewusstsein für deren Existenz gefördert wird, sowie die Bereitschaft, diese keinen Einfluss auf unsere Entscheidungen haben zu lassen, da sie immer ein Ausdruck von Extremen sind. „Das beste Mittel gegen Vorurteile ist – sich Zeit zum Denken nehmen“.[8]

Andreas Zick unterteilt in offene und verdeckte oder auch subtile Vorurteile. Charakteristisch für subtile Vorurteile ist die Tatsache, dass der Fremdgruppe[9] überwiegend negative Eigenschaften zugeschrieben wird, während die Eigengruppel[0] von diesen ausgenommen ist. Offene Vorurteile können auch als traditionelle Vorurteile bezeichnet werden und sind meist generalisierende negative Einstellungen. Meist wird der Fremdgruppe die Schuld selbst zugewiesen oder es wird nach einem Sündenbock gesucht. Trotz der in den letzten

Jahrzehnten sich verbreitenden Ächtung von Diskriminierung und Vorurteilen sind die negativen Emotionen gegenüber fremden Gruppen nicht zu verhindern. Die modernen Vorurteile heute bedienen sich meist subtiler Formen und Abwertungen, die höflich verpackt werden und in der Verneinung positiver Gefühle der Fremdgruppe gegenüber deutlich werden.[11]

1.1 Definitionen

In den folgenden Kapiteln werden die zentralen Begriffe dieser Arbeit „Vorurteil“ und „Stereotyp“ definiert.

1.1.1 Vorurteil

„Vorurteile sind (…) stabile negative Einstellungen gegenüber einer anderen Gruppe bzw. einem Individuum, weil es zu dieser Gruppe gerechnet wird.“[sic.][12]

Es existiert eine Vielzahl an Definitionen des Begriffes „Vorurteil“. Die klassische Definition stammt von Gordon Allport (1954). Für Allport sind Vorurteile auf bestimmte Ethnien konstruiert, die sich aufgrund von fehlerhaften und gefestigten Verallgemeinerungen gründen.[13]

Allport spricht in Bezug auf den Erwerb von Vorurteilen von dem konformen Verhalten. Er fragt, ob „konformes Verhalten ein oberflächliches Phänomen ist oder ob es eine tiefe funktionale Bedeutung für die sich konform verhaltende Person hat? Berührt es nur die Haut oder den Kern?“[14] Seine Antwort lautet:

Unser Gehorsam gegen die kulturellen Lebensweisen hat ganz verschiedene Abstufungen von Tiefe. Manchmal folgen wir der Sitte fast unbewußt oder mit nur oberflächlichem Interesse (z.B. das Rechtsgehen auf der Straße); manchmal finden wir in einer kulturellen Ordnung eine große Bedeutsamkeit für uns (z.B. das Recht auf Eigentum); manchmal ist uns eine kulturell überlieferte Lebensweise besonders kostbar (z.B. die Zugehörigkeit zu einer Kirche).[sic.][15]

Sind Vorurteile demnach lediglich gesellschaftskonforme Einstellungen? Heute kann dies verneint werden, denn Vorurteile gegen soziale Gruppen werden aktuell in der Öffentlichkeit kaum mehr gebilligt. Dennoch kategorisieren wir unsere Umwelt. Die Wahrnehmung der sozialen Umwelt in verschiedenen kategorisierten Gruppen beginnt bei Kindern im Alter von sieben oder acht Jahren. Allport unterscheidet zwischen übernommenen und entwickelten Vorurteilen bei Kindern, die meistens aus der Familie und der sozialen Umwelt stammen. Ob und wie diese Stereotype und Vorurteile übernommen werden, hängt für ihn von der Erziehung der Eltern ab. Demnach sind Kinder, die in einem autoritären Haushalt aufgewachsen sind, wesentlich vorurteilsbelasteter als jene, die in einem so genannten liberalen Haushalt aufwachsen. Allerdings nennen die meisten Eltern nach Allport die Vorurteile nicht konkret, sondern vermitteln sie durch die im Haus vorherrschende Atmosphäre.[16]

Muzafer Sherif (1961) definierte Vorurteile als „negative Einstellungen von Gruppenmitgliedern gegenüber anderen Gruppen und ihren Mitgliedern, die ihren Ursprung in den in der Gruppe gefestigten Normen haben.“[17]

Simpson und Yinger wiederum formulierten 1965 allgmeiner. Für sie ist das Vorurteil „eine emotionale, starre Einstellung gegenüber einer Gruppe von Menschen.“[18]

Max Horkheimer (1963) unterschied zwischen positiven, also aufwertenden, und negativen, also abwertenden, Vorurteilen. Er begründet seine Auffassung mit der ursprünglichen Begriffsbedeutung des Vorurteils aus dem Lateinischen. Hier wird von einem

„Praejudicium“[19] gesprochen, das in seinem Ursprung juristisch und logisch gedacht war, sich

allerdings im Verlauf der Zeit vom Guten zum Schlechten gewandelt hatte. Es wurde zu einem nicht geprüften Urteil.[20]

Grundsätzlich können Vorurteile positiver und negativer Natur sein. Im positiven Sinn kann hiermit gemeint sein, dass eine bestimmte Vorliebe für ein bestimmtes Land vorherrscht und dementsprechend Aussagen wie „Ich liebe alles an Frankreich“ getroffen werden. Dies sind jedoch keine gefährlichen oder verletzenden Urteile. Dem gegenüber stehen negative Vorurteile, „the wary, fearful, suspicious, derogatory, hostile or ultimately murderous treatment of one group of people by another”.[21] Vorurteile sind nicht nur kognitive

Denkmuster, sondern potentiell emotional mit negativen Assoziationen aufgeladen, die generalisierend angewandt werden.[22]

Es wäre zu einfach, Vorurteile als die schlechte Seite einer Medaille anzusehen, auf deren Gegenseite die Toleranz steht. Gegen eine solche Sichtweise sprechen die Vielzahl von Definitionen des Begriffes „Vorurteil“, die nicht nur unterschiedlich ausführlich ausfallen, sondern ebenfalls in ihrer Bedeutung verschiedene Aspekte ansprechen, betonen oder ignorieren. Im Folgenden werden einige Definitionen aufgeführt:

Rupert Brown (1995):„Vorurteile werden als negativer Affekt oder feindliches Verhalten gegenüber Mitgliedern einer sozialen Gruppe definiert. Sie basieren auf abwertenden Einstellungen oder Überzeugungen.“[23]

Peter O . Güttler (1996):

Vorurteile sind Urteile bzw. Aussageformen über Personen und Personengruppen, die falsch, voreilig, verallgemeinernd und klischeehaft sind, nicht an der Realität überprüft wurden, meist eine extrem negative Bewertung beinhalten und stark änderungsresistent, d.h. durch neue Informationen nur schwer oder kaum zu modifizieren sind und sich somit durch eine bemerkenswerte Stabilität auszeichnen.[sic.][24] Tobias Greitemeyer (2012):

Vorurteile sind negative Einstellungen gegenüber Mitgliedern einer sozialen Gruppe. Die Bevorzugung der Eigengruppe tritt ganz offen auf, wird heutzutage aber vor allem sublimer gezeigt. Vorurteile entstehen, wenn soziale Gruppen um knappe Ressourcen streiten, treten aber auch auf, wenn die Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremdgruppe offenbar wird. Vorurteile schaffen mittels einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung ihre eigene Wirklichkeit und können durch Kontakt unter geeigneten Bedingungen gemindert werden.[sic.][25]

Für den weiteren Verlauf der Arbeit wird besonders in Hinblick auf die Auswertung der Forschungsergebnisse folgende Definition Grundlage sein: Vorurteile sind meist negative Einstellungen bestimmten Gruppen gegenüber, die nicht dem eigenen sozialen Umfeld angehören und eine automatische, allerdings emotional unterschiedlich stark aufgeladene, Abwertung der Fremdgruppen bewirken.

1.1.2 Stereotyp

Die Begriffe Vorurteil und Stereotyp liegen eng beinander und werden. wie bereits erwähnt, im Alltag häufig synonym gebraucht. Im Gegensatz zu diesem Gebrauch wird diesbezüglich in der Forschung differenziert.[26] Gemeinsam ist beiden Begriffen, dass sie sozial geteilte, stabile, konsistente, änderungsresistente, starre, rigide, inflexible Urteile über andere Personen, soziale Gruppen bzw. Sachverhalte sind.[27]

In die Psychologie wurde der Begriff Stereotyp von Lippmann (1922) eingeführt, der im Sinne allgemeiner Sozialstereotypen darunter „verfestigte, schematische, objektiv weitgehend unrichtig kognitive Formeln im Dienste der Umweltbewältigung und damit Verhaltensstablisierung“[28] verstand.[29]

Perry Hinton nahm im Jahr 2000 arbeitete drei Merkmale heraus. Das erste Merkmal ist die Gruppenidentifikation anhand bestimmter Eigenarten. Dies können Charakteristika wie Nationalität, Religion oder Haarfarbe sein und führen automatisch zu einer Abspaltung von der Eigengruppe. Als Zweites werden sämtliche Erkennungszeichen auf die ganze Gruppe verallgemeinert. Schließlich nennt Hinton die von selbst verlaufende Zuschreibung jener Merkmale auf Personen, die zu der abgespaltenen Gruppe zugeordnet werden. Sobald zum Beispiel festgestellt wird, dass eine Person aus Deutschland kommt, werden ihr die Attribute pünktlich, fleißig und humorlos zugeschrieben.[30] In diesem Kontext muss darauf verwiesen werden, dass sowohl positive (fleißig und pünktlich) als auch negative Stereotype (humorlos) hier noch möglich sind.[31]

Stereotype können also im Gegensatz zum Vorurteil positiv, negativ und neutral sein. Jens Förster spricht diesbezüglich von relativ emotionslosen Vorstellungen und vergleicht sie mit dem Begriff „Wissen“. Förster spricht von „kalten Wissen“ bzw. von emotionslosen Gedanken mit bestimmten Erwartungen, Bildern und Assoziationen über Menschengruppen während, Vorurteile bei ihm emotionale, persönliche, negative oder positive Urteile über Personengruppen sind.[32]

Die Begriffe Vorurteil, Stereotyp sowie soziale Diskriminierung können, dies sei nochmals betont, zum Dreikomponenten-Modell der Einstellung in Beziehung gesetzt werden, wobei das Vorurteil vorrangig den affektiven, das Stereotyp den kognitiven Aspekt und die soziale Diskriminierung das konkrete Verhalten pointiert.[33]

In der sozial-kognitiven Forschung werden Stereotype als Assoziation einer sozialen Gruppe mit typischen Eigenschaften definiert. Sie dienen wie Vorurteile der Vereinfachung von Urteilen, Handlungen und Wahrnehmungen einer immer komplexer werdenden Umwelt. Ähnlich wie bei Vorurteilen können Stereotype durch Erziehung, soziale Umwelt und Medien vermittelt werden und sind schwierig abzubauen. Sie sind also hinsichtlich ihrer Entstehung, Struktur und möglichen Dekonstruktion ebenso konzipiert wie Vorurteile – allerdings ohne den emotionalen Bewertungsaspekt, der bei Letzteren hervorsticht.[34]

1.2 Sozialpsychologische Vorurteilsforschung

Die jüngste Forschung aus sozialpsychologischer Perspektive um Andreas Zick von der Universität Bielefeld geht davon aus, dass Vorurteile soziale Einstellungen sind, die durch eine Wechselwirkung von individuellen Ursachen und Faktoren der sozialen Umwelt zustande kommen. Es besteht in der Forschung Einigkeit darüber, dass Vorurteile als soziale Einstellungen generalisierend und negativ in ihrer Wirkung sind. Fremdenfeindlichkeit ist dennoch kein Charakterzug, sondern eine erlernbare aber auch veränderbare Einstellung.[35]

Es kann festgehalten werden, dass Vorurteile affektive Komponenten aufweisen. Es sind bestimmte Einstellungen, die meistens negative Züge tragen und immer auf eine Bewertung des jeweiligen Gegenübers abzielen. Die hier entwickelten sozialen Kategorien werden direkt bewertet.[36]

1.2.1 Theoretische Einordnung des Begriffs „Vorurteil“

Die Vorurteilsforschung ist im Wesentlichen in die Psychologie, Soziologie und Sozialpsychologie einzuordnen. Hier wird allerdings nicht von Vorurteilen sondern differenzierter von Urteilen und Einstellungen gesprochen. Vorurteile sind im Unterschied zu Einstellungen unerwünscht. Es sind soziale Urteile, die gegen die Normen der Rationalität, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit verstoßen.[37]

Die Konzentration der sozialkognitiven Forschung liegt vorwiegend auf der Frage nach der Verarbeitung von Informationen unseres Gedächtnisses und wie diese sich auf unser Verhalten auswirken. Vorurteile beruhen auf stereotypen Wahrnehmungen. Oftmals werden sie als ein Teilbereich sozialer Einstellungen gegenüber bestimmten Objekten klassifiziert, die größtenteils negativ sind. Solche Objekte sind innerhalb der Vorurteilsforschung meist Personen, Personengruppen, ethnische Minderheiten oder soziale Aspekte wie Politik, Religion oder Schule. Positive Vorurteile sind hingegen selten.[38] Jede Einstellung beinhaltet allerdings nicht nur einen kommunikativen Aspekt zwischen der Eigen- und Fremdgruppe, sondern auch einen Beziehungsaspekt zwischen den einzelnen Gruppierungen, deren Beziehung aufgrund fehlender Kommunikation gestört ist.[39]

1.2.2 Vorurteilstheorien

Es existieren verschiedene Ansätze über Entstehung und Entwicklung von Vorurteilen, die Schlussfolgerungen über die Altersunterschiede zuließen. Diese Ansätze wurden an sozialpsychologische Auslegungen angelehnt und um die Entwicklungsperspektive erweitert. Sie unterscheiden sich bezüglich der Altersabschnitte, in denen Veränderungen von Vorurteilen feststellbar sind. Momentan wird von konflikttheoretischen, lerntheoretischen sowie von sozial-kognitiven, motivationalen und integrativen Ansätzen gesprochen, die im Folgenden erklärt werden.

Der konflikttheoretische Ansatz geht auf Arbeiten von Campbell (1965), der Theorie des realen Konfliktes, Sherif und seine Lagergruppen Experimente (1949, 1953, 1954) und Henri Tajfels Theorie der sozialen Identität (1982) zurück. Vorurteile werden hier aus Gruppenrivalitäten Konkurrenz- und Konfliktsituationen heraus erklärt.[40] Innerhalb dieser Theorie wurde herausgefunden, dass Gruppen dazu tendieren, die Eigengruppe über die Fremdgruppe zu stellen. Das Selbstwertkonzept definiert sich demnach über die Gruppenbildung, sodass eine Abwertung der Vergleichsgruppe geschieht um die Eigengruppe aufzuwerten. Damit dies problemlos geschehen kann, werden der Fremdgruppe innerhalb eines Abwertungsprozesses Stereotypen und Vorurteile zugeschrieben. So entsteht eine vermeintliche Bedrohung seitens der Fremdgruppe, woraufhin die Neigung negative Einstellungen zu entwickeln gesteigert wird. Vorurteile werden hier als Gefühlsreaktionen angesehen, die sich verstärken und durch eine negative Attribuierung der Fremdgruppe deutlich werden. Die Theorie des realen Konflikts wird durch die Theorie der sozialen Identität von Henri Tajfel modifiziert. Tajfel gelang es im Rahmen der Vorurteilsforschung den sozialen Kontext menschlichen Verhaltens und dessen Funktion als Knotenpunkt seiner Arbeit hervorzuheben. Seine Theorie der sozialen Identität beruht unter anderem auf der Kernthese, dass „nicht nur die individuelle Beziehung die soziale Interaktion beeinflusst, sondern auch die Beziehungen zwischen den Gruppen.“[41] Allein die Tatsache, dass in Gruppen eingeteilt wird, kann ausreichen die Eigengruppe gegenüber anderen Gruppen hervor zu heben und Feindseligkeiten entstehen zu lassen. Das jeweilige Sozialverhalten kann in verschiedenen sozialen Situationen „unabhängig von individuellen Unterschieden, unabhängig von den persönlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern in sozialen Gruppen und größtenteils unbeeinflußt von den temporären motivationalen Zuständen der beteiligten Individuen sein.“[42] Demzufolge bestimmt die jeweilige Gruppenmitgliedschaft das Verhalten von Menschen.[43]

Eine Abwertung oder Diskriminierung kann demnach schon allein durch die Zugehörigkeit zu einer Fremdgruppe entstehen, weswegen eine Konfliktsituation nicht zwingend notwendig sein muss.[44] Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass Tajfel in seinem Konzept der sozialen Identität davon ausgeht, dass das Selbstkonzept eines Individuums unter anderem von der positiven Bewertung der Eigengruppe abhängig ist, woraus wiederum eine negative Bewertung der Fremdgruppe daraus resultiert.[45]

Die lerntheoretischen Ansätze gehen davon aus, dass Stereotype und Vorurteile durch gesellschaftliche Prozesse im Zuge der Sozialisation eines Menschen entstehen. Sie können wie Wissen- und Lerninhalte erlernt werden. Hierbei wird kein Abwertungsmotiv vorausgesetzt, sondern die Tatsache, dass Jugendliche während eines Prozesses des sozialen Lernens Vorstellungen aus ihrer Umwelt übernehmen. Für diese Übernahme macht die Petersen, Lars Eric, Six, Bernd (Hrsg.) Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. Basel 2008. S. 64.

Lerntheorie gesellschaftliche Prozesse verantwortlich.[46] Die Wahrnehmung scheinbarer objektiver Eigenschaften wurde 1976 von David L. Hamilton und R.K. Gifford als Scheinkorrelation oder illusorische Korrelation bezeichnet. Dieses Lernen von angeblichen Zusammenhängen bestimmter Elemente geschieht auf der Grundlage einzelner Proben von Beobachtungen.[47]

Auch wenn das Verhalten einer Person aus einer bestimmten Situation heraus zu erklären ist, tendieren viele Menschen dazu das Erlebte zu verallgemeinern. Es kommt in diesem Fall durch ein fehlerhaftes Urteil zu einer Ergebnisverzerrung, ein Bias, der sich auf einen kognitiven Prozess bezieht. Hierbei werden zwei Ereignisse, die nichts miteinander zu tun haben, aufeinander bezogen und als Basis für ein Urteil geformt. Eine solche Fehlwahrnehmung geschieht durch vorurteilsgeprägte Erwartungen und führt meist zu einer Unter- oder Überschätzung des tatsächlichen Sachverhaltes.[48]

Hinzu kommen für Hamilton noch das „gemeinsame Auftreten von distinkten Reizen bzw. Ereignissen“[49], bei denen aus eben diesen nur die negativen Aspekte oder ungewöhnlichen Auffälligkeiten (z. B. Hautfarbe) in Erinnerung bleiben. Zwei zufällig aufeinander- oder zusammenfallende auffällige Ereignisse, die sich auf eine Gruppe beziehen, werden demzufolge meist überschätzt. Durch die Wahrnehmung objektiv nicht existierender Zusammenhänge kommt es also zu einer Fehlinterpretation der Ereignisse. Sind bereits Vorurteile vorhanden, wirken die Ereignisse verstärkend. Diese Korrelationen sind wiederum nur schwer wieder rückgängig zu machen, da sie generalisierend wirken, negative Informationen vorrangig speichern und abrufbar machen.[50]

Hamilton und Gifford stellten zwei unterschiedliche Verarbeitungsprozesse bei der Bildung von Eindrücken fest, den On-line und memory-based Verarbeitungsprozess. Während der On- line Verarbeitungsprozess den Fokus darauf legt, wie das gewöhnliche Verhalten einer Person zu betrachten ist, um ein konsistentes Bild der Einzelperson aufzubauen, findet die Eindrucksbildung bei dem memory-based Prozess dahingehend statt, dass das meist vorkommende Merkmal bei einzelnen Gruppenmitgliedern im Gedächtnis gespeichert und abrufbar wird.[51]

Um einen On-line Verarbeitungsprozess zu fördern, schlagen Hamilton und Gifford vor, innerhalb bestimmter Situationen, in denen es zu ersten Eindrücken kommt, Menschen dazu anzuhalten, die Gruppenmitglieder einzeln sowie individuell zu betrachten und nicht im Kollektiv. Weiterhin schlagen sie regelmäßigen Kontakt der einzelnen Gruppen zueinander sowie eine Veränderung des Medieninformationssystems vor, welches ihrer Auffassung nach den Fokus zu sehr auf die negativen Auffälligkeiten bestimmter Gruppen legt und Positives außer Acht 1ässt.[52]

Ein Beispiel hierfür ist die von Eagly und Steffen 1984 festgestellte Verstärkung traditioneller Rollenverteilung. Zu dem damaligen Zeitpunkt war der Anteil von Frauen auf Managerpositionen gering. Sie waren stattdessen vermehrt in Verwaltungs- und Pflegeberufen tätig, in denen der Männeranteil wiederum gering war. Hieraus wurde der Schluss gezogen, dass Frauen weniger Führungsfähigkeiten besäßen als Männer. Nicht berücksichtigt wurde innerhalb dieser Urteilsfindung allerdings, dass die Frauen innerhalb des Verwaltungs- und Pflegebereiches gute Führungseigenschaften aufwiesen und die Geschlechterverteilung auf die Berufsbereiche unterschiedlich war.[53]

Auch wenn die genauen Mechanismen, die zur Wahrnehmung derartiger Fehleinschätzungen von Zusammenhängen in der sozialen Umwelt führen, noch nicht abschließend geklärt sind, so ist doch deutlich, dass derartige Phänomene wesentlich zur Bildung von Stereotypen über neue Gruppen und zur Aufrechterhaltung bestehender Gruppenstereotype und Vorurteile beitragen können.[54]

Im Rahmen der sozial-kognitiven Ansätze wird zwischen drei Theorien unterschieden. Die an Aboud (1988) angelehnte sozial-kognitive Entwicklungstheorie, die Developement Intergroup Theory nach Bigler und Liben (2006, 2007) sowie der Social-Cognitive Domain Theory nach Judith G. Smetana (2006). Sie sind Ausdruck der Unfähigkeit, die eigene Umwelt differenziert wahrzunehmen und nicht emotional bedingt.[55]

Sozial-kognitive Entwicklungstheorie (Aboud 1988)

Nach der sozial-kognitiven Entwicklungstheorie beeinflussen die kognitiven Anlagen eines Kindes dessen Vorurteilsstruktur. Die Zunahme an sozial-kognitiven Fähigkeiten führt zu einer Abnahme von Vorurteilen im Alter. Kleine Kinder bewerten nach Aboud in selbstbezogenen affektiven Prozessen die Personen in ihrem Umfeld nur danach, wie sie für ihre Bedürfnisbefriedigung nützlich sind. In der mittleren Kindheit werden erste Unterschiede zwischen den Menschen der sozialen Umwelt seitens des Kindes festgestellt. Diese extreme Kategorisierung liegt nach Aboud in dem Bedürfnis nach klaren sozialen Kategorien. Andersartigkeiten werden demnach als falsch gewertet, weil sie unbekannt sind. Erst im Grundschulalter, in der Übergangsphase von der nach Piaget benannten voroperationalen zur konkret operationalen Form des Denkens, sind Kinder in der Lage verschiedene ethnische Gruppen wahrzunehmen. „Die sozial-kognitive Entwicklungstheorie nimmt einen Anteil von Vorurteilen zwischen früher und mittlerer Kindheit sowie einen Abfall von Vorurteilen im Verlauf des Grundschulalters als Folge steigender kognitiver Fähigkeit an.“[56]

Problematisch an Abouds Theorie ist die Tatsache, dass lediglich Aussagen über ethnische Vorurteile gemacht und andere Fremdgruppen sowie deren Bewertung ausgeklammert werden. Die Annahme, dass Vorurteile sich in den verschiedenen Altersgruppen unterscheiden, basiert auf kognitiven Entwicklungen und Mechanismen. Demnach müsste über die verschiedenen Reichweiten von Vorurteilen eine Entwicklung festgestellt werden können.[57]

Development Intergroup Theory (Bigler & Liben 2006, 2007)

Laut der Development Intergroup Theory konstruieren sich Kinder mithilfe ihrer eigenen kognitiven Raster Vorurteile, um sich in ihrer sozialen Welt zurecht zu finden, und übernehmen sie nicht einfach von der sozialen Umwelt. So schaffen sie eine Plattform für das Aufkommen von Vorurteilen. Meist werden zunächst äußere Merkmale wie Geschlecht oder Hautfarbe oder eben solche wahrgenommen, die in der Eigengruppe gar nicht oder eher selten vorkommen. Auch die übermäßige Verwendung bestimmter Gruppenmerkmale beeinflusst Kinder, eine Unterscheidung der Menschen vorzunehmen. Die Tendenz zur Stabilisierung wird von Bigler und Liben ebenso betont wie die Funktion der Filterung, durch welche die Wahrnehmung und Bewertung neuer Information vorgenommen wird. Hierbei erinnern sich Kinder eher an Informationen, die mit dem Vorurteil konform gehen als an widersprechende, dass Vorurteil eventuell auflösende Aspekte. Der Vorteil der Development Intergroup Theory im Gegensatz zur sozial-kognitiven Theorie liegt in ihrer Offenheit anderen Gruppen gegenüber. Allerdings werden weder entwicklungstheoretische Aspekte berücksichtigt noch werden die verschiedenen Entwicklungsstufen der Altersklassen bei Vorurteilen oder die moralischen Fähigkeiten von Jugendlichen berücksichtigt.[58]

Social-Cognitive Domain Theory

Hinsichtlich des Jugendalters integriert die Social-Cognitive Domain Theory (SCDT) die moralische Sozialisation. Vorurteile beruhen hiernach auf sozial-kognitiven Prozessen, die sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen, sogenannten Domänen wie den Menschenrechten (moralische Domäne), gruppeninternen Regeln der Eigengruppe (sozial- konventionelle Domäne) oder persönlichen selbsterstellten Regeln (persönliche Domäne). Jugendliche verfügen über Wissen aus allen drei Regelbereichen und ziehen für die Beurteilung der eigenen sozialen Umwelt aus allen Domänen Aspekte heran und koordinieren sie. Demnach können Jugendliche grundsätzlich der Auffassung sein, dass Homosexualität einer natürlichen Sexualität entgegen steht und damit falsch ist (konventionelle Domäne). Gleichzeitig können sie aber gegen eine Sanktionierung sein, da sie dies als eine Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte ansehen (moralische Domäne).[59]

Je älter und sicherer Jugendliche hinsichtlich ihrer sexuellen Entwicklung werden, desto toleranter gehen sie mit dem Thema Homosexualität um. Die SCDT geht auf die moralische Entwicklung und die Abhängigkeit vom sozialen Kontext bei Vorurteilen ein. Allerdings bleibt sie in ihren Annahmen vage und es fehlt eine systematische Erklärung zur Frage nach dem Erwerb von Vorurteilen.[60]

Social Identity Developement Theory

Neben kognitiven Prozessen müssen weiterhin noch innere Ursachen für die Entstehung von Vorurteilen betrachtet werden. Ausgangspunkt hierfür ist die Theorie der sozialen Identität von Tajfel. Der hier aufgeführte positive Selbstwert wird sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern aufgeführt und im Rahmen der Social Identity Developement Theory (SIDT ) von Drew Nesdale (1999, 2000, 2001) aufgenommen. Nesdale geht von vier Entwicklungsstufen von Vorurteilen im Kindesalter aus. Ab dem dritten Lebensalter beginnen Kinder ethnische Unterschiede wahrzunehmen, um im Verlaufe des vierten und fünften Lebensjahres Wissen darüber zu entwickeln, dass es sowohl positive und negative Bewertungen dieser Gruppen gibt. Ab hier beginnt bereits eine Bevorzugung der Eigengruppe, allerdings muss darauf verwiesen werden, dass Kinder in diesem Alter noch keine ausdrückliche negative Bewertung von bestimmten Gruppen vornehmen, sondern lediglich die Eigengruppe positiv bewerten, welche auch von den Eltern positiv bewertet wird. Kinder bilden nach Nesdale keine Vorurteile vor dem siebten Lebensjahr aus, weil ihnen die ausreichende Wissensbasis und die soziale Motivation hierfür fehlen. Vorurteile können demnach erst entwickelt werden, wenn ein eigenes Konzept der ethnischen Gruppenzugehörigkeit vorhanden ist. Für Nesdale überwiegen die motivationalen Gründe von Vorurteilen, die kognitiven und sozial-kognitiven, da Kinder und Jugendliche der eigenen Gruppenzugehörigkeit mehr Bedeutung beimessen als dem erworbenen Wissen.

Schwachpunkt der SIDT ist allerdings, dass sie sich, ähnlich wie Abouds Theorie, lediglich auf ethnische Vorurteile bezieht.[61]

Integrative Developement Contextual Theory

1997 forderte Andreas Zick ein Modell, „dass die verschiedenen Theorien integriert“[62]. Schließlich ist noch auf den integrativen Ansatz von Daniel Bar–Tal und Yona Teichman aus dem Jahr 2005 zu verweisen. Sie beziehen in ihrer Integrative Developement Contextual Theory für jede Altersgruppe sowohl motivationale, kognitive, soziale und kontextuelle Einflüsse ein. Dennoch beschränken auch sie sich lediglich auf ethnische Vorurteile. Sie gehen von einer nicht linearen Entwicklung in Bezug auf die Veränderung negativer

Bewertungen von sozialen Fremdgruppen aus, deren Höhepunkt in der mittleren Kindheit und im mittleren Jugendalter liegt.[63]

Aufgrund sich stark verändernder kognitiver Fähigkeiten sinken negative Bewertungen gegenüber der Fremdgruppe im Grundschulalter wieder ab, steigen in der früheren und mittleren Adoleszenz jedoch aufgrund einer destabilisierenden sozialen Identität und eines beeinträchtigten Selbstwertes wieder an. Reifungsbezogene Veränderungen und die Moralentwicklung tragen schließlich zu einer Stabilisierung der sozialen Identität und einem Abfall von Vorurteilen in der späteren Kindheit bei.[64]

Die hier dargestellten Theorien nennen verschiedene Gründe für Vorurteile, die alle ihre Berechtigung haben. Hierbei ist der integrative Ansatz von Bar – Tal und Teichmann der meiner Auffassung nach Umfassendste, da er mehrere Einflüsse sowie das Auf und Ab von Vorurteilen berücksichtigt. Eine Erweiterung des integrativen Ansatzes von ausschließlich ethnischen auf alle Formen von Vorurteilen wäre wünschenswert, damit vor dem Hintergrund dieses Ansatzes umfassend gearbeitet und geforscht werden kann. Dies ist insofern sinnvoll, da bereits deutlich geworden ist, dass Vorurteile komplexe negative Einstellungen sind, die nicht aus einer Perspektive, sondern aus mehreren betrachtet und untersucht werden müssen.

1.2.3 Entstehung und Struktur von Vorurteilen

Gordon Allport stellte als einer der Ersten 1954 die Frage nach der Entstehung und den Gründen von Vorurteilen beziehungsweise deren Entwicklung in der Pubertät. Für ihn stehen die Lernprozesse im Vordergrund, in denen heranwachsende Jugendliche ihre bisherigen Einstellungen, die sie aus ihrem Elternhaus übernommen haben, überdenken und mit ihrer eigenen Persönlichkeit in Einklang bringen wollen. Wenn die Pubertät naht und der Prozess des Erwachsenwerdens langsam heranrückt, werden die bisherigen Einstellungen neu organisiert. Diese pubertären Prozesse nennt er Konditionierung, selektive Wahrnehmung und Vollständigkeit, Lernen der instrumentellen Funktion, das Bedürfnis nach Status sowie Kaste und Klasse und deren instrumentelle Funktion.[65]

Während der Konditionierung kommt es bei Kindern meist zu einer erschreckten Reaktion, wenn in einer eigentlich vertrauten Situation etwas Ungewohntes geschieht, was dem Kind Angst einflößt. Die für Kinder biologisch nachvollziehbare Reaktion der Ablehnung auf alles Unbekannte, was unheimlich erscheint, setzt sich in ihrem Gedächtnis fest und bleibt meist bis in das Erwachsenenalter bestehen. Eine solche Überverallgemeinerung (totale Ablehnung) einer ganzen Gruppe hat meist ein starkes Erlebnis als Hintergrund, bringt allerdings auch Schwierigkeiten aufgrund der bereits erwähnten Verallgemeinerung mit sich. In diesem Kontext stellt sich Allport die Frage, wie sich aus einer Einstellung ein Vorurteil entwickelt? Eine entscheidende Rolle spielen hierbei Vorausbedingungen wie das Elternhaus, bisherige Konditionierungen oder im sozialen Umfeld eines Kindes gebrauchte linguistische Bezeichnungen, welche alle zusammen eine Richtung vorgeben, in die Ordnungen, Haltungen und Tendenzen gehen. Sie bestimmten zu einem Großteil den Prozess der selektiven Wahrnehmung, sodass sich eine angeblich logische Vervollständigung der Einstellung geschieht.[66]

Dennoch können nicht ausschließlich die einzelnen Vorausbedingungen als Begründung für Vorurteile genannt werden, sondern auch deren Funktion für das jeweilige Individuum. Haben das Elternhaus oder andere Menschen im sozialen Umfeld eines Menschen eine Bedeutung, so werden deren Einstellungen eher übernommen als jene von Menschen, die keine Rolle im Leben der einzelnen Personen spielen. Allport formuliert folgendes Gesetz hierzu: „Es besteht eine Tendenz zum Erwerb von ethnischen Einstellungen, die mit dem wie immer gearteten Selbstbild des Individuums übereinstimmen.“[67] Als Gründe für die Entstehung von

Vorurteilen nennt er zum einen das Bedürfnis nach Status und zum anderen die Begriffe Kaste und Klasse. Grundsätzlich hat die Mehrheit der Menschen den Wunsch nach einem persönlichen Status, der ihn in seiner Umwelt sozialisiert und ihm die Möglichkeit gibt, sich zu orientieren. In diesem Zusammenhang nennt Allport die in allen Gesellschaften bestehenden sozialen Klassen, welche sich in ihrer Ausformung her zwar unterscheiden, im Prinzip aber den gleichen Hintergrund aufweisen, nämlich die Abgrenzung bestimmter sozialer Gruppen voneinander. Im Unterschied zu dem Begriff Kaste, ist eine soziale Bewegung innerhalb der Klassen allerdings möglich. Weiterhin rufen Klassenunterschiede nicht unbedingt Vorurteile hervor, sondern stellen vielmehr ein Potenzial dar, das hierzu einlädt aber nicht zwangsweise übernommen werden muss.[68]

Das Denken in Kategorien setzt sich bei den meisten Menschen fest und ist ein natürlicher Prozess der Wahrnehmung neuer Reize und Personen im eigenen Umfeld. Klauer spricht hier von sozialen Kategorien, von denen wir viele vorzuweisen haben. Demzufolge werden Menschen nach bestimmten Merkmalen wie Haarfarbe, Geschlecht oder auch religiöse Zugehörigkeit und Parteimitgliedschaft eingeordnet. Die Kategorien können in sich nochmals in verschiedene Subkategorien eingeteilt werden, sodass zum Beispiel in der Kategorie des Europäers Subkategorien wie Deutsche, Engländer, Franzosen und so weiter gebildet werden.[69]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach Tobias Raabe gibt es drei sozial- und kognitionspsychologische Gründe weshalb Vorurteile existieren: den Ethnozentrismus, die konstruierte Wahrnehmung und die Kategorisierung. Der Ethnozentrismus „bezeichnet eine politische Einstellung, welche die Werte (z. B. Religion) und die Besonderheiten (z. B. Hautfarbe) der eigenen Volksgruppe (Ethnie) über die anderer Völker stellt bzw. zur Bewertungsgrundlage nimmt.“[70] Bezogen auf die Vorurteile ist hiermit gemeint, dass die Mitglieder einer Gruppe untereinander loyale Beziehungen und eine feindlich gesinnte Einstellung zur Fremdgruppe haben, um die Eigengruppe aufzuwerten. Walter Lippmann erklärte 1949 die konstruierte Wahrnehmung damit, dass unser Gehirn die Funktion besitzt Inputs zu filtern. Würden wir alle Informationen und Reize unserer Umwelt wahrnehmen, würde unser Gehirn überlastet werden, sodass keine Eindrücke mehr aufgenommen werden könnten. „We are told about the word before we see it. We imagine things, before we experience them. And those preconceptions, unless education has made us acutely aware, govern deeply the whole process of perception.”[71] Beispielhaft hierfür sind sogenannte illusorische Bilder. Auf dem folgenden Bild ist offenbar ein Gesicht abgebildet. Bei näherer Betrachtung kann jedoch festgestellt werden, dass dieses Gesicht aus den englischen Wörtern „Peace“ und „War“ besteht. Für Lippmann steht hiernach fest, dass wir Informationen, die wir aufnehmen, ordnen, um anschließend ein Musterbild zu entwickeln, das jederzeit abrufbar ist.[72]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung von: http://www.marcofolio.net/other/15_cool_word_illusions.html Stand 10.04.2013

Ein weiteres Beispiel hierfür ist Folgendes: Zählen sie im folgenden Text die „F“s und wiederholen sie den Vorgang ein bis zweimal:

“FINISHED FILES ARE THE RESULT OF YEARS OF SCIENTIFIC STUDY COMBINED WITH THE EXPERIENCE OF YEARS.”

Beim ersten und zweiten Zählen kommen die meisten Probanden auf drei Fs. Tatsächlich sind es aber sechs. Auch bei diesem Test filtert unser Gehirn das kleine Wörtchen „of“ und nimmt lediglich die Fs der Wörter Finished, Files und Scientific wahr.[73]

Warum funktioniert unsere Wahrnehmung im Gehirn so selektiv? Unser Gehirn gibt bei jeder Aktivität Signale von einer zur nächsten Nervenzelle. Dabei kann es passieren, dass mehrere Reize auf die einzelne Zelle einwirken, sodass das Gehirn über ein Hemmsystem verfügt, durch welches aus mehreren Signalen ein präzises entsteht. Dieses System funktioniert wie ein Filter, der nur wichtige Impulse durchlässt. „Das bringt gezielte neuronale Muster hervor, die für die Speicherung im Langzeitgedächtnis unerlässlich sind.[74]

Wie funktioniert dieses Kontrollsystem nun genau? Bekannt ist, dass das System sehr wichtig bei Lernvorgängen ist. […] Wissenschaftler untersuchten Nervenzellen des Hippocampus. Das ist eine Gehirnregion, die eine entscheidende Rolle bei der Gedächtnisbildung spielt. Ob beim Lernen oder Erinnern – Informationen werden im Gehirn durch Nervenimpulse verarbeitet. Eingehende Signale gehen als erregende Signale in die Nervenzelle ein. Dort werden sie in verästelten Zellfortsätzen, den Dendriten verarbeitet, und selektiv an nachgeschaltete Zellen weitergeleitet. Dabei dienen die Dendriten als effiziente Verstärker hoch präziser Signale.[75]

So wird im Gehirn gesichert, dass bestimmte, möglicherweise für Lernen und Gedächtnis besonders relevante Signale, zuverlässig weitergeleitet werden woraus sich definierte Aktivitätsmuster ergeben, die regelmäßig wiederholt werden.[76]

Laut Juliane Degner kann nach wie vor nicht eindeutig beantwortet werden, wie Vorurteile entstehen. Degner, Mitglied der DFG-Forschergruppe „Diskriminierung und Toleranz“, ist der Auffassung, dass der Mensch mit der Fähigkeit geboren wird, zwischen der eigenen und einer fremden Gruppe zu unterscheiden.[77] Für viele Menschen sind Vorurteile wichtig. Sie erfüllen eine Wissens- und Anpassungsfunktion und bilden damit Orientierungs- und Steuerungsprogramme, besonders in einer Umwelt, die uns objektiv betrachtet nicht zugänglich erscheint.[78]

Vorurteile sind eine Art Wissensersatz, der uns das Unverständliche und Unüberschaubare vereinfacht, definiert, differenziert, strukturiert und erklärt. Die Realität wird trotz des Unwissens kategorisiert und verständlich. Gegebenenfalls werden objektive Wahrheiten uminterpretiert.[79] Allerdings sind Vorurteile keine individuell ausgedachten Erfindungen, sondern ein Lernprozess der alltäglichen und sozialen Wechselwirkungen innerhalb der unterschiedlichen Eigengruppen. In den jeweiligen Eigengruppen herrschen die gleichen Vorurteile, sodass in der Ingroup Konflikte vermieden und die Entfremdung zu den Outgroups stärker wird. Hierbei ist es nicht erforderlich, dass Vorurteile logisch sind, da sie einfache Widersprüche leicht 1ösen können.[80]

Neben der Wissens- und Anpassungsfunktion erfüllen Vorurteile noch eine Selbstdarstellungs- und Selbstbehauptungsfunktion. Das Unwissen über einen bestimmten Sachverhalt benennt Bergler als Leerraum. Das Verhalten ist naiv, da ein Großteil der bisherigen Lebenswirklichkeit auf der Grundlage von Vorurteilen aufgebaut und bewältigt worden ist. Von dieser Grundlage aus werden bestimmte Standpunkte entwickelt, woran schließlich gemessen wird, wie die Umwelt beurteilt und bewertet. Damit dienen Vorurteile der eigenen Selbstregulierung.[81]

Die Entstehung von Vorurteilen kann automatisch ablaufen. Sobald eine Person wahrgenommen wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie von ihrem Gegenüber nach äußeren Merkmalen wie Geschlecht, Haarfarbe, Hautfarbe oder Alter in eine bestimmte soziale Gruppe eingeordnet wird. Lange wurde in der Sozialpsychologie davon ausgegangen, dass die Prozesse der Kategorisierung, der damit einhergehenden Stereotypisierung und sich herausbildenden Entwicklung von Vorurteilen automatisch erfolgen und demzufolge unausweichlich sind. Von einer Vollautomatisierung auszugehen, wäre jedoch zu einfach. Es spielen noch weitere Randbedingungen eine wichtige Rolle, ob überhaupt ein Vorurteil entstehen kann. Bei einer bereits vorhandenen kognitiven Belastung oder einer nur kurzen Wahrnehmung einer Person in einer bestimmten Situation fallen solche Kategorisierungsprozesse schwächer aus. Angenommen eine 26jährige Person, Luise, befindet sich zum Beispiel in einem Supermarkt, gerät in Zeitnot und an der Kasse würde eine älterer Mensch, der vor ihr steht, 1änger für das Einpacken und Bezahlen braucht als Menschen in Luises Alter, würde die Person von Luise wesentlich negativer bewertet werden, als wenn sie nicht Zeitnot wäre. Unter Zeitnot würde er vermutlich mit negativen Attributen wie „Ältere sind immer langsam und halten alle anderen auf“ versehen werden, während nicht vorhandener Zeitmangel vermutlich dazu führen würde, dass die Langsamkeit nicht wahrgenommen und deswegen nicht bewertet wird.[82]

Viele Stereotype enthalten noch weitere Unterkategorien mit einer Vielzahl von Inhalten, die sich in ihrer Bewertung allerdings unterscheiden. Die gleichzeitige Aktivierung verschiedener Kategorien ist zwar theoretisch möglich, aber unwahrscheinlich, da sie zu viele Informationen auf einmal aktivieren würde, sodass ein einfaches Urteil, wie es charakterisierend für Vorurteile ist, nicht entstehen könnte.[83]

Andreas Zick spricht von drei prozessartigen Schritten zur Entstehung eines Vorurteils. Schritt 1 ist die bereits bei Allport und Degner erläuterte zur Orientierung beitragende Kategorisierung der materiellen und menschlichen Umwelt, unter anderem in Eigen- und Fremdgruppe. Innerhalb einer solchen Kategorisierung ist zunächst keine Wertung vorgenommen worden. Schritt 2 ist die Stereotypisierung, unter der wir Mitgliedern bestimmter Gruppen, angeblich gruppenspezifische Merkmale zuschreiben, ohne zu berücksichtigen, dass sich die Individuen dieser Gruppe voneinander unterscheiden können oder von den gruppenspezifischen Merkmalen keines aufweisen (S.o. Lippmann). Auffallend ist hierbei, dass wir uns selbst stereotypen Eigenschaften zuordnen. Schritt 3 ist der entscheidende, da hier dass bisher vermeintlich harmlose Stereotyp bewertet und somit zu einem Vorurteil wird. In der Regel geschieht durch diese Abwertung der Fremdgruppe eine Aufwertung der Eigengruppe und somit eine Bestätigung der eigenen positiven sozialen Identität.[84]

Einmal entstanden lassen sich Vorurteile nur schwer wieder abbauen, da sie äußerst widerstandsfähig sind, auch wenn sie mit der eigentlichen Wahrheit konfrontiert werden. Bergler spricht von Schützengräben, von denen aus die eigene Realität verteidigt wird. Die Selbstbehauptungsfunktion verhindert, dass andere Informationen ignoriert werden, die Vorurteile dekonstruieren könnten, besonders wenn es um Wertesysteme geht, an die meist Emotionen gebunden sind. Bergler bezieht sich hier auf den von Mario Cranach, Martin Irle und Hermann Vetter im Jahr 1965 geprägten Begriff des Bumerang Effekts. Dieser beschreibt, wie Informationen an eine Person gelangen, die seinen Vorurteilen entgegenstehen. Anstatt einer Auflösung der eigenen Vorurteile geschieht genau das Gegenteil: nämlich eine Verhärtung. Werden also zentrale Wertvorstellungen direkt angegriffen, verfestigen sich die Ansichten, die ursprünglich überwundern werden sollten.[85]

Im Alltag kommt es immer wieder zu einer Konfrontation mit Gewinn und Verlustsituationen. Dies kann beim Sport oder in Ausbildungseinrichtungen bei Leistungsbewertungen vorkommen. Unabhängig davon in welchem Kontext diese Situationen vorkommen, auf der Verliererseite werden immer Emotionen wie Ärger oder auch Wut hervorgerufen, besonders wenn es in Kombination mit dem Gefühl in Erscheinung tritt, ungerecht behandelt geworden zu sein. Nach der Theorie des realistischen Konfliktes treten Vorurteile vor allem dann auf, wenn unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Interessen aufeinander treffen und somit eine Konkurrenzsituation entsteht.[86]

Allerdings muss nicht zwingend ein Konflikt vorliegen, um bei Menschen Vorurteile hervorzurufen. Meist reicht bereits die Kategorisierung in „Wir“ und „Die“ dafür aus. Dies ist die Grundannahme von Henri Tajfels Theorie der sozialen Identität. Nach dieser Theorie haben alle Menschen den Wunsch ein positives Selbstbild von sich zu haben. Dieses Selbstkonzept besteht aus zwei Komponenten, der persönlichen und der sozialen Identität. Die persönliche Identität setzt sich aus eigenen Leistungserfolgen zusammen. Demgegenüber fördert die soziale Identität das Selbstkonzept, wenn die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe das Individuum stolz machen kann.[87]

Die Eigengruppe wird der Fremdgruppe gegenüber vorgezogen, sodass eine Aufwertung des eigenen Selbstwertes die Folge ist. „Daraus kann man ableiten, dass ein bedrohter Selbstwert zu einer besonders starken Präferenz der eigenen Gruppe führen sollte und dass die Bevorzugung der eigenen Gruppe wiederum den eigenen Selbstwert steigert.“[88] 1997 führten Steven Fein und Steven J. Spencer eine Studie zur Bestätigung dieser Annahme durch, in der sie mit einigen Probanden einen Intelligenztest durchführten. Sie gaben diesen Personen dann entweder eine positive oder eine negative Rückmeldung. Daraufhin sollten sich die Probanden zwischen zwei Bewerberinnen, einer jüdischen und einer italienischen, für eine Arbeitsstelle entscheiden. Eine Vorbefragung hatte ergeben, dass die Probanden gegenüber jüdischen Personen eine eher negative Einstellung besaßen. Nach der Rückmeldung des Intelligenztests bewerteten die Probanden, welche eine negative Rückmeldung erhalten hatten, die jüdische Bewerberin wesentlich schlechter als die Italienische, während die Probanden mit der positiven Rückmeldung beide Bewerberinnen gleich beurteilten. Hinzu kam das Ergebnis, dass die Personen mit negativer Bewertung durch die Abwertung der jüdischen Bewerberin, also einer Person aus einer Fremdgruppe, zum Schluss einen gesteigerten Selbstwert aufwiesen.[89]

1.2.4 Merkmale von Vorurteilen

In den 70er Jahren ging die Forschung von einem „Dreikomponenten-Modell“[90] aus, das von einer kognitiven, affektiven und einer Verhaltensdimension ausgeht. Bergler hingegen nennt die folgenden sieben Merkmalen:

1. Die Gegenstandsbezogenheit, die verdeutlicht, dass jedes Vorurteil immer ein Verhältnis zwischen einer Person oder einer Gruppe zu einem bestimmten Objekt beschreibt, z.B. Personengruppen, Werte oder Institutionen.
2. Die Vielschichtigkeit: „Ein Vorurteil gegenüber einem Gegenstand äußert sich immer in einer mehr oder weniger großen Anzahl zugeordneter Eigenschaften.“[91] Hierbei kann die Komplexität je nach Sachverhalt variabel sein.
3. Der Systemzusammenhang: Vorurteile stehen immer in Beziehung zu etwas und weisen einen Gegenbegriff auf. Innerhalb eines Typensystems lassen sich abstrakte Oberbegriffe bilden, die wiederum innerhalb des Vorurteilsystems unterschieden werden. Die hier vorgenommenen Differenzierungen können je nach Situationseinordnung unterschiedlich gewertet werden. Als Beispiel könnte hierfür der Begriff „Raucher“ stehen. Dieser kann in „Pfeifen-“, „Zigarren-“ und „Zigarettenraucher“ unterteilt werden, welche wiederum in einzelne Marken und Herstellungsländer unterschieden werden können. Ein anderes Beispiel wäre der Begriff „ Die Deutschen“. Hier könnte in „Nord“-, „Ost“-, „Süd“- und „Westdeutsche“ unterschieden werden. Gleichfalls wäre es möglich die Norddeutschen in „Bremer“, „Hamburger“, „Friesen“ oder „Schleswig Holsteiner“ zu differenzieren. Vermutlich würde innerhalb der betreffenden Region nochmal unterschieden werden können.

Solche mehrdimensionalen Begriffe, die erneut mit Vorurteilen behaftet werden, stehen immer in Zusammenhängen. Die Gefahr der Generalisierung ist in diesem Kontext groß.[92]

4. Die Stabilität: Wie bereits an anderer Stelle erwähnt weisen Vorurteile, wenn sie einmal ausgebildet wurden, eine besondere Festigkeit auch im Hinblick auf ihre zeitliche Dauer auf und lassen sich nur schwer dekonstruieren. Sie widerstehen Veränderungsversuchen und sachlichen Argumenten erfolgreich. Genauso wie sie einen 1ängeren Zeitraum überdauern können, so langsam vollziehen sich auch deren Veränderungen. Vorurteile sind zusammenfassend Bezugspunkte in der Umweltbeurteilung, die zeitlich stabil sind und an denen der Mensch sich orientiert.[93] So haben zum Beispiel 18-jährige gegenüber Menschen über 30 bestimmte Vorurteile, die sich aber während des Prozess des Älterwerdens von selbst dekonstruieren.[94]

5. Die Gruppenbezogenheit: Kein Vorurteil entsteht von allein ohne eine Beziehung zu einem bestimmten Objekt. Meist werden sie innerhalb einer sozialen Gruppe weitergetragen und übernommen und führen zu einer Distanzierung von der Fremdgruppe gegenüber, die wiederum ein hohes Konfliktpotenzial in sich trägt. Vorurteile gelten immer nur innerhalb eines bestimmten Personenkreises. Allerdings unterscheiden sich die Vorurteilssysteme der verschiedenen Gruppen voneinander. Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass alle Deutschen die gleichen Vorurteile gegenüber Menschen türkischer Abstammung haben, sondern dass sich die jeweiligen Meinungen in ihren eigenen Vorurteilssystemen voneinander unterscheiden. Es würde eine homogene Gruppe benötigt werden, um herausfinden zu können, ob die vorhandenen Vorurteile in Struktur und Inhalt die gleichen sind. In diesem Kontext verweist bereits Bergler auf die nötige festzustellende Gruppenspezifität, um die unterschiedlichen Vorurteilssysteme identifizieren zu können.[95]

6. Die Gefühlsbestimmtheit: Eine Unterteilung in kognitive, affektive und verhaltensbezogene Aspekte von Vorurteilen wird beim Versuch einer Operationalisierung schwierig, da es problematisch ist, diese Komponenten voneinander zu trennen und zu bewerten. Um affektive Bestandteile eines Vorurteils zu messen, schlug Sherif 1965 die Messgrößen „Breite der Zustimmung“, „Breite der Ablehnung“ und „Breite der Indifferenz“ hinsichtlich eines bestimmten Sachverhaltes vor.[96]

7. Die Verhaltensbedeutsamkeit: Die sich hier stellende Frage ist die nach der Umsetzung der Vorurteile in das alltägliche Handeln. Sie als ausschließlich verbale Äußerungen anzusehen, wäre verfehlt. Die Frage ist nicht, ob Vorurteile und Verhalten aufeinander bezogen sind, sondern wann sie sich gegenseitig beeinflussen. Auf den Schulkontext bezogen kann die Frage danach gestellt werden, wann und unter welchen Bedingungen ein vorhandenes Vorurteil über eine bestimmte Personengruppe zu einer Form von schlechter Benotung führt? Es kann ausreichen, ein Negativbeispiel in einer Klasse vorzufinden, um eine Generalisierung für alle dieser Personengruppe Angehörigen vorzunehmen.[97]

Vorurteile erfüllen soziale Funktionen. Sie schaffen ein „Wir-Gefühl“, indem sie mithilfe gemeinsamer Einstellungen oder auch Ideologien eine Bindung zu einer Gruppe herstellen und bestimmte Handlungen rechtfertigen. Sie dienen der Erhaltung und Steigerung des Selbstwertes und legitimieren Hierarchien. So stellen sie zum Beispiel Erklärungen, weshalb einige Menschen im Wohlstand leben und andere hingegen nicht. Des Weiteren bieten Vorurteile den einzelnen Menschen eine Orientierung durch angebliches Wissen, z.B. traditionelle Stereotype, und können aufzeigen, wem vertraut werden kann und wem nicht, sodass wie von selbst Misstrauen zwischen den einzelnen Gruppen entsteht.[98]

1.2.5 Wirkung von Vorurteilen

Vorurteil überwinden das Nicht-Wissen, Nicht-Verstehen und das Unverständliche, weil sie vereinfachen. Sie sind das Resultat einer objektiv schwierigen, subjektiv aber notwendigen Verdeutlichung einer realen Reizvielfalt. Es ist für den sich immer wieder entscheiden müssenden Menschen, der sich durch hohe Reizzugänglichkeit auszeichnet, scheinbar wichtig, fremde Strukturen zu vereinfachen. „Schematische Vorstellungen von Sachverhalten und Kausalzusammenhängen (…) haben weiterhin noch einen Entlastungswert.“[99] Solche Schemata entlasten, da sie unsichere Situationen gar nicht erst zulassen, klare Stellungnahmen ermöglichen und jegliche Erfahrungen mit dem eigentlichen Sachverhalt verhindern. Bergler spricht hier von einer „typologischen Reizreduktion“[100], bei der das Instrument der Vereinfachung die Vielfalt an Informationen und Reizen nach Ähnlichkeit bewertet. Dieser Prozess 1ässt sich in sämtlichen Lebensbereichen des menschlichen Wesens feststellen. Beispielhaft hierfür ist die psychologische Typologie. Die Erscheinungsformen und Verhaltensweisen der Menschen sind heutzutage so vielfältig, dass mithilfe der typologischen Reduktion zum Beispiel eine individuelle Typologie von Frauen begrenzt wird und eine Überschaubarkeit hergestellt werden kann.[101] „Vorurteile sind das Resultat von Vereinfachungsprozessen, welche die Umwelt überschaubar machen und so Verhaltenssicherheit gewährleisten.“[102]

Vorurteile strukturieren demzufolge die eigene soziale Umwelt, machen sie verständlicher und für unser Verhalten vorhersehbarer. Eine Vielzahl von Studien belegten, dass die von uns als objektiv wahrgenommene Betrachtung der Welt insofern einen Streich spielt, da wir dazu neigen, das zu sehen, was wir sehen wollen beziehungsweise, was bereits in unseren Köpfen als Erwartungsrahmen vorhanden ist.[103]

Parallel zur Vereinfachung 1äuft die Verdeutlichung. Der prägnante Charakter von Vorurteilen ist dadurch gezeichnet, dass sie gut in Bildern darstellbar sind und einfach sowie deutlich auf einen Schlüsselreiz abzielen. Hierfür bieten sich bestimmte Bevölkerungstypen an, die typologisch überdeutlich dargestellt werden und im Folgenden von den Rezipienten gespeichert werden. Hierbei sind das Zeichnen von Extremen und die Polarisierung kennzeichnend. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Interklassen-Differenz, also von einer Verzerrung und Überzeichnung bestimmter angeblicher Merkmale.[104]

Als Beispiel führt Bergler hier die traditionelle politische Einteilung in Rechts und Links an, bei welcher Alltagshandeln ausreicht, um zwischen zwei Personen Streit entstehen zu lassen. Differenzierteres Wissen würde an dieser Stelle zu einer konstruktiven Debatte führen und die Freude am Konflikt verringern, der davon ausgeht, dass es keine Lösung für das Problem gibt, da beide Standpunkte durch Vorurteile gefestigt wurden und das Ziel hier nicht der Kompromiss, sondern die Konfrontation ist.[105]

Der Auslöser eines solchen Konfliktes ist meist durch ein gegenseitiges Urteil vorbelastet, sodass in jeder Aussage eine Verurteilung enthalten ist, die wiederum durch jene Überzeichnungen und Abgrenzung zur anderen Gruppen geprägt ist. Zwischen dem vereinfachenden, verdeutlichenden und verurteilenden Wirken sind dementsprechend Kausalzusammenhänge festzustellen. Das Eigentümliche dieser Konflikte ist, dass die jeweiligen Vorurteile der Eigengruppe gegenüber seitens der Fremdgruppe auf beiden Seiten meistens bekannt sind. So wird die Meinung des jeweils anderen als eine Meinung bestehend aus Vorurteilen wahrgenommen, die eigene hingegen als eine auf Tatsachen beruhende Auffassung betrachtet.[106]

Der Mechanismus der Verurteilung ist letztlich das Resultat der erlebten großen Ähnlichkeit der Meinungen und Vorureile innerhalb der eigenen Bezugsgruppe und erlebten großen Unterschiede zu den Mitgliedern der Außengruppe. Der Konflikt führt zur Verstärkung von Kontrast-Effekten, Konfliktlösungen beinhalten demgegenüber Assimilationseffekte.[107]

Eine weitere Wirkung von Vorurteilen ist die Verallgemeinerung. So werden einzelne individuelle Erfahrungen für allgemeingültig gehalten, Sprichwörter wie „Ausnahmen bestätigen Regel“ verstärken jene Verallgemeinerungen und einzelnen Bevölkerungsgruppen, Religionen oder Geschlechtern werden bestimmte Attribute zugeschrieben. In diesem Kontext kommen Formulierungen zustande wie „ die Deutschen“, „ die Türken“, „ die Muslime“, „ die Studenten“ oder „ die Eltern“, welche ohne Rücksicht auf die innergruppalen Differenzen verwendet werden, für viele Gültigkeit besitzen und ein stabiles System für unser Verhalten bietet, sodass jeder Einwand im Kern erstickt wird. Unser Verhalten ist durch den ersten Eindruck einer Person oder einer Situation konstituiert. Während vorurteilsbelastete Äußerungen oftmals unterdrückt werden können, sind Verhaltensweisen schwieriger zu kontrollieren.[108]

In diesem Kontext ist das Police Officer´s Dilemma von Joshua Correl, Bernadette Park, Charles Judd und Bernd Wittenbrink aus dem Jahr 2002 zu nennen. In diesen Studien fanden die Forscher heraus, dass in bestimmten Situationen unter Stressbedingungen die Bereitschaft auf einen Afroamerikaner zu schießen größer war als die Bereitwilligkeit auf einen weißen Amerikaner zu schießen. Der Einfluss der ethnischen Abstammung hatte hiernach einen enormen Einfluss auf die Entscheidung der Probanden.[109]

[...]


[1] Beelmann, Andreas, Jonas Kai J., Einleitung: Begriffen und Anwendungsperspektiven. In: Beelmann, Andreas, Jonas, Kai J (Hrsg.), Diskriminierung und Toleranz. Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven. Wiesbaden 2009. S. 20.

[2] Ustinov, Peter, Achtung Vorurteile. Hamburg 2006. S. 60.

[3] Im Folgenden wird nach dieser Abkürzung SuS stehend für Schülerinnen und Schüler im fortlaufenden Text zitiert.

[4] http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article4182227/Warum-wir-Vorurteile-nicht-loswerden- koennen.html [ Stand: 27.03.2013 Uhrzeit: 10:48 ].

[5] Ustinov, Peter, Achtung Vorurteile. Hamburg 2006. S. 19.

[6] Ebd.

[7] Vgl.http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article4182227/Warum-wir-Vorurteile-nicht-loswerden- koennen.html [ Stand: 27.03.2013 Uhrzeit: 10:48 ].

[8] Vgl. ebd.

[9] Als Fremdgruppe (Outgroup) werden die Gruppen bezeichnet, die außerhalb der Eigengruppe existieren und deren Gruppenmitglieder meist einen geringeren Status aufweisen, als die Mitglieder der Eigengruppe. Greitemeyer, Tobias, Sozialpsychologie. In: Leplow, B., v. Salisch, M., Grundriss der Psychologie. Stuttgart 2012. Band 18 S.111.

[10] Als Eigengruppe (Ingroup) werden die Gruppen bezeichnet, zu denen sich die einzelnen Personen zugehörig fühlen. Greitemeyer, Tobias, Sozialpsychologie. 2012. S. 111. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[11] Vgl. Zick, Andreas, Küpper, Beate, Hövermann, Andreas, Die Abwertung der Anderen. Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung. Berlin 2011. S.35 – 36.

[12] http://www.bpb.de/izpb/9680/was-sind-vorurteile [ Stand: 04.04.2013 Uhrzeit 18:23 ].

[13] Vgl. Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. Soziale Einstellungen, Vorurteile, Einstellungsänderungen. München 1996. 2. Auflage S. 80.

[14] Allport, Gordon W., Die Natur des Vorurteils. Köln 1971. S. 291.

[15] Vgl. ebd.

[16] Vgl. ebd. S. 303 – 306.

[17] Vgl. Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. 1996. S. 80. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[18] Vgl. ebd.

[19] Übersetzt nach Hau, Rita, Ender, Andrea, Pons Wörterbuch. Schule und Studium Latein. Stuttgart 2005. S. 705: Vorentscheidung, Präjudiz oder vorgefasstes Urteil.

[20] Horkheimer, Max, Über das Vorurteil. In: Arbeitsgemeinschaften für Forschung des Landes Nordrhein- Westfalen. Geisteswissenschaften. Heft 108 Opladen 1963. S. 14.

[21] Brown, Rupert, Prejudice. It´s social psychology. Oxford 1995. S. 7.

[22] Vgl. ebd. S. 3 – 9.

[23] Beelmann, Andreas, Jonas Kai J., Einleitung. 2009. S. 22. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[24] Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. 1996. S. 80.

[25] Greitemeyer, Tobias, Sozialpsychologie. 2012. S. 111.

[26] Vgl. Degner, Juliane, Meiser, Thorsten, Rothermund, Klaus. Kognitive und sozial-kognitive Determinanten: Stereotype und Vorurteile. In: Beelmann, Jonas, Kaus J., (Hrsg), Diskriminierung und Toleranz. Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven. Wiesbaden 2009. S. 76.

[27] Vgl. Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. 1996. S. 83 f.

[28] Bergler, Reinhold, Vorurteile und Stereotype. In: Heigl – Evers, Annelise (Hg.) Die Psychologie des 20. Jahrhunderts. Lewin und die Folgen. Sozialpsychologie Gruppendynamik Gruppentherapie. Band VIII München 1979. S. 238.

[29] Vgl. Ebd.

[30] http://www.sueddeutsche.de/politik/nationen-stereotype-in-europa-vorurteile-und-ihr-wahrer-kern-1.1267775 [ Stand: 09.04.2013 Uhrzeit: 12:02 ].

[31] Vgl. Hinton, Perry, Stereotypes, Cognition and Culture. East Sussex 2000. S. 6 f.

[32] Vgl. Förster, Jens, Kleine Einführung in das Schubladendenken – Über Nutzen und Nachteil des Vorurteils. München 2008. S. 18 – 20.

[33] Vgl. Güttler, Peter O. Sozialpsychologie. 1996. S. 86.

[34] Vgl. hierzu Degner, Juliane, Meiser, Thorsten, Rothermund, Klaus. Kognitive und sozial-kognitive Determinanten. 2009. S. 75 – 93. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[35] Vgl. Zick, Andreas, Küpper, Beate, Hövermann, Andreas, Die Abwertung der Anderen. 2011. S. 31 – 32.

[36] Vgl. Degner, Juliane, Meiser, Thorsten, Rothermund, Klaus, Kognitive und sozial-kognitive Determinanten. 2009. S. 76.

[37] http://www.bpb.de/izpb/9680/was-sind-vorurteile [ Stand: 04.04.2013 Uhrzeit 18:23].

[38] Vgl. Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. 1996. S. 80.

[39] Vgl. ebd. S. 80.

[40] Vgl. Lin, Susanne, Vorurteile überwinden – eine friedenspädagogische Aufgabe. Grundlegung und Darstellung einer Unterrichtseinheit. Weinheim 1999. S. 33 – 35.

[41] Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. 1996. S. 113.

[42] Ebd.

[43] Vgl. ebd. S. 113 – 115.

[44] Vgl. Lin, Susanne, Vorurteile überwinden. S. 36 – 37. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[45] Vgl. Schö1, Christiane, Stahlberg, Dagmar, Maass, Anne, Sprachverzerrung im Intergruppenkontext. In:

[46] Vgl. Lin, Susanne, Vorurteile überwinden. S. 38.

[47] Vgl. Meiser, Thorsten, Illusorische Korrelation. In: Petersen, Lars Eric, Six, Bernd (Hrsg.) Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. Basel 2008. S. 53 – 61.

[48] Vgl. Güttler, Peter O. Sozialpsychologie. 1996. S. 91.

[49] Vgl. ebd.

[50] Vgl. ebd. 91 – 97.

[51] Vgl. Güttler, Peter O. Sozialpsychologie. 1996. S. 96.

[52] Vgl. ebd.

[53] Vgl. Degner, Juliane, Meiser, Thorsten, Rothermund, Klaus, Kognitive und sozial-kognitive Determinanten. 2009. S. 78 – 79.

[54] Vgl. ebd. S. 79.

[55] Vgl. Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen im Kindes- und Jugendalter. Eine Meta-Analyse zu Altersunterschieden. Jena 2010. S. 25.

[56] Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen bei Kindern und Jugendlichen. 2010. S. 28. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert. Vgl. weiterhin Aboud, Frances, Children and Prejudice. New York 1988. S. 28 – 44.

[57] Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen bei Kindern und Jugendlichen. 2010. S. 29.

[58] Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen bei Kindern und Jugendlichen. 2010. S. 29 – 34.

[59] Smetana, Judith, Social-cognitive theory: Consistencies and variations in Children’s Moral and social judgment. In: Killen, Melanie, Smetana, Judith, (Hrsg.) Handbook of moral development. Oxon 2006. S. 121 – 123.

[60] Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen im Kinder- und Jugendalter. 2010. S. 36.

[61] Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen im Kinder- und Jugendalter. 2010. S. 37 – 39.

[62] Zick, Andreas, Vorurteile und Rassismus. Eine sozialpsychologische Analyse. Band 1 Berlin 1997. S. 211.

[63] Vgl. Raabe, Tobias, Entwicklung von Vorurteilen im Kinder- und Jugendalter. 2010. S. 40.

[64] Vgl. ebd.

[65] Vgl. Allport, Gordon W., 1971. S. 317. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[66] Vgl. Allport, Gordon W., 1971. S. 318 – 322.

[67] Vgl. ebd. S. 322.

[68] Vgl. ebd. S. 318 – 329.

[69] Klauer, Karl Christoph, Soziale Kategorisierung und Stereotypisierung. In: Six Bernd, Petersen Lars Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Basel 2008. S. 23.

[70] Schubert, Klaus, Martina Klein: Das Politiklexikon. Bonn 2011. 5. aktualisierte Auflage S. 91.

[71] Lippmann, Walter, Public Opinion. New York 1949. S. 89.

[72] Vgl. Lippmann, Walter, Public Opinion. 1949. S. 16f. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[73] http://www.feinheit.ch/blog/2008/08/01/5-psychotests-finde-heraus-wie-du-wirklich-tickst/ [ Stand: 10.04.2013 Uhrzeit: 15:54 ].

[74] Vgl. http://idw-online.de/de/news494764 [ Stand: 05.06.2013 Uhrzeit 14:26 ].

[75] Vgl. ebd.

[76] Vgl. ebd.

[77] Vgl. http://www.uni-kassel.de/upress/online/frei/978-3-89958-216-1.volltext.frei.pdf S. 31 f. [ Stand: 20.04.2013 Uhrzeit: 19:36 ].

[78] Vgl. Bergler, Reinhold, Vorurteile – erkennen, verstehen, korrigieren. Frankfurt am Main 1976. S. 104.

[79] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S. 105. Im Folgenden wird nach dieser Ausgabe unter Angabe der Seitenzahl im fortlaufenden Text zitiert.

[80] Vgl. ebd. S. 106 – 109.

[81] Vgl. ebd. S. 109 – 111.

[82] Vgl. Degner, Juliane, Meiser, Thorsten, Rothermund, Klaus, Kognitive und sozial-kognitive Determinanten. 2009. S. 76.

[83] Vgl. ebd. 80 – 82.

[84] Vgl. Zick, Andreas, Küpper, Renate, Hövermann, Andreas, Die Abwertung der Anderen. 2011 S. 32 – 35.

[85] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S.111 – 114.

[86] Vgl. Greitemeyer, Tobias, Sozialpsychologie. 2012. S. 114 – 115.

[87] Vgl. ebd. S. 116.

[88] Ebd. S. 117.

[89] Vgl. Greitemeyer, Tobias, Sozialpsychologie. 2012. S. 117 – 118.

[90] Güttler, Peter O., Sozialpsychologie. 1996. S. 81.

[91] Bergler, Reinhold, 1976. S. 127.

[92] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S.128 – 132.

[93] Vgl. ebd. S. 132 – 135.

[94] Vgl. ebd. S. 134 – 135.

[95] Vgl. ebd. S. 136 – 139.

[96] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S. 167 – 169.

[97] Vgl. ebd. S. 170 – 171.

[98] Vgl. Zick, Andreas, Küpper, Beate, Hövermann, Andreas, Die Abwertung der Anderen. 2011. S. 37 – 39.

[99] Bergler, Reinhold, 1976. S. 115.

[100] Ebd.

[101] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S. 115 – 117.

[102] Ebd. S. 117.

[103] Vgl. Degner, Juliane, Meiser, Thorsten, Rothermund, Klaus, Kognitive und sozial-kognitive Determinanten. 2009. S. 82.

[104] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S. 117 – 120.

[105] Vgl. ebd. S. 120.

[106] Vgl. Bergler, Reinhold, 1976. S. 122.

[107] Vgl. ebd.

[108] Vgl. ebd. S. 122 – 124.

[109] Vgl. hierzu weiterhin: Correll, Joshua, Park, Bernadette, Judd, Charles, Wittenbrink, Bernd. The police officer´s dilemma: Using ethnicity to disambiguate potentially threatening individuals. In: Journal of Personality and Social Psychology. Band 63 Heft 6 2002. S. 1 – 22. Online abgerufen unter:

Ende der Leseprobe aus 229 Seiten

Details

Titel
Denkmuster und Vorurteile bei Jugendlichen
Untertitel
Auswirkungen eines Unterrichtsversuchs zur Dekonstruktion von Stereotypen und Vorurteilen zum Islam auf Jugendliche einer 8. Klasse
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Erziehungswissenschaften)
Note
1,6
Autor
Jahr
2013
Seiten
229
Katalognummer
V305416
ISBN (eBook)
9783668039117
ISBN (Buch)
9783668039124
Dateigröße
21986 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
denkmuster, vorurteile, jugendlichen, auswirkungen, unterrichtsversuchs, dekonstruktion, stereotypen, vorurteilen, islam, jugendliche, klasse
Arbeit zitieren
Verena Blaum (Autor:in), 2013, Denkmuster und Vorurteile bei Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305416

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