Kind oder Karriere? Handlungserklärung nach der Wert-Erwartungstheorie


Hausarbeit, 2014

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 3

2. Das Wannenmodell sozialen Erklärens ... 4

3. Elternschaft im Wandel der Gesellschaft ... 5

4. Kinderlose Akademikerinnen – Aktuelle empirische Befunde ... 6

5. Kind oder Karriere? Handlungserklärung nach der WET ... 9
5.1 Die Alternativen ... 10
5.2 Die Folgen ... 10
5.3 Die Bewertungen ... 11
5.4 Die Erwartungen ... 12
5.5 Die Evaluation der Alternativen ... 12
5.6 Die Selektion ... 14

6. Fazit ... 15

7. Literatur ... 17

1. Einleitung

Die Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen ist eine viel diskutierte Debatte sowohl in den Medien, wie auch in der Wissenschaft. Elternschaft scheint nicht mehr Teil der Normalbiografie zu sein und somit entscheiden sich viele Frauen dagegen, Nachwuchs zu zeugen.

In dieser Arbeit soll mit Hilfe der Wert-Erwartungstheorie von Esser der Frage nachgegangen werden, warum sich überdurchschnittlich viele Akademikerinnen gegen die Geburt eines Kindes entscheiden. Esser (1999a) hat mit seiner Theorie den Anspruch, Handlungen verstehend erklären zu können und damit Aussagen über die Mikroebene, also die individuellen Handlungen, zu treffen. Er löst damit das Erklärungsproblem, gesellschaftliche Phänomene verstehen zu können, indem die Selektion von Alternativen durch die Akteure untersucht wird.

Im folgenden Kapitel wird zunächst das Wannenmodell sozialen Erklärens von Coleman und Esser veranschaulicht. Das Modell dient dazu, die einzelnen Schritte dieser Arbeit nachzuvollziehen. Im Anschluss an die Modellbeschreibung wird die Ausgangssituation des Phänomens der kinderlosen Akademikerinnen beschrieben (siehe Kapitel 3). Durch die Darstellung des Wandels in der Gesellschaft in Bezug auf die Familienstrukturen wird die Makroebene definiert. Das heißt, was kann den Anstieg der Kinderlosigkeit von Hochschulabsolventinnen beeinflusst haben. Ob jedoch überhaupt ein Anstieg zu beobachten ist, wird anhand des vierten Kapitel belegt. In diesem Abschnitt wird der soziale Tatbestand von überdurchschnittlich vielen kinderlosen Akademikerinnen mit aktuellen Daten empirisch überprüft. Ausgehend von dem Erklärungsproblem zwischen den beiden Makroebenen, der Ausgangssituation und dem sozialen Phänomen, wird in Kapitel 5 schrittweise die Logik der Selektion von Hochschulabsolventinnen mit Hilfe der Wert-Erwartungstheorie beschrieben. Im abschließenden Kapitel (siehe Kapitel 6) werden daraufhin noch einmal alle Ergebnisse zusammenfassend dargestellt um dann auf die Fragestellung einzugehen, warum sich überdurchschnittliche viele Akademikerinnen gegen die Geburt eines Kindes entscheiden. Nun folgt zunächst die Beschreibung des Wannenmodell sozialen Erklärens nach Coleman und Esser.

2. Das Wannenmodell sozialen Erklärens

Um erforschen zu können inwieweit die Umwelt die Individuen beeinflusst und wie es zu Veränderung der sozialen Tatbestände kommt, hat Esser (1991, 46) das Colemansche Wannenmodell weiterentwickelt (s. Abb. 1). Er bezieht sich auf die Logik der Situation, Selektion und Aggregation. Die Ausgangssituation auf der Makroebene ist in diesem Fall, dass Faktoren der Individualisierung und der Gleichberechtigung der Geschlechter zu einem Wandel der Gesellschaft geführt haben (siehe Kapitel 3). Die Logik der Situation beschreibt die Lage "in der sich die Akteure in einem gegebenen sozialen Gebilde befinden" (Esser 1991, 46) und durch Brückenhypothesen wird versucht den Einfluss dieser Situation zwischen der Makro- und Mikroebene zu analysieren. Die Logik der Selektion stellt den Kern der Rational Choice Theorie dar. Die Individuen müssen sich zwischen verschiedenen Alternativen entscheiden. In diesem Fall entscheiden sich die Akademikerinnen unabhängig voneinander für oder gegen die Geburt eines Nachkommens. Diese unabhängig voneinander getroffenen Entscheidung summieren sich auf und es kommt zu der Logik der Aggregation (siehe Kapitel 4). Das heißt, wenn sich viele Akademikerinnen aufgrund verschiedener Faktoren entscheiden kein Kind zu bekommen, dann entsteht ein Geburtenrückgang auf der Makroebene.

Das Wannenmodell verdeutlicht, dass Veränderungen bzw. Beziehung auf der Kollektivebene nur durch die Analyse der Individualebene erklärt werden können (vgl. Miebach 2010, 398).

Im FolgendeIm Folgenden werden zunächst die Logik der Situation und Aggregation für die Frage nach den Lebensentwürfe junger Akademikerinnen beschrieben, um daraufhin im fünften Kapitel die Logik der Selektion, also die Frage 'Kind oder Karriere?' mit Hilfe der Wert-Erwartungstheorie zu erklären.

[Dies ist eine Leseprobe. Grafiken und Tabellen sind nicht enthalten.]
Abbildung 1: Das Wannenmodell sozialen Erklärens nach Coleman und Esser (eigene Darstellung an Anlehnung an: Rosa et al. 2007, 246)

3. Elternschaft im Wandel der Gesellschaft

Durch starke Veränderungen von politischen und gesellschaftlichen Systemen geht man heutzutage davon aus, dass kein selbstverständlicher Zusammenhang mehr zwischen Frau und Mutterschaft besteht. Doch was beeinflusste diese Entwicklung?

Die fünfziger und sechziger Jahre beschreibt man in der Familienforschung als das 'goldene Zeitalter der Familie', denn die Normalbiografie sah wie folgt aus: love – marriage – baby carriage. Weibliche und männliche Fähigkeiten waren genau definiert und man spricht auch von einer Hochphase der Geschlechterrollen. Für Frauen war die Mutterschaft keine Option, sondern eine Selbstverständlichkeit. Während ihr Mann sich um den Unterhalt kümmerte, war sie für den privaten Bereich verantwortlich und dazu zählte zweifellos auch die Geburt mindestens eines Kindes (vgl. Beck-Gernsheim 2006, 85f.).

Nach dieser Hochphase der Ehe und Familie kam es durch mehrere Faktoren langsam zu einem Wandel. Durch die Bildungsreform galt die Bildungsbenachteiligung von Mädchen nicht mehr als selbstverständlich, sondern wurde vor allem von der Politik als soziales Problem angesehen, welches gelöst werden musste. Durch diese Veränderung kam es zu einer 'stillen Revolution', denn für Frauen ergaben sich dadurch mehr Handlungsmöglichkeiten in biografischer, sozialer und politischer Hinsicht. Damit einhergehend konnten sie sich durch die bessere Bildung mehr mit ihrer eigenen Lage auseinandersetzen und die Frauenbewegung hatte den Anspruch die Rolle der Frau und ihr Verhältnis zur Familie zu verändern. Ein weiterer Einfluss, der die Logik der Situation näher beschreibt, ist, dass der Anteil der erwerbstätigen Frauen immer mehr ansteigt. Der eigene Verdienst fördert bei vielen Frauen die Selbstständigkeit und zudem verhilft eine eigene Arbeit zu mehr Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen. Man kann somit sagen, dass sich Mitte der sechziger Jahre die Einheitlichkeit der weiblichen Normalbiografie auflöst und für Frauen dadurch mehr Wahlmöglichkeiten entstehen. Die Frage nach Mann, Ehe und Kinder sind nicht mehr gesetzt, sondern müssen individuell entschieden werden. Die Verbindung von Frau sein und Mutterschaft löst sich auf und somit ist auch Kinder bekommen keine Selbstverständlichkeit mehr (vgl. Beck-Gernsheim 2006, 87ff.).

Durch diesen Wandel entsteht ein paradoxer Effekt, denn Kinder haben ist einerseits ein Wunsch, andererseits aber auch eine Frage. Der Entscheidungsprozess lautet dann wie folgt: Wie passt Mutterschaft mit dem Anspruch und Zwang des eigenen Lebens zusammen? Dieser Entscheidungsprozess in Bezug auf Hochschulabsolventinnen soll in dieser Arbeit mit Hilfe der Wert-Erwartungstheorie erläutert werden. Doch zunächst folgt im nächsten Kapitel die Logik der Aggregation, das heißt die empirischen Befunde zum Thema kinderlose Akademikerinnen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kind oder Karriere? Handlungserklärung nach der Wert-Erwartungstheorie
Hochschule
Universität Bielefeld  (Soziologie)
Veranstaltung
Grundfragen einer soziologischen Theorie des Handelns
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V305233
ISBN (eBook)
9783668032422
ISBN (Buch)
9783668032439
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kind, karriere, handlungserklärung, wert-erwartungstheorie
Arbeit zitieren
Esther Rumohr (Autor:in), 2014, Kind oder Karriere? Handlungserklärung nach der Wert-Erwartungstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305233

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