Das spanische Kino von der staatlicher Unterdrückung und Kontrolle zur geistigen und wirtschaftlichen Befreiung


Seminararbeit, 2003

17 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Film unter dem Franquismus

3. Der Beginn der transición für das spanische Kino
3.1. Politische und wirtschaftliche Hintergründe
3.2. Regisseure und Filme zur Zeit des Neuvo Cine Español

4. Spanisches Kino nach Francos Tod
4.1. Ende der Zensur
4.2. La Movida - Die Jungen Regisseure und ihre Ideale
4.3. Das spanische Kino der Gegenwart

5. Resümee und Bewertung

6. Bibliografie

1. Einleitung:

Das Medium Film ist in Spanien, verglichen mit anderen Ländern, eine unvergleichlich starke Ausdrucksform für die kulturellen Strömungen der Zeit zwischen dem Ende der Diktatur und der heutigen Blütezeit des spanischen Kinos. Die Zeit des kulturellen Umbruchs, der Movida, wird in vielen Büchern zumeist mit dem Tod Francos im Jahre 1975 festgesetzt und es wird häufig der Eindruck vermittelt, dass mit dem Ableben der Diktatur schlagartig soziale und kulturelle Veränderungen einsetzten. Die Zeit der Movida wird so auch von Walter Bernecker als Ende der 70er Jahre aufkommender Begriff für das moderne, pulsierende Leben in Madrid. Die Movida madrilena wurde der Inbegriff alles Neuen, Avantgardistischen, der neuen Trends in Mode, Musik, Kunst und Film.[1]

Doch bei näherer Betrachtung der Filmgeschichte Spaniens wurde mir klar, dass sich die kulturelle Befreiung bereits vor 1975 anbahnte und das gerade diese Zeit ein ganz wichtiger Schlüssel zur späteren geistigen Befreiung war.

Ich werde in meiner Arbeit zunächst auf die Geschichte des Films und die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe während der Zeit Francos eingehen und die Auswirkungen der vom Staat gesetzten Schranken auf die Künstler und Werke. Anschließend stelle ich die kulturelle Entwicklung am Beispiel des spanischen Filmwesens in den Jahren des politischen Übergangs dar.

Außerdem nenne ich viele sehr bedeutende Künstler, die das spanische Kino neben Namen wie Carlos Saura, als Vertreter der alten Generation, und Pedro Almodóvar, als Vorbild der Jungen Künstler, zu dem gemacht haben was es heute ist.

2. Der Film unter dem Franquismus:

Nach dem Sieg Francos 1939 über die Republikaner erwachte die Filmindustrie zu unerwartet neuem Leben. Hinter dieser überraschenden Wiedergeburt stand der Staat, und es war das erste Mal, dass sich der Staat in der Geschichte Spaniens überhaupt mit dem Medium Film befasste. Franco stellte den Film unter seinen „Schutz“, diktierte ihm Gesetze und Verordnungen, schöpfte Geld ab wo es möglich war, und erfand Anreize für Produktionen[2]. Dafür gab es natürlich politische Gründe: zum einen war der Film für die Falange eine mächtige Waffe um die breite Bevölkerung zu erreichen, und diese von der Wirklichkeit des neuen Systems abzulenken und das Volk von ihren politischen Zielen zu überzeugen. Außerdem diente die Filmindustrie der Förderung der ideologischen Grundzüge des neuen Regimes sowie der Hinwendung zu bestimmten mittelalterlichen Werten und den alten Traditionen. Es sollte Argwohn gegenüber allem Nicht-Spanischen geschaffen werden, um eine sich selbst genügende Filmindustrie zu schaffen. Wirtschaftlich gesehen sah die Kontrolle des Staates über die Filmindustrie so aus, dass alle importierten Filme, zum einen hohe Einfuhrlizenzen zu zahlen hatten, womit der Staat beachtliche Einnahmen erzielte, und zum anderen alle Filme ins kastilianische synchronisiert werden mussten. Außerdem wurde eine „Vorführquote“ eingeführt, was bedeutete, dass auf zwei Wochen ausländische Filme eine Woche nationale Filme folgen mussten. Diese Verordnung bewirkte weniger den Schutz des spanischen Films, als vielmehr die tendenzielle Übernahme des nationalen Marktes durch ausländische Produktionen.

Charakteristisch für die Filme der 40er Jahre waren vorwiegend religiöse Themen und reproduzierte Mythen, die die alten gesellschaftlichen Traditionen hervorheben sollten. Bezeichnend sind die folcloritas, Komödien und Melodramen, die volkstümliche belustigende Stimmung beinhalteten.

Mit der politischen Umgestaltung 1951 folgte eine Lockerung der Zensur, was neuen Wind in die Filmwelt brachte und vor allem regimekritische Künstler mit subtil verschlüsselten Ausdrucksformen auf die Leinwand brachte. Ein Beispiel ist hierfür ist Surcos von José Antonio Nieves Conde von 1951. Der Film behandelt die Problematik der Landflucht in Spanien. Er lenkt klar die Aufmerksamkeit auf die Probleme der Straße, um damit auf die bis dahin verschwiegene soziale Wirklichkeit zu weisen.

Der Realismus des italienischen Films faszinierte die spanischen Regisseure und sie versuchten ihn auch in ihre Filme einzubauen. Jedoch war es durch die Zensur unmöglich auf die direkte Realität zuzugreifen und so entstand eine neue Richtung, der spanische Neo-Realismus. Auf diese Weise war es möglich, die von Franco auferlegte Gesellschaft zu kritisieren. Das berühmteste Werk hierzu ist der 1952 von Luis Berlanga und Juan Antonio Bardam gedrehte Film Bienvenido Mr Marshall. Er macht sich mit Satire und Parodie über die Hoffnung der Regierung auf ökonomische Verbesserungen in Spanien durch die Ankunft der US-Amerikaner und das damit die beginnende Umsetzung des Marshall-Plans lustig. Es schient hier wie ein Wunder, dass der Film nicht zensiert wurde. Hingegen wurde der Film Viridiana (1961) von Luis Buñuel, der ein Jahr zuvor erst aus seinem 20 jährigen Exil zurückgekehrt war, verboten, obwohl er in Cannes die Golden Palme bekommen hatte.

Neben dem Neo-Realismus entstanden auch Filme die sich auf die alte spanische Tradition des Schwarzen Humors, esperpento, beriefen und wie es Ramón del Valle-Inclán (1866-1936) ausdrückte: „The tragic sense of life can be rendered only through an aesthetic that is systematically deformed“, denn „Spain is a grotesque deformation of European civilisation.“[3]

In der Tradition des esperpento entstanden Filme wie El Piso (1958) und El cochetito (1960) von Marco Ferreris, Placido (1961) , Las cuatro verdades (1962) , El verdugo (1964) von Luis Berlanga, La vida por delante (1958) und E l Mundo sigue (1963) von Fernando Fernán Gómez.

3. Beginn der transición für das spanische Kino

In den beiden folgenden Kapiteln behandle ich den Zeitraum der beginnenden transición ab Mitte der 60er Jahre. Als erstes behandle ich die politisch und wirtschaftlichen Hintergründe und im darauffolgenden Abschnitt gehe ich auf die darausfolgenden filmischen Werke ein.

[...]


[1] Bernecker, Walter L., Spanien-Lexikon, Wirtschaft, Politik, Kultur, Gesellschaft (München 1990)

[2] Fanés, Félix; Kurze Geschichte des spanischen Film (Filmblätter kommunales Kino Frankfurt 1977) S. 15,16

[3] zitiert in Hopewell, John, Out of the Past, Spanisch Cinema after Franco (London1986), S.56

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das spanische Kino von der staatlicher Unterdrückung und Kontrolle zur geistigen und wirtschaftlichen Befreiung
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V30486
ISBN (eBook)
9783638317382
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kino, Unterdrückung, Kontrolle, Befreiung
Arbeit zitieren
Clemence Mangold (Autor:in), 2003, Das spanische Kino von der staatlicher Unterdrückung und Kontrolle zur geistigen und wirtschaftlichen Befreiung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30486

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