Berufsbildungssysteme in Spanien und Deutschland im Vergleich


Bachelorarbeit, 2014

46 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis.

1 EINLEITUNG

2 DAS DEUTSCHE BERUFSBILDUNGSSYSTEM
2.1 GESCHICHTLICHER HINTERGRUND
2.2 DAS ALLGEMEINE BILDUNGSWESEN
2.3 DAS BERUFSBILDUNGSSYSTEM DEUTSCHLANDS
2.3.1 BERUFLICHE ERSTAUSBILDUNG
2.3.2 BERUFLICHE WEITERBILDUNG
2.4 AKTUELLE TENDENZEN

3 DAS SPANISCHE BERUFSBILDUNGSSYSTEM
3.1 GESCHICHTLICHER HINTERGRUND AB
3.2 DAS ALLGEMEINE BILDUNGSWESEN
3.3 DAS BERUFSBILDUNGSSYSTEM
3.3.1 BERUFLICHE ERSTAUSBILDUNG BZW. STAATLICH GEREGELTE BERUFSBILDUNG
3.3.2 BERUFSBILDUNG FÜR BESCHÄFTIGUNG
3.4 AKTUELLE TENDENZEN

4 VERGLEICH BEIDER BERUFSBILDUNGSSYSTEME VOR DEM HINTERGRUND DES EQR
4.1 DER EUROPÄISCHE QUALIFIKATIONSRAHMEN FÜR LEBENSLANGES LERNEN (EQR)
4.2.1 VERGLEICH BEIDER BERUFSBILDUNGSSYSTEME
4.2.2 EINFLUSS DES EQR AUF SPANIEN UND DEUTSCHLAND

5 FAZIT: UNTERSCHIEDLICHKEIT IN BERUFSBILDUNGSSYSTEMEN

6 LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

ERKLÄRUNG ZUR SELBSTSTÄNDIGEN ERARBEITUNG

ABBILDUNGSVERZEICHNIS.

ABBILDUNG 1 DAS BILDUNGSSYSTEM IN DEUTSCHLAND

ABBILDUNG 2 WEITERBILDUNG IN DEUTSCHLAND

ABBILDUNG 3 WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN IN BETRIEBEN

ABBILDUNG 4 ARTEN DER UNTERSTÜTZUNG

ABBILDUNG 5 RELATIVE VERHÄLTNIS DER ARBEITSLOSIGKEIT ZWISCHEN 15K24 JÄHRIGEN UND ÄLTEREN

ABBILDUNG 6 ENTWICKLUNGEN DER SYSTEME

ABBILDUNG 7 ENTSPRECHUNGEN ZWISCHEN LOGSE UND LGE

ABBILDUNG 8 GRUNDSTRUKTUR DER SPANISCHEN BERUFSBILDUNG

ABBILDUNG 9 DAS BERUFSBILDUNGSSYSTEM SPANIENS

ABBILDUNG 10 AUSWIRKUNG DES AUSBILDUNGSGRADES AUF ARBEITSLOSIGKEIT

1 Einleitung

„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung “, sagte John F. Kennedy, Ex-Präsident der Vereinigten Staaten, einst. Gemeint ist, dass schlechte Bildung aus zukunftsorientierter und sozioökonomischer Sicht negative Auswirkungen hat, für das Individuum und den Staat. (Wehrle, 2011) Jugendarbeitslosigkeit gehört zu den führenden Problemen in der europäischen Union. 21,6% aller 15-24 Jährigen in der EU sind arbeitslos, Tendenz steigend. Gründe liegen einerseits in der Misswirtschaft, z.B. der Finanzkrise 2008, andererseits aber auch in unterschiedlichen Berufsbildungssystemen. Letzteres ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. In dieser wird ein Vergleich zweier Länder angestrebt, dessen Entwicklungen aus der Perspektive der Jugendarbeitslosigkeit und Berufsqualifikation in der Vergangenheit unterschiedlicher kaum sein können. 2007 noch hat Deutschland mit 18,3% eine höhere Jugendarbeitslosigkeit als Spanien mit 16,2% zu dokumentieren. Heute weist Deutschland mit unter 8% den niedrigsten Wert im europäischen Vergleich auf, die Südeuropäer hingegen verzeichnen über 50%. (Thompson, 2014, S. 13ff.) Ist die Diskrepanz zwischen den Berufsbildungssystemen dermaßen enorm, wenn ja warum? Gibt es bestehende Vor- oder Nachteile im jeweiligen Land? Wurden Maßnahmen zur Verbesserung bzw. Sicherstellung der Systemgüte unternommen? Welche Tendenzen weisen die Systeme auf? Welche Bemühungen strebt die EU an, um sich dem wachsenden Problem zu stellen? All diese Fragen werden im Rahmen dieser analytisch- theoretischen Arbeit aufgegriffen und schließlich fundiert beantwortet. Aufgrund der Aktualität des Themas und der Schnelllebigkeit der Berufsbildung dienen seriöse Quellen aus dem Internet als wichtige Literatur. Daneben werden natürlich auch Zeitschriftenartikel, Beiträge aus Sammelbänden und andere Quellen verwendet. In 2 und 3 werden die Berufsbildungssysteme beider Länder ausführlich beschrieben. Zunächst geht es um den geschichtlichen Hintergrund, der schon wichtige Unterschiede aufzeigt. Daraufhin wird in aller Knappheit der Unterbau der Berufsbildung skizziert, das allgemeine Bildungswesen. In diesem werden rechtliche Grundlagen genannt und kurz auf die bestehenden Schulformen eingegangen. Daran anschließend folgt der Kern dieser Arbeit, die Darstellung der bestehenden Berufsbildungssysteme. Im Mittelpunkt stehen Ansätze, strukturelle Gegebenheiten und Chancen. Berufsbildung in Deutschland hängt primär mit dem dualen System, bestehend aus Lernen in der Schule und Arbeiten im Betrieb zusammen. Aber auch Vollzeitschulformen werden immer beliebter. Wie diese in der beruflichen Erstausbildung oder im Weiterbildungssegment zur Geltung kommen, steht dabei im Fokus. Das spanische System dagegen verläuft eher schulisch. Modernisierungsprozesse sind aktuell im Gange. Die Berufsbildungspolitik gilt als zentraler Baustein im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. In 4 werden die europäischen Entwicklungen definiert. Der europäische Qualifikationsrahmen spielt dabei eine tragende Rolle. Er soll die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Bildungssysteme herstellen und damit die Basis für Arbeitnehmermobilität und Senkung der Jugendarbeitslosigkeit. Vor diesem Hintergrund wird ein Vergleich beider Berufsbildungssysteme durchgeführt und Chancen durch die Europäisierung beruflicher Bildung genannt. In 5 werden schließlich die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und kritisch reflektiert. Keine Ausführlichkeit wird in dieser Arbeit Fragen rund um die Finanzierung, des Hochschulsektors, sowie der Lehrerbildung gewidmet. Außerdem bleibt die Wirkung wirtschaftlicher Verhältnisse beider Länder auf die Arbeitslosigkeit unberücksichtigt.

2 Das deutsche Berufsbildungssystem

2.1 Geschichtlicher Hintergrund

Das Hauptkennzeichen der Berufsbildung in Deutschland ist das Duale System. Die Entwicklung dieses Systems hat einen längeren Hintergrund, der sich in drei Phasen unterteilen lässt.

In der Gründungsphase, die von 1870-1920 andauerte, wurde das klassische Ausbildungsmodell des Handwerks zur Stärkung des Mittelstandes revitalisiert. Dazu dienten verabschiedete Gewerberechtsnovellen. Darunter gehörten u.a. das „Handwerkerschutzgesetz“ von 1897 und eine Novelle von 1908, die das Lehrlingswesen neu regelte. Parallel gerieten sogenannte Fortbildungsschulen, bis hierher weniger bedeutende Schulformen, welche als Erziehungsanstalten und zur Lehre von Handwerkern fungierten in den Fokus. Zunehmende Bevölkerungszahlen erforderten Systeminnovationen, um dem Lehrbedarf an Jugendlichen nachzukommen. Georg Kerschensteiner, seiner Zeit Münchener Stadtschulrat, brachte die Idee hervor, Fortbildungsschulen fortan als am Beruf des Schülers ausgerichtete Institutionen zu etablieren. Diese Revolution wurde auch umgesetzt und gilt heute als Grundlage der Berufsschule und dem dualen System. In der Folge wurde diese Schulform in großem Maße ausgebaut. (Greinert, 2006, S. 499ff.)

In der Konsolidierungsphase, die ihrerseits bis ca. 1970 andauerte, wurden dem neuen System klarere und moderne Strukturen verliehen, die sich an den Änderungen der Industrie orientierten. Der neue Typ Arbeiter, der gefragt war, bedurfte eines neuen Ausbildungsplanes. Dem widmeten sich neue Institutionen wie Deutscher Ausschuss für Technisches Schulwesen oder Arbeitsausschuss für Berufsausbildung. 1938 wurde die Berufsschulpflicht eingeführt. Dazu wurden auch erstmals reichseinheitliche Lehrpläne vorgegeben, die sich immer enger an der betrieblichen Ausbildung orientierten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde weiter an der Verbesserung des einheitlichen Lehrplanes gearbeitet. Schließlich dauerte es bis zum 14. August 1969, bis das erste Berufsbildungsgesetz (BBiG) durch die große Koalition (SPD und CDU) entstand. (Greinert, 2006, S. 501ff.)

Die Ausbauphase knüpfte direkt daran an. Berufliche Bildung war nun nicht mehr Angelegenheit der Arbeitgeber, sondern wieder Staatsaufgabe. Einleitung dazu war die Zuständigkeitsübertragung auf das Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF), welches die übergeordnete Behörde des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) darstellt. Dieser verfasst jährlich einen Berufsbildungsbericht, der Daten sammelt und analysiert, worauf letzten Endes Grundlagen für Verbesserungen geschaffen werden. Dadurch konnte das duale System weiter gefestigt und verbessert werden. (Greinert, 2006, S. 504ff.)

2.2 Das allgemeine Bildungswesen

Das Recht auf Bildung ist in der deutschen Verfassung nicht explizit beschrieben. Jedoch gehört es gemäß Artikel 26 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen (10.12.1948) an. Außerdem bietet das Grundgesetz u.a. Freiheit in der Berufswahl und Ausbildungsstätte. (Eurydice, 2003, S. 7) Dadurch ist es in Deutschland indirekt gegeben. Es wird gestärkt durch die allgemeine Schulpflicht, welche 9-12 Jahre (je nach Bundesland) beträgt. Die Verantwortlichkeit für das Schulsystem ist in Artikel 7 des Grundgesetzes festgelegt und benennt den Staat als verantwortliche Instanz. Die Umsetzung hingegen liegt bei den Ländern („Kulturhoheit der Länder“). Sie sind für Schulordnungen, Gesetze und Rahmenlehrpläne zuständig. Außerdem gehört zu ihrem Kompetenzbereich die Aufsicht über das Schulwesen. (Bax, o.J.) Die allgemeine Schulpflicht setzt in der Grundschule an. Diese hat in der Regel (außer Berlin und Brandenburg, sechs Jahre) eine Dauer von vier Jahren. In diesem geht aus schulperspektivischer Sicht darum, Grundtechniken, z.B. lesen und rechnen, zu erlernen und den Umgang mit ihnen gängig zu machen. Folglich sind Mathematik und Deutsch die wichtigsten Fächer. Viel bedeutender ist allerdings die Persönlichkeits- und Eigenständigkeitsentwicklung außerhalb der Familie. Im Anschluss erfolgt der Sekundabereich I. Dieser setzt sich aus Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien zusammen. Die Eltern entscheiden, auch vor dem Hintergrund von Empfehlungsaussprechen der Grundschullehrer, welche Schulform für ihre Kinder die richtige ist. (Dreyer, o.J.)

Die Hauptschule hat eine Dauer von 5-6 Jahren. Hauptinhalt ist die Vorbereitung auf eine Berufswahl. Daher hat das Fach „Arbeitslehre“, das die Bereiche Hauswirtschaft, Technik und Wirtschaft umfasst, eine besondere Bedeutung. Entsprechend der Intention der Hauptschulen liegen enge Kooperationen mit lokalen Arbeitsagenturen vor. Der Hauptschulabschluss befähigt zu Ausbildungen in Handwerksberufen, Facharbeiterausbildungen in Industrie und Wirtschaft, sowie zusätzlichen Schulbesuchen in weiterführenden Schulen. (Dreyer, o.J.) Der Besuch der Realschule währt sechs Jahre, wobei mit sehr guten Leistungen bis zur 9. Klasse der Sprung auf das Gymnasium möglich ist. Es handelt sich um Unterricht mit erweiterter Allgemeinbildung, der durch Wahlpflichtkurse in verschiedenen Schwerpunkten (z.B. fremdsprachlich oder sozialwissenschaftlich) ergänzt wird. Absolventen erhalten die mittlere Reife. Diese erlaubt den Übergang auf die Berufsfachschule oder das Gymnasium. Weiterhin ist eine mittlere Beamtenlaufbahn möglich und natürlich eine berufliche Ausbildung. (Dreyer, o.J.)

Die Gesamtschule stellt eine Bündelung von Haupt-, Realschule und Gymnasium dar. Ziel ist es, Schüler aus verschiedenen Schichten mit unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen gemeinsam zu betreuen. Sie kann bis zum Erreichen der allgemeinen Hochschulreife nach neun Jahren besucht werden. Allerdings ist nach der 9. oder 10. Klasse ein vorzeitiger Wechsel auf die Berufsschule (mehr in 2.3) möglich. Auch hier geht es um erweiterte Allgemeinbildung mit der Möglichkeit Schwerpunkte zu setzen (z.B. weitere Fremdsprachen oder eine zusätzliche Naturwissenschaft). (Dreyer, o.J.)

Das allgemeine Gymnasium vermittelt erweiterte Allgemeinbildung und verleitet zum selbstständigen Lernen mittels Entwicklung kreativer und sozialer Fähigkeiten. Aktuell wird nach der 12. Klasse die allgemeine Hochschulreife erlangt. Bereits in der 7. Klasse werden erste Profile gewählt (z.B. Naturwissenschaften, Latein als Fremdsprache). Die Klassenverbände werden ab der Oberstufe aufgelöst und durch Kurse ersetzt. Die Schüler müssen Leistungskurse wählen, in den sie ihre Abiturprüfungen ablegen müssen. (Bax, o.J.)

2.3 Das Berufsbildungssystem Deutschlands

Die Berufsbildung in Deutschland ist geprägt durch das duale System. Dieses hat ein hohes Ansehen, da frühzeitig eigenständige Lebensführung und soziale Sicherheit gewährleistet sind. Die Länder sind dabei für die schulische Berufsbildung verantwortlich und verabschieden eigene Schulgesetze. Um bundesweit ähnliche Standards zu gewährleisten, gibt es die Ständige Konferenz der Kultusminister. In dieser werden Rahmenlehrpläne aller Ausbildungsberufe entworfen. In der Schulzeit entfallen ca. 2/3 auf berufliche Fachausbildungen und 1/3 auf vertiefende Allgemeinbildung. Die außerschulische Berufsbildung hingegen wird vom Bund gesteuert. Federführend in diesem Zusammenhang ist das BMBF. Am 1.04.2004 ist ein

Berufsbildungsreformgesetz verabschiedet worden, welches das BBiG von 1969 umfassend erneuert hat. Im Wesentlichen gilt es Chancengleichheit, unabhängig der sozialen Herkunft, anzustreben. Darüber hinaus ist Transparenz ein wichtiger Parameter dieser Reform: Berufliche Vorbildungen und Bildungsmaßnahmen im Ausland werden hierdurch anerkannt. Gesetzlich sind die neusten Regelungen in § 25 Abs. 1 BBiG nachzuvollziehen. Dort heißt es u.a., dass Fachministerien in Absprache mit dem BMBF Ausbildungsordnungen erlassen können. Diese werden am BIBB vorbereitet und an die Sozialpartner überreicht. (Hippach-Schneider, Krause, Woll, 2007, S. 19f.) In den Ausbildungsordnungen sind die zeitliche und inhaltliche Struktur, ein Überblick über die zu vermittelnden Mindestinhalte (Ausbildungsbetriebe können sie eigenständig erweitern) und Prüfungsanforderungen genannt. Bei den Sozialpartnern handelt es sich um Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft, etc. Ihre Aufgaben bestehen darin, über Kommunikation ständige Verbesserung der Berufsbildung zu bewirken. Sie stehen im ständigen Dialog mit Ausbildungsbetrieben, Schulen und dem BIBB. Außerdem führen sie Tarifverhandlungen über Ausbildungsvergütungen und vereinbaren solche. Berufsbildung kann aber auch vollschulisch erfolgen. Dazu gibt es verschiedene Schulformen mit unterschiedlichen Bildungszielen. Diese werden im Verlauf dieses Kapitels ausführlich vorgestellt. (Hippach-Schneider et al., 2007, S. 21)

Im Folgenden werden die berufliche Erst- und Weiterbildung näher betrachtet.

2.3.1 Berufliche Erstausbildung

Die berufliche Erstausbildung in Deutschland wird mittels dualer Berufsausbildungen und Teilnahme an Vollzeitschulen vollzogen. Beide Möglichkeiten können im Anschluss an die allgemeine Schulpflicht von neun Jahren in Anspruch genommen werden. Gleichermaßen aber auch zu einem späteren Zeitpunkt.

Quelle: http://www.kmk.org/fileadmin/doc/

Abbildung 1 Das Bildungssystem in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dokumentation/Bildungswesen_pdfs/dt-2012.pdf Eine Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre, und findet wie bereits erwähnt, in einem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule statt. Aktuell gibt es 344 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe. Allein 2012 wurden 512.773 neue Ausbildungsverträge geschlossen, ein deutliches Indiz für hohe Beliebtheit. Zugangsvoraussetzungen gibt es außer der zuvor zu erfüllenden Schulpflicht keine. (www.wirtschaftundschule.de, 2013) Wobei anzumerken ist, dass bessere Eingangsvoraussetzungen (z.B. Abitur) oftmals bessere Chancen auf einen Ausbildungsvertrag bedeuten. Daher ist es beispielsweise wenig überraschend, dass Hauptschulabsolventen eher im Handwerk und Realschulabsolventen im öffentlichen Dienst enden. Berufsausbildungen werden mit Leistungsnachweisen beendet. Diese sind gesplittet in mündliche, schriftliche und praktische Prüfungen. Im Folgenden werden die Eigenschaften der dualen Ausbildung in Schule und Betrieb näher betrachtet. (BMBF, 2003, S. 11)

Im Betrieb können die Auszubildenden erste praktische Erfahrungen sammeln. Dazu muss der Ausbilder, Betriebe im öffentlichen Dienst oder der Wirtschaft, Praxen der freien Berufe oder private Anbieter, Fähigkeiten vermitteln, die in der jeweiligen Ausbildungsordnung vorgesehen sind. Es handelt sich faktisch um eine Situation, in der alle Beteiligten Nutzen erfahren. Anreize für die Betriebe sind zur Genüge gegeben, wie in einer Umfrage des BIBB 2000 festgestellt wurde. Sie können sich ihre Auszubildenden entsprechend den gesuchten Kriterien selbst aussuchen, sodass gleich mehrere Vorteile gegeben sind. Vor dem Hintergrund der Ausbildungsordnungen entscheiden sie selbst über Methodik der Lehrweise und im Endeffekt über die Qualitätssteigerung eines Auszubildenden. 94% aller Ausbildungsbetriebe sahen darin eine große Chance. Im Einklang dazu steht, dass Facharbeiter auf dem Arbeitsmarkt schwer rekrutierbar sind. Das gaben 90% alle Ausbildungsbetriebe an. Weitere wichtige Gründe sind, dass sie für eine eventuelle Übernahme die besten Auszubildenden auswählen können und im Zuge dessen auch Einarbeitungskosten sparen, da sie bereits mit den Arbeitsabläufen vertraut sind. Schließlich deuten Ausbildungsbetriebe auch immer auf Qualität hin, denn sie sind durch zuständige Selbstverwaltungseinrichtungen der Wirtschaft (Kammern) ständig überwacht. Sie bekommen das Gütesiegel „Dieser Betrieb bildet aus“. Auch kleinere Unternehmen können ausbilden, obwohl sie nicht alle Inhalte vermitteln können. Einzelne Abschnitte werden hierzu in überbetrieblichen Bildungsstätten, die der Trägerschaft von Selbstverwaltungskörperschaften unterliegen, gelehrt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit mit Partnerbetrieben Verträge zu erstellen, um in Diesen die fehlenden Inhalte zu vervollständigen. (BMBF, 2003, S. 12) Aus Sicht der Auszubildenden ist der größte Vorteil natürlich die Praxisnähe. Durch Arbeiten an realen Aufgaben und Problemstellungen wird die Motivation gegenüber Lernen in der Schule oder an der Universität enorm gesteigert. Darüber hinaus spielen natürlich Ausbildungsvergütungen eine wichtige Rolle, die gerade Jugendlichen aus sozial schwächerer Herkunft als Anreize einer Berufsqualifikation dienen. Das Risiko ohne qualifizierten Berufsabschluss arbeitslos zu werden ist höher. Das bekräftigt Auszubildende in ihrer Berufswahl und gibt das Gefühl von Sicherheit. Nicht zuletzt sind die hervorragenden Übernahmechancen des Betriebes Ansporn für Jugendliche. Allein 2010 wurden 61% aller Auszubildenden in ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Schließlich gibt es noch eine Reihe von Weiterbildungsmöglichkeiten, die im Verlauf einer Berufskarriere beansprucht werden können.

(www.wirtschaftundschule.de, 2003)

Der Lernort Berufsschule im dualen System hat die Hauptaufgabe, allgemeine Bildung zu erweitern und berufliche Fachbildung entsprechend des Ausbildungsberufes zu vermitteln. Die Auszubildenden sollen einen pädagogisch und lernpsychologisch hochwertigen Unterricht genießen dürfen. Es geht dabei um einen Umfang von mindestens 12 Wochenstunden, also 1,5-2 Schultagen. Es ist aber auch nicht unüblich, in Blockunterricht zu lehren. Das bedeutet, dass nur alle paar Monate, dann aber ausschließlich Schulunterricht über Wochen stattfindet. (Hippach-Schneider et al, 2003, S.28)

Neben dem erfolgreichen dualen System gibt es wie erwähnt noch die vollschulischen Berufsbildungsformen. Im Folgenden werden die Wichtigsten genannt, ihre Ziele und die Dauer beschrieben.

Die Berufsfachschulen werden von erfolgreichen Absolventen der Haupt- oder Realschule besucht und sind Teil des Übergangssystems zwischen Schule und Arbeit. Sie führen in Berufe ein, dienen als gleichwertiger Ersatz für Teile von Berufsausbildungen und können sogar zu einem Berufsausbildungsabschluss führen. Ferner fungieren sie als Ausbildungsvorbereitungen. Je nach Fachrichtung und Intention hat sie für Teilnehmer eine Dauer von ein bis drei Jahren. Es gibt Berufsfachschulen für die verschiedensten Berufsfelder: Kaufmanns-, Fremdsprachen-, handwerkliche Berufe, etc. Unter Umständen kann die Teilnahme dieser Schulform auf eine Berufsausbildung angerechnet werden. Auch das Erreichen höherer Schulabschlüsse, bis hin zur fachgebunden Hochschulreife, ist hier möglich. (Krumme, Schmid, Klenk, o.J.)

Fachoberschulen (FOS) umfassen die Jahrgänge 11 und 12 und führen zur Fachhochschulreife. Liegt bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung vor, erfolgt der Zugang direkt in die 12. Klasse. Die 11. Jahrgangsstufe umfasst sowohl praktische (in Betrieben oder gleichwertigen Einrichtungen), als auch theoretische Bildungsmaßnahmen. Unterteilt ist die FOS in mehrere Fachrichtungen: Wirtschaft und Verwaltung, Technik, Gesundheit und Soziales, Gestaltung, Ernährung und Hauswirtschaft sowie Agrarwirtschaft. (Krumme et al., o.J.)

Das berufliche Gymnasium ist eine Alternative zum Allgemeinbildenden und führt ebenso zur allgemeinen Hochschulreife. Allerdings gibt es keine Unterstufe, sondern lediglich die Jahrgangsstufen 11-13. Neben allgemeinbildenden Fächern werden Schwerpunkte gesetzt, um auf ein mögliches Studium oder eine Ausbildung in diese Berufsrichtung vorzubereiten. Diese sind Wirtschaft, Technik, Ernährungs- und Hauswirtschaft, Gesundheit und Soziales, Agrarwirtschaft und schließlich Informations- und Kommunikationstechnologie.

Zum Eintritt in die Berufsoberschule muss der mittlere Abschluss sowie eine zweijährige Berufsausbildung oder fünfjährige einschlägige Berufstätigkeit vorliegen. Sie führt in zwei Jahren Vollzeitunterricht zur fachgebundenen Hochschulreife. Mit der Belegung einer zweiten Fremdsprache überdies zur Allgemeinen.

Darüber hinaus gibt es noch zwei Schulformen, die auf eine Berufsausbildung vorbereiten. Das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) ist entweder vollschulisch oder findet z.T. im Betrieb statt. Es wird in verschiedenen Berufsfeldern angeboten, sodass entsprechende berufliche Grundbildungen das Ziel sind. Diese können im Falle einer späteren Ausbildung in diesem Berufsfeld angerechnet werden. Am einjährigen Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) nehmen zumeist Jugendliche teil, die keinen Hauptschulabschluss vorweisen können. Dieser kann an dieser Schulform nachgeholt werden. Außerdem wird auf die Anforderungen einer beruflichen Ausbildung vorbereitet. Diese beiden Schulformen gehören dem Übergangssystem an (Hippach- Schneider et al., 2003, S. 29f.).

Im nächsten Punkt werden die beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten näher betrachtet.

2.3.2 Berufliche Weiterbildung

Weiterbildung bedeutet die Wiederaufnahme arrangierten Lernens nach der ersten beruflichen Bildungsphase. Die europäische Union hat sich 2003 darauf verständigt, „lebenslanges Lernen“ als eines der fünf bildungspolitischen Ziele zu etablieren. Dem geht auch Deutschland in großem Maße nach und versucht adäquate Angebote für die unterschiedlichen Bedürfnisse herzustellen. Da der Arbeitsmarkt dynamisch ist, braucht es ständig andere Arbeitertypen. Daher sind berufliche Weiterbildungen in Deutschland durch Offenheit und Flexibilität gekennzeichnet. (Hippach-Schneider et al., 2003, S. 36)

Abbildung 2 Weiterbildung in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.bibb.de/dokumente/pdf/Berufsbildung-in- Deutschland.pdf

Sie ist unterteilt in geregelte, betriebliche und individuelle Weiterbildung.

Unter der geregelten Weiterbildung versteht man Fortbildungen und Umschulungen. Fortbildungen richten sich dabei an Arbeitnehmer mit absolvierter Berufsausbildung, um einerseits die beruflichen Fähigkeiten auf den aktuell gefragten Stand zu aktualisieren, aber auch um Kenntnisse zu erweitern und weitere Berufsqualitäten zu gewinnen. Dafür werden verschiedene Formen angeboten. Z.B. Fern- oder Präsenzunterricht, Vorträge oder Workshops. In 12 von 16 Bundesländern können sogar fünf Tage Bildungsurlaub beantragt werden. Vom BMBF in Zusammenarbeit mit Fachministerien erstellte Gesetze bilden die Basis dafür. Inhalte sind Bezeichnung des Abschlusses (z.B. Fachwirt oder Meister), Ziele und Fortbildungsdetails. Die ausführenden Organe sind u.a. Kammern, Betriebe, Unternehmerverbände und berufliche Schulen, Der Staat fördert solche Programme, indem er beispielsweise ein „Meister-BAföG“ beisteuert, auf das Teilnehmer Antrag stellen können. (Hippach- Schneider et al., 2003, S. 37)

[...]

Ende der Leseprobe aus 46 Seiten

Details

Titel
Berufsbildungssysteme in Spanien und Deutschland im Vergleich
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
46
Katalognummer
V304173
ISBN (eBook)
9783668132207
ISBN (Buch)
9783668132214
Dateigröße
3681 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
berufsbildungssysteme, spanien, deutschland, vergleich
Arbeit zitieren
Gerbi Kaplan (Autor:in), 2014, Berufsbildungssysteme in Spanien und Deutschland im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304173

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