Rollentheorie und Erving Goffman


Seminararbeit, 2003

13 Seiten, Note: 5.5 (Schweiz)

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zusammenfassungen der Theorien
2.1 Rollentheorie der Arbeitsgruppe Soziologie
2.2 Ansatz von Erving Goffman

3 Gemeinsamkeiten zwischen der Rollentheorie und dem Ansatz von Erving Goffman
3.1 Absicht
3.2 Definition der sozialen Rolle und sozialen Position
3.3 Erwartungen der Umwelt
3.4 Soziale Norm
3.5 Zeit-Raum-Konvergenz

4 Unterschiede zwischen der Rollentheorie und dem Ansatz von Erving Goffman
4.1 Die Verwendung des Modells Theater
4.2 Aufrechterhaltung der sozialen Norm

5 Conclusio
5.1 Zusammenfassung der Gemeinsamkeiten
5.2 Zusammenfassung der Unterschiede
5.3 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Soziologie ist die Untersuchung des gesellschaftlichen Lebens der Menschen, von Gruppen und Gesellschaften“ (Giddens, 1999, S.2). Dieser Definition zufolge untersuchen Soziologen zwischenmenschliches Handeln und das Agieren Einzelner in Gruppen. Diese Seminararbeit soll ebenfalls menschlichen Handelns untersuchen, insbesondere unter dem Aspekt der sozialen Rolle und der sozialen Position.

Grundlage der Arbeit ist die Formel „Wir alle spielen Theater“. Ihren Ursprung hat sie in der Übersetzung eines Buches von Erving Goffman. In einem Skriptum-Text wird sie dann später auch verwendet als Kapitelüberschrift für die Rollentheorie der Arbeitsgruppe Soziologie. Hier ist fraglich, ob beide Theorien dasselbe meinen, wie dieselbe Überschrift anklingen lässt.

Die Seminararbeit soll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Rollentheorie, wie sie die Arbeitsgruppe Soziologie 1978 erarbeitet hat, und dem Ansatz von Erving Goffman aufzeigen und die Werke somit vergleichen. Dem eigentlichen Vergleich wird jeweils eine Zusammenfassung der Theorie vorangestellt, um die Ansichten festzuhalten. Dem Leser soll so erst jede Theorie alleine näher gebracht werden, damit er ihren Inhalt und die Hauptaussagen versteht. Daraufhin wird die Arbeit den Vergleich der beiden Theorien aufzeigen, wobei erst auf die Gemeinsamkeiten und anschliessend auf die Unterschiede eingegangen wird. Schliesslich werden in der Conclusio die Hauptaussagen über den Vergleich beider Theorien zusammengefasst und daraus folgend ein Fazit gezogen.

2 Zusammenfassungen der Theorien

Die Zusammenfassung und Erläuterung der zu vergleichenden Theorien ist wichtig, damit ein besseres Vorverständnis über den Inhalt gegeben ist. Ausserdem soll in den nächsten Unterkapiteln die genaue Definition der Fachbegriffe gegeben und ihre Bedeutung in der jeweiligen Theorie erörtert werden. Die Zusammenfassung der Rollentheorie beruht auf dem Werk der Arbeitsgruppe Soziologie (Arbeitsgruppe Soziologie, 1978), wohingegen die Zusammenfassung von Goffmans Ansatz auf den Werken von Eberle, Giddens, Goffman, Hettlage und Lenz basieren (Eberle, 1991; Giddens, 1999; Goffman, 1977; Hettlage & Lenz, 1991).

2.1 Rollentheorie der Arbeitsgruppe Soziologie

Die Rollentheorie der Arbeitsgruppe Soziologie sieht den Menschen als Person in einem sozialen System. In diesem System besitzt die Person eine soziale Position und eine soziale Rolle. Die soziale Position einer Person ist dessen Stellung in einem sozialen System, wohingegen die soziale Rolle über die Erwartungen der Bezugsgruppen an diese Person in seiner Position definiert wird.

Die Bezugsgruppen beinhalten alle Menschen, mit der eine Person in Kontakt kommt und die normative und antizipatorische Erwartungen an sie hat. Die normativen Erwartungen sind jene, welche die Person laut Bezugsgruppe erfüllen sollte, während die antizipatorischen Erwartungen die Vorraussagung des Handelns der Person widerspiegeln.

Das Handeln in einer Rolle führt zu Sanktionen der Bezugsgruppen. Diese können gegenüber dem gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht nur negativ, sondern auch positiv seien. Die Bezugsgruppen loben mit positiven Sanktionen, wenn eine Person seine Aufgaben erwartungsgemäss oder besser erfüllt und strafen mit negativen Sanktionen bei der Abweichung des Verhaltens gegenüber den Erwartungen. Diese Sanktionen werden zur Stützung der sozialen Norm eingesetzt, welche die Werthaltung der Bezugsgruppen über verpflichtende Erwartungen ausdrückt.

Erwartungen können in drei Formen unterteilt werden: Es gibt Kann-, Soll- und Muss-Erwartungen. Die Nichterfüllung von Soll- und Muss-Erwartungen führt in der Regel zu negativen Sanktionen, wobei die Erfüllung von Kann-Erwartungen meist zu positiven Sanktionen führt.

Die verschiedenen Bezugsgruppen können ganz unterschiedliche Erwartungen haben. Diese ordnen dem Rolleninhaber dann mehrere Rollensegmente zu. Da die Erwartungen auch konträr sein können, kann es zum Intrarollenkonflikt kommen. Durch eine mögliche Überlastung kann der Rolleninhaber zu verfestigtem Verhalten neigen.

Es gibt allerdings nicht nur den Intrarollenkonflikt, sondern auch den Interrollenkonflikt, da man in einer Position mehrere Rollen einnimmt. Dieser Konflikt liegt vor, wenn die Erwartungen an die verschiedenen Rollen einer Position nicht mehr vereinbar sind.

Jeder Mensch hat zusätzlich nicht nur verschiedene Rollen, sondern auch noch mehrere Positionen im System. Diese können als „role-set“ zusammengefasst werden. Das Subjekt besteht also aus der Zusammenfassung mehrerer Einzelrollen und die Einzigartigkeit wird durch das persönliche Organisieren der Erfüllung möglichst vieler Erwartungen gewahrt. Zusätzlich legt man persönliche Präferenzen fest, welche Erwartungen man vorrangig erfüllen möchte. Die eigene Handlungsmöglichkeit besteht also aus dem geschickten Erfüllen ausgewählter Erwartungen.

Die Rollen und –segmente können einen in Institutionen einbinden, welche mehrere Rollenerwartungen beinhalten. Zusätzlich gibt es Organisationen, in welche man eingebunden sein kann, die Rechte und Pflichten umfassen und zur Lösung derselben Aufgabe eingerichtet sind.

Verbindliche Normen, welche durch die Erwartungen widergespiegelt werden, sollen die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft sichern. Die Annahme dieser Normen führt zur Integration in die Gesellschaft.

Trotzdem suchen Menschen immer ihren persönlichen Vorteil. Wenn jemand gegen die Normen verstösst, durch die mehrere einen Vorteil haben, wird er von diesen mit negativen Sanktionen bestraft und hat selbst einen Nachteil. Diesen Vorgang nennt man soziale Kontrolle. Wenn Normen allerdings nur für eine Minderheit einen Vorteil bringen, so kann es sein, dass diese nicht mehr angenommen werden und durch neue Normen ersetzt werden. Man spricht von sozialem Wandel, wenn sich auf diese Art Grundwerte verschieben.

Die Arbeitsgruppe Soziologie geht in ihrer Theorie auch noch auf die Schichtung der Gesellschaft ein. Sie spricht von einer geschichteten Leistungsgesellschaft, da Positionen je nach Anspruch unterschiedlich vergütet werden und das Prestige bei schwierigeren Positionen steigt. Es gilt also das Leistungsprinzip, welches besagt, dass man für die Erfüllung komplizierterer Aufgaben teils unter der Vorraussetzung höherer Ausbildung besser entlohnt wird und ein höheres Ansehen in der Gesellschaft bekommt. Somit wird der Anreiz zu höherer Leistung gegeben.

Die praktische Bedeutung der Rollentheorie wird in dem Verstehen eigener und fremder Handlung gesehen, welches wiederum besseres eigenes Verhalten hervorrufen kann.

2.2 Ansatz von Erving Goffman

Erving Goffman geht von einem dramaturgischen Modell aus. Er betrachtet das zwischenmenschliche Leben, als würde es auf einer Bühne stattfinden. Jede Person nimmt Rollen gemäss ihrer sozialen Position an. Die soziale Rolle wird durch sozial definierte Erwartungen an eine Person in einer Position, die befolgt werden sollen, beschrieben.

Aus der Vorstellung, dass das Leben ein Schauspiel auf einer Bühne ist, zieht Goffmann weitere Schlüsse. Er teilt die Bühne in eine Vorder- und eine Hinterbühne ein. Auf der Vorderbühne werden formale Rollen gespielt, bei denen man sich nach einem starren Muster zu verhalten hat. Dort finden soziale Anlässe und formale Begegnungen statt. Hingegen ist die Hinterbühne dem Publikum nicht zugänglich und man kann sich dort auf den nächsten Vorderbühnen-Auftritt vorbereiten. Die Hinterbühne erlaubt es, sich formalen Verhaltensregeln zu entziehen und sich auszuruhen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Rollentheorie und Erving Goffman
Hochschule
Universität St. Gallen  (Geschichte)
Veranstaltung
Soziologie der Kommunikation
Note
5.5 (Schweiz)
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V30375
ISBN (eBook)
9783638316484
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Entspricht Note 1,5 in Deutschland
Schlagworte
Rollentheorie, Erving, Goffman, Soziologie, Kommunikation
Arbeit zitieren
Anonym, 2003, Rollentheorie und Erving Goffman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30375

Kommentare

  • Gast am 31.1.2010

    diese Arbeit ist NICHT empfehlenswert; Goffmans theoretisches Konstrukt wird lediglich in ein paar Sätzen angeschnitten; die Arbeit trägt in keiner Weise zu einem besseren Verständnis der Rollentheorie innerhalb des dramaturgischen Ansatzes bei;

Blick ins Buch
Titel: Rollentheorie und Erving Goffman



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