Währungskrisenmodelle


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Modell der ersten Generation
2.1 Einleitung
2.2 Das Modell
2.3 Beispiel Russland

3 Das Modell der zweiten Generation
3.1 Einleitung
3.2 Das Modell
3.3 Beispiele GroBbritannien, Sehweden, Italien, Spanien

4 Vergleieh der beiden Generationenmodelle

5 Das Modell der dritten Generation
5.1 Einleitung
5.2 Erster Ansatz des Modells
5.3 Zweiter Ansatz des Modells
5.4 Dritter Ansatz des Modells
5.4.1 Erklarung zum Modell des Transferproblems
5.4.2 Das Modell des Transferproblems

6 Fazit

7 Appendix
7.1 Erganzungen zu dem Modell der ersten Generation
7.2 Erganzungen zum Modell der zweiten Generation
7.3 Erganzungen zum Modell des Transferproblems in der dritten Generation

8 Literaturverzeiehnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zeitpfad der Entwieklung monetarer Aggregate bei fixem Weehselkurs

Abbildung 2: Inflationsraten ausgewahlter Lander im Zeitraum 1988-94

Abbildung 3: Arbeitslosenquoten in ausgewahlten Landern im Zeitraum 1984-94

Abbildung 4: Reale Weehselkurse ausgewahlter Lander

Abbildung 5: Entwieklungspfade im Modell des Transferproblems

1 Einleitung

Das Ziel der Hausarbeit besteht in der Beschreibung und Erklarung der aktuel- len Szenarien, wie und warum in Volkswirtschaften Wahrungskrisen auftreten. Die einzelnen Modelle, die auf verschiedenen Annahmen beruhen und im Laufe der Zeit aufgrund neu aufgetretener Wahrungskrisen entwickelt wurden, werden dargestellt. Zudem wird die dynamische Entwicklung in den Modellen beschrie- ben. Letztendlich erfolgen Bewertung und Kritik.

Als forschungsleitende Frage stellt sich, ob Wahrungskrisen nur bei Verschlech- terung der Fundamentaldaten einer Volkswirtschaft auftreten. Falls dies nicht der Fall sein sollte, sondern andere Faktoren, wie sich selbst erfullende Erwar- tungen, auch eine Wahrungskrise entfachen konnen, wird einerseits eine Inter­pretation hinsichtlich der Faktoren notwendig, die dies bewirken konnen. Ande- rerseits ist die Formulierung von Implikationen fur adaquate GegenmaGnahmen essentiell.

Aufgrund der anhaltenden hohen und sich weiter verstarkenden Kapitalmobilitat, kann es fur okonomische Entscheidungstrager auGerst relevant werden, ob sie Fruhwarnsysteme entwickelt haben. Diese mussen moglichst rechtzeitig Entwicklungen identifizieren konnen, die eine eventuelle Wahrungskrise zur Folge haben, um MaGnahmen zur Abwendung zu ergreifen. Ansonsten kann es dazu fuhren, dass Volkswirtschaften zum Spielball einzelner Investoren werden, was weitreichende Folgen fur die Entwicklung des Landes implizierte. Paul Krugman schrieb schon 1999: „ In a world of high capital mobility, it is now clear, the thread of speculative attack becomes a central issue - indeed for some countries the central issue - of macroeconomic policy"(Krugman 1999, S.1). Mithin ist eine standige Analyse des Wechselkurses obligatorisch, um eine stabile Politik gewahrleisten zu konnen.

Die Modelle zur Erklarung von Wahrungskrisen sind noch nicht vollstandig, sondern werden im Laufe der Zeit und mit dem Ruckblick auf Krisen weiter ent­wickelt. Zu einigen aktuellen Modellen, die die Wahrungskrisen in den asiati- schen Landern Ende des zwanzigsten Jahrhunderts charakterisieren, gibt es derzeit nur Ansatze zur Erklarung.

2 Das Model! der ersten Generation

2.1 Einleitung

Beim Modell der ersten Generation wird davon ausgegangen, dass die Regie- rung ein fixes Wechselkursregime etabliert hat. Die Zentralbank muss folglich das Geldangebot endogen anpassen, um Schwankungen auszugleichen. Es ist mithin notwendig, das Geldangebot relativ zum Ausland konstant zu halten, um den Wechselkurs abzusichern. Wenn nun aber angenommen wird, dass das Budgetdefizit in der Volkswirtschaft steigt, mussen Wahrungsreserven schmel- zen, um den Wechselkurs konstant halten zu konnen. Das gestiegene Geldan­gebot, hervorgerufen durch die Neuverschuldung des Staates, muss also von der Zentralbank nachgefragt werden. Sofern die Devisen schmelzen durfen, gibt es einen definitiven Punkt, an dem sie erschopft sein mussen. Spekulanten ti- men eine Attacke, die die Wahrungsreserven der Zentralbank erschopfen soll, um eine Abwertung zu erzwingen. Somit sichern sie sich gegen mogliche Wah- rungsverluste in der Zukunft ab, falls die Wahrung abwertet. Sie tauschen ver- starkt die bald uberbewertete inlandische Wahrung in Devisen um, spekulierend auf eine Beschleunigung des Devisenruckgangs der Zentralbank. Fur die Akteu- re der Attacke ist der Prozess eine reine Portfolioumschichtung, so dass sie kein Risiko in Kauf nehmen mussen. Von Transaktionskosten abgesehen verlie- ren die Spekulanten kein Vermogen, auch wenn die Wahrung die Attacke uber- steht, da die Devisen dann wieder zum alten Kurs zuruckgetauscht werden kon- nen.

Eine Moglichkeit fur die Zentralbank, gegen eine spekulative Attacke zu steuern, ist die Aufteilung der Devisenreserven in zwei Bestande. Die erste Reserve wird in jedem Fall zur Verhinderung einer Abwertung eingesetzt, die zweite erlaubt nun die Moglichkeit einer weiteren Intervention. So sind die Spekulanten im Un- klaren daruber, wann die Devisen endgultig erschopft sein mussen (Krugman 1979, S.312, 323).

2.2 Das Modell

Vorgestellt wird das Flood-Garber Modell (Nelson 2001, S.310-313), welches eine determ inistische Krise bei fixem Wechselkurs formuliert. Unbefriedigend ist, dass Attacken, dem Modell nach zu schlieGen, perfekt vorhersagbar seinmussten, sowie dass keine Vermogenstransfers von der Zentralbank zu den Spekulanten stattfinden.

Ansonsten bildet das Modell anschaulich die Entwicklung zu einer nicht mehr abwendbaren Wahrungskrise ab. Die Annahmen, der Modellaufbau sowie die graphische Darstellung werden wie auch bei den Folgemodellen im Appendix naher erlautert.

Essentiell ist die Zusammensetzung des Geldangebotes:

mt =ydt + (1 -y)rt, (1) wobei m t das Geldangebot zum Zeitpunkt t darstellt, y definiert den Gewich- tungsfaktor zwischen dem Kreditvolumen d zum Zeitpunkt t und dem Wert der Devisen, denominiert in inlandischer Wahrung, zum Zeitpunkt t.

Die Kernaussage des Modells lautet, dass man zeigen kann, zu welchem Zeit­punkt die Devisenreserven einer Zentralbank erschopft sein mussen, falls eine konstante Neuverschuldungsrate angenommen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ohne Attacke mussen die Reserven zum Zeitpunkt tn erschopft sein:

wobei tn den Zeitpunkt der Attacke definiert, falls die Reserven auf einem kon- stanten Pfad gegen Null schmelzen. r(0) definiert wieder den Wert der Devisen, nur diesmal zum Zeitpunkt Null, also zum Startzeitpunkt. y ist der bekannte Ge- wichtungsfaktor und g steht fur die Wachstumsrate der inlandischen Kreditauf- nahme, also d zum Zeitpunkt t.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Spekulanten werden allerdings vor der vorhersehbaren Erschopfung der Reser­ven eine Attacke auf die Zentralbank timen, um Verluste zu vermeiden. Den Zeitpunkt, zu dem die Wahrungsreserven unmittelbar erschopft sein mussen wegen der plotzlich stark steigenden Nachfrage nach Devisen, kann wie folgt abgebildet werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hieraus lasst sich das Niveau der Devisenreserven rta zum Zeitpunkt ta errech- nen:

Der Zeitpunkt der Attacke ta, an dem die Zentralbank noch Devisenreserven halt, liegt also vor dem Zeitpunkt tn. Ein Kernpunkt des Modells ist, dass die Wah- rungsattacke nicht mit Neuigkeiten in Verbindung gebracht werden muss. Sie kommt plotzlich, aber als eine rationale Antwort der Spekulanten auf die kumu- lierten Effekte der Neuverschuldung, welche langfristig inkonsistent zum fixen Wechselkursregime ist.

Abbildung 1 zeigt graphisch den Zeitpfad der Entwicklung in diesem Modell.

2.3 Beispiel Russland

1998 wurde von der Finanzwelt erwartet, dass sich die schwache Regierung zwangsweise durch die Notenpresse finanzieren wurde, um der Schuldenprob- lematik Herr werden zu konnen. Darauf folgte annahmegemaG eine Wahrungs- krise wegen der aufgezeigten Entwicklungen.

Anzumerken bleibt allerdings, dass bei perfekt funktionierenden internationalen Kapitalmarkten keine Wahrungskrise entstehen muss, sofern Vertrauen aus dem Ausland bestehen bleibt. Falls sich die Zentralbank theoretisch unendlich Devisen aus dem Ausland leihen und glaubwurdig versprechen kann, die Schulden durch Steuererhohungen zu bedienen, muss eine Attacke auf die Wahrung fehlschlagen (Obstfeld 1984, S.4).

3 Das Modell der zweiten Generation

3.1 Einleitung

Bei diesem Modell ist der trade off des Staates hinsichtlich einer Outputlucke und einem fixem Wechselkurs relevant. Das Modell versucht eine sich selbst er- fullende Krise abzubilden. Dies ist um einiges komplexer, da Erwartungen der Investoren eine entscheidende Rolle spielen. Eine Wahrungskrise entsteht also nicht aufgrund sich verschlechternder Fundamentaldaten, sondern aufgrund der Antizipation von Investoren, dass der Wechselkurs nicht vom Staat stabil gehal- ten wird, falls die Outputlucke und damit auch die Arbeitslosigkeit zu stark an- steigt. Folglich konnen Investoren uber die Entwicklung des Wechselkurses ent- scheiden, abhangig von der Glaubwurdigkeit der Regierung hinsichtlich der Geldpolitik im Zielkonflikt zwischen einer Outputlucke und einem fixem Wech­selkurs. Es konnen mithin multiple Gleichgewichte entstehen, da durch die Er­wartungen der Parameter Unsicherheit in das Modell mit einbezogen werden muss. Sich selbst erfullende Prophezeiungen konnen auftreten, wenn Preise als konstant in der kurzen Frist angenommen werden. Eine Abwertung fuhrt bei- spielsweise dann zu einer Erhohung der Schulden von Unternehmen, die in auslandischer Wahrung gemacht wurden, was wiederum die Gewinne sinken lasst. Als Ergebnis ist es moglich, dass in der nachsten Periode weniger inves- tiert wird und somit auch ein geringerer Output zu erwarten ist. Das hat eine ver- ringerte Geldnachfrage zur Folge. Letztendlich wertet die Wahrung ab. Wegen Arbitragemoglichkeiten impliziert dies jedoch, dass die Wahrung schon in der Vorperiode, also der jetzt betrachteten, abwerten muss. Wenn Investoren also an eine Abwertung glauben, kann genau diese auch dazu fuhren (Aghion, Bac- chetta, Banerjee 2000, S.2).

Sobald Investoren eine spekulative Attacke erwarten, kommt es zu einem insta- bilen Gleichgewicht, obwohl noch ausreichende Wahrungsreserven vorhanden sind. Investoren erwarten eine gewollte Abwertung, falls sie zu der Entschei- dung kommen, dass bei dem Zielkonflikt zwischen einem fixen Wechselkurs und dem Wunsch nach einer expansiveren Geldpolitik letzteres obsiegt. Die Outputlucke kann so theoretisch geschlossen werden, was zu einer geringeren Arbeitslosigkeit und einem hoheren gesamtwirtschaftlichen Einkommen fuhrt. Der fixe Wechselkurs muss dafur aber aufgegeben werden, was das Vertrauen aus dem Ausland beschadigen kann.

3.2 Das Model!

Der Output ist in diesem Modell (Nelson 2001, S.316ff.) durch die Arbeitsnach- frage gegeben, wobei die Arbeitsnachfrage reziprok mit dem Reallohn wt - st schwankt, gemaG der Annahme, dass die Kaufkraftparitat halt und das loga- rithmierte auslandische Preisniveau auf Null normiert wurde. Somit gilt: p t = s t, p das inlandische Preisniveau und s den Wechselkurs definierend. Die Arbeits­nachfrage ist zusatzlich abhangig von einem Schock u(t), der als normalverteilt angenommen wird.

Formal gilt also fur den Output y(t):

y t = -a(w t -s t) - u t. (1)

Lohne werden in der Vorperiode gesetzt, so dass der Lohnsatz ex ante konstant bleibt:

w t = E t _! (s t). (2)

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Währungskrisenmodelle
Hochschule
Universität zu Köln  (Staatswissenschaftliches Seminar)
Veranstaltung
Spezielle VWL
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
25
Katalognummer
V30369
ISBN (eBook)
9783638316439
ISBN (Buch)
9783638650731
Dateigröße
548 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit befasst sich mit den drei Generationenmodellen. Die Modelle werden formal und verbal erklärt. Es folgt ein Vergleich sowie einige Implikationen für die Wirtschaftspolitik. Das Ziel der Hausarbeit besteht in der Beantwortung der Frage, ob Währungskrisen nur bei der Verschlechterung von Fundamentaldaten in den jeweiligen Volkswirtschaften auftreten müssen. Die Hausarbeit wurde von Prof. Dr. A. Weber, aktueller Bundesbankpräsident, bewertet.
Schlagworte
Währungskrisenmodelle, Spezielle
Arbeit zitieren
Hanno Kempermann (Autor:in), 2004, Währungskrisenmodelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30369

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