Tag, Zeit und Ewigkeit. Zeitbegriffe und Zeitvorstellungen im Alten Testament


Hausarbeit, 2015

14 Seiten, Note: 1,0

Michael van Zadel (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zeitbegriffe im Alten Testament
2.1 Der Tag:יוֹם(jôm)
2.2 Die Zeit:עֵת(‘ēt)
2.3 Ewigkeit:עךלם(‘ôlām)

3 Verschiedene Zeitverständnisse
3.1 Das mythisch-zyklische Zeitverständnis
3.2 Das geschichtlich-lineare Zeitverständnis
3.3 Ein zyklisch-lineares Zeitverständnis?!

4 Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Sekundärliteratur

1 Einleitung

Diese vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem alttestamentlichen Verständnis des Begriffes Zeit. Untersucht werden soll in diesem Zusammenhang ebenfalls, inwiefern sich die Zeitvorstellung im Alten Testament vom heutigen Zeitverständnis unterscheidet. Dazu sollen in einem ersten Schritt drei Begriffe, die das Alte Testament verwendet, um Zeit auszudrücken, vorgestellt und näher untersucht werden. Die Begriffe Tag, Zeit und Ewigkeit werden im Alten Testament in ihrer jeweiligen hebräischen Übersetzung benutzt, um unterschiedliche Zeiten, Zeitpunkte und Zeitabschnitte darzustellen. Das Aufzeigen von Unterschieden, aber auch von Gemeinsamkeiten zwischen diesen Begriffen ist ein Ziel dieser Arbeit.

In einem zweiten Schritt werden dann zwei verschiedene Zeitverständnisse näher beleuchtet, das mythisch-zyklische und das geschichtlich-lineare. Hier stehen Fragen im Vordergrund, die einerseits auf das Aufzeigen der den Vorstellungen eigenen Charakteristika abzielen, andererseits aber auch den Blick auf eine mögliche Verknüpfung dieser beiden Zeitverständnisse, die sich bei oberflächlicher Betrachtung gegenseitig auszuschließen scheinen, lenken.

Zum Schluss werden die Ergebnisse dieser beiden Teile miteinander verknüpft und es wird schließlich ein Bild darüber entworfen, wie Zeit im Alten Testament verstanden, verwendet und ausgedrückt wird.

2 Zeitbegriffe im Alten Testament

Das Grundelement biblischer Zeit ist der Wechsel von Tag und Nacht, also Licht und Dunkelheit.[1] Dabei bilden Licht und Dunkelheit zusammen den Kalendertag. Der hebräische Begriff, der diese Zeiteinteilung beschreibt, istיוֹם. Ebenso kennt das Hebräische einen allgemeinen Begriff für Zeit, nämlichעֵת. Als drittes gibt es im Hebräischen auch eine direkte Verknüpfung von Zeit und Ewigkeit. In diesem Kontext muss auch die Frage nach der Definition von Ewigkeit beantwortet werden, denn mit der heutigen Vorstellung, etwas habe weder einen Anfang noch ein zeitliches Ende, hat Ewigkeit im biblischen Sinn nicht viel zu tun.

Diese drei Facetten des alttestamentlichen Zeitverständnisses werden in diesem Kapitel näher betrachtet und untersucht.

2.1 Der Tag:יוֹם(jôm)

Die Bibel kennt zwei verschiedene Definitionen von dem, was Tag ist. Zum einen meint die Umschreibung Tag[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] die helle Phase. Der Begriff umschreibt damit die Spanne von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, bildet also das Gegenteil zur Nacht. Zum anderen wird[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]aber auch verwendet, um den Kalendertag als Ganzes zu beschreiben, also 24 Stunden. Dabei deutet die Verwendung von Tag einerseits auf die Darstellung einer Lebensdauer[2], andererseits auf vergangene Zeiten[3]. Verweise auf die Zukunft können mit dem Begriff Tag ebenfalls ausgedrückt werden, wie „Am Ende der Tage wird es geschehen“ (Jes 2,2). So deutet die hier aufgeführte Verwendung des Wortes Tag auf das zukünftige Kommen Gottes hin und zeigt dessen herausragende Stellung. Somit klingt in dem [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] eine Art Zukunftsvision auf die Endzeit an.

Ebenfalls kann יוֹםauch adverbiell verwendet werden und bedeutet tagsüber[4] oder heute[5]. Weiterhin taucht Tag auch in Verbindung mit einem Genitiv auf, verweist damit aber nicht auf 24 Stunden, sondern beschreibt ein bestimmtes Ereignis.[6]

Aus dieser kleinen Darstellung ist deutlich geworden, dass das hebräische Wort[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]ein im Alten Testament häufig verwendetes Wort ist, das in einem gewissen Rahmen eine Zeiteinteilung darstellt. Dabei weist es jedoch ein großes Bedeutungsspektrum auf, das von der Beschreibung der hellen Phase bis zum Verweis auf ein konkretes Ereignis reicht. Im Gegensatz zum im Folgenden [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] auf Fragen wie „wie lange?“ und „wann?“.

2.2 Die Zeit:עֵת(‘ēt)

Der im Alten Testament am häufigsten verwendete Begriff für allgemeine Zeit istעֵת. Im Gegensatz [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], das zwar ebenfalls ein Begriff für Zeit ist, aber eher auf Ewigkeit und damit auf Gott verwiesen ist, beschreibtעֵתeher Menschzeit. Dieser Zeitbegriff kann positiv oder negativ konnotiert sein.[7] Am häufigsten [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] den erzählenden Büchern mit der Grundbedeutung „eine bestimmte Zeit von/für“[8] verwendet und stellt dadurch einen Zeitpunkt[9] oder einen Zeitabschnitt heraus. Daher findet sichעֵתauch häufig in Aussagen, die einen Zeitpunkt qualitativ bewerten.[10] Ebenfalls wird mit der Verwendung vonעֵתauf das Vorhandensein eines bestimmten Zeitpunktes bzw. einer bestimmten Zeit[11] hingewiesen. Die Verwendung in einem Kontext, der über die abstrakte Zeit als solche berichtet, ist eher unüblich. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, wurde der Begriffעֵתfast ausschließlich mit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] übersetzt.[12] [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bedeutet „Augenblick“ bzw. „Gelegenheit“ und passt damit zur aufgestellten These,[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] einen bestimmten Zeitpunkt oder Zeitabschnitt. Der Augenblick beschreibt einen kurzen, bestimmten Zeitpunkt, der mitעֵתan sehr vielen Stellen im Alten Testament gemeint ist. Mit dieser Bedeutungszuschreibung kann dasעֵתin einen Zusammenhang mit der Schöpfungsordnung gebracht werden, stehen doch die Aussagen „so gebe ich euch Regen zur rechten Zeit“ (Lev 26,4) und „[…] dass du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit“ (Ps 104,27) in Verbindung zum schöpferischen Handeln Gottes in Gen 1.

[...]


[1] Knauf, Ernst Axel, Art. Zeit, in: HGANT, Darmstadt 2006, S. 432. Siehe dazu z.B. Gen 1,4: „Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis.“ oder Ps 104, 20-23.

[2] Siehe dazu Gen 35,29: „[…] betagt und satt an Tagen.“ oder Ijob 42,17: „Dann starb Ijob, hochbetagt und satt an Lebenstagen.“

[3] Siehe dazu Jes 63,9: „Er hat sie emporgehoben und sie getragen / in all den Tagen der Vorzeit.“ Dabei scheint sich mit der hier aufgezeigten Bedeutung von Vorzeit in Verbindung mit dem Verweis auf zukünftige Ereignisse in z.B. Koh 12,1: „ehe die Tage der Krankheit kommen“ ein gewisses Bewusstsein von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Alten Testament herauszukristallisieren. Dagegen aber Morgenstern, Matthias, Art. Zeit, in: CBL, Bd. 2, Stuttgart 2004, S. 1497: „Festzuhalten bleibt, dass […] das Bewusstsein einer durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dreigeteilten Zeit fehlt.“

[4] Dazu z.B. Gen 31,40: „Bei Tag fraß mich die Hitze, der Frost bei Nacht und der Schlaf floh meine Augen.“

[5] Belege dazu lassen sich im Alten Testament einige finden, z.B. Gen 30,32: „Ich will heute unter deinem Vieh umhergehen.“

[6] So z.B. Am 5,18: „Wehe denen, die den Tag des Herrn herbeisehnen.“ oder Koh 7,14: „Am Glückstag erfreue ich dich deines Glücks und am Unglückstag sieh ein […].“

[7] Siehe dazu z.B. Am 5,13: „denn es ist eine böse Zeit.“

[8] Jenni, Ernst, Art.[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], in: THAT, Bd. 2, München/Zürich 31984, Sp. 371 .

[9] Siehe dazu auch Schmidt, Uta: Zukunftshoffnung und Erfahrung (Jes 9,1-6). Hat die Zukunft ein Geschlecht?, in: Hedwig-Jahnow-Forschungsprojekt (Hg.): Zeit wahrnehmen. Feministisch - Theologische Perspektiven auf das Erste Testament, Stuttgart 2010, S. 22.

[10] So z.B. Jer 30,7: „eine Notzeit ist es für Jakob […].“

[11] So z.B. Ex 18,26: „Sie standen dem Volk jederzeit als Richter zur Verfügung“ oder Ps 106,3: „Wohl denen, die das Recht bewahren / und zu jeder Zeit tun, was gerecht ist.“

[12] Herrmann, S., Art. Zeit (I), in: NBL, Bd. 3, Düsseldorf/Zürich 2001, Sp. 1192. Weniger häufig wirdעֵתmit ‘[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (Stunde) übersetzt und nur dreimal wird in der Septuaginta für[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] griechische Begriff [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (Zeit) verwendet.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Tag, Zeit und Ewigkeit. Zeitbegriffe und Zeitvorstellungen im Alten Testament
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V303655
ISBN (eBook)
9783668022171
ISBN (Buch)
9783668022188
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
zeit, ewigkeit, zeitbegriffe, zeitvorstellungen, alten, testament
Arbeit zitieren
Michael van Zadel (Autor:in), 2015, Tag, Zeit und Ewigkeit. Zeitbegriffe und Zeitvorstellungen im Alten Testament, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303655

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Tag, Zeit und Ewigkeit. Zeitbegriffe und Zeitvorstellungen im Alten Testament



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden