Short Stories. Die Bedeutung von Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sekundarstufe II


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Literarisches Lernen im Fremdsprachenunterricht

3. Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sekundarstufe

4. Kurzgeschichten im Unterrichtsverlauf
4.1 Pre-reading Activities
4.2 While-reading Activities
4.3 Post-reading Activities
4.4 Hörverständnis im Literaturunterricht

5. Schlussfolgerung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Textform der Kurzgeschichte hat sich längst im Englischunterricht etabliert. Dies zeigen nicht nur die plakativen Äußerungen in der Fachliteratur, es handle sich bei dieser Gattung um die „populärste“ (Küppers, 1999: 158) Gattung des Englischunterrichts, sondern auch ihre Dominanz in Sekundärwerken oder Unterrichtsmaterialien. So sind in einem Unterrichtswerk für Lehrer zu kreativen Methoden des Englischunterrichts in der Oberstufe elf von 19 aufgeführten Methoden am Beispiel von verschiedenen englischsprachigen Kurzgeschichten erklärt (vgl. Schallhorn & Peschel, 2004). Dieser Dominanz der Kurzgeschichte im Englischunterricht geht diese Arbeit nach, indem sie zunächst einen Überblick zum literarischen Lernen schafft und schließlich das Potential von Kurzgeschichten in einem modernen kompetenzorientierten Fremdsprachenunterricht Englisch aufzeigt. Anschließend soll eine Unterrichtsstunde vorgestellt werden, wie eine Kurzgeschichte im Unterricht aufbereitet und unterrichtet werden kann.

2. Literarisches Lernen im Fremdsprachenunterricht

Das literarische Lernen im Fremdsprachenunterricht wurde lange nicht nur im Hinblick auf das Englische vernachlässigt. Dies lag daran, dass Texte lediglich als Anschauungsmaterial für grammatikalische Beispielen dienen sollten. Zudem führte eine starke Orientierung an den klassischen Sprachen, wie Latein und Griechisch im 19. Jahrhundert zu einer Betonung von Grammatik- und Übersetzungsunterricht, der den Inhalt der Texte immer noch in den Hintergrund stellte. Letztlich drängte in den sechziger und siebziger Jahren die Fokussierung auf einen kommunikativen Englischunterricht, der die Schüler[1] auf ‚reale‘ Situationen vorbereiten soll, die Literatur weiter zurück. So wurde die literarische Diskursfähigkeit, das Lesen und Rezipieren von literarischen Werken, pragmatischen Sprachhandlungen, wie dem Bestellen eines Zugtickets oder dem Reservieren eines Hotelzimmers untergeordnet. Alltagsdialoge wurden daher zur dominanten Textform innerhalb der Lehrbücher (vgl. Desch, 2013).

Desch betont, dass erst, als der Schüler als ‚lernendes Subjekt‘ anerkannt wurde, der Literaturunterricht wieder an Bedeutung gewann (vgl. Desch, 2013). Gerade im Hinblick auf die Kompetenzorientierung des modernen Fremdsprachenunterrichts, die in den Bildungsstandards der einzelnen Bundesländer festgeschrieben ist, bekommen literarische Texte eine große Bedeutung. Denn diese ermöglichen nicht nur die Bildung, sondern auch die Weiterentwicklung fachspezifischer Kompetenzen, wie der kommunikativen Kompetenz, der Sprachlernkompetenz und der interkulturellen Kompetenz (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Moderne Fremdsprachen). Literarische Texte eignen sich in besonderem Maße dafür, auch sogenannte „überfachliche Kompetenzen“ (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Das Gymnasium in Bayern), die, wie Desch (2013: 11) vorschlägt, den Schüler als „lernendes Subjekt“ anerkennen, zu fördern.

Thaler fasst diese Kompetenzorientierung in seiner Begründung für einen „festen Platz [des Literaturunterrichts] im Englischunterricht“ zusammen. Literaturunterricht im Englischunterricht fördere nämlich, „ language development, intercultural learning, personal enrichment, motivational value, interpretational openness und social prestige“ (Desch, 2013: 12) . Literarisches Lernen erlangt damit im modernen Fremdsprachenunterricht einen neuen Stellenwert und erfüllt zudem die Voraussetzungen eines kompetenzorientierten Unterrichts (vgl. Nünnung & Surkamp, 2010). Dass gerade die Textform der Kurzgeschichte dafür im Sekundarstufenunterricht Englisch besonders geeignet ist, wird im Folgenden konkretisiert.

3. Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sekundarstufe

Die Kurzgeschichte wird im fremdsprachlichen Unterricht der Sekundarstufe gern als „populärste Textform“ (Küppers, 1999: 158) betrachtet. Ein wesentlicher Grund dafür ist ihre Kürze. So gilt sie für den gängigen 45-Minuten-Rhythmus der Unterrichtsstunde als „methodisch handlich“ (Küppers, 1999: 158) mit einer „verdaulichen Länge“ (Haß, 2006: 148). Ebenso allerdings, wie ihre pragmatische Textlänge, eignet sich die Kurzgeschichte aufgrund ihrer Zugänglichkeit für die Schüler besonders gut für den Fremdsprachenunterricht. So schafft zunächst einmal ihre prosaische Sprache einen leichteren und auch schnelleren Zugang zum Text als zu vergleichbar kurzen Textformen, wie Gedichten (vgl. Haß, 2006). Zudem kann die „in der Regel übersichtlich[e] Personenkonstellation“ (Desch, 2013: 19) auch sprachlich einfacher erschlossen werden, sodass letztlich eine thematische Auseinandersetzung mit der Geschichte zeitnah erfolgen kann. Thematisch betrachtet bietet nämlich eine Kurzgeschichte ihr größtes Potential für den Englischunterricht. So behandelt sie „meist zwischenmenschliche Beziehungen, die Jugendliche in besonderem Maße ansprechen“ (Desch, 2013: 19), wie sie zum Beispiel in „ Stories of Initiation, Love, Men and Women, [und] Immigrants “ (Haß, 2006: 148) vorkommen. Gerade die Initiationsgeschichten, die sich mit der persönlichen Entwicklung vom Jugendlichen zum Erwachsenen beschäftigen, „berücksichtigen [dabei] in hohem Maße das Vorverständnis jugendlicher Leser, indem sie Identifikationen anbahnen sowie zur reflektierten Distanzierung und zur kritischen Veränderung des Selbstverständnisses beitragen“ (Küppers, 1999: 159). Durch diese Schülerorientierung wird nicht nur die in den modernen Fremdsprachen angebahnte Förderung überfachlicher Kompetenzen, wie der der Selbstwahrnehmung erreicht, sondern auch das Text- bzw. Leseverständnis vorentlastet, sodass der ein Zugang der Schüler zur Kurzgeschichte auch thematisch gegeben ist.

Im Hinblick auf die thematische und damit auch inhaltliche Ausrichtung von Kurzgeschichten führt Haß (2006: 148) an, dass diese „häufig im Rahmen einer [...] thematisch orientierten oder landeskundlichen Unterrichtseinheit“ zur „Vertiefung bereits erarbeiteter oder der Vorbereitung noch zu behandelnder Aspekte“ herangezogen wird. Somit werden die bereits geschilderten Merkmale, wie Kürze, Identifikation und damit Zugänglichkeit der Kurzgeschichte benutzt um einen wesentlichen Inhalt des modernen Englischunterrichts zu vermitteln, das Fremdverstehen oder die transkulturelle Kompetenz. Dadurch können die Lernenden in Kurzgeschichten „Charakteren aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichem kulturellen, religiösen oder gesellschaftlichen Hintergrund begegnen“ (Desch, 2013: 19) und damit Einblicke in „fremde Lebensweisen, Werte, Normen und Weltsichten“ (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Lehrplan Englisch, Gymnasium Bayern) erhalten. Aufgrund ihrer Kürze und Zugänglichkeit werden damit den Lernenden Einblicke ermöglicht, die sich längt nicht mehr nur auf die zentralen englischsprachigen Länder, wie Großbritannien und die USA, beschränken sondern auch immer mehr andere Perspektiven, wie die von Autorinnen der New English Literatures, zulassen. Den Forderungen des modernen Fremdsprachunterrichts Englisch nach „Perspektivenvielfalt“ (Nünnung & Surkamp, 2010: 48) oder der „Überwindung der Kanonisierung“ (Nünnung & Surkamp, 2010: 44), wird dabei genauso Rechnung getragen, wie dem nach „Aktualität und Repräsentationsvielfalt“ (Nünnung & Surkamp, 2010: 46).

Darüber hinaus bieten Kurzgeschichten auch rezeptionsästhetisch einen Einstieg zu den in der Oberstufe komplexer werdenden Ganzschriften. So können an ihnen in einem überschaubaren Rahmen literarische Fachbegriffe, der klassische Aufbau eines Dramas oder auch verschiedenen Erzählperspektiven eingeführt werden (vgl. Haß, 2006). In mehreren Bundesländern gehören in der gymnasialen Oberstufe gemäß dem Lehrplan Englisch in Bayern die Lektüre eines Dramas, sowie einer Auseinandersetzung mit Shakespeare, sowie einer Ganzschrift, mehreren Gedichten und Kurzgeschichten aus „mindestens zwei Räumen der englischsprachigen Welt“ zu den verbindlichen Unterrichtsinhalten (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Lehrplan Englisch, Gymnasium Bayern.). Da die Auseinandersetzung mit komplexen literarischen Formen durch die Fremdsprache zusätzlich erschwert wird, bietet sich die Kurzgeschichte an, diese kontinuierlich aufzubauen.

[...]


[1] Im vorliegenden Text wird aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Form benutzt. Im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes sind diese Bezeichnungen als nicht geschlechtsspezifisch zu betrachten.

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Details

Titel
Short Stories. Die Bedeutung von Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sekundarstufe II
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Anglistik / Fachdidaktik Englisch)
Veranstaltung
Mittelseminar "Teaching Short Stories"
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V303481
ISBN (eBook)
9783668019201
ISBN (Buch)
9783668019218
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
short, stories, bedeutung, kurzgeschichten, englischunterricht, sekundarstufe
Arbeit zitieren
Christian Haas (Autor:in), 2014, Short Stories. Die Bedeutung von Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sekundarstufe II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303481

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