Der städtische Raum als Naturzone

Das urbane Selbst-Erleben des Menschen in zeitgenössischen Romanen


Magisterarbeit, 2015

75 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Siglenverzeichnis

1 Zeitzeichen - Der städtische Raum und die grüne Welt
1.1 Die grüne Welt im Zeitroman als literarisch-gesellschaftlicher Gegenentwurf .
1.1.1 Der Ansatz des Ecocriticism in der komparatistischen Lesart
1.1.2 Der Begriff der Kulturökologie und seine zeitkritische Funktion im deutschen Roman: Modelle und Entwicklung
1.2 Das Motiv des leidenden Stadtbewohners als zeitgenössisches Phänomen?

2 Herausforderungen des globalisierten Stadtraumes in Terézia Moras Der einzige
Mann auf dem Kontinent (2009)
2.1 Zeitzyklen im städtischen Raum
2.2 Ökonomisch-soziale Zeitkritik im satirischen Gewande
2.2.1 Die neue soziale Frage und heterogene Zugänge einer akademischen Mittelschicht zum Arbeitsmarkt
2.2.2 Stadt-Land-Erfahrungen: Naturidyllen und Konsumrausch

3 Realsozialistische Ökologiewelten in Monika Marons Flugasche (1981)
3.1 Zur Ersatzfunktion literarischer Prosa
3.2 Binäre Identitätskrisen und Determinanten von Machtbeziehungen
3.2.1 Personale Identitätsstiftung im Bereich des Privaten (Innenraum)
3.2.2 DDR-Umweltpolitik und Macht-Körper-Beziehungen (Außenraum)..
3.3 Die moderne DDR-Großstadt in der literarischen Rezeption
3.3.1 Das Idyll der grünen Stadt
3.3.2 Zur dystopischen Funktion von Tagträumen bei Monika Maron

4 Prognosen und Visionen: Dystopische Entwürfe in Juli Zehs Corpus Delicti (2009)
4.1 Zur Aktualität eines zeitgenössischen Gesundheitsbegriffes
4.2 Naturkonzepte im städtischen Raum
4.2.1 Staatlich normierte Körperkultur als Religionsersatz
4.2.2 Zur Funktion der wild zone und Juli Zehs moderne Zeitkritik
4.3 Optimierte Lebensqualität durch eine regulierende Biopolitik
4.3.1 Triadisches Modell der Machtebenen
4.3.2 Regulierungs-und Disziplinierungsmechanismen der Methode

5 Schlussteil

Literaturverzeichnis

Siglenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Zeitzeichen - Der städtische Raum und die grüne Welt

Das Verhältnis von Mensch und Natur scheint so alt wie die Menschheit selbst, die religiösen-philosophischen Wurzeln lassen sich bis auf die Antike, auf Naturvölker des Daoismus und anderer Weltanschauungen sowie die Schöpfungstheorie des Christentums zurückverfolgen.1 Gleichzeitig wurde der Naturraum im 19. und 20. Jahrhundert zunächst vorwiegend durch die Naturwissenschaften wie der Zoologie und der Landschaftsökologie erforscht, bis sich um 1950 ein Ökologiebegriff etablierte, der die „Welt als Ensemble integrierter Systeme und Ganzheit [betrachtete], in der alles voneinander abhängig“2 sei.3 Bedingt durch die industrialisierten Folgen wie Umweltverschmutzung oder Raummangel in den Städten Europas und Amerikas wurde die ökologische Krise zu einem globalen Problem, parallel dazu fand die amerikanische Literaturwissenschaft einen Zugang in der ökologischen Debatte.4 Während sich dort seit den 1970er Jahren der Begriff des Ecocriticism angesichts wachsender Industrialisierungsprozesse herausbildete, schien sich im deutschen Sprachraum seit den 1990er Jahren ein kulturökologischer Ansatz zu etablieren.5 Angesichts der Dynamik der diachron publizierten Werke fanden die Figuren literarischer Prosa und Lyrik in ihren Naturerfahrungen Lebensqualität und heterogene Wahrnehmungsmuster.6 Die Vorstellung von der Natur als zu schützender Raum manifestierte sich spätestens mit dem green movement als Umweltbewegung der 1970er Jahre.7

Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die Stadt als sekundärer Siedlungsraum des Menschen.8 Es ließe sich somit innerstädtisch als auch außerhalb des Stadtraums nach dem Zusammenhang kultureller und natürlicher Prozesse (beziehungsweise Kräfte) fragen und wie diese auf den Menschen rückwirken. Darüber hinaus fungiert der Mensch in zeitgenössischen Werken als Vertreter von differenten Zeitabschnitten im Sinne einer historisch bedingten Kontinuität, sodass ein synchroner Werkvergleich sinnvoll wird. In der Rezeption des Paradigmas Mensch-Natur durch zeitgenössische Romane reicht die Beschreibung der Natur neben den sechs literarischen Traditionen grüner Welten (pastorale Traditionen-romantisches Naturgefühl-realistische Gesellschaftskritik-Technikkritik-apokalyptische Schreibstrategien-ökofeministische Literaturen9 ) bis ins Utopisch-Dystopische. Die Ökotopie findet als jüngeres Genre in der Forschung Eingang.

Die Ökotopie bildet eine Form der literarischen Utopie ab.10 Das Begriffskompositum setzt sich aus eco und topos zusammen, wobei werkspezifisch nach der Funktion des topos „als ‚feste Denk-und Ausdrucksschemata‘ einzelner Autoren der abendländischen Literatur“11 zu fragen wäre. In dieser Lesart wäre eine alternative Ausrichtung dieser Texte abzuleiten. So konstruieren ökotopische Texte12 Gegenkonzepte zur industriellen Welt, die im Sinne einer harmonischen Einheit von Natur und Mensch, den Letzteren neu zu verorten suchen.13 Der Mensch erfährt sich selbst somit nicht primär als ‚Gestalter natürlicher Räume‘, sondern ist darin bestrebt, ökologische Lebensweisen auf seinen Lebensbereich zu übertragen und zu integrieren, was in den Werken dieser Arbeit im urbanen Raum geschieht oder zumindest intendiert wird.14 Indem literarische Utopien ‚historische Ist-Zustände‘ negieren, sei ihnen eine Zeitkritik immanent, die sich auch auf gesellschaftlich-politischer Ebene wiederfindet. Während Schauplätze von Utopien den herrschaftsfreien Diskurs anstreben, wird der Naturraum bei der Werkanalyse von Flugasche (1981) und Corpus Delicti (2009) als politisch instrumentalisierter Raum beschrieben, lediglich der letzte Roman Der einzige Mann auf dem Kontinent (2009) folgt im Naturzugang einem bukolischen Ansatz.15

1.1 Die grüne Welt im Zeitroman als literarisch-gesellschaftlicher Gegenentwurf

Bei der Lektüre zeitkritischer Romane scheinen die vier Hauptmerkmale ökologischer Literatur nach Buell eine Orientierung zu geben, besonders das erste und letzte Kriterium zeigen die enge Verschränkung des Interdependenzverhältnisses von Mensch und Natur an, die als sich ergänzende Einheiten betrachtet werden können:

1. The nonhuman environment is present not merely as a framing device but as a presence that begins to suggest that human history is implicated in natural history. [...]

4. Some sense of the environment as a process rather than as a constant or a given is at least implicit in the text.16

Die Begriffe des Ecocriticism und der Kulturökologie sowie die damit zugehörigen Modelle sollen bei der poetologischen und formalästhetischen Untersuchung der Werke gattungsparadigmatisch fundierend wirken. Im Folgenden wird mit der komparatistischen Analyse der Entwicklung ein allgemeiner und für den deutschen Sprachraum ein spezifischer generativer Ansatz verfolgt.

1.1.1 Der Ansatz des Ecocriticism in der komparatistischen Lesart

Eine Geistesströmung, die sich vor allem in den 1970er Jahren in den USA institutionalisierte und sich in den 1990er Jahren im amerikanischen Bildungssystem weiter ausbauen ließ17, bildet der in der Forschung zur ökologischen Literatur verwendete Begriff des Ecocriticism. Hierbei geht es um den zu untersuchenden Zusammenhang zwischen Ökologie und Literatur.18 Zum Einen wäre hiermit ein Mentalitätswandel vorausgesetzt, es ginge also um die Frage, welchen geistigen Zugang die Kulturwissenschaften zur Ökologie neben den Naturwissenschaften finden beziehungsweise welche „gesellschaftlichen Bedingungen und Wirkungen literarischer Inszenierungen des Natur-Kultur-Verhältnisses“19 dabei offen gelegt werden.20 Anlass zur literarischen Repräsentation ökologischer Welten bildete neben dem ‚natürlichen Interesse‘ an der Ökologie21 auch die Tatsache, dass angesichts steigender Populationszahlen, Umweltverschmutzung und Industrialisierung der Club of Rome mit der Schrift Die Grenzen des Wachstums (1972) die erreichten Wachstumsgrenzen der Erde für die nächsten hundert Jahren festsetzte22, was für den Ecocriticism zum Anderen einen motivierenden Ausgangsmoment darstellt.23 William Rueckert setzt die ansteigende Bevölkerungszahl mit destruktiven Produktionsprozessen in Verbindung, die Zivilisation sei somit einem inhärenten Suizid unterworfen, weil dem globalen Ökosystem Ressourcen entnommen wurden, die ihm anschließend nicht wieder zugeführt worden seien. Folgen dieser ‚ökologischen Ungleichung‘ sei die Entstehung einer größer werdenden Leerstelle, die in einer ökologischen Krise münde.24

Because the global ecosystem is a connected whole, in which nothing can be gained or lost and which is not subject to overall improvement, anything extracted from it by human effort must be replaced. Payment of this price cannot be avoided; it can only be delayed. The present environmental crisis is a warning that we have delayed nearly too long.25

Somit stand die Zivilisation nicht nur vor einer ökopolitischen, sondern auch vor einer ethischen Herausforderung im Sinne einer „environmental restoration“26, ging es doch um die sich „abzeichnende Wende zu einer postindustriellen Gesellschaft, die materialistische Werte durch das Streben nach ‚Lebensqualität‘ ersetzte und ein behutsameres Verhältnis zur Natur anstrebte.“27

Despite the broad scope of inquiry and disparate levels of sophistication, all ecological criticism shares the fundamental premise that human culture is connected to the physical world, affecting it and affected by it. Ecocriticism takes as its subject the interconnections between nature and culture, specifically the cultural artifacts of language and literature. As a critical stance, it has one foot in literature and the other on land; as a theoretical discourse, it negotiates between the human and the nonhuman.28

Die ökologische Literatur habe somit „die Aufgabe, die öffentliche Aufmerksamkeit auf jene literarischen Texte zu richten, die dem reinen Ökonomismus eines ausschließlich auf Wachstum und ungezügelten Ressourcenverbrauch ausgerichteten Gesellschaftsmodells ein ökologisch orientiertes entgegenhalten und Welten imaginieren, in denen menschliche und natürliche Gemeinschaften zum Vorteil und Nutzen beider Seiten koexistieren.“29 Zwar ließen sich durch die Literatur keine Handlungsempfehlungen angesichts der bei Rueckert beschriebenen ökologischen Situation ableiten, jedoch könne sie zu einer Sensibilisierung in der ökologischen Debatte beitragen.30 Diese sei auch mit der Wahrnehmung natürlicher Räume determiniert. In der Wahrnehmungsrezeption haben Gregory Bateson und Gernot Böhme zwei Ansätze formuliert, die im Folgenden als kulturanthropologisch beziehungsweise poetologisch-ästhetisch kurz fokussiert werden sollen.31 Bateson betrachtet die Verbindung zwischen Mensch und Natur als Geist, der in diesem Sinne in einem kybernetischen System eingeschrieben sei. Es wirken an dieser Schnittstelle Rückkopplungsmechanismen, die auf die enge Wechselbeziehung zwischen Mensch und Ökosystem hindeuten:

Sieht man die Phänomene des Universums als durch Ursache und Wirkung und durch Energieübertragung miteinander verknüpft an, dann zeigt das hieraus resultierende Bild komplex verzweigte und in Wechselbeziehungen stehende Kausalketten. In bestimmten Gebieten des Universums (besonders Organismen in Umgebungen, Ökosystemen, […]) bilden diese Kausalketten Kreisläufe, die in dem Sinne geschlossen sind, dass kausale Wechselbeziehungen durch den Kreislauf und zurück durch jede Position verfolgt werden können, die (willkürlich) als Ausgangspunkt der Beschreibung gewählt wurde.32

Einen anderen Zugang findet der Darmstädter Philosoph Gernot Böhme mit der Wahrnehmungsästhetik.33 Im Sinne einer physiognomischen Abbildung von Dingen und Menschen in der Atmosphäre rekurriert Böhme die Wahrnehmung auf die „Erkenntnis, in der die Physiognomik kulminiert, [sie] ist die analytische Feststellung der Beziehung von Charakterzügen und atmosphärischen Wirkungen“34.

Die utopische Intention ökologischer Literatur spiegelt sich in ihren Ausprägungen wider: Neben der sozialökologischen und umweltethischen Form sind die ökofeministischen und tiefenökologischen Ansätze bei der Analyse der im Rahmen dieser Arbeit vorgestellten Werke von Bedeutung. Als gesellschaftskritische Romane ist in ihnen eine Zeitkritik an den aktuell empfundenen politischen Strukturen manifestiert, was sich auch im Befinden der Figuren ausdrückt.35 In der ökofeministischen Literatur erfolgt im Rahmen des Gender-Kontexts eine attributive Gegenüberstellung von feminin bewerteten Attributen (Gefühl, gelobte Natur und Körperlichkeit), die in gattungsparadigmatischer Opposition zu patriarchalischen Strukturen (Geist, Vernunft und Kultur) stehen.36 Ökofeministische Lesarten, deren Begriffsprägung auf die Romanistin Françoise d’Eaubonne in den siebziger Jahren zurückgeht, lassen sich vermehrt an der amerikanischen Prosa der neunziger Jahre beobachten.37 Der Ökofeminismus lässt sich in seiner Entwicklung nicht als geschlossene grüne Bewegung der 1990er Jahre werten, es handelt sich dabei eher um ein völkerübergreifendes, multiethnisches Netzwerk, das im Rahmen von Konferenzen zum gesellschaftspolitischen Austausch bestrebt war.38 In der DDR wurden ökofeministische Stimmen kontrastiv bemerkenswerterweise früher mit Werken wie Christa Wolfs Kassandra (1983)39 oder Monika Marons Flugasche (1981) lauter, was auch auf politischen Repressalien durch das SED-Regime und die sich zunehmende Umweltverschmutzung zurückzuführen wäre.40 Mary Mellor beobachtet im gleichen Zeitraum einen ‚schleichenden grüneren Mentalitätswechsel‘ in Westdeutschland, was sie politisch auch auf die Etablierung der Partei Die Grünen zurückführt. So finden sich Forderungen nach Aufhebung einer passiven femininen Rolle sowie die kontinuierliche Etablierung und Repräsentation von Frauen im ökonomischen und politischen Bereich.41

Auch wenn der Ecocriticism im deutschen Sprachraum nicht das gleiche Maß der Institutionalisierung wie im angloamerikanischen Werkkontext erfuhr42, soll eine synchrone Entwicklung kulturökologischer Modelle anhand deutscher Romane betrachtet werden.

1.1.2 Der Begriff der Kulturökologie und seine zeitkritische Funktion im deutschen Roman: Modelle und Entwicklung

Ein noch jüngerer Forschungszweig, der sich seit den 1980er Jahren im deutschen Sprachraum zunehmend etablierte, ist die kulturökologische Forschungsperspektive. Dieser Ansatz berücksichtigt Natur und Kultur als gleichrangige, nicht zu trennende Einheiten, die in einem Interdependenzverhältnis stehen.43 Durch die Auflösung binärer Oppositionen von Kultur und Natur sei es nach Hubert Zapf möglich, eine spezifische Form selbstreflexiven Lebenswissens hervorzubringen, so beispielsweise durch die anthropozentrische Fokussierung auf die nicht-menschliche Natur, anstatt einer rein logozentrisch dominierenden Sicht auf die Lebenswelt des Menschen.44 Lesarten des kulturökologischen Zugangs setzen oftmals eine hohe Produktivmachung literarischer

Texte voraus. So seien diese zum Einen durch sprachliche Zeichen stark verdichtet45 und lassen durch Parameter in deren Symbolik Rückschlüsse auf zeitgenössische gesellschaftliche Zustände zu. In der von Peter Finke hervorgehobenen zeitkritischen Spiegelungsfunktion dieser Parameter ließen sich Thesen über den Zustand der Innenwelt im Sinne kultureller Entwicklungen ableiten.46 Bevor dieser Ansatz an den Werken weiter angewendet wird, soll zunächst eine gattungsparadigmatische Vertiefung des komplexeren Modells der Kulturökologie und ihrer Strömungen erfolgen.

Modelle und gattungsparadigmatische Funktionen der Kulturökologie:

Die Kulturökologie verfolgt einen transdisziplinären Ansatz47, bedingt durch ihre kulturelle Denktradition wäre sie somit nicht als Nebenzweig einer ökologischen Naturwissenschaft zuzuordnen, sondern ist durch einen emanzipatorischen Anspruch geprägt.

Der herkömmlichen Naturökologie tritt damit die jüngere Kulturökologie an die Seite, die das von jener ausgeblendete allgemeinere Ideenpotential nutzt, um neben der Pflanzen-und Tierwelt nun auch die spezifischen Menschenwelten ökologisch zu verstehen: seine Kulturen. Dabei zeigt sich ein weiteres Mal, dass logisch-systematische Beziehungen und wissenschaftshistorische Entwicklungsschritte zwei verschiedene Dinge sind.48

Natur und Mensch bilden somit zwei wichtige Determinanten im städtischen Raum ab. Ergänzt werden sie durch die Politik als Institution, die dem Menschen einen (meist) rechtlich legitimierten Rahmen zur Formung des ‚Natürlichen‘ vorgibt, gleichzeitig ließe sich dem Natürlichen eine Rückwirkungsfunktion auf das ‚Befinden‘ des Menschen zuordnen. Neben diesem sozialökologischen Zugang bilden die frühere Kulturökologie Stewards und die humanökologische Ausrichtung neben der jüngeren Evolutionären Kulturökologie die vier Gruppen des kulturökologischen Begriffs.49 Letztere Gruppe geht u.a. auf den Psychologen Gregory Bateson zurück, der den Terminus des kulturellen Ökosystems einführt und eine neue geistige Denkrichtung vorgibt. Ein Vergleich der beiden Theoretiker Steward und Bateson ist nicht nur zeitlich interessant, er zeigt auch das divergente Begriffsverständnis zum Verhältnis zwischen Natur und Kultur an.

Einen frühen Beitrag zur Etablierung eines kulturökologisch orientieren Forschungsgegenstands leistete der US-Anthropologe Julian H. Steward in den 1950er Jahren. Nach seiner Theorie beeinflusst die Lebensumwelt die Einheit Kultur in ihren Ausprägungen Arbeitsform, Wertsystem, Technologie und Verhaltensmuster.50 Das Basismodell Kultur-Natur verlaufe in der Evolution multilinear. Das heißt, dass somit differente kulturelle Ausprägungen je nach spezifisch determinierender Lebensumwelt denkbar wären.51 Steward geht im Rahmen dieses Prozesses von Adaptionserscheinungen aus: der kulturelle Wert bedinge sich somit aus der Adaption von Elementen der Lebensumwelt und der Integration in die kulturelle Einheit, sodass eine cultural ecology vorstellbar wird.52

Although the concept of environmental adaptation underlies all cultural ecology, the procedures must take into account the complexity and level of the culture. [...] In advanced societies, the nature of the culture core will be determined by a complex technology and by productive arrangements which themselves have a long cultural history. [...] Cultural types therefore, must be conceived as constellations of core features which arise out of environmental adaptations and which represent similar levels of integration.53

Im historischen Vergleich fand das übersichtliche, klassisch-anthropologische Modell Stewards vor allem in der amerikanischen Forschung Anklang, die Interdependenz von Natur und Kultur sowie Geist und Materie54 wurde von Gregory Bateson weiterentwickelt.55 Die von Bateson entwickelte umweltethische Theorie fußt auf einer Trias der sich wechselseitig beeinflussenden Determinanten ansteigendes Bevölkerungswachstum (Weltpopulation), fortschreitende Technologisierung (Technik) sowie den Zugängen im Denken und den Haltungen der abendländischen Kultur (Hybris).56 Bateson publizierte sein Werk Ökologie des Geistes in den USA zu Beginn der 1970er Jahre. Die von ihm in hohem Maße geprägte Ausrichtung der Evolutionären Kulturökologie scheint für die Fragestellung dieser Arbeit von Bedeutung zu sein. Hervorzuheben ist der Begriff der „ökologischen Systems“57, der als Denkstruktur bei der Beschreibung von Kulturen diene.58 Anlass einer Umweltkrise seien jedoch nicht Symptome wie Umweltverschmutzung, Krieg oder Hungersnot, sondern die Frage nach der gesellschaftlichen Ursache dieser Erscheinungen. Die Zivilisation stehe somit vor dem Problem eines (unnatürlich bewerteten) Ungleichgewichts.59 Die ethisch und immateriell bedingte Kultur könne somit im Umdenken und der Überwindung von Grenzziehungen zwischen Kultur und Natur zu einer Einheit mit Letzterer finden. Der ökotopische Appell Batesons sieht also die (tiefen)ökologische Nutzbarmachung der Technologien und ein Gleichgewicht zwischen Geburten-und Sterbeziffern als Basis für die Wiederherstellung einer ökologischen Stabilität an.60 Dadurch sei die Hybris sowohl eine individuelle und zivilisatorische Herausforderung, als auch von einer kontinuierlichen Dynamik durch gesellschaftlichen Austausch geprägt. Bateson lehnt also einen statischen abendländischen Wertebegriff des ö kologischen Geistes ab.61

Es geht uns gegen die Umwelt. Es geht uns gegen andere Menschen. […] Wir leben innerhalb einer unendlich expandierenden «Grenze». Der ökonomische Determinismus ist Commonsense. Die Technologie wird es für uns schon machen. Wir stellen fest, dass sich diese Ideen durch die großen, aber letzten Endes destruktiven Leistungen unserer Technologie in den letzten hundertfünfzig Jahren schlicht und einfach als falsch erwiesen haben. Und sie erscheinen auch unter dem Aspekt der modernen ökologischen Theorie als falsch. Das Geschöpf, das gegen seine Umgebung siegt, zerstört sich selbst.62

Peter Finke greift das Modell des Ökosystems auf und sieht drei sich überlagernde, hierarchisierende Ebenen kultureller Kräfte: Individuelle Kulturen zeichnen sich durch ihre vergleichende Diversität aus, soziale kulturelle Kräfte wirken als institutionalisierte Ökosysteme (Politik, Wirtschaft, Wissenschaft), während die ethnische Ebene Zivilisationen als Einheit fokussiere.63 In der Kulturökologie seien diese Kulturebenen durch die Sprache und die Religion als ‚kulturstiftende Energiequellen‘ zusätzlich determiniert.64 Schlussfolgernd lassen sich somit gesellschaftliche Erscheinungen an kulturellen Tendenzen oder, wie bei Finke formuliert, anhand von Parametern ablesen und zeitkritisch bewerten:

Abstrakte Systeme, wie es Kulturen sind, stellen nicht nur Identifikations-und Ordnungswelten unserer Lebensbezüge dar, sondern verändern durch unser Handeln [und unseren Zugang im Denken] auch selber ihre Identität. Alle diese Indizien signalisieren unsere Schwierigkeiten im Umgang mit wichtigen Parametern eines intakten kulturellen Ökosystems: der Fehleinschätzung verfügbarer psychischer Energie (Resignation), einem falschen Grenzverständnis (Fremdenfeindlichkeit) oder dem Nicht-Verstehen der Notwendigkeit des Wandels (Dogmatismus). All dies kann zum Ausgangspunkt von kulturellen Entwicklungen werden, die für einzelne, ganze Gruppen oder sogar die Menschheit gefährlich werden können.65

Einen weiteren Ansatz zur Etablierung des kulturökologischen Begriffs bildet das Triadische Funktionsmodell nach Hubert Zapf. Dieses Modell setzt sich in einer Dreiteilung aus dem kulturkritischen Metadiskurs (These), imaginativem Gegendiskurs (Antithese) und reintegrativem Interdiskurs (Synthese) zusammen. Ersteres sieht die ökologische Literatur in ihrer zeitkritischen Abbildungsfunktion „kultureller Fehlentwicklungen, Erstarrungssymptome und Pathologien, deren Repräsentation sich charakteristischer Weise mit Bildern des Gefangenseins, der Isolation, der Vitalitätslähmung, des waste land und des death-in-life verbindet“66. Der Weltzustand wird somit als disharmonisch bewertet, seine Darstellung erfolgt durch düster beschreibende Attribute und kann auch als Zukunftsschau bis zum Dystopischen reichen. Kontrastiv zu den geschilderten defizitären Machtstrukturen verfolgt das zweite Element antithetisch das systemisch Ausgegrenzte, hier werden natürliche, unterdrückte Attribute wie Körperlichkeit oder die Selbstartikulation der Figur bedient.67 Schließlich untersucht die letzte Funktion die Verbindung aus These und Antithese auf reintegrativer, konnektiv-musterbildender oder regenerativer Ebene, es geht also um die Frage, inwieweit die Verbindung zwischen Natur und Kultur wiederhergestellt werden kann.68 Zapf hebt hervor, dass ökologische Texte durch die bebilderten Oppositionen ästhetisch stark produktiv genutzt werden69, so findet sich beispielweise bei Juli Zehs Corpus Delicti (2009) eine totalitäre Gesundheitsdiktatur, der einzelne, ausgegrenzte Figuren als Anhänger eines freiheitlich-naturphilosophischen Konzepts am Ort der wild zone gegenüberstehen.70 Ökologische Texte ließen sich somit auch durch die immanente Zeitkritik als Diskurs auslegen:

Die Texte werden zum diskursiven Ort, an dem die wechselnden Szenarien der Konflikt zwischen entfremdenden, lebensbedrohenden und biophilen, lebensaffirmierenden Energien durchgespielt wird und an dem ökologische Aspekte immer wieder mit einer fundamentalen ethischen Selbstreflexion der menschlichen Gattung zusammengebracht werden.71

Etablierung der Kulturökologie in den Werken deutscher Autoren:

Die Mehrschichtigkeit des kulturökologischen Begriffs zeigt sich in seiner historischen Dynamik und Kontinuität, als noch junge Wissenschaft etablierte sie sich besonders im deutschen Sprachraum. Kulturökologische Ansätze in den Werken deutscher Autoren seien jedoch nicht wie in amerikanischen Romanen in gleichem Maße ausgeprägt. Zwar besitze die deutsche Literatur eine tiefe literarische Tradition im romantischen Naturverständnis72, von einem etablierten deutschen Ecocriticism könne jedoch nicht ausgegangen werden.73 Im Naturalismus wurden die Folgen der Industrialisierung in den Großstädten beschrieben, gleichzeitig erfolgte oft ein moralischer Appell an das Bürgertum, das sich für ökologische Themen nicht zu interessieren schien.74 In Wilhelm Raabes Pfisters Mühle (1884) lassen sich erste zeitkritische Ausführungen zu beengt empfundenen, düsteren Stadtflächen während der Gründerzeit ablesen. Die Mühle fungiert kontrastiv als Naturidyll:

Aber wir wohnen schon auf der Schattenseite unserer Straße in der großen Stadt Berlin, und ich habe mich daselbst allzu häufig nach dem Sonnenlicht der Jugendheimat gesehnt, um demselben inmitten derselben in einer solchen wohligen Frühe aus dem Wege zu gehen. Und ich habe den Grundriss und sonstigen Entwurf der großen Fabrik, welche die demnächstigen Eigentümer an diesem Orte aufrichten werden, eingesehen und weiß, wie wenig Helle und Wärme im nächsten Jahre schon die Ziegelmauern und hohen Schornsteine auch hier übriglassen werden. […] Alles um mich herum, bei gutem und schlechtem Wetter, bei Sonnenschein und Regen, hatte in den Tagen und Nächten dieser seltsamen Sommerfrische nicht bloß den Namen, dass es lebte, sondern es lebte wirklich.75

Hervorzuheben ist hier die attributive Gegenüberstellung der dunklen, schmutzigen Stadt mit dem hellen, sauberen Land. Der Natur wird im Werk Raabes eine regenerative Wirkung auf den Menschen zugeschrieben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dienten die deutsche Ökolyrik und der deutsche Ökoroman angesichts des Kalten Kriegs und der zunehmenden Umweltverschmutzungen seit den 1970er Jahren als ‚politisches Medium‘ bei der Behandlung ökologischer Themen. Die kritischen Positionen lassen sich als systemübergreifend bewerten, es finden sich sowohl für Westdeutschland als auch für die DDR grüne Bewegungen, die die fortschreitende Technologisierung und die damit verbundene Nutzbarmachung von Naturflächen durch Sozialismus und Kapitalismus gleichermaßen infrage stellten.76 Im synchronen Vergleich unterschieden sich die beiden deutschen ‚Mentalitäten‘ in ihrem Naturverständnis: Während in Westdeutschland das lyrische Ich in der Alltagslyrik der 1970er Jahre einen sensualistischen Naturbezug pflegt77, wird der Naturraum in der DDR verstärkt als historischer, vom Menschen geformter Bereich beschrieben.78 So schreibt Christa Wolf in Störfall (1987) nach dem atomaren Unfall von Tschernobyl:

Um zwei Sekunden vor Mitternacht, Bruder, betritt der Mensch die Weltbühne. Die Intelligenz wird zum entscheidenden Evolutionsfaktor. Der intelligente Mensch schafft sich die Mittel zur Unterwerfung der Natur und seiner Artgenossen. Die Regeln und Normen, die er sich selbst auferlegt hat, sucht er, und sei es um den Preis der Selbstvernichtung, unter Anwendung offener oder versteckter Gewalt zu durchbrechen.79

Hubertus Knabe schreibt in seinem Zeitschriftenbeitrag von 1983 von einem schleichenden Mentalitätswandel der DDR-Autoren seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Die im literarischen Bereich weit greifende ökologische Kritik an Wasser-und Luftverschmutzung sowie die Schilderungen zum ‚realsozialistischen Stadtbild‘ durch Autoren wie Hanns Cibulka, Jurij Brězan oder Joachim Nowotny sprechen für ein distanziertere, tiefenökologische Haltung dieser Autoren gegenüber der von Arbeit und Produktion geprägten Fortschrittseuphorie der Sozialismus-Ideologie.80 Hervorzuheben sei hier die gesamtdeutsche Kritik „am geistigen Verlust und moralischen Zerfall [der Zivilisation] als notwendige Folgen der Modernisierung und Technologie“81, was Knabe jedoch besonders für die DDR auf den begrenzten Handlungsspielraum des Individuums zurückführt.82

Während man hierzulande lange Zeit Grund für die Annahme haben konnte, die ökologische Diskussion fände in dem zweiten deutschen Staat keinerlei Nährboden, spiegelt die nachdenkliche Kritik der Schriftsteller offenbar auch einen zaghaften Bewusstseinswandel in der Bevölkerung wider, den sie zugleich wieder selbst befördert. Die Bindekraft der sozialistischen Wachstumsideologie hat zumindest im literarischen Bereich spürbar nachgelassen. […] Gerade die scheinbare Wissenschaftlichkeit, die hinter dem Entwicklungsweg der sozialistischen Industriegesellschaft liegen soll, gerät ins Zwielicht, weil sie im Widerspruch zu der konkret erfahrbaren Verschlechterung der Lebensbedingungen steht.83

Hinweise auf das Empfinden des Protagonisten von Schmutz, (atomarem) Smog oder Beengtheit im städtischen Raum unter diktatorischen Herrschaftsbedingungen während des Kalten Krieges finden sich neben Wolfs Störfall auch in Monika Marons Flugasche. Im systemkritischen Kontext bieten zudem dystopische Zukunftsentwürfe wie Juli Zehs Corpus Delicti einen Ausblick durch die Beschreibung einer Gesundheitsdiktatur, die die Figur integrativ zu binden versucht und Naturbereiche als ‚Sperrzone‘ deklariert. Im zeitgenössischen Kontext steht kontrastiv Terézia Moras Der einzige Mann auf dem Kontinent und die Frage nach der Naturerfahrung durch den Protagonisten, der als Teil einer neoliberalistischen Arbeitswelt im städtischen Raum angesiedelt ist.

In dieser [selbstreflexiven] Funktion erweitert Literatur nicht nur die möglichen Zukunftsoptionen der Kultur um den Ideen-und Erfahrungsreichtum der Erinnerung und des kulturellen Gedächtnisses, sondern bezieht sie Wissens-und Wertsysteme der Kultur auf jene biozentrischen Wahrnehmungsund Erfahrungszusammenhänge zurück, auf die der Mensch auch in der modernen und postmodernen Phase seiner Zivilisationsgeschichte angewiesen bleibt, um tragfähige ökologische und ethische Perspektiven für eine globalisierte Welt zu entwickeln.84

[...]


1 Vgl. Goodbody, Axel: Literatur und Ökologie. Zur Einführung. In: Axel Goodbody (Hrsg.): Literatur und Ökologie [Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, Bd. 43], Amsterdam 1998, S. 18.

2 Ebd., S. 17.

3 Vgl. ebd., S. 17.

4 Vgl. Buell, Lawrence: The environmental imagination. Thoreau, Nature Writing, and the Formation of American Culture, Cambridge 1995, S. 2.

5 Vgl. Goodbody, A.: Literatur und Ökologie, S. 14.

6 Anm.: So seien auf die romantische Naturerfahrung im Traummotiv bei Novalis, die Beschreibung eines pastoralen Naturidylls in Wilhelm Raabes Pfisters Mühle oder auf die umwelt-und zeitkritische Position in Monika Marons Flugasche verwiesen. Parallel zu der kontinuierlich wachsenden Reihe an Werken stützen sich germanistische Forschungsarbeiten auf philosophische Naturkonzepte Gernot Böhmes, Gregory Batesons oder Ernst Blochs, die im Rahmen dieser Arbeit weiter fokussiert werden sollen.

7 Vgl. Goodbody, A.: Literatur und Ökologie, S. 19.

8 Vgl. ebd., S. 258.

9 Vgl. ebd., S. 32.

10 Vgl. Hollm, Jan: Die angloamerikanische Ökotopie. Literarische Entwürfe einer grünen Welt [Europäische Hochschulschriften (Reihe XIV), Angelsächsische Sprache und Literatur, Bd. 339], Frankfurt am Main 1998, S. 9.

11 Meyers Kleines Lexikon. Literatur. Hrsg. v. d. Red. für Literatur d. Bibliogr. Inst. mit e. Einl. Von Wolf-Dieter Lange, Mannheim / Wien / Zürich 1986, S. 413.

12 Im Rahmen dieser Arbeit sei auf Gioconda Bellis Waslala verwiesen.

13 Anm.: Umgekehrt hieße dies, dass Umweltdisharmonien auf einer falsch verstandenen Rolle des Menschen durch ihn selbst beruhen würden.

14 Vgl. Hollm, J.: Die angloamerikanische Ökotopie, S. 9 ff.

15 Vgl. ebd., S. 4 ff.

16 Buell, L.: The environmental imagination, S. 7 f.

17 Hier wurden bereits an den amerikanischen Universitäten Literaturkurse im Rahmen ökologischer Studien integriert. 1992 wurde die Vereinigung ASLE (Association for the Study of Literature and Environment) gegründet, die einen interdisziplinären Ansatz bei der Erforschung der Beziehung Mensch-Natur verfolgte. (Vgl. Glotfelty, Cheryll: Introduction: Literary studies in an age of environmental crisis. In: Cheryll Glotfelty / Harald Fromm (Hrsg.): The Ecocriticism Reader. Landmarks in literary ecology, Athen 1996, S. xvii f.

Anm.: Im Verlauf der Arbeit verwende ich die Abkürzung ASLE.

18 Vgl. Gersdorf, Catrin / Mayer, Sylvia.: Ökologie und Literaturwissenschaft: Eine Einleitung. In: Dies. (Hrsg.): Natur-Kultur-Text. Beiträge zu Ökologie und Literaturwissenschaft, Heidelberg 2005, S. 12 f.

19 Gersdorf, C. / Mayer, S.: Ökologie und Literaturwissenschaft., S. 12.

20 Vgl. ebd., S. 20.

21 Anm.: Diese Tatsache könnte auch darauf zurückgeführt werden, dass die Ökologie als ‚normative Leitwissenschaft unseres Zeitalters‘ gültig gemacht werden könne, sodass ein breiteres Interesse der Fachwissenschaften an der Erforschung und am Erkenntnisgewinn durch die Ökologieforschung und ihrer Zusammenhänge zum Menschen anzunehmen wäre. (Vgl. Goodbody, A.: Literatur und Ökologie, S. 19.)

22 Vgl. ebd., S. 19.

23 Vgl. Glotfelty, C.: Introduction: Literary studies in an age of environmental crisis, S. xx.

24 Vgl. Rueckert, William: Literature and ecology. An experiment in Ecocriticism. In: Cheryll Glotfelty / Harrold Fromm (Hrsg.): The Ecocriticism Reader. Landmarks in literary ecology, Athen 1996, S. 115.

25 Rueckert, W.: Literature and ecology. An experiment in Ecocriticism, S. 115.

26 Glotfelty, C: Introduction: Literary studies in an age of environmental crisis, S. xxi.

27 Goodbody, A.: Literatur und Ökologie., S. 20.

28 Glotfelty, C.: Introduction: Literary studies in an age of environmental crisis, S. xix.

29 Goodbody, A.: Literatur und Ökologie., S. 14.

30 Vgl. Rueckert, W.: Literature and Ecology, S. 116.

31 Vgl. Gersdorf, C. / Mayer, S.: Ökologie und Literaturwissenschaft, S. 9.

32 Bateson, Gregory: Ökologie des Geistes. Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven. Übers. v. Hans Günter Goll, Frankfurt am Main 71999, S. 521.

33 Vgl. Gersdorf, C. / Mayer, S.: Ökologie und Literaturwissenschaft, S. 10.

34 Böhme, Gernot: Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik, Berlin 2013, S. 206.

35 Vgl. Glotfelty, C.: Introduction: Literary studies in an age of environmental crisis, S. xxi.

Anm.: Lediglich Terézia Moras Der einzige Mann auf dem Kontinent (2009) setzt sich eher soziologisch mit dem Wert der Arbeit auseinander, ließe sich aber in der Bedienung bukolischer Elemente im weiteren Sinne auch sozialökologisch durch die Kritik an Stadtraum und prekären Arbeitsmarktstrukturen analysieren. (Vgl. Garrard, Greg: Ecocriticism, Cornwall 2012, S. 31. Anm.: Garrard hebt den ‚radikalen Charakter‘ der vier Formen hervor. (Vgl. ebd., S. 22.) McLaughlin erweitert diese durch den bioregionalism. (Vgl. McLaughlin, Andrew: Regarding nature: Industrialism and Deep Ecology, New York 1993, S. 198.)

36 Vgl. Garrard, G.: Ecocriticism, S. 26 sowie Punkt 3.2.

37 Vgl. Gersdorf, C. / Mayer, S.: Ökologie und Literaturwissenschaft, S. 16.

38 Vgl. Mellor, Mary: Feminism and ecology, New York 1997 S. 42.

39 Vgl. auch Punkt 3.3.1.

40 Vgl. Goodbody, A.: Literatur und Ökologie, S. 35.

41 Vgl. Mellor, M.: Feminism and ecology, S. 128.

“When the Green Movement gained significant political representation by taking twenty-eight seats in the German Federal Parliament in 1983, it looked as if feminism was at the heart of green politics in Germany. Die Grünen had made a commitment to feminism and the role of women. A central feature of its political programme was the aim of having 50percent representation for women throughout the party.” (Ebd., S. 41.)

42 Vgl. Goodbody, A.: Literatur und Ökologie., S. 12. Vgl. auch Punkt 1.1.2.

43 Vgl. Zapf, Hubert: Kulturökologie und Literatur. Ein transdisziplinäres Paradigma der Literaturwissenschaft. In: Zapf, Hubert / Caupert Christina (Hrsg.): Kulturökologie und Literatur. Beiträge zu einem transdisziplinären Paradigma der Literaturwissenschaft, Heidelberg 2008, S. 15.

44 Vgl. ebd., S. 24.

45 Vgl. ebd., S. 41.

Anm.: Denkbar wären m.E. Metaphern im attributiven Gebrauch oder die Zeichnung weiblich aktivischer Figuren und deren Rollen in zeitgenössischen Romanen.

46 Vgl. Finke, P.: Konzepte der Kulturwissenschaften, S. 266.

47 Finke verweist an dieser Stelle auf die Verbindung von Sozial-, Sprach- und Naturwissenschaften. (Vgl. ebd., S. 251.)

48 Ebd., S. 250.

49 Vgl. ebd., S. 252.

50 Vgl. Zapf, Hubert: Literatur als kulturelle Ökologie. Zur kulturellen Funktion imaginativer Texte an Beispielen des amerikanischen Romans [Konzepte der Sprach-und Literaturwissenschaft, hrsg. v. Wolfgang Braungart / Peter Eisenberg / Helmuth Kiesel], Tübingen 2000, S. 55.

51 Vgl. ebd., S. 55.

52 Vgl. Steward, Julian H.: Theory of Culture Change. The methodology of multilinear evolution, University of Illinois 31976, S. 39.

53 Ebd., S. 39 ff.

54 Vgl. Zapf, H.: Kulturökologie und Literatur, S. 25.

55 Vgl. Finke, P.: Kulturökologie, S. 252.

56 Vgl. Bateson, G.: Ökologie des Geistes, S. 629.

57 Vgl. ebd., S. 631.

58 Vgl. Finke, P.: Kulturökologie, S. 256.

Anm.: Hier würde also ein geistig konstruierter Kulturbegriff vorliegen. Kulturelle Ökosysteme im Sinne Batesons wären somit eine Frage der kulturellen Mentalität.

59 Vgl. Bateson, G.: Ökologie des Geistes, S. 631.

60 Siehe auch die Ausführungen Garrards zur Tiefenökologie. Vgl. Garrard, G.: Ecocriticism, S. 24.

61 Vgl. Bateson, G.: Ökologie des Geistes, S. 360 ff.

62 Bateson, G.: Ökologie des Geistes, S. 631 f.

63 Vgl. Finke, P.: Kulturökologie, S. 261 f.

64 Vgl. ebd., S. 265.

65 Ebd., S. 266 f.

66 Zapf, H.: Kulturökologie und Literatur, S. 33.

67 Vgl. ebd., S. 34.

68 Vgl. ebd., S. 36 f.

69 Vgl. ebd., S. 35.

70 Vgl. hierzu Punkt 4.2.2.

71 Zapf, H.: Kulturökologie und Literatur, S. 31.

72 Anm.: So wird beispielsweise in Novalis‘ Heinrich von Ofterdingen (1802) die Suche nach der blauen Blume beschrieben:

„Er fand sich auf einem weichen Rasen am Rande einer Quelle, die in die Luft hinausquoll und sich darin zu verzehren schien. Dunkelblaue Felsen mit bunten Adern erhoben sich in einiger Entfernung; das Tageslicht, das ihn umgab, war heller und milder als das gewöhnliche, der Himmel war schwarzblau und völlig rein. Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtbaue Blume, die zunächst an der Quelle stand, und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. […]“ (Novalis Werke. Hrsg. und kommentiert von Gerhard Schulz, München 21981, S. 132.)

73 Vgl. Goodbody, A.: Literatur und Ökologie, S. 13.

74 Vgl. Meyers Kleines Lexikon, S. 296.

75 Raabe, Wilhelm: Pfisters Mühle und andere Erzählungen, Hrsg. v. Hans-Werner Peter, München 1981, S. 576 f.

76 Ebd., S. 18.

77 Dieser Ansatz geht auf den Philosophen Gernot Böhme zurück, siehe auch 2.2.2.

78 Vgl. Wiesmüller, Wolfgang: Der poetologische Diskurs über Naturlyrik von 1945 bis zur Wende und seine ideologischen und ökologischen Implikationen. In: Catrin Gersdorf / Sylvia Mayer (Hrsg.): Natur-Kultur-Text. Beiträge zu Ökologie und Literaturwissenschaft, S. 301 ff. Ähnlich wie in Westdeutschland suchten auch österreichische Literaten einen stärkeren politischen Zugang, mit der experimentell-avantgardistischen Lyrik wurde die gesellschaftliche Distanzierung vom Naturbereich vermehrt fokussiert. (Vgl. ebd., S. 319.)

79 Wolf, Christa: Störfall. Nachrichten eines Tages, Frankfurt am Main 2009, S. 57.

80 Vgl. Knabe, Hubertus: »Der Mensch mordet sich selbst«. Ökologiekritik in der erzählenden DDR- Literatur. In Deutschland Archiv. Zeitschrift für Fragen der DDR und der Deutschlandpolitik (16. Jg.), Köln 1983, S. 955.

81 Goodbody, A.: Literatur und Ökologie, S. 23.

82 Vgl. Knabe, H.: »Der Mensch mordet sich selbst«, S. 960 ff.

Anm.: Knabe verdeutlicht diesen Zusammenhang auch am Beispiel Monika Marons und den Publikationsschwierigkeiten der Autorin mit dem Roman Flugasche. Eine Ökologiekritik in der DDR (und eine Systemkritik im Allgemeinen ohnehin) war somit auch immer eine sprachliche Frage, so galten systemkritische, nicht mit dem Realsozialismus zu vereinbarende Worte als Ausschlusskriterium bei der Publikation und führten mindestens zu einer Abschwächung der ursprünglichen Werkfassung, in Teilen auch zum Nichterscheinen. (Vgl. ebd., S. 960.)

83 Ebd., S. 971 ff.

84 Zapf, H.: Kulturökologie und Literatur, S. 42.

Ende der Leseprobe aus 75 Seiten

Details

Titel
Der städtische Raum als Naturzone
Untertitel
Das urbane Selbst-Erleben des Menschen in zeitgenössischen Romanen
Hochschule
Universität Augsburg  (Professur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Ethik)
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
75
Katalognummer
V303169
ISBN (eBook)
9783668013490
ISBN (Buch)
9783668013506
Dateigröße
768 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Juli Zeh, Terézia Mora, Monika Maron, Natur, Stadt, Ecocriticism, nature writing, Kulturökologie
Arbeit zitieren
M.A. Robert Bräutigam (Autor:in), 2015, Der städtische Raum als Naturzone, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303169

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