Lexikalische Parallelen im Deutschen und Russischen


Seminararbeit, 2015

20 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Lexikalische Parallelen
2.1 Vollständige lexikalische Parallelen
2.1.1 Prototypensemantik
2.1.2 Vollständige lexikalische Parallelen mit unterschiedlichen Prototypen
2.2 Partielle lexikalische Parallelen
2.3 Falsche lexikalische Parallelen

3 Zusammenfassung

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die kontrastive Linguistik beschäftigte sich zu Beginn in erster Linie mit synchroner Grammatikbetrachtung (Horn-Helf, 1999: 29). Nach und nach wurde schließlich damit begonnen, auch andere sprachliche Phänomene interlingual kontrastiv zu untersuchen. Die kontrastive Lexikologie, die für die vorliegende Arbeit als Bezugswissenschaft dient, hat sich im Laufe der Zeit beispielsweise zu einem eigenständigen Forschungsbereich im Rahmen der Lexikologie entwickelt. Sie beschäftigt sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden verschiedener Sprachen in den Bereichen Lexik und Phraseologie (Стернин, 2007: 33). Auf dieser Grundlage konzentriert sich die vorliegende Proseminararbeit auf lexikalische Parallelen im Deutschen und Russischen. Im Rahmen dieser Arbeit werden einzelne (für DaF-/DaZ-Lernende möglichst relevante) Lexeme, die sich in den genannten Sprachen sehr stark ähneln, sowie deren Bedeutungen miteinander verglichen und in den unterschiedlichen Kategorien lexikalischer Parallelen, die im Folgenden zu erläutern sein werden, zugeordnet. Soweit dies im Rahmen dieser Proseminararbeit möglich ist bzw. wo dies besonders sinnvoll erscheint, soll auch auf nachvollzogen werden, wie diese lexikalischen Parallelen zustande kamen.

2 Lexikalische Parallelen

Der Begriff „lexikalische Parallelen“ bezeichnet Lexempaare, die in unterschiedlichen Sprachen die gleiche bzw. eine sehr ähnliche Form aufweisen. Häufig ist aber die Bedeutung dieser auf den ersten Blick identischen Wörter in den verschiedenen Sprachen teilweise oder sogar völlig unterschiedlich (Дубичинский/Ройтер, 2008: 5). In der Fremdsprachendidaktik wird in letztgenanntem Fall zumeist von „falschen Freunden“ gesprochen (Kußmaul, 2010: 18). Sie erschweren das Vokabellernen und stellen potenzielle Fehlerquellen im Sprachgebrauch dar. Fehler, die auf die unterschiedliche Bedeutung lexikalischer Parallelen zurückzuführen sind, werden als Interferenzfehler bezeichnet. Diese können sowohl auf der Wortebene, als auch in der Idiomatik auftreten (Kußmaul, 2010: 18). „Je ähnlicher die äußerliche Form der Parallelen und je unterschiedlicher die Bedeutung der Lexeme, desto größer ist die Gefahr des Missverstehens.“ (Heim, 2011: 76) Für Fremdsprachenlerner und dementsprechend für den Fremdsprachenunterricht sind lexikalische Parallelen folglich von nicht zu unterschätzender Bedeutung, da sie einerseits zu Stolperfallen für die Fremdsprachenlerner werden können, wenn es zu Fehlübertragungen aus der L1 kommt; andererseits – im Falle identischer Bedeutung in den betreffenden Sprachen – können sie eine Erleichterung beim Lernen neuer Vokabeln darstellen.

Der Typologie von Dubičinskij und Reuther (2008: 5 f.) folgend, lassen sich folgende drei Typen lexikalischer Parallelen unterscheiden: vollständige lexikalische Parallelen, partielle oder unvollständige lexikalische Parallelen und falsche lexikalische Parallelen. Diese Kategorien sollen im Folgenden betrachtet und jeweils mit repräsentativen Beispielen illustriert werden.

2.1 Vollständige lexikalische Parallelen

So genannte vollständige lexikalische Parallelen weisen in den unterschiedlichen Sprachen ausschließlich gleiche Bedeutungszuweisungen auf. Dennoch sind Unterschiede in der stilistischen Verwendung oder in der Verbreitung der einzelnen Bedeutungen möglich (Дубичинский/Ройтер, 2008: 6). In der Regel erfreuen sich vollständige lexikalische Parallelen bei Fremdsprachenlernern großer Beliebtheit, da sie ohne große Anstrengung und wie selbstverständlich erworben und verwendet werden. Es sei an dieser Stelle allerdings darauf hingewiesen, dass es bei lexikalischen Parallelen aller Typen in der Zielsprache zu Aussprachefehlern kommen kann, da die klanglichen Bilder der lexikalischen Parallelen in den meisten Fällen nicht übereinstimmen und sich die DaF-/DaZ-Lernenden insbesondere in solchen Fällen in der Regel an der für sie gewohnten Aussprache des Lexems in ihrer L1 orientieren.

Die folgende Tabelle beinhaltet lexikalische Parallelen, die sowohl im Deutschen als auch im Russischen die gleiche Bedeutung haben. Haben Lexeme mehrere unterschiedliche Bedeutungen, so sind diese auch alle in der Vergleichssprache vorhanden und identisch.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[1] [2] [3]

Vollständige lexikalische Parallelen sind häufig Internationalismen, die zumeist aus dem Lateinischen, Griechischen und insbesondere in der jüngeren Vergangenheit auch aus der lingua franca Englisch in die jeweiligen Sprachen entlehnt wurden. Dies zeigt sich beispielsweise in der vollständigen lexikalischen Parallele Methode/ метод. Das Lexem Methode wurde im 16. Jahrhundert in das Deutsche entlehnt und geht auf das Lateinische methodus bzw. das Griechische methodos zurück.[4] Auch das Lexem метод hat seinen Ursprung im Griechischen methodos und wurde im 18. Jahrhundert über den Umweg des Französischen in das Russische entlehnt.[5] Auch die vollständige lexikalische Parallele Badminton/ бадминтон hat in beiden Sprachen denselben Ursprung – das Englische badminton - und wurde Mitte des 20. Jahrhunderts sowohl ins Deutsche[6] als auch ins Russische entlehnt.[7]

Vollständige lexikalische Parallelen können darüber hinaus natürlich auch durch direkte Entlehnungen deutscher bzw. germanischer Wörter ins Russische (und umgekehrt russischer bzw. slawischer Wörter ins Deutsche) entstehen. Ein Beispiel hierfür ist das Lexempaar Stuhl/ стул. Das Lexem Stuhl geht auf das Mittelhochdeutsche stuol bis ins 8. Jahrhundert zurück [8] und wurde bereits in der altrussischen Periode aus dem Germanischen ins Russische entlehnt.[9]

2.1.1 Prototypensemantik

Die Prototypensemantik untersucht, welche Assoziationen und Vorstellungen Sprecher einer bestimmten Sprache mit einem bestimmten Lexem verbinden. Diese Assoziationen unterscheiden sich zwar von Individuum zu Individuum, weisen aber dennoch innerhalb einer Sprechergruppe bestimmte Gemeinsamkeiten auf. Diese Gemeinsamkeiten werden in der Prototypensemantik als Kategorien bezeichnet. Aufgrund dieser Kategorien wird dann in der Sprachwissenschaft versucht, auf einem bestimmten Prototyp zu schließen. Der Prototyp ist dementsprechend jene Vorstellung, die die meisten Sprecher mit einem bestimmten Lexem verbinden bzw. die so möglichst viele der Kategorien, die mit dem betreffenden Lexem üblicherweise assoziiert werden, enthält (Ernst, 2011: 206 ff.).

Die Vorstellungen und Assoziationen, die Sprecher mit einem Lexem verbinden, sind unter anderem durch ihre Sozialisation, ihre Lebensumwelt und ihre Kultur geprägt. Prototypen sind folglich kulturspezifisch. Prochorov und Sternin (2007: 95) haben dazu vermerkt, dass das kognitive Weltbild kulturell geprägt ist und auf stereotypen Interpretationen und Wahrnehmungen basiert. Dadurch entsteht ein spezifisches stereotypes Weltverständnis, das eine Kulturgemeinschaft teilt. In Bezug auf lexikalische Parallelen bedeutet dies, dass selbst im Falle dessen, dass vollständige lexikalische Parallelen vorliegen, dies nicht automatisch bedeutet, dass Sprecher verschiedener Kulturen die gleichen Vorstellungen mit den betreffenden Lexemen verbinden – obwohl die wortwörtliche Bedeutung der Lexeme laut Wörterbuch identisch ist. Die Signifikanz der unterschiedlichen Vorstellungen, die mit den jeweiligen Lexemen assoziiert werden, zeigt sich beispielsweise im Wirtschaftszweig des Tourismus, für den interkulturelle Kommunikation und folglich auch Fremdsprachen und das Erlernen sowie Anwenden derselben von enormer Wichtigkeit sind. Erwartungen von Gästen können – trotz (scheinbar) erfolgreicher Verständigung – leicht durch unterschiedliche, kulturspezifische Prototypen enttäuscht werden, wie ich bereits im Rahmen einer früheren (umfangreicheren) Untersuchung festgestellt habe (siehe dazu: Heim, 2001: 75-80). Im folgenden Abschnitt sollen nun einige wenige, aber für den Alltag relevante, Beispiele zu diesem Phänomen besprochen werden.

[...]


[1] https://slovari.yandex.ru/ (Suchbegriff: метод) [Zugriff: 21.06.2015]

[2] http://dic.academic.ru/dic.nsf/ogegova/ (Suchbegriff: такси ) [Zugriff: 21.06.2015]

[3] http://www.duden.de/ (Suchbegriff: Badminton) [Zugriff: 21.06.2015]

[4] vgl. http://www.dwds.de/ (Suchbegriff: Methode) [Zugriff: 21.06.2015]

[5] vgl. https://slovari.yandex.ru/ (Suchbegriff: [Zugriff: метод) 21.06.2015]

[6] vgl. http://www.dwds.de/ (Suchbegriff: Badminton) [Zugriff: 21.06.2015]

[7] vgl. https://slovari.yandex.ru/ (Suchbegriff: бадминтон) [Zugriff: 21.06.2015]

[8] vgl. http://www.dwds.de/ (Suchbegriff: Stuhl) [Zugriff: 21.06.2015]

[9] vgl. https://slovari.yandex.ru/ (Suchbegriff: стул) [Zugriff: 21.06.2015]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Lexikalische Parallelen im Deutschen und Russischen
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Kontrastive Linguistik im DaF-/DaZ-Unterricht
Note
1
Autor
Jahr
2015
Seiten
20
Katalognummer
V303093
ISBN (eBook)
9783668014848
ISBN (Buch)
9783668014855
Dateigröße
723 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lexikalische, parallelen, deutschen, russischen
Arbeit zitieren
Carmen Peresich (Autor:in), 2015, Lexikalische Parallelen im Deutschen und Russischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303093

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