Zur Ästhetik des Bösen in »Apocalypse Now«. Eine Filmanalyse


Studienarbeit, 2011

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsangabe

Abstract

Einleitung

1 Produktion, Plot, Struktur und Interpretation des Films
1.1 Produktion
1.2 Plot, Struktur und Interpretation

2 Zur Transtextualität des Bösen in Buchvorlage und Film
2.1 Sprache, Stimme und Blick der Protagonisten
2.2 Ton, Bild und Schönheit des Schreckens

Schluss

Quellen

Abstract

"The most important thing I wanted to do in the making of Apocalypse Now was to create a film experience that would give its audience a sense of the horror, the madness, the sensuousness, and the moral dilemma of the Vietnam war. [...] And yet I wanted it to go further, to the moral issues that are behind all wars." (F. F. Coppola)

»Apocalypse Now« spielt mit den heroischen Klischees von Kriegen und Kriegsfilmen, um sie ins Absurde, Lächerliche und Schreckliche zu überführen. Die so bloßgestellte Doppelmoral von Kriegen und ihren medialen Inszenierungen wird dabei weniger aufklärerisch als über Gefühlsreflektion vermittelt. Auch die optische, sprachliche und akustische Geschlossenheit des Films bildet eine Emergenz, die sich nicht allein symbolisch erschließt. Der Zuschauer spürt förmlich den Sog des Grauens: “The horror, the horror”. Spätestens diese Worte am Ende des Films machen deutlich, dass es hier nicht nur um Vietnam, sondern um alle Kriege bis hin zu zivilen Alltagsformen des Krieges geht. Grundthema ist demnach das dunkle Innere als Schattenseite der Wirklichkeit. Entsprechend meint das Reale psychoanalytisch nicht die Realität, sondern das ungreifbare Gespenstische, den dunklen Trieb im Traum, im Trauma. Das Reale ist der Horror. Das Hässliche, Gewalttätige, Obszöne ist verdrängter Teil von Subjekt und Gesellschaft, immer gegenwärtig, wenn auch nicht immer erkennbar. Dieses Wechselspiel von Präsenz und Absenz bildet eine eigene Ästhetik, eine Ästhetik des Bösen.

Einleitung

"The most important thing I wanted to do in the making of Apocalypse Now was to create a film experience that would give its audience a sense of the horror, the madness, the sensuousness, and the moral dilemma of the Vietnam war. [...] And yet I wanted it to go further, to the moral issues that are behind all wars." (Francis Ford Coppola, Making-of-Introduction der OV)

Apocalypse Now von Francis Ford Coppola, erschienen 1979, gilt als Meilenstein der New-Hollywood-Ära sowie der gesamten Filmgeschichte . Die Zeit schrieb, dass es nach Apocalypse Now eigentlich keinen Kriegsfilm mehr geben dürfe.[1] Bereits die Hintergründe des Films, die schwierigen Produktionsbedingungen wie auch die Buch- und Filmvorlagen, sorgten für vielfältige Interpretationen, Legenden und Mythenbildungen. Der Film selbst trug vor allem durch die neuartige inhaltliche und formale Ästhetik zu seiner Bekanntheit bei: In zweieinhalb (in der Redux-Version dreieinhalb) Stunden werden in scheinbar spielerischer Leichtigkeit die Klischees und Oberflächlichkeiten heroischer Kriege und – in medialer Selbstreferenz – Kriegsfilme aufgeführt, um diese sogleich ins Lächerliche, Absurde, Psychedelische und Grauenhafte zu überführen. Dabei scheint die emotionale Wirkung eine rationale Betrachtung zu unterlaufen, so dass die Idee des Films, das Aufzeigen der (moralischen) Schrecken von Kriegen, oft erst klar wird, wenn man Abstand vom Schein des Schönen, »Coolen« und Humorvollen nimmt. Der epistemische Wert wird nicht über Aufklärung, sondern über Gefühlseflektion erreicht. Darüberhinaus bildet die optische, sprachliche und akustische Geschlossenheit des Films eine Emergenz, die sich nicht allein aus der jeweiligen symbolischen Ebene erschließt und den Zuschauer vielmehr fühlen lässt, was sich ihm gerade offenbart: die Apokalypse, das Ende, „The horror, the horror...“[2]. Spätestens diese letzten Worte des Filmes lassen die Frage aufwerfen, ob es tatsächlich primär um den Vietnamkrieg geht.

Anknüpfend an Coppolas Betonung, dass er das Grauen, den Wahnsinn und die Doppelmoral hinter allen Kriegen darstellen wollte (s.o.), soll hier der Standpunkt verfolgt werden, dass es weniger um Vietnam, um »Combat«, um wirklichen Krieg geht, als um zivile bzw. zivilisierte – und unzivilisierte - Formen des Krieges im alltäglichen Gesellschaftsleben. So gesehen stellt sich auch die Frage, ob hier überhaupt ein Kriegs- oder Antikriegsfilm vorliegt. Die Chicago Sun-Times schrieb: „Apocalypse Now [...] pushes beyond the others, into the dark places of the soul. It is not about war so much as about how war reveals truths we would be happy never to discover [...].“[3] Statt um Krieg geht es also um das Psychische des Kriegs – und das Kriegerische der Psyche. Grundthema ist das dunkle Innere, das Dionysische, der »Thanatos« als Schattenseite der Wirklichkeit. Die Psychoanalyse fasst das Reale entsprechend nicht als die Realität auf, sondern als das Gespenstische, Ungreifbare, als den nicht steuerbaren dunklen Trieb im Verdrängten, im Traum, im Trauma.[4] Das Reale ist der Horror. Das Hässliche, Gewalttätige, Obszöne ist als intersubjektives Unterbewusstes die Kehrseite regulativer, guter Moralvorstellungen und kategorischer Imperative – eine antagonistische Grundkonstante der Zivilisation, die zwischen physikalischer Anwesenheit und symbolisch-imaginärer Abwesenheit oszilliert. Dieses Wechselspiel von Präsenz und Absenz bildet in dieser Schemenhaftigkeit eine eigene Ästhetik, eine Ästhetik des Bösen.

[...]


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Apocalypse_Now#cite_note-3, 04.08.11.

[2] Filmzitate werden im Weiteren nicht mit Fußnoten belegt, da sie eigens transskribiert wurden und teilweise sinngemäße Zitationen oder Übersetzungen bilden, sowie filmversionsbedingt unterschiedlich sein können.

[3] Roger Ebert: Kritik zu Apocalypse Now. Chicago Sun-Times, 28. November 1999.

[4] Vgl. zu „“Thanatos“ Sigmund Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920); zum „Realen“ Jacques Lacan: Seminar XI. Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse (1964), Berlin/Weinh.: Quadriga 1996.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Zur Ästhetik des Bösen in »Apocalypse Now«. Eine Filmanalyse
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Kultur- und Kunstwissenschaften)
Veranstaltung
SE 53281 Kino der Gefühle
Note
1
Autor
Jahr
2011
Seiten
18
Katalognummer
V302924
ISBN (eBook)
9783668016224
ISBN (Buch)
9783668016231
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ästhetik, bösen, now«, eine, filmanalyse
Arbeit zitieren
Rico Hartmann (Autor:in), 2011, Zur Ästhetik des Bösen in »Apocalypse Now«. Eine Filmanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302924

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