Die Sintflut in der Mythologie. Forschungshinweise und Theorie


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Die Bedeutung der Mythologie

2. Sintflutmythen

3. Erste Forschungshinweise

4. Die Sintfluttheorie von Walter Pitman und William Ryan
4.2. Kritik an der Sintfluttheorie

4.1. Bezug zur Mythologie
5. Die Sintfluttheorie von Alexander und Edith Tollmann

6. Literaturverzeichnis

1. Die Bedeutung der Mythologie

„Mythologie“ kommt von dem griechischen Wort mythologia, dieses ist aus zwei Wörtern zusammengesetzt: mythoi = Geschichten und legein = Erzählen. Doch Mythologie ist viel mehr als nur „Geschichten erzählen“: „...denn Mythos ist Lebensgründung...“. Jede Kultur, jedes Volk hat sein eigenes Weltbild, seine eigene Religion. In Mythen erkennt man nicht einfach die Phantasien der Völker, vielmehr erfährt man etwas über die damalige Weltanschauung, über die Sitten und Bräuche, über das Leben im Allgemeinen. Sie sind historische Gegebenheiten vergangener Kulturen. Weltgeschehen, Naturphänomene, aller was den unwissenden Menschen unerklärlich war, verpackten sie in einen Mythos.

Mythologie dient einerseits dazu Unerklärliches begreiflich zu machen, andererseits war sie eine Art Gesetz. So zeigten viele Geschichten, wie schlecht es den Menschen erging, die gegen den Willen eines Gottes handelten und darauf furchtbare Strafen erlitten. Doch die Helden galten als Vorbilder und so versuchte sicherlich mancher ihnen nachzueifern. Beispielsweise bei der griechischen Mythologie ist auffallend, dass die Götter menschliche Charaktereigenschaften aufweisen. Ihr Verhalten unterscheidet sich kaum von dem der Menschen. Meiner Meinung nach bringt dieses Motiv die Götter den Menschen näher. Ist ein Gott einzig und unfehlbar gibt es eine viel größere Distanz.

Das Verhältnis zwischen dem Mythos und der Vernunft (Logos) ist seit jeher gespannt. So priesen schon die griechischen Philosophen Xenophanes, Platon und Aristoteles die Vernunft und übten scharfe Kritik an dem Mythos, der als Methode, die Wirklichkeit zu erkennen, ungeeignet sei.

In der jüdisch-christlichen Tradition wurde der Mythos mit dem Begriff der Geschichte konfrontiert. Als komplizierend erwies sich jedoch dabei, dass der Gott der Juden und der Christen sich den Menschen in ihrer Geschichte und Gesellschaft offenbart hatte, trotz seiner Existenz außerhalb der gewöhnlichen Zeit und des gewöhnlichen Raumes. Die Unterscheidung zwischen Vernunft und Mythos sowie zwischen Mythos und Geschichte war zwar grundlegend, aber niemals absolut. Aristoteles war der Auffassung, dass sich in einigen der frühgriechischen Schöpfungsmythen Logos und Mythos überschneiden. Platon verwendete Mythen als Allegorie und auch als literarischen Kunstgriff bei der Ausarbeitung eines Arguments. Mythos, Logos und Geschichte greifen auch in der Einleitung zum Johannesevangelium im Neuen Testament ineinander; hier wird Jesus Christus als Verkörperung des Logos dargestellt, der aus der Ewigkeit in die historische Zeit eintritt. Frühchristliche Theologen disputierten in ihren Deutungsversuchen der christlichen Offenbarung über die Rollen von Mythos und Geschichte in der biblischen Darstellung. (vgl. Microsoft Encarta, Enzyklopädie, 2000)

2. Sintflutmythen

Die Sintflut – althochdeutsch sinvluot „große Flut“ – volkstümlich umgedeutet zur „Sündflut“, mit der die Menschen für ihre Sünden gegenüber Gott bestraft worden seien. In vielen Religionen wird die Sintflut als ein Ereignis von katastrophalen Ausmaßen geschildert. Sie gilt als Symbol für die völlige Zerstörung der Erde und soll in den Anfängen der überlieferten Geschichte stattgefunden haben. Diese Vernichtung allen Lebens wird aus religiöser Sicht auch als Reinigungsprozess gedeutet, den eine Göttin oder ein Gott aus Zorn über das Fehlverhalten der Menschen ausgelöst hat.

In der Geneses (6 bis 8) beschließt Jahwe, angesichts der Schlechtigkeit der Menschen, alles Leben zu vernichten. In der 10. Generation der Menschheit, so schildert die Bibel, war die Welt voller Verderbtheit, das bekümmert Gott sehr und er bereute die Menschen geschaffen zu haben. „Nur an Noah hatte der Herr Freude“, denn er „war ein rechtschaffener Mann und lebte“ – wie sein Vorfahre Henoch – „in enger Verbindung mit Gott“. (1. Buch Mose 6, 8 - 9)

Gott beschloss alle Geschöpfe durch eine große Flut zu vernichten. Nur Noah fand durch sein vorbildliches und gottesfürchtiges Leben für sich und seine Familie Gnade vor Gottes Augen. Erzürnt über die Bosheit der Menschen , teilte Gott Noah mit, dass er „mit den Menschen ... ein Ende“ machen werde. Er gebot ihm „ein Schiff aus Holz“ zu bauen, um sich und seine Familie vor der bevorstehenden Flut zu retten. (1. Buch Mose 6, 13 – 14)

In den –Augen der Israeliten konnte nur Gott allein eine solche Katastrophe, wie sie die Sintflut darstellte, bewirken. Während dieser furchtbaren Überschwemmung, so beschreibt es der biblische Flutbereicht, waren „sogar die Berge bedeckt“ mit Wasser. „Die Schleusen des Himmels“ öffneten sich, „und die Quellen der Tiefe brachen aus der Erde hervor“. (1. Buch Mose 7, 9 – 11)

Der biblische Sintflutbereicht lässt keinen Zweifel am riesigen Ausmaß dieser Überschwemmung, die die ganze damals bekannte Welt umfasste. Die Bibel macht genaue Angaben über Dauer und Verlauf der Überschwemmung. Sie begann als Noah 600 Jahre alt war, „am 17. Tag des zweiten Monats“. Nachdem das Wasser 40 Tage lang gestiegen war, blieb es weitere 110 Tage auf seinem Höchststand. Dann gingen die Fluten zurück und die Arche setzte auf dem Ararat-Gebirge auf. Die Berggipfel wurden am ersten Tag des Zehnten Monats sichtbar. Am ersten Tag des Neuen Jahres hatte sich das Wasser verlaufen, und Noah konnte das Dach der Arche öffnen und hinausschauen. Nach fast zwei weiteren Monaten erlaubte Gott ihm die Arche mit seiner Familie und den Tieren zu verlassen – ein Jahr und 10 Tage nachdem sie sie betreten hatten. (vgl. 1. Buch Mose 7, 10 – 24)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ararat (Türkei)

Nach dem Alten Testament landete Noah mit seiner Arche auf einem der beiden Gipfel des Ararat. Der ganzjährig schneebedeckte Große Ararat ist mit 5 122 Meter Höhe der höchste Berg der Türkei.

(vgl. Microsoft Encarta, Enzyklopädie, 2000)

Das ursprüngliche Motiv der Flut stammt aus der mesopotamischen Mythologie, der Heimat des Patriarchen Abraham. Eine dieser Flutgeschichten, eine babylonische Legende, enthält verblüffende Prallelen zu der Geschichte von Noah. Sie ist Teil des Gilgamesch-Epos, einer Heldensage, die aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Stammt. Gilgamesch, ein junger Prinz, macht sich auf die Suche nach dem ewigen Leben. Er reist in ein fernes Land und lernt dort Utnapischtim kennen, der ihm davon erzählt, wie er eine schwere Flut überlebt habe: Die babylonischen Götter hatten beschlossen, die Menschheit zu vernichten. Aber einer von ihnen warnte Utnapischtim. Er sagte ihm, er solle ein großes Boot bauen und – wie Noahs Arche – mit Pech wasserdicht machen. Sechs Tage und Nächte lang wütete draußen ein solches Unwetter, dass selbst die Götter sich fürchteten. Doch am siebten Tag strandete das Schiff auf einem Berggipfel. So wie Noah sandte auch Utnapischtim dreimal Vögel aus, um zu sehen, ob sich das Wasser verlaufen hatte: zuerst eine Taube, dann eine Schwalbe und schließlich einen Raben, der nicht zurückkehrte.

Nur in der Bibel wird ein Zusammenhang zwischen dem sündigen Tun der Menschen und dem Strafgericht Gottes gesehen. Nur hier findet sich die ausdrückliche Zusage Gottes zu einem neuen Anfang mit seinem Segen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tafel des Gilgamesch-Epos 12. Jhd. V.u.Z.

(vgl. www.rafa.at)

Erzählungen von einer großen Flut finden sich bei vielen Völkern, die immer wieder als Strafe Gottes für die Frevel der Menschheit dargestellt wird.

Schon in der griechischen Mythologie stammt ein bekannter Hinweis von dem griechischen Philosophen Platon, der den Mythos um das legendäre Atlantis schuf, das in einer Flutkatastrophe unter ging.

In der von Ovid berichteten Deukalionischen Flut gleicht die Figur des Deukalion in zahlreichen Details der Person des Noah.

In einem chinesischen Mythos wird ein Held namens Yu durch den Herrscher Shun beauftragt, einer Überschwemmung Herr zu werden. 13 Jahre lang beschäftigte er sich unablässig mit dieser Aufgabe. Schließlich kommt er auf die Idee, weitläufige Kanäle anzulegen. Als Dank für diesen rettenden Einfall übergibt der Herrscher dem klugen Yu seinen Thron.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Sintflut in der Mythologie. Forschungshinweise und Theorie
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V30292
ISBN (eBook)
9783638315807
Dateigröße
736 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sintflut
Arbeit zitieren
Andreas Reineck (Autor:in), 2002, Die Sintflut in der Mythologie. Forschungshinweise und Theorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30292

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