Die Theorie der Erziehung nach Friedrich Schleiermacher

Die Anfänge einer Wissenschaft von der Erziehung


Seminararbeit, 2015

22 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aus dem Leben von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
2.1 Zur Biographie
2.2 Sozialgeschichtlicher Kontext

3. Die Theorie der Erziehung nach Friedrich Schleiermacher
3.1 Zum Begriff der Erziehung
3.2 Die doppelte Zielsetzung der Erziehung
3.3 Die Grundformen erzieherischen Handelns
3.4 Das Verhältnis von Theorie und Praxis

4. Die Bedeutung und Wirkung der Pädagogik Schleiermachers
4.1 Der Einfluss Schleiermachers auf die geisteswissenschaftliche Pädagogik
4.2 Der wissenschaftliche Standort der „Theorie der Erziehung“

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Begriff der Erziehung gilt als ein Leitwort in der Pädagogik. So beschäftigt sich die noch relativ junge wissenschaftliche Disziplin der Pädagogik, die alternativ mit dem Begriff der „Erziehungswissenschaft“ betitelt wird, mit der Theorie und Praxis von Erziehung. Um zur heutigen Beschreibung und Bestimmung der Erziehungswissenschaft zu gelangen, lässt sich ein Blick auf die Wissenschaftsgeschichte der Pädagogik nicht vermeiden. Angesichts unterschiedlicher Vorstellungen von den Aufgaben der Erziehung, ideologischer Orientierungen sowie wissenschaftstheoretischer Ausrichtungen lassen sich innerhalb der Wissenschaftsgeschichte verschiedene Epochen, Denkströmungen und Repräsentanten unterscheiden (vgl. Rathmayr 2012, S. 8). Die in der vorliegenden Arbeit zu untersuchende Geistesrichtung ist die Erziehungstheorie von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Er wird als Mitbegründer der Pädagogik als eigenständige Wissenschaft betrachtet (vgl. Burkard/ Weiß 2008, S. 85). Das Ziel dieser Arbeit wird es sein, die Theorie der Erziehung nach Schleiermacher in ihren Grundzügen darzustellen und herauszuarbeiten, welche Bedeutung seine Ideen und Gedanken in der heutigen Zeit haben.

Zu Beginn dieser Arbeit wird auf das Leben und das Zeitalter von Friedrich Schleiermacher eingegangen. Hierbei ist die Darstellung seiner Biographie unabdingbar, da sie mit seinem Werk in enger Verbindung steht. Im Anschluss daran wird ein kurzer Überblick des sozialgeschichtlichen Kontextes, der mit der Grundlegung einer wissenschaftlichen Pädagogik einherging, gegeben.

Das dritte Kapitel thematisiert die „Theorie der Erziehung“ nach Schleiermacher. Dabei wird sich auf die Vorlesungen von 1826 bezogen, da sie die neueste Fassung seiner Erziehungstheorie bilden. In einem ersten Schritt erfolgt eine Annäherung an Schleiermachers Verständnis des Begriffes der Erziehung. Erziehung enthält nach Schleiermacher eine doppelte Zielsetzung. Er teilt sie daher in eine universelle und eine individuelle Seite, welche in einem zweiten Schritt beschrieben werden. Nachdem anschließend auf die Grundformen erzieherischen Handelns eingegangen wurde, wird im letzten Schritt das Verhältnis von Theorie und Praxis skizziert.

Im vierten Kapitel geht es letztendlich darum, die Bedeutung und die Wirkung der Erziehungstheorie Schleiermachers für den weiteren Werdegang der Pädagogik herauszuarbeiten. In diesem Zusammenhang wird seine hermeneutisch-dialektische Denkweise aufgegriffen, die die geisteswissenschaftliche Pädagogik nachhaltig bis heute geprägt hat. Schließlich wird der wissenschaftliche Standort der „Theorie der Erziehung“ festgemacht.

Folgende Fragestellungen werden in dieser Arbeit erörtert: Welche Entwicklungen haben dazu geführt, die Pädagogik als Wissenschaft zu begründen? Welchen Beitrag hat Friedrich Schleiermacher zur wissenschaftlichen Begründung der Pädagogik geleistet? Welche Bedeutung und Wirkung erzielte die Erziehungstheorie Schleiermachers für den weiteren Werdegang der pädagogischen Disziplin?

2. Aus dem Leben von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher

Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher taucht in der Geschichte der Pädagogik als einer der einflussreichsten Theoretiker und Mitbegründer einer wissenschaftlichen Pädagogik auf. Neben Johann Friedrich Herbart (1776 - 1841) und Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835) zählt er zu den Vätern einer wissenschaftlichen Pädagogik (vgl. Zierer 2009, S. 157ff). Allerdings erregte die Pädagogik Schleiermachers zu seiner Lebenszeit wenig Aufsehen. Erst nach seinem Tod wurden seine pädagogischen Vorlesungen, die er damals an der Universität in Berlin hielt, im Jahre 1849 veröffentlicht. Diese Nachschriften sind zudem lediglich Mitschriften aufmerksamer Hörer, die die Vorlesungen von Schleiermacher besucht hatten. Die Pädagogik von Friedrich Schleiermacher, welche den weiteren Werdegang der Disziplin maßgeblich beeinflusste, musste erst wieder entdeckt werden (vgl. ebd., S. 172f).

„Den Gedanken, dass die Bedeutung eines geistigen Werks nicht gut ohne Bezug auf das Leben seines Verfassers zu verstehen und einzuschätzen sei, hat Wilhelm Dilthey ganz besonders an Schleiermacher festgemacht, mit dem Hinweis, dass gerade bei ihm Person und Werk kaum zu trennen seien“ (Frost 2010, S. 102). Demzufolge wird im nächsten Punkt die Biographie Schleiermachers mit ihren wichtigsten Eckdaten skizziert.

2.1 Zur Biographie

Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher wurde am 21. November 1768 in Breslau als Sohn eines reformierten Feldpredigers geboren. Seine Mutter war als Tochter eines Hofpredigers im Geiste der Herrnhuter erzogen worden. Demzufolge genoss auch Schleiermacher eine Erziehung im Geiste der pietistisch geprägten herrnhutischen Brüdergemeinde, die einer intensiven und frommen religiösen Ausbildung entsprach (vgl. Zierer 2009, S. 172). In den Jahren 1783 bis 1785 trat er dann in das Pädagogium der Herrnhuter Brüdergemeinde in Niesky/Görlitz ein. Dort besuchte er eine Internatsschule, die vor allem zur Ausbildung künftiger Prediger und Lehrer der Brüdergemeinde diente. Im Anschluss daran ging er an die Theologische Hochschule der Brüdergemeinde nach Barby und musste erkennen, wie wenig ihm diese Ausbildung für seine wissenschaftliche Bildung verhelfen konnte. Angesichts seines Dranges nach Wissenschaftlichkeit wechselte er im Jahre 1787 an die liberale Universität Halle und studierte Theologie und Philosophie. Nach dem bestandenen ersten theologischen Examen bekam Schleiermacher dann 1790 eine Stelle als Hauslehrer bei dem Grafen Dohna zu Schlobitten in Ostpreußen, wo er eine Reihe pädagogischer Erfahrungen machte (vgl. Knoop/ Schwab 1999, S. 107). Nach seiner Tätigkeit als Hauslehrer folgten mehrere Predigerstellen, 1794 als Hilfsprediger in Landsberg an der Warthe und 1796 als Prediger an der Berliner Charité. Während seiner Zeit in Berlin geriet er in den Kreis der Berliner Frühromantik und lernte im Salon von Henriette Herz unter anderem Friedrich Schlegel kennen. Im Jahre 1799 verfasste er sein Werk „Über die Religion - Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, das Schleiermacher dann schlagartig bekannt machte (vgl. Brachmann, 2002, S. 134). Sein in diesem Werk zum Ausdruck gebrachtes Religionsverständnis trat jedoch in Konflikt mit seinen kirchlichen Vorgesetzten, sodass er 1802 die Stelle als Hofprediger nach Stolp in Pommern antrat. Nach zweijähriger Tätigkeit ging er dann an die Universität Halle und trat für drei Jahre die theologische Professur an. Schließlich kehrte er nach Berlin zurück und wurde nach der Tätigkeit als Prediger im Jahre 1810 von Wilhelm von Humboldt in die Gründungskommission der Berliner Universität berufen. Schleiermacher wurde Lehrstuhlinhaber für Theologie und Dekan der Theologischen Fakultät und lehrte bis zu seinem Lebensende unter anderem Theologie, Hermeneutik, Dialektik und Pädagogik. Mit der Pädagogik beschäftigte er sich intensiver in den beiden Wintersemestern 1814/15 und 1820/21 sowie im Sommersemester 1826. Dazu hielt er Vorlesungen über die Theorie der Erziehung, die jedoch, wie bereits erwähnt, nur als Mitschriften von Studierenden vorliegen. Am 12. Februar 1834 starb Friedrich Schleiermacher an einer Lungenentzündung (vgl. Zierer 2009, S. 173).

Insgesamt lebte Friedrich Schleiermacher in einer Zeit des Umbruchs. Auf dem Höhepunkt der deutschen Aufklärung entwickelte sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine Denkströmung, die als eine Gegenbewegung zur Aufklärung auftrat und neue Ideale hervorbrachte. Der Bildungsgedanke wie auch das Bildungswesen wurden maßgeblich beeinflusst und neu ausgelegt.

2.2 Sozialgeschichtlicher Kontext

In der Mitte des 18. Jahrhunderts und zum Höhepunkt der deutschen Aufklärung lagen die Anfänge eines neuen Humanismus mit neuen Idealen, die vor allem den Bildungsbegriff entscheidend prägten. Diese Zeit wird als „Neuhumanismus“ oder auch als die klassisch idealistische Epoche bezeichnet. Charakteristisch für diese Denkströmung war das Infrage stellen der für die Aufklärung richtig befindlichen Prinzipien und die Rückbesinnung vor allem zur griechischen Antike. Die allgemeine Menschenbildung trat in den Fokus und erhielt Vorrang vor der Berufserziehung. Der Neuhumanismus galt als die Pädagogik der Deutschen Klassik und wirkte auf eine Reform der Bildung hin, sodass ein „spezifisch deutscher Bildungsbegriff entstehen konnte“ (vgl. Blankertz 1992, S. 89ff).

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Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Theorie der Erziehung nach Friedrich Schleiermacher
Untertitel
Die Anfänge einer Wissenschaft von der Erziehung
Hochschule
Universität Trier
Note
2,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
22
Katalognummer
V302129
ISBN (eBook)
9783668003026
ISBN (Buch)
9783668003033
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schleiermacher, Theorie der Erziehung, Wissenschaft
Arbeit zitieren
Tatjana Müller (Autor:in), 2015, Die Theorie der Erziehung nach Friedrich Schleiermacher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302129

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