Wie beeinflusst Bilingualismus das Unterrichtsgeschehen an Kärntner Schulen?


Seminararbeit, 2014

32 Seiten, Note: 1

Birgit Bergmann (Autor:in)


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

0 Einleitung

1 Bilingualimus und bilingualer Unterricht
1.1 Bilingualismus, bilingualer Unterricht und bilinguale Methode - eine Begriffsklärung
1.2 Bilingualer Unterricht und Fremdsprachenunterricht
1.3 Bilinguales Lehren und Lernen
1.4 Bilinguale Unterrichtsstrategien
1.4.1 Funktionale Fremdsprachigkeit
1.4.2 Lernerautonomie
1.4.3 Kompetenzen strategisch aufbauen
1.4.4 Multi-mediales und multi-dimensionales Lernen
1.5 Handlungsorientierung im bilingualen Unterricht
1.6 Gezielte Förderung des Spracherwerbs im bilingualen Sachfachunterricht
1.6.1 Systematische Wortschatzarbeit
1.6.2 Elementare Konzeptualisierung und Vernetzung von vorhandenem Sach- und Sprachwissen
1.6.3 Sprachliche Unterstützung fachrelevanter Arbeitsweisen
1.6.4 Spracherwerb durch Interaktion
1.6.5 Entwicklung von Diskurskompetenz durch Erzeugung von verstehba- rem Output
1.7 Motivation und Bedingungen des Sprachlernprozesses
1.8 Spezifik der mündlichen Sprachproduktion

2 Bilingualismus an Kärntner Schulen
2.1 Das BG/BRG Mössingerstraße Klagenfurt
2.1.1 Beschreibung der Schule
2.1.2 Lehrerinterview mit Mag. E.R. - Bilingualer Geographieunterricht . .
2.2 Das BG/BRG für Slowenen
2.2.1 Beschreibung der Schule
2.2.2 Lehrerinterview mit Mag. M. S. - Bilingualer Geographieunterricht .
2.2.3 Lehrerinterview mit MMag. M. T. - Bilingualer Italienischunterricht .

3 Historisches zur slowenischen Sprache an ausgewählten Kärntner Schulen
3.1 Rechtlage in Kärnten im Bezug auf Slowenisch in Schulen
3.1.1 Minderheitenschulwesen in Österreich
3.1.2 Minderheiten-Schulgesetz für Kärnten
3.1.3 Historische Entwicklung des zweisprachigen Unterrichts in Kärnten .
3.2 Zweisprachigkeit und Identität: Probleme sprachlicher Identität am Beispiel der Kärntner Slowenen

4 Zusammenfassung
4.1 Kapitel 1: Bilingualismus und bilingualer Unterricht
4.2 Kapitel 2: Bilingualismus an Kärntner Schulen
4.3 Kapitel 3: Historisches zur slowenischen Sprache an ausgewählten Kärntner

Schulen

Literatur

0 Einleitung

In dieser Seminararbeit möchte ich mit Bilingualismus in Kärnten, im Speziellen mit der Frage ”Wie beeinflusst Bilingualismus das Unterrichtsgeschehen an Kärntner Schulen?”, beschäftigen. Ich komme selbst aus Kärnten und habe ich der Unterstufe das BG Mössingerstraße besucht, wurde dort aber nicht bilingual unterrichtet. Mich interessiert einerseits das Thema Zweisprachigkeit in Kärnten besonders wegen der Nähe zu Slowenien und andererseits wegen der gesetzlichen Grundlage zum Erlernen der slowenischen Sprache. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, fällt mir auf, dass ich nicht Slowenisch lernen durfte mit der Begründung meiner Mutter ”Die Slowenen können ja auch Deutsch lernen.”. Im Nachhinein finde ich es sehr schade, dass ich es nicht gelernt habe, obwohl ich aus einer zweisprachigen Region komme. Da kann ich mich nur bei meinem Nachbar, er ist Slowene, bedanken, dass ich von seinen Nichten ein wenig Slowenisch gelernt habe, also ein paar Wörter und Nummer zählen.

Im Kapitel 1 werden am Beginn die zentralen Begriffe ”Bilingualismus”, ”bilingualer Unterricht” und die ”bilinguale Methode” erläutert, dann wird der bilinguale Unterricht und der Fremdsprachenunterricht gegenübergestellt, dann wird bilinguales Lehren und Lernen thematisiert. Im Anschluss daran werden bilinguale Unterrichtsstragien genau betrachtet, dann die Handlungsorientierung im bilingualen Unterricht, dann wird genauer auf die gezielte Förderung des Spracherwerbs im bilingualen Sachfachunterricht eingegangen. Als Abschluss des Kapitels werden noch die Motivation und Bedingungen des Sprachlernprozesses und die Spezifik der mündlichen Sprachproduktion erläutert.

Im Kapitel 2 geht es um Bilingualismus an Kärntner Schulen. Dazu habe ich mir zwei Schulen aus Klagenfurt ausgesucht, diese beschrieben und dann jeweils ein (bzw. zwei) Lehrerinterviews durchgeführt.

Im Kapitel 3 behandle ich die Rechlage in Kärnten im Bezug auf Slowenisch in Schulen, da gehe ich genauer auf das Minderheitenschulwesen in Österreich, das Minderheiten-Schulgesetz für Kärnten und die historische Entwicklung des zweisprachigen Unterrichts in Kärnten ein. Es wird dann noch der Zusammenhang zwischen den Begriffen ”Zweisprachigkeit” und ”Identität” am Beispiel der Kärntner Slowenen erläutert.

Im Kapitel 4 gibt es dann noch eine Zusammenfassung der ganzen Seminararbeit.

1 Bilingualimus und bilingualer Unterricht

1.1 Bilingualismus, bilingualer Unterricht und bilinguale Methode - eine Begriffsklärung

Bilingualismus beruht auf der Tatsache, dass ein Individuum mehr als eine Sprache beherrscht und verwendet, wobei das Niveau der Beherrschung der jeweiligen Sprache sehr unterschiedlich sein kann, auch wie die funktionale Verteilung der jeweiligen Sprachen auf unterschiedliche Domänen. (vgl. [5], S.12)

Bilingualer Unterricht ist eine Unterrichtsorganisation, die es ermöglicht, dass mehr als eine Sprache als Unterrichtsmedium verwendet wird. Diese verwendete Sprache kann z.B. eine Minderheitensprache wie das Türkische in Österreich sein oder eine Fremsprache wie das Englische. Die zweite Sprache ist somit nicht nur Objekt des Lernens, sondern auch gleichzeitig die Unterrichtssprache. (vgl. [5], S.12f)

Von bilingualen Unterricht zu trennen ist die bilinguale Methode, denn hierbei handelt es sich um eine spezielle Fremdsprachenunterrichtsmethode. Diese Methode entstand aus der Kritik von Wolfgang Butzkamm an der audiovisuellen bzw. audiolingualen FremdsprachenunterrichtsMethode. (vgl. [5], S.13)

In diesem Zusammenhang stellt Butzkamm fünf Thesen über das Verhältnis von traditioneller Einsprachigkeit und augeklärter Einspachigkeit bzw. Zweisprachigkeit auf:

1. ”Das traditionelle Prinzip konzentriert sich auf die Einsprachigkeit der Sprachdarbietungs- und -manipulationsphase. Aufgeklärte Einsprachigkeit heißt besonders Augenmerk auf Einsprachigkeit in der Sprachanwendungsphase und aller anwendungsbezogenen Kommunikation.
2. Im Unterricht mit dem der globalen Einsprachigkeit verpflichteten Lehrwerk wird eine ausgesprochene Sprachanwendungsphase nur ansatzweise verwirk licht.
3. Wenn freie, spontane Kommunikation verkommt, ist diese stark muttersprach- lich durchsetzt. Anspruch und Forderung des Lehrwerks, globale Einsprachigkeit zu verwirklichen, erweisen sich als unerfüllbar.
4. Aufgeklärte Einsprachigkeit stellt das Prinzip der Einspachigkeit vom Kopf auf die Füße: Gezielte zweisprachige (und einsprachige) Übungen in den Auf bauphasen sollen möglichst schnell und sicher zu freiem Gebrauch und zur rein fremdsprachlichen Anwendung des Gelernten führen.
5. Aufgeklärte Einsprachigkeit ist mit einem neuen kommunikativen bzw. prag malinguistischen Ansatz besser vereinbar als die traditionelle Einsprachig keit.” (siehe [3], S.15f)

1.2 Bilingualer Unterricht und Fremdsprachenunterricht

Bilingualer Unterricht gehört als besonders effiziente Form, eine Fremdsprache zu vermitteln, in die Kategorie der Bereicherungsprogramme. Diese Programme stellen oft ein freiwilliges Unterrichtsangebot dar, das sich hauptsächlich an Kinder gehobenerer sozialer Schichten richtet. Hier wird die zweite Sprache intensiver und effektiver gelernt als es im herkömmlichen Unterricht möglich wäre. Somit werden Sachinhalte und sprachliche Fertigkeiten gleichzeitig vermittelt bzw. erworben. In diesem Zusammenhang kann man von Immersion sprechen. Diese besagt, dass die Fremdsprache nicht als Lehrgegenstand verwendet wird, sondern als Unterrichtssprache im Sachfachunterricht, wie z.B. in Mathematik, Biologie oder Geographie. Es wird dann noch zwischen early total immersion, völliger und partieller Immersion unterschieden. Bei der early total immersion findet der monolinguale Unterricht in der Zweitsprache von Beginn der Schulpflicht an statt. Bei der völligen Immersion werden alle Fächer, mit Ausnahme der L1, miteinbezogen. (vgl. [5], S.13-15)

Bei der Auswahl der Fächer für den bilingualen Unterricht haben sich gesellschaftswissenschaftliche Fächer bewährt. Wenn es primär um die Vermittlung sprachlicher Fähigkeiten geht, dann eignen sich eher Fächer wie Mathematik, Naturwissenschaften oder Geographie. In osteuropäischen Ländern werden auch naturwissenschaftliche Fächer, wie Biologie, Physik, Chemie und Mathematik, miteinbezogen. (vgl. [5], S.17)

Vorteile des bilingualen Unterrichts sind eine Intensivierung des Unterrichts, weil durch Sachfachunterricht in der Fremdsprache doppelt so viel Zeit für die Fremdsprache zu Verfügung steht. Diese Unterrichtsform ermöglicht eine stärkere Diversifizierung in der Fremdsprachen- politik. Auch die intensivere Auseinandersetzung mit der Zielsprache und Zielkultur fördern stärker interkulturelles Lernen als der fremdsprachliche Regelunterricht. (vgl. [5], S.20)

1.3 Bilinguales Lehren und Lernen

Für das bilinguale Lehren und Lernen gelten jene Ziele, die auch im einsprachigen Sachfachunterricht gültig sind. Es werden Zielsetzungen formuliert im Bezug auf die Förderung von fremdsprachlichen Fähigkeiten und von Mehrsprachigkeit als bildungspolitisches Richtziel in Europa. Diese Zielsetzungen können je nach Kontext variieren. Weiters werden unter anderem die Vorbereitung auf die Anforderungen und Bedingungen eines geeinten Europas und wachsende Verflechtungen in der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben, die Förderung von Verstehen und Verständigung in der globalisierten Welt zu den wesentlichen Zielsetzungen des bilingualen Unterrichts. (vgl. [6], S.166f)

In den vergangenen Jahren beginnt eine theoretische Fundierung des bilingualen Lehrens und Lernens, die nicht nur die fremdsprachliche oder die sachfachliche Komponente oder den Versuch der Integration der Interessen, Kategorien und Begriffe beider Fächer betrifft, sondern diese fokussiert auch auf übergreifende, allgemeindidaktische und bildungstheoretische Perspektiven. (vgl. [6], S. 207)

1.4 Bilinguale Unterrichtsstrategien

Beim bilingualen Lernbereich stehen vier Aspekte im Vordergrund, und zwar ”funktionale Fremdsprachigkeit”, ”Lernerautonomie”, ”Kompetenzen strategisch aufbauen” und ”multi-mediales und multi-dimensionales Lernen”.

1.4.1 Funktionale Fremdsprachigkeit

Wolfgang Butzmann löste in den siebziger Jahren die Unbedingtheit der Einsprachigkeit im Englischunterricht durch seine Forderung nach ”aufgeklärter Einsprachigkeit” ab. Wenn dies auf den in der Fremdsprache geführten Sachfachunterricht umlegt, heißt dieses Prinzip ”funktionale Fremdsprachigkeit”. Mit dem Prinzip ist der sachbegründete Sprachwechsel zwischen L2 und L1 gemeint und dadurch eine situativ eingebundene sprachliche Entlastung der unterrichtlichen Kommunikationsabläufe. (vgl. [2], S.18)

1.4.2 Lernerautonomie

Autonomie ist eine dynamische und daher auch ausbildbare menschliche Fähigkeit. Sie beinhaltet Entscheidungsfähigkeit, Engagement, selbstkritische Distanz, Reflexionsvermögen und selbstständiges Handeln. Das Bedürfnis von autonomem Handeln im bilingualen Unterricht wird als eine singuläre Eigenschaft von Kommunikationsabläufen in bilingualen Unterrichtssituationen hervorgehoben. In diesen Kommunikationssituationen wird gleichzeitig eine Diskrepanz zwischen dem, was Schüler sagen (Fremdsprachenkompetenz) und dem, was sie damit sagen wollen (Inhaltskompetenz), deutlich. (vgl. [2], S.18f)

1.4.3 Kompetenzen strategisch aufbauen

Für den Lerner einer fremden/zweiten Sprache ist es von vorrangiger Bedeutung, Strategien für kompetentes sprachliches Handeln zu entwicklen und selbstständig zu strukturieren. Hervorzuheben sind hier die Auswirkungen von Mitteilungsbedürfnis und sprachlichen Handlungsstrategien, die beim Schüler bereits vorhanden oder angelegt sind. Damit soll der Schüler lernen, wie er vorhandene Strategien in neue Lernkontexte überführen kann. (vgl. [2], S.19)

1.4.4 Multi-mediales und multi-dimensionales Lernen

Durch eine stetig steigernde intensive und extensive Vernetzung von Lernen und Lernmedien wachsen Lernwelt und Lebenswelt der SchülerInnen zusammen. Die multimediale Umwelt ist für SchülerInnen ein Anreiz zu vielseitigem Lernen, zu flexiblem Umgang mit neuen Lernkontexten und zum Experiment. Durch die tägliche Verarbeitung neuer Medien und Medienprodukte ist der zwischenmenschliche Umgang und die tägliche Kommunikation unter den Schülern in direkten und indirekteN Kommunikationssituationen geprägt. (vgl. [2], S.19)

1.5 Handlungsorientierung im bilingualen Unterricht

Für die funktionale Fremdsprachenkompetenz, die auf Lernerautonomie baut und daher Entwicklungsund Gestaltungsraum für kommunikative Interaktion bereitstellt, für die kognitive Lernerfolge nicht weniger wichtig sind als instrumentelle Fertigkeiten, sind die Prinzipien eines handlungsorientierten Fremdsprachenunterrichts von großer Bedeutung. (vgl. [2], S.20)

”Sprache ist Spiel, Spiel enthält Risiko. Lernen, in der fremden Sprache zu kommu- nizieren, bedeutet, mit Sprache experimentieren, Fehler machen, Unsicherheiten aushalten, Vagheit in Kauf nehmen, Bestätigung auch für noch Unfertiges finden, mehr fragen dürfen als antworten müssen, Hypothesen bilden und diese austesten können; interlanguage und code-switching sind hierfür unerlässliche Strategien.”

(siehe [2], S.21)

Von Lehrkräften, die im bilingualen Unterricht eingesetzt werden sollen, werden die folgenden vier Kompetenzen vorausgesetzt:

- ”eine überdurchschnittliche Sprachkompetenz, die sich mehr durch eine ge- neral communicative competence auszeichnet als durch Fachsprachenkompetenz;
- wissenschaftlich fundierte Sachkompetenz in beiden Fächern, der Fremdsprache und dem Sachfach;
- Methodenkompetenz, d.h. methodische Multiperspektivität, spezifisch also die Fähigkeit, über die Grenzen fachbezogener Methoden schauen und unterrichtlich entsprechend planen und handeln können.
- Kulturkompetenz, denn nicht nur Sprache, auch jedes Sachfach ist kulturell kodiert. Das verlangt nach der Fähigkeit, sprachlich und fachlich einen kulturadäquaten Perspektivenwechsel vollziehen zu können.” (siehe [2], S.21)

1.6 Gezielte Förderung des Spracherwerbs im bilingualen Sachfachun- terricht

Es gibt fünf Möglichkeiten der gezielten Förderung des Spracherwerbs im bilingualen Sachfachunterricht und zwar durch ”systematische Wortschatzarbeit”, ”elementare Konzeptualisierung und Vernetzung von vorhandenem Sach- und Sprachwissen”, ”sprachliche Unterstützung fachrelevanter Arbeitsweisen”, ”Spracherwerb durch Interaktion” und ”Entwicklung von Diskurskompetenz durch Erzeugung von verstehbarem Output”.

[...]

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Wie beeinflusst Bilingualismus das Unterrichtsgeschehen an Kärntner Schulen?
Hochschule
Universität Wien  (LehrerInnenbildung)
Veranstaltung
Seminar Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens
Note
1
Autor
Jahr
2014
Seiten
32
Katalognummer
V301029
ISBN (eBook)
9783656977803
ISBN (Buch)
9783656977810
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bilingualismus, Kärnten, Unterricht, Slowenen, Deutsch, Lehramt
Arbeit zitieren
Birgit Bergmann (Autor:in), 2014, Wie beeinflusst Bilingualismus das Unterrichtsgeschehen an Kärntner Schulen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301029

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