Garantiefonds versus klassische Rentenversicherung. Ein ökonomischer Vergleich aus Kundensicht


Bachelorarbeit, 2011

65 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Bedeutende Faktoren hinsichtlich der Bewertung von Altersvorsorgeverträgen aus Kundensicht
2.1 Entwicklung der gesetzlichen Altersvorsorge
2.2 Kriterien aus Kundensicht für eine geeignete private Altersvorsorge

3 Darstellung des Garantiefonds als Instrument der privaten Altersvorsorge
3.1 Konzept und Funktionsweise eines Investmentfonds
3.2 Gestaltungsformen von Investmentfonds
3.2.1 Offene und geschlossene Investmentfonds
3.2.2 Ausschüttung und Ansammlung der Erträge
3.3 Unterschiedliche Anlagemöglichkeiten innerhalb eines Investmentfonds aus Kundensicht
3.4 Die Kosten eines Investmentfonds aus Kundensicht
3.5 Garantiefonds als eine besondere Form von Investmentfonds
3.5.1 Statische Wertsicherung durch Einsatz von Optionen
3.5.1.1 Funktionsweise der statischen Wertsicherung
3.5.1.2 Determinanten der Partizipationsquote
3.5.1.3 Verschiedene Varianten zur Erhöhung der Partizipationsquote
3.5.2 Dynamische Wertsicherung ohne Einsatz von Optionen
3.5.2.1 Funktionsweise eines CPPI-Fonds
3.5.2.2 Wertentwicklung eines CPPI-Fonds bei alternativen Aktienmarktentwicklungen
3.5.2.3 Varianten von CPPI-Fonds

4 Darstellung der klassischen Rentenversicherung als Instrument der privaten Altersvorsorge
4.1 Konzept und Funktionsweise der Lebensversicherung
4.1.1 Beitragskalkulation
4.1.2 Garantiezins und Überschussbeteiligung
4.2 Gestaltungsformen der Lebensversicherung
4.2.1 Die Risikolebensversicherung
4.2.2 Die fondsgebundene Lebensversicherung
4.2.3 Die kapitalbildende Lebensversicherung
4.3 Die Kosten der klassischen Lebensversicherung
4.4 Die klassische Rentenversicherung als eine Variante der kapitalbildenden Lebensversicherung

5 Vergleich von klassischer Rentenversicherung und Garantiefonds als Altersvorsorgeinstrumente
5.1 Performance und Rentabilität
5.2 Sicherheit
5.2.1 Risiko des Kapitalverlustes
5.2.2 Der Insolvenzfall
5.3 Liquidität
5.4 Kosten

6 Kritische Betrachtung der beiden Varianten aus Kundensicht

7 Fazit

Literaturverzeichnis

Internet-/Intranetverzeichnis Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Das magische Dreieck der Geldanlage

Abb. 2 Struktur eines Investmentfonds

Abb. 3 Wichtige Kosten eines Investmentfonds

Abb. 4 Struktur eines Garantiefonds mit Einsatz von Optionen

Abb. 5 Szenarioanalyse des Garantiefonds

Abb. 6 Das Auszahlungsprofil des Garantiefonds bei Endfälligkeit

Abb. 7 Wertsicherungsstrategie eines CPPI-Fonds

Abb. 8 Entwicklung eines CPPI-Fonds bei verschiedenen Indexständen

Abb. 9 Portfoliowert und -struktur in Abhängigkeit von Marktbewegungen

Abb. 10 Die Dimensionen des Risikos

Abb. 11 Renditen von Fondssparplänen und Lebensversicherungen im Vergleich

Abb. 12 Kapitalanlagen der Lebensversicherer im Vergleich

Abb. 13 Die Sicherungskonstruktion bei Lebensversicherern

Abb. 14 Vergleich der Kosten und der Wertbelastung

1 Einleitung

„Spare in der Zeit, so hast du in der Not“.1 Dieser Werbeslogan, der um 1850 von kom- munalen Sparkassen verwendet wurde, ist heute wieder so aktuell wie damals. Es wird immer deutlicher, dass die gesetzliche Rente, vor allem bei der jüngeren Generation, für ein sorgenfreies Leben im Alter nicht mehr ausreicht.2 Die Möglichkeiten für die Bürger privat für den Ruhestand finanziell vorzusorgen sind vielfältig. Neben den Lebensversi- cherern bieten auch Investmentgesellschaften ihre Produkte auf dem Altersvorsorgemarkt an.

Die vergangenen Jahre haben deutlich gezeigt, welches Risiko Geldanlagen mit sich brin- gen können. Viele Kunden haben im Zuge der Finanzkrise das Vertrauen in die Börse, im Prinzip sogar in das gesamte Finanzsystem, verloren. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 hatte zum einen zur Folge, dass weltweit die Aktienkur- se drastisch einbrachen und zum anderen, dass das internationale Finanzsystem eine schwere Krise erlebte. Das darauf folgende Stocken der Weltwirtschaft betraf Banken, Wertpapierhandelshäuser und Versicherungen. Selbst risikoaverse Anleger, die in ver- meintlich sichere Zinspapiere investiert haben, bekamen im Frühjahr 2010 die Krise, auf- grund finanzieller Schwierigkeiten einiger europäischer Staaten, zu spüren.3 Experten sind sich einig, dass die deutschen Lebensversicherer aus der Krise 2000 bis 2002 gelernt haben. So wurden die Aktienengagements zum Teil deutlich reduziert und auch die Folgen durch die US-Immobilienkrise halten sich bislang in Grenzen.4 Die Risi- ken konkretisieren sich allerdings nicht nur in den Aktienengagements. Der überwiegende Teil der Kundengelder ist in Staatsanleihen investiert. Die Lebensversicherer müssen das dort investierte Geld jedoch nicht mit Eigenkapital gegen Wertverluste absichern.5 Eine Auswirkung der Finanzkrise auf die Lebensversicherer lässt sich nicht gänzlich ver- meiden, wie die aktuellen Entwicklungen der Überschussbeteiligungen und des Garantie- zinses zeigen. Der Garantiezins sinkt, aufgrund der allgemein niedrigen Zinsen für Staats- anleihen hoher Bonität, zum 01.01.2012 auf 1,75 Prozent. Somit wird dieser sogar unter den von den Versicherungsmathematikern der deutschen Aktuarvereinigung empfohlenen 2 Prozent angesetzt.6 Auch die Überschussbeteiligung wird im Jahr 2011 vielfach gesenkt. So ist dies bei zwei von drei Gesellschaften der Fall. Darunter sind Branchengrößen wie die Allianz oder R+V Leben. Die durchschnittliche laufende Verzinsung liegt derzeit noch bei etwa 4,05 Prozent.7

Auf der Suche nach Alternativen für den Aufbau einer privaten Altersvorsorge haben die Kunden erkannt, dass sich auch mit Investmentfonds hervorragende Chancen für den Vermögensaufbau bieten. Dabei werden insbesondere Garantiefonds stark nachgefragt.8 Die Finanzkrise hat die schon bestehende Altersvorsorge vieler Anleger erheblich negativ beeinflusst. Diejenigen, die eine Kapitalgarantie vereinbart haben, sind weniger betroffen. Über den Wert solcher Kapitalgarantien wird allerdings erheblich gestritten, denn was genau garantiert wird, ist bei Versicherungen, Fonds und Zertifikaten durchaus unter- schiedlich.9 Die Fondspolicen mit Garantieversprechen verbinden das deutsche Sicher- heitsbedürfnis mit der gewünschten Risikominimierung der Lebensversicherer. Es heißt, dass die wertgesicherten Fonds als Altersvorsorgeprodukt schon bald vor der klassischen Lebensversicherung stehen könnten.10

Vor einigen Jahren galt es noch als ungeschriebenes Gesetz, dass die klassische Lebens- bzw. Rentenversicherung das ideale Instrument für die private Altersvorsorge darstellt.11 Der ständig sinkende Garantiezins und die immer niedriger ausfallenden Überschussbetei- ligungen bei Lebensversicherungsverträgen lassen Neuverträge jedoch immer unrentabler erscheinen.

Um die Frage zu beantworten, welche Form der Altersvorsorge für den Kunden ökonomi- scher ist, analysiert diese Bachelor-Thesis Investmentfonds mit Kapitalgarantie im Ver- gleich zur klassischen Rentenversicherung aus der Sicht des Anlegers. Dazu wird zunächst ein Überblick über bedeutende Faktoren für Kunden beim Aufbau einer privaten Alters- vorsorge gegeben. Anschließend folgt eine Einordnung der beiden betrachteten Varianten in das System der Kapitalanlage, um letztendlich den Vergleich und eine kritische Betrachtung aus Kundensicht abzuleiten.

2 Bedeutende Faktoren hinsichtlich der Bewertung von Altersvorsorgeverträgen aus Kundensicht

Um Garantiefonds und die klassische Rentenversicherung ökonomisch vergleichen zu können, soll zunächst ein Überblick über bedeutende Faktoren für Kunden hinsichtlich der Bewertung von Altersvorsorgeprodukten gegeben werden. Im folgenden Abschnitt wird darauf eingegangen, weshalb die private Altersvorsorge unerlässlich ist und anschließend, welche Faktoren die höchste Priorität beim Aufbau einer solchen privaten Vorsorge für die Kunden haben.

2.1 Entwicklung der gesetzlichen Altersvorsorge

Der sogenannte Generationenvertrag, der die Basis der gesetzlichen Rentenversicherung widerspiegelt, befindet sich an seiner Leistungsgrenze. Die erste der drei Schichten der Alterssicherung ist ins Wanken geraten. Das Umlageverfahren ist zunehmend problematisch, da auf einen Erwerbstätigen immer mehr Rentner kommen.12 Gründe hierfür liegen am enormen Fortschritt der Medizin, weshalb die Lebenserwartung steigt, sowie der geringen Geburtenrate in Deutschland.13

Die im Frühjahr 2001 beschlossene Rentenreform zielt auf eine nachhaltige Sanierung der umlagefinanzierten gesetzlichen Altersversorgung ab. Der Aufbau einer kapitalgedeckten Altersversorgung mittels staatlicher Förderung ist eine wesentliche Veränderung dieser Reform. Erstmals in der Nachkriegszeit wird somit ein Teil der Verantwortung für die Altersversorgung vom Staat auf die Bürger zurückverlagert.14

Viele Veränderungen, wie z.B. die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 und der Bei- tragssätze, lassen darauf schließen, dass die staatliche Altersversorgung als alleiniges Standbein nicht mehr ausreicht. Die umlagefinanzierte Alterssicherung wird auch in Zu- kunft weiterhin eine Rolle spielen, jedoch auf einem deutlich geringeren Niveau. Um er- hebliche Einbußen im Alter zu vermeiden, spielt der Ausbau der kapitalgedeckten Alterssicherungssysteme im Rahmen der zweiten und dritten Schicht eine wichtige Rolle.15 Damit das kapitalgedeckte Verfahren allerdings auch den gewünschten Erfolg für den Kunden erzielt, müssen bestimmte Faktoren bei der Kapitalanlage beachtet werden, die im Folgenden betrachtet werden.

2.2 Kriterien aus Kundensicht für eine geeignete private Altersvorsorge

Die Bedürfnisse der Anleger sind vielschichtig. Gewünscht wird eine ertragreiche Anlage mit sicherem bzw. garantiertem Gewinn und niedrigen Kosten, sowie niedrigen Steuern. Des Weiteren soll die Geldanlage liquide sein, um bei unvorhergesehenen Ereignissen schnell und ohne große Verluste an das Geld zu kommen oder um ein laufendes Einkom- men zu beziehen. Diese bedeutenden Faktoren spiegeln das magische Dreieck der Geldan- lage wider.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Das magische Dreieck der Geldanlage Quelle: Brühl, Norbert u.a. (2008), S.8.

Als vierter Faktor kann noch ein Blick auf die Bequemlichkeit geworfen werden. Gemeint ist, inwieweit sich jeder Anleger zeitlich und fachlich mit der Thematik auseinandersetzen kann und möchte.16 Bei einer Versicherung geht das magische Dreieck der Vermögensan- lage in Richtung Ausgeglichenheit. Je nach der Anlageform wird der Anleger die Präferenz auf die verschiedenen Faktoren legen und gewichten.17

Ein immenser Faktor für die Nachfrager von Lebensversicherungsprodukten ist allerdings auch der Faktor Zeit und damit die Überlegung einer regelmäßigen Besparung der Verträge oder einer Einmalanlage, sofern das für den Kunden möglich ist. Dabei gestaltet sich der Aufbau einer Altersvorsorge umso leichter, je mehr Zeit bis zum Ruhestand verbleibt. Der Vorteil eines langen Ansparzeitraums liegt dabei nicht nur in den vermehrten Sparraten über die Jahre, sondern auch im Zinseszinseffekt bei Lebensversicherungen und dem Cost-Average-Effekt bei fondsgebundenen Anlagen.

Ein Sparer hat also die Möglichkeit, über einen langen Ansparzeitraum bei geringeren monatlichen Sparraten, zum selben Ergebnis zu kommen, wie bei einer kürzeren Sparzeit mit höheren Beiträgen. Das ist möglich, da der Zinseszinseffekt umso stärker wirkt, je länger die Sparphase dauert.18

Der Cost-Average-Effekt hat den Vorteil für den Kunden, dass der Zeitpunkt der Anlage, bei einer regelmäßigen Besparung, nicht entscheidend ist. Das Cost-Averaging schafft einen automatischen Ausgleich zwischen den Interessen des Kunden und der aktuellen Kursentwicklung des gewählten Fonds. Steigt der Fondspreis, so werden automatisch we- niger Anteile gekauft, sinkt dieser, so werden automatisch mehr Anteile gekauft. Dies gilt dann, wenn die Kurse langfristig steigen, wovon auf Basis historischer Entwicklungen ausgegangen werden kann.

Bei Einmalanlagen sind dagegen genauere Überlegungen über den Einstiegszeitpunkt nö- tig. Insbesondere bei Einmalanlagen, welche einen relativ hohen Betrag aufweisen, eine kürzere Anlagephase vorliegt oder im jeweiligen Fonds eher schwankende Assets vertre- ten sind, sollte der Einstiegszeitpunkt gut überlegt werden. Diese Überlegungen relativie- ren sich lediglich bei Investitionen in Anlagen, welche eher gering schwankende Assets beinhalten, oder die für einen langen Zeitraum (mindestens zehn Jahre) getätigt werden.19

Um den Herausforderungen beim Aufbau eines Vermögens zum Zwecke der Alterssiche- rung geeignet zu begegnen, ist es also wichtig, die genannten Faktoren an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen und ein persönliches Rendite-Risiko-Profil zu erstellen. Es soll gewährleistet werden, dass das Vermögen bei gegebener Risikobereitschaft den höchstmöglichen Gewinn erzielt.

Da die Zukunft stets ungewiss ist, stellt die Geldanlage eine Entscheidung unter Risiko dar. Der Umgang mit Ungewissheit ist jedoch subjektiv zu betrachten, denn wo beispielsweise jemand Gefahren erkennt, erkennt jemand anderes Chancen. Unter Renditeaspekten sind Risiko und Chance zwei Seiten derselben Medaille.20

In den folgenden Kapiteln erfolgt zunächst eine Einordnung des Garantiefonds und der klassischen Lebensversicherung im Hinblick auf das System der Kapitalanlage. Danach erfolgt eine genauere Analyse, um anschließend ihre Eignung für die Kunden als Altersvorsorgeinstrument bewerten zu können, sowie letztendlich einen ökonomischen Vergleich aus Kundensicht abzuleiten.

3 Darstellung des Garantiefonds als Instrument der privaten Altersvorsorge

Die Produktgesellschaften lassen ihrem Drang zu Innovationen in der Welt der Garantien freien Lauf. Immer mehr Fondsgesellschaften und Versicherungsunternehmen bieten diese Varianten an. Fraglich ist, weshalb die Produkte gerade jetzt mehr und mehr in den Vor- dergrund rücken. Auch früher hat es schließlich schon Garantien gegeben. Eine Erklärung ist, dass die Kunden in den letzten Jahren, vor den Turbulenzen an den Finanzmärkten, mit euphorischen Einschätzungen der Aktienmärkte lebten und Garantien kein Thema war.21 Nach der Finanzkrise sieht das jedoch anders aus. In Aktien Geld anlegen und dabei die Sicherheit haben, dass das investierte Geld zurückgezahlt wird, klingt verlockend. Mit Hilfe dieses Versprechens versucht die Branche auch vorsichtige Anleger für ein Invest- ment in Aktien zu begeistern. Turbulenzen an den Weltbörsen können Inhaber von Garan- tiefonds nämlich gelassen entgegensehen, da die Anbieter, zumindest auf dem Papier, eine gute Rendite und trotzdem Schutz vor Verlusten zum Laufzeitende versprechen.22 Ange- sichts des magischen Dreiecks hört sich das aber eher nach einer unrealistischen Geldvermehrung an.23

Garantien stellen heute aus Kundensicht einen wichtigen Baustein in der privaten Altersvorsorge dar. Aus Sicht der Versicherer wird es immer schwieriger, bei einem niedrigen Zinsniveau die Garantien der klassischen Lebensversicherungen zu erwirtschaften. Somit wird im Vertrieb seit einiger Zeit die Fondspolice mit Garantie favorisiert.24

Wertgesicherte Aktienfonds ermöglichen den Anlegern die Partizipation an positiven Ak- tienmarktrenditen und begrenzen gleichzeitig das Verlustrisiko auf ein vorher festgelegtes Maß. Sie liegen als Instrument der privaten Altersvorsorge stark im Trend. Rund 70 Pro- zent der Fondsbesitzer investieren in die eigene Altersvorsorge.25 Allerdings bezahlen die Anleger auch für diese Wertsicherung. So erhalten sie bei positiver Aktienmarktentwick- lung weniger Gewinn als sie ohne Kapitalgarantie hätten erhalten können. Wertsiche- rungsfonds weisen eine asymmetrische Renditeverteilung auf. Die Eintrittswahrscheinlichkeit von negativen Renditen wird durch den Verzicht auf hohe positive Renditen vermindert oder sogar auf null reduziert.26

Bevor ein detaillierter Einstieg in die Funktionsweise und Varianten eines Garantiefonds erfolgt, soll jedoch zunächst ein allgemeiner Überblick über Investmentfonds gegeben werden.

3.1 Konzept und Funktionsweise eines Investmentfonds

Die folgende Abbildung zeigt die Struktur eines Investmentfonds.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Struktur eines Investmentfonds

Quelle: Dembowski, Anke (2008), S. 19.

Ein Investmentfonds wird von einer Kapitalanlagegesellschaft, oft auch als Fonds- oder Investmentgesellschaft bezeichnet, aufgelegt. Bei der Verwaltung des Investmentfonds handelt sie in eigenem Namen und für gemeinsame Rechnung aller Anteilsinhaber. Der Anleger erhält von der Kapitalanlagegesellschaft einen Anteilsschein.27 Im Prinzip ist ein Fonds nichts anderes als ein von verschiedenen Anlegern zusammenge- fasstes Vermögen.28 Bei deutschen Investmentfonds ist der Fonds Vermögen, das vom Firmenvermögen der Kapitalanlagegesellschaft getrennt gehalten wird. Gemeint ist das sogenannte Sondervermögen. Der Anteilswert eines Investmentfonds wird börsentäglich von der Depotbank errechnet. Somit erfolgt keine Beeinflussung des Fondswertes durch Angebot und Nachfrage, sondern allein durch die Werte, die der Fonds enthält. Bei der Berechnung bewertet die Depotbank jede Position des Fonds zum Mittelkurs, zieht alle Verbindlichkeiten des Fonds ab und errechnet so den Wert des gesamten Fondsvermö- gens. Der Nettoinventarwert bildet sich schließlich aus einer Divison von der Anzahl der ausgegebenen Anteile mit dem Fondsvermögen.

Die Depotbank verwahrt das Fondsvermögen und übt zum Schutz der Anleger eine Art Treuhänderfunktion über das Fondsvermögen aus. Sie muss deshalb rechtlich und personell von der Kapitalanlagegesellschaft getrennt sein.

Der Fondsmanager ist für die Verwaltung des Fonds verantwortlich. Von ihm hängt die Performance des Fonds ab. Er hat also die Aufgabe, das Vermögen unter Berücksichti- gung der Chancen und Bewertung der Risiken möglichst gut anzulegen. Dabei sind zwei Restriktionen maßgeblich. Zum einen besagt das Investmentgesetz, dass eine bestimmte Mindeststreuung berücksichtigt werden muss, es dürfen festgelegte Grenzen nicht über- schritten werden und in bestimmte Vermögensgegenstände überhaupt nicht investiert wer- den. Zum anderen muss sich der Fondsmanager in jedem Falle an die speziell für den Fonds geltenden Anlagerichtlinien halten, die im Verkaufsprospekt beschrieben sind.

Kapitalanlagegesellschaften sind an rechtliche Grundlagen gebunden. Das Ziel der Regu- lierung ist dabei der Anlegerschutz. Es soll sichergestellt werden, dass der Anleger sein Geld nicht durch betrügerisches Verhalten von Vermögensverwaltern, oder eine unüber- schaubare Gebührenkalkulation verliert. Die maßgeblichen Vorschriften für Kapitalanla- gegesellschaften und Investmentfonds sind überwiegend im Investmentgesetz zu finden, welches am 01. Januar 2004 in Kraft getreten ist. Hier ist neben den eben genannten Be- dingungen u.a. auch geregelt, dass die Rechtsform einer Investmentgesellschaft eine AG oder GmbH sein muss und das mindestens zwei Geschäftsführer vorhanden sein müssen.29 Ein Investmentfonds hat die Obliegenheit, sich an die gesetzlich festgelegten Anlagerest- riktionen des jeweiligen Auflagelandes zu halten und darf damit keine unkalkulierbaren Risiken eingehen. Lediglich für Hedgefonds gelten weiter gefasste Regeln.30 Die Einhal- tung dieser Regelungen wird durch die BaFin überwacht.31

In steuerlicher Hinsicht unterliegen Fondsausschüttungen seit 2009 komplett der Ab- geltungsteuer. Das bedeutet, dass Pauschal 25 Prozent Steuer anfällt, zuzüglich Solidari- tätszuschlag. Im Extremfall können somit rund 28 Prozent des Ertrags verloren gehen.32

3.2 Gestaltungsformen von Investmentfonds

Im Folgenden wird auf die verschiedenen Gestaltungsformen von Investmentfonds näher eingegangen. Dabei wird die Konstruktion, in offene und geschlossene Investmentfonds, unterschieden. Des Weiteren werden die Erträge unterschiedlich behandelt.

3.2.1 Offene und geschlossene Investmentfonds

Bei einem offenen Investmentfonds ist die Zahl der Anteile unbegrenzt. Bei diesem soge- nannten Open-end-Prinzip gibt die Fondsgesellschaft je nach Bedarf neue Anteile aus und nimmt ausgegebene Anteile zurück. Bei in Deutschland aufgelegten Investmentfonds han- delt es sich in der Regel um offene Fonds. Anleger können also regelmäßig neue Anteile erwerben und zu Lasten des Fondsvermögens zum aktuellen Rücknahmepreis wieder ver- kaufen. Damit ist die ständige Liquidierbarkeit gewährleistet. Die Fondsgesellschaft hat allerdings die Möglichkeit, die Ausgabe von Fondsanteilen zeitweise zu beschränken, aus- zusetzen oder endgültig einzustellen.

Geschlossene Investmentfonds ermöglichen dagegen die Ausgabe einer limitierten Zahl von Anteilen über eine fest begrenzte Anlagesumme. Bei diesem sogenannten Closed- End-System wird der Fonds bei Erreichen des geplanten Volumens geschlossen und die Ausgabe von Anteilen eingestellt. Für die Gesellschaft besteht keine Verpflichtung, wie beim offenen Fonds, die Anteile zurückzunehmen. Diese können nur an einen Dritten, gegebenenfalls über eine Börse, veräußert werden. Der erzielbare Preis richtet sich in die- sem Fall dann nach Angebot und Nachfrage.33 Da offene Investmentfonds eine bestimmte Menge an Geld für eine Rücknahme zurückhalten müssen und dieses dann niedrig verzinst bei der Bank angelegt wird, sind die geschlossenen Fonds meist rentabler, aber auch risi- koreicher. Ein großer Vorteil von geschlossenen Fonds ist, dass die Vermögenswerte zu einem realistischen Industrie-Preis beschafft werden, z.B. ein Schiff zum Werftpreis. Die Laufzeit des Fonds beträgt in der Regel 10 Jahre, ist jedoch meistens länger, da diese erst bei Verkauf des Fondsvermögens endet. Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Schiff verkauft wird. Der genaue Zeitpunkt ist also nicht berechenbar und ein Käufer muss ebenfalls erst gefunden werden, da sehr selten Verkaufsoptionen vorhanden sind.34

3.2.2 Ausschüttung und Ansammlung der Erträge

Erträge werden bei Investmentfonds durch Dividenden, Zinsen und Mieteinnahmen er- zielt. Diese werden auch als ordentliche Erträge oder kapitalsteuerpflichtige Erträge be- zeichnet. Außerdem gibt es noch die außerordentlichen Erträge, die sich in realisierten Kursgewinnen, Erlösen aus Bezugsrechten und anderen Erlösen, z.B. aus Termingeschäf- ten, realisieren. Investmentfonds unterscheiden sich grundsätzlich dadurch, wie die Erträ- ge verwendet werden. Entweder werden diese ausgeschüttet oder thesauriert.

Bei thesaurierenden Fonds werden die ordentlichen und außerordentlichen Erträge nicht an die Anleger ausgeschüttet, sondern direkt wieder angelegt. Das hat den Vorteil für die Anleger, dass der Anteilswert erhöht wird und somit ein Zinseszinseffekt ermöglicht wird. Der Nachteil einer fehlenden jährlichen Ausschüttung von Erträgen wird durch das schnellere Wachstum des Anteilswertes und damit einer besseren Rendite kompensiert. Die Anteile, die ein Anleger hält, bleiben dabei gleich.

Bei ausschüttenden Fonds wird den Anteilsinhabern eine jährliche Auszahlung ermög- licht. Der Anteilswert sinkt dann am Ausschüttungstag im Verhältnis des Ausschüttungsbetrages zum Fondsvermögen. Auch hier ist es möglich, die erhaltenen Erträge direkt wieder anzulegen. Dabei erhöht sich dann die Anzahl der Anteile, jedoch ist dies meist auch mit Kosten verbunden.

Will ein Anleger jährliche Zins- und Dividendenzahlungen als ein zusätzliches Einkom- men erhalten, so ist die ausschüttende Variante für ihn sinnvoll. In allen anderen Fällen ist die thesaurierende Variante besser, da die Thesaurierung in jedem Fall kostenfrei ist.35

3.3 Unterschiedliche Anlagemöglichkeiten innerhalb eines Investmentfonds aus Kundensicht

Die folgende Tabelle zeigt die unterschiedlichen Fondsarten und zeigt eine Risikobewer- tung.

Tabelle 1: Die verschiedenen Fondsarten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Pohl, Detlef (2009), S. 77.

Aktienfonds weisen eine starke Wertschwankung aus, da sich in diesen das jeweilige Bör- senklima widerspiegelt. Je länger der Anlagezeitraum ist, desto geringer sind aber die Ri- siken. Für die langfristige Vermögensbildung sind sie also bestens geeignet, da bislang mit Aktienfonds die höchsten Renditen aller Fondsarten erzielt wurden. Die Investition kann in Aktien aus der ganzen Welt, aber auch Regional oder aus bestimmten Ländern erfolgen. Des Weiteren ist es möglich in Emerging Markets oder bestimmte Branchen zu investie- ren.

Die sogenannten Rentenfonds investieren das Geld der Anleger ausschließlich in festver- zinsliche Wertpapiere. Das Risiko ist demnach erheblich eingegrenzt. Es müssen jedoch auch einige Nachteile beachtet werden. Der fällige Ausgabeaufschlag ist ein erheblicher Kostenfaktor, der bei der direkten Investition in festverzinsliche Wertpapiere nicht anfällt. Zudem kann es zu Verlusten kommen, sollte zum falschen Zeitpunkt investiert werden. Gerade im Zins-Tief, wo die Kurse meist weit oben stehen, besteht hierfür ein Risiko.

Denn wenn die Zinsen zu steigen beginnen, fallen die Kurse der Wertpapiere im Fonds. Es drohen ebenfalls Verluste, wenn der Rentenfonds in eine Fremdwährung investiert und dann gegenüber dem Euro Verluste macht.

Offene Immobilienfonds gehören zu den begehrtesten Anlagen, da sie durch den Sachwert Schutz vor Inflation bieten. Das Geld der Anleger wird vorwiegend in gewerblich genutzte Grundstücke und Gebäude investiert. So wird der Anleger also indirekt Mieteigentümer. Offene Immobilienfonds erfüllen am ehesten alle Ansprüche des magischen Dreiecks an eine Kapitalanlage.36 In der Literatur wird das Risiko von offenen Immobilienfonds, wie in der vorangestellten Tabelle ersichtlich, als sehr niedrig eingestuft. Die aktuellen Ent- wicklungen, insbesondere die Finanzkrise, haben jedoch zur Folge, dass diese ihren Ruf als sichere Geldanlage eingebüßt haben. Zwar erzielen viele Immobilienfonds immer noch stabile Renditen zwischen vier und fünf Prozent, als Zinsanlagenersatz und damit sichere Anlage sind sie allerdings nicht mehr einzustufen. Die Begründung liegt in dem hohen Risiko einer Abwertung. Anleger laufen Gefahr, empfindliche Verluste hinnehmen zu müssen.37

Der Mischfonds, als eine Art von Investmentfonds, investiert das Geld überwiegend in Aktien und Anleihen. Die Ausrichtung kann ausgewogen, offensiv oder defensiv sein. Dabei enthalten die offensiven Fonds mehr Aktien, die defensiven entsprechend weniger.

Hier ist eine Anlagedauer zwischen drei (wenig Aktienanteil) und zehn Jahren (hoher Aktienanteil) sinnvoll.38

Indexfonds orientieren sich an einem bestimmten Index. Indizes bilden Entwicklungen bestimmter Märkte ab. Das Vermögen eines Indexfonds teilt sich dabei genauso auf, wie die Aktien im Index gewichtet sind. Allerdings sind auch hier die gesetzlichen Beschrän- kungen einzuhalten, dass maximal zehn Prozent des Fondsvermögens in eine einzelne Aktie investiert werden darf. Des Weiteren dürfen Engagements, die größer sind als fünf Prozent in der Summe, nicht mehr als vierzig Prozent des Fondsvermögens ausmachen.

Das bedeutet, dass gewisse Werte untergewichtet sind. Somit gibt es also nie echte Indexfonds, sondern immer nur indexnahe Fonds.39

Die sogenannten Hedge-Fonds verfolgen zum Teil sehr riskante Strategien zur Anlage des zur Verfügung stehenden Vermögens und sind wenig transparent.40 Es wird nicht in Aktien, Anleihen oder Immobilien investiert, wie vorher beschrieben wurde, sondern in Optionen auf steigende oder fallende Kurse, Devisenspekulationen oder Warentermingeschäfte. Hedge-Fonds unterliegen in ihren Anlagekonzepten keinerlei Beschränkungen. Demzufolge können die Fondsmanager verschiedene Anlageklassen miteinander mischen und auch über Kredite Anlagegeschäfte durchführen.

Bei Geldmarktfonds wird das Anlagekapital ausschließlich in Tages- und Termingeldern, sowie in Geldmarktpapieren angelegt, was mit einem geringen Risiko einhergeht.

Mit Hilfe des Riesterfonds erhalten Anleger die Möglichkeit, ihre geförderte Riesterrente mit den Chancen eines Investmentfonds zu verbinden.41

Nachfolgend werden die Kosten von Investmentfonds genauer betrachtet.

[...]


1 Akademische Arbeitsgemeinschaft (2005), S. 2.

2 Vgl. ebenda, S. 2.

3 Vgl. Luther, Thomas (2010 a), S. 7.

4 Vgl. Schulz, Jörg (2009), S. 38.

5 Vgl. Herden, Ingrid (2010), 1. Abschnitt im Hauptframe (Siehe Internetverzeichnis).

6 Vgl. Hinterberger, Markus (2010 a), S. 6 f.

7 Vgl. Kemper, Christian (2009 a), S. 3.

8 Vgl. Dembowski, Anke (1998), S. 164.

9 Vgl. Kemper, Christian (2009 a), S. 3.

10 Vgl. Glück, Michael (2008), S. 1 PDF-File (Siehe Internetverzeichnis).

11 Vgl. Dembowski, Anke (1998), S. 164.

12 Vgl. Dus, Ivica / Maurer, Raimond (2007), S. 1.

13 Vgl. Kastner, Frank (2010), S. 44.

14 Vgl. Hehn, Elisabeth (2002), S. 195.

15 Vgl. Dus, Ivica / Maurer, Raimond (2007), S. 1.

16 Vgl. Brühl, Norbert (2008), S. 8.

17 Vgl. Experteninterview (Siehe Anhang).

18 Vgl. Dembowski, Anke (1998), S. 165.

19 Vgl. Gunter, Markus (2007), S. 45 ff.

20 Vgl. Brühl, Norbert u.a. (2008), S. 8.

21 Vgl. Bruer, Albert (2006), S. 19.

22 Vgl. Luther, Thomas (2010 a), S. 92.

23 Vgl. Otten, Herbert (2004), S. 149.

24 Vgl. Bruer, Albert (2006), S. 19.

25 Vgl. Kemper, Christian (2009 b), S. 30.

26 Vgl. Hehn, Elisabeth (2002), S. 215.

27 Vgl. Dembowski, Anke (2008), S. 18.

28 Vgl. Luther, Thomas (2010 b), S. 151.

29 Vgl. Dembowski, Anke (2008), S. 18 ff.

30 Vgl. ebenda, S. 19 ff.

31 Vgl. Hubel, Walter (2008), S. 112.

32 Vgl. Geißler, Max (2010), S. 50.

33 Vgl. Vertrieb für den genossenschaftlichen Finanzverbund durch deutscher Genossenschaftsverlag eG (2007), S. 57 f.

34 Vgl. Voigtmann, Martin (2010), S. 121 f.

35 Vgl. Aehling, Martin (2004), S. 85 ff.

36 Vgl. Pohl, Detlef (2009), S. 82 ff.

37 Vgl. Allfinanzmagazin.de (2010), 1. und 2. Abschnitt Hauptframe (Siehe Internetverzeichnis).

38 Vgl. Pohl, Detlef (2009), S. 82 f.

39 Vgl. Schelauske, Kay (2001), S. 145 f.

40 Vgl. Aehlig, Martin (2004), S. 16.

41 Vgl. Geißler, Max (2010), S. 50.

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Garantiefonds versus klassische Rentenversicherung. Ein ökonomischer Vergleich aus Kundensicht
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Investmentfonds
Note
2,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
65
Katalognummer
V300797
ISBN (eBook)
9783668046030
ISBN (Buch)
9783668046047
Dateigröße
2627 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
garantiefonds, rentenversicherung, vergleich, kundensicht
Arbeit zitieren
Tom Dahncke (Autor:in), 2011, Garantiefonds versus klassische Rentenversicherung. Ein ökonomischer Vergleich aus Kundensicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300797

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