Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Darstellungsverzeichnis
2 Abkürzungsverzeichnis
3 Einführung
4 Verhaltensbezogene Segmentierung
4.1 Präferierte Fahrgebiete
4.2 Reisedauer
4.3 Reisezeitpunkt
4.4 Zeitpunkt der Buchung einer Kreuzfahrt
4.5 Verwendung des Produktes Kreuzfahrt
4.6 Anlässe für eine Kreuzfahrt
5 Fazit
6 Anhang I: Weltreisen (2006/07)
7 Anhang II: Business
8 Literaturverzeichnis inkl. weiterführender Literatur
9 Quellenverzeichnis
10 Dokumentation des verarbeiteten elektronischen Materials
1 Darstellungsverzeichnis
Darst. 1: Bevorzugte Fahrgebiete (globale Betrachtung)
Darst. 2: Passagieraufteilung nach Fahrgebieten (1999 / 2003)
Darst. 3: Passagieraufteilung nach der Reisedauer (2003/04)
Darst. 4: Schmetterlingskurse der „Enchantment of the Seas“ (Saison 2006)
Darst. 5: Stammgästeanteil ausgewählter Anbieter
2 Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Einführung
Bereits seit über 100 Jahren kreuzen Schiffe zu touristischen Vergnügungen über die Meere dieser Welt. Doch waren diese Reisen stets nur einem sehr kleinen Personenkreis vorbehalten. Die Produkte wurden einfach am Markt platziert, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse potentieller Kunden zu nehmen. Seit einiger Zeit allerdings ist ein ganz anderes Bild zu beobachten: Millionen von Menschen mit verschiedensten sozialen Merkmalen, Ansprüchen und Interessen tummeln sich auf den Kreuzfahrtschiffen. Ein regelrechter Boom ist entstanden, allein in Deutschland stiegen die Passagierzahlen innerhalb eines Jahrzehntes um 130 Prozent.[1]Wie lässt sich das erklären?
Vor dem Hintergrund des allgemeinen gesellschaftlichen Strukturwandels der vergangenen Jahre (z.B. reiseerfahrenere bzw. kritischer werdende Kunden, gestiegenes Bildungsniveau, Herauskristallisierung diverser Lebensstile) differenzierten sich die Erwartungen und Ansprüche der einzelnen Kunden immer mehr voneinander, und zwar in allen Lebensbereichen. Reisen, speziell auch Kreuzfahrten, stellen dabei keine Ausnahme dar. Die Seereisenanbieter erkannten, dass sie den gewachsenen Anforderungen in ihrer bisherigen Vorgehensweise - den Gesamtmarkt mit einem Einheitsprodukt zu bearbeiten – in keiner Weise mehr Stand halten können. Infolgedessen begannen sie, marktsegmentorientiert zu operieren, sich also einzelnen Zielgruppen anzunehmen und ihr Angebot an deren spezifischen Bedürfnissen auszurichten.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, die verhaltensbezogene Segmentierung im Bereich der Kreuzfahrt darzustellen. Dabei wird auf präferierte Fahrgebiete als auch Reisedauer eingegangen. Darüber hinaus werden auch der Reisezeitpunkt, der Zeitpunkt der Buchung sowie die Anlässe für eine Kreuzfahrt näher erläutert.
4 Verhaltensbezogene Segmentierung
4.1 Präferierte Fahrgebiete
Kreuzfahrtschiffe sind aufgrund ihrer Mobilität nicht an eine Destination gebunden, sondern können sich an jeder beliebigen mit Wasser bedeckten Stelle rund um den Globus positionieren. Seereisen finden deshalb auf allen Weltmeeren statt.
Dennoch werden die europäischen Gewässer den überseeischen Regionen in überwiegendem Maße vorgezogen (s. Darst. 1). Knapp über drei Viertel der deutschen Kreuzfahrer wählen ein Fahrgebiet nahe ihrer Heimat, nur rund 24 Prozent entscheiden sich für eine Reise in die Ferne (u.a. Amerika, Indischer Ozean, Südsee).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle:Pollak,A./Pollak-Lenke,G., Kreuzfahrtenmarkt 2003, 2004, S. 17.
Darst. 1: Bevorzugte Fahrgebiete (globale Betrachtung)
Dominierendes Segment in Europa sindMittelmeerkreuzfahrten. Innerhalb nur weniger Jahre hat sich die Zahl der Passagiere mehr als verdoppelt, kletterte von 108.000 auf fast 230.000 deutsche Teilnehmer (s. Darst. 2). Die Nähe zum Quellmarkt ist dafür ebenso ausschlaggebend wie das breite Spektrum an Interessensbefriedigungen, die das Gebiet mit sich bringt. Seien es historische Stätten und Gebäude oder fremde Kulturen und Menschen, hier findet der deutsche Urlauber ein Vielfaches an Bildung, Kultur und Geschichte im Vergleich zu anderen Regionen der Erde. Die Beliebtheit des Mittelmeeres ist auch mit den klimatischen Gegebenheiten verbunden. Mit dem Sonnenstand im Hochsommer verschiebt sich der subtropische Hochdruckgürtel polwärts, was die sommerliche Trockenheit im Mittelmeerraum hervorruft. Gleichzeitig entwickelt sich beidseitig des Äquators in der geographischen Breite von 40 bis 60 Grad ein Westwindgürtel, innerhalb dem sich Tiefdruckgebiete von West nach Ost bewegen. Durch die klimatischen Verhältnisse der jeweiligen geographischen Breite wird die Oberflächentemperatur des Meeres bestimmt, diese schwankt zwischen 27 und fünf Grad Celsius. Infolgedessen fallen im mediterranen Raum die sommerlichen Temperaturen selten unter 17 Grad Celsius.[2]
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Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung anPollak,A./Pollak-Lenke, G., Kreuzfahrtenmarkt 2000, 2001, S. 15;Schüßler,O., Kreuzfahrtenmarkt 2004, 2005, S. 17.
Darst. 2: Passagieraufteilung nach Fahrgebieten (1999 / 2003)
Im Zuge der Hochkonjunktur konzentrieren sich die Aktivitäten der Anbieter verstärkt auf das Segment. Immer mehr Schiffe werden im Mittelmeer positioniert, wobei insbesondere die Mega-Liner der internationalen Reeder an Zuwachs gewinnen. Insgesamt acht von ihnen werden 2006 durch südeuropäische Gefilde kreuzen, was einem Angebot von 20.000 Betten entspricht.[3]Die hiesigen Anbieter setzen neben erhöhter Repräsentanz zusätzlich auf neue und exklusive Reiseziele. Israel, Syrien, Libanon und Libyen stehen auf dem Programm. Demzufolge ist der Kreis mit Ausnahme von Algerien geschlossen, alle im Mittelmeer beheimateten Häfen werden von Kreuzfahrtschiffen angelaufen.
Großes Interesse bekunden deutsche Kreuzfahrer zugleich an den nordeuropäischen Gewässern. Seit Jahren sind beständig steigende Passagierzahlen zu verzeichnen. So schnellte der Anteil anNordlandkreuzfahrtenzwischen 1999 und 2003 um 76 Prozent nach oben, Reisen auf derOstseehaben sich im gleichen Zeitraum fast verdreifacht (vgl. Darst. 2). Die weltpolitische Lage der vergangenen Jahre kann sicherlich als ein Argument angesehen werden. Die skandinavischen Länder gelten als sichere Reiseziele. Zudem hat der EU-Beitritt vieler nordosteuropäischer Staaten (u.a. Estland, Lettland, Litauen) das Interesse der Deutschen geweckt, diese bisher unbekanntere Hälfte Europas kennen zu lernen. Vor allem aber zieht die landschaftliche, städtebauliche und kulturhistorische Vielfalt des Nordens deutsche Reisende in ihren Bann.
Kreuzfahrten entlang der norwegischen Küste werden insbesondere von Naturliebhabern bevorzugt. Auf diese Weise umgehen sie nicht nur die weiten Landwege und teuren Lebenshaltungskosten des Landes, sondern können gleichzeitig bequem Spitzbergen oder Jan Mayen besuchen – Ziele, die über Land nicht erreichbar sind.[4]Für die Zielgruppe gehören eindeutig die imposanten Fjordlandschaften, die Natur jenseits des Polarkreises sowie das Erlebnis Nordkap und die Mitternachtssonne zu den Höhepunkten der Reise.
Spezialist auf diesem Gebiet ist ohne Zweifel die norwegische Reederei Hurtigruten, die ihre legendären Postschiffe ganzjährig auf die Strecke Bergen-Kirkenes schickt. Diese dienen zwar seit über 100 Jahren als alltägliches Transportmittel für Fracht und Passagiere und können demzufolge nicht als reine Kreuzfahrtschiffe angesehen werden. Doch die wachsende Nachfrage nach reinen Seereisen führte nach und nach zu Erweiterungen. Heute steht neben traditionellen Schiffen eine Flotte mit modernster Ausstattung (u.a. Bars, Fitnessraum, Sauna, Hallenbad, Bibliothek, großzügige Lobby, Shops) und Technik zur Verfügung.[5]Der Transport von Gütern spielt weiterhin eine bedeutende Rolle.
Das Potential deutscher Postschiffreisender ist relativ hoch. 2004 buchten mehr als 28.000 Bundesbürger eine Fahrt bei den Hurtigruten - im Vergleich zum Vorjahr ein Gäste-Plus von vier Prozent. Mit Kurzreisen, komfortableren Anreiseprogrammen (Sonderflüge ab Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf direkt nach Bergen oder Kirkenes ohne Umsteigen) und individuelleren Landausflügen reagiert das Unternehmen auf das steigende Interesse, da hinsichtlich der Reiseroute keine allzu großen Änderungen vorgenommen werden können.[6]
Gleichwohl führen viele traditionelle Kreuzfahrtanbieter Nordlandreisen durch, wobei neben Norwegen oftmals auch Island, Grönland und die britische Insel auf dem Fahrplan stehen.
Bei Ostsee-Kreuzfahrern besteht das Hauptanliegen im Besuch kulturträchtiger Städte. Helsinki, Stockholm, Tallinn, Riga und Danzig sollten dabei ebenso wenig fehlen wie St. Petersburg. Für die russische Ostsee-Metropole werden aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten größtenteils sogar mehrtägige Aufenthalte gewünscht.[7]Anbieter wie Hapag-Lloyd, Transocean Tours, Delphin-Seereisen und Holland America werden dem gerecht, indem sie ihre Schiffe jeweils zwei Tage lang dort positionieren.
Generell wird der wachsenden Nachfrage in ähnlicher Weise begegnet wie im Mittelmeer: Entweder erfolgt eine Aufstockung der Kapazitäten oder die Einsatzzeiten der Schiffe werden um einige Wochen verlängert. Allein das Angebot auf deutschen Schiffen (einschließlich der „Costa Classica“) beläuft sich 2006 auf rund 50.000 Betten. Zudem verlegen die Reeder die Abfahrten ihrer Kreuzfahrten immer häufiger in die deutschen Häfen (Hamburg, Kiel, Bremerhaven, Warnemünde).[8]
Innerhalb des Segmentes der Karibik- und Nordamerika-Kreuzfahrten wird die GletscherweltAlaskas, das Pendant zum europäischen Nordland, bei den Deutschen zu einer immer beliebter werdenden Kreuzfahrtregion. Im Jahr 2003 verzeichneten die Anbieter Zuwächse zwischen 30 und 40 Prozent.[9]In der Regel verfolgen die deutschen Teilnehmer die gleichen Motive wie die ihrer Mitbürger im europäischen Norden, nur fallen die Naturattraktionen um vieles größer und gewaltiger aus. Zudem reizen sie die ausgefallenen Landausflüge und zusätzlichen Landprogramme.[10]Bärenbeobachtungen, Gletschertrecking und Anlandungen auf Gletschern per Flugzeug sowie Aufenthalte im Yukon, in Klondike und den Rocky Mountains sind nur einige der unzähligen Beispiele dafür. Das umfassendste Angebot dieser Art hält die Holland America Line bereit.
4.2 Reisedauer
Auf dem deutschen Reisemarkt hat sich in den vergangenen Jahren ein erheblicher Wandel hinsichtlich der zeitlichen Aufwendung von Urlaubsreisen vollzogen. Während Mitte der 90er Jahre noch 80 Prozent der Bundesbürger eine Reise von mindestens 14 Tagen unternahmen, waren es im Jahr 2002 nur noch 72 Prozent. Lediglich jeder Fünfte verbrachte drei Wochen oder mehr in der Fremde. Untersuchungen belegen, dass die Deutschen gerne um einiges länger verreisen würden, doch die Angst um den Job und der Mangel an Geld hält sie von diesem Vorhaben ab.[11]Vielmehr geht der Trend dahin, den Jahresurlaub über das ganze Jahr zu verteilen, indem mehrere kürzere Reisen unternommen werden. Immerhin 44,7 Prozent aller Reisenden nahmen ihre Urlaubsplanung 2005 in dieser Hinsicht in Angriff.[12]
Im deutschen Kreuzfahrttourismus ist eine ähnliche Verkürzung der Reisedauer festzustellen. Jeder zweite Kreuzfahrer verbrachte 2004 zwischen fünf und acht Tage auf hoher See; 1999 waren es erst zwei Fünftel (38,6 %).[13]Trotzdem bestehen am Markt Zielgruppen, bei denen ausschließlich längere Kreuzfahrten dominieren (s. Darst. 3). Bei Reisen mit über 22 Tagen Länge ist sogar ein Anstieg um fast einen Prozentpunkt zu verzeichnen.
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Quelle: Eigene Darstellung nachSchüßler,O., Kreuzfahrtenmarkt 2004, 2005, S. 16.
Darst. 3: Passagieraufteilung nach der Reisedauer (2003/04)
Um auch in Zukunft mit den Vorlieben eines jeden Kreuzfahrers harmonieren zu können, müssen die Anbieter Programme mit differenzierten Reiselängen konzipieren. Eine Betrachtung des aktuellen Saisonangebotes lässt erkennen, dass grundsätzlich alle Zeiträume (von einer bis 21 Übernachtungen) berücksichtigt werden. Dem Kurzreisensegment (bis 8 Tage) wird eine außerordentlich hohe Beachtung geschenkt, wobei insbesondere die internationalen Reedereien relativ aktiv sind. Sie bringen verstärkt Wochenkreuzfahrten mit sieben oder acht Tagen Länge auf den Markt. Bei diesen Reisen handelt es sich oftmals um so genannte Turnuskreuzfahrten. Die Schiffe befahren regelmäßig die gleiche Route, wobei Ein- und Ausschiffungshäfen in der Regel identisch sind. Royal Caribbean, Norwegian Cruise Line und Holland America Line führen solche Fahrten in den Sommermonaten in Mittelmeer und Ostsee durch. Bekanntestes Beispiel ist allerdings das „Caribbean Carousel“, welches durch eine ganze Flotte von Kreuzfahrtschiffen verschiedener Anbieter (u.a. Carnival, Royal Caribbean, Celebrity Cruises, Princess Cruises) in den karibischen Gewässern geformt wird, die nahezu ganzjährig im wöchentlichen Rhythmus auf den gleichen Strecken, meist ab Miami oder Fort Lauderdale[14], unterwegs sind.[15]Bei Carnival, Celebrity Cruises und Royal Caribbean sind diese Reisen ferner als drei-, vier- und fünftägige Kreuzfahrten buchbar. Dennoch haben auch die nationalen Anbieter, die vorrangig die Segmente mit längerer Reisedauer bedienen, den Trend zu kürzeren Kreuzfahrten erkannt und ihre Präsenz in diesem Bereich ausgebaut. Immerhin elf der deutschen Kreuzfahrtschiffe werden 2006 diesem Konzept treu.[16]Hapag-Lloyd und Transocean Tours offerieren vier-, fünf- und achttägige Fahrten, mit der „Lili Marleen“ (Holiday Kreuzfahrten) können überwiegend einwöchige Touren unternommen werden.
Aufgrund der rasanten Bedürfniswandlungen seitens der Kunden schlagen andere Reedereien wiederum den adversativen Weg ein. Aida Cruises konzentrierte sich bis 2005 ausnahmslos auf Wochenkreuzfahrten. Nachdem das Unternehmen verstärkt Nachfragen nach 14-Tages-Reisen für das Mittelmeer verzeichnete, wurde das Programm auf zweiwöchige Fahrtrouten erweitert.[17]In Fahrgebieten wie der Ostsee ist bei Aida-Gästen hingegen tendenziell eine Abkehr vom starren sieben- und 14-Tage-Rhythmus erkennbar: immer häufiger werden die neu eingeführten zehntägigen Kreuzfahrten in Anspruch genommen.[18]
„Schmetterlingskreuzfahrten“ eröffnen den Reedereien die Möglichkeit, mehrere Marktsegmente zugleich für eine Reise zu gewinnen. Das Konzept ist dem der Turnusreisen angelehnt. Das Schiff befährt zwei Routen nacheinander, die jeweils im gleichen Hafen beginnen, aber grundsätzlich verschiedene Reiseziele ansteuern. Zum Ausgangshafen kehrt der Cruise-Liner lediglich zum Passagierwechsel zurück. Zumeist finden diese Reisen in einem Sieben-Tage-Turnus statt, d.h. sie dauern entweder drei und vier Tage oder jeweils eine Woche. Den Passagieren bieten sich infolgedessen diverse Wahlmöglichkeiten. Je nach ihrem Belieben können sie eine einzelne Fahrt buchen oder zwei miteinander kombinieren. Aus einer Drei- bzw. Vier-Tage-Reise wird dann schnell eine Sieben-Tage-Kreuzfahrt, aus einer einwöchigen eine zweiwöchige Reise.[19]Angebote dieser Art finden deutsche Kreuzfahrer zuweilen bei Royal Caribbean. Eine ihrer „Schmetterlingsreisen“ in der westlichen Karibik gibt Darst. 4 wieder.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung nachRoyal Caribbean International, Kreuzfahrten, 2005, S. 73.
Darst. 4: Schmetterlingskurse der „Enchantment of the Seas“ (Saison 2006)
Langzeitreisende (in Darst. 28 mit einem Anteil von 2,2 Prozent vertreten) verfolgen mit ihrer Teilnahme an einer Kreuzfahrt im Großen und Ganzen den Traum, der in der Gesellschaft für viele eines der letzten großen Abenteuer darstellt: eine Schiffsreise um die ganze Welt. Dabei werden sowohl an das Schiff als auch das Reiseprogramm hohe Anforderungen gestellt. Letzteres muss ausschließlich Besuche touristischer Weltstädte und Fernwehziele vorsehen, die auf anderen Reisen nie besucht werden würden und mit denen die Klientel eine bestimmte Art von Exotik und Unerreichbarkeit assoziiert. An Bord der „schwimmenden Hotels“ schreiben die Weltreisenden dem Aspekt Großzügigkeit besonders große Bedeutung zu. Geräumige Kabinen mit genügend Stauraum werden ebenso gewünscht wie reichlich Platz in den öffentlichen Räumen (nicht immer ist die Garantie auf Schönwetter gegeben) und ausgedehnte Flächen an Deck, möglichst mit Sonnen- und Schattenbereichen.[20]
Wie oben bereits angedeutet, steigt die Zahl der Weltreisenden insgesamt verstärkt an. Dennoch nimmt das Segment auf dem Markt nur einen kleinen Stellenwert ein. Ausschlaggebender Grund dafür sind die soeben angesprochenen spezifischen Bedürfnisse der Klientel, denen weder alle auf den Meeren kreuzenden Schiffe noch alle Anbieter gerecht werden können. Allein die Vorausplanung der Langzeitfahrten bezüglich des Fahrplanes sowie die logistischen Maßnahmen während der Reise (Treibstoffversorgung, Nahrungsmittelbeschaffung etc.) benötigen umfangreiches Know-how, über das nur die wenigsten Reedereien und Veranstalter verfügen. Jährlich gehen etwa ein Dutzend Schiffe auf Weltreise, für die Saison 2006/2007 sind zehn Umrundungen der Erde geplant. Deren Längen sind von Reederei zu Reederei sehr verschieden. Durchschnittlich sind die Schiffe 120 Tage unterwegs, die „Europa“ verbringt sage und schreibe 182 Tage auf den Weltmeeren.[21]
Nicht verwunderlich ist, dass das Segment überwiegend von Personen höheren Alters wie Rentnern und Pensionären dominiert wird, denn kaum eine andere Zielgruppe kann es sich rein zeitlich leisten, eine vier bis sechsmonatige Urlaubsreise zu unternehmen.
Der Anteil der Passagiere, die während der gesamten Reise an Bord bleiben, ist nach Angaben verschiedener Reeder und Veranstalter seit Jahren relativ konstant. Vista Travel beziffert diesen für seine beiden vertretenen Schiffe „Crystal Serenity“ und „Seven Seas Voyager“ auf 35 Prozent.[22]
In der Regel unterlassen es die Reeder zwar, ihre Schiffe bei Weltreisen vollends auszubuchen, meist beträgt die angestrebte Auslastung nicht mehr als 75 Prozent der Maximalkapazität, was den Passagieren zu mehr Freiraum verhilft.[23]Dennoch wären Weltreisen allein mit den „Durchfahrern“ nicht rentabel genug. Aus diesem Grund wenden sich die Anbieter ebenso an die potentiell Interessierten einer solchen Reise, für die grundsätzlich nur aus Zeitmangel eine Teilnahme nicht in Frage kommt. Ihnen wird die Möglichkeit geboten, die Weltreise in einzelnen Abschnitten zu buchen. Die Nachfrage nach dieser Variante ist äußerst hoch, insbesondere Kombinationen von drei, vier und fünf Teilstrecken werden immer beliebter.[24]Kritiker werden freilich anmerken, dass auf diese Weise nicht mehr von einer „Weltreise“ gesprochen werden kann, doch ist es für viele, wie schon erwähnt, ein Lebenstraum, einmal auf einer solchen Reise gewesen zu sein, zumal Weltumrundungen ein hoher Prestigewert zugesprochen wird. Es genügt den Teilnehmern somit durchaus, nur auf einer oder einigen wenigen Etappen einer „Weltreise“ mitgereist zu sein.[25]
Die große Mehrheit der Langzeitreisenden gehört bei den Anbietern zum Stammpublikum. Viele von ihnen nutzen eine solche Fahrt regelmäßig zur Überwinterung.[26]
[...]
[1]Vgl. Schüßler, O., Kreuzfahrtenmarkt 2004, 2005, S. 9.
[2]Vgl.Weiland,G., Tourismus zur See, 2005, S. 236.
[3]Vgl.Quandt,B./Münster,M., Erfolgskurs, 2005; ebenso o.V., Abschied, 2005.
[4]Vgl.Hockmann,M., Seetouristikleistungen, 1993, S. 269.
[5]Vgl.Hurtigruten, Seereise, 2004, S. 10ff.
[6]Vgl.Raschke,S., Hurtigruten, 2004.
[7]Vgl.Pahlke,H., Baltikum, 2004.
[8]Vgl. hierzu die diversen Kataloge der Anbieter (2004/2005/2006).
[9]Vgl.Friedrich,F., Gletscherwelt, 2004; ebensoUnlimited Cruises, Seereisen, 2005, S. 1.
[10]Vgl.Friedrich,F., Gletscherwelt, 2004.
[11]Vgl.Focus, Urlaub- und Geschäftsreisen, 2003, S. 5.
[12]Vgl.ADAC, Reisemonitor 2005, 2005, S. 12.
[13]Vgl.Schüßler,O., Kreuzfahrtenmarkt 2004, 2005, S. 16;Pollak,A./Pollak-Lenke,G., Kreuzfahrtenmarkt 2000, 2001, S. 14.
[14]Vgl.Carnival Cruise Line, Kreuzfahrturlaub, 2005, S. 60f.
[15]Vgl.Baumann,E./Mundt,J., Kreuzfahrten, 2000, S. 290.
[16]Vgl.Gruner + Jahr, Kreuzfahrten, 2005, S. 4.
[17]Vgl.Puppel,C., Deutsche Welle, 2005.
[18]Vgl.Hildebrandt,K., Sphinx, 2004.
[19]Vgl.Schäfer,C., Kreuzfahrten, 1998, S. 98f.;Baumann,E./Mundt,J., Kreuzfahrten, 2000, S. 290.
[20]Vgl.Friedrich,F., Einmal um die Welt, 2004.
[21]S. Anhang I. Dort werden alle für die Saison 2006/07 geplanten Weltreisen aufgezeigt.
[22]Vgl.Friedrich,F., Einmal um die Welt, 2004; s. ebenso S. 160ff. (persönlicher E-Mail-Kontakt mit HerrnMatias Moldenhauer).
[23]Vgl.Schäfer,C., Kreuzfahrten, 1998, S. 176f.
[24]Vgl.Friedrich,F., Einmal um die Welt, 2004.
[25]Vgl.Schäfer,C., Kreuzfahrten, 1998, S. 177.
[26]Weltreisen erfolgen in der Regel zwischen November und April – zu Zeiten also, in denen das Wetter in Deutschland gerade von Kälte und je nach Region von Eis und Schnee geprägt ist.
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- Anja Fischer (Autor:in), 2006, Marktsegmentierung im Kreuzfahrtenbereich. Verhaltensbezogene Segmentierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300501
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