Identifizierung von Medienframes am Beispiel des Steuerhinterziehungsskandals Hoeneß


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Erklärung der Medienframes
2.1.1. Bestandteile eines Frames
2.1.2. Verschiedene Framearten
2.1.3. Identifizierung von Frames
2.1.4. Der Framing-Effekt am Rezipienten
2.2. Medienframes am Beispiel des Steuerhinterziehungsskandals Hoeneß
2.2.1. Berichterstattung des Focus Magazins
2.2.2. Berichterstattung des Spiegels
2.2.3. Berichterstattung der Münchener Abendzeitung

3. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die hier vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Analyse und Einordnung theoretischer Medienframes in Bezug auf die Berichterstattung des Skandals der Steuerhinterziehung im Fall des derzeitigen Präsidenten des FC Bayern München Uli Hoeneß. Dabei werden auf globaler Ebene die Magazine Spiegel und Focus, sowie auf lokaler Ebene die Münchener Abendzeitung anhand ihrer Berichterstattung zum Zeitpunkt der Publikation[1]analysiert und am Modell der Medienframes identifiziert. Hinzuzufügen ist, dass es sich bei der Münchener Abendzeitung um Artikel aus der Online-Redaktion handelt.

Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt. Dies musste auch der Unternehmer, ehemaliger Fußballspieler und Fußballfunktionär Uli Hoeneß im April 2013 erfahren (o.V. 2013). Der derzeitige Präsident des FC Bayern München gestand, dass ein Verfahren der Steuerhinterziehung im Januar 2013 von der Münchener Staatsanwaltschaft gegen ihn eingeleitet wurde. Ihm wird vorgeworfen über Jahre mehrere Millionen Euro auf einem Schweizer Konto versteckt zu haben. Sein Name taucht unter anderem auch auf den, im Jahr 2012 in den Schlagzeilen gelangten, Steuer-CDs auf (Elflein et al. 2013, 24). Um das Strafmaß zu mindern zeigte Hoeneß sich selbst an. Dies veranlasste er aufgrund des nicht zu Stande kommenden Steuerabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz im Dezember 2012[2]. Das Strafverfahren gegen ihn dauert derzeit noch an[3]. Für viele ist Hoeneß ein Vorbild. Er setzt sich sehr engagiert für wohltätige Zwecke ein und bewahrt so manchen Fußballverein vor den finanziellen Ruin. Demnach ein Mann mit einer weißen Weste. Bis zu einem Zeitpunkt, an dem seine Straftat der Steuerhinterziehung durch die Medien veröffentlicht wurde. Sei es das Fernsehen, Radio oder die Zeitung. Sämtliche Massenmedien berichteten Ende April nur noch vom Fall „Hoeneß“. Themen wie der Syrien Konflikt oder der Streit um die Frauenquote in den Aufsichtsräten wurden durch den Skandal verdrängt. Nur der Anschlag auf den Boston-Marathon und der Korea Konflikt hatten mehr Relevanz in den Medien[4]. Diese Aspekte sind auch ein Grund dafür, dieses Thema in dieser Hausarbeit näher zu betrachten und zu analysieren. Sehr interessant wird die Betrachtung des Themas anhand der Theorie der Medienframes, die ein fester Bestandteil in den Theorien und Modellen der Massenmedien sind.

Frames haben in der Kommunikations- und Medienwissenschaft eine sehr relevante Bedeutung. Medienframes werden auch als sinnstiftend und bewertend verstanden. Diese Deutungsmuster[5]kommen in den massenmedialen Kommunikationsprozessen sehr oft vor. Sei es im Journalismus, in diversen Medieninhalten oder in der Medienrezeption (Dahinden 2006, 307). Nach Dahinden strukturieren Frames Informationen in Form von abstrakten, themenunabhängigen Deutungsmustern. Diese Muster reduzieren die Komplexität und leiten die Selektion neuer Informationen (2006, 308). Wird nach Schenk interpretiert, so gibt es viele verschiedene Framearten, die in vielen journalistischen und medialen Kontexten identifiziert werden können. Schenk unterscheidet dabei zwischen dem Konflikt-Frame, dem Human-Interest Frame, dem Konsequenzen-Frame und dem Frame der Verantwortlichkeit (2007, 316). Durch die Anwendung dieser Frames in medialen Kontexten werden bestimmte Botschaften bemerkenswerter und bedeutungsvoller für den Rezipienten. Aus Sicht der Medienwirkungsforschung lösen Medienframes beim Rezipienten eine bestimmte Sichtweise eines Problems aus. Hierbei wird von einem „Framing-Effekt“ gesprochen (Schenk 2007, 315f.). Diese grobe Zusammenfassung der Medienframes bildet das Grundgerüst der Theorie.

Aus aktuellem Anlass werden Medienframes anhand der Berichte aus Spiegel, Focus und der Münchener Abendzeitung identifiziert und analysiert. Wobei auch sicherlich unterschiedliche Darstellungen des Skandals in den genannten Zeitschriften oder Online-Publikationen vorkommen können. In dieser Arbeit wird nach der Frameidentifikation am Beispiel der Berichterstattung von Uli Hoeneß sehr viel Wert auf die Wirkung am Rezipienten gelegt. Haben es mediale Publikationen wirklich geschafft, die Sportikone und den Unternehmer Uli Hoeneß nach der Veröffentlichung des Steuerhinterziehungsskandals anders wahrzunehmen oder sind die identifizierten Frames für den Rezipienten als gegenstandslos und nicht relevant zu bezeichnen. Um diese Frage zu beantworten wird in dieser Hausarbeit die Theorie der Frames gewählt, wobei in den ersten Kapiteln zunächst auf die theoretischen Grundlagen wie die Definition, Identifikationsmethoden oder den Framing-Effekt eingegangen wird. Darauf folgend ist das umfassende Analyseergebnis im Fall Hoeneß in Bezug auf die angesprochenen Deutungsmuster, sowie eine Diskussion anhand der verschiedenen Berichte zur Beantwortung der Fragen zu finden.

2. Hauptteil

In diesem Abschnitt werden die Medienframes anhand der Berichterstattungen im Fall Hoeneß identifiziert und analysiert. Einleitend wird zunächst jedoch die Frametheorie vorgestellt, wobei darauf hin auf die Bestandteile eines Frames, auf verschiedene Framearten, auf Frameidentifizierungsmethoden und auf den Framing-Effekt beim Rezipienten eingegangen wird.

2.1. Erklärung der Medienframes

Wie in der Einleitung schon angedeutet, basiert das Framing-Konzept unter der Annahme, dass Frames durch Betonungen oder Hervorhebungen im medialen Kontext „bestimmte Ausschnitte der Realität“ (Schenk 2007, 314f.) verdeutlichen. Der Rezipient erhält dadurch eine bestimmte Sichtweise des beschriebenen Problems in einer Berichterstattung. Ein Problem kann dabei beispielsweise politische, ökonomische oder andere Hintergründe haben.

Des Weiteren reduzieren Frames die Komplexität des Informationsgehaltes und leiten die Selektion neuer Information (Dahinden 2006, 308). Die Reduktion des Informationsgehaltes erleichtert dem Rezipienten die Informationsaufnahme, sowie die Informationsverarbeitung. Die Interpretation beim Rezipienten kann jedoch auch durch Frames eingeschränkt werden. Dabei wird die Anzahl möglicher Alternativen und Sichtweisen in der Publikation vom Verfasser verengt.

Aus qualitativer Sicht hat das Framing-Konzept laut Dahinden gegenüber anderen Theorien eine hohe Widerspruchsfreiheit, sowie einen großen Anwendungsbereich und eine große Fruchtbarkeit. Auf der anderen Seite ist sicherlich die Tatsachenkonformität von Frames ein kritischer Aspekt, da Inhalte nach Ermessen des Verfassers bewertet werden können (2006, 317f.).

Wie bereits angesprochen, wird das Framing-Konzept in vielen medialen Inhalten angewendet. Das Konzept hilft dabei eine Reihe entfaltender Ereignisse in einen Sinnzusammenhang zu bringen. Weiterhin erleichtert es dem Journalisten große Nachrichtenmengen schnell und routinemäßig in Informationen zu verpacken, um diese effizient an den Rezipienten zu vermitteln. Sehr häufig werden dabei auch Metaphern, Beispiele bestimmter Wortphrasen, sowie auch Bilder eingesetzt (Schenk 2007, 315). Ein Frame kann somit mit gewissen Gestaltungsmitteln in Hinsicht auf die vom Verfasser gewünschte Wirkung vorkommen. Grob zusammenfassend ist ein Frame eine inhaltliche reduzierte Wiedergabe des Kontextes, sowie eine Bewertung aus Sicht des Verfassers. Damit von einem Frame gesprochen werden kann, gibt es gewisse Kriterien, die ein Frame erfüllen muss. Auch für den Verfasser des Berichtes gibt es Elemente, die er für die Zusammensetzung eines Frames nutzen kann.

2.1.1. Bestandteile eines Frames

Um Frames zu definieren müssen einige Kriterien beachtet werden. Frames werden aus gewissen Elementen zusammengesetzt. Matthes unterscheidet dabei zwischen zwei unterschiedlichen Frametypen. Ein expliziter Frame zeigt, dass alle Frame Elemente in einem Medienbeitrag aufgeführt werden und mit erhöhter Aufmerksamkeit dargestellt werden (2007, 138). Im implizierten Frame werden nur mindestens zwei Frame Elemente hervorgehoben, wobei die anderen Frame Elemente nur zum gewöhnlichen Inhalt gehören. Dieser Fall kann eintreten, wenn ein expliziter Frame schon einmal an einer früheren Stelle der Berichterstattung vorgekommen ist oder wenn sich einzelne Frame Elemente automatisch einbezogen werden ohne das sie im Inhalt erwähnt werden. Dieser Frametyp wird beim Eintritt eines Sonderfalls vom Verfasser gewählt. Beispielsweise, wenn Elemente bei der Verfassung des Berichtes ausgelassen werden (Matthes 2007, 138). Im Gesamtaufbau sind stehen Frames dennoch in einem engen Verhältnis zueinander.

Ein Frame besteht aus mehreren Elementen, die der Verfasser in der Berichterstattung nutzt. Das Element der Problemdefinition wird am schwierigsten bezeichnet, da dafür ein relevantes Thema geklärt werden muss. Die Problemdefinition stellt den Rahmen eines Frames dar (Matthes 2007, 134). Sie legt fest, welches Thema angesprochen wird und welche Akteure dafür relevant sind. Das Thema wird somit in einen sozialen, sachlichen und zeitlichen Kontext eingeordnet (Matthes 2007, 135). Jedoch muss eine Problemdefinition nicht gezwungener Maßen eine negative Bewertung eines Sachverhaltes wiederspiegeln, sondern das problematisierte Thema negieren. Es wird dann von einer Problemleugnung gesprochen (Matthes 2007, 135). Hinzuzufügen ist, dass eine Problemdefinition nicht das Thema an sich ist, sondern den einen Blickwinkel auf die Thematik bestimmt (Matthes 2007, 135).

Ein weiteres wichtiges Element ist der Punkt der Ursachenzuschreibung. Jedes Problem hat einen Erklärungsbedarf, deshalb ist die Suche nach Ursachen und Gründen von Problemen eine Notwendigkeit. Die Ursachenbeschreibung dient dazu, Aspekte zu verstehen und Situationen in bestehende Wissensstände einzuordnen (Matthes 2007, 135). Sobald ein Problem oder ein Zustand als negativ oder positiv definiert wird, treten Ursachenzuschreibungen auf. Diese kann auf Personen oder Situationen zurück geführt werden, wie zum Beispiel: „Bushido ist Schuld an den Hassreden in seinem neuen Musikvideo“.

Die Lösungszuschreibung bzw. die Handlungsaufforderung kann, wie auch die Ursachenzuschreibung, von strategischen Akteuren, Journalisten und den Rezipienten aktiviert werden. Dabei steht ein Lösungsvorschlag im Vordergrund (Matthes 2007, 135). Es ist zu beachten, dass sobald eine Ursachenzuschreibung definiert wird auch eine Lösungszuschreibung bzw. eine Handlungsaufforderung folgt. Diese kann auch situationsbedingt und personell erfolgen. Unter einer Lösungszuschreibung fallen zukunftsgerichtete Maßnahmen zur Lösung des Problems, sowie die für die Beseitigung des Problems geeigneten Akteure (Matthes 2007, 136). Zudem können bei einer Lösungszuschreibung immer mehrere Maßnahmen gefordert werden. Es wird dann von einem Maßnahmenbündel gesprochen (Matthes 2007, 136).

Die explizite Bewertung rundet die Bestandteile eines Frames ab. Diese bezieht sich entweder auf die moralische oder evaluative Beurteilung eines Problems. Eine Beurteilung wird nicht kategorisch, sondern schrittweise verstanden. Es ist immer im Sinne des Verfassers, wie negativ oder positiv ein Zustand oder eine Situation ist. „Themen wie Arbeitslosigkeit, sexueller Missbrauch oder Krieg werden in den meisten Kulturen als negativ definiert“ (Matthes 2007, 136). Die Beurteilung wie negativ oder positiv ein Thema ist, hat wichtige Konsequenzen für den Handlungsbedarf oder der Handlungsaufforderung. Daraus lässt sich schließen, dass alle Bestandteile eines Frames gewisser Maßen miteinander verbunden sind und eine kohärente Argumentationskette ergeben (Matthes 2007, 136). Ein Beispiel zur Einordnung der Frame Elemente zeigt die Abbildung 2.1 über eine frühere Debatte zum Thema Abtreibung.

[...]


[1]Ende April 2013

[2]Dient zur Besteuerung des grenzübergreifenden Kapitalverkehrs zwischen beiden Ländern.

[3]Stand: Juli 2013

[4]Quelle: Institut für empirische Medienforschung Köln, 2013

[5]Deutungsmuster, Rahmen, Schemas oder semantische Netzwerke können als Synonyme für Frames interpretiert werden.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Identifizierung von Medienframes am Beispiel des Steuerhinterziehungsskandals Hoeneß
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig  (Medienwissenschaften)
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V300247
ISBN (eBook)
9783656966784
ISBN (Buch)
9783656966791
Dateigröße
988 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
identifizierung, medienframes, beispiel, steuerhinterziehungsskandals, hoeneß
Arbeit zitieren
Manuel Dierkes (Autor:in), 2013, Identifizierung von Medienframes am Beispiel des Steuerhinterziehungsskandals Hoeneß, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300247

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