Die Schlacht bei Marathon


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Geschichtswerk des Herodot
2.1. Die Bedeutung der Historien für diese Arbeit
2.2. Herodots Verständnis von Geschichtsschreibung
2.3. Zum Problem der Überlieferungen

3. Der persische Feldzug des Jahres 490 v.Chr.
3.1. Das persische Vorgehen bis zur Landung bei Marathon
3.2. Die Reaktion der Athener
3.3. Die militärischen Fähigkeiten der Kontrahenten
3.4. Der Schlachtverlauf

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1. Quellenverzeichnis
5.2. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Sieg der Athener über das persische Heer in der Schlacht bei Marathon 490 v.Chr. sei „ein Sieg der besseren athenischen Waffen und der überlegenen griechischen Taktik“ gewesen, schreibt der Historiker Hermann Bengston[1]. Was aber bedeutet dies im Detail? Immerhin ist die Vorgeschichte der Schlacht von persischen Erfolgen gekennzeichnet: der Ionische Aufstand konnte 494 v.Chr. endgültig niedergeschlagen werden, der Zug des Mardonios gegen Nordgriechenland 492 v.Chr. ermöglichte die Wiederherstellung der persischen Herrschaft über Thrakien und Makedonien, und selbst der persische Feldzug unter Datis und Artaphernes im Jahre 490 v.Chr. begann zunächst mit dem erfolgreichen Vorgehen der persischen Streitmacht gegen Naxos und Eretria. Der athenische Erfolg kann also keinesfalls als selbstverständlich gelten. Die Untersuchung der konkreten Gründe dieses Erfolgs soll deshalb den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden. Wie war es den Athenern möglich, mit den relativ begrenzten Ressourcen ihrer Stadt, fast gänzlich auf sich allein gestellt, dem Heer des persischen Weltreichs erfolgreich Paroli zu bieten?

Zur Beantwortung dieser Frage ist es zunächst nötig, sich mit der Quellenlage zum Thema Perserkriege bzw. Marathon zu befassen. Im zweiten Abschnitt wird deshalb die Auseinandersetzung mit Herodot und seinem Geschichtswerk im Vordergrund stehen, das hier als zentrale schriftliche Quelle gilt und dem darum im Rahmen dieser Arbeit eine besondere Bedeutung zukommt. Dazu wird die Bedeutung des Werkes für diese Arbeit erörtert werden, danach geht es um das Selbstverständnis des Herodot als Geschichtsschreiber sowie um die Problematik der Überlieferungen, die Herodot selbst zur Verfügung gestanden haben. Es kann im Rahmen dieser Arbeit nicht darum gehen, Herodots Schilderungen im Einzelnen zu verifizieren oder zu falsifizieren, aber natürlich muß auf Probleme in Herodots Darstellung verwiesen werden.

Im dritten Abschnitt soll zunächst kurz die Darstellung des Feldzugs von 490 v.Chr. und seiner Vorgeschichte bis zum Zeitpunkt der Landung der Perser in Attika im Geschichtswerk des Herodot behandelt werden. Eine detaillierte Darstellung aller Ereignisse vom Ende des Ionischen Aufstandes bis zum Ende der Schlacht bei Marathon kann und will diese Arbeit allerdings schon aus Platzgründen nicht leisten, nichtsdestotrotz werden aber Einzelaspekte dieser Vorgänge hervorgehoben, sofern sie für das Thema der Arbeit relevant sind. Nach Erörterung der athenischen Reaktion auf das persische Vorgehen folgen Betrachtungen der militärischen Fähigkeiten der Kontrahenten, um später auszuloten zu können, inwieweit diese Fähigkeiten während der Schlacht bei Marathon von beiden Parteien genutzt bzw. nicht genutzt wurden. Anschließend wird Herodots Darstellung der Schlacht selbst dahingehend untersucht, ob sie plausible Erklärungen des Ausgangs der Schlacht enthält oder Rückschlüsse darauf zuläßt.

Auf der Basis dieser Untersuchungen geht es abschließend im vierten Abschnitt um die Beantwortung der Frage nach den Gründen des athenischen Erfolgs.

2. Das Geschichtswerk des Herodot

2.1. Die Bedeutung der Historien für diese Arbeit

Herodots[2] Geschichtswerk ist die zentrale schriftliche Darstellung zu den Perserkriegen, daher natürlich auch zur Schlacht bei Marathon. Die Historien sind die einzige zeitgenössische oder zumindest zeitnahe schriftliche Quelle, sie enthalten auch die einzige kohärente Darstellung der Schlacht[3]. Daraus ergeben sich jedoch diverse Probleme bei der Untersuchung jeglicher Aspekte der Perserkriege. An erster Stelle ist hier das Fehlen von alternativen Darstellungen zu nennen. Besonders prekär ist dies, weil es damit auch keinerlei Schilderung der Ereignisse aus der Sicht der Perser gibt.

Aus dieser Situation ergibt sich außerdem ein fundamentales Problem für jede Arbeit, die sich vornehmlich, wenn auch nicht ausschließlich, auf nur eine schriftliche Quelle, wie hier die Historien des Herodot, stützen muß: werden Schilderungen dieser Quelle kritisiert oder ganz verworfen, so gibt es keine bzw. kaum andere schriftliche Quellen gleicher Qualität, um diese Kritik oder Ablehnung zu untermauern[4].

Die vorliegende Arbeit wird trotzdem die Schilderungen des Herodot kritisieren, wenn seine Darstellung unwahrscheinlich scheint, und die Kritik auf vernünftiger Basis möglich ist.

2.2. Herodots Verständnis von Geschichtsschreibung

Gleich zu Anfang der Historien erhalten wir entscheidende Hinweise zum Ziel der Darstellung vom Verfasser selbst: die Historien seien geschrieben worden, „damit bei der Nachwelt nicht in Vergessenheit gerate, was unter Menschen einst geschehen ist; auch soll das Andenken an große und wunderbare Taten nicht erlöschen, die die Hellenen und die Barbaren getan haben, besonders aber soll man die Ursachen wissen, weshalb sie gegeneinander Kriege führten“ (Hdt. I 0)[5]. Herodot steht damit einerseits noch in der Tradition des Homerischen Epos, etwa, wenn er das Andenken an große Taten bewahren will. Auch der Einfluß der Götter hat in Herodots Werk noch seinen legitimen Platz (vgl. hierzu u.a. Hdt. IX 65). Trotzdem geht es Herodot um weit mehr als nur die epische Darstellung von Heldentaten, der erste Teilsatz des Zitats zeigt deutlich, das er auch historische Fakten schlechthin vor dem Vergessen bewahren will. Damit wird Herodot zum Begründer der eigentlichen Historiographie[6]. Allerdings paßt der Wahrheitsanspruch, der aus dem Ziel erwächst, die Ursachen der Kriege zwischen Griechen und Persern mitzuteilen, nicht unbedingt zur bewußten Wiedergabe auch unsicherer oder mythischer Inhalte, oder mehr oder weniger plausibler Versionen mündlicher Überlieferung[7]. Hieraus kann man Herodot zwar schwerlich einen Vorwurf machen, konnte er doch nicht auf eine etablierte Geschichtswissenschaft im heutigen Sinne zurückgreifen, jedoch sind diese Erwägungen für eine Beurteilung von Herodots Schilderungen bedeutsam.

Weitere Probleme speziell für diese Arbeit ergeben sich aus den inhaltlichen Schwerpunkten Herodots: die Historien sind natürlich kein explizit militärhistorisches Werk. Wohl finden sich vielfach militärische Details, dies ist ja angesichts des Hauptthemas kaum zu umgehen. Doch viele für die Einschätzung militärischer Aspekte wichtige Erwägungen fehlen oder sind sehr lückenhaft dargestellt (darauf wird im dritten Abschnitt noch im Einzelnen verwiesen werden)[8]. Einer der Gründe hierfür liegt ebenfalls in der Weiterführung der Tradition epischer Darstellungen großer Taten, die weniger an umfassender Wiedergabe der militärischen Entwicklungen orientiert ist[9].

2.3. Zum Problem der Überlieferungen

Da diese Arbeit zu einem großen Teil auf Herodots Schilderungen beruht, stellt sich hier automatisch die Frage, wovon Herodot eigentlich bei seinen Darstellungen ausgehen konnte. Herodot bezieht seine Kenntnisse aus zumeist mündlichen Überlieferungen[10], auf schriftliche Vorlagen konnte er nur begrenzt zurückgreifen[11]. Wiederholt ist es Herodot selbst, der auf die Unsicherheiten der ihm zu Verfügung stehenden Überlieferungen verweist, indem er zwar so gut wie möglich seine eigenen Quellen benennt, aber zugleich einräumt, das deren Darstellung, wie bereits weiter oben erwähnt, zweifelhaft, sagenhaft oder ganz und gar unglaubwürdig ist. Vor der Veröffentlichung seines Geschichtswerkes hatten diese Überlieferungen außerdem bereits eine gewisse Deformierung erfahren, da der Sieg bei Marathon schnell politische Symbolwirkung erlangte, die nicht nur innerhalb Athens, etwa im Ringen um politisches Prestige einzelner wichtiger Familien, bedeutungsvoll war, sondern auch zur Rechtfertigung der athenischen Interessen- und Machtpolitik nach außen benutzt wurde. Herodot konnte deshalb nicht immer auf völlig unverfälschte Darstellungen zurückgreifen[12].

[...]


[1] Bengtson, Griechische Geschichte, 1986, S. 136. – detaillierte Angaben zur benutzten Literatur finden sich im Literaturverzeichnis unter 5.2.

[2] Über das Leben des Herodot haben wir nur wenige gesicherte Informatonen, biographische Angaben zu Herodot bietet u.a. Lendle, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung, S.36-41.

[3] Vgl. Hammond, The campaign and battle of Marathon, 1968, S. 57; Evans, Herodotus and the Battle of Marathon, 1993, S. 279.

[4] Vgl. Lazenby, The defence of Greece, 1993, S. 15.

[5] Quellenangaben aus Herodots Historien werden im Folgenden wegen ihrer zentralen Bedeutung für diese Arbeit innerhalb des Haupttextes zitiert.

[6] Vgl. Lendle, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung, S.42.

[7] Hierfür finden sich zahlreiche Beispiele, u.a. sei hier verwiesen auf Hdt. V 10; V 87; VI 53-54.

[8] Vgl. Lazenby, The defence of Greece, 1993, S. 15.

[9] Vgl. Hammond, The campaign and battle of Marathon, 1968, S. 57.

[10] In einigen Fällen bezeugt Herodot selbst gewisse Details, so verweist er auf seine Kenntnis der Goldbergwerke im Besitz der Thasier, siehe Hdt. VI 46.

[11] Namentlich erwähnt Herodot z.B. Hekataios von Milet, siehe u.a. Hdt. II 143; VI 137.

[12] Vgl. Evans, Herodotus and the Battle of Marathon, 1993, S. 279; ebenso äußert sich Walter, Herodot und die Ursachen des Ionischen Aufstandes, 1993, S. 258-261, über Herodot, wenn auch bezogen auf die Erhebung der ionischen Griechenstädte.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Schlacht bei Marathon
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Geschichte)
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V30015
ISBN (eBook)
9783638313803
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schlacht, Marathon
Arbeit zitieren
Bernd Brosing (Autor:in), 2004, Die Schlacht bei Marathon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30015

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