Alldeutscher Verband


Hausarbeit, 2001

18 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie
2.1. Jugendjahre
Der Einfluss des Großvaters
2.2.Studienzeit
Der Einfluss Heinrich von Treitschkes und Josef Francks

3. Der Alldeutsche Verband
3.1. Gründung und Programm des Alldeutschen Verbands
3.2.Von der ersten Krise des Allgemeinen Deutschen Verbands bis zur Umbenennung in Alldeutscher Verband

4. Heinrich Claß und der Alldeutsche Verband
4.1. Der Alldeutsche Verband auf dem Weg zur „nationalen Opposition (1902-1908)

5. Kurzbiographie

6. Schlussbetrachtung

7. Bibliographie

1.Einleitung

Im Rahmen des Einführungsseminars „Die Probleme des Ersten Weltkriegs“ habe ich mich für das Thema „Heinrich Claß als Wegbereiter des Antisemitismus und Imperialismus innerhalb des Alldeutschen Verbands“ entschieden, weil der Alldeutsche Verband als agitatorisches Organ vor allem durch Heinrich Claß` Wirken eine radikale, regierungsfeindliche und antisemitische Politik vertrat. In den folgenden Ausführungen werde ich den Lebensweg Heinrich Claß`, sowie die Entwicklung des Alldeutschen Verbands bis zum Jahre 1908 beleuchten. Zu Beginn werde ich auf die verschiedenen Einflüsse, die Heinrich Claß in seinem Denken und Handeln geprägt haben, eingehen. Wie sich diese Einflüsse in seinen späteren Handlungen bemerkbar machten, werde ich im Verlauf der Arbeit darlegen. Außerdem werde ich die Zeit von der Gründung des Alldeutschen Verbands bis zum Jahre 1908 grob erläutern. Ab dem Jahr 1894 werde ich beide Themen in Beziehung zueinander setzen. Ich habe diesen Zeitrahmen gewählt, weil das Thema sehr komplex ist, und ich mich deshalb auf einen Grundtenor, den Einfluss von Heinrich Claß, festlegen muss. Die Entwicklung, die Ziele und die Politik des Alldeutschen Verbands möchte ich allerdings auch berücksichtigen.

2.Biographie

2.1.Jugendjahre(1868-1887)

Der Einfluss des Großvaters

Heinrich Claß wurde am 29. Februar 1868 im rheinhessischen Alzey geboren. Er war Sohn des Notars August Claß und seiner Ehefrau Anna (geb. Gebhard), Tochter eines Ministerialrats. Das Geschlecht der Claß saß schon seit Jahrhunderten in Rheinhessen. Hochgewachsen, mit blauen Augen und blonden Haaren entsprach die Familie dem arischen Ideal. Heinrich Claß verlebte eine schöne, behütete Kindheit. Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Eltern und seinen Geschwistern, war bis auf anfängliche Schwächen im Lateinischen ein guter Schüler und hatte viele Freunde. 1871 zogen die Claß nach Mainz. Die Großeltern, zu denen Heinrich Claß ein ganz besonderes Verhältnis hatte, kauften sich 1876 in der Nähe von Mainz ein Haus auf dem Lande, wo die Kinder ihre freie Zeit verbringen konnten. Von seinem Großvater wurde Heinrich Claß` Interesse an Politik, Geschichte und Literatur geweckt. Der Großvater war ein unbedingt national denkender, politisch interessierter und engagierter Mann. Er sah das Heil des deutschen Volkes in der preußischen Führung, und die Gründung des Kaiserreichs unter Wilhelm dem Ersten erfüllte ihm die letzten Wünsche. Nebst seiner nationalen Einstellung stand die Verehrung der staatlichen Autorität im Vordergrund. Er war allerdings fast gänzlich erblindet, so dass er sich Vorleser hielt, damit er seine Leibzeitung, die damals bismarcklich eingestellte „Kölnische Zeitung“ weiterhin studieren konnte. Da diese nicht die ganze Zeitung lesen konnten, mussten seine Kinder und später auch die Enkelkinder helfen. Dadurch erhielt der junge Claß jeden Tag politischen Unterricht von seinem Großvater. All das, was er nicht verstanden hatte, wurde ihm von seinem Großvater bis ins kleinste Detail erklärt. Der Großvater gab natürlich ein sehr subjektives Bild an Claß weiter, aber dieser machte es sich zuerst zu seinem Grundsatz. Alles, was mit den Fragen der Innen- oder Außenpolitik, kolonialen Erwerbungen, Handelsverträgen oder den Beziehungen des Reichs zu den einzelnen Bundesstaaten zusammenhing, lernte er von seinem Großvater. Seit seinem 9. Lebensjahr prägte der Großvater die Erziehung. Aber es ward ihm nicht nur politischer Unterricht zuteil, er lernte auch das klassische Theater kennen. Mit 9½ Jahren nahm ihn der Großvater das erste Mal mit ins Theater, zu der Premiere von „Julius Cäsar“. Nach diesem Theaterbesuch war Claß so begeistert, dass er schon als kleiner Junge Werke von Shakespeare, Schiller, Goethe und Lessing sah. Auch seine Leidenschaft für die Geschichte wurde durch den Großvater geweckt, und dieser lieh ihm aus seiner Bibliothek Bücher von Mommsen, Giesebrecht und Ranke, so dass er einen genauen Überblick über die deutsche Geschichte bekam[1]. Im März 1887, gerade 19 Jahre alt, wurde Claß aus dem Gymnasium entlassen, und am 1. April trat er seinen Wehrdienst beim 3. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiment an. Er absolvierte das Jahr Wehrdienst mit großer Begeisterung. In der Bundeswehr wurden Werte wie Nationalgefühl, Ehrgefühl, Vaterlandstreue, Ehrlichkeit und Selbstbeherrschung, die er bereits von seinem Großvater gelernt hatte, noch vertieft. Für Claß gab es keine bessere Schule des Lebens. Am 24. April 1878 verstarb sein Großvater und damit sein erster Lehrmeister.

2.2.Studienzeit

Der Einfluss Heinrich von Treitschkes und Josef Francks

Als Claß` Wehrdienst zu Ende ging, wurde erörtert, welche Universität er besuchen sollte. Dass er Jura studieren sollte war klar, auch wenn ihn die Geschichte viel mehr interessierte. Claß bevorzugte eine kleinere Universitätsstadt, aber seines Vaters Wunsch war es, dass er bei Heinrich von Treitschke hören sollte. Also zog Claß im Sommersemester 1887 nach Berlin. Er belegte alle Fächer, die für das Jurastudium wichtig waren, erschien allerdings fast nie. Statt dessen fehlte er niemals bei den Vorlesungen von Treitschke. Treitschke lehrte „Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation“ und „Politik der Staatenbünde“. Claß war fasziniert von Treitschke. Treitschke, fast taub, sprach ohne jegliche rhetorische Pausen und hielt die Satzteilung nicht ein. Anfangs irritierte das, aber nachdem Claß sich daran gewöhnt hatte, hörte er begeistert zu. Claß bezeichnet Treitsckes Vorlesungen in seinen Memoiren als „das Hinüberfluten der eigenen Gesinnung auf diejenigen Hörer, deren Seelen zur Aufnahme bereit waren; es war ein Abgeben seiner eigenen Leidenschaft, des eigenen Idealismus an jene.“[2]. Treitschke war der Mann, der Claß` Leben bestimmte. Der Großvater hatte ihn nur aufnahmefähig für das gemacht, was Treitschke ihm lehrte. Beide vertraten die gleiche Gesinnung, aber von Treitschke lernte Claß noch einen weiteren Grundsatz, der sein Leben in entscheidendem Maße beeinflusste: Die entschiedenste Ablehnung des Judentums. Für Claß war diese Ablehnung besonders bewundernswert, weil Treitschke, früher noch liberal eingestellt, selbst jüdische Freunde hatte, von denen er sich aber abwandte. Claß befasste sich mit den „Preußischen Jahrbüchern“, die Treitschke verfasst hatte, und der Satz „Die Juden sind unser Unglück“ ging ihm in Fleisch und Blut über.

[...]


[1] Claß, Heinrich: Wider den Strom. Vom Werden und Wachsen der nationalen Opposition im alten Reich Leipzig 1932, S. 9.

[2] Ebenda. S.15.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Alldeutscher Verband
Hochschule
Universität zu Köln  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Einführungs-/Proseminar
Note
2,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V2961
ISBN (eBook)
9783638117784
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alldeutscher, Verband, Einführungs-/Proseminar
Arbeit zitieren
Karoline Lerche (Autor:in), 2001, Alldeutscher Verband, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2961

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