Management von Expertenmacht in Unternehmen


Hausarbeit, 2015

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise dieser Arbeit

2 Definition und Entstehung von Expertenmacht
2.1 Expertenwissen als Fundament von Expertise und Macht
2.2 Der Weg von der Expertise zur Macht
2.3 Definition Expertenmacht

3 Ursachen steigender Expertenmacht
3.1 Einwirkung durch den demografischen Wandel
3.2 Der Einfluss eines zunehmenden Fachkräftemangels
3.3 Zwischenfazit zur These der steigenden Expertenmacht

4 Steigende Expertenmacht im Unternehmen
4.1 Auswirkungen steigender Expertenmacht auf Unternehmen
4.2 Unternehmerische Beeinflussung steigender Expertenmacht
4.3 Steuerung der Expertenmacht durch das Personalmanagement

5 Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung und kritische Reflexion
5.2 Fazit und Ausblick

1 Einleitung

Einleitend wird anhand aktueller Medienmeldungen die Aktualität und Relevanz des Themas verdeutlicht und die Zielsetzung dieser Arbeit dargestellt.

1.1 Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt

In der immer wieder aufkommenden Debatte über den Fachkräftemangel in Deutschland sind sich Arbeitsmarktexperten sowohl einig, dass es derzeit keinen flächendeckenden Mangel an Fachkräften gibt, wie auch, dass die demografische Entwicklung zu einer signifikanten Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung im Erwerbsalter führen wird.1 Dies wird u.a. von Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt, die bis 2025 eine Abnahme des Arbeitskräftepotentials um rund 6,5 Mio. Personen oder ca. 15% voraussagen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter durch den strukturellen Wandel zur wissensorientierten Dienstleistungsgesellschaft und erhöhen den Fachkräfte- und Expertenbedarf.2 Diese Arbeitsmarktentwicklungen deuten auf eine zunehmende Verknappung von Fachkräften hin und legen die Vermutung nahe, dass dadurch die Macht der Experten in Unternehmen steigen wird.3

1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise dieser Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist es, die prognostizierte Steigerung der Expertenmacht in Unternehmen zu untersuchen und betriebliche Auswirkungen sowie Möglichkeiten zur Steuerung der Expertenmacht darzustellen. Dazu werden nach der einleitenden Themen- und Zielvorstellung im 2. Kapitel die grundsätzlichen Begrifflichkeiten erläutert. Im 3. Teil dieser Arbeit werden die wesentlichen Ursachen der steigenden Expertenmacht im Unternehmen aufgezeigt. Im 4. Kapitel werden Auswirkungen der steigenden Expertenmacht im Unternehmen sowie personalwirtschaftliche Möglichkeiten zur Beeinflussung und Steuerung der Expertenmacht eingegangen. Abschließend wird im 5. Kapitel ein kurzes Fazit gezogen sowie eine kritische Reflexion vorgenommen.

2 Definition und Entstehung von Expertenmacht

Als theoretische Grundlage dieses Assignment werden die grundsätzlichen Begrifflichkeiten erläutert und die Entstehung von Expertenmacht skizziert.

2.1 Expertenwissen als Fundament von Expertise und Macht

Wissen bezeichnet allgemein die Gesamtheit an organisierten Informationen, über die eine Person verfügt und auf deren Grundlage sie Probleme zu lösen vermag. Wissen wird zunehmend zu einer wertvollen Ressource, da es den Faktor Arbeit eines Unternehmens stärkt und dieser in Relation zum Kapital immer wichtiger wird. Wettbewerbsvorteile werden immer häufiger durch Wissen, Kompetenzen und Potentiale der Mitarbeiter generiert.4 Expertenwissen besteht generell aus sehr großen Informationsmengen, die in Verbindung mit Vereinfachungen, wenig bekannten Fakten, Faustregeln und klugen Verfahrensweisen eine effiziente Problemlösung im jeweiligen Fachgebiet ermöglichen.5 Diese an der Praxis orientierte Definition des Expertenwissens entspricht weitestgehend der wissenspsychologischen Perspektive bei der Bestimmung von Expertise. Aus differentialpsychologischer Sicht bestimmen sich Experten zudem durch dauerhafte, herausragende Leistungen in ihrem Expertisebereich. Aus alltagspsychologischer Anschauung definiert sich Expertise durch die drei Merkmale der effizienten Aufgabenerledigung, des bereichsspezifischen Wissens und Könnens sowie der Erfahrung durch langjährige Auseinandersetzung mit dem entsprechenden Fachgebiet.6

2.2 Der Weg von der Expertise zur Macht

Ein hoher Expertisegrad zeichnet sich folglich durch umfangreiches Wissen, reichhaltige domänenspezifische Erfahrung, hohe Problemlösungskompetenz und geringe Fehlerquote im jeweiligen Fachgebiet aus. Die Entstehung von Expertise kann an einem Fünfphasenmodell dargestellt werden, das basierend auf Lerneffekten und durch steigendes, situationsspezifisches Verständnis für Wirkzusammenhänge die Entwicklung vom Neuling zum Experten beschreibt. Expertise entsteht also durch die Ergänzung von Fachwissen mit Er-fahrungswissen und erlaubt es Experten eine hohe Handlungseffizienz sowie eine schnelle und flexible Reaktionsfähigkeit auf unterschiedliche Anforderungen. Experten sind Träger erfolgskritischen Wissens, das stets einen konkreten Handlungsbezug hat und einzigartige Wissenspotentiale umfasst, die zur Erreichung der Handlungsziele unabkömmlich sind. Je mehr erfolgskritisches Wissen Experten haben, desto unentbehrlicher sind sie bzw. schwieriger ist es, sie auszutauschen. Machtprobleme können entstehen, sofern sich Experten ihrer Rolle als Träger erfolgskritischen Wissens bewusst sind.7

2.3 Definition Expertenmacht

Grundsätzlich kann Macht als die Chance, in einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen den Widerstand durchzusetzen, definiert werden. Auf betriebswirtschaftliche Aspekte bezogen bedeutet Macht also eine bestimmte Art der Beziehung zwischen Personen in einer Organisation, bei der der Machtinhaber die Möglichkeit hat, andere Personen zu einer bestimmten Art des Verhaltens und der Leistung zu veranlassen.8 Es gibt verschiedene Grundlagen der Macht, die Expertenmacht beruht auf einem Qualifikations- und Informationsvorsprung. Hochspezialisiertes Expertenwissen ist eine Ressource, die werthaltig, selten, nicht imitierbar und nicht substituierbar ist. Die Expertenmacht entsteht durch den Aufbau und die Verteidigung von exklusiven Wissensbeständen und wird über die Komponenten des Könnens (Expertise), des Wollens (Machtmotivation) und des Dürfens (Handlungs- und Entscheidungsspielraum) erfasst. Experten verfügen durch ihr erfolgs-kritisches Wissen über eine aus Unternehmenssicht knappe Ressource und können dadurch eine entsprechend hohe Veto-Macht („Wissen ist Macht“) ausüben. Sie können den Zugang zu Informationen kontrollieren, was den Handlungsspielraum der von den Informationen abhängigen Personen einschränkt und gleichzeitig zur Aufrechterhaltung ihres Expertenstatus beiträgt.9

3 Ursachen steigender Expertenmacht

Wie in der Einleitung dargestellt gibt es einige Faktoren, die eine zukünftige Ausweitung der Expertenmacht wahrscheinlich machen. Zur Überprüfung dieser These werden zunächst die bedeutsamsten Einflussfaktoren einer mutmaßlich steigenden Expertenmacht untersucht.

3.1 Einwirkung durch den demografischen Wandel

Eine der zentralen Ursachen steigender Expertenmacht wird in der Schrumpfung und Alterung der Erwerbsbevölkerung gesehen. Diese strukturellen Veränderungen sind maßgeblich auf den demografischen Wandel, der die Veränderung der Größe und Struktur einer Bevölkerung beschreibt, zurückzuführen. Die Bevölkerungsentwicklung hängt von der stark rückläufigen Geburtenhäufigkeit und der kontinuierlich wachsenden Lebenserwartung in der Bevölkerung ab, wird aber auch vom Wanderungssaldo, d.h. der Differenz zwischen Ein- und Auswanderung, beeinflusst. Unter der Annahme eines ausgeglichenen Wanderungssaldos sowie einer trendorientierten Entwicklung von Geburtenrate und Lebenserwartung würde die Bevölkerungszahl von derzeit ca. 82 Mio. bis zum Jahr 2060 um fast 24 Mio. Personen abnehmen. Um die Bevölkerungszahl konstant zu halten, bedürfte es somit eines jährlichen positiven Wanderungssaldos von ca. 350.000 Personen. Jedoch müssen die Geburtenrate und die Lebenserwartung, die sich beide zeitlich träge entwickeln, nicht unbedingt den bisherigen Trendverläufen folgen.10 Tatsächlich nimmt die Bevölkerung in Deutschland seit dem Jahr 2003 kontinuierlich ab. Prognosen sagen bis zum Jahr 2030 eine weitere Senkung der Geburtenrate um 17% und einen unentwegten Anstieg der Lebenserwartung um weitere 4 Jahre voraus. Die Zahl der Sterbefälle wird jedoch aufgrund der zunehmend alternden Bevölkerung steigen und in Verbindung mit der rückläufigen Geburtenrate voraussichtlich zu einem Bevölkerungsrückgang führen. Dieser zeigt sich am deutlichsten in den jüngeren Bevölkerungsschichten und hat somit direkte Auswirkungen auf den Anteil erwerbsfähiger Personen an der Gesamtbevölkerung, den Prognosen zufolge bis zum Jahr 2030 von derzeit 61% auf 55% sinken wird. Dadurch stehen den Unternehmen immer weniger Arbeitskräfte und vor allem hochqualifizierte Nachwuchskräfte zur Verfügung, was zunehmend zu einem Kampf um den talentierten Nachwuchs führt und eine Steigerung der Expertenmacht begünstigt.11

3.2 Der Einfluss eines zunehmenden Fachkräftemangels

Wie einleitend erwähnt sind sich Arbeitsmarktexperten einig, dass es derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland gibt. Andererseits ist es auch unstrittig, dass in einigen Berufen bereits akuter Fachkräftemangel herrscht.12 Laut einer Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft gibt es bereits bei knapp 20% der 580 analysierten Berufe Fachkräfteengpässe, besonders betroffen sind dabei die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie Berufe im Gesundheits- und Pflegebereich.13 Zwischen den Qualifikationsanforderungen der Unternehmen und den Qualifikationen der Personen gab es schon immer Diskrepanzen (Mismatch), da Bildungs- und Beschäftigungssystem nicht vollständig aufeinander abgestimmt werden können. Mittel- bis langfristig ist hingegen mit Verschiebungen in der Struktur der Qualifikationsanforderungen zu rechnen, die mit den herkömmlichen Mitteln der Nachqualifizierung nicht mehr ausgeglichen werden können.14 Bereits 2010 hat der Anteil höher qualifizierter Tätigkeiten über 40% aller Berufstätigkeiten ausgemacht, während derjenige der mittel qualifizierten Tätigkeiten leicht auf 44% und der der einfachen Tätigkeiten stark auf 16% gesunken ist. Zurückzuführen ist der Mangel an Fachkräften auf den wirtschaftlichen Strukturwandel, der zur Ausweitung des wissensorientierten Dienstleistungssektors bei zeitgleichem Rückgang von Landwirtschaft und Industrie führt, sowie die zunehmende Globalisierung, die zu wachsenden Anforderungen an das Qualifikations-niveau der Arbeitskräfte führt.15 Die zunehmende Verknappung von Hoch-qualifizierten wird voraussichtlich die Macht der Experten stärken.

[...]


1 Vgl. DIW Berlin: Neubecker N., Die Debatte über den Fachkräftemangel (2014)

2 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland (2011), S.7

3 Vgl. Fachmagazin Personalführung, Ohnmacht der Unternehmen? (2012), S. 27

4 Vgl. Becker M., Das Lokführersyndrom (2014), S. 9

5 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon online, Stichwort: Expertenwissen

6 Vgl. Lexikon online für Psychologie und Pädagogik, Stichwort: Expertise

7 Vgl. Becker M., Das Lokführersyndrom (2014), S. 11 ff.

8 Vgl. Koschnick W.J., Management - Enzyklopädisches Lexikon (1995), S. 353

9 Vgl. Becker M., Das Lokführersyndrom (2014), S. 20

10 Vgl. Statistisches Bundesamt, Herausforderungen des demografischen Wandels (2011), S. 1

11 Vgl. Becker M., Das Lokführersyndrom (2014), S. 2

12 Vgl. DIW Berlin: Neubecker N., Die Debatte über den Fachkräftemangel (2014)

13 Vgl. IW Köln: Bußmann S., Seyda S., Bewerbersuche ist ein Dauerproblem (Februar 2014)

14 Vgl. Heidemann W., Zukünftiger Qualifikations- und Fachkräftebedarf (2012), S. 4

15 Vgl. Pfeiffer, I., Kaiser S., Auswirkungen von demographischen Entwicklungen (2009), S. 16 ff.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Management von Expertenmacht in Unternehmen
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V295827
ISBN (eBook)
9783656939016
ISBN (Buch)
9783656939023
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auswirkungen Expertenmacht, Ursachen Expertenmacht, Beeinflussung Expertenmacht, Steuerung Expertenmacht, Fachkräftemangel, expertise, Expertenwissen
Arbeit zitieren
Martin Hagemann (Autor:in), 2015, Management von Expertenmacht in Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295827

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