Strategisches Lieferantenmanagement. Aufbau, Ziele und lieferantentypspezifische Ausrichtung


Hausarbeit, 2014

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Lieferantenmanagement - Einleitung und Aktualität
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit und Vorgehensweise

2 Strategisches Lieferantenmanagement
2.1 Begriffsdefinition und Einordnung des Lieferantenmanagements
2.2 Ziele des Lieferantenmanagement
2.3 Aufbau des Lieferantenmanagement

3 Teilprozesse im Lieferantenmanagement
3.1 Lieferantenvorauswahl
3.2 Lieferantenanalyse und -bewertung
3.3 Lieferantenauswahl und -controlling
3.4 Steuerung der Lieferantenbeziehungen

4 Umsetzung des Lieferantenmanagement
4.1 Analyse der Lieferantenstruktur
4.1.1 Lieferantensegmentierung mit der ABC-Analyse
4.1.2 Lieferantensegmentierung mit der Portfolioanalyse
4.2 Ableitung von Normstrategien

5 Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung und kritische Reflexion
5.2 Fazit und Ausblick

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Einordnung des Lieferantenmanagements in den Beschaffungsprozess

Abb. 2: Lieferantensegmentierung mit der ABC-Analyse auf Basis der Beschaffungsvolumen

Abb. 3: Lieferantensegmentierung mit der Portfolio-Analyse von Beschaffungsgütern und -quellen

Abb. 4: Abgeleitete Normstrategien der Lieferantenklassen

1 Einleitung

„Coming together is a beginning, staying together is progress, and working together is success.“

Henry Ford - amerikanischer Ingenieur und Unternehmer (1863-1947)

1.1 Lieferantenmanagement - Einleitung und Aktualität

Die Rahmenbedingungen und Aufgabenfelder der Beschaffungsfunktion von Unternehmen haben sich in den letzten Jahren enorm verändert. Lange Zeit galt der traditionelle Einkauf vor allem als interner Dienstleister für andere Funktionsbereiche im Unternehmen mit rein dispositiven und operativen Tätigkeiten, die auf die Erzielung einer kurzfristigen Materialkostensenkung ausgerichtet waren. Die Erfahrungen mit einem als „Kostenoptimierer“ agierenden Einkauf haben gezeigt, dass Lieferanten dem hohen Preisdruck auf Dauer nicht Stand halten und Abstriche in Flexibilität und Qualität, Liefereng-pässe und Lieferantensterben die Folgen sind.1 Hinzu kam, dass die industrielle Entwicklung zahlreiche neue Herausforderungen wie die zunehmende Globalisierung, eine rasante EDV-Entwicklung zur lieferantenübergreifenden Zusammenarbeit oder die gestiegenen Kundenanforderungen durch den Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt bis hin zur Individualisierung der Produkte mit sich brachte.2 Diese Entwicklungen und die Tatsache, dass der Wert zugekaufter Waren, Güter und Leistungen deutscher Unternehmen in 2010 bei 42% des Unternehmensumsatzes lag,3 verdeutlicht, warum der Beschaffung heutzutage eine hohe strategische Bedeutung zukommt.

Die Beschaffungsfunktion hat sich daher in vielen Unternehmen zu einem maßgeblichen Unternehmensprozess entwickelt, der verstärkt vom Management wahrgenommen wird. Die Aufgabe der modernen Beschaffung ist es, durch den zielgerichteten Aufbau von langfristigen, strategischen Partnerschaften mit den besten Lieferanten als Wertgestalter aktiv den Produktentstehungsprozess zu optimieren. Die Auswahl der „richtigen“ Partner erfordert ein systematisches Lieferantenmanagement, das neben dem Preis weitere Auswahlkriterien wie die Qualität, die Flexibilität, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und das Entwicklungspotenzial der Lieferanten heranzieht.4

1.2 Zielsetzung dieser Arbeit und Vorgehensweise

Das Ziel dieser Arbeit ist es, aufbauend auf einer grundsätzlichen Vorstellung von Aufbau und Zielen des Lieferantenmanagements die konkrete Umsetzung und lieferantentypspezifische Ableitung von Normstrategien anhand aktueller literarischer Quellen darzustellen. Ein Unterziel ist die Vermittlung der Schritte des Lieferantenmanagement-Prozesses und dessen Zusammenhang zum Beschaffungsprozess.

Die Einleitung soll die Relevanz und das Zielsystem dieser Arbeit vermitteln. Im 2. Kapitel erfolgt eine grundsätzliche Erklärung des Lieferantenmanagements und dessen Zielen und Aufbau. Anschließend werden die einzelnen Teilprozesse des Lieferantenmanagement beleuchtet, um anschließend die konkrete Umsetzung mit dem Ziel der Ableitung von Normstrategien vorzunehmen. Abschließend wird die Herangehensweise kritisch reflektiert und ein Fazit gezogen.

2 Strategisches Lieferantenmanagement

2.1 Begriffsdefinition und Einordnung des Lieferantenmanagements

Unter Lieferantenmanagement versteht man die aktive Gestaltung, Steuerung und Entwicklung von Lieferantenbeziehungen eines Unternehmens zur Erschließung von externen Erfolgspotenzialen auf dem Beschaffungsmarkt. Voraussetzung zur dauerhaften Nutzung von Lieferantenpotenzialen ist die Einbindung von leistungsfähigen Lieferanten und das aktive Management dieser partnerschaftlichen Lieferanten-Abnehmer-Beziehungen.

Das Lieferantenmanagement stellt den Kern der strategischen Beschaffung dar und wird als Untermenge des Beschaffungsmanagements definiert.5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Einordnung des Lieferantenmanagements in den Beschaffungsprozess6

2.2 Ziele des Lieferantenmanagement

Um sich zu differenzieren und Wettbewerbsvorteile zu erlangen ist es von hoher Bedeutung das Know-how der Lieferanten zu nutzen und sie als Partner in der Wertschöpfungskette zu begreifen. Das Lieferantenmanagement verfolgt grundsätzlich das Ziel eine einheitliche Methodik für die Analyse potentieller und bestehender Lieferanten bereitzustellen, um basierend auf den Ergebnissen strategische Entscheidungen zu treffen.

Die kurzfristigen, operativen Ziele des Lieferantenmanagements beziehen sich vor allem auf die Erhöhung der Lieferantenleistung und die Senkung der Beschaffungskosten. Durch die Herstellung einer objektiven Vergleichbarkeit der Lieferantenleistung wird es Unternehmen ermöglicht, sich auf die wettbewerbsfähigsten Lieferanten zu konzentrieren und Optimierungspotenziale im Rahmen der Lieferantenbewertung aufzudecken.

Die strategischen Ziele des Lieferantenmanagements zielen dagegen auf eine mittel- bis langfristige Optimierung der Lieferantenbasis des Unternehmens ab. Ausgehend von lieferantentypspezifischen Beschaffungsstrategien werden Entwicklungsmaßnahmen definiert, die zu einer kontinuierlichen Erhöhung der Lieferqualität, einer Senkung der Beschaffungskosten oder einer Reduzierung des Versorgungsrisikos führen. Weiterhin wird die Beziehung zu strategisch wichtigen Lieferanten durch kooperative, integrative Maßnahmen gestärkt und damit die eigene Wettbewerbsfähigkeit abgesichert.7

2.3 Aufbau des Lieferantenmanagement

Beim Lieferantenmanagement handelt es sich um einen Geschäftsprozess, der, wie in Abbildung 1 dargestellt, einerseits in Zusammenhang zum gesamten Beschaffungsprozess steht und sich andererseits durch eine Fokussierung auf Lieferantenschnittstellen davon abgrenzt. Demnach bilden die Phasen der Situations-, Bedarfs- und Beschaffungsmarktanalyse die Grundlage des Lieferantenmanagements.8 Der Prozess des Lieferantenmanagements beinhaltet in der Praxis alle Schritte von der Identifikation potenzieller Lieferanten, über den Benchmark mit bestehenden Zulieferbetrieben bis hin zur Lieferantenintegration und -entwicklung und lässt sich in sieben Teilprozesse gliedern.9 Alle im Lieferantenmanagement zu fällenden Entscheidungen richten sich nach der Beschaffungsstrategie, die sich aus der Unternehmensstrategie ableitet und z.B. die Anzahl (Single-, Dual- oder Multiple Sourcing) und den Ort der Bezugsquellen (Local oder Global Sourcing) vorgibt.

3 Teilprozesse im Lieferantenmanagement

3.1 Lieferantenvorauswahl

Zu Beginn des Lieferantenmanagementprozesses findet über die Teilschritte der Lieferantenidentifikation und -eingrenzung eine Lieferantenvorauswahl statt. Im 1. Schritt sind potenziell geeignete Lieferanten zu identifizieren, die in der Lage sind den benötigten Beschaffungsbedarf zu decken. Dies erfolgt durch die Definition der in Frage kommenden Beschaffungsmärkte und eines allgemeinen Anforderungsprofils, das Mindestanforderungen an Größe, Produktportfolio und technologisches Know-how der Lieferanten beinhaltet. In enger Kooperation mit der Beschaffungsmarktforschung werden anschließend die benötigten Informationen über die jeweiligen Beschaffungsmärkte und deren Anbieter eingeholt.10 Um den Aufwand für die Lieferantenanalyse und -bewertung möglichst gering zu halten, wird die Anzahl der identifizierten Lieferanten im 2. Teilprozess des Lieferantenmanagements entsprechend ihrer Eignung als Zulieferer eingegrenzt. Dafür werden zunächst die Lieferanten ausgesucht, die die Preis- und Leistungsanforderungen des Unternehmens erfüllen. Zur Selektion der geeignetsten Lieferanten sind evtl. weitere Informationen über Lieferantenfragebogen oder verliehene Zertifikate für Qualitätsmanagement-Systeme zu beschaffen.11

3.2 Lieferantenanalyse und -bewertung

Die Lieferantenanalyse als 3. Teilschritt des Lieferantenmanagements umfasst die Ermittlung, Aufbereitung, Verarbeitung und Darstellung von Informationen über die vorausgewählten Lieferanten. Informationsgrundlage ist das Ergebnis der Lieferantenvorauswahl, die durch das Verfahren der Auditierung ergänzt werden kann, um das Lieferantenbild abzurunden. Hierbei erfolgt eine umfassende, strukturierte Untersuchung der Leistungsfähigkeit potenzieller Lieferanten.12 Basierend auf den Analyseergebnissen erfolgt im 4. Teilprozess eine systematische Lieferantenbewertung, um die besten Lieferanten auszuwählen und bestehende Lieferantenbeziehungen zu steuern sowie Entwicklungspotenziale aufzuzeigen. Vor der Durchführung sind zunächst die relevanten Bewertungskriterien, das Vorgehen sowie die anzuwendenden Verfahren festzulegen. Die Lieferantenbewertung hat zentrale Bedeutung im Lieferantenmanagement, da ihre Ergebnisse die Grundlage zu Lieferantenauswahl, -controlling und -steuerung darstellen.13

3.3 Lieferantenauswahl und -controlling

Die im 5. Schritt zu treffende Lieferantenauswahl stellt den Abschluss des Entscheidungsprozess dar. Aus strategischer Sicht gilt es zunächst die Lieferanten mit dem größten Erfolgspotenzial auszuwählen, um anschließend auf operativer Ebene in diesem Lieferantenkreis konkrete Aufträge zu vergeben.

Basierend auf der getroffenen Lieferantenauswahl und den Ergebnissen der Lieferantenbewertung erfolgt im 6. Teilprozess das Lieferantencontrolling. Dabei handelt es sich um eine regelmäßige Überprüfung der Leistungsfähigkeit der ausgewählten Zulieferer mittels Wareneingangsprüfungen bzw. Überwachung der Leistungserfüllung bei Dienstleistern, um Defizite umgehend aufzudecken und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Die Leistungsfähigkeit wird anhand von Kennzahlen abgebildet, deren Sammlung und Bereitstellung zur Unterstützung zukünftiger Auswahlentscheidungen sowie dem Aufbau eines Lieferanteninformationssystems dient.14

3.4 Steuerung der Lieferantenbeziehungen

Im 7. und letzten Schritt des Lieferantenmanagements wird im Rahmen der Steuerung von Lieferantenbeziehungen die Optimierung der Leistungsstruktur des Lieferantenstammes und die Anpassung an die dynamischen Bedingungen verfolgt. Durch kontinuierliche gezielte Steuerungsmaßnahmen wie einen Leistungsvergleich mit der Zulieferkonkurrenz oder die Vereinbarung von Leistungsanreizen und -sanktionen sollen die Ziele der Leistungsfähigkeitssteigerung bei gleichzeitiger Senkung der Beschaffungskosten erreicht werden. Damit die Maßnahmen der Lieferantensteuerung zum Erfolg führen, wird eine permanente Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Lieferanten bis hin zur Lieferantenintegration durch einen offenen, gegenseitigen Informationsaustausch und die damit verbundene Vertrauensbasis angestrebt.15

[...]


1 Vgl. Hofbauer G., Mashhour T., Fischer M., Lieferantenmangement (2012), S. 4

2 Vgl. Kerkhoff G., Michalak C., Erfolgsgarantie Einkaufsorganisation (2007), S. 20

3 Vgl. Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V., 1,25 Billionen Einkaufsvolumen

4 Vgl. Hofbauer G., Mashhour T., Fischer M., Lieferantenmangement (2012), S. 1 f.

5 Vgl. Larger R. O., Strategisches Beschaffungsmanagement (2006), S. 37 ff.

6 i.A.a. Vgl. Janker C., Multivariate Lieferantenbewertung (2004), S. 23

7 Vgl. Camelot Management Consultants AG, Ziele des Lieferantenmanagements

8 Vgl. Koppelmann U., Beschaffungsmarketing (2003), S. 234

9 Vgl. Ingenics AG, Strategisches Lieferantenmanagement

10 Vgl. Weigel U., Rücker M., Praxisguide Strategischer Einkauf (2013), S. 55

11 Vgl. Arnold D. et al., Handbuch Logistik (2008), S. 1004

12 Vgl. Janker C., Multivariate Lieferantenbewertung (2004), S. 41 f.

13 Vgl. Arnold D. et al., Handbuch Logistik (2008), S. 1005

14 Vgl. Janker C., Multivariate Lieferantenbewertung (2004), S. 46 ff.

15 Vgl. Janker C., Multivariate Lieferantenbewertung (2004), S. 49 ff.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Strategisches Lieferantenmanagement. Aufbau, Ziele und lieferantentypspezifische Ausrichtung
Note
2,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V295825
ISBN (eBook)
9783656938439
ISBN (Buch)
9783656938446
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lieferantenstruktur, ABC-Analyse, Portfolioanalyse, Normstrategien
Arbeit zitieren
Martin Hagemann (Autor:in), 2014, Strategisches Lieferantenmanagement. Aufbau, Ziele und lieferantentypspezifische Ausrichtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295825

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