Mythologie und Gottesdienst bei den Germanen - Zwischen Ragnarök und Runenmagie


Seminararbeit, 2004

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung

B. Die germanische Mythologie
1.1 Die Entstehung und Aufteilung der Welt in der germanischen Mythologie
1.2 Die Asen
1.3 Die Wanen
1.4 Ragnarök

C. Priesterwesen und Gottesdienst bei den Germanen
2.1 Die germanischen Priester
2.2 Die germanischen Seherinnen
2.3 Die germanischen Hexen
2.4 Der Gottesdienst / Das Opfer
2.5 Das Losen / Das Runenorakel
2.6 Die Tempel und heiligen Stätten

D. Resumée

Literaturnachweis

A. Einleitung

„Ragnarök the final battle – the armies will fight the last time; Ragnarök the final battle – the walls of Asgard falling; Ragnarök the final battle – Surt kindless the nine earth to sank; Ragnarök the final battle – no good or evil will survive;“[1]

Dieser Refrain der deutschen Black Metal Formation Helengar thematisiert das in der germanischen Mythologie als Ragnarök oder Götterdämmerung bezeichnete Ende der Welt. Wie Helengar bedienen sich viele Bands aus dem Bereich Back Metal der germanischen oder nordischen Mythologie. Sie schreiben Lieder über Odin oder Loki und sind fasziniert von der Unterwelt oder der Götterdämmerung. Viele Metaller tragen neben Pentagrammen oder Drudenfüßen auch eine Replikie von alten Thors Hämmern aus der Wikingerzeit als Glücksbringer oder Schmuckstück. Sie bevorzugen Met aus Trinkhörnern, statt einem Bier aus der Flasche und manch engagierter Fan befasst sich sogar mit der Edda selbst oder mit themenverwandter Sekundarliteratur. Ist die germanische Mythologie also tot? Nein, sie lebt, zwar oftmals zum Hobby degradiert oder auch als Spleen, in der schwarzen Szene weiter. Doch wie sieht es mit der konkreten Götterverehrung aus oder mit den mysteriösen Runen? Auch sie leben weiter. In unserer hoch technisierten Zeit beginnen Menschen aller Altersklassen wieder die Magie und das Übersinnliche für sich zu entdecken. Es boomen Bücher in denen, mehr oder weniger historisch korrekt, die Technik des Runenorakels entschlüsselt wird und die Möglichkeiten der Runenmagie aufgezeigt werden.[2]

In dieser Arbeit möchte ich die komplizierte Mythenwelt der Germanen, soweit es mir möglich ist, entschlüsseln und die konkrete Götterverehrung des germanischen Volkes aufzeigen. Die Quellenlage zu diesem Thema ist leider sehr spärlich gesäht und ich kann mich somit nicht immer zweifelsfrei für die historische Richtigkeit meiner auf der Literatur basierenden Angaben verbürgen. Jedoch möchte ich ein klares Bild der germanischen Mythologie und Götterverehrung zeichnen und klären, in wie fern die alten Germanen ihre Mythologie gelebt haben.

B. Die germanische Mythologie

1.1 Die Entstehung und Aufteilung der Welt in der germanischen Mythologie

In der germanischen Mythologie gab es am Anfang der Welt einen riesigen Schlund namens Ginnungagap. Nördlich dieses Schlundes befand sich das eisige und kalte Nifelheim und südlich davon das brennende und heiße Muspellheim. Die Götter waren noch nicht geboren und aus Ginnungagap quollen Eismassen heraus, die sich als Gletscherformationen durch Niflheim hinunter in Richtung des feurigen Muspellheims

schoben. Als die heißen Winde auf die Eisgebilde prallten, lösten sich lebende Tropfen, die zusammen den ersten Reifriesen Ymir formten. Ymir schlief als ihm der Schweiß ausbrach und aus seiner Achselhöhle der erste Mann und die erste Frau wuchsen. Aus seinen Füßen wuchsen weitere Kinder und so entstanden aus Ymir die Riesen. Das Gletschergebilde sonderte jedoch weitere lebende Tropfen ab, aus denen die Urkuh Audhumla erwuchs. Der nunmehr erwachte Ymir saugte am Euter der Urkuh, während diese am Eis leckte um zu überleben. Audhumla ernährte sich jedoch nicht nur vom Eis, sie leckte auch innerhalb von drei Tagen den ersten Menschen Buri aus dem Eis frei.[3]

Buri wurde zum Urvater der Götter. Sein Sohn Bor zeugte mit seiner Gemahlin, der Reifriesin Bestla, die Götter Odin, Vili und Ve. Bors Schwiegervater, der Reifriese Bolthur übertrug bald seine Weisheit auf seinen Neffen Odin, was diesen bereits sehr früh für die spätere Führungsrolle in der Götterwelt prädestinierte.[4] Die Kräfte der jungen Götter wuchsen sehr schnell und sie töteten den Urriesen Ymir. Das Blut, das aus seinem Körper floss, überschwemmte die Welt und das gesamte Geschlecht der Riesen ertrank darin, bis auf Bergelmir und dessen Frau, die sich auf eine Mühle retten konnten und so überlebten. Diese Überlebenden zeugten das Geschlecht der Jöten. Die Götter hingegen warfen Ymirs Leiche in den Schlund Ginnungagap und formten daraus die Welt. Sein Blut wurde zum Anfang für das Meer und die Flüsse. Sein Fleisch wurde zu Erde, aus seinen Knochen und Zähnen bildeten sie Felsen und Gestein. Sie hoben Ymirs Schädel empor und machten daraus das Himmelsdach. An seinen vier Ecken stellten sie Zwerge als Wächter auf, wodurch die Zuordnung der Richtungen in Norden, Osten, Süden und Westen geschah. Das Gehirn des Riesen wurde zu Wolken und die aufsteigenden Funken aus Muspellheim benutzten die Götter um den Menschen auf der Erde Licht zu spenden. Sie legten die Bahnen der Himmelskörper so fest, dass Tag auf Nacht folgt, und dies Jahr um Jahr.[5]

Die Götter wiesen den Riesen ein Stück Land am äußersten Meeresstrand zu. In der Mitte der neu geschaffenen Erde jedoch heiligten sie ein Areal und friedeten es mit Ymirs Wimpern ein. Sie nannten es Midgard. Bei einem Strandspaziergang entdeckten Odin und seine Brüder zwei Holzstämme. Sie formten sie zu menschlichen Gestalten und hauchten ihnen Leben ein. Einer nach dem anderen gab ihnen Verstand, Beweglichkeit und die Sinne. Den Mann nannten sie Ask und seine Frau nannten sie Embla. Diese beiden zeugten die Geschlechter die Midgard bevölkern sollten. Im Zentrum Midgards umzäunten Odin, Vili und Ve ein Stück Land für sich selbst und nannten es Asgard. Es hatte weite, schöne Ebenen und in deren Mitte ragte die mächtige Weltesche Yggdrasil empor. Die Wurzeln Yggdrasils ragen zum einen nach Niflheim hinein. Am Fuße dieser Wurzel liegt die Quelle Zwergelmir. Andere Wurzeln erstrecken sich bis nach Jötunheim, wo sich der Brunnen der Klugheit und Weisheit des Gottes Mimir befindet. Die Wurzeln die in Asgard enden beherbergen den Brunnen der Norne Urd, an dem die Götter jeden Tag ihre Versammlung abhalten. Nidhögg ist der Name eines Drachen, der an den Wurzeln der Weltesche nagt.[6]

Asgard und Midgard sind durch die Regenbogenbrücke Bifröst verbunden, die in Flammen steht, damit kein böses Wesen nach Asgard gelangen kann. Fassen wir nun die neun Welten der germanischen Mythologie zusammen: Asgard ist der Wohnsitz der Götter, die dem Geschlecht der Asen angehören und bildet die höchste Ebene der Welt. Daneben existiert Midgard, der Wohnsitz der Menschen. Jötunheim ist das Land der Riesen und Wanaheim heißt das Land der Götter, die dem Geschlecht der Wanen angehören. Neben Menschen, Riesen und Göttern gibt es noch weitere Geschöpfe. Die Zwerge wohnen in Nidavellir. Alfheim beherbergt die Hellelfen und Svartalfheim die Dunkelelfen. Helheim ist der Sitz der Göttin Hel, die die unwürdigen Toten aufnimmt und im kalten, dunklen Niflheim nagt der Drache Nidhögg mit seinen unzähligen Schlangen an den Wurzeln Yggdrasils.[7]

1.2 Die Asen

Die Asen waren eines der insgesamt zwei Göttergeschlechter. Neben den jüngeren Asen gab es noch die älteren Wanen, auf die ich in einem späteren Kapitel meiner Arbeit eingehen werde. Zu den wichtigsten Asen die ich hier näher vorstellen werde zählten Odin, Balder, Bragi, Forseti, Heimdall, Hödr, Loki, Njörd, Thor, Frigg, Sif und Idun.[8]

Beginnen wir mit Odin. In manchen Gegenden wurde er auch als Wodan oder Wotan verehrt, doch der Gott hinter dem Namen war stets derselbe. Als Enkel des Urgottes Buri und ausgestattet mit der Weisheit seines Onkels, kam Odin bereits sehr früh die Führungsrolle unter den Asen zu. Er wurde besonders von Wikingern im 8. und 9. Jahrhundert verehrt, als diese ihre Feldzüge durch England und das Frankenreich unternahmen, denn Odin war der Gott des Krieges. Er scharte mit Hilfe der Walküren die im Krieg gefallenen Soldaten um sich und beherbergte sie in Walhalla, wo sie am Tage kämpften und sich am Abend in Gelagen erholen durften. Am Abend heilten auch die Wunden, die sie tagsüber erlitten hatten wieder auf wundersame Weise. Odin sammelte sie um für die alles vernichtende Schlacht Ragnarök ein starkes Heer an seiner Seite zu haben.[9] Odin wurde jedoch nicht nur für den Krieg verehrt, sondern auch als Gott des Heldentodes, der Raserei, der Weisheit und der Klugheit. Diese letzten beiden Attribute suchte er auch stets selbst zu mehren. So opferte er nach einer Sage ein Auge und warf es in den Brunnen der Weisheit des Gottes Mimir um von dessen Wissen zu profitieren. Auch wählte er einst den Freitod und hängte sich an der Weltesche Yggdrasil auf um weiser und klüger zu werden und wurde für diese Opferbereitschaft auf wundersame Weise wiedererweckt. Als die Wikinger im 9. Jahrhundert nach einer Schlacht ihre Gegner aufhängten, wurde dies als ein großes Opfer für Odin angesehen um sich für den errungenen Sieg erkenntlich zu zeigen.[10] Odin hatte einige Gefährten. Die wohl bekanntesten waren seine beiden Raben Huginn („Gedanke“) und Muninn („Erinnerung“). Sie flogen für ihn durch die neun Welten als Späher und unterrichteten ihn über die Geschehnisse. Seine Glücksbringer waren die Wölfe Geri und Freki. Ein ebenfalls sehr bekannter Gefährte Odins war sein treues achthufiges Streitross Sleipnir („der Gleitende“), das auf dem Wasser und in den Lüften galoppieren konnte. Zudem führte er noch einige magische Waffen mit sich, wie z.B. den unfehlbaren Speer Gungnir oder den Zauberring Draupnir.[11]

[...]


[1] http://www.deepbeyond.net./helengar/downtop.html.; vom 26.06.04.

[2] Blum, R.; Runen; Anleitung für den Gebrauch und die Interpretation der Gemeingermanischen Runenreihe; Los Angeles 1982; S.16-32.

[3] Groenbech, V.P.; Germanische Götter- und Geschlechtersagen; Jena 1930; S.15.

[4] Cotterell, A.; Enzyklopädie des Mythologie, Klassisch, Keltisch, Nordisch; Reichelsheim 2002; S.184f.

[5] Groenbech, V.P.; Germanische Götter- und Geschlechtersagen; Jena 1930; S.16.

[6] Groenbech, V.P.; Germanische Götter- und Geschlechtersagen; Jena 1930; S.17.

[7] Cotterell, A.; Enzyklopädie des Mythologie, Klassisch, Keltisch, Nordisch; Reichelsheim 2002; S.180f.

[8] Cotterell, A.; Enzyklopädie des Mythologie, Klassisch, Keltisch, Nordisch; Reichelsheim 2002; S.180.

[9] Albers, Dr. J.H.; Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage, ein Lehr- und Lesebuch; ? 1880; S.9f.

[10] Cotterell, A.; Enzyklopädie des Mythologie, Klassisch, Keltisch, Nordisch; Reichelsheim 2002; S.214f.

[11] Albers, Dr. J.H.; Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage, ein Lehr- und Lesebuch; ? 1880; S.7f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Mythologie und Gottesdienst bei den Germanen - Zwischen Ragnarök und Runenmagie
Hochschule
Universität Augsburg  (Lehrstuhl für Volkskunde)
Veranstaltung
PS: Ethnographie der Bevölkerung Mitteleuropas
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V29564
ISBN (eBook)
9783638310420
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mythologie, Gottesdienst, Germanen, Zwischen, Ragnarök, Runenmagie, Ethnographie, Bevölkerung, Mitteleuropas
Arbeit zitieren
Stephanie Guillen Niubo (Autor:in), 2004, Mythologie und Gottesdienst bei den Germanen - Zwischen Ragnarök und Runenmagie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29564

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