Selbstkonzept und Selbstvertrauen im Jugendalter


Hausarbeit, 2010

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Begriffsdefinitionen

3. Identitätsentwicklung
3.1. Identität nach Erikson
3.2. Identität als Kontinuität
3.3. Soziale und psychische Entwicklungen im Jugendalter
3.4. Selbstkonzept und adoleszente Entwicklung
3.5. Verifikation und Falsifikation von Selbstkonzepten
3.6. Festigung von Selbstkonzepten

4. „Selbstvertrauen im Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter“ - die Studie von Schrader und Helmke von
4.1. Die LOGIK- Studie
4.2. Ergebnisse der Studie
4.3. Analyse der Ergebnisse

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Symphonie unseres Lebens besteht aus den Motiven unserer Jugend.” Peter Sirius (1858-1913)

Mit diesen Worten beschreibt Peter Sirius, was Erik Homburger Erikson in seinem Stufenmodell zu Persönlichkeitsentwicklung über das Jugendalter postuliert. Die Jugend ist die Phase, in der die zukunftsrelevanten Neuerungen stattfinden und dementsprechende Entscheidungen getroffen werden.

Ziel dieser Epoche ist es, die veränderten und sich verändernden Eigenschaften der Person unter dem Begriff „Identität“ zu vereinen. Bedeutungsvoll ist in diesem Zusammenhang der Umgang mit selbstbezogenem Wissen.

Während dieses in der Kindheit aufgebaut und ausdifferenziert wird, geht es in der Adoleszenz um die Sicherung und Festigung der selbstbezogenen Informationen, die die Selbstkonzepte bilden.

Kein Lebensabschnitt in der individuellen Entwicklung der Menschen ist von solch tiefgreifenden Veränderungen auf physischer aber auch auf psychischer Ebene geprägt wie das Jugendalter.

Eine oftmals konfliktträchtige Auseinandersetzung mit der Umwelt scheint unumgänglich.

Das Jugendalter gilt als Phase typischen Unverständnisses zwischen den Generationen und Jugendliche äußern sich nach den Maßstäben Erwachsener häufig in Problemverhalten. Friedrich-Wilhelm Schrader und Andreas Helmke haben mit ihrer Studie „Selbstvertrauen im Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter“ aus dem Jahr 2003 die Frage aufgeworfen, inwiefern die als kritisch erlebten Auseinandersetzungen der Jugendlichen mit sich selbst, vor allem aber mit anderen Interaktionspartnern, sich im Selbstvertrauen der Jugendlichen niederschlagen.

Im vierten Kapitel meiner Hausarbeit werde ich dieser Frage nachgehen. Vorerst aber möchte ich im zweiten Abschnitt die Begrifflichkeiten erläutern und im dritten Abschnitt ausführlich den Zusammenhang von Identitätsentwicklung, Selbstkonzepten und Selbstvertrauen darstellen.

Für diesen Teil werde ich die Ergebnisse zweier weiterer Studien zu den Themen „Schulstörungen“ und „Immunisierung“ heranziehen.

2. Begriffsdefinitionen

Das Selbst als psychologische Instanz kann in diesem Kontext in drei Teile untergliedert werden, eine kognitive, eine affektive und eine verhaltensbezogene Komponente.

Die kognitive Komponente ist das Selbstkonzept oder Selbstbild. In der Literatur wird das Selbstkonzept übereinstimmend als die Gesamtheit der wahrgenommenen Aspekte, die äußerlichen wie auch innerlichen Merkmale der eigenen Person, beschrieben und somit ist es in anderen Worten eine „laienhafte und vorwissenschaftliche“ (Neubauer 1976, S.39), „subjektive 'Theorie' über die eigene Person“ (a.a.O., S.40) „Dazu gehört insbesondere das Wissen über die eigenen geistigen Fähigkeiten, das körperliche Erscheinungsbild, die sozialen Kompetenzen und sozialen Beziehungen.“ (Schrader & Helmke 2003, S. 143)

Generell kann zwischen dem globalen, alle Aspekte umfassenden Selbstkonzept und bereichsspezifischen Selbstkonzepten, beispielsweise dem Selbstkonzept der sozialen Integration oder der schulischen Leistung unterschieden werden (vgl. Trautwein & Köller & Baumert 2004). Evaluative Bewertungen diverser wahrgenommener Eigenschaften der eigenen Person oder die Bewertung der Person als Ganzes werden als Selbstwertgefühl, die affektive Komponente des Selbst, bezeichnet. Die Art und Weise, wie die entsprechenden Bewertungen erfolgen, bedingen ein positives oder negatives Selbstwertgefühl. Wie auch beim Selbstkonzept kann man ein auf bestimmte Aspekte der Person bezogenes von einem die gesamte Person umfassenden globalen Selbstwertgefühl unterscheiden.

„Selbstwirksamkeit repräsentiert die verhaltensbezogene Komponente des Selbst und kann als ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Handlungsmöglichkeiten verstanden werden“ Schrader & Helmke 2003, S. 143).

Selbstvertrauen definiert sich nach Schrader und Helmke (2003) durch ein positives Selbstwertgefühl, hohe Selbstwirksamkeit und ein hohes Maß an Optimismus.

3. Identitätsentwicklung 3.1. Identität nach Erikson

Im epigenetischen Entwicklungsmodell von Erik Homburger Erikson kommen jedem Lebensabschnitt charakteristische Entwicklungsaufgaben zu. Jeder dieser Abschnitte zeichnet sich durch die Bewältigung einer Krise aus, deren Überwindung einen Zugewinn an Kompetenzen mit sich bringt, ein Scheitern daran birgt jedoch enorme Risiken für die psychosoziale Entwicklung.

Im Jugendalter steht die Ausbildung einer stabilen Identität im Mittelpunkt, dieser Entwicklungsaufgabe steht die Gefahr einer „Identitätsdiffusion“ gegenüber (vgl. Erikson 1973). In einem solchen Fall werden beispielsweise vorgefertigte Identitätsentwürfe unhinterfragt übernommen, das Individuum neigt dazu, sich Gruppen anzuschließen, die eine kollektive Identität bilden. Andererseits besteht die Möglichkeit der Annahme einer so genannten „Negativ­Identität“, die sich durch sozial unerwünschte Attribute auszeichnet.

Ungleich anderen Entwicklungstheorien betont Erikson in seinem Entwicklungsmodell den Einfluss von Kultur und Gesellschaft auf die menschliche Entwicklung. Die Identitätsausbildung kann in diesem Modell als das Finden der Schnittmenge von persönlicher Autonomie und gesellschaftlichen Rollenerwartungen angesehen werden.

3.2. Identität als Kontinuität

Erikson beschreibt das Bewusstsein einer solchen Identität als das Vermögen, durch die nach außen hin gelebte Konsistenz der Persönlichkeitsmerkmale zu einer inneren Konsistenz zu gelangen (vgl. Neubauer 1976, S. 103). Bedeutend ist für ihn die Reziprozität, die Kongruenz von eigenem Handeln mit den vom sozialen Umfeld entgegengebrachten Erwartungen (vgl. Fuhrer & Trautner 2005, S. 344).

Filipp und Mayer betonen zudem, dass sich dieses invariante Selbsterleben einerseits situativ und auf die Einnahme verschiedener Rollen bezieht, andererseits aber auch „aktuelle, vergangene und künftige Selbste in einer temporalen Kohärenz verknüpft werden“ (Filipp & Mayer 2005, S. 293).

Eine solche Form der Organisation selbstbezogenen Wissens ist erstmals im mittleren Jugendalter möglich

3.3. Soziale und psychische Entwicklungen im Jugendalter

Das Jugendalter als „psychosoziales Moratorium“ (vgl. Erikson 1973) bietet den Jugendlichen Freiräume um mit verschiedenen Identitätsentwürfen zu experimentieren um schließlich einen Platz in der Gesellschaft zu finden. „Provisorische Identitäten“ bieten den Jugendlichen in dieser Orientierungsphase einen Ausgangspunkt, die eigentliche Identität verfestigt sich erst im späten Jugendalter endgültig (vgl. Pinquart 2000, S. 80).

Die schrittweise Loslösung aus dem System der Familie, die Umorientierung zu neuen Bezugspersonen, die Entdeckung neuer sozialer Rollen, die Eingliederung in die Arbeitswelt, das Infragestellen alter Strukturen, die Auseinandersetzung mit dem eigenen und dem anderem Geschlecht sind potentiell krisenbehaftete Ereignisse.

Für die Jugendlichen ist es eine Herausforderung, die immensen körperlichen Veränderungen in ihr Selbstbild zu integrieren, zumal diese auch bei Interaktionspartnern keine konsistente Resonanz bewirken. Des weiteren erfolgen auch Veränderungen auf der psychischen Ebene, das selbstbezogene Wissen wird ausdifferenzierter und kritischer.

Erstmals kann im Jugendalter ein formal-operatorisches Denken stattfinden, das es ermöglicht „selbstbezogene Informationen in formale Kategorien zu integrieren und systematisch über hypothetische sowie zukünftige Ereignisse nachzudenken“ (vgl. a.a.O., S. 75).

So erfordert beispielsweise die Entscheidung der Berufswahl spezielles Wissen über die eigene Person, Wissen, das sich auf spezielle Stärken und auch Schwächen der eigenen Person bezieht.

Das soziale Umfeld der Gleichaltrigen, die „Peers“, werden zu einer wichtigen Instanz für die Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen, zumal diese sich zum gleichen Zeitpunkt in ähnlichen, oftmals labilen Situationen befinden und einerseits Orientierung, andererseits auch Freiräume zur Rollenexploration bieten können, vor allem aber der Referenzpunkt für Selbstbewertungen sind. Delinquenz kann in diesem Kontext auch als jugendliches Phänomen angesehen werden, da delinquentes oder von Normen der Gesellschaft abweichendes Verhalten oftmals als Quelle von Anerkennung genutzt wird ( siehe auch Abschnitt 3.4.).

Ein erfolgreiches Überleben der Krisen trägt zur Identitätsbildung bei. Ein Versagen an der Aufgabe des Jugendalters führt zur „Identitätsdiffusion“ welche wiederum ein niedriges Selbstvertrauen bedingt. Selbstvertrauen und das Überleben von Krisen stehen in Wechselwirkung zueinander. Ein positives Selbstvertrauen trägt zum Bestehen bei, und es wird wiederum durch die Bewältigung der Krise gestärkt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Selbstkonzept und Selbstvertrauen im Jugendalter
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Psychologie)
Veranstaltung
Selbstkonzept und Schulleistung aus psychologischer Sicht
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V295465
ISBN (eBook)
9783656933717
ISBN (Buch)
9783656933724
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstkonzept, Selbstvertrauen, Jugend, Kindheit, Pädagogische Psychologie, Pädagogik, Erikson, Schulleistung, Psychologie
Arbeit zitieren
Robert Kolb (Autor:in), 2010, Selbstkonzept und Selbstvertrauen im Jugendalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295465

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